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Full text of "Zeitschrift des Österreichischen Vereines für Bibliothekswesen"

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^arbarU College librars 


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F ROM THB BRAUEST OF 


EDWIN CONANT 

(CUlS Ol 1839 ) 

OF WORCESTER, MASS. 

A fund estabfuhed in 1892, the income thereofto b# 
applied to th© ben©fi* and increase of 
the College Library. 


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ZEITSCHRIFT 

DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 

BIBLIOTHEKSWESEN 


NEUE FOLGE DER „MITTEILUNGEN“ DES VEREINES 

II. JAHRG. (GANZER REIHE XV.) 1911 


REDIGIERT VON 

D5: FRIEDRICH ARNOLD MAYER 

OBERBIBLIOTHEKAR DER K. K. UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK IN WIEN 



WIEN UND LEIPZIG 

WILHELM BRAUMÜLLER 

K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER 

1912 


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Alle Rechte Vorbehalten. 

O.-ö. Buchdruckerei- und V'erlagHgeHelUcbaft, Linz. 



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Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Kurze Übersicht über die rumänische Bibliologie. Von Dr. theol. et 
phil. N. Cotlarciuc, Bibliothekar d. k. k. Universitätsbiblio¬ 
thek in Czernowitz. 1 

Aus der Bibliothek des Conrad Celtes’. Von J. Fritz in Wien 4 
Aus österreichischen Handschriftenkatalogen. I. Von Professor 
Dr. Rudolf Wolkan, Oberbibliothekar der k. k.Universitäts¬ 
bibliothek in Wien.69 

Zur Geschichte der Wiener Hofbibliothek. Von Regierungsrat 
Ferdinand Menöik in Wien.137, 185 


Eine Rundfrage IV, V.5, 73, 143 

P/of. Dr. Karl Bader, Bibliothekar, Darmstadt, Hofbiblio- 
thek — Dr. Otto Glauning, München, Kgl. Hof- u. Staats¬ 
bibliothek — Dr. Heinrich Reinhold, Bibliothekar, Hallea.S., 
Universitätsbibliothek — Dr. Hans Füchsel, Bibliothekar, 
Göttingen, Universitätsbibliothek. 


Standesfragen.201 

Titelfrage. .182 


österreichische u. Ungarische Rundschau .... 8, 78, 143, 191 

Die Bibliotheken, Verwaltungsberichte 1909—1910. S. 8, 

143 — Die Bibliotheken im österreichischen Staatsvoranschlag 
für 1912. Von H—n. S. 153 — Die Inventarisierung der 
Wiegendrucke in der Steiermark. Von Dr. Hans Schleimer, 
Praktikant der k. k. Universitätsbibliothek in Graz. S. 197 — 

Aus Deutschösterreich von Moriz Grolig, Bibliothekar des 
k. k. Patent-Amtes in Wien. S. 144 — Viennensia. I. Von 
Spectator. S. 191 — Eine Zeitungsbibliothek in Wien. 

Von Prof. Dr. RudolfWolkan, Oberbibliothekar der k. k. Uni¬ 
versitätsbibliothek in Wien. S. 182 — Erwiderung dazu 

S. 237 — Grazer Brief. Von Dr. Paul Micori, Praktikant 
der k. k. Universitätsbibliothek in Graz. S. 194 — Von der 
k. k. Studienbibliothek in Linz. Von Prof. Dr. Konrad 
Schiffmann in Linz. S. 148 — Prager Brief. Von Dr. Josef 
Volf, Skriptor an der Bibliothek des Museums des Königreichs 
Böhmen in Prag. S. 14, 150 — Die Neubaufrage an der Uni¬ 
versitätsbibliothek in Prag. Von Hofrat Dr. Richard Kukula, 
Direktor der k. k. Öffentlichen u. Universitätsbibliothek in Prag. 

S. *199 — Aus Trient. S. 201. 


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IV 


Seite 

Deutsches Reich . 26, 79, 154, 202 

Zwölfte Versammlung Deutscher Bibliothekare. Von Professor 
Dr. Richard Fick, Oberbibliothekar an der Königl. Bibliothek 
in Berlin. S. 79 (Ankündigung S. 68) — Bibliothekartag in München 
1912 Ankündigung, österr. Komitee S. 184, 238 — Beschlüsse der 
Lederkommission des Vereines Deutscher Bibliothekare. S. 89 — 
Berliner Brief. Von Dr. Heinrich Hoeffler, Bibliothekar 
an der Königl. Bibliothek in Berlin. S. 26, 154. Von Doktor 
Richard Fick, Oberbibliothekar a. d. Königl. Bibliothek in 
Berlin. S. 202 — Münchner Brief. Von Dr. Otto Glauning, 
Bibliothekar an der Königl. Hof- und Staatsbibliothek in München. 

S. 30, 158, 208. 

Rundschau der Fremde. 37, 91, 172, 213 

Englischer Brief. Von L. C. Wharton, Assistant am British 
Museum in London. S. 37, 172 — Französischer Brief. Von 
Dr. V i c tor C h ap ot, Paris, Bibliothcque St. Genevifcve. S. 91, 

213 — Die Schweizerischen Bibliotheken im Jahre 1910. Von 
Dr. Hans Barth, Bibliothekar der Stadtbibliothek in Zürich. 

S. 165 — Italienischer Brief. Von Orazio Viola, ap der 
Marucelliana in Florenz. S. 43, 175 — Niederländisches Biblio¬ 
thekswesen. Von C. H. Ebbinge Wubben, Haag, Königl. 
Bibliothek. S. 95 — Dänisches Bibliothekswesen. Von Viktor 
Madscn, Bibliothekar an der Königl. Bibliothek in Kopen¬ 
hagen. S. 47 — Schwedisches Bibliothekswesen 1906—1910. 

Von H. E. Lagerqvist, Bibliothekar an der Königl. Biblio¬ 
thek in Stockholm. S. 217 — St. Petersburger Brief. Von 
Eduard Alexandrowitsch Wolter, Bibliothekar der 
Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. S. 177 — 

Die amerikanischen Bibliotheken, Januar—Juni 1911. Von 
William Warner Bishop, Superintendent of the Reading 
Room, Library of Congreß, Washington. S. 222. 

Volkßbibliothekeu . 107, 226 

Die populären Bibliotheken des Deutschen Sprachgebietes. 

Von Dr. Karl Poelchau Berlin-Charlottenburg. Literatur¬ 
übersicht 1910/11: S. 107, Literaturübersicht 1911: S. 226 — 

Die Volksbibliotheken der Kanadischen Provinz Ontario. Von 
Dr. Michael Hainisch in Wien. S. 113. 

Antiquariatskataloge und Biicherauktionen im Jahre 1911. Von 
Moriz Grolig, Bibliothekar des k. k. Patent-Amtes in Wien 230 

Besprechungen.51, 116, 232 

Bücher, K.: Universitätsbibliothek und Institutsbibliothek. (F. Eichler) . .116 

Bürger, R.: Friedr. Adolf Ebcrt. (F. Eichler) ..235 

Bulletin mensuel des rdeentes publications fran^aises. 1909. (F. Eichler) 54 


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V 


Seite 


Collijn, I.: Katalog öfver Linköpings stifts-och läroverksbiblioteks in- 

kunabler. (A. Hübl).66 

Dietrich, F.: Katalog von Verlags- und Preisänderungen im Buchhandel. 

(M. Grolig).•.61 

Gottlieb, T.: Bucheinbände der k. k. Hofbibliothek. (O. Glauning) . . . 117 
Gottlieb, T.: Die Weißenburger Handschriften in Wolfenbüttel. (—r) . . 59 
Günther, O.: Die Wiegendrucke der Leipziger Sammlungen. (A. Hübl), 55 

Katalog der Handbibliotheken des Katalogzimmers und des Lesesaales 
der k. k. Universitätsbibliothek in Wien. 2. Ausgabe. 1. Nachtrag. 

(Ch. Ruepprecht).51 

Mitteilungen des statistischen Landesamtes des Königreiches Böhmen. 

XIV, 1. (R. Wolkan) . . 52 

Simäk, J. V.: Die Handschriften der Graf Nostitz’schen Majoratsbibliothek 

in Prag. (J. Volf) .232 

Schlossar, A.: Die historisch-geographische Literatur der Steiermark. 

(Selbstanzeige).127 

Starke, H.: Wie ich den Buchhandel erlernte. (F. Schilller).59 

Universitati Lipsicnsi . . . gratulantur universitatis Upsaliensis rector 

et senatus. (T. Gottlieb).57 

Verwaltungsbericht der k. k. Universitätsbibliothek in Wien. 3. Bericht. 

(Ch. Ruepprecht).51 

Verzeichnis, Alphabetisches, der laufenden Zeitschriften, welche von der 
k. Hof- und Staatsbibliothek München . . . gehalten werden. (Th. R. 
von Grienberger).123 

Vereinanachrichten. 61, 130, 180, 182 

Versammlungen und Sitzungen. S. 61, 130. Ordentliche 
Hauptversammlung. S. 131. 


Amtliches.. 64, 133 

Personalnachrichten . 65, 134, 180, 236 

Nekrologe: 

Anton Hittmair. Von Reg.-Rat Dr. Isidor Himmelbaur, 
Direktor der k. k. Universitätsbibliothek in Wien. S. 134 — 
Johann Mayrhofer. Von Dr. E. F. S. 180. 


Kleine Notizen . 66,136 

Erklärung von M. Grolig.68 


Als Beilage: österreichische und ungarische Bibliographie des 
Bibliothekswesens 1910—1911. I —III. Mit Begister. 


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ZEITSCHRIFT 

DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 

BIBLIOTHEKSWESEN 


REDIGIERT VON 

D5, FRIEDRICH ARNOLD MAYER 

KUSTOS DER K. K. UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK IN WIEN 

NEUE FOLGE DER „MITTEILUNGEN- DES VEREINES 

II..JAHRG. (GANZER REIHE XV.) 

HEFT 1 


INHALT: 


N. Cotlarciuc, Kurze Übersicht über die rumänische Bibliologie S. 1 — 
J. Fritz, Aus der Bibliothek Conrad Celtes’ S. 4 — Eine Rundfrage IV S. 5 — 
österreichische Rundschau: Die Bibliotheken 1909/10 S. 8. Prager Brief von 
J. Volf S. 14 — Deutsches Reich: Berliner Brief von H. Hoeffler S. 26. 
Münchner Brief von O. Glauning S. 30 (Berichtigung S. 36) — Rundschau 
der Fremde: Englischer Brief von L. C. Wharton S. 37. Italienischer Brief 
von O. Viola S. 43. Dänisches Bibliothekswesen von V. Madsen S. 47 —- 
Besprechungen S. 51 — Vereinsnachrichten: Versammlungen S. 6f. Ausschu߬ 
sitzungen S. 62 — Amtliches S. 64 — Personalnachrichten S. 65 — Kleine 

Notizen S. 66 _ Versammlung Deutscher Bibliothekare S. 68 — Erklärung 

von M. Grolig S. 68. 




WIEN UND LEIPZIG 

WILHELM BRAUMÜLLER 

K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER 

1911 


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DIE GEEHRTEN MITARBEITER 


erhalten unberechnet 10 Sonderabdrücke der in größerer Schrift ab¬ 
gedruckten Beiträge; eine größere Anzahl wird zum Selbstkosten¬ 
preis geliefert. Von den Beiträgen in kleinerer Schrift stellt der 
Verlag auf Wunsch entweder das Heft oder auch Sonderabdrücke 
gegen Berechnung der Kosten zur Verfügung. Alle auf Sonder¬ 
abdrücke gehenden Wünsche mögen am Kopfe des Manuskriptes an¬ 
gegeben werden. Das Honorar beträgt 3 K für die Druckseite in 
größerer, 2 K für eine solche in kleinerer Schrift. Die Abrechnung 
findet unmittelbar nach Erscheinen jedes Heftes statt, für Beträge 
unter 5 K nach Abschluß des Jahrganges. 

Zuschriften, Rezensionsexemplare, Sendungen aller Art sind an 
die Privatadresse des Redakteurs zu richten: Dr. Friedrich 
Arnold Mayer, Wien XIX/ 8 , Springsiedelgasse 34. Im allgemeinen 
gelangen nur solche Werke zur Besprechung, die der Redaktion 
selbst Vorgelegen haben. 

Die geehrten Mitarbeiter sind dringend gebeten, die Blätter ihrer 
Manuskripte einseitig zu beschreiben, halbbrüchig oder mindestens 
mit breitem Rand. Autorkorrekturen werden den Autoren berechnet. 

Namen- und Sachregister zum 1. Jahrgang liegt diesem Hefte 
bei. Die nächste Nummer erscheint Ende Juli 1911. Redaktions¬ 
schluß 15. Juni. 


Der Abonnementspreis der „Zeitschr. f. Bibliothekswesen“ be¬ 
trägt pro Jahrgang (4 Hefte) 7 K 20 h — 6 M. Bestellungen 
übernimmt jede Buchhandlung. 

Alle Rechte Vorbehalten. 

Oberfeterr. Buchdruckerei- und Verlaga-Geaeliachaft, Lins. 


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DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 


BIBLIOTHEKSWESEN 

N. F. DER „MITTEILUNGEN» DES VEREINES. 


II. JAHRG. (GANZER REIHE XV.) HEFT I 


APRIL 1911 


KURZE ÜBERSICHT ÜBER DIE RUMÄNISCHE BIBLIOLOG1E. 

Von Dr. theol. et phil. N. Cotlarciuc in Czernowitz. 

Die rumänische Literatur kann in Bezug auf systematische 
Arbeiten auf dem Gebiete der Bibliographie noch als arm bezeich¬ 
net werden. Auch heute ist man auf unbedeutende, kurze Zeit¬ 
perioden oder kleine Wissenschaftsgebiete umfassende Arbeiten an¬ 
gewiesen. Meistenteils sind auch diese unvollständig und nicht sach¬ 
gemäß ausgeführt. 

Derartige Bibliographien sind: Bibliographien. 

I. Annale bibliografice romäne. Repertoriu chronologicü sau 
catalogü generalü de cär^ile romäne. Imprimate de la adoptarea im- 
primeriei diumetate seclu XVI $i pänä astadi, 1550—1865 esclusiv. 

Prece8sü de doaue serii, una de date istorice relativa la Biblio- 
graphiä in genere: Inven^iuni, decisiuni, scriitori etc. §i alta relativä 
la Imprimeriä, §i in parte la imprimeriele noastre romänesci. Adunate 
de mai mult timpü §i redigiate astfeliü de Dimitrie Jarcu. 

Bucuresci, Imprimeriä Statului, 1865. 

Jarcu führt in dieser Bibliographie die Werke chronologisch an. 

Innerhalb eines jeden Jahres werden die Werke wie folgt eingereiht: 

1. Originalarbeiten; 2. Übersetzungen; 3. Neuausgaben; 4. Miscella- 
nea; 5. Kalender, Almanache; 6. Zeitschriften; 7. Musikalien; 

8. Litho- und kalligraphische Werke, Karten, Tafeln udgl.; 9. Lehr¬ 
bücher für Rumänen in fremden Sprachen; 10. Arbeiten über die 
Rumänen in fremden Sprachen. Die einzelnen Arbeiten werden folgen¬ 
dermaßen beschrieben: 1. Titel, 2. Format, 3. Seitenzahl, 4. Auflage, 

5. Verfasser, 6. Übersetzer, 7. eventuell Herausgeber, 8. Druckort, 

9. Druckerei, 10. Preis. 

II. Im Jahre 1873 verbesserte Jarcu seine Bibliographie und 
veröffentlichte dieselbe in 2. Auflage unter dem Titel: Bibliografia 
chronologicä romänä sau catalogü generalü de cär^ile romäne im- 
primate de la adoptarea imprimeriri Piumetate secolü XVI §i pänä 
asta-di 1550—1873. Ed. II. Precessü de doaue serii [ut supra ed. I]. 

Adunate in timpü aproape 30 ani §i redigiate pe alfabetü titlurile 
cär^ilor fie carei serii ale unui anü de Dimitrie Jarcu. Bucuresci, 
Imprimeriä Statului, 1873. 


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2 


Cotlarciuc 


In System und Methode wurde in dieser Auflage nichts ge- 
ändert. Einige in der ersten Auflage fehlende Werke wurden er¬ 
gänzt und vom Jahre 1865 an die literarischen Produkte der Rumänen 
nach denselben Grundsätzen aufgezählt. 

III. Seit dem Jahre 1873, dem Erscheinungsjahre der zweiten 
Auflage der Bibliographie Jarcu’s, können die Arbeiten des 

I. George Popescu als Behelf dienen. Dieser veröffent¬ 
lichte 1874: 

1. Trei ani din literatura romänä. [Drei Jahre rumänischer 
Literatur.] 1874—1876. Bucuresci 1877. 

2. Als Ergänzung und Vervollständigung von 1: Siese ani 
din literatura romänä. [Sechs Jahre rumänischer Literatur.] Cata- 
logü generalü de cärtile romäne publicate in Tiera $i Sträinätate 
de la 1 Ianuariu 1874 panä la ultima Iulie 1879 adunatu §i asiediatu 
in ordine alfabeticä de George Popescu. Bucuresci, Typographia 
Al. A. Grecescu, 1879. 

Wie schon der Titel verrät, werden hier die Bücher nicht 
chronologisch wie bei Jarcu sondern alphabetisch aus der ganzen 
Periode, d. h. vom Jahre 1874 bis Ende Juli 1879, angeführt. 

IV. Als ein bibliographischer Behelf für die Zeit nach 1879 
schließt sich an: Bibliografia romänä, buletin mensual al libräriei 
generale din Romänia §i al libräriei romäne din sträinätate. Editat 
de librarul Alexandru Degenmann. Bucuresci 1879—1889. 

Diese Bibliographie zeigt allmonatlich die neu erschienenen 
Werke in alphabetischer Reihenfolge an und als Ergänzung werden 
auch Bücher aus früheren Jahren verzeichnet. Sie wurde später 
von der Buchhandlung Socec in Bukarest fortgesetzt, nahm aber 
mit der Zeit den Charakter eines Katalogs der Socec’schen Buch¬ 
handlung an. 

V. Eine bloß die rumänischen Periodica verzeichnende Arbeit 
ist: Bibliografia publicatiunilor periodice romäne$ti de la 1817 — 
1887 de Alexandru Pop. Bucure§ti 1888. 

VI. Sonst findet man in den rumänischen Literaturgeschichten 
auch auf die Bibliographie bezügliche Ausführungen. Es sei hier 
an die bedeutendsten derartigen Werke verwiesen : 

1. Ioan G. Sbiera, Mi§cäri culturale §i literare la Romänii 
din stänga Dunärii [Kultur- und Literaturbewegung bei den Rumänen] 
in restimpul de la 1504—1714. Cernäu$. 1897. Daselbst werden 
die rumänischen Bücher aus dem bezeichneten Zeiträume angeführt 
und besprochen. 

2. Ähnliches Material findet man bei 

Jorga Nicolae, Istoria literaturei religioase a Romänilor 
pänä la anul 1688. [Religiöse Literatur der Rumänen bis 1688]» 
Bucure^ti 1904, und 

3. Jorga Nicolae, Istoria literaturei romäne in secolul XVIII. 
Tom. I—II. Bucuregti 1901. 


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Übersicht über die rumänische Bibliologie 


3 


4. Die neueren literarischen Produkte werden angeführt bei 

Hodo§, Elemente de istoria literaturei romäne, Caransebeg 
1902, und 

5. HaneLiteratura romänä modernä. Bucure§ti 1904, neue 
Auflage 1910. 

VII. Nur auf einzelne von Rumänen bewohnte Gebiete beziehen 
sich folgende Arbeiten: 

1. Autorii romäni bucovineni. Repertoriu de Leonida Bod- 
narescu, Cernäut. 1903, 8°, Edi^ia autorului. Soc. tipogr. bucovi- 
neanä. 91 S. Der Verfasser führt nach Wissenschaftsklassen und 
in den einzelnen Wissenschaftsklassen alphabetisch alle Veröffent¬ 
lichungen der Bukowiner Rumänen an. 

2. Istoricul literaturei Romänilor din Bucovina (1775—1906) 
de Dr. Nico. Cotlarciuc, Cernäu^. 1906. Es ist eine im Aufträge 
des rumänischen National-Ausstellungs-Komitees anläßlich der kgl. 
rumänischen Jubiläumsausstellung im Jahre 1906 verfaßte Skizze 
aller geistigen Tätigkeit der Rumänen in der Bukowina unter der 
Habsburgischen Regierung, d. i. 1775—1906. 

VIII. Eine Arbeit, die auf Vollständigkeit Anspruch erheben 
kann, ist die im Erscheinen begriffene Bibliografia Romäneascä de 
Ioan Bianu $i Nerva Hodo?. Im Aufträge und im Verlage 
der Rumänischen Akademie der Wissenschaften in Bukarest. 

1903 ff., in 4°. 

Diese Bibliographie will verzeichnen und beschreiben: 1. die 
alten Bücher, d. i. die vom Jahre 1507—1830; 2. die Bücher von 
1831—1880, und 3. fremde, die Rumänen betreffende Werke. 

Der I. Band ist im Jahre 1903 erschienen und enthält alle 
literarischen Arbeiten der Rumänen vom Jahre 1508—1716, der 
II. Band ist 1910 in Bukarest herausgegeben und behandelt auf 
570 S. die Zeitperiode von 1716—1808. ln diesen Bänden wird ein 
vollständiger Bericht über alles gegeben, was auf rumänischem Boden 
oder auch in fremden Ländern von Rumänen bis 1808 gedruckt 
wurde. Dieses fachmännisch bearbeitete Werk ist sowohl für die 
rumänische Literatur als auch für die Bibliographie von besonderem 
Werte, da die Verfasser, außer der vollständigen Titelkopie noch Muster 
vom Originaldruck bringen, Faksimile-Titelblätter, Bilder usw. Mit 
Sehnsucht wird die Fortsetzung dieses Werkes vom Bibliologen 
erwartet, da gerade für die Zeit nach 1808 bis zur Gegenwart der 
Mangel einer Bibliographie sehr fühlbar ist- 

IX. Eine periodische Bibliographie oder eine bibliographische Zeitschriften. 
Literaturzeitung erscheint gegenwärtig nicht. Ersatz bieten — aber 

nur zum Teil — die Fachblätter, welche Neuerscheinungen teils 
verzeichnen, teils besprechen. 

Die ältesten rumänischen Zeitungen brachten unter den Neuig¬ 
keiten auch Bücheranzeigen. Theodor Codrescu behandelte diesen 
Stoff sogar mit Sachkenntnis. In der Zeitschrift „Buciumul Roman“, 

l* 


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Fritz — Aus der Bibliothek Conrad Celtes' 


1875—1877, zeigte er am Schlüsse eines jeden Heftes nicht nur 
neue, sondern auch ältere Büchertitel an. Codrescu meinte so die 
Bibliographie Jarcu’s zu ergänzen. 

Diesem Beispiele folgten auch die übrigen Journalisten. Gegen¬ 
wärtig bringen auch nahezu alle Blätter, insbesondere aber die 
Fachzeitschriften bibliographische Notizen. Zur Zeit sind die be¬ 
deutendsten : 

1. Convorbiri literare- Ed. Mehedin^i. Bukarest. 2. Via^a Ro- 
mäneaseä. Jassy. 3. Archiva- Organul societapi stinpfice • • • Jassy. 

4. Junimea literarä, ed. Nistor §i Tofan. Czernowitz. Tip. bucov. 

5. Transilvania. Organul Asocia^iei pentru literaturä. Hermannstadt. 

: — T* - a 

AUS DER BIBLIOTHEK CONRAD CELTES’. 

Von Josef Fritz in Wien. 

Das Exemplar des Wiegendruckes: Cosmographia dans manu- 
ductionem in Tabulas Ptolomei .... s. 1. a. e. typ. n. 1 ) H. C. 
*5778. P. 7691. Wiener Univ. Bibi. I 138054 bietet in doppelter Hin¬ 
sicht Bemerkenswertes. 

Es stammt aus der Bibliothek des Conrad Celtes, 2 ) vergl. 
Fol. l r ein Vermerk: „Con Celti Pro poete sum . . in der Mitte 
ein Schild, darin: ‘*H*’ 3 ), unten: naQtaxa) 0QovTjavg. (Celtes’ Kenntnis 
des Griechischen war gering, dennoch prunkt er als echter Humanist 
mit dieser bei jeder Gelegenheit.) Fol. 7 r , 13 ein Marginale: „quod 
paralelli /einiges weggeschnitten] faciunt”, die Worte: „quae edocent 
excessus . . . correspondentia” aind unterstrichen, 7 r , 10 eine Hand mit 
ausgestrecktem Zeigefinger (bekanntes Zeichen für NB.), alles mit Tinte 
von der Hand Celtes’ eingetragen, wie das der Vergleich mit den 

*) Die Schrift ist nach 1496 in Basel erschienen, vergl. Cosmographia 
Fol. 4 r - Der Verfasser ist Laurentius Corvinus; Herausgeber dessen Schüler 
Heinrich Bebel. Dieser lernte Corvinus während seiner Studien in Krakau 
kennen, 1491/2 und 1495 (?), vergl. Bebels Schwänke, hg. von Wesselski I, S. V. 
Anm. 4. ln der Zwischenzeit war er das erstemal in Basel 1494, später 1496. 
Damals auch besorgte er den Druck dieser Schrift. [Exempl. in: Brit. Mus., 01- 
mütz St. B., Prag U. B., Dresden Kgl. B„ Leipzig, 2 Exempl.] Sie ist nicht bei 
Michael Furter gedruckt, wie Panzer: Ann. typ. I, 200 annimmt, sondern bei 
Nikolaus Kesler erschienen. Näheres über die Schrift selbst in: Heinrich Bebel .. . 
vom Geheimrat Zapf, Augsburg, 1802, 91—6. • 

*) Seine lange und mit großer Mühe gesammelte Bibliothek vermachte 
Celtes dem Collegium maius in Wien, jetzt manches in der Hof-Bibl. Eine Unter¬ 
suchung dieser, wie das für die Renaissance-Bibliotheken des Hartm&nn Schedel, 
Beatus Rhenanus etc. geschehen ist, bereite ich vor. 

Angaben über seine Sammlungen hat Celtes selbst gemacht, vergl. Amorum 
über III. (Vindob. 1500. Fol. 48.) Elegia VII. Ein Teil seiner in Polen ge¬ 
sammelten Hss. war während der Rückreise zwischen Breslau und Nürnberg ver¬ 
loren gegangen, darüber Cod. epist C. Celti, Wiener Hof-Bibl., 3448. Fol. 143. 

•) Dasselbe Dichterwappen ist durch die Holzschnitte Hans Burgkmairs 
und den in C. Celtis Protucij libr. Odarum. Argentor. Schürer. MDXIII. Fol. 14. 
wiedergegeben. 


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Eine Rundfrage — Bader, Darmstadt 


Korrekturen im Cod. epist. 3448 ergeben hat. Sonstige Herkunfts¬ 
vermerke: l r zu beiden Seiten des Schildes: „Domus Probationis 
S. J. Viennae catalogo inscriptus 1698”, und mit Blei: „7—1”, 
modern. 

Dem Exemplar sind am Schlüsse 2 Blätter I7x20‘2 cm, die 
eine Ode Bebels an Veit Fürst enthalten, beigebunden. Uber Veit 
Fürst vergl. Zapf. 15. 33. 36 und Sanuto: Diarii in den Jahren 1510 
ff. passim. 4 ) Beide Bll. beschädigt, waren vielleicht selbständig ge¬ 
wesen (Spuren früherer Faltung), beim Einbinden im 18. Jh. wurden 
sie oben und unten beschnitten. Papiermarke: Krone mit einer Blume. 
Die Schrift ist von einer Humanistenhand um 1500, ob sie Bebels 
Autogramm, weiß ich nicht zu sagen. Eingesehen habe ich nur die 
Codd. Vindob. 9889 olim Rec. 2203 Fol. 19 v —20 r : Heinricus Bebelius 
. . . Johanij Casselio . . . etc. und 13011 Suppl. 4871 Fol. 54*: 
H. Bebelius Ad Juventutem etc. Die Hände sind ganz verschieden. 
Auch die sind wahrscheinlich nicht von Bebel selbst geschrieben. 

Die Ode ist im Druck: Oratio ad regem Maximilianum etc. 
Phorcae, Th. Anshelmus 1504 (vergl. Zapf 141), Fol. 77 falsch 
unter Epigr[a]mmata erschienen. Nach der Einteilung auf dem 
Titelblatt sollte sie unter Panegyrici stehen. Die Hs. hat am 
Rand die Bemerkung: Panegyrice. 6 ) Der Vergleich der Hs. mit 
dem Druck ergibt Varianten, deren Art für die Priorität der Hs. 
spricht. Diese haben wir als eine Abschrift, welche im Freundes¬ 
kreise des Dichters herumging, zu betrachten. Bei der Druck¬ 
redaktion wurde die Ode stilistisch gebessert, jedoch an einer Stelle 
auf Kosten der Richtigkeit. 

# 

EINE RUNDFRAGE. 0 ) 

IV. 

Prof. Dr. Karl Bader, Bibliothekar, Darmstadt, Hofbibliothek. 

Ad I, 1—3. Für Dreiteilung: Bibliothekare, Kanzleibeamte, Diener. 

Bibliothekare: Repräsentation, schriftlicher und mündlicher Verkehr 
in fremden Sprachen. Vorschläge zu Anschaffungen, Oberaufsicht über 
einfache Verzettelung und Versand, über einfaches Signieren leicht und 
mechanisch zu erledigender Bestellungen. Organisation und Tariffragen. 
Vorschläge zu möglichster Vereinfachung des Betriebes, die Eigenart 
der Bibliotheken nicht schädigenden einheitlichen Gestaltung des Leih- 

4 ) Vito, oratore cesareo, dottore etc., Minister Joachime I. von Branden¬ 
burg, war ein Gönner Bebels. Sein Sekretär Michael Coccinus (Kochlin) verteidigte 
Bebel in den Kämpfen um die neue lat. Grammatik. Er wird öfter in den 
Schriften Bebele erwähnt, vergl. Opuecula nova. Argentor. 1512 und den 
Widmungsbrief vor dem 3. Buch der Scherzreden. 

») Die Ode war noch in einer Hs. erhalten, vergl. Zapf 134, einem Doppel¬ 
blatt beigebunden dem: Liber hymnorum etc. e. 1. e. typ. n. 4° 1501, im Be¬ 
sitz Zapf s. 

■) Vgl. diese Zs. 1, 125 ff. Wird in Heft 2 oder 3 geschlossen. 


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Eine Rundfrage 


Verkehres, Formularwesen. Eigentliche Katalogarbeit, Umarbeiten, ev. 
Drucklegung, Veröffentlichung über Neuerwerbungen. Oberaufsicht über 
das Rechnungswesen. Wissenschaftliche Auskunft im Lesesaale. Ober¬ 
aufsicht über Buchbinderwesen. Veröffentlichungen aus Handschriften, 
Wiegendrucken uam. Pflichtexemplare. 

Kanzleibeamte: Die Registratur. Akzession. Rechnungswesen. Ein¬ 
fache Bestellungen signieren und versenden. Mechanisches Aufsichts¬ 
geschäft im Lesesaal. Kontrolle der gebundenen und zu bindenden 
Bände. Katalogarbeiten, soweit nicht fremdsprachlich, unter Kontrolle 
der Bibliothekare. Aufsicht über Bestand und Ergänzung der Formulare. 
Alle formelhaften Briefe. Briefe nach Diktat.Stenogramm, Buchbindergeschäfte 
vorbereiten. Alles Schriftwerk nach Angabe der Bibliothekare. Kopieren. 

Diener: Alle Handreichungen. Aussuchen. Einstellen. Aber auch, 
wenn es die Zeit gestattet, kleine Buchbinderarbeiten. Kleben. Kontrol¬ 
lieren von einfachen Bänden. 

Ad I, 4. In der Praxis: Ja. Theoretisch: Nein. Die letztere Aus¬ 
bildung wird vielfach übertrieben hoch eingeschätzt. Eine möglichst viel¬ 
seitige praktische Ausbildung ist die Hauptsache. Dann kommt Hand¬ 
schriften- und Inkunabel künde erst viel später. Sehr löblich, aber Spezial¬ 
wissenschaft. Die Ausbildung in praxi am besten durch Beigeben des zu 
Unterweisenden an einen älteren Bibliothekar, der diesem alle seine 
einzelnen Arbeiten erklärt, indem er sie vor ihm erledigt. 

Ad II, 1. Es empfiehlt sich das Referatssystem bei gleichzeitiger 
Verteilung aller vorkommenden Arbeiten an alle Bibliothekare. Referats¬ 
system allein ist z. B. im Falle einer Erkrankung mißlich. Jeder 
Bibliothekar erhält nach Maßgabe seiner Studien und Vorbildung eine 
Disziplin zum Referat, trotzdem arbeitet er je nach Bedarf an allen 
Arbeiten aus anderen Disziplinen mit. 

Ad. II, 2. Einschränkung der Schreibarbeit durch Druck von 
Formularen. Maschinenschrift mit Durchschlag, Abschaffung aller Höflich¬ 
keitsfloskeln und Amtsbezeichnungen. Zetteldruck wegen der Größen¬ 
verhältnisse nicht so leicht als wünschenswert. 

Ad II, 3. Ja, jede, durch die kein wesentliches Merkmal der 
Verzettelung, sei es im wissenschaftlichen, sei es im Inventarisierungs¬ 
interesse, beseitigt wird. 

Ad II, 4. Pflichtexemplare werden nach dem Börsenblatte, Tages¬ 
zeitungen und mündlichen Nachrichten usw. festgestellt und bei kleinen 
Verlegern alsbald, bei großen einmal jährlich eingefordert. Keine Aus¬ 
wahl. Alles gesucht. 

Ad III. Ja, unbedingt. Wo die Einzelentwicklung der Bibliotheken 
dem im Weg ist, muß versucht werden, sich der Allgemeinheit anzu¬ 
passen, einzufügen (natürlich ohne die organische Eigenart der einzelnen 
Bibliothek völlig aufzugeben). Die Organisation kann gar nicht eingehend 
genug sein. Die scharfe Abgrenzung der Arbeitsfelder schließt natürlich 
nicht aus, daß im Notfall jeder überall angreift. Aber der Notfall darf 
nicht Regel werdenII! 


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Bader, Darmstadt — Glauning, München 


7 


Dr. Otto Glauning, Kustos, München, Kgl. Hof- und Staatsbibliothek, 

mahnt einleitend zur Vorsicht bei der Festsetzung allgemeiner Grund¬ 
sätze (Unterschiede der Verhältnisse in Österreich und Deutschland, 
zwischen Universitäts- und Zentralbibliotheken, jede Bibliothek sei 
überhaupt ein Individuum sui generis). 1 ) Vom Standpunkt einer großen 
Zentralbibliothek wie der Münchner Hof- und Staatsbibliothek meint er: 

Ad I, 1. Zweiteilung des Beamtenkörpers sei wünschenswert und, 
wie die Erfahrung z. B. in München und in Berlin zeige, auch sehr 
wohl durchführbar. 

Ad I, 2. »Wir beschäftigen Mittelbeamte in der Verwaltungs- und 
Betriebsabteilung für die Erledigung des Ausleih- und Versendungs¬ 
dienstes; eine Ausdehnung ihrer Tätigkeit auf Teile des Rechnungs¬ 
wesens und der Buchbinderabteilung wird weiter angestrebt. Eine Reihe 
von Arbeiten, z. B. der tägliche Signierungsdienst, Anfertigung von Ab¬ 
schriften der Katalogblätter für Fachkataloge, Alphabetisierungs- und 
ähnliche Ordnungsarbeiten werden von außeretatsmäßigen studentischen 
Hilfsarbeitern besorgt. 

Ad I, 3. Ob Mittelbeamte, von denen bei uns die Berechtigung 
zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst von einem humanistischen Gymnasium 
gefordert wird, mit einfachen Katalogisierungsarbeiten betraut werden 
können, wird sehr von der individuellen Befähigung abhängen und nur 
von Fall zu Fall nach Probe zu entscheiden sein.« 

Ad I, 4. Verweis auf die bayrischen Ausbildungskurse (Zentrabi, 
f. Bibliotheksw. 23, 1906, S. 293 ff. u. S. 301 f.) 

Ad II, 1 . »Da, soweit meine Kenntnis Ihrer Verhältnisse auf Grund 
der Lektüre Ihrer Mitteilungen geht, hier eine sehr starke Verschieden¬ 
heit der Geschäftsführung besteht, so mag als Antwort der Hinweis auf 
das von Milkau, Reinhold u. a. angestrebte Kollegialsystem genügen. 

Ad II, 2. Es wird sich hier vielleicht nicht sowohl um eine Ver¬ 
ringerung der Schreibarbeit handeln, als um ihre Zuweisung an wirkliche 
Schreibkräfte. Statt die Berliner Zetteldrucke zu verwenden, hat man 
hier vorgezogen, die erforderlichen Abschriften durch eine Schreibkraft, 
bezw. auf der Schreibmaschine herstellen zu lassen, da man dadurch 
rascher und billiger zum Ziele kommt. 

Ad II, 3. Die Möglichkeit einer Vereinfachung der Katalogisierung 
zeigt die neue Ausgabe der Berliner Vorschriften. 

Ad II, 4. Wir nehmen alles an, stellen ein, was wir nicht be¬ 
sitzen, und lassen den Überschuß zu den Dubletten gehen. 

Ad QI. Diese Frage ist mit meiner Vorbemerkung im wesentlichen 
erledigt. Als Grundsatz möchte ich betonen, daß ein zu wenig von Ver¬ 
ordnungen mir weniger schädlich zu sein scheint als ein zu viel, das 
sehr verhängnisvoll werden kann, wenn es engherzig ausgelegt und ge- 
handhabt wird.« 

') Inwieweit Unterschiede zwischen österreichischen und deutschen Ver¬ 
hältnissen vorhanden sind, darüber soll auch diese Rundfrage Aufschluß geben. 
Jedenfalls fällt z. B. für die Wiener Universitätsbibliothek der Begriff der Uni¬ 
versitäts- und Zentralbibliothek zusammen; nach dem Umfange ihres Bücher- 
standes und nach der Größe und den Zielen ihres Betriebes ist sie eine Zentral¬ 
anstalt. F. A. M. 


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Österreichische Rundschau — Brünn — Czemowitz — Graz 


ÖSTERREICHISCHE RUNDSCHAU. 

DIE BIBLIOTHEKEN IM VERWALTUNGSJAHR 1909-1910.*) 

Brünn, Bibliothek der k. k. tschechischen techn. Hochschule. 

Stand der Bibliothek am Ende des Jahres 1910: 7530 Werke in 
12.373 Bänden, davon neu zugewachsen 951, in der Handbibliothek 
112 Werke in 265 Bänden. Einkünfte der Bibliothek: Ordentliche Dotation 
K 6000'—, Immatrikulationstaxen K 2280’—, außerdem, K 22 80. Zu¬ 
sammen K 8302 80. Ausgaben: Bücheranschaffungen K 6630 06, Buch¬ 
binderarbeiten K 1425*10, Kanzleibedürfnisse K 246 98. Benützung 
der Bibliothek: In den Lesezimmern benützt 9508 Werke, 12.011 Bde. 
Nach Hause verliehen 2913 Werke, 4351 Bde. Aus anderen Bibliotheken 
entlehnt 172 Werke, 256 Bde. An andere Bibliotheken verliehen 13 Werke, 
16 Bde. Im ganzen wurden benützt 12.606 Werke, 16.634 Bde. 

Czemowitz, Universitätsbibliothek. 

A. Personale : Das Personale bestand am Ende des Jahres 1910 aus 
dem Vorstande, 6 definitiven Beamten, 5 Praktikanten und 3 Dienern. 
B. Einnahmen im Jahre 1910: a) Ordentliche Dotation K 18.000*—. 
b) Außerordentliche Dotationen äK 500'—, K 1000* — . c) Matrikelgelder 
und Inskriptionsgebühren K 4073*—. d) Bibliotheksbeiträge K 2266*—. 
Zusammen K 25*339. C. Ausgaben 1910 : a) für Bücherankauf K 21.861*43. 
b) Fracht, Zoll, Porto usw. K 97*24. c) Buchbinderarbeiten K 3380*33. 
Zusammen K 25.339* —. D. Bücherzuwachs 1910: a) Durch Ankauf 
2319 Bde. b) Als Pflichtexemplare 250 Bde. c) Geschenke einschließlich 
Dubletten-Verkehr 5027 Bde. Zusammen 7596 Bde. Gesamtbücherstand 
am 31. Dezember 1910: 190.473 Bände, bezw. Stücke, darunter 51 Hss. 
E. Benützung. In den zwei allgemeinen Lesezimmern — im Professoren¬ 
zimmer läßt sich die Benützung nicht kontrollieren — wurden im Studien¬ 
jahr 1909/10 d. i. vom 1. Oktober 1909 bis letzten September 1910 
an 10.251 Personen 25.962 Bände, im Tagesdurchschnitt — nur die 
wirklichen Besuchstage sind in Betracht gezogen — an 41 Personen 
104 Bände ausgefolgt. Verliehen wurden an Universitätsprofessoren und 
Dozenten 2198, an Studenten 4954, an andere mit Bibliothekscheinen 
versehene Personen 1764 und an auswärtige Anstalten und Ämter 292, 
zusammen 9208 Bände. Aus fremden Bibliotheken, Instituten und Archiven 
wurden entlehnt 458 Bände und 306 Aktenstücke. 

Graz, Bibliothek der k. k. technischen Hochschule. 

3769 Entlehnungen in 6300 Banden, 9334 Besucher des Lese¬ 
saales. Zuwachs: 2300 Bände und Hefte. Dotation: 8400 K, dazu die 
Matrikeltaxen: 2135 K. 


*) Die Red. bemerkt ein- für alleraal, daß diese Berichte durchaus auf 
offiziellen Angaben beruhen. Sie sind fast ausnahmslos von den Bibliotheks¬ 
vorständen selbst freundlichst zur Verfügung gestellt und wir sprechen dafür 
auch an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank aus. 


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Görz — Innsbruck — Klagenfurt — Krakau 


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Görz, K. k. Studienbibliothek. 

Zuwachs: 334 Bände, 174 Hefte. Leserzahl: 781. Zahl der aus¬ 
geliehenen Bände: 2689. Amtsstunden täglich 2 (10—12). Die Raum¬ 
verhältnisse außerordentlich mangelhaft; nur ein Zimmer wird geheizt, 
die Leser müssen das Beamtenzimmer benützen. Ein ständiger Diener 
nur für die Post. Das „Pauschale“ von 300 K jährlich reicht nicht mehr 
aus. Unter günstigeren Umständen könnte die Bibliothek weit mehr Ver¬ 
kehr aufweisen und sich ziemlich rasch entwickeln. Von den auswärtigen 
Bibliotheken wird meistens die Wiener und dann die Grazer Universitäts¬ 
bibliothek in Anspruch genommen. 

Innsbruck, Universitätsbibliothek. 

Personalstand 10 Beamte, 4 Diener. Bücherzuwachs 1909/10 8074 vol. 
Stand 30. September 1910: 241.388 Bde, 1150 Hss. DublettenalÄtoßung 
1910 : 1310. Leser 1910: 17.158 (Rückgang 557). Entlehnte Bücher 1910: 
13.997 (Rückgang 77), lokal entlehnt 13.203, versendet 794. 283 Lese¬ 
tage, 15 Ferialtage mit Amtsstunden. Aus fremden Bibliotheken entlehnt 
1307 Bde. u. zw. aus 21 österreichischen Anstalten 1070, 1 ungarischen 7, 
12 reichsdeutschen 229, 1 belgischen 1 Bd. Verliehen wurde nach den 
österreichischen Kronländern mit Ausnahme Dalmatiens und Schlesiens, 
nach Ungarn, Deutschland, Liechtenstein, Schweiz, Italien, Frankreich. 
Hss.: 98 in der Bibliothek benützt, 12 versendet, 13 von auswärts bezogen. 
Lesezeit: Oktober bis März 9—1, 2—5 Uhr, April bis Juli 8—1, 3—5 Uhr, 
August und September 9—12 Uhr. Am 7. März 1910 wurde der Platz 
für den Bibliotheksneubau auf dem Prilgelbau bestimmt, am 8. der Biblio¬ 
theksbauplan im allgemeinen festgesetzt, Ende Juni der fertiggestellte 
Plan zur Begutachtung nach Wien eingesendet, Ende des Jahres ge¬ 
nehmigt, im Februar 1911 das Einrichtungserfordernis festgestellt. 

Klagenfurt, K. k. Studienbibliothek. 

Personalstand: 1 Kustos, 1 Skriptor, 1 Praktikant, 1 Diener. Ver¬ 
mehrung: Kauf 188 Werke =348 Bde. Pflichtexemplare 87 Werke = 324 Bde. 
Geschenke 282 Werke — 667 Bde. Zusammen 1339 Bde. Gesamtbestand 

der Studienbibliothek Ende 1910 63.722 Bde. und Stücke, samt den 

•• 

mit ihr zugleich verwalteten Büchereien (Bibliothek des Arztevereines 
Klagenfurt, der Sektion des D. u. Ö. A.-V., der Landeslehrerbibliothek, der 
Programm Sammlung des k. k. Gymnasiums): 98.873 Bde. und 589 Stücke. 
Benützung: 10.322 Bde. lokal und durch Postversendung, darunter 
1322 Bde. an Schulen Kärntens. Gesamtverkehr (Brief- und Fahrpost): 
1640 Nummern. 

Krakau, K. k. Jagellonische Universitätsbibliothek. 

Im Jahre 1910 betrugen die Einnahmen K 34.357‘—, darin die staat¬ 
liche Jahresdotation von K 20.000 - —, die Ausgaben: Büchereinkauf 
K 27.124 81, Buchbinderkosten K 5396 75, administrative Ausgaben 
K 1835 44. Der gesamte Bücherzuwachs ergab 6061 Druckschriften 
(darunter 2238 Ankauf, 969 Pflichtexemplare). Als Geschenke erhielt 
die Bibliothek 65 Hss., 11 Diplomata, 184 Stiche (Originalradierungen 


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Österreichische Rundschau 


von J. Callot), so daß sich der Totalbestand von 409.326 Bdn., 
2870 Inkunabeln, 6323 Hss., 396 Diplomata, 3255 geographischen Karten, 
9861 Stichen, 4494 Musikalien am Schlüsse des Jahres 1910 ergab. 
Die Bibliothek war an 215 Tagen geöffnet. Benützt wurden im Lese¬ 
saal 122.084 Bde. (1909: 121.281) von 36.021 Personen (1909: 34.759). 
Im Durchschnitt betrug die tägliche Frequenz 168 Leser mit 568 Bdn. 
Entlehnt wurden 13.737 Bde. (1909: 13.555) von 1216 Personen 
(1909: 1167). Im auswärtigen Verkehr wurden 749 Bde. (darunter 59 Hss.) 
versendet und 659 Bde. (darunter 64 Hss.) bezogen. Das Bibliotheks¬ 
personal zählte außer dem Direktor 6 Beamte, 4 Praktikanten, 3 stabile 
und 4 provisorische Diener. 

Die schon im Jahre 1909 begonnenen Umsignierungs- und Inven¬ 
tarisierungs-Arbeiten wurden fortgeführt, und es wurden im verflossenen 
Jahre 15.197 Bde. bearbeitet. Auf Grund der von allen Instituten der 
K. k. Jagellonischen Universität eingezogenen Verzeichnisse wurde ein 
alphabetischer Generalkatalog der in denselben vorhandenen Zeitschriften 
angelegt. 

Da nach Entscheidung des Ministeriums für Kultus und Unterricht 
ein Neubau für die Jagellonische Bibliothek auf absehbare Zeit nicht 
in Kombination gezogen werden kann, wurden die Vorarbeiten zur Re¬ 
staurierung des Collegium maius unter Berücksichtigung seiner weiteren 
Bestimmung als Büchermagazin begonnen. 

Laibach, K. k. Studienbibliothek. 

Einnahmen: K 2635 34. Ausgaben: K 2997'79. Defizit: K 362'45. 
Zuwachs 466 Bde., 338 Hefte, 173 Blätter. Entlehnt wurden am Orte 
(nach Hause) 1180, nach auswärts verschickt 286, von auswärts bestellt 
270 Bde. 


Lemberg, Universitätsbibliothek. 

Die Stärke der hiesigen Bibliothek — zugleich auch das richtige 
Maß ihrer Vitalität — bildet die rege Benutzung. Sie nahm 1910 noch 
bedeutendere Dimensionen an, allerdings hauptsächlich in jenen Monaten, 
wo die Frequenz die äußerste Grenze ihrer Ausdehnung noch nicht er¬ 
reicht hatte, die ihr die Fassungsfähigkeit des Lesesaales bietet. Bedient 
wurden während der 244 Öffnungstage 72.627 Benützer (-J-998 1 ) mit 
187.689 Bdn. (+ 6098), darunter 6842 Entlehner (+ 143) mit 15.085 Bdn. 
(— 198). Von den benützten Bänden wurden 622 (-f 189) und 31 Hand¬ 
schriften aus fremden Instituten bezogen und 1100 (-f- 224) Bde., 
20 Landkarten und 5 Hss. zur Benutzung an auswärtige entlehnungs¬ 
berechtigte Institute verschickt. Über den ganzen Bücherbestand wurde 
wieder eine Hauptrevision begonnen; für 25.800 Werke sind die Resultate 
festgestellt; es ergaben sich wenige Werke ais abgängig, die sich vielleicht noch 
als verstellt ausweisen werden. Um die Benutzung der Sammlungen zu 
erleichtern, wurde an die Schaffung von bibliographischen Hilfsmitteln 
lokaler Natur geschritten. Der Druck eines systematischen Kataloges des 

*) Die in Klammem gesetzten Ziffern bezeichnen den Unterschied gegen 
die entsprechenden Daten des Voijahres. 


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Laibach—Lemberg 


11 


ganzen hiesigen Vorrates an laufenden Zeitschriften wurde nach er¬ 
langter Einwilligung des Ministeriums in Angriff genommen. Er wird 
aus dem normalen Etat bestritten und die ausgelegte Summe soll aus dem 
Verkaufserträgnis (K 1*— pro Exemplar) ersetzt werden. Von Bedeutung 
für die hiesigen Verhältnisse und Studienbedürfnisse ist die Vereinigung 
aller polnischen und auf Polen bezüglichen Drucke des XVI. und XVII. 
Jahrhunderts in einem besonderen, exponierten Komplex. Auf Grund 
des Inventars wurden diese Drucke aus der allgemeinen Aufstellung aus¬ 
gehoben und numerisch laufend in eigenen verschlossenen Schränken 
des Büchermagazins untergebracht. Diese Zimeliensammlung, die einige 
Tausende von Druckwerken vereinigt, soll bald ein separates Inventar 
erhalten. Die Plätze der ausgehobenen Werke sind durch entsprechende 
Kartoneinsätze sinnfällig und dauernd bezeichnet worden. Die Einnahmen 
der Bibliothek betrugen aus der Dotation, den Matrikeltaxen und Biblio¬ 
theksgeldern K 43.748'—, welche Summe für Bücherkauf, Bindearbeiten, 
und Portokosten restlos verwendet wurde. Die Verwaltung des Regie¬ 
geldes ergab einen negativen Kasserest von K 171'57, die des Be¬ 
heizungspauschales einen positiven von K 17 91. Der Bücherzuwachs be¬ 
trug 1910 4066 Werke in 6132 Bdn., wornach der Totalbestand sich 
auf 217.380 Bde. Druckwerke, 857 Hss., 297 Urkunden, 11.178 Münzen 
und 505 Medaillen beläuft. Beim Bücherankauf (3056 Bde.) steht die Direktion 
auf dem Standpunkte, daß es die Aufgabe einer Universitätsbibliothek 
sei, bei der Ausgestaltung ihrer Sammlungen mit der Wissenschaft vorwärts 
schreitend, vor allem neue Werke von streng gelehrtem Charakter und 
voraussichtlich dauerndem Werte aus allen Wissensgebieten und in allen 
Kultursprachen an sich zu bringen. So ausgestattet kann die Bibliothek 
fördernd und leitend wirken auf ihrem Arbeitsgebiete, das eng mit dem 
der Universität verbunden ist. 

Fassen wir die hier zerstreut angegebenen Ziffern ins Auge, die 
allenfalls Leistungsergebnisse ausdrücken, und denken uns die Arbeits¬ 
werte hinzu, welche mit diesen unzertrennlich Zusammenhängen, sich 
aber durch keine Zahlen ausdrücken lassen (wie Katalogsdienst usw.), so 
müssen wir eingestehen, daß die Arbeit an dem Fortgange der Biblio¬ 
thek sich auf einem weiten Gerüste und mit Riesenschritten abwickelt. 
Daß der Atem nicht immer auslangte, haben die wissenschaftlichen 
Organisationen der akademischen Jugend richtig erfaßt und führen darüber 
Klage in einem dem akademischen Senat und der Bibliotheksdirektion 
überreichten ernsten Memorandum. Als Grundübel der Bibliothek nennen 
sie u. a. die Armut an Katalogen (in spezie das Fehlen eines, systemati¬ 
schen Kataloges), den Mangel an Bedienung und die deshalb unerläßliche 
Vorbestellung der Werke, sowie den Platzmangel im Lesesaale und 
weisen auf die deshalb unter den Studierenden einreißende Apathie und 
Unlust zur Arbeit hin. 

Lemberg, Bibliothek der k. k. technischen Hochschule. 

Die Bibliothek hat eine Dotation von K 8000'— jährlich, wozu 
noch K 4000'— bis 5000'— aus Matrikeltaxen kommen. Damit konnte 
sie 1910 einen Zuwachs von 552 neuen Werken erreichen, während die 


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12 


Österreichische Rundschau 


224 Zeitschriften, die sie führt, zirka K 4500'— jährlich kosten. Der 
Totalbestand Ende 1910 betrug 15.798 Werke. Der systematische Katalog 
wird bearbeitet und umfaßt gegenwärtig 215 Positionen. Die Frequenz 
im Lesesaale weist 31.583 Personen auf, denen 54.637 Bde. in Benützung 
gegeben wurden. Entliehen haben 6571 Personen 7554 Bde., zurück¬ 
gestellt 5806 Personen 6912 Bde. Der Verkehr umfaßte also 1910 im 
ganzen 43.960 Personen und 69.103 Bde. 

Für die Überlassung dieser Daten spricht der Berichterstatter dem Leiter 
der Bibliothek, Herrn Prof. Wiktor Syniewski, seinen besten Dank aus. 

Linz, K. k. Studienbibliothek. 

Zahl der Benützungsfälle: 2207 (in der Bibliothek: 836, auswärts: 1371). 
Zahl der benützten Bände: 3839 (in der Bibliothek: 1796, auswärts 
2043). Es wurden sonach im Jahre 1910 zusammen 3839 Bände in 
2207 Fällen benützt, gegen 2742 Bände in 1923 Fällen im Jahre 1909. 
Von den benützten Bänden mußten 448 Bände in 302 Fällen von aus¬ 
wärtigen Bibliotheken beschafft werden. Besonderen Dank schulden wir 
der Universitätsbibliothek in Wien, die uns 266 Bände in 183 Fällen 
sandte. Aus der Studienbibliothek in Linz wurden von auswärtigen Biblio¬ 
theken in 18 Fällen 23 Bände entliehen. Etat 2400 K. Außerordentliche 
Dotation 1720 K, die zum Einbinden verwendet wurden. Der Praktikant 
Dr. Franz Mayr schied am 1. Februar 1911 aus dem Dienste. 

Prag, Universitätsbibliothek. 

Der Zuwachs an neu aufgestellten Werken betrug i. J. 1910 9783 
Bände, von denen 3313 durch Kauf, 791 als Geschenk, 2908 als Pflicht¬ 
exemplare, 2642 als Dissertationen, 32 im Tauschwege und 97 als Schriften 
von Vereinen, deren Mitglied die Bibliothek ist, erworben wurden. Der 
Gesamtbestand beträgt nunmehr: 347.996 Druckbände, 3921 Bände Hand¬ 
schriften, 1530 Bände Inkunabeln, 10.310 Hochschulschriften, 22.629 Mittel¬ 
schulprogramme, 4617 Vereinsschriften, 1703 Urkundenbände, 1791 Ein¬ 
blattdrucke, 957 Karten, 29.197 Bilder und Stiche, 1122 Musikalien, 
2578 konfiszierte Bände und Hefte. — Bei dem Dublettentausche 1910 
wurden 860 Bände der eigenen Bibliothek und 68 Bände der Akademickä 
knihovna in Prag bis auf 220 Restantenbände verteilt. Aus einem Ver¬ 
zeichnis mit 1549 Bänden von Dubletten, die vor d. J. 1850 erschienen 
sind, wurden 54 Bände als Geschenk und 234 Bände um 223 K 75 h 
abgegeben. — Der neue Zettelkatalog umfaßt 321.595 Zettel, der be¬ 
sondere Zettelkatalog der Dissertationen 40.401 Zettel. — Die Jahresdotation 
beträgt 36.000 K; hiezu kamen 14.984 K an Matrikeltaxen undll.181 K 38 h 
an Bibliotheksbeiträgen der Studierenden, so daß die Einnahmen zu¬ 
sammen mit einigen kleineren Posten 64.976 K 44 h betrugen. Die Aus¬ 
gaben betrugen 65.081 K 83 h, davon 47.805 K 78 h für den Bücher- 
einkauf und 12.816 K 2 h für die Buchbinderkosten. — Leserzahl: 
134.753 Leser im allgemeinen Lesesaale, 9150 im Zeitschriftenzimmer 
und 1178 im Handschriftenzimmer. Die Zahl der benützten Bände ohne 
Rücksicht auf die Handbibliothek war 170.846. Entlehnt wurden 


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Linz — Prag — Wien 


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32.926 Bände, versendet durch die Post 2526 Bände, aus anderen An¬ 
stalten auf dem Postwege bezogen 2573 Bände. 

Wien, Universitätsbibliothek. 

Der Verwaltungsbericht ist im Druck erschienen und wird unten 
S. 51 f. besprochen. 

Wien, Bibliothek der k. k. technischen Hochschule. 

Die Bibliothek wurde im Studienjahre 1909—1910 besucht von 
67.567 Lesern, inbegriffen die 19.079 Personen, die Bücher entlehnten. 
Benützt wurden in der Bibliothek 136.784 Bde., ausgeliehen zum häus¬ 
lichen Gebrauche 24.123 Bde., nach auswärts verschickt 535 Bde., von 
anderen Bibliotheken ausgeliehen 56 Bde., zusammen 161.498 Bde. Mit 
permanenten Ausleihkarten waren versehen 1589 Leser. Bücher-Rekla- 
mationen gab es 2423 durch die Post, 486 durch die Diener, 44 durch 
die Polizei. Zugewachsen sind 2236 Werke in 2981 Bdn., von denen 
1320 Werke in 1527 Bdn. neue Werke, 916 Werke in 1454 Bdn. Fort¬ 
setzungen waren; ferner 473 Schulprogramme, 40 unnumerierte Sep.- 
Abdrücke, 24 unnumerierte Dissertationen. Bestand Ende September 
1910 : 44.165 Werke in 112.151 Bdn., 14.477 Schulprogramme, 1787 
unnumerierte Sep.-Abdrücke, 89 unnumerierte Dissertationen. Hiezu 
kommen noch 167 Duplikate in 260 Bdn. (bei Werken, die in mehr als 
einem Exemplar vorhanden sind). 

Wien, Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künste. 

Bestand: a) Bibliothek: 11.130 Werke in 22.400 Bdn.; b) Kupfer¬ 
stich-Sammlung: 63.650 Kupferstiche, Radierungen, Lithographien und 
Holzschnitte; c) Handzeichnungen-Sammlung: 21.942 Stück; d) Photo- 
graphien-Sammlung: 11.486 Stück. Anzahl der im Lesesaale benützten 
Werke: 14.380. Anzahl der entlehnten Werke: a) Wien: 3400; b) außer¬ 
halb Wiens' 73. Zahl der Öffnungstage: 248. Dotation: K 14.000'—. 
Kosten des Ankaufs: a) Bücher: K 8754'38; b) Kupferstiche: K 750'60; 
c) Handzeichnungen: K 20'—; d) Photographien: K 270'—. Einband¬ 
kosten: K 1841'19. Restaurierung und Konservierung sowie Regieaus¬ 
lagen: K 2363*83. 

Wien, Blindenbibliothek am k. k. Blinden-Erziehungs- 

institut. 

Bestand über 7000 Bde., von denen über 4600 handschriftlich über¬ 
tragen. Entlehnt wurden 1856 Werke in 5686 Bdn. und 521 Musikalien; 
Gesamtzahl der Entlehnungen also 6207 (gegen 4672 im Vorjahre). Die 
verhältnismäßig starke Steigerung dürfte wohl hauptsächlich auf die Er¬ 
mäßigung der Portokosten Zurückzufuhren sein. Die Zahl der Leser 
betrug 169 und dürfte, da sich hierunter 10 Blindenanstalten befinden, 
auf etwa 500 Personen zu schätzen sein. Der Bändezahl nach standen 
Dahns Werke an erster Stelle (263 Bde); ihnen folgten Ganghofer (251), 


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14 


Österreichische Rundschau 


Freytag (164), Frenßen, Wolff, Anzengruber mit je über 100 Bdn., 
Schiller (90 Bde.) usw. (Vgl. „Von unsern Blinden“, hrsg. v. genannten 
Institute, IV. lahrg., Nr. 1.) 

* * 

* 

Mit Erlaß des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 
25. Oktober 1910, Z. 2031, ward der Entwurf für das Schema des 
systematischen Kataloges der Wtener Universitätsbibliothek mit unwesent¬ 
lichen Änderungen genehmigt. — Diese Bibliothek ist durch ein Ver¬ 
mächtnis in den Besitz einer für die Gelehrtengeschichte Österreichs wert¬ 
vollen Sammlung von mehr als 300 Photographien gelangt, die 1867 dem 
Reorganisator des österreichischen Mittelschulwesens Hermann Bonitz an¬ 
läßlich seines Scheidens aus Österreich von Freunden, Schülern und 
Verehrern gewidmet wurden. — An derselben Bibliothek fand die Über¬ 
gabe der u. S. 65 erwähnten Auszeichnungen durch den Vorstand Re¬ 
gierungsrat Dr. Himmelbaur in feierlicher Form, vor versammeltem Be¬ 
amtenkörper statt. Die Ansprache des Vorstandes erwiderte Regierungsrat 
Dr. Frankfurter im Namen der nächstbeteiligten Herren. 

In der Bibliothek des k. k. Archäologischen Museums in Spalato 
(Dalmatien) wurde eine Spezialabteilung errichtet, um die gesamte Literatur 
des Kirchenvaters Hieronymus (Gesamt- und Spezialausgaben, selbständige 
Werke und einzelne Aufsätze, Bildnisse usw.) zu vereinigen. 

Die Zentralbibliothek Jiir österreichische Blinde in Wien erhält, wie 
in dieser Zs. (1, 17) bereits angekündigt, einen Staatszuschuß. 


AUS BÖHMEN. 

Prager Brief. 

Wissen- Für die beiden Universitäten gemeinsame Universitätsbibliothek 

sdiaftlldie wurden im Budget 215.652 K präliminiert. Nähere Angaben über 
Bibliotheken, die innere Entwicklung im Jahre 1910 können nicht gemacht'werden, 

da die Universitätsbibliothek keine gedruckten Jahresberichte besitzt, 
obwohl dies sehr wünschenswert wäre (nach dem Muster des Verwal¬ 
tungsberichtes der Wiener Univ.-Bibliothek), da man sonst selbst die 
statistischen Daten über die Zahl der Besucher und der ausgeliehenen 
Werke mühsam aus den Tageszeitungen heraussuchen muß. 1 ) Eine 
unzufriedene Stimme führte in den „När. Listy“ Klage darüber, daß 
manche Professoren die Universitätsschätze den Wißbegierigen vor¬ 
enthalten, indem sie diese zu ihrer alleinigen Benützung gebrauchen 
und nicht zurückerstatten (Universitni knihovna a pan profesor Klein, 
N. L. 1911, Nr. 1). 

Die mit 25.000 K dotierte Bibliothek des Museums des König¬ 
reiches Böhmen wird immer mehr und mehr zur eigentlichen Fach¬ 
bibliothek, da ihr Fachgelehrte ihre mit vieler Mühe und großen 

*) [S. jedoch o. S. 12 f.] 


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Prager Brief 


15 


Geldopfern ihr Leben lang gesammelten Bücherschätze testamen¬ 
tarisch vermachen. Trotz der unzulänglichen Geldmittel, Mangel an 
Beamten, die überdies für ihre Doppelleistungen schlecht bezahlt 
sind, und auch an Dienstpersonal behauptet die Bibliothek dennoch 
den Vorrang als erste böhmische Bibliothek Böhmens überhaupt. Sie 
veranstaltete im Vorjahre zwei Gelegenheitsausstellungen: Gelegent¬ 
lich derGarten- und Obstbaumzuchtausstellung eine Zusammenstellung 
diesbezüglicher Literatur, sowie später eine mustergültige Ausstellung 
von Werken zur Geschichte des Theaters in Böhmen. Da sie keine 
Pflichtexemplare erhält und sich zumeist nur auf Schenkungen verläßt, 
besitzt sie natürlich verschiedene moderne Schriften überhaupt nicht, 
was manchmal in der Öffentlichkeit Unzufriedenheit hervorruft (vergl. 
E. Storch im „Öas“ 1911, Nr. 33). Auch das Landesarchiv und das 
Archiv der kgl. Hauptstadt Prag besitzen gute Bibliotheken. Wie der 
Bericht über die Tätigkeit des letzteren besagt, betrug der Zuwachs 
an Büchern im Jahre 1910 mehr als 800 Werke; die Gesamtzahl der 
Bände beträgt gegen 25.000 Nummern (Sebesta, Kulturni üstavv 
kräl. hlavn. mesta Prahy, in den „När. Listy“ 1910, Nr. 320; 
Vojtisek, Archiv kräl. hlav. mesta Prahy v r. 1910, Prag, 1911, 8°). 
Die Bibliothek der Böhmischen Akademie wurde durch Geschenke 
und Austausch mit anderen gelehrten Gesellschaften vermehrt (vergl. 
Almanach Ceske Akademie XXI, 1911, S. 204). Ähnliches gilt von 
der Bibliothek der königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissen¬ 
schaften. Wie aus dem Tätigkeitsberichte des Univ.-Prof. Dr. Mourek 
ersichtlich ist, wurde die Bibliothek, wie in den verflossenen Jahren, 
so auch im Jahre 1910 hauptsächlich durch Tauschverkehr vermehrt, 
wobei etwa 2000 Bände erworben wurden, so daß die Bibliothek jetzt 
ca. 40.000 Nummern umfaßt, darunter ganze Serien von Publikationen 
vieler gelehrter Körperschaften von ihren Anfängen bis auf den 
heutigen Tag (Jahresbericht der kgl. Böhm. Gesellschaft der Wiss. 
für das Jahr 1910, Prag, 1911, 8°). Im Anschluß an die Errichtung 
der böhmischen Hochschule für politische Wissenschaften in Prag 
macht sich das Bedürfnis einer politischen Bibliothek geltend (Prehled 
IX, 1910, S. 136). Den Grundstock hiezu legte Advokat Dr.O. Herold, 
der dem Kuratorium der politischen Hochschule die ganze Bibliothek 
des hervorragenden tschechischen Abgeordneten Dr. Josef Herold zum 
Geschenke machte. Was die Prager Museen betrifft, betrug die Zahl 
der Bände in der Bibliothek des Kunstgewerblichen Museums der 
Prager Handels- und Gewerbekammer 10.359, die Zähl der Blätter 
der Vorbildersammlung 34.212 Nummern; die Kataloge der Biblio¬ 
thek und der Vorbildersammlung sind gedruckt (Bericht des Kura¬ 
toriums für das Verwaltungsjahr 1909, Prag, 1910, S. 45). Das 
Technische Museum für das Königreich Böhmen besitzt eine vom theo¬ 
retischen Aviatiker G. Finger eingerichtete „Aeronautische Biblio¬ 
thek“ („När. Listy“ 1910, Nr. 316). Das böhmische pädagogische 
Museum, „Ceske Museum pedagogicke“, geht daran, eine große pä¬ 
dagogische Bibliothek zu errichten, welche die Entwicklung des Schul¬ 
wesens in Böhmen klar veranschaulichen soll (Paedagogicke Rozhledy 


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Vereinsbiblio- 

theken. 


16 


Österreichische Rundschau 


1911; „Nur. Listy“ 1911, Nr. 24). Die Bibliothek des Vereines zur 
Förderung des Gewerbes in Böhmen im Technologischen Gewerbe¬ 
museum betrug 1553 Bände (Üstav pro zveleboväni zivnosti v Praze 
za r. 1909, Prag, 1910, 8°, S. 24). Die öffentliche Bibliothek des 
Vereines zur Hebung des Gewerbes in Böhmen bestand Ende 1909 
aus 15.059 Bänden, die von 13.190 Besuchern 22.945mal entlehnt 
wurden. Die Spezifikation der Leser nach den verschiedenen Gewerbe¬ 
kategorien brachte der „Vestnik Närodohospodähsky“ (Vy. Zpräva 
Jednoty ku povzneseni prümyslu v Cechäch za 1909/10, Prag, 1910, 
S. G2). Die öffentliche Bibliothek des böhmischen Gewerbevereines 
besuchten im Jahre 1910 13.069 Leser, die 22.834 Bände ausliehen, 
ungerechnet zahlreiche entlehnte Einzelnummern der periodischen 
Publikationen aus dem Journalzimmer, wo 180 Fachzeitschriften 
aufliegen. Von anderen Vereinsbibliotheken Prags mögen noch fol¬ 
gende hier erwähnt werden: die Bibliothek des Philosophischen Ver¬ 
eines, die gute, jedoch wenig benützte Bücher aufweist (vergl. Hall O., 
Jednota filosotickä, in den „När. Listy“ 1911, Nr. 29); die Bibliothek 
des „Historicky Klub“, die 3129 Werke zumeist historischen Inhaltes 
zählt (Vyrocni Zpräva H. K. 1911, 8°) ; die Bibliothek des Philo¬ 
logenvereines „Jednota ceskych filologü“ mit 5370 Werken („Filo- 
logicke Listy“ 1911, S. 6); die Bibliothek des Altprager Vereins 
„Klub za starou Praliu“ („När. Listy“ 1911, Nr. 36); die Bibliothek 
des Vereines böhmischer Rechtshörer „Vsehrd“, die mit der Biblio¬ 
thek der Prävnickä Jednota und des Seminars zu einer Einheits¬ 
bibliothek verschmelzen soll (Vyr. Zpräva 1910, 8°) ; die Bibliothek 
im staatswissenschaftlichen Institut der deutschen Universität, wo 
im Jänner 1911 ein Brand ausbrach, ohne erheblichen Schaden ange¬ 
richtet zu haben. Unter den Büchereien der deutschen Wissenschaft- 
liehen Vereine nimmt den ersten Rang ein die Bücherei des „Vereines 
für die Geschichte der Deutschen in Böhmen", Wie sein Tätigkeits¬ 
bericht besagt, gehört seine Bücherei zu den größten und bedeutend¬ 
sten Sammlungen des Vereines, die mit vielen Mitteln gepflegt wird, 
um ihr eine den Bedürfnissen möglichst vollkommene Ausgestaltung 
zu geben. Sie hat im Jahre 1910 einen starken Zuwachs erfahren 
durch Schenkungen, Neuanschaffungen und Ergänzungen, durch An¬ 
kauf antiquarischer Werke, insbesondere zur Ergänzung der geschicht¬ 
lichen Literatur und solcher Bücher deutschböhmischer Belletristik, 
welche aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bisher noch nicht 
im Besitze des Vereines waren. Eine Anzahl von Werken aus dem 
Gebiete der Städte- und Ortsgeschichte Böhmens wurde der Bücherei 
gleichfalls einverleibt. Mit Schluß des Vereinsjahres bezifferte sich 
der Zuwachs der Bücher auf 1418 Bände, so daß sich ein Gesamt¬ 
bestand von 29.097 Bänden ergibt, abgerechnet die Handschriften, 
Flugblätter und Landkarten, die in eigener Katalogisierung und als 
eigene Gruppen geführt werden („Mitteilungen des Vereines f. d. 
Gesch. d. Deutschen in Böhmen“ 49, 1910, S. 96). Über eine ideale 
,J)eutsche Nationalbibliothek für Böhmen ‘ spricht Univ.-Prof. August 
Sauer in „Deutsche Arbeit“ VIII, Nr. 4. 


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Prager Brief 


17 


Von den Bibliotheken der Stadtmuseen mögen hier nur die- Bibliotheken 
jenigen erwähnt werden, über die Jahresberichte für das Jahr 1910 der 
vorliegen. Es ist dies vor allem das städtische Gewerbemuseum für Stadtmuseen 
Nordostböhmen in Königgrätz, das Ende 1909 8107 Bände und 
84.103 Blätter in der Vorbildersammlung aufwies; im Lesesaale 
wurden 126.050, nach Hause 10.273, in die nahe Umgebung 6133 
Stücke geliehen. Im Lesesaale lagen 117 Zeitschriften auf; 53 °/o 
aller Leser waren Studenten, 13 % Handwerker („Zpräva o cinnosti“ 

M. P. M. v Hradci Kral., 1910, 8°, 14 S., sowie die Monatsberichte 
in der Koniggrätzer Zeitschrift „Ratibor“). In letzter Zeit beschäftigt 
man sich in Königgrätz mit dem allerdings nicht neuen, aber bisher 
nirgends in Böhmen durchgeführten Gedanken, eine städtische 
Studienbibliothek dadurch zu schaffen, daß alle bestehenden Biblio¬ 
theken (ausgenommen die Handbibliotheken der Museen) vereinigt 
würden, wodurch eine Bibliothek von etwa 35.000 Bänden mit einer 
Subvention von etwa 8000 K zustande käme. Der Verfechter dieses 
Gedankens ist Prof. Ott. Schiller („Studijni knihovna“ v Hradci 
Kral., Osvcta Lidu 1910, Nr. 125); seine Pläne stoßen jedoch auf 
harten Widerstand („Kraj Krälovehradecky“ 1910, 26. Nov.). Die 
Bibliothek des Gewerbemuseums für Ostböhmen in Chrudim zählte 
3910 4747 Bände und 41.291 Blätter der Vorbildersammlung 
(„Zpräva kuratoria“ 1910, 8°). Beim Museum besteht auch eine 
öffentliche Lesehalle („När. Listy“ 1911, Nr. 36). Eine öffentliche 
Stadtbibliothek existiert auch bei dem städtischen Museum in Tabor 
(Zpräva o mestskem museu a verejne mestske knihovne v Täbore, 

1910, 8°, 63 S.). Neu untergebracht wurde die Museumsbibliothek 
in Rokycan („Smör“ I, 1910, Nr. 48) und in Beneschau („När. 

Listy“ 1911, Nr. 29) ; zugesagt sind neue Lokalitäten für die Biblio¬ 
thek in Königinhof (im neu restaurierten alten Rathaus, „Cesky 
Svet“ 1911, Nr. 21), in Raudnitz (im Neubau des Museums, 
„Podripan“ 1911, Nr. 4) und in Leitmeritz (im alten Rathause, 
„Boheraia“ 1910, 22. Nov.). Ein trauriges Kapitel bildet der Verkauf 
der bekannten Schlackenwerther Bibliothek. Wie die „Internationale 
Sammlerzeitung“ berichtet, ist sie in den Besitz einer Wiener Kunst¬ 
firma 1 ) übergegangen. Das Hauptstück der Sammlung, die Miniatur¬ 
handschrift des Lebens der heil. Hedwig aus dem Jahre 1353, eine 
hochbedeutende Quelle für die mittelalterliche Kostümkunde, hat der 
bekannte Wiener Sammler Rudolf v. Guttmann erworben. — Er¬ 
wähnt möge noch werden, daß hie und da auch Stimmen laut werden, 
die über den Mangel von fachwissenschaftlichen Handbücherbiblio¬ 
theken bei öffentlichen Ämtern Klage führen, wie z. B. beim Kreisamt 
in Chrudim („Neodvisle Listy“ 1911, Nr. 2). Uber die Wichtigkeit 
von Eachbibliotheken bei Sparkassen sprach beim Kongreß der Spar¬ 
kassen in Mähren Vizedirektor J. Kren („Osveta Lidu“ 1910, 

Nr. 141). 


*) [Des Buch- und Kunstantiquariates Gilhofer und Ranschburg. S. übrigens 
■diese Zs. I. 193]. 



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Personalen. 


Handschriften¬ 

kunde. 


Biblio¬ 

graphisches. 



Österreichische Rundschau 


Von Personalien wären nachfolgende Veränderungen anzuführen: 
In der Univ.-Bibliothek wurde im November 1910 der Amanuensis 
Dr. Johann Zmavc zum Skriptor und der Praktikant Dr. Emil Franke 
zum Amanuensis ernannt; Amanuensis Joh. Emler bekleidet als 
Stadtverordneter das Amt eines Inspektors der Prager Stadtbibliothek; 
Kustos V. Tille und Referent wurden zu außerordentlichen Mitglie¬ 
dern der königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften ernannt. 
Referent wurde auch vom wissenschaftlichen Komitee beim Museum, 
der Matioe Ceakä, einer Anstalt, die seit dem Jahre 1831 besteht 
und ungemein viel zur Verbreitung guter Schriften beigetragen hat, 
zum Sekretär gewählt. 

Beiträge zur Handschriftenkunde veröffentlichte V. Flajshans 
(vergl. diese Zs. I, 47) ; Referent entdeckte eine unbekannte tsche¬ 
chische Handschrift des bekannten Verfassers der „Res publica Bo- 
hema“, Paul Stränskys: „Pavla Stränskeho Okfik na nedbaleho 
Öecha ucinenv“ 1618 (Öas. C. Mus. 1910). Weiter besprach er im 
„Sbornik ved pravnic.h“ 1910 eine deutsche Übersetzung des tsche¬ 
chischen Landrechtes in der Marienthaler Bibliothek in Halle. Der 
Archivadjunkt Dr. Sebesta schrieb einen Jubiläumsartikel über das 
älteste handschriftliche Buch der Stadt Prag aus dem Jahre 1310 
(600 vyroci nejstarsi mestsk£ knihy Prazske). Die neueste Publi¬ 
kation bildet J. V. Simäks Handschriftenkatalog der Majoratsbiblio¬ 
thek des Grafen von Nostitz und Rhieneck in Prag (tschechisch und 
deutsch). Die größte Zahl der Handschriften hat einen mehr archi- 
vialischen Charakter und enthält sehr viel wichtiges Material für 
die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Über die Inventarisation 
der deutschen Handschriften in Böhmen handelt „Deutsche Arbeit“ 
IX, 1909/10, S. 649. 

Was die Bibliographie anbelangt, verdient an erster Stelle die 
streng wissenschaftliche, eingehend belehrende Publikation des Sta¬ 
tistischen Amtes des Königreiches Böhmen angeführt zu werden. Es 
ist dies das Werk: „Die allgemein zugänglichen Bibliotheken, Lese¬ 
hallen und Museen Böhmens im Jahre 1905“ (tschechisch-deutsch); 
da es eine besondere Besprechung verdient, so sei an dieser Stelle 
davon abgesehen. Ein kleines, handliches, wenn auch sehr unvoll¬ 
ständiges bio- und bibliographisches Lexikon böhmischer Schriftsteller 
gab F. J. Urbänek heraus: „Biograficky a bibliograficky slovnik 
ceskych spisovatelü“ I—II, 1910. Ein Anonymenlexikon für die 
tschechische und slowakische Literatur gibt A. Dolensky: „Slovnik 
pseudonymü v ceske a slovenske literature“, zuerst in der Revue; 
„Pfehled revui“ 1910 und dann auch erweitert selbständig erschienen 
(Prag, 8°, 33 S.). Fast sämtliche Prager Buchhändlerfirmen haben 
zur Weihnachtszeit große Weihnachtskataloge herausgegeben, von 
denen manche prächtig illustriert sind; an erster Stelle muß J. Otto, 
der eben sein 40jähriges Buchhändlerjubiläum feiert, und J. Villmek 
erwähnt werden, dann • folgen Topic, Neugebauer, Teller, Calve, 
Laichter, die Andresche Buchhandlung u. a. m. Uber die Kalender¬ 
literatur des Jahres 1910 berichtet die Pardubitzer „Osveta“ 1910„ 


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Prager Brief 


19 


Nr. 141; es muß überhaupt betont werden, daß manche Zeitungen 
ungemein viel Raum der Bibliographie einräumen, wie z. B. die „När. 

Listy“, welche nachfolgende diesbezügliche Rubriken führen: „Aus 
dem Kulturleben“; „Vom Büchermarkt“; „Bibliographie“; „Was 
werden wir lesen ?“; „Zeitschriftenwochenschau“, die sehr gut redigiert 
wird. Recht gut wirkt hier auch dieZeitschriftPlaceks„Preihled revul“, 
die folgende Einteilung besitzt: „Übersicht der Belletristik in Zeit¬ 
schriften“; „Übersicht der Kritiken und Theaterberichte ebenda“; 
„Belletristik (Prosa, Poesie)“. Eine Bibliographie der tschechischen 
pädagogischen Zeitschriften im Vormärz schrieb Prof. Pesek: „Ceske 
casopisy pedagogicke v dobe obrozenske“, „Pedag. Rozhledy“ XXIV, 

1911, Kr. 1. Publikationen über Aussig bespricht Alex. Marian in 
den „Mitteilungen des Vereines f. d. Gesch. d. Deutschen in Böhmen“ 

1910, S. 78 ; ebenda gibt der bekannte Wallensteinbibliograph Loewe 
neue Ergänzungen zur Waldsteinbibliographie. Eine Bibliographie 
der rechtshistonschen Literatur Böhmens veröffentlicht der Professor 
des slawischen Rechtes an der Prager tschechischen Universität Doktor 
K. Kadlec in der russischen „ Jurid. Bibliografija“, die in Jaroslavl er¬ 
scheint; die Bibliographie der historischen Literatur verzeichnet der 
Prof, der Wiener evangelischen Fakultät Dr. Gustav Adolf Skalsky 
im „Jahrbuch des Vereines f. d. Geschichte des Protestantismus in 
Österreich“ und im „Theologischen Jahresbericht“; die Bibliographie 
der tschechischen Musikliteratur gibt die Zeitschrift „Der Merker“ 

(vergl. auch den gut informierenden Artikel: „Ceskou hudbu pod 
vänocnl stromek“, „När. L.“ 1910, Nr. 348). Die Bücherschenkungen 
böhmischer Exulanten an die Freiberger Schulbibliothek im 17. Jahr¬ 
hundert führt Referent in seiner Studie in der tschechischen Museal- 
zeitschrift 1910, S. 452 an: „Kniznl dary ceskych exulantü do skolnl 
knihovny ve Freiberce“; ebenda berichtet Bibliothekar Univ.-Prof 
Dr. Zlbrt über den tschechischen Buchdrucker J. J. Komärek in Rom. 

Kataloge der Lehrerbibliotheken an den Mittelschulen veröffentlichen 
die Programme der Mittelschulen. 

Eine anerkennenswerte Hervorhebung verdienen folgende typo- Buchdruck, 
graphische Zeitschriften: „Veleslavin“, „Typografia“ und „Typo- ZBltedulfton. 
graficke listy“. „Veleslavin“ (38, 1910), benannt nach dem berühmten 
Buchdrucker des 16. Jahrhunderts Adam v. Veleslavin, bringt zahl¬ 
reiche Notizen aus der Geschichte des Buchdruckes; „Typografia“ 

(XXI, 1910) eine prächtig ausgestattete Fachzeitschrift der Buch¬ 
drucker, enthält sehr viele interessante Artikel von Dvofacek („Uber 
Visitkarten“), Dyrynk („Unsere schön ausgestatteten Bücher“), Kovar 
(„Uber Selbstbildung durch Lesen“), Kellner („Zwei Bücher des 
Kaisers Maximilian I.“), Maoek („Uber Bibliomanie“) u. a. m. 
„Typograficke listy“ (XXII, 1910), das Vereinsorgan der Buch¬ 
druckereifaktoren, bringt Notizen zur Geschichte der Buchdruckerei 
in Pisek, tritt gegen die Schundliteratur auf, bespricht die Geschichte 
der Buchdruckereiabteilung im Näprstekmuseum, führt uns die Fach¬ 
ausstellung im Technologischen Museum vor, die gelegentlich der 
Zusammenkunft der Buchbinder Böhmens vom Inspektor L. Weigner 

2 * 


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20 


< )stcrn* ichischc Rundschau 


Bibliophilie, veranstaltet wurde, u. a. Ihnen nahe steht der Verein tschechischer 

Bücherfreunde, der mitunter recht geschmackvolle Liebhaberausgaben 
horausgibt, wie es z. B. die Herausgabe Mächas „Mäj“ ist. 

Abwehr-und Aus der Tätigkeit der Abwehr- und Bildungsvereine sei liervor- 

Biidungs- gehoben: Auf der tschechischen Seite zeigt der Turnverein „Sokol“ 
vereine, ein ernsthaftes Bestreben, überall im Bereiche seines Wirkungskreises 

gute Büchereien und Lesehallen zu gründen, die natürlicherweise den 
jeweiligen Ortsverhältnissen und den Geldmitteln der Gruppe ent¬ 
sprechen. Die zwei Vereinszeitschriften: „Vestnik Sokolsky“ und 
„Sokol“ erörtern zeitweise verschiedene praktische Fragen aus dem 
Gebiete der Bücherhallenbewegung überhaupt und bringen dabei auch 
viel eingehendes Material über Zahl, Einrichtung und Wirksamkeit 
dieser volkserziehcrischen Anstalten. Neben gesunder, körperlicher 
Entwicklung sieht der „Sokol“ das Hauptbildungsmittel der Jugend 
im guten Buche, wie es die Vollversammlung der tschechischen Soko- 
listengemeinde im November 1910 klipp und klar zum Ausdrucke 
brachte. Dies zeigt auch die Statistik: die Zahl der Bücher in den 
von ihm gegründeten Volksbüchereien hat die imposante Größe von 
140.386 belehrender und unterhaltender Werke und 42.507 Fach¬ 
schriften erreicht, die von 30.880 Lesern in 230.110 Fällen benützt 
werden. Hiebei ist noch zu bemerken, daß diese Statistik eigentlich 
unvollständig ist, da in 550 Gruppen öffentliclie Büchereien und 141 
öffentliche Lesehallen geschaffen wurden und somit aus der ausschlie߬ 
lich sokolistischen Verwaltung geschieden sind. Die von mir im letzten 
Briefe erwähnte Reorganisation 1 ) zeigt sich auch darin, daß der Zu¬ 
wachs an Fachwerken im Jahre 1910 (+ 4973) dem an Unter¬ 
haltungsschriften (+ 5722) fast gleichkommt. In gleicher Weise 
wirken auch die Severoceskä Jednota und die Närodni Posumavskä 
Jednota. Recht tüchtig arbeitet die Budweiser Sektion der N. J. P„ 
die eine Bücherei von 7000 Bänden unterhält; sie besteht aus einer 
Volksbücherei und aus einer Gruppenbücherei von 20 kleinen Büche¬ 
reien,die an die Ortsgruppen abgegeben werden („Budivoj“ 1911, Nr. 12). 
Auch sei hier der Severoceskä Beseda in Prag gedacht-, einer Vereini¬ 
gung ehemaliger Minoritätsarbeiter, die jährlich einige Büchereien in 
national bedrohte Orte Nordböhmens verschickt. Eine eigene Stelle 
nimmt die „Christenbücherei“ in Rokytnice ein, die vom Ingenieur 
J. Christen im Jahre 1910 gegründet wurde („När. Listy“ 1910, 
Nr. 334). — Auf deutscher Seite sei die eminente Tätigkeit der 
Turnvereine und des Bundes der Deutschen in Böhmen erwähnt. Uber 
die Volksbüchereien der letzteren gibt ein anschauliches Bild der 
Tätigkeitsbericht im 9. Jahrgange der prächtig ausgestatteten „Deut¬ 
schen Arbeit“ (S. 76) oder die Vereinszeitschrift „Mitteilungen des 
Bundes der Deutschen in Böhmen“, Jahrgang XV. Eine hervor¬ 
ragende Rolle spielt hier auch der „Deutsche Verein zur Verbreitung 
gemeinnütziger Kenntnisse“, wie aus dem Vortrage des Univ.-Prof. 
Dr. Häuften in der Hauptversammlung (Februar 1911) erhellt. Der 

*) [S. diese Zs. I. 136.] 


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Prager Brief 


21 


Tätigkeitsbericht besagt, daß eine Reihe von Volksbüchereien größere 
Bücherspenden von zusammen 1500 wertvollen Büchern erhielt und 
daß auch dem Vereine zahlreiche Bücherspenden zugingen, die jedoch 
nicht ausreichen, um den ununterbrochenen Gesuchen um Bücher¬ 
spenden, namentlich seitens bedrohter Orte an der Sprachgrenze, aus 
Vereinsmitteln nachzukommen; deshalb wendet sich der Verein an 
die Öffentlichkeit, ihm unbenützte oder in mehreren Exemplaren 
vorhandene Bücher zur Verfügung zu stellen. Ähnlich arbeitet der 
„Böhmerwald bund“ mit seinem rührigen Damenkomitee in Prag, das 
gleichsam den Mittelpunkt bildet, an den sich die Leiter der Schüler- 
und Volksbüchereien von nationalen und agrarischen Vereinen und 
Genossenschaften mit der Bitte wenden, ihnen durch Zusendung von 
Lesematerial über die traurigen Monate in den verschiedenen Ort¬ 
schaften hinwegzuhelfen. Eine billige Lektüre suchte der „West- 
bohmische Schulvereinsgau“ seinen Ortsgruppen dadurch zu ver¬ 
schaffen, daß er ihnen teils gratis, teils gegen geringes Entgelt seine 
Schul vereinskaiend er zusandte. Der „Erz- und Mittelgebirgsverein“ 
hat bisher die Sorge um Volksbüchereien anderen Vereinen überlassen. 

Im Tätigkeitsberichte der Februarvollversammlung (1911) heißt es, 
daß die eingelaufenen Bücherspenden entweder dem Deutschen 
Verein zur Verbreitung gern. Kenntnisse oder den Ortsgruppen des 
Bundes der Deutschen in Böhmen mit dem Aufträge zugewiesen 
wurden, sie an besonders bedrohte Orte des Erz- und Mittelgebirges 
zu verteilen. 

An diese Abwehr- und Bildungsvereine reihen sich die Studenten- Studenten¬ 
verbindungen mit ihrer Tätigkeit, die sich in der Veranstaltung vonWblndunQen. 
populären Vorträgen, Einrichtung von zweckmäßigen Wanderausstel¬ 
lungen undGründung von V olksbüchereien und Volkslesehallen bekundet 
Alle neuen Ideen schlagen hier natürlich sofort ein und rufen darum 
verschiedene Arten von Büchereien mit verschiedenen Organisationen 
ins Leben, was insbesondere bei den Wanderbibliotheken ins Auge 
fällt. Einen außerordentlich guten Dienst leistet den Studenten die 
detaillierte Kenntnis ihrer Arbeitsbezirke, so daß sie trotz der ver¬ 
änderten Verhältnisse auf diesem Felde Hervorragendes leisten 
können und zumeist auch leisten. So wirkt in Südböhmen in der an¬ 
gedeuteten dreifachen Richtung der Verein „Prächen“, inWestböhmen 
der Verein „Krakovec“, der zumeist an 100—120 Bänden reiche Büche¬ 
reien unterhält und besonders auf seine Wanderbüchereien sein 
Augenmerk richtet; er versendet sie in arme oder national bedrängte 
Orte. Für den Pilsner Kreis sorgt seit den Siebzigerjähren der Verein 
„Radbuza“, der trotz verschiedener sturmvoller Angriffe bisher sein 
Primat in der kulturellen Arbeit im Bereiche seines Wirkens be¬ 
hauptet hat. Wie seine „Vyrocni zpräva o cinnosti“ f. d. J. 1909/10 
berichtet, unterhält der Verein an 42 Orten Volksbüchereien und 
befaßt sich dank der Opferwilligkeit und Begeisterung seiner Bücher¬ 
warte mit einer gründlichen Reorganisation der ganzen Bücherei¬ 
aktion. Im Caslauer und Iglauer Kreise arbeitet der Verein „Säzavan“, 
der im Iahre 1910 sechs mustergültige Bibliotheken in der armen 


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Österreichische Rundschau 


Sazawer Gegend errichtete, so daß die Zahl seiner Bibliotheken die 
Ziffer 30 erreicht. Im Leitmeritzer und Raudnitzer Kreise beginnt 
neuerlich seine Arbeit der Verein „ß.ip“ zu entfalten; wie der 
„Podripan“ (1911, Nr. 4) meldet, versendet er Wanderbibliotheken 
in national bedrohte Orte. Ähnlich der Verein „Jizeran“ in der Iser- 
und Jeschkengegend, der schon seit dem Jahre 1898 Kreiswander¬ 
bibliotheken eingerichtet hatte und der jetzt 31 Büchereien unterhält 
Auch der Weinberger Studentenverein „Akademikove Vinohradsti“ 
vergibt jährlich einige Volksbüchereien an tschechische Minoritäten. 
Gegen dieses bisher ganz selbständige Handeln der Studentenvereine, 
wie es z. B. von Borkovec in der Studentenrevue „Studentskä Revue“ 
(1911, Nr. 3) empfohlen wird, macht sich der Gedanke einer einheit¬ 
lichen Zentralisierung bemerkbar, wie er in der speziell den tschechi¬ 
schen Minoritäten gewidmeten Studentenzeitschrift „StudentskyObzor 
Mensinovy“ (1911, Nr.4, 5) angeregt wird. Die Studenten, die sich um 
diese Zeitschrift gruppieren, gehören der akademischen Sektion der 
När. Jedn. Severoceskä an, die bei ihrer Vollversammlung im Mai 1910 
den Beschluß faßte, eine praktische Bibliothek für das Studium der 
Minoritätsfrage zu errichten, die an eine größere, schon bestehende 
Bibliothek angegliedert wäre. Politische Sonderzwecke verfolgt die 
agrarische Studentenschaft: Sdruzeni venkovskych akademikü mit 
der Gründung kleiner Büchereien („Venkov“, 1910), sowie die staats¬ 
rechtfortschrittliche Jugend: Mladä generace stätoprävne-pokrokovä 
(„Samostatnost“ 1911, Nr. 16). Nebenbei sei auch erwähnt, daß die 
russische Studentenkolonie in Prag zusammen mit dem mährisch¬ 
schlesischen Bildungsvereine „Mor.-slezsky Osvötovy Svaz“ eine 
russische Bibliothek und Lesehalle zur Ehrung des „13. Apostels 
Christi“ L. N. Tolstoj, „Ruskä knihovna a citarna L. N. Tolsteho“, 
ins Leben riefen („Hläs Naroda“ 1910, Nr. 330). 

In das Wirken der deutschen Studentenverbindungen gewährt 
uns einen Einblick der Artikel Aug. Sauers: „In partibus infidelium“ 
(„Deutsche Arbeit“ IX, 1909/10, S. 1—3). Sauer regt den Gedanken 
an, eine genaue Statistik aller bedrohten Ortschaften zu führen und 
die in ihnen bestehenden Bibliotheken von den Gönnern besonders in 


Obhut zu nehmen. Dies sei um so leichter, da „im Kreise der farben¬ 
tragenden Verbindungen der Prager deutschen Universität seit einigen 
Jahren die Einrichtung besteht, daß sich eine Korporation einen be¬ 
sonders arg bedrängten Ort an der Sprachgrenze als Schutzort erwählt 
und ihn mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln betreut. Zwischen 
diesem Grenzorte und der Verbindung besteht ein reger Wechsel¬ 
verkehr“. Inwieweit jedoch dieser fruchtbare Gedanke in Bezug 
auf die Volksbüchereien in die Tat umgesetzt wurde, läßt sich heute 


noch nicht sagen. 

Volksblbllo- Die erste Anleitung zur Gründung von Volksbüchereien gibt 
ttieken. Hand- A.1. Tuhäcek in seinem Informationsbüchlein: „O knihovnictvi“ (Von 
büdier und den Bibliotheken), „Knihovnicka sdruzeni venkovskych akademikü“ 
Allgemeines, j, 1910, S. 16, das hauptsächlich agrarischen Zwecken dienen soll. 

Einen großen Katechismus der Volksbüchereikunde kündigt Doktor 


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Prager Brief 




Zd. Tobolka für da9 Jahr 1911 an („När. Listy“ 1910, Nr. 324). — 
Tschechische Volksbibliotheken erfahren jedwede mögliche Fördern ng 
vom „Osvetovy Svaz“ und seinem Organ, der „Öeskä Osveta“. Die 
gut informierenden Artikel dieser Zeitschrift, die zumeist aus der 
Fülle der Erfahrung schöpfen, sowie die Übersichten der Fähigkeiten 
einzelner Sektionen des O. S. geben ein anschauliches Bild von der 
emsigen Regsamkeit, die auf diesem Gebiete herrscht. Referent be¬ 
richtet hier auf Grund eingehender Studien über die Volksbüchereien 
vor dem J. 1848: „Ceske knihovny lidove do r. 1848“; Hejret infor¬ 
miert über die Volksbüchereibewegung in den slawischen Ländern; 

Redakteur Moravec über die Bücherhallenbewegung in Deutschland. 

Nebenbei sei auch der Artikel B. Pavlüs: „O kulturni politice v 
Neraecku“ (Von der Kulturpolitik in Deutschland, „När. Listy“ 1911, 

Nr. 52) erwähnt, wo über die volkserzieherischen Bestrebungen in 
Deutschland gesprochen und auch der Volksbüchereien gedacht wird. 
Univ.-Prof. Dr. Sauer, der seine Aufmerksamkeit auch den Volks¬ 
bibliotheken zuwendet, besprach in Reichenberg im Jänner 1911 die 
Wichtigkeit der Errichtung von deutschen Volksbüchereien, indem 
er mit klarem Verständnis auf den geradezu plastisch hervortretenden 
Einfluß guter Lektüre hinwies („Bohemia“ 1911, 20. Jänner). Ähn¬ 
lich tat dies V. Hille in Arnau in seinem Vortrage über Volksbiblio¬ 
theken („Deutsche Arbeit“ IX, 1909/10, S. 13). Eine ganz besondere Stel- Verwaltungs- 
lung unter den Bezirkshauptleuten in Böhmen nimmt der Statthaltereirat bthflrden. 
Karl V oj äcek in Senf tenberg ein, der unermüdlich für jedwede Hebung des 
Kulturniveaus niederster Volksschichten tätig ist. Im Amtsblatt der 
Bezirkshauptmannschaft (Jahrgang II, 1909, Nr. 6, 7) spricht er 
mit wahrer Liebe und edler Begeisterung von Büchereien und deren 
Nutzen überhaupt ; erörtert die Frage, wie die kleinen Landgemein¬ 
den sich Büchereien errichten könnten, empfiehlt geeignete Bücher, 
warnt vor der Gefahr der Ansteckung bei Benützung der Büchereien, 
hebt mit Nachdruck die Notwendigkeit und die Wichtigkeit der Bil¬ 
dung hervor, erzählt von den Quellen der Bildung, zeigt wie das 
Volk lesen soll, kurz tritt überall als begeisterter Anhänger der Volks¬ 
erziehung in die Schranken. Seine Statistik der Büchereien im Senf- 
tenberger Bezirk (Amtsblatt II, 1909, Nr. 6 und III, 1910, S. 2) 
zeigt die Bestrebungen dieses wahren Menschenfreundes im besten 
Lichte (vergl. auch „När. Obzor“ 1910, Nr. 52). Seiner Belehrungen 
über den Schaden der Schundliteratur wird noch gedacht werden. 

Ähnlich versucht das Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Hohen- 
maut 1911 zum Schutze der Altertümer und zur Belehrung des Volkes 
zu wirken. Beratungen über eine zweckmäßige und einheitliche Ein¬ 
richtung der Bibliotheken, ihre Leitung und Ergänzung, sowie die 
Art der Möglichkeit einer leichten Evidenzführung fanden in der 
Büchersektion des Pilsner O. S. im November 1910 statt („Smer“ 

1910, Nr. 49). — Über die Aussxger Volksbücherei und Lesehalle Elnz*ln« 
informiert der Jahresbericht vom Jahre 1909, der ausführliche Nach- Volksblböo- 
richten über den durch Kommerzialrat Weinmann ermöglichten Neu- theksn. 
bau der Volksbücherei enthält („Deutsche Arbeit“ IX, 1909/10, 


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Österreichische Rundschau 


Verleger. 


S. 457). Die Eröffnung der Volksbücherei in Egcr erfolgte am 
12. Februar 1911. Sie ist eine Schöpfung des Maschinenbauers Domi¬ 
nik Kreuzinger (f 1903), der testamentarisch 400.000 K seiner 
Heimatstadt hinterließ zur Errichtung einer Volksbücherei nach dem 
Muster der Volksbücherei in Zwittau, mit Lese- und Vortragssälen 
eingerichtet. Oberbezirksarzt Dr. Ed. Quirsfeld, der Obmann des 
Wissenschaftlichen Vereines in Eger, hielt eine begeisterte Eröff¬ 
nungsrede („Prager Tagblatt“ 1911, Nr. 38). Sehr benutzt wird 
die Volksbibliothek des „Frauenfortschritts“ in Prag („Prager Tag¬ 
blatt“ 1911, 12. Jänner), die Bibliothek des Deutschen Fortbildungs¬ 
vereines in Sraichow (ibid.), der Lesesaal des „Deutschen Vereines in 
den Kgl. Weinbergen“, der in neuen Lokalitäten untergebracht ist 
(ibid.), sowie das „Deutsche Kasino“, in dessen Lesezimmer 190 
Tagesblätter und Zeitschriften auf liegen, welche an Prager deutsche 
Vereine weitergegeben werden („Bohemia“ 1910, Nr. 345). Die 
tschechische Stadtbibliothek in den Kgl. Weinbergen mit ihren 8402 
Bänden wurde im Jahre 1910 von 32.030 Lesern besucht, die zu¬ 
sammen 72.380 Bände entliehen („När. Listy“ 1911, 13. Jänner). 
Weniger benützt wird die Smichower Lesehalle, welche im Dienzen- 
hofers Pavillon untergebracht ist (ibid., 27. Jänner). Die Stadt¬ 
bibliothek und öffentliche Lesehalle in Karolinental mit 7446 Bänden 
zählte 10.241 Leser, die 78.968 Bände entliehen (ibid., 14. Jänner). 
Über die Stadtbibliothek in Pilsen berichten sehr eingehend die 
„Plzenske Listy“ (1911, Nr. 22), über die daselbst neugegründete 
Lesehalle der fortschrittlichen Jugend mit ihren 132 Zeitungen und 
Revuen der realistische „Siner“ (1910, Nr. 48). In Klattau strebt 
die Sektion des O. S. danach, eine genaue Statistik der Büchereien 
des Bezirkes sich zu verschaffen, um dann alle Kulturvereine zu ein¬ 
heitlich organisiertem Vorgehen zu vereinen (ibid., Nr. 49). In 
Pardubitz, wo 4156 Leser 11.543 Bände aus der Stadtbibliothek ent¬ 
liehen, wurde die Sektion des O. S. erst gegründet; man strebt eben¬ 
falls nach gemeinsamem, planmäßigem Vorgehen („Osveta Lidu u 
1910, Nr. 141; „När. Listy“ 1910, 16. Dez.; „Neodvisle Listy“ 
1910, Nr. 53); ebenso in Breznitz („När. Politika“ 1911, Nr. 13). 
Auch die katholische Organisation beschäftigt sich eifrig mit der Er 
richtung christlichsozialer Bibliotheken, die zumeist auf den Pfarreien 
untergebracht sind („Vlast’“ 1910 und das Parteiorgan „Cech“ 1911, 
19. Jänner). 

Eine wichtige Neuerung traf der Verein tschechischer Buch¬ 
händler und Verleger. Er wurde nämlich vom O. S. 4 ersucht, ihm 
jährlich eine bestimmte Anzahl von Büchern zur Verfügung zu stellen, 
die dann hauptsächlich in armen gemischtsprachigen Gebirgsdörfem 
untergebracht würden. Der Verein „Spolek ceskych knihkupeü a 
nakladatelü“ wandte 6ich selbst mit diesem Ersuchen an seine Mit¬ 
glieder, von denen 37 eine bejahende Antwort gaben und sich willig 
zeigten, eine bestimmte Anzahl von Büchern im Werte von 600 bis 
1000K dem O. S. zur Disposition zu stellen. Die daraus eingerichteten 
Bibliotheken werden den Namen: „Knihovny ceskych nakladatelü“ 


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Prager Brief 


25 


(Bibliotheken tschechischer Verleger) führen („Knihkupecky Ozna- 
movatel“ 1910, Kr. 29). An sie reiht sich die Redaktion der „Kar. 

Listy“ mit ihren für Schlesien bestimmten Wanderbibliotheken: Wander- 
„Prenosne knihovny Närodnich Listü“ („Kar. Listy“ 1911, Nr. 24). blbllotheken. 
Der O. S., der von Zeit zu Zeit Aufrufe um Bücherschenkungen ver¬ 
öffentlicht, entsendet nach Möglichkeit gut ausgewählte Bibliotheken 
besonders in arme oder in der Kultur noch rückständige Gegenden. 

Recht energisch wurde in letzter Zeit der Kampf gegen die Sthund- 
Schund- und Schmutzliteratur aufgenommen. Auf tschechischer llteratur. 
Seite vereinigt und verkörpert alle diese Bestrebungen der „Osvetovy 
Svaz“ (siehe seine Aufrufe in den Tageszeitungen, Februar 1911), 
auf deutscher Seite tritt die „Deutsche Landeskommission für Kinder¬ 
schutz und Jugendfürsorge“ in den Vordergrund, welche im Jänner 
1911 eine eigene Enquete von hervorragenden Pädagogen und Schul¬ 
männern zur Beratung über die Abwehrmittel gegen schlechte Litera¬ 
tur einberufen und die Einsetzung eines Durchführungsausschusses 
beschlossen hat, der die reichen Anregungen einer systematischen 
Bearbeitung zu unterwerfen hat. Im gebührenden Mittelpunkte dieser 
Beratung stand der Vortrag Prof. Laßmanns, des unermüdlichen Vor¬ 
kämpfers für geeignete Jugendbüchereien. Sein Vortrag anläßlich 
der von dem Verein „Deutsche Mittelschule“ in Prag veranstalteten 
Ausstellung von Jugend Schriften im Dezember 1910, sein Referat bei 
der Beratung der Landeskommission für Jugendfürsorge und seine 
Rede im „Frauenfortschritt“ tragen das Gepräge echter Begeisterung 
im Kampfe für eine gute Idee an sich, zeigen den schrecklichen Ein¬ 
fluß schlechter Lektüre auf die körperliche und geistige Entwicklung 
der Jugend und geben auch die Richtung an, die man im Kampfe 
gegen diese Seuche einschlagen muß. Ähnlich spricht Statthalterei rat 
Vojäcek im Amtsblatt des Senftenberger Bezirkes (1910, S. 2) und 
Pavlü in den „När. Listy“ 1911, Nr. 52. Die Hauptdevise ist: Gebt 
der Jugend gute, spannend geschriebene Bücher, in denen sich ihr 
Interesse und ihre Phantasie heimisch fühlen wird, und bekämpft mit 
allen Mitteln die Schmutzliteratur. Zu diesem Zwecke wurden in der 
Weihnachtszeit viele gut ausgewählte Ausstellungen von Jugend¬ 
schriften veranstaltet; ich erwähne nur die Schulsektion des Lehrer¬ 
vereines „Komensky“ auf den Kgl. Weinbergen, die eine Ausstellung 
in Kunratitz und Branik ins Leben rief („Ceske Slovo“ 1910, 

Nr.288), den Bildungsverein in Zlichov(„Prävo Lidu“ 1910, Nr.340) 
usw. Daneben fanden Vorträge über Jugendliteratur statt; so sprach 
im Dezember 1910 Marie Gebauerovä im Frauenvereine „Zemsky 
Klub Cesky“ über das tschechische Buch für die tschechische Jugend: 

„O ceske knize pro ceskou mlädez“ (vergl. auch ihre Musterauswahl 
geeigneter Jugendbücher in den „När. Listy“ 1910, Nr. 330: „Vzorny 
vyber vhodnych knih pro mlädez) ; im Verein für die Interessen der 
Mutterschulen „Spolek pro zäjmy skol materskyeh“ sprach Professor 
Kocourek über Kinderliteratur: ,.0 literatufe detske“, ebenfalls im 
Dezember. Lesehallen für Kinder: Citärny pro deti“ regt die Zeit¬ 
schrift „Beseda Ucitelskä“ (1910, Nr. 44) an. Gute Übersichten 


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26 Österreichische Rundschau — Prager Brief 

geeigneter Jugendbücher brachten einige Tagesblätter, so insbesondere 
der realistische „Cas“ (1910, Nr. 343) und die „När. Listy“ in der 
Weihnachtszeit. Im Zusammenhänge damit steht auch das Konkurs- 
ausschreiben des Landeszentral Vereines der Lehrerverbindungen des 
Königreiches Böhmen für literarische Jugendwerke („Besedy Öasu“ 

1910, Nr. 50). Hand in Hand geht damit das Streben nach einer 
SdiQlar- gründlichen Revision und Reorganisation der Schülerbüchereien, die 

blbHothafcan in manchen Gegenden sehr verwahrlost sind, wie die Pilsner Sektion 

des Osv. Svaz für den Pilsner Kreis konstatiert („Plzenske Listy“ 

1911, Nr. 45). Wie verhältnismäßig klein die Dotation für Schüler¬ 
büchereien ist, wurde in den Bezirkskonferenzen der Prager Volks¬ 
echul- und Bürgerschullehrer einstimmig betont, da das Binden und 
Ausbessern der Bücher fast die ganze Dotation verschlingt („När. 
Listy“ 1910, Nr. 339). Recht gelegen kommt hier das Referat 
J. Mauere über die Schulbüchereien und Lesehallen in den Vereinig¬ 
ten Staaten Amerikas: „Zäkovske kniliovny a citärny ve Spojenych 
Stätech ameriokycli“ („Hlidka Casu w 1911, Nr. 49), um zu zeigen, wie 
Hand anzulegen wäre, wollte man sie auf ein höheres Niveau bringen. 
Ein Verzeiclmis von geeigneten Büchern für die der Schule entwach¬ 
sene Jugend gibt der erprobte Pädagog Prof. Fr. Vykoukal: „Seznara 
knih pro mlädez skole odrostlou“ („Ceskä Osveta“ 1911, Nr. 2). Bei 
allen diesen edlen Bestrebungen bildet einen großen Hemmschuh die 
Rubrik der Tageszeitungen: „Aus dem Gerichtssaale“, da manche 
Zeitungen in der sonst gut gemeinten Bekämpfung des Klerikalismus 
ärger wirken als die schmutzigste Literatur (Zeitung in Täbor: 
„Jiskra“). Daß hiebei auch recht ergötzliche Sachen passieren können, 
erhellt aus dem Feuilleton des Satirikers V. Dyk: „Co se pfihodilo 
v Slatenicich („Samostatnost“ 1911, Nr. 14), der uns erzählt, wie ein 
allzu eifriger Kämpfer gegen die Schundliteratur das Werk eines mo¬ 
dernen Schriftstellers aus Unkenntnis desselben auf den Index setzte. 
— Zuletzt sei noch erwähnt, daß der Verkauf der Kainzschen Biblio¬ 
thek in Berlin ein Pendant in Böhmen aufweist: Hier wurde pietätlos 
die Bibliothek der ehemaligen Schauspielerin Ilüz. Slavinskä verkauft 
Si fata tulere . . 

Prag, 20. Februar 1911. Jos. Volf. 

DEUTSCHES REICH. 

AUS NORDDEUTSCHLAND. 

Berliner Brief. 

6«samt- Um die Vergleichungsarbeiten für den preußischen Gesamtkatalog 

katalog. zu beschleunigen, ist durch Ministerialerlaß v. 18. April eine Reihe von 

Vereinfachungen genehmigt worden, dieesermöglichen,dieVergleichung 

der Berliner Aufnahmen in den Universitätsbibliotheken auf Grund 
der Katalogeintragungen zu machen, während bisher dieselbe sich nur 
auf Grund der Bücher machen ließ. Dadurch tritt naturgemäß eine 
große Zeitersparnis ein. Man hofft, die Vergleichung, die jetzt bis 


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Deutsches Reich — Berliner Brief 


27 


zu den Buchstaben „Herrn“ vollendet ist, und etwa 2300 Sendungen 
umfaßt hat, auf diese vereinfachte Art in etwa acht Jahren zu Ende 
zu führen. Da auch das durch die Beobachtung der ausführlicheren 
Instruktion gewonnene Titelmaterial nicht zur Drucklegung des Ge- 
samtkataloges ohne nochmaliges Überarbeiten hätte benutzt werden 
können, so ist die neue Instruktion, die eine baldigere Vollendung des 
Kataloges gewährleistet, mit Ereuden zu begrüßen. 

Ein anderer Erlaß des Ministeriums v. 2. November bringt eine ge¬ 
naue Regelung des Leihverkehres zwischen preußischen Bibliotheken, Lelhverkshr. 
dessen Anfänge im Jahre 1892 geschaffen wurden. Während früher nur 
die königl. Bibliothek mit allen Universitätsbibliotheken in direktem 
Leihverkehr stand und nur einige Gruppen der Universitätsbibliotheken 
noch einen Leihverkehr unter sich unterhielten, tritt jetzt jede Univer¬ 
sitätsbibliothek zu allen in direkten Verkehr, der sich noch erweitert 
durch den Anschluß von den Bibliotheken der höheren staatlichen 
Schulen und der Staatsarchive, sowie von anderen öffentlichen Biblio¬ 
theken, falls sie sich den Vorschriften dieses Ministerialerlasses unter¬ 
werfen und Gegenseitigkeit verbürgen. Die Gebühr, die früher 
10 Pfg. per Band betrug, ist beibehalten für den Leihverkehr der 
Universitätsbibliotheken untereinander und mit der königl. Biblio¬ 
thek. Dagegen beträgt sie 20 Pfg. für die übrigen Bibliotheken, da 
diese, bezw. ihre Benutzer, ja aus Billigkeitsgründen auch herange¬ 
zogen werden müssen zu den Bibliotheksgebühren, deren Einführung, 
wie berichtet, an den preußischen Staatsbibliotheken zum 1. April 
vorigen Jahres erfolgt ist. 1 ) 

Die genaue Regelung dieser Gebührenerhebung ist jetzt durch 
den „Erlaß betreffend die Erhebung von Bibliotheksgebühren bei der Blbllothaks- 
königl. Bibliothek in Berlin und bei den Universitätsbibliotheken“ gebühren, 
vom 2. November erfolgt. Sie setzt dieselben, wie erwähnt, auf 2 Mk. 

50 Pfg. für das Halbjahr (April bis September, Oktober bis März) 
für das Entleihen der Bücher fest, während die Benutzung der Lese¬ 
säle gebührenfrei bleibt. Die Zahlung der Gebühr an einer Bibliothek 
befreit für den ,betreffenden Zeitraum von der Zahlung an jeder 
anderen. Auswärtige Benutzer haben die Gebühr an die Universitäts¬ 
bibliothek der Provinz zu entrichten, in der sie wohnen; für die 
Provinz Brandenburg tritt an die Stelle der Universitätsbibliothek 
die königl. Bibliothek. 

Der Zudrang zu dem erst kürzlich eingeführten mittleren Biblio- 
theksdienst ist bereits ein derartiger, daß im November das zweitemal 
eine Diplomprüfung abgehalten wurde, der sich sechs Damen und 
ein Herr erfolgreich unterzogen, und im März 1. J. ist ein drittes 
Examen in Aussicht genommen. Inzwischen ist auch die Frage ge¬ 
regelt worden, an welchen Bibliotheken Praktikanten, bezw. Prakti¬ 
kantinnen das vorgeschriebene Jahr ihrer praktischen Ausbildung 
ableisten können. Es sind, abgesehen von der königl. Bibliothek, die 
jährlich vier, und den Universitätsbibliotheken, die zwei Personen 

•) [S. diese Zs. 1, 141.] 


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28 


Deutsches Reich 


nnnehmen dürfen, noch 16 öffentliche Bibliotheken Preußens, die je 
eine Person ausbilden dürfen. Im ganzen können somit jährlich 
38 Anwärter auf Bibliothekssekretärstellen heranwachsen. Und wenn 
auch nicht alle bei den Staats- und sonstigen wissenschaftlichen Biblio¬ 
theken Anstellung suchen werden, so kann man bei dem bereits er¬ 
folgten Zudrange doch die Laufbahn schon jetzt als wenig aussichts¬ 
reich betrachten und in wenigen Jahren dürfte es sich mit ihr ähnlich 
verhalten, wie mit den Anstellungsaussichten für den höheren Biblio¬ 
theksdienst, wo zurzeit etwa vierzig Anwärter auf etatsmäßige An¬ 
stellung warten. Für letztere ist allerdings die Aussicht noch geringer, 
da neue Bibliothekarstellen vor der Hand nicht mehr errichtet werden 
sollen. Dagegen werden für den mittleren Dienst wohl jährlich 
einige neue geschaffen und zum 1. April sollen die ersten Stellen für 
weibliche Bibliothekssekretäre ins Leben gerufen werden, und zwar 
drei an der königl. Bibliothek und weitere sechs an Universitätsbiblio¬ 
theken. 

Einzelne Die königl. Bibliothek zu Berlin veranstaltete am 13. Dezember 

Bibliotheken, des Vorjahres eine neue Zählung ihres Gesamtbestandes an Druck¬ 
schriftenbänden, und zwar wurde diesmal nach Buchbinderbänden 
gezählt, während man früher und auch bei der letzten Zählung 
im Jahre 1900 die Sammelbände mit einer Durchschnittszahl der 
in ihnen enthaltenen Schriften eingerechnet und dadurch eine wesent¬ 
lich höhere Ziffer erreicht hatte. Bei der jetzigen, übersichtlichen 
und bequemen Aufstellung in dem Neubau gelang es, ohne Dienst¬ 
unterbrechung, in wenigen Stunden die Zählung auszuführen, indem 
sämtliche Beamte und Hilfskräfte zur Zählarbeit herangezogen 
wurden. Das Resultat an Buchbinderbänden, unter Weglassung der 
Autographen und Nachlässe, die gar nicht mitgezählt wurden, ergab 
einen Gesamtstand von 1,246.145 Bänden. Unter Einrechnung der 
zurzeit noch räumlich getrennten „Deutschen Musiksammlung bei der 
königl. Bibliothek“ mit einem Bestände von 155.811 Bänden erhöht 
sich die Gesamtsumme der Druckschriftenbände im Besitze der königl. 
Bibliothek auf 1,401.956. — Am 23. Dezember wurde des 100. Ge¬ 
burtstages des früheren Generaldirektors Lepsius (1873—1884) durch 
eine akademische Feier in der Bibliothek gedacht. Aus diesem Anlaß 
erfolgte von seiten des Ministeriums die Übergabe eines Bildes von 
Lepsius, gemalt von einem seiner Söhne, das den Anfang bilden soll 
zu einer Galerie von Bildern der Generaldirektoren, die in dem zu¬ 
künftigen Festraume der Bibliothek Aufstellung finden soll. Bei der 
Feier entwarf der Generaldirektor ein Bild der Wirksamkeit seines 
Vorgängers, während ein Schüler von Lepsius, Prof. Steindorff (Leip¬ 
zig), sich über die wissenschaftliche Bedeutung von Lepsius verbrei¬ 
tete. — Eine von wissenschaftlichen Kreisen freudig begrüßte 
Neuerung ist die Anschaffung eines photographischen Apparates 
seitens der Handschriftenabteilung. Mit Hilfe desselben lassen sich 
Weiß-auf-Schwarz- und Plattenaufnahmen bis zur Größe von 18 X 24 
anfertigen. Für wissenschaftliche Zwecke werden auf Wunsch Auf¬ 
nahmen von Handschriften und Drucken gemacht und ihr Preis stellt 


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Berliner Brief 


2‘J 


sich einstweilen, bis man auf Grund ausreichender Erfahrung einen 
genauen Tarif aufstellen kann, auf 80Pfg. für eine Schwarz-auf-Weiß- 
Aufnahme und auf 3 Mk. für eine Plattenaufnahme nebst einer Kopie 
und auf 50 Pfg. für jede weitere Kopie von der Plattenaufnahme. — 
Kurz erwähnt sei hier noch, daß die königl. Bibliothek zur Jahr¬ 
hundertfeier der Universität als Festgabe eine prachtvoll ausgestatteto 
Festschrift unter dem Titel „Aus den ersten Zeiten des Berliner Buch¬ 
drucks“ herausgab. Aus dem gleichen Anlaß gab die Universitäts¬ 
bibliothek eine „Geschichte der königl. Universitätsbibliothek zu 
Berlin“, bearbeitet von Oberbibliothekar Dr. Karl Friese, heraus. 
Ihr, als speziellem Universitätsinstitute, wurden von freigebigen Ver¬ 
legern zahlreiche, zum Teile recht wertvolle Festgeschenke gegeben, 
von denen besonders die der Teubnerschen Verlagsbuchhandlung, die 
den größten Teil der Werke ihres Verlages im Werte von 10.000 Mk. 
umfaßte, Erwähnung verdient. 

Die Bremer Stadtbibliothek erfuhr im Rechnungsjahre 1909/10 
durch ein Vermächtnis des Konsuls II. H. Meier, das in einer Biblio¬ 
thek von 1517 Bänden bestand, eine beträchtliche Vergrößerung. In 
den dort herausgegebenen „Mitteilungen aus der Stadtbibliothek in 
Bremen“ wurde ein Verzeichnis der vorhandenen Inkunabeln veröf¬ 
fentlicht. 

Die königl. und Universitätsbibliothek Breslau führte als 
Neuerung zu Beginn des Wintersemesters 1910/11 die Öffnung auch 
am Samstagnachmittag wie an den übrigen Wochentagen von 4 bis 
7 ,Uhr ein und gleichzeitig eine weitere Verbesserung, indem vom 
gleichen Zeitpunkte an die Bücherbestellungen zweimal täglich, statt 
nur einmal wie bisher, erledigt werden. 

Die Breslauer Stadtbibliothek erhielt zwei wertvolle Schenkun¬ 
gen, die in erfreulicher Weise ihren Bestand ergänzten und erwei¬ 
terten. Die eine Sammlung bestand aus 563 Druckschriften und 
28 Handschriften musikalischen Inhalts, die aus dem Nachlasse eines 
langjährigen Mitarbeiters der Stadtbibliothek stammten, und die 
zweite Sammlung umfaßt eine kleine Bibliothek geschichtlich-sprach¬ 
wissenschaftlicher Literatur von etwa 570 Bänden aus der Hinter¬ 
lassenschaft eines Breslauer Amtsgerichtsrates. 

Die Feier des 300jährigen Bestehens der Stadt Elberfeld brachte 
der Stadtbibliothek mehrere wertvolle Zuwendungen. Die dortige 
Handelskammer stiftete 15.000 Mk. zum Ausbau einer besonderen 
Abteilung, die Werke für kaufmännische Berufsbildung umfaßt. Der 
Stadt-Bücherverein stiftete von sich aus 1000 Mk. und aus einer von 
ihm veranstalteten Sammlung 4500 Alk., die dazu verwendet werden 
sollen, geeignete Jugendlektüre zu beschaffen und hiedurch praktisch 
die Schund- und Schmutzliteratur zu bekämpfen. Als Festgabe hatte 
die Verwaltung einen gedruckten Katalog herausgegeben, der jedoch 
nur die Werke von allgemeinem Interesse verzeichnet. 

Der Hamburger Stadtbibliothek vermachte Gustav Oppert testa¬ 
mentarisch seine höchst reichhaltige und wertvolle Bibliothek für 
indische Sprachwissenschaft, wodurch die Bibliothek auf diesem 


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Deutsches Reich — Berliner Brief 


Gebiete die beste des KontiDentes wird und sogar der Bibliothek des 
British Museum den Rang streitig macht. Die riffermäßige Fest¬ 
stellung des Umfanges der Sammlung ist einstweilen noch nicht 
möglich gewesen; doch umfaßt sie neben den Druckschriften etwa 
80 Handschriften. Einen weiteren Zuwachs erfuhr die Bibliothek 
durch den Ankauf einer marokkanischen Sammlung von 108 Num¬ 
mern, die durch Gelder aus der Senator Jenisch-Stiftung erfolgte. 

Kürzlich konnte aus Breslau berichtet werden, daß man einem 
einer großen Bibliothek unwürdigen Zustande, die Zeitschriften erst 
nach Jahr und Tag den Bibliothekbenutzern zugänglich zu machen, 
beseitigt hatte durch die Einrichtung eines Zeitschriftenlesesaales. Die 
Universitätsbibliothek zu Leipzig hat jetzt endlich auch diese Rück¬ 
ständigkeit beseitigt und ein besonderes Zeitschriftenleeezimmer ein¬ 
gerichtet; leider aber hat man sich mit einer halben Maßregel be¬ 
gnügt, indem hauptsächlich nur die Universitätsdozenten Zutritt dazu 
erhalten. Wenn man in Betracht zieht, daß von dem 46.078 Mk. 
betragenden Anschaffungsfonds allein im verflossenen Jahre 25.126 
Mark für Zeitschriften ausgegeben wurden, 1 ) so muß man sich wun¬ 
dem, daß man in Leipzig erst jetzt dazu überzugehen anfängt, diese 
dem Publikum sofort zugänglich zu machen. 

Zum Schlüsse sei aus Posen erwähnt, daß die dortige Kaiser 
Wilhelm-Bibliothek in einem stattlichen Bande von 238 Seiten einen 
gedruckten Katalog der im Lesesaale und dem Katalogzimmer auf¬ 
gestellten Handbibliothek herausgegeben hat. Derselbe wird auch im 
Hinblicke auf seinen billigen Preis von 30 Pfg. dazu beitragen, der 
Bibliothek neue Benutzer zuzuführen. 

27. Februar 1911. H. Hoeffler. 


AUS SÜDDEUTSCHLAND. 

Münchner Brief. 

Hof-u.Staats- Aus dem letzten Halbjahre sind eine Reihe Neuerungen an der 
bibllothek. königl. Hof- und Staatsbibliothek in München zu berichten, die sich 
Zeitschriften- seither wohl schon als Verbesserungen bewährt haben. Mit dem Be- 
saal. ginn des September vorigen Jahres wurde im Zeitschriftensaale ein 
Zettelkatalog über den ganzen Bestand dieser Abteilung zur freien 
Benützung durch die Besucher aufgestellt. Er ist zugleich Sach- und 
alphabetischer Katalog und enthält rund 10.000 Karten. Hand in 
Hand mit dieser Neukatalogisierung war eine Neueinteilung und Um¬ 
numerierung der gesamten Wandfächer dieses Saales gegangen, die 
gleichzeitig durch weitere Einbauten um 300 vermehrt wurden. Hie¬ 
durch und durch anderweitige Unterbringung der Zeitungen — nur 
wenige der allerwichtigsten verblieben im Zeitschriftensaal — wurde 
Raum für im ganzen 3500 Nummern gewonnen, was gegen früher 
einen Zuwachs von rund 1000 Titeln bedeutet. Mit Rücksicht auf 
die praktischen Bedürfnisse wurden die deutschen Gesetz- und Ver- 

*) Vgl. Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken, Bd. 9, S. 166. 


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Münchner Brief 


31 


ordnungsblätter nach den Ländern und die Universität»- und Gesell- 
schaftsechriften nach den Orten zu zwei besonderen Abteilungen zu- 
sammengelegt. Die Galerie, die man wegen schlechter Erfahrungen 
seinerzeit hatte schließen müssen, ist jetzt dem Publikum wieder 
geöffnet worden. 

Zwei Monate später konnte das neue Ausleihamt in Betrieb ge- AusWhamt. 
nommen und damit einer sehr schweren und unangenehmen Übergangs¬ 
zeit ein Ende gemacht werden. Der neue Dienstraum, der übrigens 
an der gleichen Stelle verblieb, hat mit seiner Neuanlage eine Reihe 
unbestreitbarer Vorzüge gewonnen. Vor allem ist er nicht mehr der 
allgemeine Durchgang für die sämtlichen Besucher der Bibliothek. Die 
langersehnte Verbesserung wurde dadurch erreicht, daß man mit einer 
großen Glaswand auf der Nordseite ein Viertel des ürsprünglichen 
Raumes als Durchgang vom Treppenhaus zum großen Korridor ab¬ 
trennte; von diesem aus betritt man jetzt das Ausleihamt. Damit 
sind die früher sehr lästig empfundenen Nachteile der fortwährenden 
Zugluft und der steten Unruhe beseitigt. Dann sind die Schalter für 
Empfang und für Rückgabe der Bücher getrennt angeordnet worden. 

Um den biefür nötigen Raum freizubekommen, mußten die Arbeits¬ 
plätze der Diener herausverlegt und am Südende des großen Ganges 
neben der Garderobe untergebracht werden. Endlich konnte noch 
neben dem Rückgabeschalter ein eigener kleiner Arbeitsraum für den 
Vorstand des Ausleihamtes eingebaut werden, der jetzt der einzige 
wissenschaftliche Beamte dieser Abteilung ist, da der Schalterdienst 
vollständig von Mittelbeamten und Dienern versehen wird. Damit 
ißt der langgehegte Wunsch der akademischen Beamten, von diesem 
Dienste befreit zu werden, in Erfüllung gegangen. Da die Pläne 
für das neue Ausleihamt mit dem gleichen Raume wie vorher zu rech¬ 
nen hatten, der überdies wegen des abzutrennenden Durchganges um 
ein Viertel verkleinert wurde, so konnte das Problem nur durch 
äußerste Raumökonomie gelöst werden. Dies verlangte auch, daß man 
von dem früheren System der sogenannten „Personalbögen“, die in 
großen Foliokästen nach dem Alphabet der Entleiher aufbewahrt 
wurden, zu dem Betriebe mit Coupons überging, die dagegen nur 
einen sehr bescheidenen Platz zur Unterbringung beanspruchen. Zu¬ 
gleich wurde das neue Leihscheinformular so abgefaßt, daß es die 
Beibehaltung eigener Bestellscheine überflüssig machte. Durch Auf- 
durck des Tagesstempels werden die Bestellscheine zu Leihscheinen. 

Gleichzeitig mit dem Umbau des Ausleihamtes wurde eine Ent¬ 
staubungsanlage mit Saugluft zu 30 Zapfstellen in der Bibliothek 
eingerichtet, die, schon jetzt zur Reinigung des Treppenhauses in 
Gebrauch genommen, ihren vollen Nutzen erst in der besseren Jahres¬ 
zeit bei der Reinigung der Büchersäle erweisen wird. 

Mit dem Beginne des neuen Jahres wurde wieder ein neuer Novttatan- 
Zettelkatalog, gleichfalls System Sönneken, zur Benützung durch das katalog. 
Publikum auf gestellt, der neue Novitätenkatalog im großen Lesesaale. 

Er umfaßte bei seiner Aufstellung rund 10.000 Karten, die alpha¬ 
betisch nach den Namen der Verfasser oder anonymen Schlagworte 


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Katatoglsie- 

rungsvpr- 

sdiriften. 





Deutsches Reich 


geordnet sind und monatlich durch die neuen Zugänge vermehrt 
werden. Während der Grundstock des Kataloges im Zeitschriftensaale 
mit Maschinenschrift hergestollt ist, wurde dieser, mit Ausnahme der 
Dissertation.stitcd, für die Berliner Karten eingelegt wurden, von 
einer als Schreibkraft, tätigen Dame handschriftlich augefertigt. Die 
Fortführung ist in beiden Fällen handschriftlich, da dieses Verfahren 
sich als billiger erwies als die Verwendung der Berliner Titel¬ 
karten. 

Vor wenigen Wochen wurde nach ziemlich langwieriger Arlteit 
eine Revision der ersten Aufzeichnung des auch seitdem noch in vielen 
Punkten auf mündlicher Tradition beruhenden Katalogisierung?- 
brauche« vollendet. Das Krgobnis wurde als Manuskript gedruckt, einer¬ 
seits um nach einer längeren Probezeit als Grundlage für endgültige 
Katalogisierungsvorschriften zu dienen, anderseits um für die zurzeit 
wieder statttindenden Ausbildungskurse einen Leitfaden in die Hände 
der Teilnehmer gehen zu können. 1 ) Diese Kurse nahmen im Oktober 
vergangenen Jahres ihren Anfang und dauern zurzeit noch fort. Die 
Zahl der Teilnehmer ist 5, die sämtlich an der Staatsbibliothek prakti¬ 
zieren. Zum ersten Male sind zwei Hörer, ein Inländer und ein Aus¬ 
länder, als Gäste zugelasscn. 

Am 27. Februar konnte die Staatsbibliothek auf 350 Jahre ihres 
Bestehens zurückblicken. Am gleichen Tage des Jahres 1561 ließ 
Herzog Albrecht V. von Bayern-München die Bestallung seines ersten 
Bibliothekars Ägidius Oertel aus Nürnberg ausfertigen. Dies ist das 
erste sichere Datum der Geschichte der späteren Hof- und Staats¬ 
bibliothek. Seine Kenntnis wird den Forschungen eines ihrer Beam¬ 
ten, Kustos Dr. Otto Ilartig, verdankt, dem die Münchener Akademie 
der Wissenschaft in richtiger Würdigung der Bedeutung solcher 
bibliotheksgeschichtlicher Studien die Möglichkeit der Drucklegung 
seiner Arbeit gewährt hat; sie wird in den nächsten Monaten er¬ 
scheinen. Eine Feier dieses Jubiläums fand nicht statt. Leider ist 
auch nichts von größeren Zuwendungen oder Stiftungen, weder von 
Büchern oder Handschriften, noch von Geldmitteln, zu berichten, wie 
das bei anderen, glücklicheren Bibliotheken in den letzten Jahren aus 
ähnlichem Anlaß wiederholt der Fall gewesen ist. Wir werden nach 
Abschluß der Hartigschen Arbeit über deren Ergebnisse berichten; 
heute möchten wir nur der Jubilarin für die kommenden Jahre den 
einen Wunsch mitgeben, daß sie baldigst durch eine der Größe Mün¬ 
chens entsprechende Volksbibliothek davon befreit werde, als eine 
solche im Nebenamt zu wirken, und ihren eigentlichen, stiftungs¬ 
gemäßen Aufgaben als rein wissenschaftliches Institut wiedergegeben 
werden möge. Denn wenn auch die Knappheit ihrer Mittel oft pein¬ 
lich empfunden wird, so ist dafür doch von Jahr zu Jahr auf Besse¬ 
rung zu horten; aber die Inanspruchnahme der Bestände wie der 

! ) In Österreich hat die ITofbibliothek ihre Beschreibungsvorschriften in 
Druck legen lassen, in Prag hat die Universitätsbibliothek solche Instruktionen 
veröffentlicht; die Wiener Universitätsbibliothek begnügt sich mit Hektogrammen 
ihrer Regeln. F. A. M. 


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Münchner Brief 


33 


Beamten durch Benutzer, deren Arbeitsziele nicht wissenschaftlicher 
Art sind, steigert 9ich von Jahr zu Jahr in hohem Maße und ruft 
ernste Bedenken wach, ob nicht diese Nebenfunktion als Volks- und 
Bildungsbücherei die Staatsbibliothek von ihren eigentlichen Zwecken 
der Sammlung und Bewahrung der geistigen Produktion und der 
Förderung wissenschaftlicher Forschung allzuweit abzieht. 

An der Landesfeier des 90. Geburtstages des allverehrten Prinz- Wlttelsbadier- 
regenten Luitpold am 12. März beteiligte sich die Staatsbibliothek Ausstellung, 
durch Veranstaltung einer Wittelsbacher-Ausstellung. Plan und Aus¬ 
führung stammen von dem Vorstand der Handschriftenabteilung, 
Oberbibliothekar Dr. Georg Leidinger, der auch die Abfassung des 
Kataloges besorgte. Der Grundgedanke dieser Ausstellung ist, „die 
in der Bibliothek befindlichen Altertümer des Hauses Wittelsbach vor 
Augen zu legen“, was vielfach damit zusammenfällt, die jeweiligen 
Beziehungen der Wittelsbacher zu dem Schrifttum ihrer Zeit an 
der Hand der reichen Schätze der Bibliothek zu veranschaulichen. 

Zunächst dienen dazu die von Wittelsbachern selbst herrührenden 
Erzeugnisse, wie die wiederholt gedruckten und in verschiedene 
Sprachen übersetzten Monita paterna des Kurfürsten Maximilian I. 
an seinen Sohn und Nachfolger Ferdinand Maria. Ihnen schließen 
sich die Werke an, die ihre Entstehung der Anregung von wittels- 
bachischen Fürsten oder häufig Fürstinnen verdanken, z. B. die ver¬ 
schiedenen Übersetzungen lateinischer Originale durch den Leibarzt 
des Herzogs Albrecht III., Dr. Johannes Hartlieb, oder die Bearbei¬ 
tungen mittelalterlicher Epen durch Ulrich Fuetrer. Dazu gesellen 
sich Briefe und Autographa mancherlei Art, von den Tagebüchern 
Kaiser Karl VII. bis zu dem kurzen Bücherwunschzettel der „Winter¬ 
königin“ Elisabeth von der Pfalz. Zahlreiche Gebetbücher, die durch 
ihre äußere und innere Ausstattung von hervorragender kunst- 
geschichtlicher und kunstgewerblicher Bedeutung sind, zeigen, welch 
kostbarer Art die meist dem persönlichen Gebrauche dienenden Bücher 
der kunstsinnigen Fürsten und ihrer Gemahlinnen waren; daneben 
finden sich aber auch schlichte Stücke, wie das Jagdbuch des Herzogs 
Albrecht V., in dem Jahr für Jahr, von Karfreitag zu Karfreitag, 

Buch geführt wird über die Zahl des Wildes, das der herzogliche 
Jagdherr eigenhändig erlegt hat Endlich läßt sich immer wieder 
beobachten, wie bei den verschiedenen Linien die bibliophilen Nei¬ 
gungen des fürstlichen Hauses zum Durchbruche kommen. Dafür 
zeugen die mächtigen Folianten der Bußpsalmen des Orlando di 
Lasso und der Motetten des Cyprian de Rore, die der kunstfertige 
Hofmaler Albrechts V., Hans Mielich, mit prächtigen Malereien 
ausgeschmückt hat, nicht minder die geschmackvoll gebundenen Proben 
aus der Bibliothek des Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz oder 
die Übersetzung des Streites Christi mit Belial von Jakobus de 
Ancharano durch Nikolaus Rohrbach, dessen Handschrift für den 
Herzog Ludwig I. den Schwarzen von Pfalz-Zweibrücken mit dem 
köstlichen Bilde eines geistlichen Schreibers in seiner Stube, eines 
Vorfahren von Dürers Hieronymus im Gehäuse, geziert ist. Die 

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Deutsches Reich 



reiche Sammlung von Handschriften, Drucken, Einbänden, Briefen, 
die zu diesem Zwecke in den Schaukästen des Fürstensaales ausgelegt 
sind, ist in drei großen Gruppen chronologisch geordnet: Bayern- 
München (1180—) 1329—1777, Bayern-Kurpfalz 1329—1799, Bayern 
unter der Linie Zweibrücken-Birkenfeld bis zur Gegenwart. Der 
Mangel an weiterem Aussteilungeraum machte es notwendig, auf 
anderes zu verzichten, so auf die Vorführung der Kataloge von 
Bibliotheken einzelner Wittelsbacher sowie auf Rekonstruktioraa- 
versuche solcher Büchersammlungen mit den Originalen. So war es 
auch nicht möglich, die Geschichte des steten Wachstums der Staats¬ 
bibliothek unter der fürsorglichen Pflege der Wittelsbacher stärker 
anzudeuten als durch das gelegentliche Einschieben besonders präch¬ 
tiger Stücke, wie das Gebetbuch des Kaisers Maximilian mit den 
Randzeichnungen Albrecht Dürers. Was von dem zur engeren Aus¬ 
wahl gehörigen Material wegen Platzmangels nicht ausgelegt werden 
konnte, wurde doch der Vollständigkeit halber in den Katalog auf¬ 
genommen. Er ist mit einem Vierfarbendruck geschmückt, der den 
Gründer der Bibliothek, Herzog Albrecht V., mit seiner Gemahlin, 
Herzogin Anna, der Tochter Kaiser Ferdinands I., beim Schachspiel 
darstellt und dem Kleinodienbuch der letzteren, Cod. icon. 429, gemalt 
von Hans Mielich 1552, entnommen ist Die Ausstellung bleibt den 
ganzen Sommer dem Besuch geöffnet 

Der Anfang des Jahres brachte eine gemeinsame Verordnung 
der sämtlichen Staatsministerien vom 13. Jänner 1911, welche die 
Amtlldie Abgabe und Aufbewahrung der amtlichen Drucksachen für ganz 
Drucksachen. Bayern einheitlich regelt Als eine sehr glückliche Bestimmung ist 

hervorzuheben, daß die Staatsbibliothek als Zentrale bestellt ist, an 
welche alle Ämter abzuliefern haben und von welcher dann die Ver¬ 
teilung an die einzelnen Bibliotheken in den verschiedenen Kreisen 
besorgt wird. Dadurch wird eine sachverständige Berücksichtigung 
der Bedürfnisse der Bibliotheken gewährleistet. Der Wortlaut dieser 
Verordnung ist im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich 
Bayern 1911, Nr. 5, S. 21—23, nbgodruckt und wird auch im nächst¬ 
jährigen Jahrbuch der deutschen Bibliotheken zu finden sein. 

Kurz vor Schluß des alten Jahres, am 28. Dezember 1910, wurde 
Verein der in München ein Verein der unteren Bibliotheksbeamten in Bayern 
Unterbeamten, gegründet, dessen Zweck nach § 2 der im Druck vorliegenden Satzun¬ 
gen ist: Hebung der sozialen Stellung, Wahrung der Standesinter¬ 
essen seiner Mitglieder und Pflege der Kollegialität. Es ist wohl nicht 
zweifelhaft, daß die geistigen Anforderungen des unteren Bibliotheks¬ 
dienstes nicht wesentlich verschieden sind von denen, welche an die 
Beamten der Ministerialbotenklasse gestellt werden. Es ist daher sehr 
verständlich, wenn die Mitglieder des neuen Vereines danach streben, 
auch in diese höhere Klasse eingereiht zu werden, um so mehr, als 
ihre Arbeit sehr vielfach mit größerer körperlicher Anstrengung ver¬ 
bunden ist und sich während des Winters zu sehr fühlbarem Teil in 
gänzlich unheizbaren Räumen vollzieht. Da der so nötige gute Wille 
zur Arbeit zum größten Teile auf der Zufriedenheit mit der ma- 


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Münchner Brief 


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teriellen Lage beruht, so haben auch die Bibliotheken ein Interesse 
an den Bestrebungen des Vereines, denen wir guten Erfolg wünschen. 

In Erlangen fand am 14. März die Grundsteinlegung zum Neubau Edingen, 
der Universitätsbibliothek statt. Eine besondere Feier wurde nicht 
abgehalten. 

In dem Ausstellungsräume der Universitätsbibliothek Gießen ist 6 ‘®** en - 
mit Beginn des Wintersemesters 1910/11 eine neue Abteilung ein¬ 
gerichtet worden, die die Geschichte der Gründung der Universität 
Berlin im Jahre 1810 und die Tätigkeit ihrer Dozenten in den ersten 
Jahren des Bestehens der Universität durch die Ausstellung von 
Bildern, Autogrammen und Druckschriften erläutern soll. Außer der 
Universitätsbibliothek haben auch verschiedene Universitätslehrer zu 
dieser Sonderausstellung beigesteuert. — Der Entdecker der Beete 
der gotisch-lateinischen Bibelübersetzung in der Papyrussammlung 
der Universitätsbibliothek, Privatdozent Lic. Glaue, hat nun in Perga¬ 
mentstücken, die aus dem gleichen Fundorte stammen und ebenfalls 
in die Universitätsbibliothek Gießen gekommen sind, einen neuen 
bedeutsamen Fund gemacht. Lic. Glaue hat in diesen Handschriften¬ 
resten eine griechische Übersetzung des samaritanischen Bibelwerkes 
nachgewiesen, deren Existenz bisher nur durch Sam. Kohn (1894) 
vermutungsweise angenommen worden war. — Dem engeren Senate 
der Universität liegt zurzeit ein Antrag auf Einführung von Biblio- 
thekbenützungsgehähren zur Entscheidung vor. — Geh. Kommerzien¬ 
rat Dr. Adolf Clemm widmete im Anschlüsse an eine früher von ihm 
gemachte Stiftung den Betrag von 2000 Mark für die Universitäts¬ 
bibliothek Gießen, der damit hauptsächlich die Erweiterung ihrer 
Papyrisammlung ermöglicht werden soll. 

Von weiteren Schenkungen an Bibliotheken wurde berichtet aus Schenkungen. 
Erlangen, Universitätsbibliothek, Karlsruhe, Hof- und Landesbiblio- 
thek, Straßburg, Universitäts- und Landesbibliothek, Darmstadt, Hof¬ 
bibliothek, und (nach Korrespondenzblatt für die höheren Schulen 
Württembergs 1910, S. 388—396) Stuttgart, Landesbibliothek. 

An Literatur zu einzelnen Bibliotheken Süddeutschlands ist mir Einzeln« Bl- 
folgendes bekannt geworden: Süddeutschland überhaupt: Paul bliotheken. 
Martell, Süddeutsche Universitätsbibliotheken, im Archiv für Buch- Literatur, 
gewerbe. I. Marburg. Gießen. 46 (1909), S. 143—147. II. Göttingen. 

Münster. Heidelberg. 47 (1910), S. 23—29. III. München. Erlangen. 

Würzburg. 47 (1910), S. 188—194. Donauwörth: J. Traber, Bib¬ 
liothek und Museum im Cassianeum, im Pharus 1 (1910), 1. Halb¬ 
jahrsband, S. 276—279. (Diese aus Privatmitteln unterhaltene 
älteste pädagogische Spezialbibliothek ist in den vier Jahrzehnten 
ihres Bestehens, seit 1869, auf zirka 70.000 Bände angewachsen 
und ist in dem ehemaligen Bibliothekssaale des Klosters Heilig- 
Kreuz in Donauwörth untergebracht. Vgl. über die Entstehungs¬ 
geschichte J. Traber, Das Cassianeum in Donauwörth. (Zum 25jäh- 
rigen Jubiläum). Donauwörth 1900.) — Frankfurt a. M. Vgl. Ztrbl. 
f. Biblw. 28 (1911), S. 130 f. (Vertrag zwischen dem Magistrat 
der Stadt Frankfurt und der Senckenbergischen Stiftung über 

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Deutsches Reich — Münchner Brief 


die Senckenbergische Bibliothek.) — Karlsruhe. Vgl. ZtrbL f. Biblw. 
Nr. 27 (1910), S. 518 (Ausgabe von Zuwachsverzeichnissen durch 
die Hof- und Landesbibliothek.) — Mainz. Vgl. Ztrbl. f. Biblw. 28 
(1911), S. 87 (Bericht über den Stand der Katalogisierungsarbeiten 
an der Stadtbibliothek). — München. Erich Petzet, Die deutschen 
Handschriften der Hof- und Staatsbibliothek^ in der Germanisch- 
Romanischen Monatsschrift. 3 (1911), S. 15—32. (Zeigt an der Ent¬ 
stehungsgeschichte dieser Handschriftenabteilung, wie diese Sammlung 
als Ganzes nicht nur einen ungewöhnlich vollständigen Überblick der 
älteren deutschen Sprach- und Literaturgeschichte gibt, sondern auch 
die reichhaltigsten Beiträge zur gesamten Geistes- und Kulturgeschichte 
des deutschen Mittelalters birgt.) — Georg Leidinger, Mitteilungen 
der königl. Hof- und Staatsbibliothek (Handschriftenabteilung), im 
Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst. 1910, 2. Haiband, S. 284 f. 
(Berichtet über 134 Handschriften aus dem Zisterzienserkloster 
Kaisheim, die zu der Zeit der Säkularisation in der Provinzialbiblio¬ 
thek Neuburg a. D. geblieben waren und jetzt nach München gebracht 
wurden.) — Nürnberg. Ludwig Krauß, Mitteilungen über die Zu¬ 
sammensetzung der Lehrerbibliothek des alten Gymnasiums nach ihren 
ältesten Beständen und Beschreibung ihrer ältesten Drucke. T. 1. Nürn* 
berg 1910. (78 S.) [Beilage zum Jahresberichte des königl. alten Gym¬ 
nasiums in Nürnberg 1909/1910]. — Rothenburg o. T. A. Georgii 
und A. Schnizlein, Die Misoellanea reformatoria der Rothenburger 
Bibliothek. Rothenburg 1910. (LVI, 125 S.) — A. Schnizlein, Von 
der Rothenburger sogenannten Konsistorialbibliothek. Jahresbericht 
des Vereines Alt-Rothenburg für 1909/1910. — Straßburg i. E. Vgl. 
Ztrbl. f. Biblw. 27 (1910), S. 422. (Bericht über den Stand der 
Kataloge.) — Weingarten. K. Löffler, Zur Provenienzfrage der 
Weingartner Handschriften mit Italafragraenten, im Ztrbl. f. Biblw. 
Nr. 27 (1910), S. 435—441. (Seine Untersuchung stützt und erwei¬ 
tert in einigen Punkten den Nachweis Paul Lehmanns, daß die Wein¬ 
gartner Handschriften mit Italafragmenten der Bibliothek des Kon- 
stanzer Domkapitels als ihrer Heimat zuzuweisen sind; vgl. Sitzungs¬ 
berichte der königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philo¬ 
sophisch-philologische und historische Klasse, 1908, Abhandlung 4.) 
Weitere Italnbruchstücke fand Oberbibliothekar Dr. Karl Scherer in 
der Fuldaer Landesbibliothek und veröffentlichte sie in der Zeitschrift 
für die alttestamentliche Wissenschaft. 30 (1910), S. 161—200. 

Otto Glauning. 

* * 

* 

BERICHTIGUNG ZU JAHRGANG 1 (1910), S. 49. 

Die Bemerkung: „Um die seit 1892 erschienenen Bände (der 
Berliner Titeldrucke) besser benützbar zu machen, soll ein Gesamt¬ 
register erscheinen“, ist dahin richtigzustellen, daß die königl. Biblio- 
toek in Berlin nicht ein Gesamtregister, sondern einen Katalog vor¬ 
bereitet, der die Neuerwerbungen seit dem Jahre 1892 aus der neueren 


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Rundschau der Fremde — Englischer Brief 


37 


Literatur zusammenfaßt. Die Titel werden verkürzt und innerhalb 
großer Gruppen, z. B. Medizin, Theologie, alphabetisch geordnet. 
Die minderwertige Literatur wird fortgelassen. Das Ganze ist als ein 
praktisches Hilfsmittel gedacht, hauptsächlich für die Erledigung 
der Bücherbestellungen. 

München. O. G. 


RUNDSCHAU DER FREMDE. 

ENGLISCHER BRIEF. 

Ich hatte diesmal die Absicht, einen ganz kurzen Brief und 
eine Bücherliste zu schicken, aber das Material hat sich derart an¬ 
gehäuft, daß ich mich nun im Kommentar sehr kurz fassen muß. 
Ich teile das Ganze in der Art der „österreichischen Bibliographie“ 
dieser Zs. ein und setze noch an den Schluß eine Reihe vermischter 
Notizen. 

I. Fachzeitschriften usw. 

Unter den Jahrbüchern, die ein für allemal zu nennen sind, 
kommt zunächst das Yearbook of the Scientific and Learned Socie- 
ties of Great Britain and Ireland. Dies ist eine geordnete Liste 
aller derartigen Gesellschaften und ihrer Publikationen; im Jahr¬ 
gang 1909 finden wir auf S. 243 die Library Association nebst ver¬ 
wandten Gesellschaften, die Bibliographischen Gesellschaften von 
London und Edinburgh auf S. 234 und 253. Die Transactions of 
the Bibliographical Society Vol. X, vom Oktober 1908 — März 
1909, London 1910, enthalten unter anderem Dr. G. W. Legg’s 
Bibliographie der Meditationen des Marc Aurel, Mr. S. Gaselee’s 
Bibliographie des Petronius Arbiter, Mr. A. J. Butler’s Skizze über 
die Gioliti von Ferrara und ihre Drucke, Mr. G. F. Barwick’s Bri¬ 
tische Zeitschriften des 18. Jahrhunderts und eine Liste der Publikationen 
der Gesellschaft seit 1893. Siehe die vollständige Inhaltsangabe 
L. A. R. XII, S. 409/10. 

II. Bibliographie. 

Hier scheint mir der richtige Ort, den Vortrag Mr. Steele’s zu 
erwähnen, den er in der Januar-Sitzung der Bibliographical Society hielt, 
über im Auslande gedruckte Bücher des 16. Jahrhunderts. Er schickte 
eine Liste der kirchlichen und königlichen Verbote seit 1526 voraus, 
die hauptsächlich gegen Anhänger der Reformation gerichtet sind, 
und erwähnte die Bedeutung der Bücherliste in Foxe’s Book of 
Martyrs, die bisher mit Unrecht unterschätzt worden war. Er 
wandte sich dann den Büchern zu und begann mit Tyndalls Bibel; 
sowohl Tyndall wie Roy schienen von ihren Typen Matrizen zu 
besitzen, nach denen sie neue Typen gossen, wenn sie welche ver¬ 
loren. Dies brachte Mr. Steele in Zusammenhang mit ’Hans Luft 
von Marburg 4 , welcher englische Reformbücher druckte — aber 


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38 


Rundschau der Fremde 


sicher nicht in Marburg. Der Raum gestattet mir nicht, hier aus¬ 
zuführen, wieso die Bücher des John Bale von Ossory, einschlie߬ 
lich der „Scriptores“, deren Ortsangabe „Ipswich“ er abwies, mit 
dieser Druckerei sowie mit einer in Antwerpen und einer in Wesel 
a. Rh. im Zusammenhang standen. Was die Typenformen betrifft, 
so ist es vielleicht von Interesse, wie C. T. Jacobi gezeigt hat, daß es 
gewöhnlich zwei oder drei Formen gewisser Buchstaben gab, sagen 
wir etwa von der Caslon Type, und daß verschiedene Druckereien 
dann verschiedene individuelle Formen wählten. — In der Geschäfts¬ 
sitzung vor dem Vortrag wurden folgende Neuerscheinungen ange¬ 
kündigt, die in Bälde herauskommen sollen: ein Index zu den 
Publikationen der Bibliographical Society, Dr. R. B. Mac Kerrow’s 
Dictionary of the English Booktrade 1556—1662, Miß Henrietta 
Palmer’s Hand List of English editions and translations from the 
Greek and Roman classics, 1480—1640, Mr. A. J. K. Esdaile’s 
English Novels (Englische Romane), zwei Bände, 1476—1640 und 
1641—1740. Ferner wurde H. B. Wheatley zum Präsidenten ge¬ 
wählt an Stelle des zurücktretenden Dr. G. K. Fortescue, gleich¬ 
zeitig wurden Dr. F. G. Kenyon und Dr. W. Osler Vize¬ 
präsidenten. — 

Ich muß mich nun der Bibliographie im engern Sinne zu- 
wenden, um auf eine Reihe von Vorlesungen hinzuweisen, die 
R. A. Peddie im Brit. Museum über Bibliographie in der ’Re/erence- 
blbliothek 1 gehalten hat. (Syllabus L. A. R. XII 647.) Dieselben 
könnten wohl in Buchform erscheinen; aber es sind zwei Bücher zu 
nennen, auch von dem Vortragenden, die den Gegenstand der Vor¬ 
lesungen zum Teil enthalten: sein Conspectus Incunabulorum und 
die National Bibliographies. Da ich eben von Mr. Peddie rede, 
will ich auch bemerken, daß er und Mr. Q. Waddington den English 
Catalogue für 1801—1836 vorbereiten. Diese Jahre fehlen in der Ori¬ 
ginal-Serie. Der Band wird von Sampson Low für The Publisher’s 
Circular ediert werden. Ferner ist ein Katalog der 265 Incuna- 
beln, welche die Bibliothek des St. John’s College, Cambridge, enthält, 
verfaßt worden, von E. W. Lockart und C. E. Sayle, gedruckt in 
der Dezembernummer von „The Eagle“, dem College-Blatt, Band 32, 
Nr.CLIII. — NationaleBibliographie. Brown,Stephen J.,S. J., 
A Reader’s Guide to Irish Fiction. Dublin etc., Brown & Nolan, 1910, 
s. 3/6. Inhaltsangabe und Übersicht L. A. R. XII 512—14. Es ist 
ein Handbuch für die irischen Romane und Novellen und für irische 
Dinge wie die Handbücher von Dr. E. A. Baker und J. Nield für 
Romane und Novellen überhaupt. — Couper, W. B., Watson’s History 
of Printing: L. October 1910, p. 424—36. Der Wert des Werkes 
liege, trotz seinen Irrtümern, darin, daß es die erste Geschichte der 
Buchdruckkunst in Schottland bringt. Der literarische Teil des Vor¬ 
wortes scheint anderswo herzurühren, der Text ein Auszug aus La 
Caille zu sein. — James Watson war ein Meisterdrucker in Edin- 
burg. L. A. R. XII 414 verweist auf einen Artikel über Watson 
in der Scottish Historical Review, April 1910, von Couper. 


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Englischer Brief 


39 


III. Bibliothekswesen. 

Uber P. S. Allen’s Bishop Shirwood of Durham und seine Bib¬ 
liothek (vgl. diese Zs. 1, 61) ist der vollständige Auszug in L. A. R. 
XII 547 zu vergleichen. — Zu der „ Rundfrage" (o. S. 22) kann mit 
Nutzen ein Artikel von W. E. Hoyle and A. D. Smith herangezogen 
werden, The National Museum of Wales: Report on the Museums 
and Art Galleries of N. Germany and Scandinavia, M. J. Juli 1910. 
Vgl. den Auszug: L. A. R. XII 456—57. — Gewisse Zeitungen, 
The Evening News und The Sketch zum Beispiel, treten für die 
Begründung eines London Museum ein, zur Erinnerung an unseren 
verstorbenen König. The Sketch schreibt so darüber, als ob von 
den Überresten des alten Londons, die aufgedeckt worden sind, gar 
nichts erhalten worden wäre! Man braucht nur an das Rathaus¬ 
museum zu erinnern! Auch ist es klar, daß das Brit. Museum eine 
ansehnliche eigene Ausstellung von solchen Denkmalen veranstalten 
könnte. Immerhin haben wir in London nichts, das dem Musee 
Carnavalet in Paris gleichkäme. — Im L. A. R. XII 467—78 steht 
der vollständige Text von H. LloydJParry’s Schrift über Funktionen 
und Möglichkeiten einer Bibliothek und eines Museums lokaler Hand¬ 
schriften und Siegel, die ich in dem letzten Briefe besprochen habe 
(o. S. 144). — Nationales Bibliothekswesen im beson¬ 
deren. Ballinger, J., The National Library of Wales II.: L., Juli 
1910, S. 277—88 (vgl. diese Zs. 1, S. 62). Dieser Teil behandelt 
die Bedürfnisse einer allgemeinen Nachschlagebibliothek für Wales und 
Moumouthshire und einer Spezialbibliothek wallisischer Werke und 
Autoren, Cambrica, keltischer Werke und Keltica. Sie soll fünf 
Abteilungen haben: 1. Hss. und lokale Urkunden (von amtlichem, 
offiziellem Charakter). 2. Druckschriften, u. zw.: a) Haupt¬ 
bibliothek, b) keltische Bücher und Zeitungen, c) Zeitungen und 
Zss. aus Wales. 3 . Stiche, Zeichnungen, Landkarten usw. 4. Nöten. 
5. ,Documente’. Der Gedanke der Urkunden- und ,Documente’- 
Sammlungen geht auf die ,Thomason Tracts’ zurück, das heißt 
auf die Zusammenstellung der ephemeren Literatur, handschrift¬ 
licher und gedruckter, als Material für den zukünftigen Historiker 
unserer Zeit: Plakate, populäre Lieder auf Tagesereignisse, Flug¬ 
schriften usw- Auch in Brüssel kam das ja zur Erörterung. Die 
Wahl des Ortes für die Bibliothek bot Schwierigkeiten, gleich¬ 
wohl kann man Aberystwyth als den bestgelegenen Platz ansehen, 
insoferne er gegenüber Cardiff und anderen Orten dem weniger 
bevölkerten Teil der Provinz zugute kommt. Dabei hat man aus 
den Duplikaten noch eine Leihbibliothek errichtet. Das Gebäude 
ist viereckig, 250 >< 250 Fuß, der Lesesaal 38 Fuß hoch. 1 ) Der Bau 
steht frei und gewährt bei seinen isolierten Abteilungen die Mög¬ 
lichkeit von Erweiterungen. Seit Ballinger darüber schrieb, ist der 
Bibliothek ein weiterer Baugrund zugewachsen. (S. auch den aus¬ 
führlichen Bericht in L. A. R. XII 454—55). — Ich greife nun 
auf England zurück und habe einiges Neue über das Brit. Museum 

*) Ein Fuß hier = 30 479 cm. Anm. d. Obers. 


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40 


Rundschau der Fremde 


mitzuteilen. Vor allem einen schmerzlichen Verlust: Einer der her¬ 
vorragendsten Trustees des Museums ist in S. H. Butcher (Cambridge, 
Oxford, Edinburgh) dahingegangen. Jeder klassisch Gebildete, der 
Englisch liest, wird es begreiflich finden, daß ich den Mann hier 
erwähne, der — obgleich kein Bibliothekar — doch an der Ober¬ 
aufsicht über eine so große Institution, die eine Bibliothek in sich 
schließt, teil hatte, sonst weit bekannt als Mitverfasser einer herr¬ 
lichen Odysseeübersetzung. Stellen wir dem ein erfreuliches Ereignis 
gegenüber: Die Ausstellung, die heuer im Frühling das Brit. Museum 
zum 300jährigen Gedenktag der Bibelübersetzung von 1611 veran¬ 
staltet hat. Diese Ausstellung spiegelt die Geschichte dieser Über¬ 
setzung wieder. Der Katalog kostet 6 Pence (50 — 60 Heller), hat 
64 S. mit 8 Tafeln: Guide to the Manuscripts and Printed Books 
exhibited in Celebration of the Tercentenary of the Authorized 
Version. Ich möchte die Nrn. 69, 70 als besonders interessant für 
meine Leser hervorheben. Die äußere Feier wird am 29. März statt¬ 
finden (S. Daily Chronicle und andere Zeitungen vom 14. und 
19. Jänner). Wenn ich meine persönliche Ansicht sagen darf, möchte 
ich bemerken, daß mir, seitdem ich die böhmische Bibel von Kralitz 
kenne und studiere, die Bedeutung ihrer Revision im Jahre 1613 
klar geworden ist. Damals standen bereits die Ergebnisse der eng¬ 
lischen Revisoren zur Verfügung. Ich hoffe diesen Gedanken ein¬ 
mal näher auszuführen. — Die Galerie König Edward VII. am Mon- 
tague-Platz (s. The Daily Chronicle vom 19. Jänner) ist jetzt voll¬ 
endet, es wird aber zwei Jahre dauern, bis sie zugänglich, bis die 
Bücher und Kunstblätter untergebracht und die Keramiken ausge¬ 
stellt sein werden (vgl. auch The Times vom 23. Jänner). Sei noch 
angeführt, daß die Hs. des Nachlaßromans von George Mercdith 
„Celt and Saxon“, sowie die Hss. des „Egoist“ und „One of our 
Conquerors“ dem Brit. Museum von des Dichters Tochter und Sohn 
leihweise überlassen wurden. Man wird sich dabei erinnern, daß 
eine große Sammlung von Meredith-Hss. vor kurzem verkauft worden 
ist. — Auf das Erscheinen eines neuen Teils des von der Kom¬ 
mission für geschichtliche Hss. herausgegebenen Kataloges der Hss. 
des Marquis von Salisbury und eines Teils von M. R. James’ be¬ 
schreibendem Katalog der Hss. in der Bibliothek von Corpus Christi 
College, Cambridge, sei nur hingewiesen. — Die wertvolle Bibliothek 
des keltischen Gelehrten Dr. Whitley Stokes ward von seiner Tochter 
der Londoner Universität übergeben. — Der ursprüngliche Kern der 
Rylands Bibliothek, Manchester, ist bekanntlich die Althorp-Bibliothek; 
und nun hat der verstorbene Earl Spencer seine Bibliothek und 
seine Sammlungen zu einer Art Majorat für den jeweiligen Earl 
Spencer bestimmt. — Da ich eben von Privatbibliotheken rede, muß 
ich auch den Katalog der Bibliothek Lord Crawfords nennen, mehr 
darüber das nächste Mal. 

V. Buchdruck, Papier, Einbände. 

E. Gordon Duff gibt eine ausgedehnte Beschreibung der Ein¬ 
bände von Thomas Wotton. Dieser Liebhaber ließ seine Sachen wahr- 


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Englischer Brief 


41 


scheinlich nach Entwürfen ausländischer protestantischer Flüchtlinge 
arbeiten; sie tragen das gevierteilte Wappen Wottons, meistens auch 
die Inschrift „T. Wottoni etamicorum“: L. October 1910, 337—47. 
Auszug: L. A. R. XII 630. — H. T. Coutts und G. A. Stephen 
veröffentlichten ein Handbuch für Bibliotheks-Buchbinderei, praktisch 
und historisch, bei Libraco, London, das sehr wertvoll sein soll. Es 
soll in Buckram gebunden sein, konform den Vorschriften des 
U. S. Bureau of Standards. — Vom St. Bride Foundation Institute liegt 
mir der Jahresbericht vor. Das ist eine Anstalt, welche jenen Buch¬ 
druckerlehrlingen, die den Anforderungen entsprechen, eine praktische 
Schulung im Drucken und Lithographieren vermittelt und ihnen 
wie auch anderen verwandten Gewerbetreibenden und Vereinigungen 
eine Turnhalle, ein Schwimmbad und eine Leih- und „Reference- 
bibliothek“ zur Verfügung stellt (Bibliothekar F. W. T. Lange); 
auch eine Fachbibliothek für Buchdruck und -Herstellung, welche 
die Sammlungen des verstorbenen Blaydes, der über Caxton schrieb, 
und die Talbot Baynes enthält (Bibliothekar R. A. Peddie). Diese 
letztere ist, nach Bericht S. 15, auch anderen Besuchern, die sich 
für sie interessieren, bei Vorweisung ihrer Karte zugänglich. Be¬ 
suchstunden 10—8 (10—6 im Sommer, bis 2 Uhr an Samstagen). 
Sie befindet sich: Bride Lane, Fleet Street. E. C. 

VI. Buchhandel. 

H. R. Plomer gab Bemerkungen über Männer, die zum Buch¬ 
handel Beziehungen hatten, aus den Prozeßakten Heinrich VII., eine Er¬ 
weiterung (mit Kommentaren) zu E. G. Duffs „Century of the English 
Book Trade“: L., Juli 1910, 289—310. — Ein für allemal verzeichne 
ich hier das Illustrated Christmas Publishers’ Circular: 1910. SS. C 
108, in Folio. Es ist eine illustrierte Liste der Geschenkwerke des engli¬ 
schen Büchermarktes. Dieses Verzeichnis stellen tief in den Schatten 
die drei dicken Bände des seltener herausgegebenen Reference Catalogue 
of Current Literature, 1910. Sie sind ein Bücherverzeichnis mit 
Preisangabe und genauer Beschreibung, nach Verlegern geordnet 
und mit einem Index. Da jedoch Bücher, die von einzelnen Firmen 
in Kommission genommen werden, nicht verzeichnet sind, ist der 
Katalog nicht vollständig. 

VII. Zeitungswesen. 

The Writers" and Artists’ Year Book, 1911, A. & C. Black, London, 
1910. Auch dieses erwähne ich für alle folgenden Male. Der Unter¬ 
titel drückt seinen Zweck aus: Ein Wegweiser für Schriftsteller, 
Künstler und Photographen. Es verzeichnet und charakterisiert Zeit¬ 
schriften aller Art, gibt die Namen von Händlern und Firmen für 
Handschriften und Bilder sowohl in England als in Amerika an, 
eine Liste englischer, amerikanischer, kanadischer usw. Buch-, Kunst- 
und Musikverleger. Natürlich bedarf eine solche Masse von An¬ 
gaben der Kontrolle, ehe sie im einzelnen Falle zu Rate gezogen 
wird. 


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42 


Rundschau der Fremde 


VIII. Vermischtes. 

Spezialbibliographien. Ich erwähne nur das Buch der 
Fabian Society über das Thema: „Was man aus dem sozialen und 
ökonomischen Gebiete lesen soll“, um auf das wertvolle bibliographische 
Material, das in diesem und in ähnlichen Werken enthalten ist, hin¬ 
zuweisen. Hieher gehören auch die jährlichen Studienpläne der 
Christian Social Union und die Verhandlungen ähnlicher Gesell¬ 
schaften und Vereine. — Karten. H. G. Fordhams Vorlesung über 
Kartenkatalogisierung vor der Bibliographical Society am 21. No¬ 
vember ist sehr wichtig, läßt aber leider keine kurze Wiedergabe 
zu. — Bücherverbote. F. Hamels „English Books in the Index 
Librorum prohibitorum et purgandorum“ ist eine kurze Übersicht der 
Geschichte des Index und eine chronologische Liste der englischen 
Bücher, wie sie da hineinkamen. Es ist bekannt, daß die Bodleiana 
eine schöne Sammlung von Originalen aus Spanien besitzt. Sir Thomas 
Browns Religio Medici ist darin enthalten — aber noch erstaunlicher 
ist es, wenn man bedenkt, was für Bücher nicht verdammt wurden. 
So suchte ich (um zu datieren) vergebens nach einer Ausgabe der 
schmählichen Geschichte von der Päpstin Johanna. Der Verfasser führt 
einige Einreihungen an, die erst hundert Jahre nach der Veröffent¬ 
lichung erfolgten. L. October 1910, 351—83. — Buchkunst. M. C. 
T. C. Lewis’ Buch über George Baxter, 1804—67 (Sampson Low, Dec. 
1910, 21 sh. net) könnte von Interesse sein, besonders da Baxterdrucke 
jetzt höher geschätzt sind. — Verwaltung usw. Woodbine, H., 
Essay on Modern Methods of Book storage. Über moderne Methoden 
der Bücherunterbringung: L. A. R. XII 446—54. 1. Die Gebäude 

können nach dem Nischen- (Alkoven)-System, wie in den alten 
Klöstern, gebaut sein: z. B. die Herzog Humphrey-Bibliothek in 
der Bodleiana, Oxford, oder die Rathausbibliothek in London, oder 
die Bibliothek der Universität Löwen oder des Klosters Strahov in 
Prag. Dann gibt es das Stapelsystem wie in der Kongreß-Bibliothek 
der Vereinigten Staaten und in dem Eisenbau des Brit. Museums. 
Ferner das W. F. Poole-System: Newberry-Bibliothek, Chicago, 
eine Art Seminarsystem. Die letzteren beiden gehen auf die Public 
libraries zurück. 2. Die Regale: Sind aus Holz, Eisen oder Stahl; 
in allen dreien sind gewisse Größen und Proportionen festgestellt. 
Verschiedene Erfindungen existieren für die Fixierung und eine be¬ 
sondere Behandlung der Folianten wird empfohlen. Die „swing 
presses“ im Brit. Museum sind nicht ganz genau beschrieben. 
— Pitt, S. A., Notes on the disposal of duplicates. Ein kurzer Be¬ 
richt über die Behandlung der Dubletten in England seit dem Jahre 
1877 mit einer Skizze der Verhältnisse in den Vereinigten Staaten: 
L. A. R. XII 393—95. — Wharton, L. C., Some forms used in the 
Reading-Room of the British Museum. Verschiedene Mitteilungen, 
Ratschläge und Warnungen für den den Besucher des Lesesaales des 
Brit. Museums: L. A. R. XII 396—403. — Patrick, F. J., The Infor¬ 
mation Bureau: an undeveloped possibility. Das „Informationsbureau" 
soll eine einmal erledigte Anfrage mit ihrer Antwort für alle künf- 


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Englischer Brief — Italienischer Brief 


43 


tige Fälle registrieren und so die Nützlichkeit der Bibliothek erhöhen 
und Wiederholung einmal getaner Arbeit ersparen: L. A. 1911,10—16. 
— Fovargue, H. W., Summary of Library Law. S. Russell & Co., 
London 1910, 3,6 net. Fine Übersicht der Gesetze für die Bibliotheken 
im Vereinigten Königreich. — Library World, Sept. 1910, glaubt noch 
immer, Volksbibliotheken gäbe es nur in Holland und Skandinavien; 
augenscheinlich weiß sie nichts von den Berliner und Charlottenburger 
und den sonst wohlbekannten österreichischen Einrichtungen.— Literary 
Yearbook gibt in seinem letzten Bande auch ein Verzeichnis von Biblio¬ 
theken, aber bedauerlicherweise sind da die österreichischen Bibliotheken 
schlecht vertreten. — Schließlich mache ich noch aufmerksam auf 
das Versammlungsverzeichnis in L. A. R. XII 646, ferner auf die 
Prüfungslisten ebda. 420, 494—96, auf Hopwoods Bericht über den 
Kongreß in Brüssel in L. A. Jänner 1911, p. 6—10 (die Kongre߬ 
beschlüsse von ihm in L. A. R. XII 779 ff. übersetzt), endlich auf 
eine Studie von Rieh. Wright, Brown u. Dewey über die Klassifikation 
der Bücher, d. h. ihre Beurteilung nach Form und Inhalt zum 
Zweck ihrer Einstellung an die gemäßen Plätze auf den Regalen 
(L. A. 1910, 227—37, Auszug: L. A. R. XII 506). 

London, 30. Jänner 1911. L. C. Wharton. 

4 

(Aus dem Ms. des Verfs. übersetzt.) 

ITALIENISCHER BRIEF. 

N euersclieinungen. 

So zahlreich auch die Erscheinungen des letzten Vierteljahres 
auf dem Gebiete der Bibliographie sind, so beschränken wir uns 
doch darauf, nur zwei derselben hervorzuheben, weil alle übrigen 
von geringerer Bedeutung sind. Ein kleines Bändchen führt den 
Titel: II codice dantesco della biblioteca civica di Savona. Illu- 
strato da A. Fiamazzo. Savona, 1910, 8°, 118 S. 4 Taf. Von der 
Existenz dieses Codex gab zuerst De Batines, der berühmte Biblio¬ 
graph Dantes, im Jahre 1846 (II, 163, Nr. 315 und Zusätze und 
Verbesserungen S. 212) Nachricht; dann Prof. Luigi Rocca (Di 
alcuni commenti della Divina Commedia, Firenze 3891, S. 146, 
Nr. 11). Trotzdem war die Handschrift bislang noch nicht der 
Gegenstand einer besonderen Arbeit. Sie ist ein Florentiner Er¬ 
zeugnis, geschmückt mit Miniaturen, und enthält Dantes Gedicht, 
und den Kommentar des Jacopo della Lana. Der Kardinal Raffaele 
Sansoni-Riario brachte die Handschrift vor 1500 von Florenz nach 
Savona und sie blieb von da dauernd im Besitze der Sansoni. Der 
Graf Egisto Sansoni machte sie dem Advokaten Giuseppe Nervi 
von Savona zum Geschenke und dieser endlich schenkte sie 1845 
der Bibliothek seiner Vaterstadt. Fdammazzo gibt die Varianten 
der Handschrift, denen er eine genaue Beschreibung des Kodex vor¬ 
ausschickt. Proben von Varianten anderer Handschriften schließen 
sich an, denen Bemerkungen über den Kommentar folgen. — Ein 


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44 


Rundschau der Fremde 


anderes Werkchen, auf das wir die Aufmerksamkeit lenken wollen, 
hat R. E. Sangermano zum Verfasser: Gli ex-libris, monografia con 
la riproduzione di 35 facsimili di ex-libris antichi e moderni, tolti 
dalla collezione dell’ autore. Torino, 1910, 8°, 42 S. mit Taf. Es 
ist ein wahres Kleinod an Eleganz, Grazie und gutem Geschmack, eine 
auch in den Einzelheiten wohlgelungene Imitation eines Druckes des 
15. Jahrhunderts. Der Text ist kurz, aber interessant. Im 3. Para¬ 
graphen gibt der Verfasser eine Übersicht über die chronologische 
Entwicklung der Ex-Libris, wobei es ihm gelingt, manchen Fehler 
seiner Vorgänger zu verbessern. — Aus der periodischen Literatur 
heben wir zwei Artikel der letzten Hefte der Bibliofilia hervor. Im 
Oktober-November-Hefte des Vorjahres beginnt Lorenzo Rocco ein 
posthumes Werk seines Vaters Emmanuele zu veröffentlichen, eine 
Ergänzung zu Melzis und Passanos Dizionario di operc anonime e 
pseudonime di scrittori italiani, von der schon 1888 eine Probe ver¬ 
öffentlicht worden war. Das Werk besteht aus 2500 Zetteln, von 
denen 1137 auf Anonyme, 646 auf Pseudonyme, 624 auf solche Werke 
fallen, deren Verfasser sich hinter den Initialen ihres Namens oder 
anderen Sigeln verbergen; dazu kommen 93 Zettel, die sich mit den 
Bemerkungen seiner Vorgänger beschäftigen. Im Dezemberhefte ver¬ 
öffentlicht Prof. Umberto Cassuto den 1. Teil eines beschreibenden 
Kataloges aller Hebraica des 15. Jahrhunderts, die sich in den ver¬ 
schiedenen Bibliotheken von Florenz finden. 

N o t i z e n. 

Die Sammlung moderner Briefe der Bibliofeca nationale in 
Florenz hat durch die Briefe von Ubaldino und Emilia Peruzzi eine 
bemerkenswerte Bereicherung erfahren. Der Nachlaß Peruzzis besteht 
in 150 großen Schachteln, von denen die eine Hälfte an ihn gerichtete 
Briefe enthält, die andere Konzepte seiner Briefe und anderer seiner 
Schriften umfaßt, nebst Erinnerungen der verschiedensten Art aus 
der Zeit seiner politischen Tätigkeit in der zweiten Hälfte des ver¬ 
flossenen Jahrhunderts; sie geben zugleich ein interessantes Bild von 
Florenz in der Zeit, da es die Hauptstadt Italiens gewesen. Auch 
die an seine Frau gerichteten Briefe zählen nach tausenden und 
sind deshalb wichtig, weil sie von den bedeutendsten Persönlichkeiten 
jener Periode stammen. Hier befindet sich auch ein Teil der Kor¬ 
respondenz von Ubaldinos Onkel, Simone Luigi Peruzzi, der seit 
1848 das Großherzogtum Toscana am französischen Hofe vertrat. — 
Auf der nächsten internationalen Industrieausstellung in Turin wird 
auch die Buchkunst nicht nur durch eine Ausstellung moderner 
Druckerzeugnisse, sondern auch durch eine retrospektive Ausstellung 
vertreten sein, wozu sich eine genaue Wiedergabe einer Druckerei 
des 15. Jahrhunderts gesellen soll. Um die Arbeiten des damit be^ 
trauten Komitees zu erleichtern, veröffentlicht soeben Adolfo Avetta, 
Bibliothekar der Nazionale in Turin, ein Schriftchen: Per una 
mostra retrospettiva del libro in Torino, 1911 (S.-A. aus dem Boll. 
stör. bib. subalpino, XV, 1—2). Nachdem er einige Bemerkungen 


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Italienischer Briet 


45 


über ähnliche Unternehmungen aus früherer Zeit vorausgeschickt, stellt 
er die Grenzen fest, welche diese Ausstellung sich mit Bezug auf die 
ältesten Erzeugnisse der Buchdruckerkunst außerhalb Italiens ziehen 
müsse, zumal hier besonders das in Turin verfügbare Material be¬ 
rücksichtigt werde, und knüpft daran eine Übersicht der wichtigsten 
Druckereien, welche auf dieser Ausstellung vertreten sein dürften. 
— Das Bollettino delle biblioteehe popolari veröffentlicht in seiner 
Nummer vom 15. Februar den hauptsächlichsten Teil eines von Prof. 
Mario Galanti Tomasi an die Societä italiana di benefioenza in Wien 
gerichteten Promemorias, das die Gründung einer Leihbibliothek in 
dieser Hauptstadt beabsichtigt; leider sagt die Zeitschrift nicht, ob 
und wann dieser Gedanke eich verwirklichen werde. 

Statistik. 


Wir bringen im nachstehenden einige Ziffern über das Wachstum 
der wichtigsten Bibliotheken des Königreiches und über die Arbeit an 
den Katalogen im Jahre 1909. 



Käufe und Geschenke 

Wert der 

.i ° 

M ", 

2. ? 

Einge- 

Spezielle 


Hand¬ 

schriften 

Bände 

Kleine 

Schrif¬ 

ten 

Käufe 

S ° 

* e 

X -5 

bunden 

wurden 

Erwerbungen 

Rom, Nazionale 

35 

7656 

8540 

40.731 30 

3852 

5462 


Florenz, „ 

105 

10.234 

21.371 

24.05378 

31.443 

8246 

15.900 

Mailand, „ 

7 

2378 

2479 

22.49504 

9069 

1080 

Autogr. 

Neapel, „ 

36 

1784 

688 

15.467-93 

35.667 

1983 


Palermo, „ 

— 

2378 

375 

11.841 — 

10.370 

1226 


Turin, 

1 

22.711 

9679 

34.767-97 

38.054 

3331 


Venedig, „ 

16 

1484 

2356 

13.185 64 

30.515 

1280 


Rom, Universität 

9 

1751 

3069 

9.84290 

7466 

1413 


Neapel, „ 

— 

3115 

2207 

65.43043 

39.765 

2282 


Bologna, „ 

— 

1820 

2725 

10.72040 

4396 

513 


Cagliari, 

299 

1881 

550 

10.32948 

8985 

578 

f 26 Stücke 

Pisa, 

3 

1 

1941 

1063 

20.51598 

19.852 

1168 

< 527 Bilder 
[336 Autogr. 


Eine Schule für Bibliotheksbeamte. 

Schon der erste Entwurf eines einheitlichen Regulativs für die 
Staatsbibliotheken Italiens vom Jahre 1886 deutete einige Spezial¬ 
kurse an, die die Beamtenschaft besuchen müßte, um sich die not¬ 
wendigen technischen Vorkenntnisse zur richtigen Besorgung der 
Bibliotheksgeschäfte zu verschaffen. Gleiche Grundsätze stellte still¬ 
schweigend das Gesetz auf, das vor zwei Jahren den gegenwärtigen 
Personalstand festsetzte und dabei gleichzeitig den Bibliothekaren 
den Auftrag gab, die in ihr Gebiet fallenden Disziplinen zu tradieren. 
Aber die Bibliothekarschule ist doch nur ein pium desiderium ge¬ 
blieben und wartet noch immer auf ihre Aktivierung. Im Februar 


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Rundschau der Fremde 



des verflossenen Jahres interpellierte der Abgeordnete Rava den Kultus¬ 
minister, wann wohl die Schule für Bibliographie ihre Tätigkeit be¬ 
ginnen werde. Der Unterstaatssekretär antwortete darauf in der 
Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 11. März, daß zur Errichtung 
einer solchen Schule ein Spezialgesetz in Vorbereitung sei, das seiner¬ 
zeit dem Parlamente vorgelegt werden würde. Während solche Winkel¬ 
züge andauern, rüstet sich ein Privatunternehmen auf verwandtem 
Gebiete, den bibliothekstechnischen Unterricht zu erteilen. Die Societa 
Umanitaria in Mailand wird wahrscheinlich Vorbereitungskurse für 
die Angestellten der Volksbibliotheken, die in der Lombardei recht 
zahlreich sind, eröffnen. Und man hat die Absicht, diese nützliche 
Unternehmung zu unterstützen, die verfallen würde, wenn sie un¬ 
geübten Händen anvertraut würde. 


D 


rohen 


rise im Personal. 


Diese Krise ist eine Erscheinung, die sich neuerdings bestätigt 
hat und die sich sowohl auf das wissenschaftliche Personal wie auf das 
für den mittleren Dienst erstreckt. Zu Anfang des verflossenen 
Jahres wurde ein Konkurs für acht Stellen von Unterbibliothekaren 
an den öffentlichen Staatsbibliotheken ausgeschrieben. Dieser mußte 
zweimal wiederholt werden, bis endlich die Prüfungen im Oktober 
stattfinden konnten. Es hatten sich 16 Konkurrenten angemeldet, 
von denen nur 4 approbiert wurden. Zu Ende des Jahres 1909 war 
ein anderer Konkurs für 30 Stellen für den mittleren Dienst an 
Staatsbibliotheken ausgeschrieben. Es meldeten sich 160 Kandidaten 
zur Prüfung, von denen nur 26 approbiert wurden. Nach einem 
Probejahr wurde die kleine Schar zum zweiten, definitiven Befähi- 
gunsexamen eingeladen; aber die 26 waren inzwischen auf 16 zu¬ 
sammengeschmolzen; die anderen hatten nach und nach auf den 
Dienst verzichtet. Der Grund zu der drohenden Krise unter den 
Bibliotheksbeamten liegt in ihrer traurigen finanziellen Lage, ver¬ 
glichen mit der in anderen staatlichen Berufen. Die Doktoren in 
Philologie und Literatur ziehen es vor, sich dem Lehrfache zu widmen, 
das ihnen einen höheren Gehalt und eine schnelle Karriere verspricht, 
ohne die Notwendigkeit, ergänzende Studien treiben zu müssen, die 
eine nicht geringe Vorbereitung verlangen. Die Aspiranten für den 
mittleren Dienst werden durch eine strenge Prüfung aus der großen 
Schar der Lyzeumabsolventen ausgewählt. Die, welche die Prüfung 
bestehen, sind fast durchwegs Studenten der Humaniora, sind intelli¬ 
gent und gebildet, haben zumeist, höhere Studien, als sie das Gesetz 
vorschreibt, so daß sie oft der Versuchung nicht widerstehen, sich 
eine bessere Stellung zu sichern. Solche Zustände werden vielleicht 
eine Neuordnung des Bibliothekspersonales beschleunigen, die, wie 
zu vermuten erlaubt sein dürfte, schon vor zwei Jahren geplant wurde, 
als der frühere Unterrichtsminister Rava einen weiten und vollstän¬ 
digen Plan für Reformen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens schuf, 
Reformen, die nach und nach durchgeführt werden sollen. Erst in 
der jüngsten Zeit haben die Bibliotheksbeamten aller Grade dem 


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Italienischer Brief — Dänisches Bibliothekswesen 


47 


Kultusminister eine Petition zur Verbesserung ihrer finanziellen Lage 
überreicht; doch ist es wenig wahrscheinlich, daß ihre Bitte rasche 
Erledigung finden werde; es scheint vielmehr, daß wegen der not¬ 
wendigen Vorbereitungen noch geraume Zeit darüber verstreichen 
werde. 

Florenz, Marucelliana. O. Viola. 

(Aus dem Ms. des Verte. Übersetzt von R. Wolkan in Wien.) 


DÄNISCHES BIBLIOTHEKSWESEN. 

Auf der Ausstellung, die im Sommer 1909 in Aarhus abgehalten Ausstellung 
wurde, war auch auf Veranlassung der dortigen Staatsbibliothek eine be- ln Aarhus. 
sondere Abteilung für Bibliothekswesen eingerichtet, die eine Übersicht 
über die Verhältnisse dänischer Bibliotheken geben und nicht nur die 
technischen Fortschritte, sondern auch durch eine statistische und gra¬ 
phische Darstellung die Tätigkeit der Bibliotheken und deren Bedeutung 
für die Bevölkerung vorlegen sollte. Im Anschluß an diese Abteilung, 
das erste Unternehmen ihrer Art in Dänemark, war innerhalb der 
Grenzen der Ausstellung eine Volksbibliothek als Musterbibliothek ein¬ 
gerichtet, wo Zeitschriften, Zeitungen und eine auserlesene Sammlung 
Bücher den Besuchern zur Verfügung standen. Diese kleine Volksbibliothek 
war während der Dauer der Ausstellung von 70.000, d. h. von 500 Per¬ 
sonen täglich besucht, und dieser große Erfolg zeigt, daß wir auch in 
Dänemark einsehen, daß die Volksbibliotheken eine kulturelle Bedeutung 
haben und daß eine Verbesserung der jetzigen Verhältnisse notwendig ist. 

Dies ergab sich auch aus den Verhandlungen der Versammlung däni- Versammlung 
scher Bibliothekare, die im August zum erstenmal in Dänemark ?tatt- dAn. Blblio- 
fand. Unter den Vorträgen erregte der vom Direktor der Königlichen thekare. 
Bibliothek Herrn H. O. Lange gehaltene über die Bibliotheksfrage außer- Vortrag 
halb Kopenhagen die größte Aufmerksamkeit. In wahrer Erkenntnis, daß Lange, 

die Autklärungsbestrebungen und deren Erfolg den besten Maßstab für 
die Kultur eines Landes geben, sagt er, daß es nicht genügt, daß jeder 
Mensch im $tande ist zu lesen, diese Fähigkeit muß aber auch unter 
sachverständiger Leitung gepflegt werden. Die öffentliche Bibliothek soll 
deswegen der öffentlichen Schule gleichgestellt sein und sowohl vom 
Staate als von den Gemeinden unterstützt werden. Um diese Aufgabe zu 
lösen ist aber eine Organisation notwendig und Herr H. O. Lange ent¬ 
wirft denn den Plan, in jeder Amtmannschaft des Landes eine öffentliche 
Zentralbibliothek zu errichten, mit einer großen Auswahl von Literatur 
versehen. Die Zentralbibliolheken sollten denn als Zwischenglieder zwischen 
den großen wissenschaftlichen Bibliotheken und den lokalen Volksbibliotheken 
dienen. Dieser Plan läßt sich wohl kaum in dieser Form verwirklichen, 
er hat aber einen Meinungsaustausch hervorgerufen über eine geänderte 
Ordnung der Volksbibliotheken, die jetzt mit ihrem geringen und wenig 
wertvollen Bücherbestand nicht den gebührenden Platz im Bewußtsein 
des Volkes einnehmen. 


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48 


Rundschau der Fremde 


Es ergibt sich aus diesem Zustande, daß die drei großen Biblio¬ 
theken Dänemarks jedenfalls teilweise die Aufgaben der Volksbibliotheken 
aufgenoramen haben. Demjenigen, der die Entwicklung des Bibliotheks¬ 
wesens im letzten Jahrzehnt beobachtet hat, werden die großen Änderungen, 
die geschehen sind, nicht entgangen sein. Diese Änderungen sind nicht 
nur die äußeren wie die Übersiedlung der Königlichen Bibliothek in 
ihren modern eingerichteten Neubau, die neue Erweiterung des Ge¬ 
bäudes der Universitätsbibliothek und die Errichtung der Staatsbibliothek 
in Aarhus, sondern auch die inneren, die darin bestehen, daß die größere 
Frequenz des Publikums die Bibliotheken gezwungen hat, neue, biblio¬ 
thekarische Aulgaben aufzunehmen. 

Von den drei erwähnten Bibliotheken, die alle vom Staate unter- 
KOnlgl. stützt werden, ist die Königliche Bibliothek die größte, nicht nur in 
Bibliothek. Dänemark, sondern in Skandinavien. Der Bestand beträgt etwa 750.000 Bände 
Beschichte, und 22.000 Handschriften außer einer Sammlung geographischer Karten, 

einer Porträtsammlung und einer Musikaliensammlung. Die gesamte Länge 
der benutzten Bücherbretter beläuft sich auf ungefähr 22 Kilometer. 
Außer einer Inkunabelnsammlung von ungefähr 3000 Nummern besitzt 
die Bibliothek eine der reichsten Sammlungen von Büchern des 16., 
17. und teilweise 18. Jahrhunderts. Im Jahre 1673 erhielt die Bibliothek 
ihr eigenes Gebäude, den Grundstamm bildete die Bibliothek des Königs 
Friedrich III. Sie wurde später durch Kauf, zahlreiche Geschenke und 
durch das Gesetz vergrößert, laut welches die sämtlichen Buchdrucker 
des Reichs verpflichtet sind, zwei Exemplare aller Drucksachen abzu- 
liefem. Dank diesem Gesetz besitzt die Bibliothek eine mustergültige 
Sammlung der dänischen Nationalliteratur. Unter den bedeutendsten Ge¬ 
schenken sind die Handschriftensammlung des Grafen Otto Thott, be¬ 
sonders reich an französischen Pergamenthandschriften mit Miniaturen, 
seine reiche Sammlung von Büchern vor 1520 gedruckt, die gesamte 
Bibliothek des dänischen Historikers Suhm, 100.000 Bände enthaltend, 
die dänische Büchersammlung Hjelmstemes, die indische Handscbriften- 
sammlung des Sprachforschers Rasmus Rask, die Musikbibliothek des 
Komponisten Weyse und endlich (1905) die dänisch-norwegische Hand¬ 
schriftensammlung Collins, durch welche die Königliche Bibliothek in 
den Besitz des größten Teils der Handschriften H. C. Andersens und 
J. P. Jacobsens und zahlreicher Handschriften Henrik Ibsens gelangte. 
Im Neubau, den die Bibliothek im Jahre 1906 übernahm, findet sich in 
Kataloge, einem eigenen Raum ein vollständiger Katalog, sowohl Realkatalog als 

alphabetischer Zettelkatalog, der zur Verfügung des Publikums steht. 
Mit der Steigerung des Budgets und der erweiterten Anzahl von Be¬ 
amten ist es gelungen, die Sammlungen, die früher aus Mangel an Geld 
und Arbeitskraft ungeordnet waren, zu katalogisieren. Im Laufe der 
letzten Jahre sind Kataloge hergestellt worden über die Sammlungen 
geographischer Karten und topographischer Blätter, über die Porträt¬ 
sammlung und eine Registrande über die in der Handschriftensammlung 
befindlichen Briefe ist ausgearbeitet. Unter diesen Verhältnissen war eine 
Redaktion der Titelzettel notwendig, und der zu diesem Zweck im Jahre 
1907 gedruckte Entwurf ist jetzt durch ein kleines, neulich heraus- 


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Dänisches Bibliothekswesen 


49 


gegebenes Heft ersetzt worden: „Regler for Affattelsen af Katalogsedler 
i det kongelige Bibliothek.“ Köbenhavn, 1910. 49 S. Die Erfahrungen, 
die man in den letzten drei Jahren durch die umfassenden Katalogi¬ 
sierungsarbeiten erworben hat, haben den Entwurf in sehr geänderter 
Form ans Licht treten lassen. Die Bibliothek ist in zwei Abteilungen, 
die dänische und die ausländische geteilt, und diese Abteilungen haben 
bisher bei der Abfassung der Titelzettel nach verschiedenen Prinzipien 
gearbeitet. Es war denn eine Hauptaufgabe, diese beiden Prinzipien zu¬ 
sammenzuarbeiten, was auch sehr gut gelungen ist. Wenn jedoch in ge¬ 
wissen Beziehungen das Verfahren bei der Abfassung der Titelzettel der 
dänischen Abteilung von dem in der ausländischen angewandten ver¬ 
schieden ist, beruht es darauf, daß der dänische Zettelkatalog nicht nur 
ein Verzeichnis des Bücherbestandes, sondern auch eine vollständige 
nationale Bibliographie sein soll. Eine Instruktion für die Ordnung der 
Titel im alphabetischen Kataloge ist in Vorbereitung. Lange Zeit wird 
aber mit dieser Arbeit hingehen, weil eine vollständige Revision des alpha¬ 
betischen Katalogs damit in engem Zusammenhang steht. 

Die Kommission zur Registrierung von Danica im Auslande hat sehr 
dazu beigetragen, die wissenschaftlichen Hilfsquellen zu vervollständigen. 
Diese Kommission ist auf Veranlassung der Unterbibliothekare A. A. Björnbo 
und Carl S. Petersen von der dänischen Gesellschaft der Wissenschaften ge¬ 
bildet worden und hat zum Zweck, alles im Auslande befindliche Quellen- 
material, das zur Beleuchtung dänischen Geisteslebens dienen kann, auf¬ 
zuzeichnen. Die jungen Gelehrten, die bisher auf Kosten der Gesell¬ 
schaft ausgesandt worden sind, haben die Bibliotheken Schwedens, Nor¬ 
wegens und Norddeutschlands durchsucht und das dadurch gewonnene 
wertvolle Material ist gesammelt und geordnet und jedermann in der 
königlichen Bibliothek zugänglich. 

Die Universitätsbibliothek, am Schlüsse des 15. Jahrhunderts ge¬ 
gründet, ist die älteste. Durch beträchtliche Geschenke hatte sie 35.000 
Bände erreicht, als sie bei der großen Feuersbrunst in Kopenhagen 1728 
vollständig zerstört wurde. Eine neue Bibliothek ward errichtet und 
durch reiche Geschenke besonders von medizinischen und naturwissen¬ 
schaftlichen Spezialbibliotheken hat sie die bedeutende Zahl von 350.000 
Bänden, die 125.000 ausländischen Dissertationen nicht mitgerechnet, er¬ 
reicht. An die Sammlungen dieser Bibliothek schließt sich auch die 
Arnemagnsanske Handschriftensammlung, im wesentlichen aus isländischen 
Handschriften bestehend. Der Bibliothekar K41und hat einen vortrefflichen 
Katalog über die Handschriften ausgearbeitet. Durch diese Sammlung 
ist Kopenhagen die Hauptstelle für das Studium altnordischer Literatur 
geworden. Unter den neueren Handschriftensammlungen, die in die 
Universitätsbibliothek einverleibt sind, ist auch der literarische Nachlaß 
des weltberühmten Sören Kierkegaard, seine sämtlichen Manuskripte und 
Entwürfe umfassend. 

Die Staatsbibliothek in Aarhus ist die jüngste Bibliothek. Sie wurde 
im Jahre 1902 mit einem Bücherbestand von ungefähr 200.000 Bänden 
eröffnet. Die große Universalbibliothek des verstorbenen Reichsarchivars 
Wegner, die Missionsbibliothek des Predigers Wahl und die historische 

4 


Ausländische 

Danica. 


Universitäts¬ 

bibliothek. 


Staats¬ 

bibliothek 

Aarhus. 


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50 


Rundschau der Fremde — Dänisches Bibliothekswesen 


Bibliothek des Amtmanns Regenburg, hauptsächlich aus Büchern, Flug¬ 
blättern u. dergl. bestehend, zur Geschichte Schleswig-Holsteins, waren 
mit der Dublettensammlung dänischer Literatur der Königlichen Bibliothek 
vereinigt, um diesen Bestand zu erreichen. Außerstande die wissenschaft¬ 
liche Literatur in genügender Weise zu ergänzen, hat die Bibliothek in 
Aarhus eine große verdienstvolle Arbeit als Volksbibliothek ausgeführt, 
indem sie Aufklärungsliteratur überall versendet, eine Arbeit, die die 
beiden anderen Bibliotheken nicht haben aufnehmen können. 

Unter den Schätzen der Königlichen Bibliothek nimmt die Inkunabeln¬ 
sammlung einen besonderen Platz ein, und sie wird, wenn Gelegenheit 
sich darbietet, durch Kauf vermehrt. Sodann hat sie neulich eine litera¬ 
rische Seltenheit von großem bibliographischen Interesse erworben. Es handelt 
sich um eine bisher unbekannte Ausgabe des von Aeneas Sylvius verfaßten 
Euriolus- Romans von Euriolus und Lucretia. Die Ausgabe ist von Nicolaus von Wyle, 
Inkunabel Stadtschreiber zu Eßlingen, in niederrheinischer Mundart übersetzt und 

trägt den Titel: Aeneas Sylvius, Dat geschijcht Eurioli und Lucrecie. 
[Köln] Joh. Guldenschaiff, 14. Januar 1478. 4°. Leider fehlen die drei 
ersten Blätter. Das Buch ist ohne Zweifel ein Unikum. Es wird von 
Copinger nach einem englischen Antiquarkataloge aus 1826 zitiert, auch 
Voullifcme hat diese Ausgabe angeführt, sie aber nicht gesehen. Das vor¬ 
liegende Exemplar bietet auch ein besonderes Interesse dar, dadurch 
daß man dank den handschriftlichen Notizen seine Wanderungen teilweise 
verfolgen kann. Im Jahre 1742 ist es im Besitz des Bremer Predigers 
Joh. Vogt gewesen, dessen Bücher nach seinem Tode 1766 versteigert 
wurden. Wir treffen das Exemplar zum zweitenmal im Jahre 1826 in 
einem Kataloge des englischen Antiquarbuchhändlers Bayne und später 
noch im Jahre 1834 im Kataloge des englischen Bibliophilen Heber, 
dessen Büchersammlung gleichfalls auf dem Wege der Versteigerung 
veräußert wurde. Ein eingeklebter Zettel zeigt, daß das Buch in den 
Besitz eines anderen englischen Antiquarbuchhändlers gelangte, der es 
dem dänischen Bibliophilen Bang verkaufte. Nach dessen Tode im Jahre 
1877 wurde es wieder verkauft, ohne daß die Königliche Bibliothek 
darauf aufmerksam wurde. Es freut uns, daß es uns gelungen ist, diesen 
Schatz für unsere schon an Seltenheiten reiche Inkunabelnsammlung zu 
erwerben. Das Buch ist mit der Proctorschen Type 1 gedruckt, hat 
handgemalte Initialen und ist rubriziert 

Accesslons- Wie es seit 1901 geschehen, ist auch 1910 im Monate April der 
katalog. Accessionskatalog mit gewöhnlicher Präzision herausgegeben worden. Der 
Katalog ist ein Verzeichnis der von den Staatsbibliotheken im Jahre 1909 
erworbenen neueren ausländischen Literatur. Er umfaßt 398 Seiten 
gegen 382 für das Jahr 1908, und 29 Bibliotheken gegen 30 in 1908. 
Als selbständiger und erweiterter Abschnitt des Kataloges ist zum ersten¬ 
mal ein technischer Accessionskatalog herausgegen worden, ein Ver¬ 
zeichnis der sämtlichen von Staats- und Privatbibliotheken erworbenen 
technischen Literatur. Dieser Schritt, der lange in Vorbereitung gewesen 
ist, wurde von allen Technikern mit großer Freude begrüßt. 

Kopenhagen, Kgl. Bibliothek, Januar 1911. 

Victor Madsen. 


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Besprechungen — Verwaltungsbericht Wien 



BESPRECHUNGEN. 

Verwaltungsbericht der k. k. Universitätsbibliothek in Wien. Ver¬ 
öffentlicht von der Bibliotheksvorste hung. 3. Bericht. Verwaltungjahr 1908/9. 
Wien 1910, Gerold & Komp, in Komm. — Katalog der Handbibliotheken, 
des Katalogzimmers und es Lesesaales der k. k. Universitätsbibliothek in 
Wien. 2. Ausgabe. 1. Nachtrag (zu Heft II—VI). 1 ) Wien [1910J, Hof- 
und Staatsdruckerei. 

Die Universitätsbibliothek in Wien ist eine so bedeutende und rühmlich 
bekannte Anstalt, daß jede Veröffentlichung derselben von den Fach¬ 
genossen mit Interesse entgegengenommen zu werden verdient. Hier 
handelt es sich nur um Fortsetzungen, zu denen einige wenige Be¬ 
merkungen gestattet seien. Die Bibliothek zählte am 30. September 1909 
bereits 782.710 Bände und Stücke. Die Gesamteinnahmen beliefen sich 
auf 118.028 K, die Ausgaben auf 112.647 K exklusive des Aufwandes 
für die Baulichkeiten mit Beleuchtung und Beheizung und für das Personal, 
welches am Ende des Verwaltungsjahres aus dem Vorstand, 19 Beamten. 
17 Praktikanten und 31 Dienern bestand. In der allgemeinen Dotations¬ 
rechnung für 1909 sind, worauf heute besonders hingewiesen werden 
verden mag, 23.853 K Matrikelgelder und Inskriptionsgebühren, 18.672 K 
Bibliotheksbeiträge aufgeführt. Die Beiträge für die anläßlich des 60jährigen 
Regierungsjubiläums des Kaisers von Kustos Dr. S. Frankfurter eingeleitete 
Geldsammlung zum Ankauf von stiftsbriefmäßig zu bestimmenden Werken 
haben bisher samt Zinsen zirka 27.000 K ergeben. Die Leserzahl stieg 
im Jahre 1908/9 auf 279.707, die Zahl der in der Bibliothek benützten 
Bände auf 458.863, die Zahl der in Wien verliehenen Bände auf 49.823. 
der nach auswärts verschickten auf 7699. Außer einer eingehenden Speziali¬ 
sierung dieser Benützungsziffern findet sich in unserem Berichte eine voll¬ 
ständige Liste der Spender von Werken für die Bibliothek; und daß 
auch trotz dieses starken Betriebes im Innern an der Erweiterung und 
Verbesserung der Bibliothek gearbeitet wurde, sehen wir aus den Mit¬ 
teilungen über die Bücherrevision, über den Fortschritt der Katalogi¬ 
sierung, über den Tauschverkehr und den Dublettenaustausch etc. Möchten 
immer mehr wenigstens unserer großen Bibliotheken solche Jahres¬ 
berichte veröffentlichen! Sie schaffen nicht bloß jeder Anstalt einen 
Spiegel ihrer eigenen Tätigkeit und eine gewisse Genugtuung vor der 
Öffentlichkeit, sie bieten besonders, wenn sie über wichtigere neuere Ein¬ 
richtungen ihre Grundsätze und Erfahrungen kundgeben, auch den Schwester¬ 
anstalten Anregungen und Nutzen mannigfachster Art und können, wenn 
sie durch die Presse überdies in weitere Kreise getragen werden, wesentlich 
zur Verbreitung von Verständnis, Interesse und Wertschätzung dieser 
Institute beitragen und dadurch auch andere, angefeuert durch die 
ehrende Erwähnung erfolgter Stiftungen, zu gleichem Vorgehen ver¬ 
anlassen. 

Was den Nachtrag zum Katalog der Handbibliotheken anlangt, so 
ist bekannt, daß derselbe einer der größeren ist, die bis jetzt gedruckt 

[>) Vgl. Mittlgn. 13, S. 128 u. 12, S. 274.] 

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Besprechungen — Vewaltungsbericht Wien 


sind, und daß er sowohl in der Anlage als im Druck sehr übersichtlich 
und praktisch ist. Was diese Handbibliotheken heutzutage für eine geradezu 
ausschlaggebende Bedeutung haben, kann nicht oft genug betont werden. 
Hiebei können auch alle die bekannten und so berechtigten Wünsche 
des Publikums erfüllt werden, was bei der großen Masse der weniger 
begehrten Bücher eine Unmöglichkeit ist. Dazu gehört vor allem ein 
guter, gedruckter Katalog. Bedauerlich ist es deshalb, daß auch der 
2. Ausgabe unseres Kataloges noch kein alphabetisches Register bei¬ 
gegeben werden konnte, und bedauerlich ist es ferner, daß die Bücher 
des Lesesaales nicht ohne weiteres jedem zugänglich sind, sondern erst 
vom Diener verlangt werden müssen. Aber ferne liegt es uns natürlich, 
daraus irgend einen Mangel der Verwaltung ableiten zu wollen. Auch 
die Universitätsbibliothek München hat es bis jetzt noch zu keinem 
Register ihres weit kleineren Ausleihe-Handbibliothekskataloges gebracht. 
Bezüglich der freien Benützung der Lesesaalbibliothek aber gegen Abgabe 
der Berechtigungskarte sind unsere langjährigen Erfahrungen trotz des 
bekanntermaßen großen Betriebes entschieden nur gute zu nennen. Es 
kann eben nur so der volle Gewinn der Handbibliothek, die ideale Ge¬ 
legenheit, Bücher und Literatur kennen zu lernen und benützen zu 
können, erzielt werden, die durch nichts anderes ersetzt zu werden vermag. 

München. Dr. Chr. Ruepprecht. 


Mitteilungen des Statistischen Landesamtes des Königreiches Böhmen. 
Band XIV, Heft I: Allgemein zugängliche Bibliotheken, Lesehallen und 
Museen, ständig eingerichtete Theater und Bühnen im Königreiche 
Böhmen im Jahre 1905. Deutsche Ausgabe. Prag 1910, in Kommission 
der |. G. Calve’schen k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhandlung. CCXV, 
204 S. mit 2 Karten. 

Selten hat mich ein statistisches Werk so interessiert, selten auch 
in seinen Ergebnissen so überrascht wie das vorliegende, das sich in 
seinem Hauptteile mit den Bibliotheken Böhmens beschäftigt. Die um¬ 
fangreiche Einleitung aus der Feder Dr. J. Auerhans greift ziemlich 
weit aus und verbreitet sich zunächst über die Museen in Böhmen, um 
dann in einem 2. Teile sich den Bibliotheken in Böhmen zuzuwenden. 
Was uns hier vor allem interessiert, sind natürlich nicht die allgemeinen 
Bemerkungen über Bedeutung und Zweck der Bibliotheken, noch die 
Übersicht des Standes der Bibliotheken in den einzelnen Staaten und 
Ländern, sondern die besonderen Mitteilungen über die Anstalten in 
Böhmen und hier sind wieder am interessantesten die Angaben über den 
Stand der Volksbibliotheken, die einen Rückschluß auf den Stand der 
Volksbildung im Lande erlauben. Dieser fällt sehr zu Ungunsten der 
Deutschen in Böhmen aus und zeigt sie in einer Rückständigkeit, die 
man kaum erwartet hätte; das Bibliothekswesen der Deutschen in Böhmen 
deckt erschreckende Übelstände auf, worüber auch die Tatsache nicht 
hinweg zu täuschen vermag, daß der einzelne Benutzer einer Bibliothek 
in Deutschböhmen fleißiger liest als der Tscheche. Mit Recht weist der 


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Mitteilungen des Statist- Landesamtes des Königreiches Böhmen 


53 


Bearbeiter auf die Bedeutung der Volksbibliotheken hin, die nicht hoch 
genug eingeschätzt werden könne. Schon im Jahre 1846 hat Havliöek 
öffentliche Büchereien als das wichtigste und beste Mittel zur Volks¬ 
bildung bezeichnet und die Tschechen haben sich diesen Wink auch 
wirklich zu Herzen genommen. Und auch die Mahnung des Bearbeiters 
wird gewiß überall beherzigt werden, wenn er sagt: „Die Volksbibliothek 
hat auch ihre nationale Bedeutung. Sie weckt und stärkt das nationale 
Bewußtsein, sie ist ein mächtiger Faktor auf dem Wege zur besseren 
nationalen Zukunft. Nur gebildete und selbstbewußte Völker behaupten 
sich und bleiben Sieger im wirtschaftlichen und kulturellen Kampfe 
moderner Nationen. Von besonders großer Bedeutung sind die Biblio¬ 
theken für Nationalitätsminoritäten, lür Grenzgebiete und Nationalitäts¬ 
inseln.“ 

Bevor wir uns mit den für das Jahr 1905 sich ergebenden Ver¬ 
hältnissen beschäftigen, schicken wir zum Vergleiche einige statistische 
Zusammenstellungen voraus, die das statistische Landesbureau von 
Böhmen für das Jahr 1897 erhoben hatte. Damals gab es im Lande 
271 öffentliche Bibliotheken, von denen 240 tschechische und nur 29 deut¬ 
sche Bibliotheken waren; es entfielen auf die ersteren 170.908, auf die 
letzteren 25.037 Bände, während es nur in drei tschechischen Bezirks¬ 
hauptmannschaften keine Bibliothek gab, fehlten solche in 21 deutschen; 
die Einnahmen der tschechischen Bibliotheken beliefen sich auf 63.046 K, die 
der deutschen auf 7526 K, die Ausgaben der ersteren auf 65.040 K. die der 
letzteren auf 10.906 K. Seitdem haben sich die Verhältnisse nicht wesentlich ge¬ 
ändert, wenn auch natürlich die Zahl der Bibliotheken bedeutend gestiegen ist. 
Man zählte im Jahre 1905 2718 tschechische und nur 490 deutsche Volks¬ 
bibliotheken ; es entfällt somit eine tschechische Bibliothek auf 1446, eine 
deutsche auf 3770 Bewohner; die tschechischen Bibliotheken enthielten 
insgesamt 849.788, die deutschen nur 224.085 Bände. Das sind Zahlen, 
die zum Nachdenken auffordern und die klar darbin, wie in tschechischen 
Kreisen die Erkenntnis für das, was dem Volke nottut, viel richtiger er¬ 
faßt wird als in den deutschen, die lange zu tun haben werden, um das 
Gleichgewicht auf diesem wichtigen Zweige der Volksbildung auch' nur 
annähernd herzustellen. Am Schlüsse seiner sehr lehrreichen und mühe¬ 
vollen Zusammenstellung spricht Dr. Auerhan von den bisherigen Ver¬ 
suchen, die Errichtung und Erhaltung von Volksbibliotheken gesetzlich 
zu regeln und kommt dabei zu dem Ergebnisse, daß der von Dr. Schubert 
im 5. Bande der „Mitteilungen“ unseres Vereines veröffentlichte Vor¬ 
schlag für Böhmen absolut imannehmbar sei; die Ansicht des Bearbeiters 
geht dahin, daß der Zweck eines Bibliotheksgesetzes nicht der sein 
dürfe, die Gemeinden zur Gründung von Bibliotheken zu zwingen, sondern 
den Volksbibliotheken eine feste gesetzliche Grundlage zu bieten und 
ihre Entwicklung zu fördern. Er verlangt deshalb die Errichtung einer 
Landes-Bibliothekskommission, der die Aufgabe zufiele, zur Gründung von 
öffentlichen Bibliotheken und Lesehallen anzuregen, die Revision des 
öffentlichen Bibliothekswesens vorzunehmen und die nötigen Ratschläge 
und Winke bei der Errichtung neuer Bibliotheken und Lesehallen zu 
erteilen. Und der Verfasser ist überzeugt, daß „längstens binnen zehn 


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Besprechungen 


Jahren nach der Errichtung eines solchen Amtes in Böhmen keine 
einzige Gemeinde existieren würde, die eine öffentliche Volksbibliothek 
nicht besäße.“ 

Wien. R. Wolkan. 


Bulletin mensuel des r^centes publications franqaises. Nouvelle 
serie. Annee 1909. Paris, Librairie Honore Champion. (Bibliothfeque 
nationale.) IX — [01] — 1147 — [III] — XXXVI - XLIV p. 

Mit diesem stattlichen, schön gedruckten und preiswerten Bande 
(Jahresabonnement 10 Fr., nach Ablauf des Jahres 15 Fr.) hat das von 
der Druckschriftenabteilung der Bibliothöque nationale in Paris heraus¬ 
gegebene Bulletin mensuel eine neue Reihe begonnen. Es verzeichnet 
auf seinen 1147 Seiten die während des Jahres 1909 auf dem Wege' der 
Pflichtexemplarabgabe, durch Schenkung oder Schriftentausch in die 
Bibliothfeque nationale gelangten französischen Werke mit Einschluß der 
Musikalien. Im Anhang werden dann die livres anciens, die durch Kauf 
oder als Geschenk in die Nationalbibliothek gekommen sind, verzeichnet, 
und zwar nicht bloß die französischen, in einem zweiten Anhang die 
Karten und Pläne, und zwar ebenfalls nicht bloß französische. Den ein¬ 
zelnen Titeln sind die Signaturen der Aufstellung hinzugefügt, sodaß das 
Bulletin tatsächlich eine wertvolle Ergänzung des im Druck befindlichen 
Kataloges der Nationalbibliothek bildet, der auf diese Weise wenigstens 
für die in Frankreich erschienene Literatur stets auf dem Laufenden 
erhalten wird. Eine neue Einrichtung der neuen Serie liegt darin, daß 
die Titel der monatlichen Bulletins in systematischer Gruppierung und 
zwar nach zwölf Gruppen aufgeführt werden. Die erste Gruppe umfaßt 
encyclopödies, bibliographies, bibliothfeques, die zweite littdrature religieuse 
et historie de 1’dglise, die dritte droit u. s. w. Diese Gruppen sind dann 
wieder in kleinere Unterabteilungen zerlegt. Am Schluß sind eine table 
des auteurs und eine table des matteres hinzugefugt. Letztere stützt 
sich auf die wichtigsten Stichworte im Titel. So erscheint z. B. als Nr. 369 
J. Puech, De Conakry ä Tombouctou ä travers le Fouta et sur le Niger. 
Paris, 1908. Im Sachregister ist das Werk unter Conakry, Tombouctou, 
Fouta und Niger zu finden in der Art, daß neben das Schlagwort die 
laufende Nummer aus dem Bulletin hinzugesetzt ist. Des öftem werden 
auch noch einige charakterisierende Worte des Titels hinzugefügt, im 
vorliegenden Beispiel unter Niger: de Conakry ä Tombouctou, 369. Daß 
durch diese reichlichen Hinweise die Auffindung eines auch nur beiläufig 
dem Titel nach bekannten Werkes außerordentlich erleichtert wird, ist 
einleuchtend. Außerdem sind auch verschiedene zusammenfassende Schlag¬ 
worte aufgestellt worden, die in der Gegenwart die Aufmerksamkeit 
besonders anziehen, z. B. bibliothfeques, congrfes u. s. w. 

Die Ergänzung der abgekürzten Vornamen scheint im allgemeinen 
nicht möglich, vielleicht auch nicht beabsichtigt gewesen zu sein. Hier 
kann überhaupt nur Abhilfe geschaffen werden, wenn es die Verleger 
als ihre strenge Pflicht ansehen, den Verfasser eines Buches zur An- 


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Bulletin mensuel 


Günther 


55 


führung seines Vornamens in voller Form zu veranlassen. Wir begegnen 
ja im deutschen Buchhandel denselben Verhältnissen. Ja selbst dort, wo 
doch sonst auf strenge Ordnung gehalten wird, wie z. B. in den Jahres¬ 
berichten der höheren Schulen, können wir eine ganz ungerechtfertigte Ver¬ 
nachlässigung der Vornamen beobachten. 

Die Preise der Bücher sind in dem Bulletin nicht angegeben, was 
durch die Art, wie die Bücher ihren Eingang in die Bibliothfcque nationale 
finden, erklärlich wird. Da muß man also zur Bibliographie de la France 
oder wenn man länger warten kann, zu dem von D. Jordell redigierten 
Catalogue gönöral de la librairie frangaise greifen. Freilich fuhrt auch 
die Bibliographie de la France, die sich doch auf dem Material des 
Ministeriums des Innern aufbaut, vielfach keine Preise bei den verzeich- 
neten Schriften an. 

Der typographischen Ausstattung nach verdient das Bulletin mensuel 
alles Lob. Die Titel sind nicht zu gedrängt aneinandergerückt und die 
Ordnungsworte durch kräftige, gut lesbare Typen hervorgehoben. Es 
gibt auch ein$ einseitig bedruckte Ausgabe des Bulletin mensuel, deren 
Titel durch Herausschneiden für Katalogisierungszwecke verwendet 
werden können. 

Die Bibliothöque nationale in Paris, deren zahlreiche Veröffent¬ 
lichungen in literarischen Kreisen längst geschätzt werden, hat durch 
diese neue Form des Bulletin mensuel, das unter der Leitung von A. Vidier 
erscheint, der französischen Bibliographie ein wertvolles Hilfsmittel hinzu- 
gefügt, von dem die großen Bibliotheken mit reichem Nutzen Gebrauch 
machen werden. 

Graz. Ferdinand Eichler. 

Die Wiegendrucke der Leipziger Sammlungen und der herzoglichen 
Bibliothek in Altenburg. Ein Verzeichnis von Otto Günther. (35. Bei¬ 
heft zum Zentralblatt für Bibliothekswesen.) Leipzig 1909, O. Harrassowitz. 
DC, 352 S. 

Ref. hat die Anzeige dieses Buches schon deshalb mit Vergnügen 
übernommen, weil sie die Gelegenheit bietet, unter Hinweis auf die 
Rührigkeit der deutschen Inkunabelkommission wieder einmal die Not¬ 
wendigkeit zu betonen, daß auch Österreich sich wird entschließen müssen, 
dem Beispiel Deutschlands zu folgen. Seinerzeit gab der österreichische 
Verein für Bibliothekswesen die erste Anregung, sich mit der deutschen 
Kommission irgendwie auseinanderzusetzen. Aber seit Haebler auf dem 
Grazer Philologentage 1909 mit frohen Worten diesen Gedanken be¬ 
grüßte, ist wieder alles still geworden. Mittlerweile wurden die meisten 
anderen Kulturländer ins Interesse gezogen. In Österreich aber verzehren 
sich, wie die jüngsterschienenen prächtigen Publikationen Bohattas beweisen, 
starke Kräfte an Einzelarbeiten, um zu schaffen, was doch schließlich ein 
Torso bleibt. Überall wirkt heute die Organisation Wunderdinge. Findet 
sich keine berufene Kraft, sie auch auf unserem Gebiete durchzuführen ? 1 ) 

•) Vgl. dazu diese Zs. 1, 138. F. A. M. 


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5G 


Besprechungen 


Das als Festgabe zur Fünfjahrhundertfeier der Leipziger Universität 
erschienene Buch Günthers stellt sich zwar zunächst auch nur als eine 
private Arbeit dar, doch auf Anregung Haeblers mit der Bestimmung 
unternommen, dem Gesamtkatalog als wichtiger Behelf zu dienen. Es 
wäre sonst den Inkunabeln der Leipziger Universität schwer beizukommen 
gewesen, da diese über ihren Bestand nur unzulängliche Aufzeichnungen 
aus der Hand Eberts besaß. Neben dieser Sammlung hat Günther auch 
die übrigen Leipziger Sammlungen, die öffentlichen wie die privaten, in 
seinen Bereich gezogen und damit seinem Werke allgemeine Bedeutung 
verliehen. Die Zahl der letzteren ist ganz erstaunlieh; Wien kann wohl 
kaum konkurieren, wenn man von den klösterlichen Korporationen ab¬ 
sieht und nur den Sammeleifer einzelner Liebhaber ins Auge faßt. Zum 
Schaden der Abrundung seiner Arbeit nahm dann der Verfasser die 
Altenburger und eine private Sammlung in Ermlitz auf, also zwei außer¬ 
halb des Königreichs Sachsen gelegene Bibliotheken. Zum mindesten 
wäre es notwendig gewesen, auch auf die zweitgenannte im Titel auf¬ 
merksam zu machen. Als besonders wertvoll für die Herstellung des 
Gesamtkatalogs werden sich die kurzen Bemerkungen über die Ab¬ 
weichungen von Hain und über handschriftliche Datierungen erweisen. 
Die Typen wurden nach Proctor - Haebler bestimmt. Eine Anzahl un¬ 
bekannter Drucke, namentlich für Leipziger Offizinen, konnte nachgewiesen, 
manche Richtigstellung durchgeführt werden. Mit der Anordnung des 
systematischen Teiles kann sich Ref. nicht einverstanden erklären. Es 
wäre der Vorgang vorzuziehen gewesen, den Voulliöme in seinem Berliner 
und jetzt wieder in seinem Inventar von Trier einschlägt. Günther 
wählte die alphabetische Anordnung der Druckorte ohne Rücksicht auf 
die Ursprungsländer und innerhalb der Druckorte die alphabetische und 
nicht die chronologische Folge der Drucke. Der Grund, mit dem er 
seine Methode verteidigt, daß er damit dem Leser eine schnelle, bequeme 
und ausreichende Orientierung ermögliche, scheint nicht stichhältig zu 
sein. Für eine solche bleibt das beigegebene Verzeichnis der Verfasser, 
beziehungsweise der Titel maßgebend. Selbstverständlich schmälert diese 
Bemerkung keineswegs die Verdienstlichkeit des mit voller Beherrschung 
der maßgebenden Literatur und mit genauester Sachkenntnis gearbeiteten 
Buches. 

Wien. Albert Hübl. 


Katalog öfver Linköpings stifts- och läroverksbiblioteks inkunabler 
uppräaad af Isak Collijn. (Kataloge der Inkunabeln der schwedischen 
öffentlichen Bibliotheken 3.) Upsala 1909, Almquist und Wikseil. 50 S. 

Die große Arbeitskraft Collijns hat die Inkunabelliteratur um ein 
neues Bändchen bereichert, das zwar an Umfang und Bedeutung nament¬ 
lich an den Collijn’schen Katalog der Universitätsbibliothek von Upsala 
nicht heranreicht, aber als neues Glied der Kette, als weiterer Schritt 
zur Gesamtinventarisierung der Wiegendrucke Schwedens seinen besonderen 
Wert erhält. Gerade an letzteren ist die Stifts- und Gymnasialbibliothek 


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Günther — Collijn — Upsala, Saecularschrift für Leipzig 57 

zu Linköping verhältnismäßig arm, wiewohl sie im übrigen unter den 
Provinzbibliotheken des Landes den ersten Platz behauptet. Indessen 
birgt sie unter ihren 124 Inkunabeln einzelne ganz auserlesene, wie einen 
plattdeutschen Totentanz aus Lübeck 1489 und ein Missale Raceburgense, 
einen seltenen Koberger von 1493, und dazu vier ganz unbekannte 
Drucke. Es sind vertreten 7 deutsche Druckorte mit 55, 8 italienische 
mit 38, 1 schweizerischer mit 14, 3 holländische mit 10, 1 französischer 
mit 5, 2 schwedische mit 2 Druckwerken. Die Einrichtung des Kata- 
loges ist dieselbe wie jene der beiden früheren. Um die Gleichmäßig¬ 
keit der Anlage zu wahren, mußte wohl die alphabetische Ordnung bei¬ 
behalten werden. Sonst wäre es gut gewesen, dem Rate Crüwells 
gelegentlich der Besprechung der Inventare von Västeräs und Upsala 
(Mitt. d. österr. Vereines für Bibliothekswesen XI [4. Heft] S. 165) zu 
folgen und die Proctor’sche Methode nicht preiszugeben, die doch allein 
dem Fachmann die richtige Übersicht verschafft. Wie früher, so betont 
auch hier Collijn in wünschenswerter Weise die Buchgeschichte. Auch 
nach Linköping verirrten sich einzelne literarische Kontributionen aus den 
Zeiten des 30 jährigen Krieges auf Umwegen über die Universitätsbibliothek 
zu Upsala oder über private Sammlungen. So kam ein von dem be¬ 
rühmten Prager Gräzisten Matthaeus Collinus (vgl. über ihn Jöchers 
Forts. II 419) in Wien 1558 angekaufter Aristoteles von Aldus Manutius in 
jene Bibliothek, ebenso wie vier Stücke aus dem Olmützer Jesuitenkolleg. 
Auch die Dombibliothek von Frauenburg in Ermeland und die Jesuiten¬ 
kollegien in Braunsberg und Posen lieferten unfreiwillig ihre Beiträge. 
Collijn macht uns auch mit einem bedeutenden schwedischen Bücher¬ 
sammler, Erik Benzelius, bekannt, dem ehemaligen Bibliothekar von Upsala 
und späteren Bischof von Linköping, dessen kostbare Bücherei von 
3000 Bänden, darunter neun Wiegendrucke, 1657 von seinen Erben der 
Bibliothek zu Linköping um 12 000 Taler überlassen wurde. 

Wien. __ Albert Hübl. 

Universitati Lipsiensi saecularia quinta diebus XXVIII—XXX mensis 
Julii a. d. MCMIX celebranti gratulantur universitatis Upsaliensis rector et 
senatus. Typis descripserunt Almquist et Wikseil, Upsaliae MCMIX. 
73 S. 4 Taf. 

Diese Festschrift der Universität Upsala zur 500 jährigen Gründungs¬ 
feier der Universität Leipzig enthält nebst einer kurzen lateinischen 
Gratulation zwei Abhandlungen in deutscher Sprache von Isac Collijn, 
der als hervorragender Inkunabelforscher bekannt ist. Seine Inkunabel¬ 
forschung war auch der eigentliche Ausgangspunkt dieser Schrift. Als 
Collijn die Wiegendrucke in Upsala beschrieb, bemerkte er, daß in eine 
ganze Reihe davon Besitzvermerk und Jahr der Erwerbung oder Rubri¬ 
zierung durch den Leipziger Professor und später Ermländer Domherrn 
Thomas Werner eingetragen war. Dadurch ergab sich für eine beträcht¬ 
liche Zahl von undatierten Inkunabeln ein fester terminus ad quem. Das 
Jubiläum der Leipziger Universität bot Anlaß, das so gewonnene Material 


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Besprechungen 


58 

dadurch auszuweiten, daß die schon lange bekannten testamentarischen 
Bestimmungen über Thomas Werners Bücher nochmals abgedruckt und 
durch weitere sowohl den Besitzer als den Verbleib seiner jetzt zer¬ 
streuten Sammlung betreffende Nachrichten vervollständigt wurden. Auf die 
Behandlung der in Upsala befindlichen Bücher und Handschriften ist 
naturgemäß das Hauptgewicht gelegt. So folgt denn auf die erwähnte 
historische Darstellung (bis S. 31) ein ausführliches Verzeichnis der 
Wemerschen Handschriften und Bücher in Upsala, die durch König 
Gustav Adolf in Braunsberg und Frauenburg erbeutet worden waren. 
(S. 33—58, mit einem Register bis S. 62). Diese Ausführungen sind mit 
jener Akkuratesse gearbeitet, die man beim Verfasser gewohnt ist, wenn 
sie auch etwas umständlich erscheinen. Da das Original des Testamentes 
verloren und die Abschrift gewiß nicht ohne Fehler ist, mag manches 
jetzt nicht sicher sein. So bezweifelt Collijn mit Recht die Bewertung 
von Nr. 12 der Bücher; bei Nr. 1 erscheint jedoch seine Vermutung: 
Summa Astensis für das überlieferte Ostiensis nicht gerechtfertigt und 
demgemäß auch nicht die Identifizierung mit der in Upsala befindlichen 
Summa de casibus conscientiae Astesani (Hain* 1889) aus Thomas Werners 
Besitz. Daß, falls man an der Summa Hostiensis unter Nr. 1 festhält, 
dasselbe Werk unter Nr. 23 nochmals vorkommt, ist kein hinreichender 
Grund für die Textänderung bei Nr. 1. Auch ein anderes Werk besaß 
Werner zweimal; vgl. Johannes Andreae Hieronymianus Nr. 83 und Nr. 99. 
Auch könnte man die Bezeichnung Summa Astensis statt Summa Astesani 
oder Summa Astesana nicht für wahrscheinlich halten. Auch die Iden¬ 
tifizierung von Nr. 2 der Aufzählung im Testament (Decretum) mit Nr. XXI 
von Collijns Verzeichnis: Innocentius IV, Apparatus super V 11. decretalium 
ist nicht einwandfrei. Übrigens hat der Verfasser selbst diese Identifi¬ 
zierungen durch Fragezeichen als zweifelhaft bezeichnet. Bei Nr. 28 wird 
statt: in primo zu lesen sein: in principio, Seite 18 bei Nr. 3 Breslaviensis 
statt Breslavienses. Die jetzt übliche orthographische Behandlung lateinischer 
Texte des Mittelalters weicht übrigens von der des Verfassers in manchen 
Punkten ab. 

Dankenswert ist die Beachtung, die den alten Einbänden der be¬ 
schriebenen Werke gewidmet ist. Die drei Leipziger Typen von denen 
er S. 22 f. spricht, dürften nebeneinander im Gebrauch gewesen sein, 
nicht zeitlich nacheinander liegen. Der Buchbindemame Wetherhan 
erscheint auf Einbänden der Universitätsbibliothek Leipzig öfters auch 
als Wetterhan, Wetterhaen und auch in autographer Eintragung; Cod. 
Lips. 275 bietet zwei verschiedene Namensstempel, Cod. Lips. 1370 die 
Eintragung: Johannes Wetterhan Prutenus ligavit hunc librum in Studio 
Lupczensi (vgl. Cod. Lips. 167, bei Collijn S. 23 nach Zarncke zitiert, 
jedoch mit der unrichtigen Form: Lipczensi). Auch wo Wetterhan sich 
nicht nennt, ist er durch bestimmte Stempel, z. B. eine Art laufender 
Rosette in einer Raute, ein schuppenförmiges Muster u. a. kenntlich. Der 
bei Collijn S. 23 gleichfalls nach Zarncke zitierte Johannes Cruze erscheint 
viel öfter in der Form Crufe, Cruße, einmal als Gruße (Cod. Lips. 1092, 
im J. 1472 gebunden), sicher nachweisbar 1468—1471. Auch er zeichnet 
sich durch bestimmten Stempelvorrat aus. Vielleicht hängt er mit dem 


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Upsala, Saecularschrift für Leipzig — Gottlieb — Starke 



aus Zwickau stammenden sächsischen Hofbuchbinder Jakob Krause in der 
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verwandschaftlich zusammen. Der 
Beisatz im Verzeichnisse der Bücher Werners: in modo regali bezieht 
sich nicht, wie der Verfasser S. 22 annimmt, aut die Art des Einbandes, 
sondern auf das Format (vgl. z. B. bei Nr. 21, 22). 

An die Behandlung der Bücher Werners schließt sich ein kürzerer 
Abschnitt über eine gedruckte, undatierte Promotionseinladung der 
juristischen Fakultät Leipzig an, deren Jahr der Verfasser auf 1509 
bestimmt und deren Drucker er mit Wahrscheinlichkeit nachweist. 

Die ganze Schrift, mit großer Sorgfalt und liebevoller Versenkung 
in den spröden Stoff gearbeitet, ist also der Hauptsache nach ein aner¬ 
kennenswerter Beitrag zur Rekonstruktion alter Bibliotheken, ein Problem, 
das dem Anschein nach immer mehr und mehr für die Bibliographen an 
Reiz gewinnt. 

Wien. Gottlieb. 


Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel. Von Theodor 
Gott lieb. Wien 1910, A. Holder in Komm. 24 S. (Sitzungsberichte 
der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Philos.-histor. Kl. 
163. Bd., 6. Abh. 

Ein kleiner Beitrag zur Geschichte der Wiener Palatina wie der 
Augusta zu Wolfenbüttel. Diese Handschriften der alten Abtei Weissen- 
burg i. E. sind seit 1690 in der herzogl. Bibliothek von Wolfenbüttel, 
beschrieben bei Heinemann, Bd. 8. Sie sind fast alle 1689 von ihrem 
früheren Besitzer Baron Heinrich Julius v. Blum für die Bibliothek gekauft 
worden. Derselbe hatte aber schon im Jahre 1673 seine Handschriften 
der Kaiserl. Bibliothek in Wien zum Kauf angeboten und auch ein Ver¬ 
zeichnis gesendet. Dieses Verzeichnis ist in Handschrift 9714 der 
Wiener Hofbibliothek erhalten. Gottlieb stellt nun die Gesamtsumme der 
einst Blum nachweislich gehörigen Handschriften fest, druckt das Ver¬ 
zeichnis ab und identifiziert dann die einzelnen Nummern mit Heinemanns 
Nummern. Am Schlüsse teilt Gottlieb zwei Briefe mit, die Blum an den 
kaiserl. Bibliothekar Lambeck in der Kaufangelegenheit schrieb, auch 
zwei für Blum ausgefertigte Adelsdiplome. 1 ) —r. 


Wie ich den Buchhandel erlernte. Ein Versuch, das Technische 
wie das Geistige im Buchhandel aut unterhaltende Art anschaulich zu 
machen. Aus dem Leben und der vielseitigen Praxis eines Fachgenossen 
von H. Starke. Siebente, völlig umgearbeitete und bedeutend ver¬ 
mehrte Auflage, herausgegeben von H. Oesterwitz. Mit Beiträgen 
von mehreren Fachleuten. Leipzig 1910, G. Uhl. VI, 402 S. * 

Wenn man, wie der Schreiber dieser Zeilen, bereits eine stattliche 
Reihe von Jahren in der Welt der Bücherregale erlebt hat, so erinnert 

») [Vgl. jetzt auch Z. f. B. 27, 441 ff.] 


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00 Besprechungen 


man sich, und nicht ungern an die erste Auflage dieses Buches, ein 
recht schmales Heftchen, das die theoretischen Grundlagen des Buch¬ 
handels in etwas patriarchalischer, aber ganz sympathischer Weise vor¬ 
trug. Nun ist man überrascht, als siebente Auflage ein stattliches Buch 
von 400 Seiten in die Hand zu bekommen. On revient toujours . . . 
Der Unterbau des Buches ist der alte geblieben: ein hoffnungsvoller 
Jüngling tritt, mit der nötigen Schulbildung und den üblichen Idealen, 
bei dem Buchhändler Woisser, einem menschenfreundlichen und red¬ 
seligen Herrn als Lehrling ein und wird von ihm mit ziemlicher Um¬ 
ständlichkeit in die Geheimnisse des Buchhandels eingeweiht. An diese 
Einführung schließt sich eine Reihe von Spezialabhandlungen an, welche 
von Fachleuten verfaßt sind und die wichtigsten Materien des Buch¬ 
handels gründlich erörtern. Ein solches Buch entspricht als Lehr- und 
Nachschlagewerk einem wirklichen Bedürfnisse, da der Prinzipal beim 
besten Willen in der Regel nicht Zeit hat, seinem Lehrlinge über das 
immer größer werdende Gebiet Vorlesungen zu halten. Wenn auch vom 
österreichischen Buchhandel beinahe gar nicht die Rede ist, so kann 
es trotzdem auch hierzulande bestens empfohlen werden. 

Einige kleine Bemänglungen könnten bei der nächsten Auflage 
berücksichtigt werden: Auf Seite 5 heißt es: „Nettoartikel erhöhen wir 
meist im Ladenpreise.“ Das ist nicht üblich und könnte auch nicht ge¬ 
billigt werden. — Auf Seite 33: „Im Juli erschien jährlich ein alter, er¬ 
fahrener, vereidigter Bücherrevisor Herr S. aus Berlin und stellte die 
Geschäftsbilanz auf.“ Da hätte Herr S. aus Berlin recht viel zu tun, 
wenn er zu allen 4000 deutschen Buchhändlern reisen und jedem die 
Bilanz aufstellen sollte; das kann ja nur ein Ausnahmsfall sein, den man 
nicht als typisch dem Lehrling vorführen darf, die Bilanz muß in der 
Regel im Geschäfte selbst gemacht werden. Seite 51: „Man trockne nie¬ 
mals einen Meldungsbrief über der Lampe.“ Welcher moderne Mensch 
tut denn das überhaupt? Auf Seite 172 wird der Warenhausbuchhandel 
„ohne Zweifel der gefährlichste Feind des Buchhandels“ genannt. Nun, 
ich kann sagen, daß sehr urteilsfähige, reichsdeutsche Verleger sich mir 
gegenüber anders ausgesprochen haben; sie meinten, daß die Waren¬ 
häuser viele zu Bücherkäufem erziehen, die es sonst nicht würden. Also 
ganz geklärt ist die Frage nicht. Dagegen ist auf Seite 184 die un¬ 
rühmliche Tätigkeit gewisser Verlagsgeschäfte, die sich gewerbsmäßig 
die Herstellung der Bücher von ihren Autoren zahlen lassen, ganz richtig 
charakterisiert. Der buchhändlerische Nachwuchs möge das Buch mit 
Aufmerksamkeit lesen; er kann viel Nutzen daraus ziehen. 

Wien. Friedrich Schiller. 


Katalog von Verlags- und Preisänderungen, Rest-, Partie- und Ge¬ 
legenheits-Artikeln im deutschen und ausländischen Buchhandel. Heraus¬ 
gegeben von F. Dietrich. Gautzsch b. Leipzig, F. Dietrich. I. Bd.: 
1908. 342 S. II. Bd.: 1909. 558 S. 

Zu den am schwierigsten zu erwerbenden Kenntnissen gehört eine 
gründliche Vertrautheit mit dem jeweiligen Stande der Preise von alten 


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Starke — Dietrich 


61 


und neuen Büchern. Die landläufigen Bücherkataloge vermögen nicht die 
fortwährenden Verlags- und Preisänderungen aufzunehmen, die alltäglich 
im Börsenblatt, in Rundschreiben und einzelnen Verzeichnissen zur Ver¬ 
öffentlichung gelangen. Niemand vermag all diese Verschiebungen zu 
übersehen oder gar im Kopfe zu behalten; und wer jemals den Versuch 
gemacht hat, sie in seinen Katalogen einzutragen, hat bald diesen zeit¬ 
raubenden Versuch aufgegeben. Buchhändler und Bücherkäufer werden 
da dem verdienstvollen Herausgeber der Bibliographien der deutschen 
Zeitschriften, Zeitungen und Rezensionen Dank wissen für die Bearbeitung 
dieses umfangreichen Materiales. Dietrich verzeichnet außer den Ver¬ 
änderungen im Preise und Verlage auch die bei den Verlegern vergrif¬ 
fenen, aus dem Handel zurückgezogenen, nicht im Buchhandel erschienenen, 
anonymen und pseudonymen sowie verbotenen Druckschriften und bietet 
so eine Menge von bibliographischen Angaben, die kein anderes Bücher¬ 
lexikon enthält. Die 50.000 Nachweisungen der beiden ersten Bände 
werden durch einen dritten Band um weitere 30.000 vermehrt werden; 1 ) 
außerdem erscheinen Jahresergänzungsbände Vor allem wird dieses 
Werk als unentbehrliches Nachschlagebuch jeweils zur Hand genommen 
werden müssen, bevor ein Bücherbestellzettel ausgefertigt wird, aber 
auch als ganz anregende Lektüre wird es der Literaturkundige durch¬ 
blättern, der zwischen den Zeilen zu lesen imstande ist und hier ein 
getreues Spiegelbild literarischer und buchhändlischer Erfolge und Mi߬ 
erfolge erhält. Wie wenige Bücher tragen den Vermerk »vergriffene oder 
»Preis erhöht«, und wie viele dagegen sind in ihrem Preise ganz außer¬ 
ordentlich herabgesetzt worden — und nicht die Schlechtesten. Von 
besonderem Wert für die Bibliographen sind die Vermerke über die 
Druckschriften, welche nicht im regulären Buchhandel erschienen und 
daher bei Hinrichs, Kayser usw. nicht verzeichnet sind, sowie die Auf¬ 
nahme der von der Staatsanwaltschaft verbotenen Druckwerke, endlich 
die Mitteilung der Verfasser einer Reihe von anonym oder pseudonym 
erschienener Bücher. Nicht unwillkommen ist auch die Aufnahme ana¬ 
statischer Neudrucke von Büchern und Zeitschriften sowie die Angabe 
des Marktpreises umfangreicherer Serien von periodischen Druckschriften. 
Bei vielen Titeln sind auch kurze Inhaltsangaben der Bücher sowie 
literarische Notizen beigefÜgt. Bemerkt sei noch, daß der Katalog nicht 
nur die Erscheinungen der neuesten Zeit, sondern auch eine große Zahl 
älterer Literatur, selbst des 18. Jahrhunderts umfaßt. 



VEREINSNACHRICHTEN. 

MONATSVERSAMMLUNGEN. 

Am 21. Jänner 1911 konnte, dank freundlichem Entgegenkommen 
der Direktion der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, der Verein seinen 
Mitgliedern eine lehrreiche Besichtigung dieser berühmten Anstalt 


’) [Im Erscheinen begriffen.] 


/ 


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r>2 


Vcrcinsnachrichtcn 


bieten, an der sich unter Führung eines Direktionsmitgliedes eine 
ansehnliche Zahl von Vereinsangehörigen beteiligte. — Für den Fe¬ 
bruar ward eine gesellige Abendzusammenkunft angesetzt, die am 
28. in einem Gasthause stattfand. 


AUSSCHUSZS1TZUNGEN. 

Ausschußsitzung vom 3. Dezember v. J. unter Vorsitz Wolkans. 
Der in der Zs. 1, 192 f. gegebene vorläufige Bericht ist jetzt noch 
in einigen Punkten zu ergänzen. Tippmann hat die Stelle des 
zweiten Schriftführers niedergelegt, für ihn tritt v. Mzik ein. — 
Praktikantenfrage: Da die auf Grund der Beschlüsse des Delegierten¬ 
tages vom 27. Februar 1910 (o. S. 29 ff.) an das Ministerium ge¬ 
richtete Eingabe noch keine Erledigung gefunden hat, ist von Hrzan 
(UB. Wien) eine neue Aktion eingeleitet, die hinausgeht 1. auf Er¬ 
reichung der 9. Rangsklasse nach 6 Dienstjahren, 2. auf Erhöhung 
der Adjuten im 1. Jahre auf 1000, im 2. und 3. Jahre auf je 2000, 
im 4.—6. Jahre auf je 3000 K. Hierüber ward eine Darstellung 
zur Unterzeichnung, beziehungsweise Äußerung an die auswärtigen 
Praktikanten gesendet. Hrzan berichtet über das Ergebnis dieser 
Aussendung. Die Provinz erklärt sich mit diesen Vorschlägen im 
allgemeinen einverstanden, in Innsbruck wünscht man Befürwortung 
der Petition durch die Vorstände der Bibliotheken. Es wird be¬ 
schlossen, dieser Anregung zu entsprechen und dann das die Be¬ 
schlüsse des Delegiertentages ergänzende Schriftstück im Ministerium 
zu überreichen. — Auf Anregung eines Vereinsmitgliedes kam auch 
der Fall eines am Istituto storico in Rom stationierten Herrn zur 
Sprache, der, obwohl erst 1901 in den Bibliotheksdienst getreten, 
nun doch schon jetzt Scriptor werde. Wolkan und Mayer machen 
darauf aufmerksam, daß der Kollege, um den es sich hier handle, 
ein höchst verdienstvoller und dem römischen Institute unentbehr¬ 
licher Mann, doch extra statum der Wiener Universitätsbibliothek 
geführt und durch seine Ernennung faktisch niemand geschädigt 
werde. Er sei als dauernd an Rom gebunden anzusehen. Einen ge¬ 
wissen moralischen Effekt im negativen Sinne könne man ja dem 
Falle nicht absprechen. Dem Vereinsmitglied, das sich hier beschwert 
fühlt, wird es überlassen, in einer schriftlichen Eingabe an den Aus¬ 
schuß seine Klage zu präzisieren. — Verein der Bibliotheksdiener 
(Obmann Josef Nezas, Wien UB.). Von den Wünschen, die ihr 
Memorandum ausspricht, sind noch zu erwähnen: 1. Humane Behand¬ 
lung von Seite der Vorgesetzten. 2. Von derselben Seite Ansprache 
der Diener und Unterbeamten mit „Herr“. 3. Zuweisung der Reini¬ 
gungsarbeiten in den Lesesälen und Bureaus an dauernd aufgenom¬ 
mene weibliche Hilfskräfte. 4. Abschaffung des Büchertransportes 
durch die Diener in Hand wägen über die Straße. Der Ausschuß 
beschließt, diese Aktion im geeigneten Augenblicke entsprechend zu 


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Vereinsnachrichten 


63 


unterstützen. Übrigens haben die Petenten schon selbst im Ministerium 
ihre Wünsche vorgebracht und wie sie erzählen, geneigte Aufnahme 
gefunden. 1 ) 

Ausschußsitzung vom 8. Februar unter Vorsitz Wolkans. Biblio¬ 
thek von Schlackenwerth (zirka 4500 Bände, darunter 80 Inkunabeln, 
zirka 1600 Drucke des 16. und zirka 1500 des 17. Jahrhunderts, zahl¬ 
reiche Mss., Wert ungefähr 75.000 K): Über den Mißerfolg des Auf¬ 
rufes, der zur Erwerbung der Sammlung für die Wiener UB. auf for¬ 
derte, ist schon berichtet worden. Gilhofer und Ranschburg in Wien haben 
die Bestände für 100.000 K erworben, die Hedwig-Hs. an R. v. Gutmann 
verkauft. Man beschließt, an hoher Stelle, wo bereits Interesse für die 
Angelegenheit gezeigt worden, eine Darstellung einzureichen, zugleich 
mit einem Exemplar des abgeschlossenen ersten Bandes der Zs. Der 
Obmann hebt in diesem Zusammenhänge auch hervor, daß dem 
Vereine wohl eine Vertretung in der Zentralkommission für Er¬ 
haltung der Kunst- und historischen Denkmale gebühren würde. 
Mayer meint, daß die Kommission in ihren Befugnissen auf dem 
Wege des Gesetzes eine bedeutende Stärkung erfahren sollte, um 
entsprechend wirken zu können. — Der Obmann bringt die Frage 
eines Zeitungsmuseums zur Sprache. In den Ministerien würden 
enorme Bestände von Zeitungen verbraucht, ein bedeutendes 
Budget sei dafür ausgesetzt, nach dem Staatsvoranschlag 1911 
für das Ministerium des Äußern 90.000 K, doch würden alle 
diese Blätter nach kurzer Zeit der Makulierung zugeführt, 
jedenfalls nicht entsprechend konserviert. In einem Zeitungsrauscum 
konnten alle diese Bestände ihre Verwertung finden, gleichzeitig Hof- 
und Universitätsbibliothek durch Abgabe ihres Vorrates wesent¬ 
lich entlastet werden. Geyer bemerkt, daß diese Frage bereits in 
den Neunzigerjähren des vorigen Jahrhunderts in der Hofbibliothek 
angeschnitten worden sei; es sei zur Ausarbeitung eines Entwurfes 
gekommen, aber die politischen Wirren der damaligen Zeit hätten 
auch dieses Projekt vereitelt. Der Schriftführer erinnert an eine im 
Rahmen des Vereines vor Jahren geführte, übrigens ergebnislose 
Debatte (Mitteilungen IV 42 u. V 103—106). Man beschließt, wegen 
eines zu begründenden Zeitungsmuseums offiziell an Regierung und 
Parlament heranzutreten. Ein Elaborat solle der nächsten Ausschu߬ 
sitzung vorgelegt werden. — Hrzan referiert über die Aktion der 
Praktikanten. Am 19. Jänner begab sich eine Deputation der Prak¬ 
tikanten der Wiener Universitätsbibliothek (Antoine, Battisti, Hrzan) 
unter Führung des Vereinsobmannes Wolkan zum Minister. Se. Ex¬ 
zellenz ist, wie er erklärte, einer Beförderung der Praktikanten in 
die 9. Rangsklasse nach 6 Dienstjahren geneigt, auf dem Verord- 


*) Manche dieser Forderungen sind ja ganz selbstverständlich. Die staat¬ 
lichen Bibliotheksdiener sind ein durchaus qualifiziertes Personal, niemand von 
ihnen, der seine Pflicht tut, hat leichten Dienst und doch ist ihre materielle 
Stellung, gegen die anderer staatlicher Dienerkategorien gehalten, recht be¬ 
scheiden. F. A. M. 


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64 


Vercinsnachrichten 


nungswege bei dies aber nicht durchführbar, es müsse in jedem ein¬ 
zelnen Falle eine ad personam-Ernennung vom Finanzministerium 
beansprucht werden. Hofrat Kelle äußerte sich ähnlich: Es könne 
eine Ernennung vom Finanzministerium nur in der Weise beansprucht 
werden, daß die jeweils ältesten Praktikanten ad personam ernannt 
würden; sollte sich eine solche Ernennung wider Erwarten hinaus¬ 
ziehen, so wolle er beantragen, daß die Betroffenen, die über 6 Jahre 
dienten, durch Remunerationen schadlos gehalten würden. Die Re¬ 
gelung der Adjuten in der gewünschten Form sei derzeit nicht mög¬ 
lich, da die Praktikanten dem Praktikantengesetz unterstünden. Von 
diesen Erklärungen sind sämtliche Praktikanten in Wien und der 
Provinz verständigt worden. 


Seitdem, am 9. März, haben die obengenannten Herren im Ab¬ 
geordnetenhaus vorgesprochen und daselbst den Abgeordneten Baron 
d’Elvert und Hofrat German sowie dem Regierungsvertreter Hofrat 
Alexy ihre Wünsche vorgetragen. Sie erhielten folgende ausdrücklich 
als offiziell bezeichnete Erklärungen, von denen gleichfalls den Interessenten 
sowohl in Wien wie in der Provinz Meldung gemacht werden konnte: 

1. Die Bibliotheksbeamten werden in die Klasse I a des Regierungs¬ 
entwurfes eingereiht werden. 

2. Infolgedessen wird die 10. Rangsklasse in den Staatsbibliotheken 
eingeführt und die Bibliotheksbeamten werden den Verwaltungsbeamten 
mit voller akademischer Vorbildung gleichgestellt sein. 

3. Die Bibliotheksbeamten werden also nach 3 Jahren, vom Eintritt 
in den Staatsdienst gerechnet, die 10. . Rangsklasse erreichen. 

Eine weitere Auskunft, vor allem über die Spatien zwischen den 
einzelnen Rangsklassen, konnte derzeit noch nicht erzielt werden. 

* * 

* 

Dem Vereine sind beigetreten: Dr. J. A. Zibert, Amanuensis der 
k. k. UB. in Wien, Dr. Paul Micori, UB. Graz, Dr. Ferd. Pelikan, 
Prag, Dr. Alois Rogenhofer, Praktikant UB. Wien, Dr. Felix Weltsch, 
Praktikant UB. Prag. 


AMTLICHES. 

Ein Erlaß der k. k. n.-ö. Statthalterei am 28. September 1910, 
2. IX, — 1763/1, bestimmt gemäß § 5 der Min.-Verordnung vom 
15. April 1910, Z. 21.894 ex 1909, daß die weder im Austausch¬ 
verkehr noch zum Verkaufe geeigneten Dubletten von populären 
Druckschriften an öffentliche Kranken- und Humanitätsanstalten 
verteilt werden. Diese Dubletten können an diese Anstalten un¬ 
mittelbar versendet werden. Namhaft gemacht sind: K. k. All¬ 
gemeines Krankenhaus, k. k. Krankenhaus Wieden, k. k. Rudolf¬ 
stiftung, k. k. Kaiser Franz-Josef-Spital, k. k. Kaiserin Elisabeth- 
Spital, k. k. Kronprinzessin Stephanie-Spital, k. k. Wilhelminen- 
Spital, k. k. St. Rochus-Spital, k. k. Erzherzogin Sophien-Spitals- 


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Amtliches — Personalnachrichten 


65 


Stiftung, k. k. Blindenerziehungsinstitut, k. k. Taubstummeninstitut, 
k. k. Waisenhaus, sämtliche in Wien; ferner k. k. Waisenhaus und 
k. k. Wohltätigkeitshaus in Baden. 

Gemäß einem Erlasse des Ministeriums für Kultus und Unter¬ 
richt vom 5. Oktober 1910 verständigte das Rektorat der Wiener 
Universität die Vorstehung der Wiener Universitätsbibliothek von 
einer Note des k. u. k. Ministeriums des Äußeren und des k. Hauses 
vom 16. September 1910, wonach die Leitung der Bodleiana in 
Oxford verfügt habe, daß künftig Gesuche um Verleihung von 
Hss. nicht mehr im diplomatischen Wege, sondern von den Gesuch¬ 
stellern unmittelbar an den Bibliothekar der B. L. zu richten seien. — 

Bekanntlich hat das Gesetz vom 25. September 1908 im öster¬ 
reichischen Staatsdienst eine „Unterbeamten“-Kategorie geschaffen; 
die Unterbeamten zählen zum Dienerpersonal, aber als eine höhere 
Gruppe, mit qualifizierter Vorbildung und mit größeren Bezügen. 
Nun ward jüngst im Bibliotheksdienst der Unterrichts Verwaltung, an 
der Wiener Bibliothek, die erste Unterbeamtenstelle verliehen, indem 
eine einfache Dienerstelle in diesen höheren Posten umgewandelt 
wurde, gewiß ein Fortschritt! Dazu wird mitgeteilt, daß auch in der 
Bibliothek des k. k. Patentamtes (das dem Arbeitsministerium unter¬ 
steht) ein Diener im Jahre 1910 zum Unterbeamten vorgerückt ist. 


PERSONALNACHRICHTEN. 

Se. Majestät der Kaiser hat dem Universitätsbibliothekar in Prag 
Regierungsrat Dr. Richard Kukula den Titel und Charakter eines Hof¬ 
rates, dem Kustos an der Universitätsbibliothek in Wien Dr. Salomon 
Frankfurter den Titel und Charakter eines Regierungsrates und den 
Skriptoren der Universitätsbibliotheken Dr. Jaromir Boreck^ in Prag, 
Johann Rongusz in Czemowitz, Dr. Michael Maria Burger und 
Dr. Johann Bohatta in Wien den Titel und Charakter eines Kustos, 
endlich dem der Universitätsbibliothek in Prag zur Dienstleistung zu¬ 
gewiesenen Skriptor an der Studienbibliothek in Olmütz Johann Stastn^ 
den Titel eines Kustos verliehen. Ferner hat der Kaiser dem Biblio¬ 
thekar an der technischen Hochschule in Wien Dr. Eduard Fechtner 
den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse und dem Kustos an 
der Universitätsbibliothek in Wien Dr. Alfred Schnerich das Ritter¬ 
kreuz des Franz Josef-Ordens verliehen. — Se. Majestät der Kaiser 
hat gestattet, daß dem Kustos der Familien-Fideikommißbibliothek 
Johann Jureczek anläßlich der von ihm erbetenen Versetzung in 
den bleibenden Ruhestand fiir seine vieljährige verdienstvolle Tätigkeit 
die a. h. Anerkennung bekanntgegeben werde. — Se. Majestät der 
Kaiser hat die Einreihung des Direktors des Archivs- und Bibliotheks¬ 
dienstes im Finanzministerium Dr. Viktor Hofmann v. Wellenhof in 
die sechste Rangklasse genehmigt. — An der Universitätsbibliothek in 
Graz wurde der mit dem Titel und Charakter eines Kustos bekleidete 
Skriptor Dr. Ferdinand Eichler zum Kustos ernannt. — An der 
Universitätsbibliothek in Prag wurde der Amanuensis Dr. Johann £mavc 

5 


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Personalnachrichten 


zum Skriptor, der Praktikant Dr. Em. Franke zum Amanuensis er¬ 
nannt. — An der Universitätsbibliothek in Wien wurde der Amanuensis 
Dr. Jaroslav Sutnar zum provisorischen Skriptor, der Praktikant Privatdozent 
Dr. Heinrich R. v. Srbik zum Amanuensis extra statum mit Zuweisung 
zum Institut für Österreichische Geschichtsforschung ernannt; die Prakti¬ 
kanten Dr. Egon Galvagni und Dr. Joh. Aug. Zibert wurden zu 
Amanuenses, beide ad personam, der Amanuensis Titul.-Prof. Dr. Heinrich 
Pogatscher zum Skriptor extra statum mit dauernder Diensteszuweisung 
an das Istituto Austriacö di studii storici in Rom ernannt. — Dem 
Kustos Regierungsrat Dr. S. Frankfurter ist vom König von Griechen¬ 
land das Offizierskreuz des Erlöserordens verliehen worden. — Der 
Kustosadjunkt an der Holbibliothek Dr. Friedrich Ritter Egger v. Möll- 
w a 1 d wurde zum Kustos zweiter Klasse, der Assistent an der Hof¬ 
bibliothek Dr. Karl v. Roretz zum Kustosadjunkten ernannt. — An 
der k. u. k. Fideikommißbibliothek wurde der Adjunkt der a. h. Kabinetts- 
Kanzlei Dr. Rudolf Ritter Payer von T h u r n zum Kustos, der Assistent 
der Hofbibliothek Dr. Hans Effenberger zum Skriptor ernannt, der 
Hospitant der k. k. Holbibliothek Dr. Robert Hohl bäum trat als 
wissenschaftlicher Hilfsarbeiter ein. — Der Praktikant der Universitäts¬ 
bibliothek in Czernowitz Dr. Zeno Kuziela wurde zum Lektor für 
ruthenische Sprache an der Universität in Czernowitz ernannt. — An 
der Bibliothek der technischen Hochschule in Wien ist Dr. phil. Ing. 
Robert M u s i 1 als unbesoldeter Praktikant eingetreten. — An der Bibliothek 
der deutschen technischen Hochschule in Brünn wurde der Praktikant 
Dr. Felix Freude zum Amanuensis ad personam, an der Bibliothek der 
Akademie der bildenden Künste in Wien der Skriptor Moriz Warmuth 
zum Kustos ad personam ernannt. — Regierungsrat, Landesschulinspektor 
Franz Fi eg er, Hofrat Hugo R. v. Chlumeck^ und Kustos Dr. Friedrich 
Arnold Mayer sind als Delegierte des Ministeriums f. Kultus u. Unter¬ 
richt in das Komitee der Zentralbibliothek fiir Österreich. Blinde entsendet 
worden (s. o. S. 14). 


KLEINE NOTIZEN. 

Unser italienischer Korrespondent Herr Viola spricht in der Januar- 
Nummer der Florentiner Zeitschritt L’arte della stampa von den Pflicht¬ 
exemplaren in Italien. Da bekanntlich die Lebensdauer der modernen 
Bücher und insbesondere der Zeitungen wegen der Minderwertigkeit 
des verarbeiteten Materials nicht allzuhoch anzuschlagen sei, schlägt er 
vor, daß der Staat den Druckern für die Pflichtexemplare, die sie zu 
liefern haben, besseres und dauerhafteres Papier beistelle. Ein Verfahren, 
das nach seiner Meinung sowohl der Konservierung der Druckschriften 
dienen, wie das onus des Pflichtexemplares erleichtern würde. So 
wünschenswert diese Maßnahme wäre, ist sie aus technischen Gründen 
undurchführbar, wie Kekule in der Zeitschrift für Bücherfreunde, N. F. I., 
April 1909 S. 5, ausgefuhrt hat. 

Dr. Friedrich Arnold Mayer, Kustos der Universitätsbibliothek, und 
Moriz Gr ölig, Bibliothekar des k. k. Patentamtes in Wien, arbeiten, 


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Kleine Notizen 


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unterstützt von einer Reihe von Mitarbeitern im In- und Auslande, an 
einer „Internationalen Terminologie des Bibliothekswesens' 1 , die ^ls ver¬ 
gleichendes Wörterbuch gedacht ist. Die Vorarbeiten sind abgeschlossen 
und die Genannten hoffen das Werk in verhältnismäßig kurzer Zeit im 
Druck vorzulegen. Diese Terminologie erscheint im Rahmen der „Sammel¬ 
reihe. Herausgegeben von der Redaktion der Zeitschrift des österreichi¬ 
schen Vereines fiir Bibliothekswesen.“ Monographien, Quellen und Hand¬ 
bücher zur Theorie und Praxis des Buch- und Bibliothekswesens im 
weitesten Sinne. Das Unternehmen soll bei Wilhelm Braumüller in Wien 
erscheinen. 

Im Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein hielt der Biblio¬ 
thekar des k. k. Patentamtes M. Grolig am 15. Februar 1. J. einen 
Vortrag über Bibliographie und Dokumentation der technischen Literatur. 
Von dem allgemeinen Bedürfnis nach Literaturnachweisen ausgehend, 
legte der Vortragende zunächst die Aufgaben und die Technik der modernen 
Bibliographie überhaupt dar, die ihre Ergänzung in der Dokumentation 
findet. Daran schloß sich eine Übersicht der vorhandenen Spezial¬ 
bibliographien der technischen Literatur. 

Die Kommission der Krakauer Akademie der Wissenschaften zur 
Erforschung der Geschichte der Literatur und des Unterrichts in Polen 
hat die Absicht, ein genaues Verzeichnis aller öffentlichen und privaten 
Bibliotheken und Archive herauszugeben, die auf dem Gebiete des ehe¬ 
maligen polnischen Reiches (vor 1772) bestehen. Auch fremde Institu¬ 
tionen verwandter Art sollen aufgenommen werden, sofern sie Polonica 
enthalten oder sich in polnischen Händen befinden. Dieses Verzeichnis 
soll das veraltete und vielfach ungenügende Werk von Franz RadzimiAski 1 ) 
ersetzen. Die Akademie der Wissenschaften in Krakau erließ daher einen 
Aufruf mit der Bitte um Mitteilungen über alle Arten von Bibliotheken 
und Archive, besonders aber derjenigen, die Privat- oder Familieneigen¬ 
tum bilden. Zuschriften nimmt entgegen: Dr. Josef Korzeniowski, Sekretär 
der genannten Kommission. 

Die Englische Library Association hat unseren Mitarbeiter L. C. Wharton 
vom British Museum zum Sekretär eines Komitees ernannt, das das 
Werk des Brüsseler Kongresses fortzusetzen und zu unterstützen, sowie 
die Beziehungen der ausländischen Bibliothekare zu den englischen zu 
pflegen, insbesondere bei einem Besuche in England, gelegentlich von 
Studienreisen oder von Kongressen. Anfragen sind nach London, 24Blooms- 
bury square, zu richten. 

Bei der am 3. und 4. April 1. J. durch Gilhofer und Ranschburg 
versteigerten Sammlung Freih. von Lanna- Prag erzielten: Nr. 3 Livre 
d’heures 1450 K, Nr. 4 flämisches Livre d’heures 3510 K, Nr. 5 französi¬ 
sches Livre d’heures 8000 K, Nr. 7 flämisches Gebetbuch 9950 K, 
Nr. 11 Familienchronik Linck 1550 K, Nr. 17 Nürnberger Schönbart- 


*) WiadomoSö historyczno-statystyczna o znakomitszych bibliotekach i archi- 
wach . . . w Krölestwie Polakiem, Galicyi, w Ka. PoznaAskiem i zachodnich 
gubemiach paAstwa rosyjskiego. (Historisch-statistische Kunde von hervorragenden 
Bibliotheken und Archiven ... im Königreich Polen, Galizien, Großhrzgt. Posen 
and den westlichen Gabernien des russischen Reiches.) Kraköw 187S. 


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68 Kleine Notizen — Versammlung Deutscher Bibliothekare — Erklärung 


buch 10.000 K, Nr. 20 Regensburger Wappenbuch 3350 K, Nr. 28 
Koran 5200 K, Nr. 32 Einzelminiatur 820 K, Nr. 55 Grolierband 2700 K, 
Nr. 60 französischer Einband 1350 K, Nr. 61 ähnlicher Einband 1550 K, 
Nr. 62 sächsischer Einband 1000 K, Nr. 69 Silbereinband 3000 K, Nr. 89 
Dinckmut: Zwölf Artikel 1485 K, Nr. 94 Lirar-Chronik 1410 K, Nr. 164 
Francolin: Wiener Turnierbuch 990 K, Nr. 174 Wiener Heiltumsbuch 
1400 K, Nr. 194 Luthersammelband 1150 K, Nr. 239 Theuerdank, 
1. Ausg., 2050 K, Nr. 240 dasselbe, 2. Ausgabe, 610 K, Nr. 350 
Archivio storico dell’arte 720 K, Nr. 366: Breviarium Grimani 810 K, 
Nr. 453 Jahrbuch d. k. Kunstsammlungen 3500 K, Nr. 454 Jahrbuch 
der preuß. Kunstsammlungen 820 K, Nr. 563 Sammlung von 800 Kunst¬ 
katalogen 2000 K. 

DIE HEURIGE VERSAMMLUNG DEUTSCHER BIBLIOTHEKARE 

(12. Bibliothekartag und ordentliche Mitgliederversammlung des V. D. B.) 

findet am 8. und 9. Juni in Hamburg statt. Begrüßungsabend am 7. Juni 
von 8 Uhr ab. Verhandlungsgegenstände: 

1. Über § 606 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Ref.: Oberbiblio¬ 
thekar Dr. H e 1 ß i g-Leipzig. 2. Synopse der preußischen und der eng¬ 
lisch-amerikanischen Instruktion. Ref.: Oberbibliothekar Dr. Meyer- 
Berlin. Korref.: Oberbibliothekar Dr. Kaiser-Berlin. 3. Versicherung 
der Wertsendungen der Bibliotheken bei einer Transportversicherungs¬ 
gesellschaft. Ref.: Bibliothekar Dr. Schu 1 z-München. 4. Über Zentra¬ 
lisation der Bibliotheken. Ref.: Zimmer-Hamburg. 5. Berichte der 
„Kommission tür offizielle Drucksachen“, der „Lederkommission“ und 
der „Kommission für Verwaltungspraxis bei den deutschen Bibliotheken“. 
6. Sonstige kleine Mitteilungen. 

Von Besichtigungen stehen unter anderen in Aussicht: die der Öffent¬ 
lichen Bücherhalle und der Stadtbibliothek, diese mit einleitendem Vor¬ 
trag von Direktor Prof. Dr. Münzel. 

Anmeldungen zur Teilnahme womöglich bis 31. Mai, mit Angabe 
der Wohnung, werden erbeten unter der Adresse „Verein Deutscher 
Bibliothekare, Hamburg, Stadtbibliothek“. Teilnehmerkarte für Nicht¬ 
mitglieder des V. D. B. 3 Mark. Wir hoffen, daß wie immer so auch 
heuer Österreicher mit von der Tagung sein werden. 


Wir erhalten folgende Zuschrift mit der Bitte um Veröffentlichung: 

Der Unterzeichnete erklärt hiermit, daß er die ihn betreffenden 
Notizen im Neuen Wiener Tagblatt vom 30. Dezember 1910, Nr. 358, 
S. 13, und im Zentralblatt für Bibliothekswesen, 1910, S. 520, weder 
selbst verfaßt, noch deren Abfassung veranlaßt, noch überhaupt auf 
deren Erscheinen den geringsten Einfluß gehabt hat. 


Wien. 


Moriz Grolig, 

Bibliothekar des k. k. Patentamtes. 


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Als Amanuensis 

(mittlerer Beamter, vorläufig in der X. R.-Kl.) sucht ein gelernter Buch¬ 
händler, jetzt Staatsbeamter, welcher Kenntnisse im Katalogisieren, 
Ordnen von Bibliotheken, Kanzleiarbeiten etc. besitzt, in einer k. k. 
Bibliothek in Wien oder Provinz unterzukommen. Gefällige Zu¬ 
schriften erbeten an Josef Dreßler, Wien, I. firahen 13, k. u. k. Hofbudihandlung 

L. W. Seidel & Sohn. 


Verlag von Wilhelm BraumflUer ln Wien und Leipzig. 


Die historischen Vereine Niens 

1848—1908 

Eine Darstellung ihres wissenschaftlichen Wirkens 

von 

Dr. Josef Schwerdfeger 

Professor am k. k. akademischen Gymnasium in Wien 


Festschrift 

aus Anlaß des sechzigjährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät 

des Kaisers Franz Joseph I. 

Herausgegeben von den historischen Vereinen Wiens. 

4°. X. 182 S. 1908. Broschiert 5 K — 4 M. 20 Pfg. 

„Relthspost". 1 . Februar 1909. 

Diese interessante Jubiläumspublikation der historischen Vereine Wiens 
bietet in zusammenhängender Darstellung eine Würdigung der Wirksamkeit dieser 
Vereine und ihrer Leistungen auf dem Gebiete der Geschichtswissenschaft. Die 
Chronik der Vereine wird nur in dem Maße herangezogen, als sie für die Be¬ 
trachtung der wissenschaftlichen Wirksamkeit der Vereine auf dem Gebiete der 
Wiener Stadtgeschichte, der niederösterreichischen Landeskunde, der Reichs¬ 
geschichte, der Hilfswissenschaften der Numismatik, Heraldik und Genealogie 
und der Grenzgebiete der Anthropologie und Volkskunde in Betracht kommt. 
Indem der Verfasser die bedeutendsten Aufsätze über diese Gebiete der Ge¬ 
schichte bespricht, gibt er ein anschauliches Bild der reichen Tätigkeit der 
Wiener historischen Vereine, deren Leistungen sich mit denen der Vereine 
anderer Großstädte vollauf messen können, und rückt manche verdiente Forscher¬ 
persönlichkeit und deren hauptsächlichste Verdienste und manche Männer der 
Wissenschaft wieder unserem geistigen Auge näher. A. F. 


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Verlag von Wilhelm BraumOller ln Wien und Leipzig. 


Gesdiidite Österreichs 

mit besonderer Rücksicht auf das Kulturleben 


Dr. FRANZ MARTIN MAYER 

Direktor der Landes-Oberrealschule in Qraz 

Dritte, nea bearbeitete Auflage. Zwei starke Großoktavbände in Original- 

Prachteinbänden. Preis 30 Kronen 

Die drlttt Auflage de* ausgezeichneten Geschieht*Werkes ist abermals sorgfältig bearbeitet, 
vermehrt und bis zur neuesten Zeit fortgefuhrt worden. 

Die Geschichte Österreichs hat seit dem ersten Erscheinen des Mayerschen Werkes neoe ond 
umfangreiche Bearbeitungen erlahren, so in dem füufbändigen Handbuche von Dr. Franz Krone> (Berlin 
1876—1879) und in dem Werke von Dr. Alphorn Huber, das bis zum 5. Bande gediehen ist (Gotha 
1885—l89o). Aber nicht jeder Geschichtsfreund ist in der Lage, so umfangreiche Werke duxchzuarbeiten 
und so wird immer wieder nach Mayers kürzerer Darstellung verlangt, die sich als ein vorzügliches, 
höchst brauchbares Handbuch für Studierende und den Geschichtsfreund überhaupt bewährte, wie der 
rasche Absatz auch der zweiten Auflage neuerdiogs erwiesen hat. Die Bearbeitung berücksichtigt 
selbstverständlich alle neuen Forschungsergebnisse, bewahrt aber die Eigenart, die den ersten Auflagen 
anhaltete und die darin bestand, daß das Werk neben der politischen Geschichte auch dem inneren 
Leben der Völker, wie es sich in seiner Wirtschaft, in der sozialen Entwicklung, in Sitten, Gewohn¬ 
heiten und Denkungsart, in der Arbeit - also im Haudwerk, in der Industrie, in Wissenschaft und 
Kunst — äußert, mehr Aufmerksamkeit scheukt, als bisher geschehen ist. Diesen kulturhistorischen 
Abschnitten ist auch iu der dritten Auflage wieder grobe Sorgfalt zugewendet worden. — Das Werk 
bietet also allen Geschichtsfreunden eine übersichtliche Darstellung der Geschicke der österreichischen 
Völker, ihrer wechselseitigen Beziehungen, ihrer Verbindung miteinander und ihrer gemeinsamen Schick¬ 
sale, kurz eine Darstellung des Aufbaues des österreichischen Staates. Das Werk gibt ferner eine klare 
Übersicht der wichtigsten kulturhistorischen Momente, es verweist auf die wichtigsten Quellen und Hilfs- 
schriften und im Laufe der Erzählung aut einzelne Quellcnstellen und neuere historische Arbeiten, so 
daß auch jene vollauf befriedigt werden, welche einzelne Teile der österreichischen Geschichte mittels 
der ursprünglichen Quellen genauer kennen lernen wollen. 


Fri 


1858-1897 

11 Bogen Oktav. Gebunden Preis 3 K 60 h = 3 M. 

Der Wiener Verleger ist Leopold Rosner, der, vor wenigen Jahren verstorben, nicht bloß älteren 
Literaturireuoden als Anzengrubers erster Verleger bekannt ist, sondern sich überhaupt als originelle und 
energische Erscheinung uuter den heimischen Buchhäudleru heraushob. Autoien, die es zu glanzvollen 
Namen gebracht haben, hat er eingeführt, manche seiner geschtnackvolleu Bände und Bändchen wirkten 
sensationell, freilich hat er auch mehr als einmal vergebens Opfer gebracht. 

Der dramatische Verlag blieb sein Lieblingsgebiet, für das Repertoire der Wiener Bühnen durch 
Jahrzehnte findet man bei ihm ein planmäßig vereintes Material. Schon iu jungen Jahren zur Bühne 
und zum Theaterlebcn hingezogen, darauf für einige Zeit selbst Schauspieler, fand er enge Beziehungen 
zum Theater, die auch nachher, als er wieder zu seinem Ausgangspunkt, dem Buchhandel, zurückkehrco, 
verhielten, sich vielmehr noch ausdehnten und die er auch schriftstellerisch mit Glück und Verdienst zu 
verwerten wußte. So besteht denn die Bricfsammlung aus 40 Jahren, die diese kleine, dem Andenken 
eines trefflichen und lieben Menscheu gewidmete Publikation enthält, in erster Linie aus, bisher un- 
gedruckten, Theaterbriefen. Da führt uns Louis Arnshurg in da* Burgtheater der achtziger Jahre, vor 
allein aber taucht das Wiener Volkstheater vor uns auf : Schilderungen der Grobecker streilen Cail, 
charakterisieren Nestroy : köstliche Jugendbiiefe von Blasel aus den Sechzigerjahren werden jeden Leser 
ergötzen ; W. Knaark schreibt aus «lern Quaitheater : Kail Treumnnn, Richard Gende sprechen von der 
Operette Glück und Ende ; wir hören von 'der Gailmeyer in Bcrliu usw. Aber auch speziell reichs- 
deutschc, hochgefeierte Größen sind vertreten. Zahlreiche Streiflichter, wirtschaftliche und nudore, fallen 
auf das Theater seit deu Sec hzigerjahren, die Misere der Provinz. Die Literatur geht nicht leer aus: 
Grillparzer, Anzengruber, geringere Volksdramatiker wie Berla, schließlich Kürnberger uud Hieronymus 
Lorm. Durch die Erläuterungcu uud Nachweisungen des Herausgebers, die überall aul die ersten Quellen 
und auf eigene Materialien sich stützen und oft falsche Angaben richtig stellen, durch die Regiater und 
Bibliographie stellt das kleine Buch auch ein zuverlässiges Nachschlagewerkchen dar. 

Aus den Stimmen der Presse: ,, . . . ein interessantes, durch die 46 Seiten Erläuterungen und den 
bibliographischen Anhang auch wissenschaftlich brauchbares Buch ... 11 Deutsche Literaturzeitung. — 

. mit reichhaltigen, gewissenhaft auch die kleinsten Details berücksichtigenden Anmerkungen und 
Registern . . . die Wiener Theatergeschichte wird sie liir das Kapitel vom Volksdrama einmal mit großem 
Nutzen verwenden können . . . Horner im Liter. Echo. — . Unmöglich, die Fülle de» Inter¬ 

essanten in den engen Raum eines Zeitungsartikels zu zwängen . . . “ Pötzl im Neuen Wr. Tagblatt. — 
,, . . . documents interessant* sur l'histoire des lettres et du thdÄtre allemands . . . “ Journal des Ddbats. 


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/ - p i 5 / 


Abgegeben am 7. August t911. 


f 


V 




/ 


ZEITSCHRIFT 

DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 

BIBLIOTHEKSWESEN 


REDIGIERT VON 

D£ FRIEDRICH ARNOLD MAYER 

KUST08 DER K. K. UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK IN WIEN 


NEUE FOLGE DER „MITTEILUNGEN» DE8 VEREINES 

II. JAHRQ. (GANZER REIHE XV.) 

HEFT 2 


INHALT: 

R. Wolkan, Aua Österreich. Handschriftenkatalogen I S. 69 — Eine Rund¬ 

frage V 8. 73 — österreichische und ungarische Rundschau: Die österreichischen 
Bibliotheken S. 78. Ungarn S. 79 — Deutsches Reich: Zwölfte Versammlung 
deutscher Bibliothekare von R. Fick S. 79. Lederkommission S. 89 _ Rund¬ 

schau der Fremde: Französiecher Brief von V. Chapot S. 91. Niederländisches 
Bibliothekswesen von C. H. Ebbinge Wubben S. 96 — Volkebibliotheken: 
K. Poelchau, Die populären Bibliotheken des deutschen Sprachgebietes 1910/11 

S. 107. M. Hainisch, Die Volksbibliotheken der Provinz Ontario S. 113 — Be¬ 
sprechungen S. 116 — Vereinsnachrichten: Monateversammlungen und Aus- 
schuBsitzungen S. 130. Ordentliche Hauptversammlung S. 131 — Amtliches 
S. 133 — Personalnachrichten S. 134 — Nekrolog: Anton Hittmair S. 134 — 
Kleine Notizen S. 136 — österreichische und ungarische Bibliographie des Biblio¬ 
thekswesens 1910/11 II. 


WIEN UND LEIPZIG 

WILHELM BRAUMÜLLER 

K. U. K. HOF- UND U NIVERSITAT8-B U CH H AN D LE R 

1911 


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DIE GEEHRTEN MITARBEITER 

erhalten unberechnet 10 Sonderabdrücke der in größerer Schrift ab¬ 
gedruckten Beiträge; eine größere Anzahl wird zum Selbstkosten¬ 
preis geliefert. Von den Beiträgen in kleinerer Schrift stellt der 
Verlag auf Wunsch entweder das Heft oder auch Sonderabdrücke 
gegen Berechnung der Kosten zur Verfügung. Alle auf Sonder¬ 
abdrücke gehenden Wünsche mögen am Kopfe des Manuskriptes an¬ 
gegeben werden. Das Honorar beträgt 3 K für die Druckseite in 
größerer, 2 K für eine solche in kleinerer Schrift. Die Abrechnung 
findet unmittelbar nach Erscheinen jedes I^eftes statt, für Beträge 
unter 5 K nach Abschluß des Jahrganges. 

Zuschriften, Rezensionsexemplare, Sendungen aller Art sind an 
die Privatadresse des Redakteurs zu richten: Dr. Friedrich 
Arnold Mayer, Wien XIX/ S , Springsiedelgasse 34. Im allgemeinen 
gelangen nur solche Werke zur Besprechung, die der Redaktion 
selbst Vorgelegen haben. 

Die geehrten Mitarbeiter sind dringend gebeten, die Blätter ihrer 
Manuskripte einseitig zu beschreiben, halbbrüchig oder mindestens 
mit breitem Rand. Autorkorrekturen werden den Autoren berechnet. 


Die nächste Nummer erscheint Ende Oktober 1911. Redaktions¬ 
schluß 10. September. 


Der Abonnementspreis der „Zeitschr. f. Bibliothekswesen“ be¬ 
trägt pro Jahrgang (4 Hefte) 7 K 20 h — 6 M. Bestellungen 
übernimmt jede Buchhandlung. 

Alle Rechte vorbeh&lten. 

Oberöstcrr. Buchdrücken?!- und Verlagfl-OeeellBchftft, Linx. 


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ZEIT SCH R I FT 

DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 

BIBLIOTHEKSWESEN 

N. F. DER „MITTEILUNGEN- DES VEREINES. 


II. JAHRG. (GANZER REIHE XV.) HEFT 2 7. August 1911 


AUS ÖSTERREICHISCHEN HANDSCHRIFTENKATALOGEN. 

Von Rudolf Wolkan in Wien. 

Der Gedanke, einen Generalkatalog aller in Österreich vorhan¬ 
denen Handschriften veröffentlicht zu sehen, der so oft, aber bisher 
immer fruchtlos angeregt wurde, 1 ) wird auch in Hinkunft noch lange 
ein pium desiderium aller Forschung in Österreich bleiben; so möge 
es denn an dieser Stelle gestattet sein, vor der Hand ein Surrogat zu 
bieten. So wenig der Vf. damit zu leisten imstande, so gering seine 
Arbeit auch anzuschlagen ist, die selbstverständlich auf Genauigkeit 
nur dort Anspruch erheben will, wo er selbst die Handschrift in 
Händen hatte, so meint er doch der Wissenschaft insofern mit seinen 
Verzeichnissen zu dienen, als es für die Forschung von Wert ist, 
zu erfahren, ob eine Bibliothek die Mühe einer genaueren Durch¬ 
forschung lohne oder nicht, was selbst aus diesen kurzen Regesten 
hoffentlich immer noch hervorgehen wird. Ich lasse zunächst folgen: 

I. DIE HANDSCHRIFTEN DES MINORITENKLOSTERS IN 

WIEN, VIII. ALSERSTRASSE. 

Das Wiener Minoritenkloster ist, wie wir dem Schematismus 
ordinis Minorum s. p. Francisci conventualium almae provinciae 
Austriaco-Styriacae entnehmen, eine Stiftung des Markgrafen 
Leopold VII., der die Minoriten noch zu Lebzeiten des Ordens¬ 
begründers, des hl. Franz von Assisi, im Jahre 1224 nach Wien 
berief. Die Brüder wohnten anfangs außerhalb der Stadt, bis sie im 
Jahre 1447 durch die Spenden einzelner Wohltäter in den Stand 
gesetzt waren, in der Stadt selbst den Konvent und die Kirche zum 
hl. Kreuz zu bauen, welch letztere 1251 durch den Passauer Bischof 
Berthold eingeweiht wurde. Aber ein Brand legte den Konvent schon 
1262 in Asche und zwang zu einem Neubaue, der 1276 vollendet 
wurde. Von der Zeit an blühte der Konvent, vom Hofe unterstützt., 
so auf, daß er im 14. Jahrhundert an hundert Brüder vereinte, von 
denen viele sich mit wissenschaftlichen Fragen beschäftigten und 
als Leuchten der Universität hervorragten. Zur Zeit der Reformation 

*) Vgl. Mitteilungen 13, 197 Anm. 1. F. A- M. 
t 5 


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70 


Wolkan 


nahm die Zahl der Konventualen rasch ab und betrug 1552 nur mehr 
sieben. Das Kloster verfiel allmählig und erst 1G20 wurde es durch 
die Grafen Dietrichstein und Puchheim von Grund auf neu gebaut. 
Damit begann eine neue Blüte des Klosters, die bis ans Ende des 
18. Jahrhunderts andauerte. Am 21. November 1783 wurden die 
Brüder gezwungen, das Kloster, in welchem sie fast durch 500 Jahre 
gewirkt, zu verlassen und in das Kloster der Trinitarier zur hl. Drei¬ 
faltigkeit in der Alservorstadt in Wien zu ziehen. Die Brüder über¬ 
nahmen die Seelsorge in der Pfarrei und in dem neu errichteten 
Krankenhause und entgingen so der Säkularisation. 

Die Bibliothek des Klosters, die an Druckwerken ungefähr 
100.000 Bände umfassen soll, die aber ungeordnet und unbenützt 
lagern, da die Brüder durch die Pflichten der Seelsorge so in An¬ 
spruch genommen sind, daß sich für die Neuordnung der Bibliothek 
keine Kraft abgewinnen läßt, besitzt einige hundert Handschriften, 
unter denen die orientalischen einen bedeutenden Raum und Rang 
einnehmen, aber nur 78 der vorhandenen Manuskripte sind im 
18. Jahrhundert flüchtig und summarisch verzeichnet worden; unter 
diesen wiederum gehören nur die ersten fünfzig einer früheren Zeit 
an und sind deshalb allein hier verzeichnet.- 

1. ch. fol. s. 15. 

Vite sanctorum, etiam eorum, quorum in breviario Romano non 
fit mentio: Von Sandt Leodegario, von Sand Gereon, Quintin, Pastor 
etc. Gehörte im Jahre 1594 dem Hans Heinrich Knirekh, dann dem 
fürnemben Herrn Valten Reschen. 

2. ch. fol. 8. 15. 

a) Compendium theologicae veritatis s. Bonaventurae. Multum 
differt ab exemplaribus improssis. — b) De gradibus humilitatis 
Nicolai de Dinkelspühl. — c) Expositiones variorum s. scripture 
locorum. 

3. ch. fol. s. 15. 

a) Lignum vite s. Bonaventure. — b) Idem: Confessionale. — 
c) Collectio genealogica b. Marie virginis. — d) Sermones Johannis 
episcopi per Joannem Weispeckher scripti 1448. — e) Sermones de 
8 beatitudinibus. 

4. ch. fol. s. 15. 

a) Sermones per adventipn domini patris Nicolai Lucini, prioris 
Faventini. — b) Sermones fratris Bonaventure de festis. — c) Expo¬ 
sitiones textus evangelici, über generationis Jesu Christi. 

5. ch. fol. ex 1368. 

Postilla seu expositiones evangeliorum fratris Nicolai de J-yra, 
einst im Besitze des Chunradus Mongons de Dingolfingen. 

6. ch. fol. 1372 von Wolfgang Einringer geschrieben. 

Epistolae quadragesimales cardinalis Bertrandi. 

7. ch. fol. s. 15. 

a) Manipulus curatorum editus a Guidone de Monte, scriptus 
ao. 1453 per Simonem Enser. — b) Varii sermones et conciones. — 


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Aus österreichischen Handschriftenkatalogen 


71 


c) Nicolai de Duncklspuhl sernio de dispositione ad dignam suinp- 
tionem eueharistiae. 

8. ch. fol. s. 15. 

a) Narratio de purgatorio 3. Patritii, descripta 1435 per Mathiam 
de Stetelsdorf. — b) Sermones per adventum et dominicas. — 
c) Liber scintillarum, geschrieben 1435. 

9. ch. fol. s. 14. 

a) Calendarium. — b) Computum anni in Versen. — c) Sermo¬ 
nes in dominicm et festivitatibus, geschrieben 1374. — d) Specinien 
autiquum cantandi; zahlreiche Hymnen mit Noten. 

10. ch. fol. s. 14. 

Sermones de tempore et de sanctis, scripti per Udalricmn de 
Hall ex valle Aiw Brixinensis diocesis ao. 1396. 

11. ch. fol. s. 15. 

a) Commcntaria in primos 3 libros magistri sentontiarum auctore 
Mag, Petro de Aquila, scripta per fratrem Joannem Gurcensem 
1446. — b) Sermones de synodo. 

12. ch. fol. s. 14. 

109 Sermones de variis sanctis. 

13. ch. 4. s. 15. 

a) Tractatus de vitiis et virtutibus, am Anfang und am Ende 
unvollständig. — b) Quadragesimale Jacobi de Voragine. — c) Trac- 
tatus medicus de variis morbis auctore Gregorio Nestl medico, dedi- 
catus duci Alberto domino Austrie. — d) Vita et lectiones s. Apoloniae 
virginis, item s. Thomae Aquinatis. — e) Expositiones in evangelia, 
am Ende unvollständig. 

14. ch. fol. a. 15. 

Categoriae, praedicamenta et alii libri Aristotelis cum expla- 
natione interlinearia, 1465 im Besitze des Johannes Marchart. 

15. ch. fol. s. 17. 

Funiculus triplex de periculoso praelatorum et sacerdotum statu, 
auctore s. Bernardo cum explanationibus Caspari Scioppii, propriis 
istius manibus a. 1622 cxaratus. 

16. ch. fol. s. 18. 

Teutsches und Russisches Dictionarium oder Russische Redens¬ 
arte und Sprechbuche. 

17. ch. fol. s. 18. 

Kitap oder ein Buch des ganzen Geschlechtsregisters deren Tar- 
tarn, geschr. 1705. 

18. memb. 4. s. 15. 

a) Gratiae et privilegia ordinis Minorum a summis pontificibus 
conce.ssa. — b) Martyrium s. Bernardi et sociorum. 

19. memb. 4. s. 14. 

a) Tractatus de araore. — b) Tractatus Innocentii de miseria 
conditionis humanae. — c) Meditationes fratris Henrici. — d) Liber 
Augustini de cognitione veri. — e) Gregorii X. decreta de concilio 
Lugdunensi. — f) Tractatus de 7 donis. 


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72 


Wo 1 kan — Aus Österreich. Handschriftenkatalogen 


20. ch. 4. s. 15. 

Varii sermones de penitentia, de charitate etc., 1472 conscripti 
a fratre Alexio de Anasio. 

21. merab. 4. s. 14. 

Explanationes in 5 libros decretalium. 

22. memb. 4. s. 15. 

Codex, tractans varias materias per versus et carmina. — 
a) Liber, qui inscribitur Prosper. — b) Anselmus de sacrificio alta- 
ris. — c) De passione domini. — d) Bernardus de contemptu muwli. 

— e) Preterea über ^loralis, Aesopus, Physiologus, Get.ha, Clau¬ 
dianus etc. 

24. memb. fol. s. 14. 

Quadragesimale Jacohi de Voraginc. 

25. memb. fol. s. 14. 

Summa de causibus penitentialibus Raiimindi de Pcnnafortc. 

26. ch. fol. s. 15, teutonice. 

Legenda seu vita s. Francisci ejusque miracula. 

27. ch. 4. s. 14, teutonice. 

a) Varia ascetica, psalmi et orationes. — b) Vita Adami et Evae. 

— c) Astronomica. 

28. ch. 4. s. 17. 

Rudimenta parochormn in 0 partes distributa. 

20. ch. 4. s. 17. 

Doctrina Christiana. 

30. ch. fol. s. ? 

De rebus medieis, chyrurgicis, arithmeticis. 

31. memb. s. 17. 

Codex, continens primain Cateehesiin et in fine varias preces, 
versibus elegiacis congestas. 

32. ch. 4. s. 17. 

Dissertationes in libros Aristotelis de celo, generatione etc. 
Graecii ao. 1605 scriptus. 

33. ch. 4. s. 17. 

Aristoteles: Disputationes de anima etc. Graecii ao 1606 exaratus. 

34. ch. 8. s. ? 

Continet breviarii venusti partem, cum rubricis particularibus. 

35. memb. fol. s. 15. 

Calendarium Romanum et pars officii canonici antiqui. 

36. ch. 4. s. ? 

Ein juristisches Werk, einst im Besitze Jordanis Lauffig Burani. 

37. ch. s. 16. 

Quoddam diarium anni 1594, concernens episcopum Kleselium 
cum interjecto calendario gennanico. 

38. ch. s. 15, italice conscript. 

Expositio regulae fratrum Minorum de ao. 1508. 

39. ch. 

a) Provinciale Romanum, enumerans cardinales et episcopatus 
orbis. — b) De lapidibus, herbis, arboribus etc. ad mcdicinam perti* 


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Eine Rundfrage — Reinhold, Halle 


73 


nentibus; fuit ao. 1576 a Wolfgango Theoderico Kirchslag dono 
donatus D. Lucae Timer, Neo-Medico. 

40. ch. s. ? 

Miscellanea historica, ascetica, cnrani animarum concernentia. 

41. ch. s. 16. 

Nomina eorum propria, manu cujusque inscripta, qui so socios 
Augustanae confcssionis ao. 1552 et se<iu. profitebantur. 

42. ch. fol. 9. 15. 

Biblia vulgata antiqua, circa initium s. 15 exarata. 

43. ch. fol. s. 15. 

a) Sermones et homiliae in evangelia. — b) Quadragesimale 
Jacobi de Voragine, scriptum ao. 1444 a Johanne Hanauer, presbv- 
tero in Snlma. — c) Tractatus de arte moriendi, scriptus ao. 1445. 
— d) Thomas Haselbaeh: Sermo de dedieatione. — e) Nieolaus de 
Dünkelspüclil: Tractatus de 7 donis Spiritus sancti. 

44. memb. 4. s. ? 

Chronicon Claustro-Xeoburgense. Gedr. bei Pez, Script, rer. 
Austr. I, 433. 

45. memb. 4. s. ? 

Psalmi, cantiea et orationes, mit viel<*n Miniaturen, am Anfang 
und Schluß unvollständig. 

46. memb. fol. s. ? 

Missale. 

47. memb. fol. s. 15. 

Preces germanicae ad deum et sanctos ex ao. 1404. Fuit ali- 
quando familiae dominorum von Oerdt zu Wezendorf, nominatim 
vero ao. 1614 dem Wolffgang Freiherrn von Oerdt. 

48. memb. fol. s. i 

Psalterium cum canticis, officio defunctorum et litaniis antiquis 
9anctorum. 

49. ch. 4. s. 16. 

Codex germanicus cum variis figuris, syinbolis et inscriptionibus 
de ao. 1595. 

Continet variorum amicorum, confederatorum nomina presertim 
Lincii et in superiori Austria inscripta. Possessor hujus libelli fuit 
olim Carolus Vinckerus Longoloysensis. 


EINE RUNDFRAGE. 1 ) 

V. 

Dr. Heinrich Reinhold, Bibliothekar, Halle a. S., Universitätsbibliothek: 

Die grundsätzliche Stellung des in letzter Zeit vielgenannten Kollegen 
ist bekannt. 

Ad I, 2. Als Obliegenheiten weist er der mittleren Beamten¬ 
kategorie etwa folgende zu: Akzessionsführung, Zeitschriftenwesen, 

Registratur, Akten- und Rechnungswesen, Zeitungswesen, Dissertationen 

- — - • 

’) Vgl. o. S. 5. 


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74 


Eine Rundfrage 


und Programme, Entgegennahme der Büchersendungen der Sortimenter, 
alle Statistik, Buchbinderjoumal und Kontrolle des Buchbinders, Lesesaal¬ 
aufsicht, Signieren einfacher Bestellungen, Ausleihen, Zurechtmachen der 
Sendungen an auswärtige Besteller, Einziehung der Pflichtexemplare, 
Korrespondenzen usw. Für die wissenschaftlichen Beamten verblieben 
etwa: Führung der Realkataloge, Erteilung von Anordnungen fürs 
Binden, Aufsicht über den alphabetischen Katalog, Führung, be¬ 
ziehungsweise Anlegung von Schlagwort-, Porträt- und Kartenkatalogen, 
Katalogisierung der Inkunabeln und der älteren Universitätsschriften, 
Verzeichnung und Bearbeitung der Handschriftenschätze, Aufsicht über 
das Ausleihen und Eingreifen in besonderen Fällen, Kontrolle der 
Sendungen nach auswärts, Aufsicht über die Ordnung im Magazin, Auf¬ 
sicht über das Signieren, Erledigung schwieriger Bestellungen und Biblio¬ 
graphien, Ausbildung der Volontäre, Erteilung mündlicher und schrift¬ 
licher Auskunft, Mitarbeit an der Verwaltung der Bibliothek und ihrer 
planmäßigen Vermehrung. (Vergl. II, 1.) 

Ad I, 3. Ja, wenigstens überall da, wo mit Zettelkatalogen gearbeitet 
wird. Den Kanzleibeamten wären etwa zu übertragen die Herstellung 
von Titelaufnahmen von deutschen Werken mit einfachem Titel, in 
schwierigeren Fällen nach Anweisung eines Bibliothekars; das alphabetische 
Ordnen der Zettel und Einordnen in den Katalog (in Zweifelsfällen nach 
Rücksprache mit dem aufsichtführenden Bibliothekar), Anfertigung sämt¬ 
licher etwa notwendigen Zettelkopien (soweit nicht durch Verwendung 
gedruckter Katalogzettel diese Arbeit gespart wird), Ordnen, «Köpfen«, 
Signieren der gedruckten Katalogzettel. Die wissenschaftlichen Beamten 
hätten schwierigere, besonders fremdsprachige Titelaufnahmen herzustellen, 
in Zweifelsfällen Instruktionen zu erteilen und die Arbeit der Sekretäre 
zu beaufsichtigen. 

Ad I, 4. Nein, ungenügend, das werde wohl allgemein zugegeben. 
Die Ausbildung sollte einerseits praktisch sein, indem der Volontär unter 
Anleitung eines älteren Beamten nacheinander mit sämtlichen biblio¬ 
thekarischen Verrichtungen bekannt gemacht wird, und zwar sollte bei 
seiner Beschäftigung nur die Rücksicht auf seine Ausbildung maßgebend 
sein, nicht das Bedürfnis der Bibliothek nach seiner an dieser oder 
jener Stelle mehr willkommenen Arbeitskraft. Nicht zu entbehren sei 
daneben eine umfassende theoretische Unterweisung in sämtlichen 
bibliothekswissenschaftlichen Disziplinen. Als vorbildlich könne die 
Münchener Einrichtung gelten, verschiedene ältere Bibliothekare mit dem 
Abhalten von Kursen über die einzelnen Gebiete zu beauftragen. Der 
Beifall, den Dr. Schnorr von Carolsfelds Bericht darüber auf der Berliner 
Versammlung 1906 gefunden hat, beweise, daß der Mangel einer solchen 
theoretischen Unterweisung stark empfunden werde. Da sich nicht an 
jeder kleineren Bibliothek geeignete Lehrkräfte Anden werden, auch nur 
für eine größere Anzahl von Hörern die Abhaltung solcher Kurse lohnt, 
würde es sich empfehlen, die theoretische Ausbildung ganz an eine 
größere Bibliothek (in Preußen also etwa Berlin oder Göttingen) zu 
verlegen und etwa das zweite Volontärjahr dazu zu bestimmen, wie schon 
jetzt den preußischen Volontären freigestellt sei, das zweite Jahr zum 


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Reinhold, Halle 


75 


Studium der Bibliothekshilfswissenschaften in Göttingen zu verbringen. 
Erst nach Einführung einer gründlichen und vielseitigen Ausbildung 
würde die bibliothekarische Fachprüfung ihren Zweck recht erfüllen. 

Ad II, 1. Für das System der Fachreferate, »das den einzelnem 
Beamten einen festen Geschäftsbereich zuweist, innerhalb dessen sie 
unter eigener Verantwortung selbständig die Ordnung aufrecht zu 
erhalten, Verbesserungen im Betriebe zu beantragen, das Unterpersonal 
zu beaufsichtigen, auf Lücken im Bestände zu achten, den richtigen Eingang 
der Fortsetzungen zu überwachen, Wünsche der Benutzer entgegenzu¬ 
nehmen und zu prüfen, auf antiquarische Angebote zu achten, An¬ 
kündigungen und Rezensionen von Novitäten zu verfolgen und dem 
Direktor Anschaffungsvorschläge zu unterbreiten haben. Daß den Biblio¬ 
thekaren die Übersicht über das Ganze, die nötige Vielseitigkeit und der 
enzyklopädische Sinn nicht verloren geht, dafür müßte durch entsprechende 
Maßregeln Sorge getragen werden, wie regelmäßige gemeinsame Be¬ 
sprechungen und Wechsel der Fachreferate nach einigen Jahren.« 

Ad II, 2. Empfiehlt reichliche Verwendung von Formularen, Be¬ 
nutzung aller brauchbaren modernen technischen Hilfsmittel nach dem 
Vorbilde der kaufmännischen Betriebe usw. 

Ad II, 3. »Diese Vereinfachung ließe sich in weitem Umfange herbei¬ 
führen, wenn man grundsätzlich bei der Verzeichnung der Bücher nur das 
praktische Ziel der Auffindbarkeit verfolgte unter Verzicht auf alle 
bibliographischen Liebhabereien. Das praktische Bedürfnis allein sollte 
entscheidend sein, nicht Prinzipien und Doktrinen, denen zuliebe unsere 
Kataloge gegenwärtig mit vielem Überflüssigen belastet sind. Darum 
sollten die Vorschriften für die Katalogisierung vereinfacht und dem 
praktischen Zwecke angepaßt werden, noch mehr als dies in der zweiten 
Ausgabe der preußischen Instruktion von 1909 bereits geschehen ist. 
Das Verzeichnen der Spezialtitel minderwertiger Sammlungen, dife durch 
Bibliographien leicht nachweisbar sind, sollte gänzlich unterbleiben. 
Man sollte darauf verzichten, alle Drucksachen, auch solche, die nur 
im Real- oder Schlagwortkatalog wirklich auffindbar sind, dem Prinzip zu¬ 
liebe unter oft seltsamen und ungeeigneten Ordnungsworten im alpha¬ 
betischen Zettelkatalog nachzuweisen (wie z. B. anonyme Gelegenheits¬ 
schriften, titellose Drucksachen, Formulare, Verordnungen usw.). Man sollte 
sich ein für allemal dazu entschließen, mit dem Prinzip der absoluten 
Vollständigkeit und Einheitlichkeit der Kataloge zu brechen und gering¬ 
wertige Pflichtexemplare, Schulbücher, Unterhaltungs- und Lokalliteratur 
ohne wissenschaftliche Bedeutung grundsätzlich anders zu behandeln, 
als wissenschaftliche Bücher, indem man sie summarisch, möglichst knapp, 
übersichtlich, praktisch und leicht auffindbar an einer Stelle verzeichnete 
unter Verzicht auf Eintragung in sämtliche Kataloge. Eine Durchsicht 
der Jahresbände des Berliner Verzeichnisses der Druckschriften (zu¬ 
mal vor Einführung der „Nebenserie“) lehrt, daß die bibliographisch 
genaue Verzeichnung der Schulbücher, Kriminalromane, Jugendschriften, 
Bilderbücher, Reiselektüre, Traktätchen usw. einen ganz ungebürlichen 
Raum einnimmt und ungeheuere Arbeit und Kosten verursacht.« Be¬ 
teiligung an den gedruckten Titelzetteln der Berliner Kgl. Bibliothek! 


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76 


Eine Rundfrage 


Ad II, 4 . »Unsere Bibliotheken sind zur Aufbewahrung sämtlicher 
Pflichtexemplare verpflichtet. Eine verschiedene Behandlung nach ihrem 
Werte findet bei uns im allgemeinen nicht statt, vielmehr werden auch 
geringwertige Schriften nach denselben Grundsätzen in sämtliche Kataloge 
eingetragen, wie wissenschaftliche Bücher (abgesehen von der im § 23 
der neuen Instruktion vorgesehenen Vereinfachung der Titelaufnahmen). 
Über die Annahme von Geschenken pflegen allgemeine Grundsätze nicht 
zu bestehen, vielmehr wird von Fall zu Fall entschieden und dabei wohl 
gelegentlich ein ganz wertloses Geschenk, besonders wenn wenig um¬ 
fänglich, zurückgegeben oder vernichtet. Die Notwendigkeit einer Auslese 
unter den Geschenken würde weniger dringend erscheinen, wenn man 
sich entschlösse, für Schriften von geringem Werte, die aber doch in 
gewissem Zusammenhänge Bedeutung erlangen können (besonders auch 
Sonderabdrücke), eine möglichst einfache und billige Art der Auf¬ 
bewahrung (lose in Sammelkapseln oder in nach sachlicher Verwandtschaft 
zusammengestellten Sammelbänden) und der Verzeichnung (summarisch 
und nur an einer Stelle) einzuführen.« 

Ad III. Dringendst zu wünschen in Berücksichtigung aller in der 
Rundfrage angeführten Punkte. Unter Wahrung der individuellen Be¬ 
wegungsfreiheit wären die Grundlinien des Bibliotheksbetriebes festzulegen, 
im Interesse der vielfach den Ort weshselnden Benutzer einheitliche 
Benutzungsbedingungen einzuführen usw. Den Bibliothekaren wäre 
eine ihrer Vorbildung entsprechende Tätigkeit und dienstliche Stellung, 
der Gesamtheit der wissenschaftlichen Beamten einer Bibliothek der 
Charakter eines Kollegiums zu verleihen. 


Dr. Hans Fuechsel, Bibliothekar, Göttingen, Universitätsbibliothek: 

Ad I, 1. Zweiteilung des Personals unbedingt geboten, übrigens 
auch schon an vielen modernen Bibliotheken mit bestem Erfolg durchgeführt. 

Ad I. 2, 3. Ȇber die Zuweisung der verschiedenen Arbeiten an 
die beiden Gruppen liegen sowohl Vorschläge wie praktische Erfahrungen 
vor, auf die ich in einem Aufsatz im Zentralbl. für Bibliothw. 1909, 
S. 49 ff. schon hingewiesen habe. (Vergl. besonders S. 50, 56.) Auch 
die neuerdings in Preußen eingeführte Diplomprüfung für den mittleren 
Bibliotheksdienst macht die Geschäfte namhaft, deren Erledigung vor¬ 
zugsweise Sache der mittleren Beamten sein wird. Man wird sagen 
dürfen, daß diese neben den eigentlichen Bureau- und Rechnungsarbeiten 
die Führung des Ausleihgeschäftes, die Inventarisierung der Bücher 
einschließlich der Kontrolle der Zeitschriften und Fortsetzungswerke, 
den Verkehr mit dem Buchbinder sowie die Beaufsichtigung der Lese¬ 
zimmer recht gut besorgen können. Auch Katalogisierungsarbeiten, ein 
sehr großer, wenn nicht der überwiegende Teil der Titelaufnahmen, 
könnten diesen bibliothekstechnisch vorgebildeten Mittelbeamten (die 
Bezeichnung »Kanzleibeamte« scheint mir wenigstens für reichsdeutsche 
Verhältnisse irreführend) überall dort zugeteilt werden, wo die beiden 
Hauptkataloge, also der alphabetische (Nominal-) und systematische (Fach-) 
Katalog oder wenigstens einer von ihnen in Zettelform geführt werden. 


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Reinhold, Halle — Fuechsel, Göttingen 


77 


unter Überwachung des Oberbeamten. Die beste Lösung der Frage 
böte die Verwendung der gedruckten Titelzettel, wo es anginge, wenigstens 
bei neuentstehenden größeren Bibliotheken.« 

Ad I, 4. Hinweis auf die bayerischen Vorschriften für den Aus¬ 
bildungsgang des Nachwuchses vom 24. April 1905. (Abgedr. u. a. im 
Jahrbuch d. deutschen Bibliotheken Jhg. 4, 1905, S. 115 ff.) 

Ad II, 1. Das Referatssystem wird nachdrücklich empfohlen. »Natür¬ 
lich werden auch ihm, wie allen Systemen, Mängel anhaften. Leider 
fehlen mir darüber praktische Erfahrungen. Es wäre sehr verdienstlich, 
wenn die Bibliotheken, die das System schon seit Jahren haben, sich 
über ihre Erfahrungen damit rückhaltlos und in voller Ausführlichkeit 
äußern würden.« 

Ad II, 2. Gedruckte Titelzettel schränkten am meisten das Schreib¬ 
werk ein; empfiehlt kaufmännische Grundsätze für Buchführung, Kassen- 
und Rechnungswesen, soweit etatstechnisch angängig, Stempel- und Vor¬ 
drucke, Mäßigung in Führung der Statistik, Ausnützung des Telephons, 
wo nur möglich. 

Ad II, 3. »Eine Vereinfachung der Katalogisierung ist sehr wohl 
möglich, z. B. hat es wenig praktischen Wert, die einzelnen Jahrgänge 
der Zeitschriften in sämtlichen. Katalogen nachzutragen, es genügt, 
wenn das an einer Stelle geschieht, allerdings sollte daneben ein stets 
evident gehaltenes Verzeichnis der laufend gehaltenen Zeitschriften 
mit genauer Angabe der Bestände nach rückwärts nicht fehlen. Auch 
wird es für ganze Gattungen von Schriften wie für die nichtwissen¬ 
schaftlichen Veröffentlichungen der Universitäten und Hochschulen, die 
Verwaltungsberichte von Gemeinden und anderen Körperschaften, die 
Jahresberichte von Handelskammern uam. genügen, wenn sie nur an 
einer Stelle verzeichnet sind. Nähere Ausführungen hierüber behalte ich 
mir für einen anderen Ort vor. 

Ad. III. Eine einheitliche Dienstesorganisation kann den Bibliotheken, 
wenigstens in den Staaten, die ihren Archiven eine solche gegeben haben, 
auf die Dauer nicht vorenthalten bleiben. Für die Trennung der höheren 
und niederen Geschäfte gibt die eingangs schon erwähnte preußische 
Diplomprüfung für den mittleren Bibliotheksdienst die nötigen Hinweise. 
(Vergl. I, 2, 3.) Im übrigen darf man den Wunsch aussprechen, daß eine 
solche Neuordnung genährt und getragen werde von dem Geiste, der, 
aus der Ideenwelt eines Freiherrn vom Stein und eines Wilhelm von Hum¬ 
boldt stammend, jene Satzungen geschaffen hat, die zu Anfang des 
vorigen Jahrhunderts die preußische Unterrichtsverwaltung für eine 
Reihe von Universitätsbibliotheken erließ. Dann wird aufs beste dafür 
gesorgt sein, daß einerseits den Bibliotheksvorständen die ihnen gebüh¬ 
rende verantwortliche Entscheidung bleibt, andererseits aber auch den 
Bibliothekaren ein selbständiger Wirkungskreis nicht nur formeller, sondern 
auch materieller Verantwortung abgegrenzt und ihre Herabdrückung zu 
lediglich auf Anweisung handelnden Subalternen verhindert wird.« 


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TS 


Österreichische u. Ungarische Rundschau 


ÖSTERREICHISCHE U. UNGARISCHE RUNDSCHAU. 

DIE ÖSTERREICHISCHEN BIBLIOTHEKEN IM VERWALTUNGS¬ 
JAHR 1909—10. 1 ) 

Brünn, Bibliothek der k. k. deutschen techn. Hochschule. 

Gesamtzuwachs im Verwaltungsjahr 1910: 520 Werke in 1185 
Bänden und 535 Heften, davon 443 Bände und 212 Hefte als Ge¬ 
schenke. 19.854 Besucher benützten 32.343 Bände. Nach Hause wurden 
von 5972 Benützern 8101 Bände, aus fremden Bibliotheken 750 Bände 
entlehnt. Der Gesamtbestand beträgt 14.982 Werke in 28.300 Bänden 
und 5476 Heften. 

Troppau, k. k. Gymnasial-Museums-Bibliothek. 

A. Zuwachs: Durch Kauf 33 Bände, 2 Hefte, Geschenke 13 Bände, 
16 Hefte, 6 Stücke, Pflichtexemplare 60 Bände, 52 Hefte, 51 Stücke, 
zusammen 106 Bände, 70 Hefte, 57 Stücke. Gesamtbestand: 37.568 
Bände, 1588 Hefte, 1318 Stücke. — B. Benützung: 2078 Besucher, 966 
Entlehner, 1578 entlehnte Bände. (Lesestunden: Mittwoch und Samstag 
von 3—5 Uhr Nachm.) — C. Ausgaben: Miete K 800‘—, Neuan¬ 
schaffungen K 269‘20, Buchbinder K 87'56, Remunerationen tür den 
Kustos K 420'—, für die Bedienung K 190‘—, andere Ausgaben K 38 73, 
zusammen K 1805 49. 


* * 

* 

Die Bibliothek der aufgelösten Deutsch-akademischen Lese- und 
Redehalle in Wien wurde vom Deutschen Verein f. d. Geschichte 
Mährens und Schlesiens in Brünn gegen Bezahlung der auf der Bücherei 
haftenden Lasten im Betrage von 1200 K übernommen und in der 
mährischen Landesbibliothek aufgestellt. — 

Auf dem heurigen Tag des Vereins der Mittelschullehrer Galiziens 
zu Pfingsten in Lemberg wurde der Antrag auf Gründung von Studien¬ 
bibliotheken in den größten Städten Galiziens beschlossen und mit den 
Schwierigkeiten begründet, denen die wissenschaftliche Arbeit in allen 
Provinzstädten ohne größere Bibliothek naturgemäß begegnen muß. Es 
wurde deshalb als äußerst erwünscht bezeichnet, daß die Regierung 
wenigstens in den größten Städten Galiziens Studienbibliotheken gründe 
und sie mit wissenschaftlichen Werken und einer jährlichen Dotation 
ausstatte. Natürlich müßten sie als selbständige Institute errichtet und 
ihnen unentgeltlich Dubletten aus österreichischen Staatsbibliotheken 
zugewendet werden. Studienbibliotheken sollen in jenen Städten Galiziens 
entstehen, die mehrere Mittelschulanstalten besitzen, d. i. in Przemyil, 
Rzeszöw, Stanislau, Tarnöw und Tarnopol. Diese Städte hätten auch 
aus dem Grunde Anspruch auf Studienbibliotheken, weil sie der Ein¬ 
wohnerzahl jener Städte nicht nachstünden, in denen Studienbibliotheken 


') Nachtrag zu S. 8 ff. 


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Deutsches Reich — Hamburger Tagung 


79 


sich bereits befinden. Der Vereinsausschuß ward beauftragt, die Er¬ 
füllung dieser Wünsche bei der Regierung zu' betreiben. — 

Mit Erlaß vom 13. Juni d. J. hat sich das Ministerium zur Über¬ 
nahme der Linzer Studienbibliothek in die Staatsverwaltung bereit er¬ 
klärt und die Errichtung eines Neubaues genehmigt, unter der Vor¬ 
aussetzung, daß dessen Kosten zur Gänze von den lokalen Faktoren be¬ 
stritten werden. Vom Stifte wurden als Ablösung der Personal-Ver¬ 
pflichtung noch weitere K 30.000 verlangt und auch zugesichert. Zwei 
Pläne liegen für den Neubau vor, einer vom Statthalterei-Ingenieur K. Peters, 
ein anderer vom Architekten Prof. H. Wolfsgruber. Der erste würde 
K 130.000, der zweite K 160.000 erfordern. An Baukapital sind vor¬ 
handen : K 90.000 vom Stifte Kremsmünster, K 20.000 vom Lande, 
K 10.000 von der Gemeinde Linz, zusammen K 120.000. Da nur das 
Projekt Wolfsgruber ernstlich in Frage kommen kann, wird es Sache 
der beiden Abgeordneten von Linz sein, die Regierung zur Übernahme 
des Fehlbetrages zu bewegen. Sonst müßte das bescheidenere 
Projekt Peters zur Ausführung gelangen, wofür aber der gegenwärtige 
Leiter nicht eintreten könnte. Dr. K. Schiffmann. 


UNGARN. 

Man meldet uns aus Budapest, daß die Generalversammlung der 
Stadt die Ausgestaltung der Stadtbibliothek zu einer „öffentlichen“ be¬ 
schlossen und für einen Neubau die Summe von — K 2,000.000 bewilligt 
habe. Zu dieser wahrhaft großartigen Aktion können wir nur alle Be¬ 
teiligten, mit voran den unermüdlich tätigen Stadtbibliothekar Dr. Szabd 
aufrichtig beglückwünschen und wir sparen alle weiteren Reflexionen, 
die für uns in Wien hier nahelägen. 


DEUTSCHES REICH. 

ZWÖLFTE VERSAMMLUNG DEUTSCHER BIBLIOTHEKARE IN 

HAMBURG. 

Die diesjährige Versammlung deutscher Bibliothekare, die am 
8. und 9. Juni in Hamburg tagte, hat wohl bei allen Teilnehmern 
den Eindruck hinterlassen, daß bei den Verhandlungen ein beson¬ 
ders reiches Ergebnis herausgekommen ist, daß unser deutsches 
Bibliothekswesen durch die gehaltenen Vorträge und die sich an¬ 
schließenden Debatten in mehr als einer Beziehung eine wesentliche 
Förderung erfahren hat. 

Schon äußerlich prägte sieh die Bedeutung der diesjährigen Ta¬ 
gung darin aus, daß die Zahl der Teilnehmer mehr als 120 betrug; 
auch das Ausland beteiligte sich: aus Dänemark und Schweden waren 
Kollegen erschienen und Österreich war durch den vom k. k. Mini¬ 
sterium entsandten Regierungsrat Frankfurter vertreten. Unter der 


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80 


Deutsches Reich 


Leitung des liebenswürdigen Vorsitzenden Direktor Schnorr v. Carols- 
feld (München) nahmen'die Verhandlungen einen allseitig befriedi¬ 
genden Verlauf; daß der inoffizielle Teil der Versammlung einen 
der bekannten großzügigen Hamburger Gastfreiheit entsprechenden 
Charakter trug, braucht kaum erwähnt zu werden, sei aber auch an 
dieser Stelle als Ausdruck des Dankes hervorgehoben. 

Gleich der erste Vortrag des Bibliothekar Dr. Schulz von der 
Vortrag Münchener Hof- und Staatsbibliothek über Versicherung der Wert- 
Sthulz. Wert- Sendungen der Bibliotheken bei einer Transportversicherungsgesell¬ 
sendungen. schaft brachte einen positiven Gewinn. Der Referent, dessen Vortrag 

einer im Jännerheft des Zentralblattes für Bibliothekswesen von 
Geheimrat Schwenke veröffentlichten Anregung seine Entstehung 
verdankt, konnte der Versammlung den fertigen Entwurf eines 
mit der Versicherungs-Aktiengesellschaft „Allianz“ in München 
abzuschließenden Vertrages vorlegen, der gegenüber den jetzt bei 
der Versicherung durch die Post bestehenden Verhältnissen einen 
entschiedenen Fortschritt bedeutet. Während die Post nicht in allen 
Fällen Ersatz leistet — z. B. im Verkehr innerhalb des Deutschen 
Reiches nicht, wenn der Verlust durch die „unabwendbaren Folgen 
eines Naturereignisses“ herbeigeführt worden ist, im Verkehr des 
Weltpostvereines nicht, wenn der Verlust auf höhere Gewalt zurück¬ 
zuführen ist — bietet die Polizze der „Allianz“ weit größere Sicher¬ 
heit. Die vereinbarten Prämiensätze sind gering — MiVoo von und 
nach Plätzen Deutschlands, Deutscliösterreichs usw., bis zu lVfe 0 /««» 
von und nach Plätzen Englands —, außerdem verlangt die Polizze 
nur Angabe eines Bruchteils (10% des Wertes) der zu versichern¬ 
den Sendung, so daß sich die Portokosten in Fällen, wo es sich um 
hohe Wertversicherung handelt, wesentlich verringern. Die Ver¬ 
sicherung beginnt beim Verlassen des Gebäudes der verleihenden 
und dauert bis zum Eintreffen im Gebäude der entleihenden Biblio¬ 
thek; für den umgekehrten Weg gilt die Versicherung bei der Rück¬ 
sendung. ln der Bestimmung, daß ohneweiters auch die Rück¬ 
sendung mit in die Versicherung einbegriffen ist, liegt offenbar eine 
wesentliche Verbesserung gegenüber dem jetzigen Verfahren. Ge¬ 
regelt wird der Verkehr mit der Versicherungsgesellschaft durch 
ein Vcrsicherungsjournal, in das jede einzelne Sendung eingetragen 
wird. Die Kosten für die Versicherung werden von der entleihenden 
Bibliothek eingezogen, mit der ja ohnehin nach den Bestimmungen 
des Leihverkehr-Reglements regelmäßig abgerechnet wird. Es ist 
wohl anzunehmen, daß der Vertrag mit der „Allianz“ in der Form, 
wie ihn die Hof- und Staatsbibliothek München mit der dortigen 
Versicherungsgesellschaft vereinbart hat, auch von anderen Biblio¬ 
theken abgeschlossen werden wird. 

An den Vortrag des Bibliothekar Dr. Schulz schloß sich der Be- 
Lederkom- rieht der Lederkomraission. (Vgl. diese Zs., Jg. 1, 1910, S. 50 f.) 
mlsslon. Re- Prof. Loubier (Berlin) berichtete zunächst über die Arbeiten der 
ferat Loubier. auf dem vorjährigen Kongreß in Nürnberg eingesetzten, später 

durch eine Anzahl von Fachleuten (Lederfabrikanten, Buchbinder- 


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Hamburger Tagung 


81 


meister u. a.) verstärkten Kommission, die im Februar d. J. vor¬ 
läufig zum Abschluß gelangt waren und zu bestimmten, dem Biblio¬ 
thekartag gedruckt vorliegenden Beschlüssen geführt haben. 1 ) Prof. 

T.oubier konnte darauf hinweisen, daß die Beschlüsse in größter 
Einmütigkeit gefaßt seien und daß die Verhandlungen der Kommis¬ 
sion zu allgemeiner gegenseitiger Aufklärung gedient hätten. 

Abteilungsdirektor Paalzow (Berlin) berichtete sodann in Referat Paal- 
sthr inhaltsreichen Ausführungen über Pergament, und konnte hier- zow 
über sowie über Webstoffe, Bezug- und Vorsatzpapiere, Buchbinder- 
rnaterialien und Buchbindertechnik ebenfalls in einer Vervielfäl¬ 
tigung vorliegende Beschlüsse der Kommission dem Bibliothekartag 
überreichen. Die Referate beider Herren gaben der Versammlung 
ein umfassendes Bild von der als mustergültig und vorbildlich zu 
bezeichnenden Arbeit, die von der Lederkommission geleistet 
worden ist.. 

Der vom Direktor Gerhardt (Halle) gestellte Antrag, die Kom¬ 
missionsbeschlüsse zu Beschlüssen des Vereines deutscher Biblio¬ 
thekare zu erheben, wurde angenommen, und Prof. Loubier schloß 
damit, daß er allen Kollegen dringend ans Herz legte, nach den For¬ 
derungen des Vereines deutscher Bibliothekare zu verfahren, eine 
Mahnung, die sicher nicht unbeachtet bleiben wird. 

Mit dem vom Vorsitzenden Direktor Schnorr v. Carolsfeld Drucksachen- 
(München) erstatteten Bericht der Drucksachenkommission schloß kommlsslon. 
der erste Verhandlungstag; aus dem Bericht ist hervorzuheben, daß Referat 
nun auch in Bayern Vorschriften über die Ablieferung von amtlichen Schnorr. 
Drucksachen gegeben worden sind. Als Vorzüge des in Bayern ein¬ 
geführten Verfahrens wurde erwähnt, daß auch das bayrische Kriegs¬ 
ministerium sich von der Ablieferung seiner Veröffentlichungen 
nicht ausgeschlossen hat und daß die Hof- und Staatsbibliothek die 
alleinige Stelle ist, bei der die Ablieferung zu geschehen hat und 
daß von ihr aus die Verteilung an die zuständigen Stellen erfolgt.*) 

Der Nachmittag bot Gelegenheit zu einer Besichtigung der Be- 
öffentlichen Bücherhalle an den Kohlhöfen, wo der Hamburger sichtigungen 
„Indikator“, eine sehr interessante und für Volksbibliotheken prak¬ 
tische Einrichtung gezeigt wurde, und zu einem Besuch der deut¬ 
schen Dichter-Gedäehtnis-Stiftung in Groß-Borstel. 

Der zweite Verhandlungstag wurde durch den Vortrag des Vortrag Hel- 
Oberbibliothekar Prof. Dr. Helßig (Leipzig) eröffnet : auch dieser WB- Schaden- 
Vortrag bedeutet für unsere Bibliotheken zweifellos einen Gewinn: ersakan- 
er ist geeignet, wenn nicht unmittelbar, so doch später dahin zu spräche der 
führen, daß die Bibliotheken mehr als bis jetzt vor Schädigungen Bibliotheken, 
durch gewissenlose Benutzer bewahrt bleiben. Der § 606 des Bürger¬ 
lichen Gesetzbuches — so lautete das Thema — hat folgenden Wort¬ 
laut: „Die Ersatzansprüche des Verleihers wegen Veränderungen 
oder Verschlechterungen der verliehenen Sache, sowie die Ansprüche 

l ) Abgedruckt im Zentralblatt für Bibliothekswesen. Juni 1911, S. 261—3, 
und in dieser Zs. S. 89 ff. 

f ) S. o. S. 34. F. A. M. 


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Deutsches Reich 



des Entleihers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung 
der Wegnahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten.“ Es 
handeJte sich also um eine juristische Frage, um die Ersatz¬ 
ansprüche, die eine verleihende Bibliothek gegen den Entleiher eines 
Buches geltend machen kann. An einem konkreten Fall konnte der 
Referent nachweisen, daß es mit den Schadenersatzansprüchen der 
Bibliotheken schlecht bestellt ist. Aus einem Buch der Leipziger 
Universitätsbibliothek waren von einem Entleiher mehrere Tafeln 
herausgeschnitten; das Buch war zurückgegeben, ohne daß die 
schwere Schädigung bemerkt worden war. Erst als nach Ablauf von 
mehr als einem halben Jahr das Buch wiederum ausgeliehen wurde, 
machte der neue Entleiher auf das Fehlen der Tafeln aufmerksam. 
Es wurde gegen den früheren Entleiher Klage auf Schadenersatz 
erhoben, doch konnte dieser, gestützt auf § 606 des Bürgerlichen 
Gesetzbuches geltend machen, daß die Frist von sechs Monaten, 
innerhalb deren die Klage erhoben werden muß, verstrichen, daß 
der Schadenersatzanspruch verjährt sei. 

Der angezogene Fall zeigt, daß die Bibliotheken durch den 
§ 606 gegen böswillige Beschädigungen nicht genügend geschützt 
sind. Da es im Betriebe einer großen Bibliothek nicht immer möglich 
ist, bei Rückgabe der Bücher alle Schäden zu entdecken, so werden 
die im Gesetz vorgesehenen sechs Monate in der Regel ungenützt 
verstreichen. Die Verjährungsfrist von sechs Monaten ist zweifellos 
zu kurz und führt zu einer Benachteiligung der Bibliotheken, an 
die man bei Abfassung des Gesetzes offenbar gar nicht gedacht hat. 

Nun ist es — so führte der Referent weiter aus — allerdings 
fraglich, ob die Entleihung von Büchern aus einer öffentlichen 
Bibliothek überhaupt unter das Bürgerliche Gesetz fällt. Nach 
Ansicht des Vortragenden ist die Entleihung aus einer öffentlichen 
Bibliothek keine zivilrechtliche Handlung. Sie ist geregelt durch 
die Benutzungsordnungen, die, weil sie von den Ministerien erlassen 
werden, zweifellos nicht unter das Privat-, sondern unter das öffent¬ 
liche Recht fallen. Die polizeiliche Hilfe, die von den Bibliotheken 
zur Durchführung ihrer in den Benutzungsordnungen vorgeschrie¬ 
benen Maßregeln in Anspruch genommen wird, ist nur möglich, 
weil es sich bei den Bibliotheksreglements um Ordnungen staatlicher 
Institute handelt. 

So einleuchtend dieser Standpunkt zu sein scheint, so ist er, wie 
Dr. Helßig weiter darlegte, keineswegs unumstritten. Direktor Joh. 
Franke faßt in seiner Schrift: „Der Leihbetrieb der öffentlichen 
Bibliotheken und das geltende Recht“ (Berlin 1905) den Vorgang 
der Entleihung lediglich von dem Gesichtspunkte einer zivilrecht¬ 
lichen Handlung aus auf; auch ist es sehr fraglich, ob bei Klagen 
auf Schadenersatz der Richter die Auffassung, daß Bibliotheksord¬ 
nungen unter das öffentliche Recht fallen, ohne weiteres anerkennt. 
Deshalb, so schloß der Vortrag, muß es gesetzlich festgelegt werden, 
daß Benutzungsordnungen von P.ibliotheken öffentlich-rechtliche 
Normen sind und als solche nicht dem Privatrecht, sondern den» 


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Hamburger Tagung 


K3 


öffentlichen Recht angehören. Eine von dem Referenten beantragte 
Resolution, dahingehend, daß zum wirksamen Schutze der Biblio¬ 
theken ihre Benutzungsordnungen als unter das öffentliche Recht 
fallend anerkannt werden müssen und daß zur Herbeiführung dieser 
Anerkennung die Landesgesetzgebung in Anspruch zu nehmen ist, 
wurde einstimmig angenommen. 

Nicht minder einmütiger Zustimmung begegnete der Vortrag 
des Oberbibliothekar I)r. Kaiser (Berlin), der ebenfalls eine für 
die deutschen Bibliotheken sehr wichtige Frage behandelte. Sein 
Thema lautete: „Synopse der preußischen und der englisch-ameri¬ 
kanischen Instruktion.“ Als Referent war im Programm auch der 
Oberbibliothekar Dr. Meyer von der Königlichen Bibliothek Berlin 
genannt, der indessen leider nicht anwesend sein konnte, aber in 
überaus mühsamer und sorgfältiger Arbeit eine Gegenüberstellung 
der einzelnen Paragraphen der beiden Instruktionen eingeschickt 
hatte. Dem Wunsch des Referenten Kaiser, daß diese Arbeit im 
Druck erscheinen möge, kann man nur beipflichten, da eine solche 
Veröffentlichung außerordentlich lehrreich Und zum tieferen Ein¬ 
dringen in den Geist der eigenen Instruktion nützlich sein wird. 

Der Vortragende gab zunächst einen geschichtlichen Überblick 
über die Entstehung der englisch-amerikanischen Instruktion: Im 
Jahre 1904 wurde auf der Konferenz der American Library Asso¬ 
ciation, und zwar auf Vorschlag der britischen Library Association 
beschlossen, daß die beiden Vereinigungen einen gemeinsamen Ko¬ 
dex ausarbeiten sollten, und im September 1907 kam in Glasgow auf 
der Versammlung der Britisch Library Association die Einigung 
zustande. Der Text beider Ausgaben l ) ist identisch, nur daß bei Ab¬ 
weichungen immer je die heimische Fassung voransteht, die fremde 
als Zusatz folgt. 

Auf den Inhalt der Instruktionen eingehend, behandelte der 
Referent zuerst die Grundsätze bei Einordnung von Schriften unter 
einem Verfasser, die im wesentlichen in beiden Reglements iiberein- 
stimmen, und wies dann auf den fundamentalen Unterschied in der 
Behandlung der Anonyma hin. Die Engländer und Amerikaner 
haben den Begriff der Anonyma dadurch wesentlich eingeschränkt, 
daß sie nicht bloß Verfasser, sondern auch Korporationen als Auto¬ 
ren ansehen. Tritt eine solche Korporation im Titel eines Buches 
auf, so wird die Schrift unter die Korporation gestellt. Dabei sind 
aber die kompliziertesten Regeln zu beachten, da durchaus nicht 
einheitlich, vielmehr unterschiedlich verfahren wird, je nachdem es 
sich um: 1. eine amtliche Publikation, 2. eine Gesellschaft, 3. ein 
Institut und 4. eine Körperschaft, die nicht unter diese drei Kate¬ 
gorien fällt, handelt. An einem Beispiel zeigte der Redner, wie 
schwer es häufig für uns ist, den Titel einer solchen Gesellschaftsschrift 

») Der Titel der englischen Ausgabe lautet: Cataloguing Rules. Author 
and title entries. Compiled by Committees of the American Library Association 
and of the [British] Library Association. English ed. London 1908. 


Vortrag 
Kaiser. Preu¬ 
ßische u. 
engl.-amerlk. 
Instruktion. 


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84 


Deutsches Reich 


im Katalog des Britischen Museums zu finden, zumal sehr oft die 
Bezeichnung der herausgebenden Gesellschaft im Titel ganz zurück¬ 
tritt und deshalb beim Zitieren übergangen zu werden pflegt. Wie 
mir scheint mit Recht lehnte Referent es ab, daß wir uns in der 
Behandlung der Anonyma der englisch-amerikanischen Instruktion 
anpassen sollten. Die Unterschiede im Sprachgebrauch sind zu groß; 
es kommt hinzu, daß die Engländer und Amerikaner sich in ihren 
alphabetischen Katalogen einen, wenn auch sehr unzureichenden 
Ersatz schaffen wollen für die ihnen fehlenden Realkataloge und 
deshalb das rein alphabetische Prinzip nicht selten zugunsten einer 
Anordnung nach sachlichen Gesichtspunkten durchbrechen. 


Die Erörterung des Kapitels „Title Entry“ (Einordnung unter 
dem Sachtitel) zeigte, daß auch hier grundsätzliche Abweichungeu 
bestehen. Die erste Regel dieses Abschnittes der englisch-ameri¬ 
kanischen Instruktion lautet: Stelle anonyme Werke, deren Ver¬ 
fasser nicht bekannt ist, unter das erste Wort, mit Ausnahme des 
Artikels. Demgegenüber hat sich im ganzen deutschen Sprachgebiet 
fast durchgehend der Brauch eingebürgert, das Substantivum regens 
als erstes Ordnungswort zu wählen. Bei uns beginnen die Ab¬ 
weichungen erst bei der Wahl der weiteren Ordnungswörter, wobei 
sich, wie der Vortragende in sehr lehrreichen Gegenüberstellungen 
klarlegte, eine vierfache Praxis herausgebildet hat: 1. Nach Voraus¬ 
nahrae des Substantivum regens folgen alle übrigen Wörter mecha¬ 
nisch in der Reihenfolge, wie sie im Titel stehen (so z. B. die In¬ 
struktion der Wiener Hofbibliothek 1 )- 2. Bei der W : ahl der weiteren 
Oidnungswörter werden die unwesentlichen Wörter übergangen, 
die wesentlichen W'örter werden in der Reihenfolge gewählt, wie 
sie irn Titel stehen, aber mit der Maßgabe, daß abhängige W'örter 
erst, nach dem Regens folgen (preußische Instruktion). 3. Substan¬ 
tive haben stets den Vorrang vor den Adjektiven (Münchener Zeit- 
schriftcnverzeichnis). 4. Die weiteren Ordnungswörter werden nach 
ihrer sachlichen Bedeutung, gleichviel ob Substantiv oder Adjektiv, 
gewählt (Kayser und Heinsius). 

Man sieht, die Unterschiede sind auch auf deutschem Sprach¬ 
gebiete mannigfaltig, aber doch nicht so tiefgehend, daß nicht am 
Ende bei einigem guten Willen und gegenseitigem Entgegenkommen 
eine Einigung erzielt werden könnte. Dieser Ansicht gab auch der 
Vortragende in den am Schluß aufgestellten drei Thesen Ausdruck, 
in denen er 1. eine internationale Einigung mit Rücksicht auf die 
tiefgehenden Unterschiede besonders in der Behandlung der Ano¬ 
nyma für aussichtslos erklärte, 2. einen gegenseitigen Austausch 
von Druckzetteln trotzdem für möglich und nützlich hielt und 3. cs 
für wünschenswert und möglich hinstellte, wenigstens auf deutschem 
Sprachgebiet (in weitestem Sinne) eine Einigung über Regeln des 
alphabetischen Katalogs zu schaffen. 


*) Und wohl ganz allgemein an den österreichischen Bibliotheken. 


F. A. M. 


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Hamburger Tagung 


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Wie in der Debatte von Geheimrat Schwenke hervor¬ 
gehoben wurde, stimmt die dritte These des Referenten mit dem 
überein, was auch in Brüssel auf der vorjährigen internationalen 
Konferenz als erstrebenswertes Ziel bezeichnet worden ist. 1 ) In dieser 
Richtung werden sich vermutlich die weiteren aus dem verdienst¬ 
vollen Vortrag des Oberbibliothekar Dr. Kaiser sich ergebenden 
praktischen Folgerungen bewegen: es werden Konferenzen mit den 
süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Bibliothekaren 
stattfinden müssen, durch die allgemein anerkannte deutsche Kata¬ 
logisierungsregeln anzustreben sind. Die persönliche Meinung des 
Unterzeichneten geht dahin, daß es wünschenswert ist, wenn die 
preußische Instruktion in möglichst weitem Umfange angenommen 
wird, daß aber, wenn in einzelnen Punkten, wie es natürlich ist, 
den Wünschen anderer deutscher Bibliotheken entgegengekommen 
wird, die Abänderung unserer Instruktion so lange verschoben 
wird, bis die Drucklegung des Gesamtkatalogs spruchreif geworden ist. 

Der Nachmittag des zweiten Tages brachte den Vortrag desUortrag Mfln- 
Direktors Prof. Dr. Münzel über die Hamburger Stadtbibliothek, zel. Ham- 
den ich als den Glanzpunkt der Verhandlungen des Hamburger burger Stadt- 
Bibliothekartages bezeichnen möchte. In beredten, formvollendeten blbllothek. 
Worten zeichnete der Redner ein lebendiges Bild von dem Werde- 

f ange des ihm anvertrauten Instituts. Von dem bedeutungsvollen 
Untergrund, den die wechselvollen Schicksale der altehrwürdigen 
Hansestadt bildeten, hob sich in scharfen Umrissen die Geschichte 
der Stadtbibliothek wirkungsvoll ab; immer in Beziehung gebracht 
zu den Zeitereignissen bot der Vortrag nicht bloß eine Aneinander¬ 
reihung von Tatsachen, sondern zugleich ein Spiegelbild des wissen¬ 
schaftlichen Lebens, wie es sich in Hamburg seit Einführung der 
Reformation bis auf den heutigen Tag entwickelt hat. 

Die ersten Anfänge der Stadtbibliothek — so führte der 
Vortragende aus — haben wir möglicherweise in Artikel 5 
der im Jahre 1529 von Bugenhagen entworfenen Hamburgischen 
Kirchenordnung zu suchen, welcher bestimmt: „Eyne librye 
schallme anrichten nycht verne von der Scholen vnd lectorio, darin 
alle boke gudt vnd böse vorsammelt werden.“ Jedenfalls sind manche 
Bücher des 1529 gegründeten Johanneums später der Stadt¬ 
bibliothek zugewiesen. Sicher beglaubigte Tatsache ist, daß 1610 
der Senator und nachmalige Bürgermeister Sebastian von Bergen 
sich vom Senat den Auftrag erteilen ließ, auf seinen Reisen, die 
ihn nach England, Frankreich und Dänemark führten, eine Biblio¬ 
thek zusammenzubringen. Vielleicht hing dieser Auftrag zusammen 
mit der 1611 beschlossenen Begründung des akademischen Gym¬ 
nasiums, das 1613 eröffnet wurde. Mit dem Aufblühen dieses Gym¬ 
nasiums, das eine Mittelstellung zwischen Universität und Ge¬ 
lehrtenschule einnehmen sollte, machte sich die Notwendigkeit einer 
Bibliothek mehr und mehr geltend; zwei beträchtliche Schen- 

*) S. diese Zeitschrift 1, 170. F. A. M. 

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Deutsches Reich 


kungen, die Friedrich Lindenbrogs und des Prof. Joh. Adolf Tassius, 
bildeten zusammen mit dem größten Teil der Büchersammlung des 
Johanneums den Grundstock der 1649 ira alten St. Johanniskloster 
am Plan, gegenüber dem heutigen Rathaus, eingerichteten Biblio¬ 
thek. 1651 erschien die erste Bibliothekordnung, 1751 die zweite 
„Ordnung der öffentlichen Stadtbibliothek“, die zuerst ein Ent¬ 
leihen nach Hause gestattete und bestimmte, daß „das Amt der 
Bibliothecariorum durch zweene Professores Gymnasii verwaltet 
werde“. Dieser enge Zusammenhang zwischen akademischem Gym¬ 
nasium und Bibliothek dauerte bis 1872, dem Todesjahre des 
Professors und Bibliothekars Christian Petersen. Sein Nachfolger 
Isler ging nicht mehr aus dem Kreise der Professoren hervor. 1883 
wurde das akademische Gymnasium aufgelöst; an seiner Stelle 
wurden die wissenschaftlichen Anstalten des Hamburgischen 
Staates geschaffen. Sie bilden das Rückgrat des allgemeinen Vor¬ 
lesungswesens, an dem die Stadtbibliothek insofern teilhat, Jals 
einzelne ihrer Beamten an den Vorlesungen mitwirken. 

Prof. Münzel gab sodann eine allgemeine Übersicht über den 
Inhalt der Bibliothek, in deren Besitz sich rund 7550 Handschriften 
und 545.900 Bände befinden. Wesentlich zur Erreichung dieser 
stattlichen Ziffer haben Schenkungen und große Bewilligungen bei¬ 
getragen, u. a. die Einverleibung der großen Bibliotheken von Lin- 
denbrog, Tassius, Jungius, Vincentius Placcius (dem Verfasser des 
Theatrum Anonymorum), der beiden Wolf, Gustav Partheys, durch 
den der Besitz Friedrich Nicolais, etwa 13.000 Bände, der Ham¬ 
burger Stadtbibliothek zufiel, und schließlich der Bibliothek des 
Indologen Gustav Oppert, die reich ist an seltenen, vor allem süd¬ 
indischen, in Tamil-, Telugu- usw. Charakteren gedruckten Werken. 
An Bereicherungen der Spezialabteilungen wurden ferner erwähnt: 
Die Goczesche Bibelsammlung, die zahlreichen Ausgaben des grie¬ 
chischen Neuen Testaments aus dem Nachlasse des Pastors D. Carl 
Bertbeau, die alchemistischen, magischen und astrologischen Schrif¬ 
ten aus dem Vermächtnis des hessen-darmstädtischen Hofrates 
R. J. F. Schmidt, die hymnologisehen und asketischen Werke, die 
von dem Senior Rambach und dem Archidiakonus Kunhardt her- 
riihren, der ausgezeichnete Bestand an deutscher Literatur, 
italienischen Novellen, angekauft aus der Biirgermeister-Kelling- 
husens-Stiftung, die Hebraica, deren Bestand dem der Frankfurter 
Stadtbibliothek nicht viel nachsteht, und schließlich die aus einer 
Schenkung des Senators Theodor Rapp stammenden Seltenheiten 
der mexikanischen Abteilung. 

Was den Vortrag des Direktors Münzel so überaus wirkungsvoll 
und besonders für uns Kollegen so anziehend machte, waren vor allem 
die durch seine, ganze Rede hindurch eingeflochtencn Bemerkungen 
über berufliche Fragen, das, was der Vortragende selbst sein „biblio¬ 
thekarisches Credo“ nannte. Die Leser dieser Zeitschrift werden mir 
Dank wissen, wenn ich beim Eingehen auf den weiteren Inhalt des 
Vortrages einzelne Stellen wortgetreu anführe. 


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Hamburger Tagung 


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Eine Bibliothek, — damit ging der Redner zur Organisation 
und Verwaltung seines Institutes über — die solche Schätze birgt, 
legt der Verwaltung die Verpflichtung auf, die lose nebeneinander 
stehenden Massen zu einem organischen Ganzen zu verschmelzen, 
Lücken zu ergänzen, kurz die Bibliothek ihrer inneren Bedeutung 
entsprechend zu vermehren. Diese Aufgabe ist vielfach erschwert 
worden durch die Ungunst der Zeiten: Die Nachwehen der 
napoleonischen Kriege, die Unruhen der Vierzigerjahre, das Brand¬ 
unglück 1842, die schweren Handelskrisen hinderten oft eine ge¬ 
deihliche Entwicklung der Bibliothek; man wurde genötigt, den 
universalen Charakter der Stadtbibliothek preiszugeben. 1849 wurde 
das sogenannte „Kartell“ abgeschlossen, das unnütze Doppelanschaf¬ 
fungen verhindern sollte und jedem der beteiligten Institute be¬ 
stimmte Fächer zur Pflege überwies. Dieses Kartell hat nach An¬ 
sicht des Vortragenden deshalb seinen Zweck verfehlt, ja für die 
Stadtbibliothek als eine drückende Fessel gewirkt, weil die Schei¬ 
dung zwischen den einzelnen Bibliotheken nicht nach vollen Diszi¬ 
plinen erfolgt ist und weil die Vereinbarung zwischen Bibliotheken 
mit verschiedener Verwaltungstendenz abgeschlossen ist. „Wenn“ 
— so führte der Redner diesen Gedanken weiter — „die eine der 
Bibliotheken, so gut oder schlecht sie es vermag, die ihr zugefallenen 
Fächer als Ganzes auf die Füße bringen will, die andere um eines 
speziellen, an sich trefflichen Zweckes willen eine Auswahl trifft 
aus mehreren Wissenschaftsgebieten, sind Schwierigkeiten unver¬ 
meidlich.“ Die durch das Kartell verursachten Mißstände machen 
sich jetzt, wo das wissenschaftliche Leben Hamburgs einen mäch¬ 
tigen Aufschwung nimmt, ganz besonders fühlbar, um so mehr, als 
das Hilfsmittel eines Zentralkatalogs, der bei den obwaltenden Ver¬ 
hältnissen doppelt nötig wäre, fehlt. Unberücksichtigt bleiben bei • 
Anschaffungen der Stadtbibliothek folgende Gebiete: Medizin mit 
Ausnahme antiker Ärzte, Jurisprudenz, abgesehen von römischen 
und mittelalterlichen Quellen sowie von Rechtsgeschichte, ferner Tech¬ 
nologie und Kunstgewerbe, Architektur, Staatswissenschaften, Geo¬ 
graphie, neuere Geschichte von 1648, für England von 1625 ab. 
Für die Pflege der übrigen Wissenszweige stehen der Stadtbibliothek 
jetzt rund 70.000 Mk. zur Verfügung, während im Anfänge der 
Achtzigerjahre der Vermehrungsfonds nur 12.300 Mk. betrug. 

In seinen Ausführungen über die Kataloge konnte der Vor¬ 
tragende mit Genugtuung darauf hinweisen, daß die Hamburger 
Stadtbibliothek einen aus rund 400 festen Foliobänden bestehenden 
Realkatalog besitzt, der im allgemeinen den Anforderungen der 
Praxis genügt und durch Umarbeitung veralteter Partien tunlichst 
auf einer dem Stande der Wissenschaft entsprechenden Höhe ge¬ 
halten wird. Der alphabetische Katalog ist getrennt nach Verfas¬ 
sern und anonymen Schriften. Bis. 1883 wurde der Nominalkatalog 
gleichfalls in Bänden geführt, die dem Anfang des 19. Jahrhunderts 
entstammen, daran schließt sich für die neuere Zeit ein Zettel¬ 
katalog; ähnlich verhält es sich mit dem Katalog der Anonymen. 


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Deutsches Reich 


88 


Als nächstes Ziel gilt der Verwaltung die Auflösung der Bände auf 
Zettel. Dies muß nach den Büchern selbst bewirkt werden, da die 
älteren Eintragungen zwar den Nachweis gestatten, ob ein ge¬ 
wünschtes Buch vorhanden ist, aber nicht die erforderlichen Ele¬ 
mente für die Einordnung von Zetteln gewähren. Indessen kann 
an eine so weitausschauende Aufgabe erst nach Erhöhung der Beam¬ 
tenzahl und Abhilfe der Raumnot herangetreten werden. „Für mich“ 
— dies waren die beachtenswerten Worte des Redners — „bildet 
es ein unumstößliches Dogma, daß man einschneidende Änderungen 
in den alphabetischen Katalogen einer großen Bibliothek nur dann 
vornehmen darf, wenn die Durchführung bis zum letzten Buche 
gewährleistet ist. Lieber auf das theoretisch Richtige vorläufig ver¬ 
zichten, bessere Zeiten abwarten, als den Nachfahren ein wildes 
Chaos halbvollendeter Arbeit hinterlassen.“ 

An die Erörterungen über die Katalogverhältnisse fügten sich 
noch einige Bemerkungen über die Aufstellung der Bücher, die 
nach den Signaturen der Kataloge und meist nach den Seitenzahlen 
stehen; über das Einstellen einer Kapsel an die Stelle der entlie¬ 
henen Bücher, die den Namen des Entleihers enthält, ferner über 
die Praxis der Mahnungen, die in Hamburg sehr liberal gehandhabt 
wird. Auch hier möchte ich einige Worte zitieren: „Wir ver¬ 
schmähen es, uns in die Beamtentoga zu hüllen; dem in Hamburg 
herrschenden kaufmännischen Geist widerspricht es, allzusehr das 
Reglement zu betonen. Das Reglement bildet für uns nur die un¬ 
terste Grenze dessen, wozu wir uns verpflichtet fühlen.“ Einmal im 
Jahre ist allgemeine Rücklieferung, deren Beibehaltung ala ein be¬ 
rechtigtes Komplement der sonst üblichen Milde vom Vortragenden 
empfohlen wurde. Von Interesse war auch der Hinweis darauf, 
daß alle Bücher, die zur Anschaffung empfohlen und gekauft 
werden, beschleunigt werden und daß dem Interessenten auf Kosten 
der Stadtbibliothek mitgeteilt wird, wenn die von ihm gewünschten 
oder belegten Werke zur Abholung bereit liegen. 

Nach Hervorhebung des großen Umfanges, den der Leihverkehr 
mit fremden Bibliotheken angenommen hat, und nach einem an die 
Königliche Bibliothek Berlin und die Universitätsbibliothek Göttingen 
gerichteten Dank schloß der Vortrag mit einem Blick auf die großen 
Aufgaben, die in Hamburg der Lösung harren, und mit dem Aus¬ 
drucke der Freude über die Anwesenheit der zahlreichen Fach¬ 
genossen. 

Ein Gang durch die Räume der Bibliothek und die veranstaltete 
Ausstellung von Kostbarkeiten machte das im Vortrag entworfene 
Bild durch unmittelbare Anschauung noch lebendiger. Man verließ 
die schönen Räume der Stadtbibliothek mit großer Befriedigung 
über das Gehörte und Gesehene, freilich auch mit einem leisen Ge¬ 
fühl des Bedauerns, daß nicht mehr Zeit vorhanden war, Einzel¬ 
heiten in Augenschein zu nehmen und sich über diese und jene 
Einrichtung zu informieren. 


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Hamburger Tagung — Lederkommission 


89 


Wenn ich zum Schluß das Ergebnis der Hamburger Tagung mit 
ein paar Worten zusammenfasse, so kann ich nur wiederholen, daß 
aus den Verhandlungen sehr viel zu lernen war und daß das deutsche 
Bibliothekswesen durch die Vorträge außerordentlich gefördert 
worden ist; hinzufügen aber muß ich, daß es mir wie wohl jedem 
Teilnehmer eine große Freude gewesen ist, das Hamburgische 
Bibliothekswesen kennen zu lernen, und daß wir deutschen Biblio¬ 
thekare stolz darauf sein können, eine Anstalt wie die Hamburger 
Stadtbibliothek zu den unseren zu zählen. 

Berlin. Richard Fick. 


Uns sind zugegangen: 

BESCHLÜSSE DER LEDERKOMMISSION DES VEREINS 
DEUTSCHER BIBLIOTHEKARE VOM 14. UND 15. FEBRUAR 1911. 

I. Allgemeines. 

1. Als dauerhafte Einbandleder sind von den Bibliotheken zuzulassen: 
Ziegen-, Schweins-, Kalb-, Rind- und Schafleder, jedoch unter der Voraus¬ 
setzung ihrer sachgemäßen Gerbung, Zurichtung und Behandlung und 
unter Rücksichtnahme auf die Stärke und Größe der Bände. 

Über Seehundleder genügen die deutschen Erfahrungen nicht, um 
es, zumal bei seinem hohen Preise, zu empfehlen. 

2. Die Provenienz der Häute ist an sich kein Grund zur Aus¬ 
schließung. 

3. Die Anwendung von Mineralsäuren ist während der ganzen 
Fabrikation, von der Vorbereitung an bis zur Fertigstellung, gefährlich 
und ist deswegen zu verbieten. 

11. Gerbung. 

4. Als geeignete und unschädliche Gerbstoffe sind reiner Sumach, 
reine Eichenlohe und Galläpfel zu empfehlen. Die übrigen vegetabilischen 
Gerbstoffe wie Fichtenlohe, Birkenlohe, Weidenlohe, Kastanienholz, Que- 
bracho, Cassia, Myrobalanen und andere schnellwirkende Gerbstoffe sind 
bei den heute bekannten und angewandten Methoden der Gerbung zu 
verwerfen. 

5. Über die Dauerhaftigkeit aller nicht vegetabilisch gegerbten Leder, 
z. B. der chrom-, alaun- und fettgaren Leder fehlt noch die Erfahrung. 

6. Es erscheint wichtig, die Dauerhaftigkeit von heutigem Per¬ 
gament näher zu untersuchen. 

III. Zurichtung. 

7. Die Leder dürfen nicht dünner gearbeitet werden, als ihre Ver¬ 
wendbarkeit für Buchbinderzwecke es erfordert. Schafspaltleder muß aus¬ 
geschlossen werden. 

8. Einbandleder darf ausgereckt, gewalzt und gestoßen werden, da 
die Festigkeit darunter nicht leidet. Es ist auch nicht zu befürchten, 
daß die glattgestoßene Oberfläche allzu empfindlich gegen Beschädigungen 
sei. (Vgl. jedoch Nr. 1, Abs. 1). 


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Deutsches Reich — Lederkommission 


9. Leder mit künstlicher Narbung ist ganz auszuschließen. 

10. Das Bleichen des Leders ist ganz zu verbieten, weil keine un¬ 
schädlichen Bleichmittel bekannt sind. 

11. Es empfiehlt sich nicht, für dauerhafte Bibliothekseinbände nur 
ungefärbte Leder zu verarbeiten. 

12. Es ist nicht zweckmäßig, bestimmte Farbstoffe vorzuschreiben. 
Namentlich kann man heute nicht mehr verlangen, daß mit Ausschluß 
aller Teerfarbstoffe nur mit Farbhölzem gefärbt wird. 

13. Es ist möglich, lichtechte Teerfarbstoffe ohne Schwefelsäure oder 
andere Mineralsäuren zu verwenden. Deshalb ist beim Färben die An¬ 
wendung von Schwefelsäure und anderen Mineralsäuren sowie von deren 
sauren Salzen zu verbieten. 

14. In Bezug auf gleichmäßige Färbung und Einhaltung bestimmter 
Nüancen sollten keine übertriebenen Anforderungen gestellt werden. 
Übrigens ist ungleichmäßige Färbung durchaus nicht als ein Beweis von 
Haltbarkeit anzusehen. Der heutige Stand der Technik ermöglicht bei 
den meisten Farben auch ohne Anwendung von Mineralsäuren eine 
gleichmäßige Färbung. 

15. Das Durchfärben hat vor dem einseitigen Färben der Narben¬ 
seite keine Vorzüge. 

IV. Benennung. 

16. Um dem Mißbrauch vorzubeugen, daß die Leder unter will¬ 
kürlichen Bezeichnungen und Phantasienamen wie Saffian, Bock-Saffian, 
Maroquin, Bockleder, Bastard usw. in den Handel kommen, ist beim 
Verkauf des Buchbinderleders anzugeben, ob es Rind-, Ziegen-, Schweins-, 
Kalb- oder Schafleder ist. 

V. Garantie. 

17. Für die Bibliotheken geeignetes Einbandleder ist mit einem 
Stempel zu versehen, durch den der Lieferant unter seiner Namens¬ 
nennung die Garantie übernimmt, daß es ein einwandfreies Fabrikat ist. 
Als Wortlaut wird vorgeschlagen: „Hergestellt gemäß den Vorschriften 
der Lederkommission des Vereins Deutscher Bibliothekare vom 15. Fe¬ 
bruar 1911.“ 

Über die Prüfung des fertigen Leders und über Konservierungs¬ 
mittel enthielt der den Verhandlungen zugrunde gelegte Fragebogen 
noch folgende Fragen: 

A. Prüfung des fertigen Leders. 

1. Chemische Untersuchung. 

a) Was ist von dem natürlichen oder künstlichen Fettgehalt des fertigen 

Leders zu sagen ? 

b) Läßt sich das Vorhandensein freier Mineralsäuren durch die chemi¬ 
sche Analyse genau feststellen ? 

c) Welche sonstige Eigenschaften des Leders, die für seine Beurteilung 

von Bedeutung sind, lassen sich auf chemischem Wege feststellen? 

2. Mikroskopische Untersuchung. 


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Rundschau der Fremde — Französischer Brief 


91 


d) Kann die mikroskopische Untersuchung bei der Prüfung mit heran¬ 
gezogen werden? 

3. Mechanische Untersuchung. 

e) Ist die Feststellung der Dehnbarkeit und Zerreißfestigkeit bei Ein¬ 
bandledern wichtig? 

f) Auf welche Weise kann die Widerstandsfähigkeit des Narbens gegen 
Abscheuem ermittelt werden ? 

g) Bei der .Papierprüfung werden Falzmaschinen angewendet. Empfiehlt 
es sich für die Lederprüfung ähnliche Maschinen zu konstruieren, 
um festzustellen, wie ein Einbandleder beim Biegen in den Gelenken 
des Buches Widerstand leistet? 

B. Konservierungsmittel. 

h) Empfiehlt es sich, für Ledereinbände Konservierungsmittel anzu¬ 
wenden, besonders, wenn die Bücher in trockenen, heißen, hell be¬ 
lichteten Räumen aufbewahrt werden? 

i) Empfiehlt sich hierfür Lack und welcher? 

k) Sind die Einbände gelegentlich oder regelmäßig zu fetten, und 
womit ? 

Es wurde beschlossen, die Beantwortung dieser Fragen a—k, die 
gegenwärtig bei dem Stande der Wissenschaft und der praktischen Er¬ 
fahrung noch nicht möglich ist, einer Unterkommission zu überweisen, 
der das Recht der Kooptation beigelegt wurde. Dieser soll es vorzugs¬ 
weise obliegen, Material zu sammeln, das dem Zwecke der Feststellung 
von Normen dienen kann. 


RUNDSCHAU DER FREMDE. 

FRANZÖSISCHER BRIEF. 

Der beklagenswerte Brand der Universitätsbibliothek zu Turin Wwvlel- 
vor 7 Jahren hat die wissenschaftliche Welt lebhaft bewegt. Im fol-fiWflung von 
genden Jahre sprach der Kongreß zu Lieges den Wunsch aus, daß Handsdirifton. 
man die Folgen solcher verhängnisvoller Ereignisse im vorhinein 
durch Faksimilierung der hervorragendsten typographischen Schätze 
einigermaßen paralysieren sollte. Diesem Wunsche entspricht die 
eben gegründete „Societe frangaise de reproduction de manuscrits ä 
peintures“. Überdies will sie die Kenntnis dieser Meisterwerke 
weiteren Kreisen zugänglich machen, denn für viele Studien kann 
ein photographischer Abdruck das Original vollständig ersetzen. Und 
schließlich wird dieses, je seltener es selbst benützt werden muß, umso 
länger und sicherer vor Beschädigung geschützt sein. An der Spitze 
dieser Unternehmung steht Baron Eug. Fould-Springer, der sie frei¬ 
gebig subventioniert, ebenso wie der Kassier, M. Jacques Doucet, 
welcher bereits die Bibliotheque d’art et d’archeologie (vgl. diese 
Ztschr., 1910, S. 153) gegründet hat. Die Societe wird sich nicht 
auf die bloße Veröffentlichung von Denkmälern beschränken, sondern 
ihnen Bibliographien und Registern beigeben; vielleicht wird es 


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92 


Rundschau der Fremde 


später sogar möglich sein, das eine oder andere Blatt einzeln zu 
beziehen. Zuerst reproduziert werden soll eine Bibel aus dem 13. Jahr¬ 
hundert mit moralischen Betrachtungen, die in willkürlicher Zer¬ 
stückelung unter mehreren Sammlungen aufgeteilt ist, die Bi- 
bliotheque Nationale zu Paris, das British Museum und die Bodleiana 
zu Oxford. Von einem zweiten Exemplar haben sich einige Blätter 
im Besitze des Herrn Pierpont-Morgan in New-York erhalten, die 
eine Vervollständigung des ersten Exemplares gestatten. Das voll¬ 
endete Werk wird vier Bände umfassen. Es ist klar, daß diese fran¬ 
zösische Unternehmung den Forschern und Sammlungen zahlreicher 
Länder von Nutzen sein wird; man kann also hoffen, daß sie auch 
außerhalb Frankreichs mindestens Förderung finden wird. 

Bibliothöque Unsere Bibliotheque Nationale ist in letzter Zeit durch eine sehr 
nationale. ^ 0 ^ Kollektion von Handschriften und Werken bereichert worden, 

die der junge Orientalist Pelliot aus Zentralasien mitgebracht 
hat. 1 ) Man hat behauptet, daß dieser in einer lange vermauerten 
Höhle gefundene Schatz für die Erforschung des fernsten Ostens 
sich ebenso wertvoll erweisen werde als es die Bibliothek von Ale¬ 
xandria für die Kenntnis des klassischen Orients gewesen wäre. Sehr 
rasch verbreiteten sich eigentümliche Gerüchte über diese Erwerbung 
von außergewöhnlicher Bedeutung. Man deutete an, daß der kühne 
Reisende das Opfer einer Mystifikation gewesen sei und sich 
geschickt gefälschte Dokumente aus sehr junger Zeit zu einem be¬ 
stechend geringen Preise habe verkaufen lassen. Die Tagespresse 
bemächtigte sich dieses Klatsches um so lieber, als die Regierung 
sehr geneigt schien, für Mr. Pelliot zur Belohnung eine Lehrkanzel 
des College de France eigens umzugestalten; er wird sie auch sicher¬ 
lich besteigen. Pelliot, zu dessen Gunsten bereits zahlreiche Kund¬ 
gebungen erfolgt waren, von Michel Breal, Emile Senart, Ed. Cha- 
vannes, hat sich in mehreren Interviews wie auch in einem Artikel 
der Depeche de Toulouse (abgedruckt in der Revue archeologique 
1911, 1, p. 162— 166) energisch verteidigt. Man ist an diese Streitig¬ 
keiten unter den Orientalisten gewöhnt; ihre Wissenschaft ist sehr 
speziell, wenig Menschen beschäftigen sich mit ihr und man bedarf 
nicht vieler Studien, um das Laienpublikum zu täuschen, das von 
diesen Dingen noch weniger versteht als von irgend einer anderen 
Sache. Es scheint, daß hinter der Affäre Pelliot nichts weiter zu 
suchen ist. Mittelmäßige und eifersüchtige Orientalisten besonders in 
Frankreich sind es, die diesen Kampf geführt haben, und das ist sehr 
menschlich. Man muß festhalten, daß Gelehrte mehrerer Länder 
Handschriften aus derselben Gegend heimgebracht haben und daß 
Dr. Stein gerade unseren Landsmann aufgefordert hatte, diejenigen, 
die in den Besitz des British Museums übergegangen sind, zu kata¬ 
logisieren. Der Artikel setzt auseinander, daß die Handschriften nur 
wegen der notwendigen Katalogisierung und Restaurierung noch nicht 
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Diese Neuerwerbung 

») [Vgl. diese Zs. 1, 153 f.] 


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Französischer Brief 


93 


umfaßt mehr als 2000 Rollen, in soliden Futteralen, und ungefähr 
3000 fragmentarisch überliefert« Rollen und einzelne handschrift¬ 
liche Blätter, deren Ordnung und Instandsetzung lange und peinliche 
Sorgfalt beanspruchen. Ein Verzeichnis der modernen chinesischen 
Bücher existiert bereits; es enthält die vollständige Kopie der Titel 
mit ihrer französischen Transkription. Diese können bereits benützt 
werden und in wenigen Jahren wird ein detaillierter Katalog heraus¬ 
kommen. Was die Handschriften betrifft, so wird niemand an ihrer 
Authentizität zweifeln, der nur bedenkt, daß sie in verschiedenen 
Sprachen und zu 6ehr verschiedenen Zeiten abgefaßt sind und daß 
es zu ihrer Fälschung eines ganzen Stabes hervorragend gelehrter 
Forscher bedurft hätte; der Kaufpreis hätte sie nie und nimmer 
auch nur annähernd für ihre Mühe entschädigt. Und noch eines 
kommt hinzu: Unter den untergegangenen, von den Forschungs¬ 
expeditionen nach Zentralasien wieder zum Leben erweckten Sprachen 
nimmt das Sogdianische eine wichtige Stelle ein. Bei dem Mangel 
an größeren doppelsprachigen Texten stellten sich der Entzifferung 
dieser iranischen Sprache praktisch unüberwindliche Hindernisse 
entgegen. Nun hat Pelliot unter anderen sogdianischen Texten das 
Ms. einer Apokryphe mitgebracht, die sich in den Katalogen des 
8. Jahrhunderts verzeichnet findet und deren chinesische und tibe¬ 
tanische Version er seither aufgefunden hat (vgl. Comptes rendus 
de l’Acadcmic des Inscriptions, Sitzung vom 5. Mai 1911). Hieran 
haben wir sozusagen einen Probierstein. — Ende März kam im Hotel 
Drouot die Sammlung eines Liebhabers zum Verkauf, die koreanische, 
chinesische und japanische Kunstgegenstände umfaßt. Der Katalog 
war von Ernest Leroux herausgegeben. Bemerkenswert sind (vgl. pag. 
67 ff.) Bücher und Gravüren, gedruckt in Korea im 14. Jahrhundert. 
Denn lange vor Gutenberg kannte man die beweglichen Lettern in 
Korea. Eine dieser Inkunabeln, betitelt: Erbauliche Charakterzüge 
der Patriarchen, wurde im Jahre 1377 mittels gegossener Buchstaben 
in einem Kloster hergestellt, wie man aus dem Buche selbst fest¬ 
stellen kann. Eine große Zahl der Werke stammt auch aus dem 
15. Jahrhundert. Mehrere wurden von der Bibliotheque Nationale 
erworben. — Seit dem Jänner 1909 bietet das Bulletin mensuel des 
recentes publications frangaises der Bibliotheque Nationale (Paris, 
H. Champion) bemerkenswerte Verbesserungen. 1 ) — M. Albert Isnard 
hat einen Katalog der Königsurkunden (von Anbeginn bis auf Hein¬ 
rich IV.) begonnen. Der 1. Teil liegt bereits vor. (Imprimerie Natio¬ 
nale 1910.) Die Stücke sind chronologisch angeordnet. An der 
Spitze steht das Verzeichnis der Urkundensammlungen, die sich auf 
verschiedene Regierungen beziehen, allgemeiner Sammlungen und 
der Sammlungen von Urkunden für Spezialgebiete, wie den Klerus 
oder den Handel. Bis zur Vollendung der Publikation kann man 
die summarische Übersicht der verschiedenen Sammlungen in der 
Bibliotheque Nationale, die die Vorrede gibt, benützen. — Das Bul- 

*) [Vgl. diese Zs. 2, 54 f.] 


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Rundschau der Fremde 


letin du Bibliophile von 1910 setzt die Aufzählung aller Arbeiten 
fort, die wir dem Fleiße Leopold Delisles verdanken. Noch in seinem 
Todesjahre (1910) wurden zwei bedeutende Schriften aus seiner 
Feder neu verlegt: 1. Instructions elementaires et techniques pour 
la mise et le maintien en ordre des livres d’une bibliotheque (4. Ed.). 
2. Instructions pour la redaction d’un catalogue de manuscrits et 
pour la redaction d’un inventaire des incunables conserves dans les 
bibliotheques publiques de Franqe, bei Champion (schon 1884 in 
Commission kleiner Auflage gedruckt). — Die Commission superieure des biblio- 
supärieure. iheques, vom Unterrichtsministerium wieder in Bewegung gebracht. 

hat zwei in der Direktion des höheren Unterrichtswesens vorbereitete 
Gesetzentwürfe diskutiert und angenommen. Sie behandeln die Aus- 
stellung8-, Avancements- und Disziplinarvorschriften für das wissen¬ 
schaftliche Personal der Bibliotheken des Arsenals, der Mazarine, der 
Saintc-Genevieve und andrerseits der Universitätsbibliotheken. Den 
Dekreten muß eine Prüfung durch die Commission pour l’etude du 
Statut des fonctionnaires vorausgehen. Der Status der Beamten und 
die Gehälter an den Universitätsbibliotheken waren schon durch zwei 
Verordnungen vom 28. Juni 1910 festgesetzt, die das Bulletin de 
l’Association des bibliothecaires franqais 1910, p. 131 veröffentlicht 
— Einige Mitglieder der Kommission hatten Wünsche vorgebracht. 
Sie wurden von dem Permanenzausschuß geprüft und zum größten 
Teile verworfen. Man sprach sich besonders aus 1. gegen die Ver¬ 
leihung der juristischen Persönlichkeit an die Bibliotheken,^wodurch 
sie von Privaten Geschenke annehmen könnten;*) 2. gegen die 
Zulassung der Chefbibliothekare zum Universitätsrat mit beratender 
Stimme in Fragen ihres Ressorts; 3. gegen die Portofreiheit für die 
Sendungen der Bibliotheken unter einander. Man kann diesen blin¬ 
den Widerstand gegen Einrichtungen, die in manchen anderen Län¬ 
dern seit langem üblich sind, nicht genug beklagen. Der Permanenz¬ 
ausschuß hat nur den Grundsatz der Bezahlung der surnumeraires 
und einer Herabsetzung der zur fixen Anstellung erforderlichen 
Wartezeit angenommen. In diesem Zusammenhänge will ich auch die 
Notiz von Henri Courteault im Bibliographe moderne 14 (1910,), 
I.—III., erwähnen. Sie beschäftigt sich mit der Stellung der Archic- 
beamten in den Archives Nationales, die im Vergleiche zu dem, was 
bei den anderen Nationen für diese Beamten getan wird, allzu dürftig 
Bibliographie. ist. — Als Supplement der Revue des Bibliotheques setzt Georges 

Lepreux seine Gallia typographica ou Repertoire biographique et 
chronologique de tous les imprimeurs de France depuis les 
origines de 1’ imprimerie jusqu’ä la Revolution eifrig fort (Paris, 
Champion). Heft 1 (1909) behandelt Flandern, Artois und die 
Picardie; die Hefte 2 bis 3, beide von 1911, beschäftigen sich mit 
der Pariser Reihe (Paris und Ile de France), angefangen vom Livre 


*) [S. diese Zs. 1, 65.] 

*) Es handelt sich in erster Linie um Geldgeschenke. Die Geschenke von 
Büchern sind, wie J. Bott (Bull, de 1’ Assoc. des bibl. franc. 1911, p. 11 ff ) sagt 
nicht immer wertvoll, häufig entledigt sich der Spender nur unbrauchbarer Werke. 


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Französischer Brief — Aus dem Haag 


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d’or der königlichen Drucker. — Unter den neuen bibliographischen 
Repertorien sei die Bibliographie lorraine (1909 —1910) genannt, 
eine Übersicht über die geistigen, künstlerischen und ökonomischen 
Strömungen dieser Gegend. Sie ist mit einem alphabetischen Index 
der Namen der Verfasser, der Personen und Orte versehen (Annales 
de l’Est XXIV, 3). — Einige Zeitschriften erleichtern seit kurzem 
ihre Benützung durch Einführung von Generalregistern; so die 
Revue d’histoire moderne et contemporaine, Register der ersten 12 
Bände (1899—1909), Paris, Cornely, 1910; ferner die Gazette des Vermischtes. 
Beaux - Arts, Register der 50 ersten Jahrgänge (1911). — Das 
Bulletin de l’Association des bibliothecaires frangais druckt die An¬ 
sprache ab, mit der ihr Präsident Henry Martin die Reihe der diesen 
Winter an der Ecole des Hautes Etudes sociales gehaltenen Vorträge 
über die Bibliotheken eröffnet hat. Die vollständige Reihe wird vom 
Verleger Riviere veröffentlicht werden. 1 ) — Im Bibliographe mo¬ 
derne a. a. O. findet sich eine Studie von Mlle. J. Thevenin über die 
Blindenbibliothek Braille, ein Thema, mit dem sich diese Zeitschrift 
1. Heft schon beschäftigt hat. — Eine Ausstellung des Buches und 
der Presse soll die Ausstellung von Roubaix bieten. Dort wird alles 
über Kolonialfragen vereinigt sein, die Werke, die den Kolonisten 
nützlich oder angenehm sein könnten usw. 

Paris. Dr. Victor Chapot. 

(Aua dem Ms. des Verfs. übersetzt von Maja Löbr.) 


NIEDERLÄNDISCHES BIBLIOTHEKSWESEN. 

Aus dem Haag. 

Obwohl die älteren Werke über holländische Bibliothekswissen- Literatur, 
schaft nur von historischem Interesse sind und dem Verfasser eines 
Überblicks über den heutigen Zustand nicht nutzen, sei doch erwähnt, 
daß die eingehendste Arbeit über diesen Stoff enthalten ist in: 

J. J. F. Noordziek, „Archiefwezen 1826—1852“. (’s - Gravenhage, 

3853.) Seine Arbeit fand Nachfolge und verdienstliche Ergänzung 
durch den Italiener G. Valentinelli, in „Delle biblioteche e delle 
societä scientifico-letterarie della Neerlandia“ (W. S.-B., Phil.-liist. 

Kl., Bd. 38, Wien, 1862). Wir werden weiter sehen, daß ausgiebige 
moderne Literatur über dieses Thema existiert. 

Man wird es einem Beamten der Königlichen Bibliothek im Haag Haa fl- 
nicht, verübeln, wenn er hier den Beginn mit dieser Anstalt macht. Kfll- BiWhrtliek. 
Die Kgl. Bibliothek, welche die erste unter den Schwesteranstalten 
sein will, nimmt eine besondere Stelle ein; sie untersteht dem Mini¬ 
sterium des Innern, wie es mit den Universitätsbibliotheken der 
Fall ist; diese gehören jedoch zu der Abteilung „Unterricht“, jene 
gehört der Abteilung „Künste und Wissenschaften“. Sie ist ver- 

») [S. o. 1, 65, 152.] 


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Rundschau der Fremde 


% 


hältnismäßig jung, jedenfalls jünger als die Universitätsbibliotheken. 
Einen kurzen geschichtlichen Überblick entlehne ich dem Artikel 
von W. P. 0. Knüttel, „De koninklijke bibliotheek te ’s-Gravenhage“, 
in der „Tijdsehrift voor boek-en bibliotheekwezen“ III (1905). 

Nach der Abreise des letzten Statthalters Wilhelm V. war seine 
Büchersammlung in Gefahr verkauft zu werden; schon hatte man 
den Verkaufskatalog zum Teil abgedruckt, als glücklicherweise eine 
Änderung in die Pläne der Regierung kam und man beschloß (1798), 
die Sammlung aufzubewahren; man brachte sie nebst anderen Bü¬ 
chern, welche Eigentum des Reiches waren (zusammen zirka 5000 
Nummern) zu diesem Zwecke in das Versammlungsgebäude der 
jetzigen Ersten Kammer der Generalstaaten. Zum Bibliothekar 
wurde ernannt Charles Sulpice Flament, der schon im Jahre 1800 
einen Katalog abfaßte, wozu durch vier Jahre ein Supplementband 
erschien. Sein Bildnis befindet sich jetzt noch in der Bibliothek. 
Unter König Ludwig Napoleon wurde der Bücherschatz auf den 
Dachboden des allen Kunstfreunden bekannten „Mauritshauses“ ge¬ 
bracht und aufs neue geordnet (1807). Dank der Subvention der 
Regierung konnte in den Jahren 1S08 bis 1810 vieles Wichtige an¬ 
gekauft werden, im In- und Auslände. Im Jahre 1811, nach der Ein¬ 
verleibung unseres Landes in Frankreich, wurde durch ein kaiser¬ 
liches Dekret die Bibliothek der Stadt Haag geschenkt unter der Be¬ 
dingung, daß die Franzosen die Bücher, welche in der Pariser Biblio¬ 
thek fehlten, dahin entführen könnten; Bpäter sind aber die meisten 
nach Frankreich transportierten Werke zurückgegeben worden. Die 
Gemeinde Haag betrachtete indessen das Geschenk wie einen Klotz 
am Beine; der finanzielle Zustand der Stadt ließ zu wünschen übrig 
und an Ausdehnung der Bücherei war nicht zu denken. Jedoch enthielt 
sie damals schon 22.114 Werke. Man beeilte sich, die Last los zu wer¬ 
den, und bot sie dein Könige Wilhelm I. an, sobald er seinen Einzug im 
Haag gemacht hatte. Glücklicherweise wurde das Angebot nicht abge¬ 
lehnt. Der König ließ die Bibliothek in das prachtvolle, aus den 
Jahren 1734 bis 1738 stammende Gebäude schaffen, in welchem sie 
sich jetzt noch befindet. Wilhelm I. und der Kronprinz, der spätere 
Wilhelm II., haben dort auch gewohnt; die Erinnerung daran ist 
noch aufbewahrt in dem Namen „Königszimmer“, wo bis 1890 der 
Bibliothekar seinen Aufenthalt hatte und wo jetzt ein Teil der meist 
wertvollen Schätze der Bücherei aufbewahrt wird. Seit der Thron¬ 
besteigung Wilhelms I. hat die Bibliothek als Reichsanstalt geblüht. 
Der König selbst gab wichtige Geschenke. Von den zahlreichen Zu¬ 
wächsen (zum Teil Legaten) nenne ich nur: die Bücherei der Abtei 
Tongerloo (aufgehoben 1819), wo die Bollandisten gearbeitet haben; 
Nachlässe von R. M. van Goens, bekannt in unserer Geschichte; vom 
Historiker Van Wijn; von Van Limburg Brouwer (meist indologische 
Literatur) ; von De W'itte van Gitters (Literatur und Dramatik); 
von Groen van Prinsterer (Staatsrecht und Geschichte) ; weiter die 
Spinozana und die Schachbibliothek von Van der Linde. Das Kapital, 
das die Bibliothek im Anfänge besaß, ist 1844 aufgehoben und der 


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Aus dem Haag 


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Staatskasse einverleibt worden. Was das Budget betrifft, so belief 
es sich 1869 für Ankauf, Binderei etc. auf f. 4235; 1878 war diese 
Ziffer gestiegen bis f. 20.000, 1900 bis f. 27.500; für 1910 finde 
ich: Anschaffung usw. von Büchern, Verwaltung, Unterhaltskosten 
von Mobiliar, Beleuchtung und. Heizung f. 49.350; Gehälter 
f. 32.600; zusammen f. 81.950. Die große Vermehrung, die der 
Bücherschatz erreicht hat — man schätzt ihn jetzt auf zirka 560.000 
Bünde — war Ursache, daß öfter größere Lagerräume angestrebt 
wurden. Schon 1877 wurde ein Gebäude angekauft und mit der 
Bibliothek vereinigt. Außerdem wurden noch einige Zimmer frei, als 
nach dem Tode des bekannten Bibliothekars Campbell seinem Nach¬ 
folger freie Amtswohnung zugesichert wurde. Allein es war zu er¬ 
warten, daß auch das nicht genügen würde. Denn nicht nur die Bücher, 
sondern auch die Besucher begehrten mehr Raum. Die Zahl dieser letz¬ 
ten, 1890 12.230 betragend, wuchs 1902 bis 26.415, 1909 bis 73.684. 
Bis 1888 mußte das Publikum sich mit einem Lesesaale im 1. Stock¬ 
werke begnügen, später wurde im Hochparterre ein Bureau, anfäng¬ 
lich mit einem, später mit zwei Lesezimmern und einem Kunstsaale 
eingerichtet. Endlich erhob sich 1908 im Garten ein neues Ge¬ 
bäude, worin sich ein großer und. schöner Lesesaal, zu gleicher Zeit 
Kunstsaal, befand, mit etwa achtzig Sitzplätzen; nebenan befindet 
sich das Ausleihebureau, in dem auch der alphabetische und der 
systematische Katalog aufgelegt sind; weiter gibt es ein Zimmer 
für die Verwaltung und Magazinräume für mehrere Jahre, alles 
zentral geheizt und elektrisch beleuchtet. Die wichtigsten Bibliotheks¬ 
räume sind untereinander telephonisch verbunden. Obwohl im all¬ 
gemeinen die Bücher nicht nach Fächern geordnet sind, sondern 
formatmäßig aufgestellt, ist eine Ausnahme gemacht worden für die 
Kunstbücher, welche sich in einem Raume neben dem Lesesaale 
befinden, damit sie nicht unter einem langen Transport zu leiden 
haben. Im alten Gebäude behält das Direktorium seinen Sitz; auch 
bleiben hier die (jetzt zirka 5000) Handschriften aufbewahrt; sie 
können hier benutzt werden; ebenso gibt es Arbeitszimmer für 
Bibliotheksfunktionäre, während die übrigen Zimmer (wie bisher) 
als Depoträume benutzt sind. Das alte Lesezimmer wird restauriert 
zu einem Bibliotheksmuseum; vielleicht darüber Näheres in einem 
folgenden Briefe. Daß mit dem Wachstum der Sammlung und deren 
Benutzung auch das Personal sich vermehrt hat, versteht sich von 
selbst. Bestand es im Anfang des Jahres 1877 aus einem Biblio¬ 
thekar, einem Unterbibliothekar, einem Amanuensis, zwei Assistenten 
und einem Portier, so gibt es jetzt, alles gerechnet, 25 höhere und 
niedere Beamte. Das Publikum hat jetzt Zutritt täglich von 10 bis 
4 Uhr und vom 15. September bis 15. Juni wöchentlich an vier Aben¬ 
den von 7 bis 10 Uhr. Uber die gedruckten Kataloge ist folgendes zu 
sagen. Der Bibliothekar Holtrop fertigte 1856 eine lateinische Be¬ 
schreibung der Inkunabeln an. Seit 1866 erscheinen ganz inter¬ 
essante Jahresberichte, worin in systematischer Anordnung die Zu¬ 
wächse der Handschriften und Bücher beschrieben sind. In den 


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Rundschau der Fremde 


letzten Jahren erschienen in Druck die Kataloge der Pamphleten, 
der Geschichte (diese sind noch nicht alle fertig), der Kunst und 
der Bibliographie; außerdem sind noch zu erwähnen ein Katalog 
der „Oranje-Nassau w -Bücherei in der Kgl. Bibliothek (ein Verzeichnis 
von Handschriften und Büchern im Besitze des Hauses O. N. 1450 
bis 1702), eine Übersicht der im Lesesaale befindlichen und dem 
Publikum zur Verfügung stehenden Handbücher, Zeitschriften usw., 
nebst einigen kleineren Bibliographien, Südafrika, die Englische 
Bühne, Schriften über Bibelkritik und religiöse Fragen der letzten 
Zeit usw. betreffend. In Vorbereitung sind Kataloge über Sprach- 
kunde, Literatur und Recht. 

Eine wichtige Ausdehnung erfuhr die Tätigkeit der Bibliothek 
im vorigen Jahre durch die Gründung eines Bureaus für Dokumen¬ 
tation. Verzeichnisse unserer neuen Bücher gibt es schon lange 
(s. unten), auch erwähnen mehrere Zeitschriften und Zeitungen 
die wichtigsten Aufsätze aus anderen Periodicis, aber eine syste¬ 
matische Registrierung von alledem, was in niederländischen Zeit¬ 
schriften erscheint, fehlte bis jetzt; und daß doch ohne diese die 
praktische Benutzung mancher interessanter Mitteilungen und Auf¬ 
sätze unterbleibt, ist ohne weiters klar. Es entsprach also einem 
Bedürfnis, als die junge Monatsschrift „De Boekzaal“ seit 1908 
übersichtlich geordnete Listen von Aufsätzen publizierte, aus einer 
anfänglich beschränkten, aber allmählich wachsenden Zahl von Zeit¬ 
schriften. Und was öfter geschieht, sah man auch hier; wenn man 
lange auf etwas gewartet hat, so erscheint es bisweilen mit einem 
Male gleichzeitig an mehreren Stellen. Kaum war „De Boekzaal“ 
in Zug gekommen, da fing die bekannte Verlegerfirma Martinas 
Nijhoff an, einen solchen Index herauszugeben. Und kaum waren 
von diesem einige -Nummern erschienen, da fand die Regierung 
Gründe, im Staatsetat einen Betrag auszuwerfen für die Einrichtung 
einer Abteilung für Dokumentation an der Kgl. Bibliothek. Ohne 
I>ebatte wurde die Summe bewilligt. „De Boekzaal“ stellte jetzt 
seine Liste ein; der Nijhoff sehe Index besteht jedoch fort, und mit 
Recht, da er außer ungefähr 30 Zeitschriften auch einige große 
Zeitungen bearbeitet; die Namen der Verfasser und die Stichwörter 
erscheinen in einem Alphabet mit verschiedenen Typen. Die im 
Herbste eröffnete Abteilung für Dokumentation an der Kgl. Bibliothek 
beabsichtigt also, die Titel der in den niederländischen Serienwerken 
und Periodicis vorkomraenden Artikel zu verzeichnen, „insofern sie 
ursprünglich niederländische selbständige und Unterzeichnete Auf¬ 
sätze sind“. Seit dem Anfänge des Jahres 1911 werden dabei auch 
die Titeln von erschienenen Büchern publiziert, mit Ausnahme von 
Schulbüchern, Gesangbüchern und dergleichen. Damit auch Aus¬ 
länder diesen Apparat benutzen können, ist jedem Titel eine knappe 
Bezeichnung des Inhaltes des Artikels oder Buches hinzugefügt, 
wenn dieser nicht genügend aus dem Titel selbst erhellt; außerdem ist 
die Signatur des bekannten Deweyschen Dezimalsystems angegeben. 
Zirka 450 Periodica werden jetzt bearbeitet; man geht dabei zurück 


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Aus dem Haag 


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biß 1. Jan. 1910. Monatlich empfängt jeder Beteiligte Probebogen 
von zirka 400 Titeln; er hat nur anzustreichen, von welchen Titeln 
er Abdrücke auf Kartonzetteln braucht, sendet die Probebogen zurück 
und empfängt bald die Abdrücke, die er natürlich selbst ordnen kann, 
wie er es wünscht. Grundsätzlich ist kostenfreie Verbreitung an¬ 
genommen ; nur haben die Beteiligten das Porto auszulegen. Der 
Nutzen einer derartigen Publikation unterliegt keinem Zweifel. Er¬ 
stens wird der Grund gelegt zu einer zentralen, uniformen Titel¬ 
beschreibung, zweitens kann sich jedermann ohne Mühe für die 
Fächer, die ihn interessieren, ein Literaturverzeichnis anlegen. Schon 
nach einigen Jahren wird sich ein Apparat von unberechenbarem 
Werte gebildet haben. Die Zahl der Zeitschriften und damit die 
Schwierigkeit, etwas wiederzufinden, wovon man irgendwo gelesen 
hat, wächst vorläufig noch fortwährend. Und wer bisher die Ge¬ 
wohnheit hatte, einen wichtigen Aufsatz, dem er in einer Zeitschrift 
begegnet war, zu notieren, kann diese Arbeit jetzt unterlassen und 
seine Zeit produktiver benutzen. 

Neben der Kgl. Bibliothek kommen jetzt die Universitäts- Universitäts¬ 
bibliotheken in Betracht (Bekanntlich gibt es Reichsuniversitäten zu blbllotheken. 
Leiden, Utrecht, Groningen und eine (Reichs-)Technische Hochschule 
zu Delft; daneben eine Gemeinde-Universität zu Amsterdam.) Alle 
diese Büchereien in einem Überblick wie dieser so ausführlich zu 
besprechen wie die Königl. Bibliothek, geht nicht an. Überdies findet 
man manches über diese Materie in der weltbekannten „Minerva“; 

Zur Ergänzung lasse ich hier einige Literaturangaben folgen. Uber 
die Leidener Bibliothek (gegründet 1575) und deren Geschichte, Aus¬ 
breitung und Bibliothekare handelt sehr ausführlich P. C. Molhuysen, 
„Geschiedenis der Universiteitsbibliotheek te Leiden“, in der „Tijd- 
schrift voor boek- en bibliotheekwezen“ II (1904) und auch separat 
(vermehrt) herausgegeben (Leiden, 1905). Ein Artikel desselben 
Verfassers über die Leidener Titelzettel in Buchform erschien in 
den Mitt. des Österr. Ver. f. Biblw. VIII. — Uber Utrecht (1584) 
hat geschrieben G. A. Evers, „Het nieuwe gebouw der Universiteits¬ 
bibliotheek te Utrecht“, in der Zeitschrift „Eigen Haard“, 1909, Seite 
630 ff., und „De bibliotheek der Rijksuniversiteit te Utrecht“ in der 
„Tijdschrift voor b. en b.“ VII (1909) ; überdies J. F. van Someren, 

„De Utrechtsehe Universiteitsbibliotheek, haar geschiedenis en kunst¬ 
schatten voor 1880“ (Utr. 1909). Zu erwähnen ist, daß wegen des be¬ 
unruhigenden Zuwachses des Bücher Schatzes und wegen des Zustandes 
des alten Gebäudes ein neues errichtet und 1909 eröffnet wurde. Ich 
hebe hervor, daß das Publikum nicht mehr wie bisher zum Magazin 
zugelassen ist; der neue Lesesaal hat 36 Plätze, jeder mit einer 
Schublade, die abgeschlossen werden kann, ein großer Vorteil für 
alle, die mit einer Arbeit von langer Dauer beschäftigt sind; im 
Dachboden ist ein photographisches Atelier mit Dunkelkammer ein¬ 
gerichtet. — Amsterdam (1578) ist beschrieben von H. O. Rogge, 
„Geschiedenis der stedelijke boekerij van Amsterdam“ (Amst. 1882) 
und von C. P. Burger jun., „De Aansterdamsche Univ.-Bibliotheek. 


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Spvzlat- 

Sammlungen. 


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Rundschau der Fremde 


Feiten en cijfers“ (Anist. 1902). — Uber Groningen, (1615) s. einen 
Abschnitt in W. J. A. Jonkbloet, „Gedenkboek der Iloogescliool te 
Groningen“ (Gron. 1864); C. van der Ven in der Zeitschrift „Eigen 
Haard“ (Jahrgang 1S9S) und II. Bruginans in „Historische Avonden, 
uitg. door het Hist. Gen. te Gron.“ (1896). Das Publikum hat hier 
noch freien Zutritt zum Magazin. — Uber die Bibliothek der Tech¬ 
nischen Hochschule zu Delft (1842) findet man einen Artikel von 
H. H. R. Roclofs Hevrmans in „Gedenkschrift van de Kon. Academie 
en van de Polytechnische school ter gelegenheid van de oprichting van 
de Technische hoogeschool te Delft“ (Delft, 1906). Die Errichtung 
eines neuen Gebäudes, schon seit langer Zeit gewünscht, ist gesichert. 
— Außer den erwähnten Artikeln und Büchern gibt es „Jaarboeken“ 
der drei Reichs-Universitäten zu leiden, Utrecht und Groningen und 
ein „Verslag van de lotgevallen der Technische Hoogeschool“, die alle 
kurze Mitteilungen über den Zustand der Bibliotheken enthalten; 
Groningen fügt eine Liste der Neuerwerbungen hinzu. Auch findet 
man etwas im (jährlichem) „Verslag van den Staat der hoogere . . . 
scholen“, einer Beilage zu den „Verslag der Uandelingen van de 2° 
Karner der Staten - Generaal“. Amsterdam publiziert zwar auch ein 
„Jaarboek“, aber besser ist für unseren Zweck das „Verslag omtrent 
den Staat van de bibl. te Anist.“, im „Verslag van den toestand der 
gemeente Amsterdam.“ — 

Mit den Universitätsbibliotheken sind bekanntlich andere 
Büchereien vereinigt, z. B. im Gebäude der Leidener Bibliothek be¬ 
findet sich die Bücherei der „Maatschappij der Nederlandsche Letter¬ 
kunde“ und die des „Seminarium der Remonstrantsche broeder- 
schap“; nicht nur im selben Gebäude, sondern zur Bibliothek ge¬ 
hörig ist die „Thvsiana“. Amsterdam hat u. a. seine Rosentbaliana, 
das Vondel-Museum, das „Aardrijkskundig Genootschap“; Groningen 
die Gesellschaft „Proexcolendo jure patrio“ usw. — Zur Erhaltung der 
fünf Reiehsbibliothekon waren im Reichsetat für 1910 folgende 
Summen (für persönliche und materielle Ausgaben) eingesetzt: 
Haag f. 81.950, Leiden f. 52.340, Utrecht f. 34.525, Groningen 
f. 23.300, Delft f. 26.600 (und außerordentlich 1. Rat© für den 
Neubau f. 75.000). Für die Kommunale Universitätsbibliothek zu 
Amsterdam finde ich f. 44.870. 

Außer diesen sechs großen Bibliotheken und den in diesen ein¬ 
verleibten gibt es noch eine Menge Spezialsammlungen (u. a. in 
Museen) und Büchereien von gelehrten Gesellschaften. Mehrere sind 
erwähnt im „Staatsalmanak voor het koninkrijk der Nederlanden . 
Ich greife in diese große Zahl hinein. Im Haag befinden sich z. B. 
das Museum-Meerman (Inkunabeln und Handschriften), die Biblio¬ 
thek des „Koninkl. Instituut van Ingenieurs“, die „Koloniale Bibi, 
van het Kon. Instituut voor taal-, land- en volkenkunde van Ned.-Indie 
en het Indisch Genootschap“, die Bibliotheken von einigen Staats¬ 
ministerien, eine Bibliothek für Blinde; in Utrecht die ausgezeichnete 
Bücherei einer Lebensversicherungsgcsellschaft; in Amsterdam die 
der „Doopsgezinde gemeente“ und der „Vereenigung voor Noord- 


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Aus dem Haag 


101 


Nederlands muziekgeschiedenis“, der „Vereenigung ter bevordering 
van de belangen des boekhandels“; in Haarlem eine technische Bü¬ 
cherei. Daneben findet man die merkwürdige „Librye“ (1561—64) 
zu Zutphen und einige alte Stadtbibliotheken, u. a. zu Leeuwarden, 
Deventer, Gouda, Maastricht, Arnhem, Haarlem, und Provinzial¬ 
büchereien. Die meisten dieser Anstalten sind aber weder den ganzen 
Tag, noch umsonst für jedermann zugänglich und bilden (auch durch 
ihre Einrichtung) einen Gegensatz zu einer wichtigen Gruppe, der 
ich jetzt eine etwas ausführliche Besprechung widme. 

Es sind die „öffentlichen Lesehallen“, unter denen ich in der 
Folge dieser Besprechung verstehe: „Leseanstalten von allgemein bil¬ 
dendem Charakter, deren Bücherbestand unparteiisch gewählt ist, 
und deren Sammlungen umsonst dem Publikum zugänglich sind.“ Der 
zentrale Punkt der Bewegung für dergleichen öffentliche Lesehallen, 
welche erst seit 1900 in unserem Lande bestehen, ist die „Vereeni- 
ging voor Openbare Leeszalen en Bibliotheken“, gegründet 1908. 
Schon 1906 kam ein zentrales Bureau zustande (anfänglich unter 
Leitung der öffentlichen Lesehalle zu Dordrecht, später unter der 
des Sekretärs des Vereins), dessen Aufgabe es war, über alles, was 
Bibliotheksverwaltung betrifft, Auskünfte zu geben, als Zentral¬ 
anstalt sich an die Regierung um Überlassung aller ihrer Publi¬ 
kationen zu wenden und den Tausch von Duplikaten zwischen 
Lesehallen zu erleichtern. Das Bureau hat in wiederholten 
Fällen die auf dasselbe gesetzten Erwartungen gerechtfertigt, indem 
es Ratschläge gab über die Einrichtung der Kataloge, über Propa¬ 
ganda, Kostenaufstellung usw. Dadurch kam auch ein Archiv von 
nicht geringer Wichtigkeit zusammen. Neben dem Bureau entstand, 
wie gesagt, 1908 der Verein; einer seiner Begründer, jetzt noch sein 
Sekretär und eine seiner wichtigsten Triebkräfte ist Dr. H. E. 
Greve, der schon sein Interesse an diesem Gegenstände durch eine auch 
ins Deutsche übersetzte Inauguraldissertation gezeigt hat („Das Pro¬ 
blem der Bücher- und Lesehallen“, Amst. 1907). Die erste Arbeit 
des Vereins war es, das Gesuch verschiedener Lesehallen um die 
Erneuerung einer Reichssubvention (welche schon für 1908 zuge¬ 
standen war) durch eine allgemeine Adresse zu unterstützen (Okt. 
1908). Es war schon ein befriedigendes Resultat, als bei der Debatte 
in der Abgeordnetenversammlung die Adresse und die in dieser ent¬ 
haltenen Angaben mehrmals benutzt wurden. Die Regierung gab 
als Zeichen der Anerkennung des Prinzips der Reichssubvention 
schon für das Jahr 1910 die zwar kleine Summe von f. 500.— All¬ 
mählich wird der Verein ein Zwischenglied zwischen Lesehallen und 
Regierung. Der Verein richtete ein Rundschreiben an die schon ge¬ 
gründeten Lesesäle, in welchem empfohlen wurde, bei der Wahl der 
Vorstünde politische Neutralität zu bewahren und in Anbetracht der 
damaligen (und heutigen) Zusammensetzung der Regierung die An¬ 
stalten am Sonntag nur während einiger weniger Stunden zu öffnen. 
Eine andere Sache, mit welcher der Verein sich beschäftigte, war die 
Ausbildung von Bibliotheksbeamten, die bisher ganz vernachlässigt 

t 7 


öffentliche 

Lesehallen. 


Verein. 


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102 


Rundschau der Fremde 


Staat und 
Lesehalle. 


war. Die einzige Ausbildung, die man bekommen konnte, war in 
einer Bibliothek oder in einem Antiquariat. Leute, deren Bildung 
sich enzyklopädisch entwickelt hat und die dabei praktisch veranlagt 
sind, werden von vielen für die besten Beamten gehalten. Der Verein 
wünschte jetzt eine bessere Vorbereitung und gewann mehrere Sach¬ 
verständige für Kurse über Bibliographie, Entstehung des Buches, 
Einband, Lesesaal Verwaltung, Abfassung eines Kataloges, Literatur¬ 
geschichte, Literatur der Geschichtswissenschaft usw. Hauptsächlich 
waren cs Damen, die diesen Kursen folgten; einige dieser Schülerin¬ 
nen besuchten sogar Public Libraries in England und arbeiteten dort. 
Außer der oben erwähnten Adresse wurde eine Flugschrift heraus- 
gegelxui, in welcher der Zweck und die Tätigkeit des Vereins darge¬ 
legt. sind: danach folgten die Übersetzung einer Arbeit über ameri¬ 
kanische Bibliotheken und dergleichen Propngandaschriften über nor¬ 
wegische Volksbibliotheken und londoner Public Libraries. Die schon 
erwähnte Monatsschrift „De Boekzaal“ wurde offizielles Organ des 
Vereins. Da aber im Stadium, in welchem sich jetzt die öffentliche 
liosohallen-Bewegung befindet, eine ausschließlich den Lesesälen ge¬ 
widmete Zeitschrift einen zu beschränkten Leserkreis haben würde, 
enthält dieses Organ außer Aufsätzen über Bibliotheksverwaltung, 
Bibliographie, Abfassung eines Kataloges, Typographie und kurzen 
Mitteilungen iil>er Bibliotheken auch manches Wichtige über moderne 
Literatur. Einige Male wußte der Redakteur sich die Mitwirkung 
von Ausländern zu verschaffen. Eine spezielle Lieferung, ausschlie߬ 
lich den öffentlichen Lesehallen gewidmet, ist in 2000 Exemplaren 
zur Propaganda unter den Stadtverordneten in SO unserer größten 
Gemeinden verteilt worden. Weitere Propagandamittel waren u. a. 
Vorlesungen mit Lichtbilder, zu welchem Zwecke der Verein eine 
schöne Sammlung von Platten besitzt. 

Uber das Verhältnis zwischen Obrigkeit und Öffentlichen Lese¬ 
hallen ist ausführlich gesprochen in einer der Jahresversammlungen 
des Vereins. Man kam zu der Konklusion, daß der Staat für Lesesaal¬ 
zwecke den Gemeinden eincSubvention geben könne innerhalb gewisser 
Grenzen; mit dieser Subvention könne er die Bedingung verbinden, 
daß in der betreffenden Gemeinde selbst ein gewisser Betrag für 
diesen Zweck gesichert sei. Man könnte die Forderung stellen, daß 
die Bibliothek einen gewissen Prozentsatz von Bildungswerken neben 
den Erholungs- und Unterhaltungsschriften besäße; daß eine richtige 
Verwaltung gesichert und Pornographie am strengsten ausgeschlossen 
sei. Ich erwähnte schon, daß 1907 für Lesesäle eine Reichssubvention 
zugestanden war (also für das Jahr 1908) ; 1908 wurde sie nicht 
erneuert; 1909 warf man f. 500 für den Verein ans; 1910 
wuchs diese Summe bis zu f. 1500, indem man auch einen 
Betrag zur Verfügung der Lesesäle stellte. Aber die Regierung 
tat mehr. Die Verweigerung der Subvention für 1909 wurde damit 
begründet, daß der Minister eine genügende Zahl von Angaben abzu- 
warten wünschte als Basis für die Aussetzung eines Betrags. Denn 
außer einigen im Anfänge dieses Briefes erwähnten Arbeiten gab 


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Aus dem Haag 


103 


es keine einzige statistische Übersicht über unsere Bibliotheken. Aber 
jetzt begann das Zentralbureau für Statistik eine ausführliche Unter¬ 
suchung und so erblickte die wertvolle „Statistiek der Openbare Lees- 
zalen en Bibliotheken“ (’s - Grav. 1910) das Licht der Welt. Allein 
der Begriff „öffentliche Lesehallen und Bibliotheken“ ist in dieser 
Übersicht etwas weit genommen, denn sie versteht darunter Anstalten, 
zugänglich für das Publikum, in diesem Sinne, daß keinen Anfor¬ 
derungen entsprochen zu werden braucht außer finanziellen. Die An¬ 
lage ist also vielleicht etwas zu groß, wo es nur galt, einige Lesesäle 
im Lande zu subventionieren. Das hindert aber nicht, daß in dieser 
Statistik ausführliche Angaben zu finden sind über die Zahl der 
Bücher, Besuch, Lesestunden, Etat usw. von mehr als 600 Biblio¬ 
theken; dabei sind u. a. auch die Büchereien der Toynbee-Vereine 
erwähnt, der „Maatschappij tot nut van het algemeen“, vom „Pro¬ 
testantenbund“, von katholischen Vereinen, einer Bibliothek für 
Blinde und Wanderbibliotheken. Man sieht schon daraus, welches 
wertvolle Material hier zusammengebracht ist. 

Das tat also der Staat. Und was kann die Gemeinde tun? Ihr Gemeinde und 
sollte, so lautete weiter die oben angeführte Konklusion, die Be- Lesehalle, 
fugnis gegeben werden, eine oder mehrere Büchereien in Verwaltung 
zu nehmen oder die Vereine, welche Lesesiile, für jedermann umsonst 
zugänglich, in Betrieb setzen, zu subventionieren; weiter könnte sie 
Grund in Erbpacht geben und einen Ausschuß ernennen, vorzugs¬ 
weise aus Mitgliedern des Gemeinderates, aus Vorstandsmitgliedern 
von Bibliotheken und weiter aus mündigen Gemeindegliedern, zur 
Beaufsichtigung des ganzen örtlichen Bibliothekswesens. Eine kom¬ 
munale Öffentliche Lesehalle besitzt schon Rotterdam; dem einen 
Lokale wurde sogar im vorigen Jahre ein zweites (untergeordnetes) 
hinzugefügt, in einem anderen Stadtteile, und wahrscheinlich werden 
mehrere Gebäude folgen. Ich erwähne, daß ein Ungenannter 
f. 100.000 für Bibliothekszwecke spendete! Vielleicht wird, wie in 
Rotterdam, auch anderswo die öffentliche Lesehalle sich aus einer 
alten städtischen Bücherei entwickeln. Die meisten öffentlichen Lese¬ 
säle aber sind gegründet von Vereinen von Privatpersonen, oft durch 
das Reich oder durch die Gemeinde oder durch beide subventioniert, 
bisweilen in der Form, daß ein Saal zur Verfügung gestellt wird. So 
erhält der öffentliche Lesesaal im Haag seit kurzem eine jähr¬ 
liche Subvention von f. 8000, vermehrt um den Mietzins eines 
Saales, welche Subventionen vorläufig für den Zeitraum von drei 
Jahren gesichert sind. Leider zeigt die Ziffer der Beiträge von Privat¬ 
personen, wenn nicht eine Abnahmetendenz, dennoch ein nur sehr 
geringes Wachstum, sobald der Betrag der Subvention steigt; eine 
beklagenswerte, aber nicht unverständliche Tatsache. In Utrecht 
schenkte die Gemeinde Grund in Erbpacht. Bemerkenswert ist dabei, 
daß hier zum ersten Male in unserem Lande zu diesem Zwecke ein 
eigenes Bibliotheksgebäude errichtet werden soll. Außer den genannten 
Lesesälen gibt es welche in Alkmaar, Appingadam, Dordrecht, Gro¬ 
ningen, Hilversum, Leeuwarden, Leiden, Sneek, Zutphen; andere sind 


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104 


Rundschau der Fremde 


in Vorbereitung und glücklicherweise bricht allmählich die Ansicht 
sich Bahn, daß man nicht fragen soll, mit wie wenig Mitteln es möglich 
ist, eine öffentliche Lesehalle zu errichten, aber daß es besser ist, 
nicht anzufangen, wenn keine sichere Grundlage besteht Ebenso wie 
die Universitätsbibliotheken nehmen auch die Lesesäle andere Bü¬ 
chereien in sich auf. Wie sich das Verhältnis zwischen Universitäts¬ 
bibliotheken und Lesesälen in Städten entwickeln wird, wo es beide 
gibt (oder im llaag zwischen der Kgl. Bibliothek und dem öffentlichen 
Lesesaal), wird die Zukunft lehren. Zweifelsohne haben beide ihre 
besondere Aufgaben zu erfüllen; gut organisiertes Zusammenwirken 
scheint dabei aber wünschenswert. In der letzten Zeit tritt das 
Bedürfnis nach technischer Literatur in den öffentlichen Lesesälen 
zu Tage. In Zusammenhang hiemit beschloß vor kurzem die Jahres¬ 
versammlung des Vereins für öffentliche Lesesäle die Ernennung 
einer Kommission, die möglichst bald eine erklärende Übersicht über 
die technische Literatur abfassen soll. 


Oie Lesehalle 
und die 
Parteien. 


Ich will diese Mitteilungen über die öffentlichen Lesesäle nicht 
beenden, ohne zu bemerken, daß die Katholiken bei uns dieser 
Bewegung nicht günstig sind; es zeigt sich dieses ebensowohl bei den 
Debatten in der Abgeordnetenversammlung und in den Gemeinde¬ 
räten wie in Zeitungspolemiken. Wenn Katholiken, so wird ange¬ 
führt, im Vorstände der Ix?scsiile säßen, so sähe das so aus, als ob 
Katholiken ohne Anstoß diese Anstalten besuchen könnten; in Wahr¬ 
heit fände der katholische Leser dort auch Lektüre, die seiner Reli¬ 
gion und Ethik gefährlich werden könne. Wohl habe auch ein katho¬ 
lisches Vorstandsmitglied Einfluß auf die Neuerwerbungen, aber ver¬ 
hindern, daß andere als katholische Lektüre herein komme, könne 
es nieht. Wogegen jedermann, der das Wesen der Bewegung begreift, 
einwenden wird, daß Mitwirkung auch von katholischer Seite sich 
sehr empfiehlt, erstens um nach außen zu zeigen, wie man wirklich 
Neutralität erstrebt, und zweitens damit man weiß, was von katho¬ 
lischer Seite in die Bücherei aufgenommen werden muß. Es sei doch 
im Vorbeigehen gesagt, daß in den periodischen Bücherverzeichnissen 
(8. u.) die Angaben von katholischen Neuerscheinungen oft fehlen; 
auch wurden anläßlich der im vorigen Sommer in Amsterdam 
gehaltenen „Ausstellung des Buches“ die katholischen Buch¬ 
händler angegriffen — sogar von einem Glaubensgenossen las ich 
ein scharfes Wort — wegen ihres Mangels an Energie und 
Unternehmungsgeist. Man behauptet, daß öffentliche Lesehallen von 
katholischer Seite in Vorbereitung sind; ob sie wirklich zustande 
kommen werden, steht dahin. Eine „R. K. Centrale Leesbibliotheek“ 
gibt es in Amsterdam und daneben erwähnt, wie gesagt, die „Stati- 


stiek“ viele R. K. (kleine) Volksbüchereien. 

Gute Schritten. j n engem Zusammenhang mit den Bestrebungen der öffentlichen 
Propaganda. Lesehallen steht die Frage, wie man billig gute Literatur verbreitet 

Eine ausführliche Behandlung dieses Problems paßt wohl nicht in 
den Rahmen dieses Briefes, aber ich kann nicht umhin, die Leser 
aufmerksam zu machen auf die seit einigen Jahren hier bestehende 


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Aus dem Haag 


105 

„Maatschappij voor goede en goedkoope literatuur“; der Name dieses 
Vereins ist klar; er entspricht einem Bedürfnisse und versieht das 
Publikum zu äußerst geringen Preisen mit vorzüglicher Literatur des 
In- und Auslandes, oft mit Einleitungen und Illustrationen versehen. 

Einen niederländischen Brunet gibt es leider noch nicht. Der ß,b,lo g ra P hlB - 
erste Schritt dazu wurde von dem bekannten Amsterdamer Buch¬ 
händler Frederik Müller gemacht. Seine Absicht war, biblio¬ 
graphische Monographien herauszugeben und diese später zu einer 
allgemeinen niederländischen Bibliographie zu vereinigen. Ihm selbst 
war es nicht besehieden, die zur Verwirklichung seiner Pläne nötige 
Stiftung begründet zu sehen. Seine Freunde aber, mit denen er aus¬ 
führlich seine Wünsche besprochen hatte, gingen an den Versuch, 
diese Absichten auszuführen. Der Erfolg, den sich F. Müller vor¬ 
gestellt hatte, ist zwar nicht erreicht, aber doch sind einige Biblio¬ 
graphien erschienen, die als wichtige Akquisitionen für die nieder¬ 
ländische Bücherbeschreibung zu betrachten sind, so P. A. Tiele, 

„Land- en Volkenkunde“ (Amsterdam, 1884); J. H. W. Unger, 

„Vondel’s werken“ (Amsterdam, 1888); W. P. C. Knüttel, „Kerk- 
geschiedenis“ (Amsterdam, 1889); W. Nijhoff, „Plaatsbeschrijving“ 
(Amsterdam, 1894) ; J. F. van Someren, „Beschrijvende catalogus 
van gegraveerde portretten van Nederlanders, vervolg op F. Müllcr’s 
Catalogus van 7000 portretten“ (Amsterdam, 1881—1891, 3 T.). Zu 
einer Bibliographie von Liedersammlungen hat schon Th. I. J. Arnold 
wertvolles Material gesammelt, aber weder er, noch andere, die nach 
ihm daran gearbeitet haben, fanden Zeit oder Gelegenheit, diese Arbeit 
zu vollenden. Seit der Errichtung des „Frederik Müller-Fonds“ (1879) Frederik 
sind die Anschauungen über Bibliographie in vielen Hinsichten ge- Müller¬ 
ändert und da auch die Regeln, welche man bei der Errichtung Fonds, 
gemacht hat, schwer durchzuführen sind, hat man die Statuten der¬ 
artig erneuert, daß die Mitarbeiter freier sind als bisher in der Be¬ 
handlung ihrer Materie. Seit langem hat aber der „Frederik Müller- 
Fonds“ nichts herausgegeben. Auch die „Bibliotheca Belgien“ macht Blbllotheca 
in den letzten Jahren keine raschen Fortschritte; bekanntlich be- Belglca. 
schreibt sie äußerst genau alle von Holländern oder Belgiern geschrie¬ 
benen oder in Holland und Belgien gedruckten oder sich auf eines 
dieser Länder beziehenden Werke, anfänglich nur des 15. und 
16. Jahrhunderts; aber allmählich entwickelt sich ihre Tätigkeit 
weiter fort in die Richtung der Abfassung von Monographien über 
belgische und holländische Verfasser. 

Andere Beiträge zum niederländischen Brunet bilden die große Bibliotheks- 
Zahl Bibliothekskataloge. Weiter gibt es einen „Catalogus der natio- und andere 
nale tentoonstelling van het bock (retrospectieve afdeeling) in het Kataloge, 
gemeentemuseum te Amsterdam, Juni-Augustus 1910; proeve van Spezlalblbllo- 
een lijst van in Noord-Nederland versehenen boeken van den vroegsten graphlen. 
tijd tot op beden“. Dem einzigen Band, eine interessante Probe (nur 
kein Katalog der Ausstellung), werden noch ein- oder mehrere fol¬ 
gen; wenn alle Abteilungen fertig sein werden, wird dieser erste 
Druck als Basis für einen zweiten ergänzten dienen können. Eine Liste 


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Rundschau der Fremde — Aus dem Haag 


10<> 

von bio- und bibliographischen Werken befindet eich in P. Fr. B. 
Kruitwageu „Over eene Bibliotheca catholica neerlandica impressa“ 
(Roermond, 1910). Wertvolle Antiquariatekataloge sind u. a.: Bur- 
gersdijk en Niermans, „Bibliotheca theologica“ (Lugd. Bat. 1900); 
Nijhoff, „Catalogue de livres concernant l’histoire et la topographie 
des Pays - Bas“ (La Uaye, 1896) und sein „Catalogue de livres sur 
la guerre de 80 ans“ (La Haye, 1908). Dieser letztere bietet, neben 
den Pamphletkatalogcn unserer großen Büchereien, bedeutendes Ma¬ 
terial zur Bibliographie der niederländischen Geschichte, ein Thema, 
das in den letzten Jahren oft zur Sprache gebracht wurde. Welcher 
Bibliograph oder Historiker wird diese Riesenarbeit unternehmen? 
Ich erwähne in diesem Zusammenhänge die in jeder historischen 
Bibliothek unentbehrliche Arbeit des Leidener Konservators L. D. 
Petit: „Repertorium der verhandclingen betreffende de geschiedenis 
des Vaderlands, in tijdschriften en mengelwerken versehenen tot op 
1900“ (Leiden, 1907). Von bibliographischen Arbeiten der letzten 
Zeit liebe ich noch hervor einen zweiten Teil vom selben L. D. Petit: 
„Bibliographie der middelnederlandsche taal-en letterkunde; (II) 
de literatuur von 1888-—1900 omvattend“ (Leiden, 1910). Kleiner, 
aber auch ganz praktisch ist: A. J. van Rijnbach, „Repertorium van 
tijdschriftartikelen betreffende Nederlandsche monumenten van ge¬ 
schieden is en kunst, 1901—1908. Met supplem., 1909“ (Leiden, 
1909—1910). P. Gouda Quint faßte „Grondslagen voor de biblio- 
graphie van Gelderland“ ab (Arnhem, 1910). Zwar kein Katalog, 
aber doch wichtig genug, um ihn hier zu nennen, ist: W. P. van 
Stockum jr., „La librairie, Pimpriinerie et la presse en Hollande, ä 
travers quatre siecles. Documenta pour servir ä Phistoire de leurs 
relations internationales, recueillis et annotes“ (La Haye, 1910); eine 
sorgfältig gewählte Sammlung von Titeln und anderen Blättern, 
Briefen und Zeitungen in Faksimile, ein schlagender Beweis unseres 
Unternehmungsgeistes und der Blüte, in der Buchdruckerkunst und 
Schriftgießerei vor einigen Jahrhunderten gestanden haben. 

Zeitschriften. Die zwei Zeitschriften „Tijdschrift voor boek- en bibliotheek- 

wezen“ (seit 1903) und „De Boekzaal“ (seit 1907) führte ich schon 
öfters an. Im allgemeinen ist die erstere mehr wissenschaftlich und 
historisch, die letztere, insbesondere seitdem sie Organ der „Vereeni- 
ging voor openbare Leeszalen“ geworden ist, mehr praktisch und 
aktuell: scharfe Grenzen sind aber nicht zu ziehen. 

Schließlich sei noch darauf hingewieseu, daß es halbwöchentliche 

Buchhändler- Verzeichnisse der neuen Bücher gibt im „Nieuwsblad van den boek- 
blbllo- handel“ (Amsterdam) ; ein monatliches in der „Nederlandsche Biblio¬ 
graphien. grapliie; lijst van nieuw versehenen boeken, kaarten, enz.; uitgave 

van A. W. Sythoff’s uitgeversmaatschappij“ (Leiden) ; und ein jähr¬ 
liches in „Brinkman’s Catalogus van boeken, plaatwerken enz. * 
(Amsterdam); die letzteren Jahrbücher werden zehnjährlich kom¬ 
biniert; im April dieses Jahres wurde die erste Lieferung des 
zeniums 1901 —1910 herausgegeben, bearbeitet von R. van der Meulen. 

Mai 1911. C. H. Ebbinge Wubben. 


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Volksbibliotheken — Literaturübersicht 


107 


VOLKSBIBLIOTHEKEN. 

DIE POPULÄREN BIBLIOTHEKEN DES DEUTSCHEN SPRACH¬ 
GEBIETES IN DEN JAHREN 1910 (SCHLUSS) UND 1911 (ANFANG). 

Literaturübersicht. 

Schon in den letzten Jahren war öfter das Problem der Bibliotheks- 
Organisation des populären Bibliothekswesens ira großen zur Sprache polWL 
gekommen und Fragen, wie die des allgemeinen Bücherbedürfnisses, 
die der Verpflichtung der offiziellen Instanzen, insbesondere der 
Kommunen demselben gegenüber, die der Zentralisation, und andere 
waren diskutiert worden. Ein Hilfsmittel zur Bearbeitung solcher 
Fragen soll nun das neuerschienene Verzeichnis von Bennata Otten 1 ) 
bilden, welches — für das deutsche Reich — in alphabetischer 
Anordnung nach Ortschaften sämtliche populären Bibliotheken in 
Orten mit mehr als 10.000 Einwohnern mit näheren Angaben über 
Etat, Verwaltung, Leihgebühr, Entleihungsziffern usw. auf führt, 
dabei aber auch diejenigen in Betracht kommenden Ortschaften 
besonders hervorhebt, in denen es an populären Bibliotheken noch 
ganz fehlt. — Die Besprechungen von Liesegang*) und W. Hofmann,*) 
die die Schrift erfahren hat, äußern sich mit einer gewissen Über¬ 
einstimmung dahin, daß dieselbe zwar als Versuch zu begrüßen sei, 
aber noch einige Lücken und Unzulänglichkeiten — auf solche weist 
besonders Hofmann hin — enthalte, die bei einer Neuauflage 
korrigiert werden müßten. 

Ein flüchtiges Durchblättern dieses Verzeichnisses erweckt 
den Eindruck, als ob es mit unserem Volksbibliothekswesen ganz 
erfreulich bestellt wäre. Die Ortschaften ohne Volksbibliothek treten 
doch numerisch ganz bedeutend zurück. Indessen dieser günstige 
Eindruck schwindet, sobald man sich etwas mehr in die einzelnen 
Angaben über Etat- und Personal Verhältnisse, haupt- und neben¬ 
amtliche Verwaltung, Öffnungszeiten uam. vertieft. Und es fehlt 
auch nicht an Stimmen, die sich teils mit Beziehung auf das 
Ottensche Verzeichnis, teils völlig unabhängig davon, in dieser 
Hinsicht recht pessimistisch äußern. 

So Fritz in der Einleitung zur Ottenschen Schrift. Er macht 
für den Tiefstand des populären Bibliothekswesens besonders die 
Kommunen verantwortlich, die trotz ihrer sorgfältigen und metho¬ 
dischen Arbeit auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge und der 
schulmäßigen Volksbildung die außerschulmäßige ganz dem Dilet¬ 
tantismus ausliefern. Er fordertauch hier methodischeres Vorgehen, 
Ausnutzung der bisherigen Erfahrungen und Aufstellung fester Leit¬ 
linien für weitere Arbeit. Die Städtetage sollten sich mehr als 
bisher mit dieser Frage beschäftigen. Fritz erkennt an, daß Fort- 

*) Die deutschen Volksbibliotheken und Lesehallen. Mit einer Einleitung 
von G. Fritz, Leipzig, Harrassowitz 1910, 8°, VIII, 104 S. 3.20 Mk. Ergänzungs¬ 
hefte zu den Blättern fOr Volksbibliotheken und Lesehallen Nr. 2. 

*) Blätter für Volksbibliotheken und Lesehallen. Jahrg. 12, Nr. 3/4, S. 49—51. 

•) Volksbildungsarchiv. Bd. 2, H. 1/2. 


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108 


Volksbihliotheken 


schritte gemacht sind, ja daß auch einzelne hervorragende Leistungen 
bestehen. Doch soll man sich deshalb nicht darüber hinwegtäuschen* 
daß noch sehr viel zu tun übrig bleibt. — Das gleiche Urteil klingt 
aus den einleitenden Worten heraus, die Fritz seinem Bericht über 
das „Volksbildungswesen“ im Kommunalen Jahrbuch für 1910 vor¬ 
anstellt. Er klagt auch hier, unter Bezugnahme auf die Arbeiten 
von Walter üofmann, über den Mangel einer vertieften Auffassung 
von dem Wesen volkserzieherischer Betätigung. 

Auch Ladewig 1 ) nennt unsere Bildungsbibliotheken „kümmer¬ 
liche, dicht unter der Oberfläche des Bodens wuchernde Pflänzchen“. 
Manches glänze nach außen, sei aber Blendwerk. Er verlangt vor 
allem solidere Arbeit, eventuell zuerst auf engerem Raume. Abhilfe 
erwartet er nur durch exakten tatsächlichen Nachweis der Tragweite 
der Büchereiaufgabe, d. h. den Nachweis sowohl des Bedürfnisses 
wie der Bedeutung der Bücherei für die fachlichen, gewerblichen, 
wirtschaftlichen und Erziehungsinteressen der Gegenwart durch die 
praktischen Erfahrungen einer richtig eingerichteten und verwalteten 
Bibliothek. Und daß es möglich sei, in allen Fällen, auch bei geringen 
Mitteln, durch einsichtige, den Verhältnissen angepaßte Organisation 
Erfolge zu erzielen, betont er immer wieder. Überhaupt greift der 
ganze Artikel das Problem von der praktischen Seite an und streift 
gleichzeitig eine Fülle anderer wichtiger Fragen der Praxis, die 
allerdings z. T. in vielen seiner Artikel wiederkehren und von denen 
wir einige schon aus der vorigen Literaturübersicht kennen. Zum 
Beispiel die Äußerungen: daß die Bücherei vor allem auf weitest¬ 
gehende Popularität hinarbeiten müsse, daß sie die gegebene Mittel¬ 
stelle zwischen Publikum und Buchhandel sei, indem sie Bücher¬ 
kenntnis vermittelt; ferner daß für einfache Leser die Erziehung 
zu Sauberkeit und Ordnung wichtiger sei, als der eigentliche Bildungs¬ 
gewinn durch Lesen, begegnen immer wieder. 

Ähnliche Klagen, wie aus Pe.uf.trh and. klingen uns auch aus 
0*terr+irh entgegen. So stellt Wilhelm Winkler* bei seiner Bearbeitung 
des Zahlenmaterials der Mitteilungen des Statistischen Landesamtes des 
Königreichs Böhmen 3 ] fest, daß in Böhmen die deutsche bibliothekarische 
Gesamtleistung hinter der tschechischen sehr weit zurücksteht, ob¬ 
wohl dies nachweislich nicht einem Mangel an Leseeifer oder an 
Opferwilligkeit auf deutscher Seite zuzuschreiben ist. 4 ) 

An positiven Ergebnissen kann allen diesen Klagen diesmal 
für Deutschland nur die Nachricht von der Anstellung eines neben¬ 
amtlichen beratenden Fachmanms — in der Person des Elberfelder 
Büchereidirektors Dr. Jaeschke — für den Regierungsbezirk Düssel¬ 
dorf gegen übergestellt werden. Dadurch soll das kostspielige Herum- 

*) „Zur Politik öffentlicher Büchereien“. Blatter für Volksbibliotheken und 
Lesehallen. Jahrg. 12, Nr. 1/2, S. 1—11. 

*) „Aus den Ergebnissen der Museen- und Volksbibliothckenstatistik in 
Böhmen". Deutsche Arbeit. Jahrg. 10, H. 5, S. 265 —272. 

*) Bd. XIV, H. 1. 

*) [S. diese Zs. 2,52ff]. 


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Literaturübersicht 


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experimentieren bei Neugründungen vermieden werden. Es ist dies 
immerhin ein Zeichen dafür, das die Klagen der letzten Jahre über 
unmethodische Arbeitsweise im Volksbibliothekswesen allmählich an 
offizieller Stelle Beachtung finden. — Die Beratung soll sich nicht 
nur auf das Technische der Einrichtung beziehen, sondern auch 
auf die Bücherauswahl. — Über die Förderung, die das Volksbibliotheks¬ 
wesen von offizieller Seite in Ungarn erfährt, berichtet Ludwig 
Schlosz. 1 ) Das Kultusministerium habe auf dem Wege der Verordnung 
genaue Richtlinien über Beschaffung der Mittel, sorgfältige Bücher¬ 
auswahl und psychologisch-pädagogische Bibliotheksarbeit gegeben. 
Allerdings scheint das Hauptgewicht dabei auf die Erziehung der 
Jugend im patriotischen und religiösen Sinne gelegt zu werden. Der 
genannte Artikel berichtet auch über die Wirksamkeit des ungarischen 
„Landessenates für Museen und Bibliotheken“, welcher durch Ausbil¬ 
dung der Bibliothekare, durch Herausgabe orientierender Schriften und 
ausführlicher Kataloge an der Förderung der Volkslektüre arbeitet. 

Der deutschen Volksbibliotheksrni6cre pflegt gern das glänzend 
entwickelte populäre Bibliothekswesen der Ym-einigten Staaten von 
Amerika gegenübergestellt zu werden, wenngleich cs auch nicht 
an Stimmen fehlt, die einen solchen Vergleich, der gänzlich ver¬ 
schiedenen Verhältnisse wegen, für unzulässig halten. Dieses Mal 
stellt Ernst Schultze 2 ) die weitblickende amerikanische Bibliotheks¬ 
politik, die in voller Erkenntnis der wirtschaftlichen Bedeutung der 
Volksbücherei dieselbe systematisch zur industriellen Hebung der 
Bevölkerung benützt, als Muster für uns hin. Er hebt insbesondere 
die aktive Arbeitsweise der amerikanischen Volksbibliothek hervor, 
welche ihre Leser mit allen Mitteln heranzieht und ihre Bücher¬ 
wagen selbst zu den entlegensten Farmen entsendet. 

Die Gebührenfrage 3 ) im Volksbibliothekswesen wird dieses Mal 
ausschließlich in dinem Aufsatze von Walter Hofmann 4 ) und in 
Äußerungen, die sich auf denselben beziehen, behandelt. Eine Reihe 
von Besprechungen und auszugsweisen Wiedergaben, 6 ) sowie eine 
Entgegnung von E. Goecke* 1 ) beweisen, daß er weitgehende Beach¬ 
tung gefunden hat. — Der Übelstand, daß Unterhaltungslektüre 
verschlingende Vielleser die Kräfte der von ihm geleiteteten Freien 
öffentlichen Bibliothek Dresden-Plauen allzusehr in Anspruch nahmen 
und dadurch die sorgfältige pädagogisch individualisierende Arbeit 
an den bildungseifrigen, aber der Beratung bedürftigen Lesern der 

') „Das Jugend- und Volksbibliothekswesen in Ungarn.“ Blatter für Volks¬ 
bibliotheken und Lesehallen. Jahrg. 12, Nr. 5/6, S. 78—81. 

*) „Amerikanische Volksbibliothcken.“ Die Volksbücherei in Oberschlesien. 
Jahrg. 4 . Nr. 5/6, S. 78—84. 

*) [S. o. 1, S. 176.] 

4 ) „Das bedingte Lesegeld“. Blätter für Volksbibliotheken und Lesehallen, 
Jg. 11, Nr. 11/12, S. 169-172. 

6 ) Monatshefte der Comeniusgesellschaft für Volkserziehung, N. F. Bd.3 (1911), 
H. 1., S. 16—17, Zentralblait für Volksbildungswesen Jg. 11, H. 3/4, S. 44 und 
an verschiedenen anderen Stellen. 

*) „Zur Frage des bedingten Lesegeldes . .“ Blätter für Volksbibliotheken 
und Lesehallen, Jg. 12, Nr. 1/2, S. 11—12. 


6ebührwv 

frage. 


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unteren Volkskreise erschwerten, veranlaßte Hof mann, eine Be¬ 
schränkung der unentgeltlichen Bibliotheksbenutzung in der Weise 
einzuführen, daß nur noch 4 Bände (von denen höchstens 2 der 
Unterbaltungslektüre angehören dürfen) im Monat an einen Leser 
gebührenfrei ausgeliehen und Überschreitungen dieser Leistung in 
jedem Falle mit einer Bandgebühr von 10 Pfg. belegt werden. Als 
Norm der unentgeltlichen Maximalleistung war dabei das Dreifache 
der bisher im Jahresdurchschnitt auf den Leser entfallenden Bände¬ 
zahl angenommen worden. Der Erfolg war der erwartete: Ein 
starkes Sinken der Ausleihe an Unterhaltungsliteratur, eine nur ge¬ 
ringe Belastung der Arbeiterleser, eine kleine Einnahme, bei alledem 
normales Weitersteigen der Leserzahl. — Goecke, in seiner Ent¬ 
gegnung, erklärt zwar das bedingte Lesegeld an sich für berechtigt, 
doch hält er die Einführung desselben für Fabrikbibliotheken für 
bedenklich, da dadurch leicht der Anschein der Bevormundung und 
damit Mißtrauen erweckt werden könne. Er bringt auch den zahlen¬ 
mäßigen Nachweis, daß in der von ihm geleiteten Bibliothek der 
Rheinischen Stahlwerke, Duisburg - Meiderich, Fälle von Vielleserei 
so gut wie garnicht Vorkommen. 

Personal- Der größere Teil der vorliegenden Literatur über die Frage der 
Ausbildung. Ausbildung des Personales bezieht sich auf spezielle Fälle. Eine 

Besprechung der Planungen betreffend ein in Hamburg zu errichtendes 
Bibliothekarinnenseminar gibt Hugo Otto Zimmer. Der besprochene, 
darüber berichtende Artikel 1 ) ist leider vollständig vergriffen und 
hat mir nicht mehr Vorgelegen. Zimmer*) fordert eine vierjährige 
praktisch - theoretische Ausbildung, eventuell mit vorübergehender 
Beschäftigung an wissenschaftlichen Bibliotheken oder im Buchhandel. 
Besonders begrüßt er auch die Forderung der Ausbildung in sozialer 
Arbeit in dem genannten Artikel. — 

Außerdem sind noch einige kürzere, aber schwerwiegende Äuße¬ 
rungen zu bestimmten Fällen der Praxis zu erwähnen. — Walter 
Hofmann 3 ) lehnt das Dortmunder Seminar 4 ) ab, da dasselbe den 
tatsächlichen Erfordernissen wenig entspräche. Eine derartig lange 
und spezialisierte Fachausbildung sei nur geeignet, reifere und 
urteilsfähige Persönlichkeiten, wie sie das Volksbildungswesen gerade 
am meisten braucht, von der Laufbahn zurückzuhalten und derselben 
statt dessen eine das Bedürfnis weit übersteigende Zahl einseitig 
technisch ausgebildeter Diplomträgerinnen zuzuführen. Geradezu für 
ein Unrecht hält er es, die Studierenden 3 Jahre lang an eine und 
dieselbe Anstalt zu binden. — Mit der Verpflichtung und der Ver¬ 
antwortung der Bibliotheken, die Volontärinnen annehmen, beschäf¬ 
tigt sich Bona Peiser 5 ). Sie protestiert gegen das an der Dresdener 
städtischen Zentralbibliothek geübte Verfahren, schlecht bezahlten 

*) Hamburgischer Korrespondent 1910, Nr. 589. 

*) Ebenda Nr. 602 vom 27. November 1910, 6. Beil. 

*) Volksbildungsarchiv, Bd. 1, H. 4 , S. 602. 

4 ) [S. O. 1, S. 183.) 

6 ) Volksbildungsarchiv, Bd. 1, H. 4 , S. 602—604. 


Volksbibliotheken 


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Literaturübersicht 


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Hilfsarbeiterinnen die Verwaltung von Zweigstellen anzuvertrauen 
und ihnen auch noch die Ausbildung von Volontärinnen zu über¬ 
lassen. — Völlig unabhängig Von den heute schwebenden Aus¬ 
bildungsfragen schildert Ladewig in dem oben besprochenen Auf¬ 
sätze („Zur Politik öffentlicher Büchereien“) seine günstigen Er¬ 
fahrungen mit den von ihm ausgebildeten männlichen Hilfskräften, 
bei deren Heranbildung die Möglichkeit eines späteren Fortkommens 
im kaufmännischen oder Bureau-Dienst berücksichtigt wurde. 

Das Bild der populären Bibliotheksbewegung würde indessen Sozlaldemo- 
unvollständig sein ohne eine kurze Charakteristik des sozialdemo- ktaUsdiet 
kratischen Bibliothekswesens. Wir sehen hier z. T. wieder dieselben Bibliotheks- 
Probleme auftauchen, doch mit gewissen Modifikationen. Es muß wesen, 
ein wenig zurückgegriffen werden. In den letzten Jahren ist eine 
eigene monographische und Zeitschriftenliteratur auf diesem Gebiete 
entstanden. 1 ) — In seiner Schrift „Zehn Jahre Bibliothekarbeit“ 
bringt Gustav Hennig die Entwickelung einer von ihm geleiteten 
Vereinsbibliothek, die sich aus den kleinsten Anfängen heraus zu 
einer der leistungsfähigsten populären Bibliotheken Leipzigs ent¬ 
wickelt hat, zur Darstellung. Über die Qualität der dort geleisteten 
Bibliotheksarbeit orientieren wohl am besten die Listen der meist¬ 
gelesenen Autoren in der schönen Literatur. Auf Gerstäcker, Zola, 

Ruppius, Raabe, Anzengruber, Ebner-Eschenbach, Rosegger, Storm, 

Daudet, Gottfried Keller folgt noch eine lange Reihe der besten 
neueren Schriftsteller. Nicht ganz so günstig steht es mit der Aus¬ 
leihe der belehrenden Literatur, die indessen 23 % der Gesamt¬ 
ausleihe beträgt und im allgemeinen den Vergleich mit den meisten 
bürgerlichen Bildungsbibliotheken wohl aushält. — Die Zeitschrift 
„Der Bibliothekar“ wird gleichfalls von Hennig herausgegeben und 
verbreitet sich über das ganze Gebiet des populären Bibliotheks¬ 
wesens. Auch die in Wien erscheinende „Bildungsarbeit“ widmet 
der Behandlung von Bibliotheksfragen einen weiten Raum. Ab¬ 
gesehen von technischen Fragen und Bücherbesprechungen, werden 
in der genannten Literatur theoretische und prinzipielle Probleme 
lebhaft diskutiert. Insbesondere die Frage der Zentralisation, d. h. 
der Zusammenlegung der kleinen Bibliotheken der einzelnen Organi- 
sationen zu größeren leistungsfähigen Anstalten wird immer wieder 
angeregt und z. T. mit Nachdruck vertreten*) Überhaupt findet 
der Gedanke des organisierten Zusammenarbeiten und der gegen¬ 
seitigen Unterstützung im großen wie im kleinen in immer weit¬ 
gehenderem Maße Verwirklichung. Es, sei z. B. an die Zentral- 

*) Hennig Gustav. Zehn Jahre Bibliothekarbeit. Geschichte einer Arbeiter¬ 
bibliothek. Ein Wegweiser für Bibliothekverwaltungen. Leipzig: Leipziger Buch¬ 
druckerei A.-G. 1908. Mk. —'40. — Mehlich, Emst. Kleiner Leitfaden für 
Arbeiterbibliotheken. Nebst einem Anhang: Einiges über Privatbibliotheken 
Ebenda 1910. Mk. — - 60. — Der Bibliothekar. Monatsschrift für Arbeiterbiblio¬ 
theken. Ebenda seit 1909. — Bildungsarbeit. Blätter für das Bildungswesen der 
deutschen Sozialdemokratie in Österreich. Wien seit 1910. 

*) Danneberg, Robert. „Die Wiener Arbeiterbibliotheken.“ Bildungsarbeit 
Jg. 2 Nr. 5/6 Beilage und kürzer in Der Kampf, Jg. 4, H. 320—321. 


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Volksbibliotheken 


bibliothek der Elbe-Saale-Havel-Schiffer erinnert, 1 ) welche Entnahme 
und Rückgabe der Bücher unabhängig von einander an jeder der 
Bibliotheksstationen zwischen Aussig, Hamburg und Berlin ermög¬ 
licht, ferner daran, daß der Verlag des Bibliothekar nicht nur die 
Lieferung aller Formulare, sondern auch die Zusammenstellung und 
Ausarbeitung ganzer Kataloge für die einzelnen Bibliotheken über¬ 
nimmt. 


Eine ganz besondere Rolle aber spielt im sozialdemokratischen 
Bibliothekswesen — und damit werden wir wieder an die von Walter 
Hofmann ausgesprochenen Gedanken erinnert — das pädagogische 
Problem, die individualisierende Auslciharbeit. Und zwar handelt 
es sich hierbei nicht nur um die Arbeit an der Jugend — obwohl 
auch diese Frage gerade ganz besonders in den Vordergrund tritt 
— sondern auch um die Anleitung der Erwachsenen zum Lesen. 
Dies Problem wird immer wieder mit beachtenswerter Gründlichkeit 
behandelt. So klagt Josef Kliche *) darüber, daß in den belehrenden 
Abteilungen oberflächliche, unwissenschaftliche Bücher vielfach be¬ 
vorzugt werden und warnt vor Überschätzung statistischen Zahlen¬ 
materials. — Auf die Gefahren unsystematischer und zu schwieriger 
Lektüre für unreife Köpfe wird im Bibliothekar Ä i nachdrücklich hin¬ 
gewiesen. Mehrfach finden wir auch Versuche zur Aufstellung aus¬ 
führlicher, bis ins einzelne ausgearbeiteter Studienpläne für die 
verschiedenen Wissensgebiete. 4 ) Daß auch die Lesehallenfrage im Biblio¬ 
thekar zur Sprache kam, wurde bereits in der vorigen Literatur¬ 
übersicht erwähnt. 5 ) 


So hat denn die sozialdemokratische Bibliotheksarbeit auch in 
den Kreisen nichtsozialdemokratischer Bildungspolitiker mehrfach 
volle Anerkennung gefunden. So in den ausführlichen Besprechungen 
der Hennigschen Schrift durch Ernst Schulze 6 ) und Walter Hof¬ 
mann 7 ). — Noch schwerer in diesem Sinne ins Gewicht fallen 
dürfte indessen ein Artikel von Johannes Braun 8 ), welcher vom 
Standpunkt der katholischen Volksbibliotheksbewegung auf knappem 
Raum ein abgerundetes Bild der sozialdemokratischen Bibliotheks- 


') Schüning W. „Eine SchifTerbibliothek.“ Bibliothekar, Jg. 1, Nr. 9, S. 81—82. 
„Arbeitcrlektüre.“ Sozialistische Monatshefte 1911 H. 5, S. 315—319 und 
kurzer Auszug: Blätter für Volksbibliotheken und Lesehallen, Jg. 12, Nr. 5/6, 
S. 88/89. 

») Jg. 1, H. 1, S. 5. 

*) Lcnsch Paul. „Was sollen wir lesen?“ Bibliothekar Jg. 1, H. 1 , S. 2 f. 
— „Die Naturkunde in den Volksbibliothcken.“ Ebenda H. 1, S. 4 ff., H 3 , S. 20 f., 
H. 7, S. 60 ff. — Borchardt, Julian. „Einführung in den wissenschaftlichen 
Sozialismus." Ebenda H. 5, S. 37 f. — Baegc. M. H „Die für Arbeiterbibliotheken 
wichtigsten Werke Ernst Haekels.“ Ebenda Jg. 2, H. 7, S. 155. 

B ) [S. o. 1 , S. 176.) 

®) Blätter für Volksbibliotheken und Lesehallen, Jg. 10, Nr. 5/6, S. 76—83 
und Nr. 7/8, S. 119—126. 

T ) Volksbildungsarchiv Bd. 1, H. 1, S. 153-156. 

*) „Sozialdemokratische Bibliotheksarbeit.“ Die Bücherwclt, Jg. 8, Nr. 5, 

S. 85-89. 


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I 


Literaturübersicht — Amerika 


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arbeit gibt und dabei zwar die Gefahr derselben für den Katholizis¬ 
mus scharf hervorhebt, aber der geleisteten Arbeit rückhaltloseste 
Anerkennung zollt. 

Dresden. ' Dr. Karl Poelchau. 


AMERIKANISCHE REISEERFAHRUNGEN. 

DIB VOLKSBIBLIOTHEKEN DER KANADISCHEN PROVINZ 

ONTARIO. 

Seit einem Dutzend Jahren habe ich mir die Aufgabe gestellt, die 
deutsch-österreichischen Alpenländer mit einem Netze von Volksbiblio¬ 
theken zu überziehen. Ich habe in dieser Zeit, meist im Anschlüsse an 
die Organisation des nationalen Vereins Südmark, eine ziemlich große 
Zahl von Bibliotheken zu 300, 500, 1000 und mehr Bänden gegründet 
und überdies 40 — 50 Schulen mit Schülerbibliotheken versehen. In 
Verfolgung meines Zieles habe ich ziemlich viel Geld und Mühe aufge¬ 
wendet, ohne mich durch verschiedene Mißhelligkeiten entmutigen zu 
lassen. An solchen hat es keineswegs gefehlt. Zweimal hat man mein 
Anerbieten, einem Orte eine Bibliothek von tausend Bänden zu schenken, 
kurzweg abgelehnt. Man denke dabei aber ja nicht an die Stadt Boston, 
die auch eine Spende Carnegies ablehnte. Denn die Stadt Boston setzte 
Stolz darein, sich nichts schenken zu lassen und die schönste öffentliche 
Bibliothek der Welt aus eigenen Mitteln zu errichten und zu erhalten. 
Nein, eine Biblothek besaßen die zwei steirischen Marktflecken nicht und 
dachten auch nicht daran, eine solche zu errichten. Aber in dem einen 
Orte besaß der Buchbinder, in dem andern der Buchdrucker eine ganz 
kleine Leihbibliothek. Diesen durfte doch beileibe keine Konkurrenz 
gemacht werden 1 Indes war die Ablehnung von Bibliotheken noch nicht 
das Unerfreulichste, was mir passierte. Weit mehr hat es mich ver¬ 
drossen, daß zwei andere Orte in dringendster Weise Bibliotheken erbaten 
und dann die einlangenden Bücherkisten anderthalb bis zwei Jahre unaus- 
gepackt stehen ließen. Man hat eben in der Provinz ganz eigentümliche 
Vorstellungen von der Geldmacht Wiens. Man meint, in Wien herrsche 
der reine Überfluß, man brauche hier mit Mitteln überhaupt nicht zu 
sparen. 

Indes bin ich auch sehr angenehm überrascht worden. So haben 
cs zwei Orte in Kärnten, die Städtchen Wolfsberg und Gmünd, abgelehnt, 
sich Bibliotheken schenken zu lassen und die gesandten Bücher mit 
Heller und Pfennig bezahlt. Ich darf wohl hinzufügen, daß die Biblio¬ 
thek in Wolfsberg in der Folge eine geradezu glänzende Entwicklung 
genommen hat. Gleichzeitig mit mir hat auch die Hauptleitung der 
Südmark und haben einzelne Ortsgruppen Bibliotheken errichtet, so daß 
cs heute in den gemischtsprachigen Gegenden Steiermarks, Kärntens, 
Krains und des Küstenlands kaum einen ansehnlichen Ort mit deutscher 
Bevölkerung gibt, der nicht mit deutschen Büchern versorgt wäre. Aber 
auch in rein deutschen Gegenden wurden viele Bibliotheken errichtet, 
wenn auch hier einstweilen noch größere Lücken vorhanden sind. Es 


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Volksbibliothcken 


bleibt also noch ein gutes Stück Arbeit zu tun. Immerhin wurden im 
letzten Jahre den Südmarkbibliotheken dreimalhunderttausend Bände 
entlehnt. Es ist dies eine ansehnliche Zahl, wenn man bedenkt, daß es 
im Gebiete kaum eine Stadt mit mehr als zwanzigtausend Einwohnern gibt 

Alljährlich zweimal sollen die Bibliotheken über die Benutzung 
Bericht erstatten. Die Hauptleitung veröffentlicht dann die Benützungs¬ 
statistik. Leider läßt sie regelmäßig viel zu wünschen übrig. Es gibt 
Bibliotheken, deren Vorstände seit Jahren keinen Bericht erstatten. Man 
weiß dann nicht, ob die Bibliothek benützt wird oder in einem Winkel 
modert. Manche dieser Bibliotheken sind aus ihrem Schlummer erweckt 
worden. Dann stellte sich in der Regel heraus, daß ein Teil des Bücher¬ 
bestandes verloren gegangen war. Also ein Schwund in Folge von Nicht¬ 
benützung! Einzelne Bibliotheken sind aber in Folge des beständigen 
Stillschweigens ihrer Leiter ganz in Vergessenheit geraten, es fehlt ihr 
Name dann überhaupt in der Liste der Bibliotheken. Es wäre indes 
falsch, nur die Bibliothekare der Südmark der Nachlässigkeit zu zeihen. 
Über die Bibliotheken des allgemeinen niederösterreichischen Volks¬ 
bildungsvereines in Krems erfährt man kaum so viel wie über die der 
Südmark. Andere Volksbildungsvereine, wie der oberösterreichische und 
der steirische, begnügen sich mit Schätzungen in runden Zahlen, wenn 
man sie um Auskunft über die Benutzung ihrer Bibliotheken ersucht. 
Ein deutscher Volksbildungsverein, der Verein zur Verbreitung gemein¬ 
nütziger Kenntnisse in Prag, kennt nicht einmal alle Orte, in die er 
Bücher hinausgegeben hat. 

Ich habe stets die Meinung vertreten, daß größere Organisationen, 
wie die Südmark, einen eigenen Bibliotheksinspektor — oder besser 
mehrere — anstellen sollten, dessen Aufgabe es sein sollte, die Ver¬ 
bindung zwischen der Hauptleitung und den Bibliotheken aufrecht zu 
erhalten. Ich glaube, daß sich die nicht allzugroße Ausgabe reichlichst 
lohnen würde. Es hat mich nun außerordentlich interessiert, die Organi¬ 
sation, die mir vorschwebt, in der kanadischen Provinz Ontario ver¬ 
wirklicht zu sehen. Die Provinz Ontario hat einen eigenen Inspektor 
für Volksbibliotheken und Bildungsvereine angestellt. Leider lag, als 
ich im Jahre 1909 in Kanada war, der damalige Inspektor im Sterben, so 
daß ich mir nur aus seinen umfassenden schriftlichen Berichten, die er 
alljährlich der Regierung erstattete, Belehrung verschaffen konnte. Nach 
diesen gibt die Provinz, die nach der Volkszählung von 1900 rund 
2 2 Millionen Einwohner hatte, 100.000 Kronen zur Unterstützung von 
Volksbibliotheken aus. Diese letzteren zerfallen in drei Kategorien: 

1. öffentliche Bibliotheken, für deren Benützung Gebühren zu ent¬ 
richten sind, 

2. Freibibliotheken und 

3. Wanderbibliotheken. 

Die Bibliotheken der beiden ersten Kategorien verfügen über einen 
Stand von 1,200.000, die der letzteren über einen solchen von 7750 
Bänden. Jenen werden 2 8 Millionen Bände, diesen schätzungsweise 4500 
Bände entlehnt. Die Kosten werden zum Teile durch die Gemeinden 
aufgebracht, die im letzten Jahre 760.000 Kronen beisteuerten. Zn diesen 


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Amerika 


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Betragen kommen die Spenden reicher Leute. So hat insbesondere 
Carnegie auch in Ontario eine ganze Reihe von Bibliotheksgebäuden 
errichtet. Der Umstand, daß die Provinz den Bibliotheken Unter¬ 
stützungen angedeihen läßt, gibt dem Inspektor die Macht, auf regel¬ 
mäßige Berichterstattung zu dringen. Unterläßt es ein Bibliothekar 
zu berichten, so wird mit der Entziehung der Unterstützung gedroht. 
Im Wiederholungsfälle wird über die Bibliothek diese Strafe wirklich 
verhängt und der Ort höchstens mit einer Wanderbibliothek beschickt. 
Da eine solche Wanderbibliothek bloß fünfzig Bände besitzt und nur drei 
Monate im Orte bleibt, so ist die Strafe empfindlich. Es ist nun außer¬ 
ordentlich interessant zu lesen, daß trotzdem im Jahre 1908 von 428 
Standbibliotheken nicht weniger als 73 den Bericht schuldig geblieben sind. 
Es sind dies beinahe ausschließlich kleine Bibliotheken weit ab von den 
Verkehrszentren. Der Inspektor klagt denn auch über die kleinen Biblio¬ 
theken. Ihre schlechte Verwaltung sei ebenso auf die Unzulänglichkeit 
der Bibliothekare, wie die der lokalen Bibliotheksausschüsse zurückzu¬ 
führen. Es gäbe Bibliothekare, die sich nicht die Mühe nähmen, die Literatur 
zu verfolgen und zu den jährlich mehrmals stattfindenden Versammlungen 
zu kommen, in denen Bibliothekare und Freunde des Bibliothekswesens 
ihre Erfahrungen austauschten. Die Büchereiausschüsse hinwiederum 
hielten sich nicht an die Musterkataloge, sondern kauften entweder bei 
lokalen Buchhändlern oder fielen irgend einem Agenten zum Opfer, der 
sie mit Ladenhütern aus den großen Buchhandlungen in Chicago 
versorgte. Nur Geldansprüche zu stellen, seien diese kleinen Bibliotheken 
nie verlegen. 

Die unbefriedigende Entwicklung vieler kleiner Bibliotheken habe 
zur Folge, daß der Provinziallandtag nur ungerne weitere Mittel bewillige, 
weil viele Abgeordnete die Meinung äußerten, das für Bibliothekszwecke 
ausgegebene Geld sei eigentlich hinausgeworfen. Der Inspektor empfiehlt 
es daher, die Schule zum Mittelpunkte der Organisation zu machen. Jede 
Schulbibliothek habe drei Abteilungen zu enthalten: eine Schülerbibliothek 
und je eine Abteilung für die aus der Schule entlassene Jugend und für 
die Erwachsenen. Die Mittel für diese Organisation wären durch Graf¬ 
schaftsteuern aufzubringen. Der Bericht des Bibliotheksinspektors ist für 
uns von großem Interesse. Ich glaube, man wird aus ihm nicht den 
Schluß ziehen dürfen, daß die Inspektion angesichts der geschilderten 
Obeistände wertlos ist. Im Gegenteile, erst durch den Inspektor wurde 
man in Kanada in die Lage versetzt, die Übelstände im Bibliothekswesen 
genau kennen zu lernen. Sodann ist zu bedenken, daß in Ontario doch 
ungleich mehr gelesen wird als in Österreich. Denn trotz der geschil¬ 
derten Übelstände entfielen auf einen Einwohner doch l 1 /^ Bände Ent¬ 
lehnungen gegen etwa l / a Bände in Niederösterreich ohne Wien. Und 
schließlich wirft sich die Frage auf, ob denn ein Inspektor für 428 
Bibliotheken, die in dem dünnbesiedelten Lande mit dem wenig dichten 
Eisenbahnnetze viele Meilen auseinanderliegen, genügt, und ob die Ergeb¬ 
nisse nicht besser wären, wenn jede Bibliothek wenigstens einmal im 
Jahre besucht werden könnte. Also nicht gegen die Anstellung von 
Bibliotheksinspektoren sprechen die kanadischen Erfahrungen. Ihre Be- 


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Besprechungen 


deutung liegt für uns auf einem anderen Gebiete. Die kanadischen Er¬ 
fahrungen bestärken uns in unserer Überzeugung, daß auch die beste 
Organisation versagt, wo es an Menschen fehlt, die befähigt sind, den 
Platz, der ihnen von der Organisation angewiesen wird, gut auszufüllen. 
Ohne entsprechende Bibliothekare und ohne einen Kreis von Leuten, 
der sich für die Entwicklung der Bibliotheken interessiert, wird sich bei 
keiner denkbaren Organisation etwas machen lassen. Diese Erkenntnis 
ist geeignet, uns, denen große Unterstützungen seitens der öffentlich 
rechtlichen Korporationen versagt sind, einigermaßen Mut zu machen. 
Sie stärkt uns in der Überzeugung, daß wir hinter den Ländern, die 
große Mittel für Bibliothekszwecke ausgeben, nicht so weit Zurückbleiben 
werden, wenn jeder einzelne von uns voll seine Pflicht tut. 

Wien. Dr. Michael Hainisch. 


BESPRECHUNGEN. 

Universitätsbibliothek und Institutsbibliothcken. Vortrag, gehalten auf 
der III. ordentlichen Hauptversammlung des Akademischen Schutzvereins 
in der Aula der Universität Leipzig am 14. Oktober 1909 von Doktor 
Karl Bücher. Leipzig, 1910. J. Wörners Verlag. 16 S. 

Die immer wieder auftauchende verwickelte Frage, wie das Ver¬ 
hältnis der Universitätsbibliothek zu den Bibliotheken der Universitä s- 
institute, was die BücheranschafTung und Verwaltung anlangt, am besten 
gestaltet werden könne, war im Jahre 1906 bei der 7. Versammlung 
deutscher Bibliothekare von Gotthold Nactcbus in seinem ausführlichen und 
gründlichen Bericht über die Bibliotheken der preußischen Universitäts¬ 
institute berührt worden.') Im Jahre 1908 hatte dann Wilhelm Erman in 
seinen 31 Thesen auch Grundsätze für die Verwaltung der Instituts- 
bibliothekcn aufgcstellt.*) Von diesen war These 20 so scharf ausgefallen, 
daß sie niemals Aussicht auf Verwirklichung geiabt hätte, bald darauf 
von Johannes Franke tatsächlich abgelehnt 8 ) und auch von Erman selbst 
umgeändert wurde. 4 ) Es mußte nun gerade von Seiten der Bibliothekare 
freudig begrüßt werden, daß ein in Bücherangelegenheilen so eifahrener 
Gelehrter wie Karl Bücher von der andern Seite ebenfalls Grundsätze 
aufstellte. Der Vortrag, in dem er dies tat, wurde zuerst im Korrespondenz¬ 
blatt des Akademischen Schutzvercins (4. Jhg., 1910, S. 37—43, 53—60) 
abgedruckt, was auf dem Titel der Sonderausgabe schon hätte bemerkt 
werden sollen. Er schließt mit sieben Sätzen, nach denen die Verwaltung 
der Institutsbibliotheken erfolgen soll. Man muß unumwunden zugestehen, 
daß diese Sätze durchaus geeignet sind, das Verhältnis zwischen 
Universitätsbibliothek und Institutsbibliotheken klarzulegen und zu regeln. 
Bücher faßt „das Verhältnis zwischen beiden Arten von Bibliotheken nicht 

') Zentralblatt für Bibliothekswesen, 23. Jhg., 1906, S. 363—366. 

*) Zentralblatt für Bibliothekswesen, 25. Jhg., 1908, S. 430—432. 

•) Ebenda, 26. Jhg., 1909, S. 20—21. 

4 ) Ebenda, 26. Jhg., 1909, S. 107. 


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Bflcher — Gottlieb 


117 


als ein Konkurrenzverhältnis, sondern als ein Verhältnis gegenseitiger 
Ergänzung und einträchtigen Zusammenwirkens auf“. Diese Eintracht kann 
ja auch nur gefährdet werden, wenn die Frage nach der Aufteilung der 
Geldmittel an einer Universität zur Entscheidung gestellt wird. Wachsen 
die Ausgaben für die Institutsbibliotheken derart an, daß die Universitäts¬ 
bibliothek in ihren Anschaffungsmitteln verkürzt erscheint, dann Hegt ein 
ungesunder Zustand vor, der beseitigt werden muß. Allgemein gültige 
Regeln für die Erhaltung oder Wiederherstellung des Gleichgewichtes 
aufzustellen, ist schwer, es muß einfach von Fall zu Fall entschieden 
werden. Jedenfalls muß im Auge behalten werden, daß die Zentralisierung 
der literarischen Hilfsmittel an der Universität eine wichtige Rolle spielt. 
Um diese zu erreichen, hat auch Bücher der „räumlichen Zusammen¬ 
legung der Seminare und der Universitätsbibliothek“ (S. 16) das Wort 
geredet. Diese Zusammenlegung wird freilich nur in seltenen Fällen 
möglich sein. Aber es wäre zu erwägen, ob nicht von Seiten der Uni¬ 
versitätsbibliothek etwas anderes geschehen könnte. Den älteren Studie¬ 
renden, die mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt sind, sollte für 
diese Arbeiten ein größerer Spielraum in der Universitätsbibliothek ge¬ 
schaffen werden. Dies wäre dadurch zu erreichen, daß diesen Studierenden 
besondere Arbeitsräume oder wenigstens ein größerer Arbeitsraum zu¬ 
gewiesen wird, wo dem einzelnen ein größeres literarisches Rüstzeug für 
längere Zeit bereitgehalten werden kann und wo ihm auch eine größere 
Bewegungsfreiheit möglich ist als im allgemeinen Lesesaale. Ein ähnlicher 
Gedanke ist ja auch bei dem Neubau der Königlichen Bibliothek in Berlin, 
wenigstens soweit es sich um Gelehrte handelt, verwirklicht worden, wie 
aus Schwenkes Beschreibung des Neubaues hervorgeht. 1 ) Besonders freudig 
ist unter den Vorschlägen Büchers zu begrüßen, daß „die Inventarisierung 
und Katalogisierung“ der Bestände der Seminarbibliotheken „der Kontrolle 
des Direktors der Universitätsbibliothek zu unterstellen“ sei. Ebenso ist 
besonders beachtenswert der Vorschlag, daß „von Seiten der Universitäts¬ 
bibliothek ein summarischer Katalog sämtlicher am Orte vorhandenen Exem¬ 
plare wissenschaftlicher Zeitschriften“ herausgegeben werden solle. Statt 
„am Orte“ wäre wohl zunächst zu setzen „an der Universität“. Da die 
Zeitschriften eine dauernde Belastung für die Bibliotheken bilden, müssen 
Doppelanschaffungen besonders wohl erwogen werden. 

Graz. Ferdinand Eichler. 


Bucheinbände der k. k. Hofbibliothek. Auswahl von technisch und 
geschichtlich bemerkenswerten Stücken. [Von Th. Gottlieb.] Wien 
(1910). A. Schroll & Co. 42:32 5 cm. (100 Taf., IV S. 80 Sp. u. S. 
81—84.) 

Der Bucheinband älterer Zeit ist in steigendem Maße Gegenstand 
lebhaften Interesses und mannigfaltiger Forschung geworden. Zunächst 
war es das Kunstgewerbe, das durch den Reichtum der Formen und 


*) Ebenda, 25. Jhg., 1908, S. 9. [An der Universitätsbibliothek 
besteht diese Einrichtung schon seit langem. F. A. M.J 


in Wien 

t 8 


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118 


Besprechungen 


die Feinheit der Zeichnung angezogen wurde, welche die Einbanddecken 
der alten Meister aufweisen, und das hieraus Anregung zu ähnlicher Ver¬ 
wendung oder zu nachschaffender Umbildung entnahm. Beschränkte sich 
das Kunstgewerbe darauf, den neugewonnenen Schatz an Motiven zu 
heben und für seine Zwecke zu nützen, so nahm die Kunstgeschichte 
Veranlassung, der stilistischen Entwicklung der Buchdeckenverzierung 
nachzugehen, ihre Geschichte klarzulegen und festzustellen, wie in der 
Wahl des Materials, des Ornaments und seiner Anordnung der wechselnde 
Zeitgeschmack sich Ausdruck verschaffte. Erst neuerdings hat man sich 
von der Betrachtung der Buchdecken allein der Untersuchung des Buch¬ 
einbandes im ganzen, seiner äußeren Verzierung und seiner inneren 
Technik, zugewandt. Buchbinder, Buchhändler und Bibliothekare haben 
mehr und mehr erkannt, wie nutzbringend die Beschäftigung mit Technik 
und Geschichte der Buchbindekunst vergangener Zeiten für mehr als 
eine Seite ihrer beruflichen Tätigkeit ist und wie vor allem die Ge¬ 
schichte des Buchhandels, des Buchdrucks, der Bibliotheken durch die 
Forschungsergebnisse auf diesem Gebiete gefördert werden kann. Die 
rege Beschäftigung mit den mannigfaltigen Fragen, die sich hier er¬ 
hoben, hat eine äußerst zahlreiche Literatur von Aufsätzen gezeitigt, die, 
an den verschiedensten Stellen zerstreut und oft versteckt, nur schwer 
zu überblicken ist. Zusammenfassende Arbeiten dagegen sind selten und 
als umfassendes größeres Werk über die Entwicklungsgeschichte des 
Bucheinbandes liegt, von Arbeiten mit örtlicher und zeitlicher Beschränkung 
abgesehen, nur Loubiers „Bucheinband in alter und neuer Zeit“ (1904) 
vor. Dieses vortreffliche Buch faßt die bisherigen Ergebnisse der For¬ 
schung in klarer Anordnung vorsichtig formulierend zusammen und wird 
noch längere Zeit den Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen 
bilden. Um auf diesem sicheren und verläßichen Grunde weiter zu 
bauen, bedarf es vor allem der Zugänglichmachung neuen Materials und 
es sind vor anderen die Bibliothekare berufen, durch Veröffentlichung 
der ihrer Obhut anvertrauten reichen Schätze zur Lösung der noch un¬ 
beantworteten Fragen beizutragen. Den beiden letzten Jahrzehnten des 
vorigen Jahrhunderts verdanken wir die Veröffentlichung von Buch¬ 
einbänden der königl. öffentlichen Bibliothek in Dresden durch Zimmer¬ 
mann (1887) und Lier (1892) und das ausgezeichnete Werk von Bickell 
(1892) über Einbände hessischer Bibliotheken, sowie auch den leider nur 
spärlich illustrierten Katalog der Einbände des Germanischen Museums in 
Nürnberg (1889). Nach diesen schätzbaren Anfängen ist in Deutschland 
leider keine Arbeit mehr erschienen, die die Einbandbestände einer 
festen Sammlung in Wort und Bild erschlossen hätte, bis auf Westen¬ 
dorps wertvollen Aufsatz über die Einbände der Metzer Stadtbibliothek 
im Jahrbuch für lothringische Geschichte 1907. Wir sind darin hinter 
den Engländern zurückgeblieben, die nach den phototypischen Ab¬ 
bildungsserien von Einbänden des Britischen Museums von Wheatley 
(1889) und der Bodleiana von Brassington (1891) die prächtigen farbigen 
Tafelwerke von Holmes, Specimens of Bookbindings in the R. Libran. 
Windsor Castle (1893), und Fletcher, English (1895) und Foreign (1896) 
Bookbindings in the British Museum herausgebracht haben. Aus Frank- 


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Gottlieb 


11U 


reich, dem Lande der Bibliophilen, liegen merkwürdigerweise nur die Licht- 
drucktafeln von Einbänden der Bibliothöque Nationale von Bouchot (1888) vor. 

Es ist höchst erfreulich, daß jetzt wieder ein großangelegtes Werk 
die schönsten und merkwürdigsten Stücke einer im weiteren Sinne 
deutschen Bibliothek zugänglich macht: Die Bucheinbände der k. k. Hof¬ 
bibliothek in Wien mit Einleitung von Theodor Gottlieb. Schon vor 
einigen Jahren (1908) hat der Verfasser durch einen, auch in seiner 
äußeren Form ansprechenden, sorgfältigen Katalog einer Bucheinband¬ 
ausstellung der Wiener Hofbibliothek einen sehr lebhaften Eindruck von 
ihrem beneidenswerten Reichtum an trefflichen Erzeugnissen dieses 
Zweiges des Kunstgewerbes vermittelt. Die neue Veröffentlichung stellt 
abermals eine, diesmal noch engere Auswahl des Interessantesten dar. 
In einem Vorwort berichtet der Herausgeber über die Zwecke und 
Grundsätze seiner Arbeit. Zunächst soll neues Anschauungsmaterial vor¬ 
gelegt werden, vor allem an Lederbänden, die für die Geschichte und 
Technik des Buchbindens von einiger Bedeutung erscheinen. Weiterhin 
waren Einbände zu berücksichtigen, welche die vielfachen Beziehungen 
von Mitgliedern des Kaiserhauses zur Bibliothek und ihren Schätzen ver¬ 
anschaulichen. Endlich sollte die Auswahl auch der Vermehrung des 
kunstgewerblichen Formenschatzes im allgemeinen dienen. Für die Wieder¬ 
gabe der Einbände wurde je nach dem Wert der einzelnen Stücke ein¬ 
facher Lichtdruck oder ein- und mehrfarbiger Steindruck gewählt und 
die fast durchgehends beibehaltene Originalgröße soll die Möglichkeit 
bieten, die hier vorkommenden Stempel mit solchen anderer Einbände 
genau zu vergleichen. Im Begleittext hofft der Herausgeber unzweifel¬ 
hafte Datierungen geben und unrichtige Zuweisungen verbessern zu 
können. Reichliche Literaturangaben sollen die Aufstellungen des Heraus¬ 
gebers bekräftigen und zu weiterer Beschäftigung mit den manniclifachen, 
noch ungelösten Fragen Anregung geben. Bei den Beschreibungen soll 
das Technische stärker betont werden als das Kunstgcschichtliche. Auch 
die Angaben über den Inhalt der Bände und die meist geschichtlichen 
Bemerkungen haben etwas zurückzutreten, was auch in der Anwendung 
kleineren Druckes zum Ausdruck kommt. 

Wenden wir uns nun von diesem Programm zu seiner Ausführung, 
so kann man dem Herausgeber zu den, trefflichen Tafeln nur Glück 
wünschen. Man pflegt für diesen technu&hen Teil meist nur der aus¬ 
führenden Kunstanstalt Lob zu spenden. So sehr diese natürlich solche 
Anerkennung verdient, die ihr auch keineswegs vorenthalten sei. so 
sehr wird andererseits die Arbeit und das Verdienst des Herausgebers 
von guten Tafeln unterschätzt, da dessen Mühewaltung schließlich umso 
weniger in die Erscheinung tritt, je besser die Abbildungen sind. Die 
vorliegenden Tafeln machen einen vorzüglichen Eindruck und, wenn 
auch der Herausgeber in einem oder anderen Falle darauf hinweist, daß 
auf der Tafel etwas ausgeblieben ist, was am Original noch beobachtet 
werden kann, so hat eben auch die Nachbildungstechnik ihre Grenzen. 
Im ganzen werden die Reproduktionen sehr gut die stärkste Probe be¬ 
stehen, nämlich daß man das Original neben sie legt. Die Auswahl 
bietet trotz des besten Willens des Herausgebers der Natur der Sache 


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Besprechungen 


nach der Kritik immer am meisten Angriffspunkte, da hier die ganze 
Fülle der subjektiven Wünsche sich regt, doch wird man im vorliegen¬ 
den Falle für diese ausgesuchte Sammlung prächtiger Einbände wohl 
allgemein dankbar sein. Dem einen Wunsche nur möchte ich, nicht für 
dieses schon abgeschlossene Werk, sondern für andere sich vorbereitende 
Veröffentlichungen, Ausdruck geben, eine oder mehrere Tafeln mit Ab¬ 
bildungen von Buchrücken und Schnitten beizugeben, die in zahlreichen 
Fällen recht bezeichnend sind und meist nicht restlos beschrieben werden 
können. Die Anordnung der 125 Abbildungen = 100 Tafeln ist, von eini¬ 
gen, z. T. durch technische Gründe bedingten Abweichungen abgesehen, 
im wesentlichen die folgende. Die erste Gruppe bilden 12 orientalische 
Arbeiten, deren erste, der älteste erhaltene Einband, aus dem 6. Jahr¬ 
hundert, der Sammlung des Erzherzogs Rainer entstammt und in seiner 
ausgebildeten Technik schon einen Höhepunkt des Kunstgewerbes dar¬ 
stellt. Die übrigen Stücke fallen in das 15.—18. Jahrhundert und sind 
dem weiten Gebiet des Islam in seiner ganzen Ausdehnung von Samar¬ 
kand bis Marokko entnommen. Den Übergang zur alten Welt bildet 
ein griechischer Band des 15. Jahrhunderts, dessen besondere technische 
Kennzeichen, das hochgelegte, auf die Deckel herübergezogene Kapital 
und die halbrunden Längsrillen in den Stehkanten der starken Deckel, 
in der zweiten Hälfte eben dieses Jahrhunderts vielfach auch an italieni¬ 
schen Arbeiten sich beobachten lassen. Die mittlere der drei südlichen 
Halbinseln, Italien, ist mit 20 Einbänden am reichsten vertreten. Unter 
ihnen nehmen die Stücke aus der Bibliothek des Königs Matthias Corvinus 
in Ofen und die Neapler Arbeiten des 15. Jahrhunderts das besondere 
Interesse in Anspruch. Spanien mit nur 2 Einbänden enttäuscht etwas, 
da man bei der Spärlichkeit des Anschauungsmaterials von spanischen 
Arbeiten sich gerne einer größeren Anzahl erfreut hätte. Aus dem 
Nordwesten Europas stammen 7 englische und 4 niederländische Stücke, 
unter denen die beiden frühenglischen Bände des 12./13. Jahrhunderts 
besonders genannt seien, da sie als in außerenglischem Besitz befindlich 
für große Seltenheiten angesehen werden müssen. Die zwei stärksten 
Gruppen machen den Beschluß: 39 französische Einbände des 16.—19. 
Jahrhunderts, denen wir wohl den einen Genfer des 16. Jahrhunderts zu- 
zählcn dürfen, und 40 deutsche Stücke des 10. —19. Jahrhunderts, be¬ 
sonders österreichische Arbeiten. Unter den ersteren verdienen vorzügliche 
Beachtung die zahlreichen Grolierbände, vor allem der ebenso interessante 
wie prächtige auf Tafel 46, durch den die Verwendung des Stiles ä la 
fanfare noch in die Zeit dieses Königs der Bücherliebhaber hinaufgerückt 
wird. Von den deutschen Arbeiten sei auf die Gruppe der 10 Leder¬ 
schnittbände des 14. —16. Jahrhunderts hingewiesen, durch die die Kenntnis 
der örtlichen und zeitlichen Verbreitung dieser Technik erheblich er¬ 
weitert wird. Jede dieser Tafeln wird durch eine genaue Beschreibung 
aller Teile des Einbandes ergänzt, der, wie schon oben erwähnt, An¬ 
gaben über den Inhalt des Bandes und seine Geschichte beigefügt 
sind. Zu einigen Bemerkungen geben hier die Überschriften Anlaß, die 
in knappster Formulierung über Herkunft und Alter eines jeden Stückes 
Auskunft geben sollen. Der Herausgeber folgt dabei offenbar dem Grund- 


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Gottlieb 


121 


satz, daß Ort und Zeit des Druckes meist auch ohne weiteres über Alter 
und Herkunft des Einbandes Aufschluß geben. Er tut dies z. B. bei 
Tafel 84, 94, 96. In diesem letzteren Falle ist es ja auch recht wahr¬ 
scheinlich, da es sich um ein Dedikationsexemplar an die am gleichen 
Orte residierende Kaiserin handelt; nur ist dann nicht ganz verständlich, 
warum diese Tatsache nicht ebenso in die Überschrift aufgenommen 
wurde wie der kaiserliche Empfänger bei Tafel 91. Andererseits ist 
nicht zu sehen, warum in gleichen Fällen wie oben, z. B. bei Tafel 87, 
91, 97 oder 98 der Verfasser sich hinsichtlich der Ort- und Zeit¬ 
bestimmung so viel vorsichtiger ausspricht oder — noch auffallender — 
bei Tafel 80, wo es doch in der Beschreibung direkt heißt: „dort (i. e. 
in Ochsenhausen) ist die Handschrift des 12. Jahrhunderts in die jetzt 
darauf befindlichen Deckel im 15. Jahrhundert neu eingehängt worden.“ 
Ebenso, glaube ich, könnte man bei Tafel 88 den Namen Krauses, wenn 
auch mit einem „vermutlich“ in die Überschrift aufnehmen, denn auch 
bei Tafel 86 wird nur von „großer Ähnlichkeit“ der Stempel gesprochen, 
was mir für die endgültige Zuweisung eigentlich nicht auszureichen 
scheint. Etwas verwunderlich ist bei Tafel 93 die Fassung der Über¬ 
schrift, „deutscher Einband“, da doch der Druck von Antwerpen ist 
und das Technische den Einband „weit mehr in die Einflußsphäre des 
französischen Kulturkreises weist“. Bedenken habe ich auch, ob man den 
Tafel 20 abgebildeten Einband der Werkstatt des Paulus Manutius zu¬ 
schreiben kann. Die königl. bayerische Hof- und Staatsbibliothek besitzt 
zahlreiche Einbände ganz ähnlicher Art, auf denen auch die gleiche Eck¬ 
verzierung vorkommt, wie sie sich hier in den Winkeln der innersten 
Umrahmung findet. Da die in Frage kommenden Einbände Handschriften 
und nichtaldinische Drucke enthalten, scheint mir die Sicherheit der 
Zuweisung etwas in Frage gestellt. Ein großer Teil der eben erwähnten 
Einbände weist auch Stempel mit teilweise verdoppelter Kontur auf, wie 
sie Gottlieb mit glücklicher Beobachtung auf einzelnen Grolierbänden 
festgestellt hat. Es wäre also seine Bemerkung Sp. 14, daß solche Rand¬ 
linienstempel außer auf Grolierbänden Rarissima seien, einigermaßen ein¬ 
zuschränken. Ich hoffe, in einiger Zeit über diese Gruppe von Einbänden 
ausführlicher berichten zu können. 

Die Beschreibungen selbst sind sehr sorgfältig und genau. Eine 
kleine Lücke darf ich hier wohl ergänzen: auf Tafel 81 zeigen die Eck¬ 
beschläge auf der inneren Ecke ein m und auf den Einhakstücken der 
Schließen ist eine achtteilige Rose, von 4 C umstellt. Genau die gleiche 
Zeichnung findet sich in der hiesigen Staatsbibliothek auf einem süd¬ 
deutschen, sehr wahrscheinlich Augsburger Einband des 15. Jahrhunderts. 
Die Schwierigkeiten der Terminologie sind nicht immer ganz überwunden. 
So wäre Tafel 56 für „die beiden Seiten“ besser zu setzen „die Außen¬ 
seiten der beiden Deckel“; Tafel 76 und 77 wäre „Spitzbogenfries“ in 
„Bogenfries“ zu verbessern; oder endlich scheint mir der Ausdruck 
„spitzwinkelige Aufsätze auf Voluten“, Sp. 25 oder „auf den Voluten 
aufsitzende Dreiecke“, Tafel 54 a, nicht recht glücklich, da es sich doch 
nicht um ein unorganisch aufgesetztes Dreieck handelt, sondern um die 
perspektivische Zeichnung des aufgerollten Endes des Bandwerkes. 


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Besprechungen 


Das Versprechen der genauen Beschreibung der Einbandtechnik hat 
der Herausgeber durchaus erfüllt. Meiner Kenntnis nach hat er zum ersten 
Male wirkliche Beschreibungen der Einbände, nicht nur, wie sonst üblich, 
der Buchdeckenverzierung gegeben. Diese genauen Angaben über die 
Technik sind höchst schätzenswert und bedeuten sicher einen Fortschritt 
in der Ausbildung der Methoden zur örtlichen und zeitlichen Bestimmung 
von Einbänden, doch bin ich mir darüber nicht im klaren, wie die An¬ 
gaben über die Teile des Einbandes immer gemacht werden konnten, 
die bei gut erhaltenen Bänden doch nicht ohne weiteres gesehen werden 
können, z. B. die Angaben über die Art der Pappe, die für die Buch¬ 
decken verwendet sind, oder über das Material, aus dem die Bünde und 
Kapitäle bestehen. An einem defekten Einband lassen sich solche Fest¬ 
stellungen oft sehr wohl machen, ich würde aber doch Bedenken tragen, 
einen guterhaltenen Einband deshalb auch nur teilweise aufzulösen. Ich 
meine, dieses Bedenken ist umso berechtigter, als wohl mancher Leser 
die Bedeutung dieser Kriterien für die örtliche und zeitliche Bestimmung 
der Einbände nicht ebenso günstig beurteilen wird, als es der Heraus¬ 
geber gemeinhin tut. Eine ziemliche Rolle spielt für ihn bei örtlichen 
Entstehungsnachweisen der „trapezförmig abgeschrägte Ansatzfalz“. 
Zunächst hat mir diese glückliche Beobachtung sehr gut gefallen, doch 
bin ich etwas skeptisch geworden, als mir kurze Zeit nach der Lektüre der 
sehr defekte Einband eines französischen Druckes des 16. Jahrhunderts 
in die Hände kam; nach der Verzierung der Decken schloß ich wohl 
mit Recht auf eine französische Arbeit. Ich ließ die Falze, französische 
Handschriftenfragmente, ablösen und es zeigte sich, daß der vordere 
trapezförmig, der rückwärtige rechtwinklig zugeschnitten war. Dies ist 
ja nur ein einzelner Fall, aber er scheint mir die Bedenken des Heraus¬ 
gebers zu bestärken, der dieses Beweismittel selbst auch wiederum als 
nicht ganz einwandsfrei bezeichnet hat. Die gleichen methodischen Bedenken 
habe ich gegen die starke Beweiskraft, die der Herausgeber dem Befund 
des Vorsatzpapieres zuschreibt. Die Zuweisungen nach Ort und Zeit 
stützen sich sehr häufig auf die Wasserzeichen der Vorsatzpapiere; eine 
besondere Bedeutung hat dieses Beweismittel z. B. bei der Datierung 
der Grolierbände. Es begegnet nun nicht selten, daß bei Briquet nicht 
die ganz gleichen Wasserzeichen festzustellen sind, weshalb dann auf 
ein sehr nahestehendes verwiesen wird, z. B. Tafel 39 b oder 40 b. Bei 
der so unendlich großen Zahl der Varietäten der Papiermarken scheint 
mir dieses Verfahren doch wohl nicht angängig zu sein; nur wirklich 
identische Marken können Beweiskraft beanspruchen. Aber selbst in diesem 
Fall kann ich Bedenken nicht unterdrücken. Ich bin mit der Geschichte 
des mittelalterlichen Handels nicht genügend vertraut; soweit ich mich 
aber in Kürze unterrichten konnte, scheint mir der Warenaustausch, 
besonders auch wegen der Rückfrachten, ein sehr reger gewesen zu sein 
und z. B. Ravensburger Papiere haben sich offenbar in ganz Europa 
großer Beliebtheit erfreut und sind weit herumgekommen. Im Archiv für 
die Geschichte des deutschen Buchhandels finden sich auch verschiedentlich 
Nachrichten über Bezug von Papier aus oft recht weit entfernten Orten 
und aus dem Auslande und, wenn es sich hier auch zunächst um solches 


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Gottlieb — Münchner Periodica 


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für Druckereizwecke handelt, so konnte doch der Buchbinder mit der 
Makulatur, die er ja in der Druckerei kaufte und zu seinen Einbänden 
verarbeitete, sehr leicht auch zu allerlei Resten unbedruckten Papiers 
der verschiedensten Sorten kommen. Ich möchte also den Befund des 
Vorsatzpapieres nur mit größter Vorsicht als Beweismittel gebrauchen und 
glaube, daß man ihn, bei aller Tauglichkeit als akzessorische Stütze, doch 
nicht in ausschlaggebenden Gegensatz zu anderen Tatsachen setzen darf. 
Mit diesen methodischen Auseinandersetzungen sind wir schon zur Er¬ 
örterung der zusammenfassenden Einleitung übergegangen, dem Einzigen 
an Gottliebs Werk, was mich nicht recht befriedigt hat. Sie will keinen 
Abriß der Geschichte des Bucheinbandes geben, sondern nur die Ergeb¬ 
nisse der einzelnen Beschreibungen und Beobachtungen, die der Heraus¬ 
geber auch anderweitig gemacht hat, in fortlaufender Darstellung vereinigen 
und an ihrem Platze in den geschichtlichen Entwicklungsgang einreihen. 
Ausführlicher behandelt werden hierbei die orientalischen Arbeiten, die 
Corvinen und die italienischen und französischen Einbände des 15. und 
16. Jahrhunderts. Der Verfasser strebt hier mit aller Macht über den 
bisherigen Stand des Wissens hinauszukommen, aber ich glaube, daß 
auch anderen seine Aufstellungen nicht überzeugend erscheinen werden. 
Man bekommt auch bei wiederholter Lektüre nicht das Gefühl, daß man 
auf sicherem Boden steht. Man hat in der Literatur über die Geschichte 
des Einbandes vielfach der kühnen Kombination etwas zu stark gehuldigt, 
der Fortschritt aber ruht doch sicherer auf der Beibringung reicheren 
Anschauungsmaterials und auf den Ergebnissen monographischer Arbeiten, 
wie z. B. der von Mitius über die fränkischen Lederschnittbände, über 
deren Wert ich eine weit günstigere Meinung als Gottlieb habe. An 
verschiedenen Stellen der Einleitung stellt auch der Herausgeber noch 
weitere Einzeluntersuchungen in Aussicht, deren Ergebnissen man mit 
größtem Interesse entgegensehen darf. 

Wenn auch manche der von dem Verfasser vorgetragenen Ergeb¬ 
nisse einer erweiterten und vertieften Kenntnis des Gegenstandes und 
erneuter Nachprüfung der einzelnen Fragen nicht standhalten werden, so 
darf doch Gottlieb das Verdienst in Anspruch nehmen, neben der höchst 
verdienstlichen Bereicherung des Anschauungsmaterials neue Wege ver¬ 
sucht und schätzbare Anregungen gegeben zu haben. 

München. OttoGlauning. 

Alphabetisches Verzeichnis der laufenden Zeitschriften, welche von 
der K. Hof- und Staatsbibliothek München und einer Anzahl anderer 
Bibliotheken Bayerns gehalten werden. München, K. Hof- und Staats¬ 
bibliothek. In Kommission der Palm’schen Hofbuchhandlung. XIV, 427 S. 

Ähnlich dem österreichischen Generalkatalog vom Jahre 1898 ist 
auch das bayerische Verzeichnis auf eine breite Basis gestellt, auf eine 
sehr viel breitere als das preußische Verzeichnis von 1906—08, das 
lediglich die laufenden Zeitschriften der Berliner königlichen Bibliothek 
nachzuweisen hatte. 


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124 


Besprechungen 


Der österreichische Katalog umfaßt die Universitäts-, Studien- und 
technischen Bibliotheken, die Bibliothek der Hochschule für Bodenkultur, 
sowie die mit dem Bezugsrechte der Pflichtexemplare ausgestatteten Biblio¬ 
theken des Gymnasiums in Zara, des Gymnasialmuseums in Troppau, der 
Handels- und nautischen Akademie in Triest, im ganzen 21 Anstalten, 
während die diesen Sammlungen gegenüber im alleinigen Besitze der 
Hofbibliothek befindlichen Periodica in einem besonderen Anhänge 
nachgetragen sind. Dieser Katalog ist also im wesentlichen ein solcher 
der als Landesbibliotheken fungierenden Bibliotheken Österreichs mit der 

ausgesprochenen Absicht, Vorwort S. 111, nebenher auch einen voll- 

• • 

ständigen Nachweis der in Österreich eingezogenen Pflichtexemplare 
der periodischen Literatur zu liefern. 

Das bayerische Verzeichnis begreift außer der Hof- und Staats¬ 
bibliothek nicht weniger als 234 andere Bibliotheken, die sich auf München, 
Würzburg, Erlangen, Nürnberg, Weihenstephan verteilen und deren Zahl 
deshalb so überraschend groß ist, weil an den drei Universitäten und 
der einen technischen Hochschule die sämtlichen kleinen Bibliotheken der 
einzelnen Institute und Seminare, Laboratorien und Sammlungen berück¬ 
sichtigt und besonders gezählt wurden. 

Über diese Bibliotheken ist Seite VIII—XIV Auskunft gegeben, wo 
sie in 13 Gruppen A bis N geordnet und innerhalb derselben mit fort¬ 
laufenden Zahlen 1—x unterschieden sind. Aus der Kombination der 
Buchstaben und der jeweiligen Zahl ergeben sich die Signaturen der 
Bibliotheken — allerdings nicht die der Aufstellung des Werkes — die 
im Zeitschriftenverzeichnisse unmittelbar, nur durch einen kurzen wag¬ 
rechten Strich geschieden, an die letzte Textzeile angeschlossen und 
untereinander mittelst Komma getrennt sind, während die Sigle der 
Hof- und Staatsbibliothek : St., der die bezügliche magazinäre Signatur, zum 
Teil in runder Klammer, beigefügt erscheint, stets an den rechten Rand 
dieser Seite herangeschoben wird. 

Die Eintragung S. 131: 

Feuerpolizei. München. — C 1, J 1,10. St. (Pol. Civ. 37 olm). 
besagt also, daß das nachgewiesene Werk an vier Bibliotheken Bayerns: 
der Münchener Univ.-Bibl., der Bibi, des Staatsministeriums des Innern, 
der Bibi, der Versicherungskammer, sowie an der kön. Hof- und Staats¬ 
bibliothek vorhanden sei. Durch die Heranrückung der Signatur der 
letzteren Bibliothek an den Rand, ohne Rücksicht auf Anschluß an das 
typographische Ende der letzten Textzeile, oder bei Platzmangel in neuer 
Zeile, z. B. S. 75: 

Biblioteca Storica della Letteratura Italiana. Bergamo. 

St. P. O. It. 134 1. 

resultiert für sie die Anordnung in einer senkrechten, am rechten Rande 
laufenden Kolumne, vermöge der der Bestand der kön. Hof- und Staats¬ 
bibliothek auf jeder Druckseite mit schöner Deutlichkeit hervortritt. 

Die Gruppen B. Akademie der Wissenschaften München, C. Uni¬ 
versität München, D. Universität Würzburg, E. Universität Erlangen, 
F. Technische Hochschule München, mit Überschriften versehen, um¬ 
fassen die dem Generalkonservatorium der Akademie, beziehungsweise 


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Münchner Periodica 


125 


den einzelnen Hochschulen angehörigen Institute, die folgenden Gruppen 
ohne Überschriften G, H, J, K, L, M begreifen die einzelnen Ministerien 
mit angegliederten Ämtern, die Gruppe N enthält die Bibliotheken wissen¬ 
schaftlicher Vereine und Gesellschaften, einiger Klöster sowie des erz- 
bischöflichen Ordinariates und zweier magistratischer Ämter. Unter A 
sind verschiedene Akademien, Museen, Institute in und außerhalb Münchens 
zusammengefaßt. 

Wie sehr aber doch der Bestand der Hof- und Staatsbibliothek den 
Beständen dieser zahlreichen kleineren Bibliotheken gegenüber im Vorder¬ 
gründe stehe, entnimmt man nicht nur dem Augenschein; eine probe¬ 
weise Durchzählung des A ergab mir unter 734 Werkeintragungen 596 
mit Signaturen der Hof- und Staatsbibliothek, d. i. 81 °/ 0 . 

Um die Zahl der Eintragungen überhaupt beiläufig überblicken zu 
können, habe ich die Buchstaben A, B und R, S durchgezählt. Ich fand 
1942 auf 105Vs Seiten in dem einen und 1207 auf 64 1 / 4 Seiten in 
dem zweiten alphabetischen Abschnitte, total also 3149 Eintragungen 
auf abgerundet 169 5 Seiten, wonach sich eine Durchschnittszahl von 
18'57 Eintragungen per Seite herausstellt. Auf die 426 6 Seiten des 
ganzen Kataloges lassen sich demnach 7922 Eintragungen berechnen, 
gegen 7620 des österreichischen Generalkataloges vom Jahre 1898 und 
und 9260 des Kataloges der Berliner königlichen Bibliothek. 

Die Zahl der Verweise ist dem äußeren Anscheine nach etwas 
größer im bayerischen als im Berliner Katalog. Im A mit insgesamt 895 
Eintragungen zähle ich 161 Verweise, so daß sich ein perzentuales Ver¬ 
hältnis von 17 98, abgerundet 18°/ 0 Verweise ergibt. Sie sind von mannig¬ 
facher Art. Als typisch hebe ich hervor: 1) Verweise von Wortformen: 
Al-Moktabas, s. Muqtabas; 2) von zum O. W. gehörigen Adjektiven und 
Appositionen: The Atlantic Monthly, s. The Atlantic Monthly; Bei¬ 
träge zur alten Geschichte, s. Klio; 3) von Paralleltiteln in zwei ver¬ 
schiedenen Sprachen: Nordiskt Mediciniskt Arkiv s. Nordisches Medi¬ 
zinisches Archiv; Mömoires du comitö göologique, s. Trudy geologi- 
öeskago Komiteta; 4) Verweise früherer Titel auf die der Haupteintragung 
zugrunde gelegten aktuellen Titel: Tlmarit hins islenzka Bökmenta- 
felags. Forts, s. Skirnir. 5) Verweise von besonders betitelten inkorporierten 
Separatserien: Anzeiger für indogermanische Sprach- und Altertums¬ 
kunde, in: Indogermanische Forschungen; Jahrbuch des öffentlichen 
Rechts, s. Das öffentliche Recht der Gegenwart. Suppl., wogegen selb¬ 
ständige Beilageserien als Haupteintragung mit eigener Signatur geführt 
werden: Archiv für die Geschichte der Diözese Linz. Beilage z. Linzer 
Diözesanblatt. Linz. — (Signaturen). 

Hinsichtlich der Auswahl des aufgenommenen Materiales bedient 
sich der bayerische Katalog der Grundsätze des preußischen (Vorrede 
S. in —IV), greift aber im einzelnen zuweilen über die Abgrenzung 
dieses hinaus. Die Publikation ,Norges Indskrifter indtil Reformationen . .. 
Christiama 1 , offenkundig mehr ein Fortsetzungswerk als ein Periodikum, 
die im preußischen Kataloge fehlt, ist im bayerischen S. 186 aufgenommen. 

Auch in Bezug auf äußere Form sowie auf Formierung und Inhalt 
der Eintragungen wiederholt der Münchener Katalog im wesentlichen das 


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126 


Besprechungen 


Berliner Verzeichnis und gibt gleich diesem weder Nachweis der An¬ 
fangsjahre noch der vorhandenen Bestände. Die Satzbreite beträgt 10 cm, 
übereinstimmend mit der des preußischen Kataloges, die Satzhöhe aber 
übertrifft die des zweiten um 1'5 cm: 17 gegen 15‘5. 

Das O. W. ist fett gedruckt mit einziger Ausnahme des griechischen» 
das, vermutlich in Ermanglung fetter Typen, nur gesperrt ist» Die Ord¬ 
nungswörter der verwiesenen Titel sind abweichend vom Berliner Ver¬ 
zeichnisse im Drucke nicht hervorgehoben und nur dort gesperrt, wo 
es nötig erschien, sie in dem verwiesenen Textabschnitte unzweideutig 
zu kennzeichnen, wie z. B. S. 269 Palestine Exploration Fund, s. 
Palestine Exploration Fund. Quarterly Statement. 

Übrigens finden sich im einzelnen noch mancherlei kleine Unter¬ 
schiede gegenüber dem preußischen Vorbilde. Am auffallendsten viel¬ 
leicht in der Behandlung des englischen Ordnungswortes, bei dem die 
feinen Erwägungen, wie sie der preußische Verfasser anstellte, nicht be¬ 
müht werden, sondern eine sehr viel einfachere, mechanische Heraus¬ 
setzung des der Stellung nach letzten Substantivs im O. W.: Aberdeen 
University Studies —Modern Language N o t e s— U. S. Geol. Survey. 
Water-Supply and Irrigation Paper — ja sogar: Library of Congress. 
Want List of . . dies allerdings mit Verweis von Want List, s. 
List — vorgezogen ist. 

In der Angabe der originalen Typengattung transliterierter Titel ist 
der bayerische Katalog sparsamer, so z. B. fehlt durchweg die Sigle 
[Russ.]; doch finde ich S. 152: [Armen.] Hand es amsorea’, S. 189: 
[Japan, u. Ant.] . . . The Journal of the College of Science . . . of 
Tokyo . . . 

Auch in Betreff der Bewertung einzelner Buchstaben für die An¬ 
ordnung sind Unterschiede zu konstatieren. Der bayerische Katalog teilt 
allerdings seine Gleichsetzung von i und j, von niederländ. ij und y, 
von dän. 9 = oe mit dem Berliner Verzeichnisse und löst gleich diesem 
die Typen ä, ö, ü, in Paare ae, oe, ue auf, aber er wirft auch u und v 
alphabetisch zusammen und schließt somit Vakanzenliste unmittelbar an 
Tydschrift an, während im Berliner Verzeichnisse zwischen Tyd- 
schrift und Vakanzenanzeiger das ganze U von Udsigt bis 
Urania placiert ist. 

Der so sehr praktischen Zusammenordnung von Singular- und Plural¬ 
formen, sowie von graphischen Varianten ein und desselben O. W. be¬ 
dient sich auch der bayerische Katalog. Ein Verzeichnis dieser Ordnungs¬ 
wörter ist S. V—VI zusammengestellt. 

Die Anreihung der Titel innerhalb ein und desselben Ordnungs¬ 
wortes erfolgt nach sekundären OrdnungsWörtern, deren Wahl den 
weiteren Substantiven des Titels folgt und sodann vom letzten Substantiv 
zurückkehrend die Adjektiva berücksichtigt. Das S. V vorgefuhrte Bei- 

5 1 4 2 3 

spiel: ,Neue Abhandlungen des Naturforschenden Vereins Nürnberg* er¬ 
gibt also eine Lokation der Ordnungs Wörter: Abhandlungen, Verein, 
Nürnberg, naturforschender, neue. 


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Münchner Periodica — Schlossar 


127 


Daraus entspringen nun weitere Differenzen gegenüber dem Berliner 
Verzeichnisse. Während dieses innerhalb des katalogischen Abschnittes 
,Wochenschrift* die Folge: 1) Juristische Wochenschrift, 2) Landwirt¬ 
schaftliche Wochenschrift für die Provinz Sachsen, 3) Münchener Medizini¬ 
sche Wochenschrift — nach den Schlagwörtern: Juristisch, landwirt¬ 
schaftlich, medizinisch* bestimmt sein läßt, so daß die Nr. 2 am 1-Platze der 
sekundären alphabetischen Reihe steht, weist der Münchener Katalog 
derselben in dem Abschnitte 1) Psychiatrisch-Neurologische Wochenschrift, 
2) Landwirtschaftliche Wochenschrift für die Provinz Sachsen, 3) Wochen¬ 
schrift für Spinnerei und Weberei — auf Grund seiner sekundären Schlag¬ 
wörter: »psychiatrisch . . ., Sachsen, Spinnerei* den ersten s-Platz zu, was, 
wie man sieht, den Münchener Grundsätzen hinsichtlich der Ermittlung 
des sekundären O. W. allerdings vollkommen gemäß ist, nach meinem 
Dafürhalten aber dem psychologischen Bedürfnisse des Nachschlagenden 
minder prompt entspricht. 

Es liegt also auch an der Anordnung, nicht nur an den beider¬ 
seitigen Beständen von Zeitschriften, daß beide Verzeichnisse sich nirgends 
decken, so daß es schwer sein würde, an ihnen völlig identische Ab¬ 
schnitte von halbwegs nennenswerter Erstreckung nachzuweisen. 

Obwohl der Münchener Katalog dem preußischen gegenüber an 
Totalzahl der Eintragungen um rund 1300 zurücksteht, so ist er doch 
an einzelnen Stellen reicher bestanden als dieser, wie z. B. im Spatium 
»Mitteilungen*, wo das Berliner Verzeichnis nur 282, der bayerische 
Katalog aber 303 Nummern darbietet. 

Es ist erfreulich und für den bibliothekarischen Ermittelungsdienst 
von bedeutendem Nutzen, daß nun auch die so sehr ansehnliche Münchener 
Hof- und Staatsbibliothek im Vereine mit anderen Bibliotheken Bayerns 
ihren Bestand an laufenden Zeitschriften der Öffentlichkeit zugänglich 
gemacht hat und ich glaube es als nicht minder erfreulich und ersprießlich 
bezeichnen zu dürfen, daß diese Publikation nach Form und Inhalt den 
Typus des Berliner Verzeichnisses festgehalten hat, das schon vermöge 
seiner Beibehaltung der Vorstücke und der natürlichen Wortfolge des 
Titels im Vergleiche zu der älteren Art der Katalogisierung mit an die 
jeweilige Spitze gesetztem O. W. 1 ) als Fortschritt in der bibliothekarischen 
Aufzeichnung betrachtet werden muß. 

Czernowitz. Dr. von Grienberger. 

* * 

* 

Die historisch-geographische Literatur der Steiermark. 

Eine Selbstanzeige der zweiten Auflage. Von Regierungsrat 

Dr. Anton Schlossar. 

Im Jahre 1886 habe ich es als einen .Versuch* bezeichnet, die erste 
Bibliographie eines vorwiegend deutschen Gebietes von Österreich heraus¬ 
zugeben unter dem Titel „Die Literatur der Steiermark in historischer, 

*) So neuerdings in dem kleinen, doch sehr splendid gedruckten Kataloge: 
Gi oßherzogliche Universitäts-Bibliothek Gießen. Verzeichnis der laufenden Zeit¬ 
schriften. Stand vom April 1909. Gießen 1909. S. II u. 112. 


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Selbstanzeige 


geographischer und ethnographischer Beziehung“. Seitdem sind volle 
25 Jahre verflossen und eine Reihe großzügiger bibliographischer Arbeiten 
nach verschiedenen Richtungen, auf deutschem und fremdländischen 
Boden erschienen, haben von unendlichem Fleiße der zumeist dem 
bibliothekarischen Stande angehörigen Verfasser Zeugnis abgelegt. Mir 
selbst sind in diesem Zeiträume aus dem Lande, für welches meine 
steirische Bibliographie bestimmt war, aber auch von auswärts viele 
Zeichen des Dankes und der Anerkennung hiefür zugekommen, obgleich 
ich mir ja am besten dessen bewußt war, daß mein Versuch noch so 
manche Lücke aufweisen dürfte und manches entschuldbare Versehen 
unterlaufen sein könnte. Merkwürdigerweise ist indessen kein zweites 
ähnliches bibliographisches Buch über ein deutsches Gebiet Österreichs 
erschienen, die nicht abgeschlossene Arbeit Commendas „Materialien 
zur landeskundlichen Bibliographie Oberösterreichs“ ausgenommen, 
welche mehrere Hefte umfaßt, worin aber auch Handschriftliches etc. 
aufgenommen erscheint. Daß Wien und Niederösterreich bisher 
keine Bearbeiter gefunden, nahm mich besonders Wunder, gerade die 
so außerordentlich reiche Literatur unserer Residenz hätte zusammen¬ 
gestellt ein unendlich wichtiges Hilfsmittel für jeden Forscher und literari¬ 
schen Arbeiter geboten, ich habe in vielen Fällen dasselbe schmerzlich 
vermißt, es hätte mir wie jedem viele Stunden lange Arbeit erspart. 
Aus früherer Zeit glaube ich mich zu erinnern, daß der verdienstvolle 
verstorbene Direktor der Wiener Universitätsbibliothek Hofrat Dr. Grassauer 
eine Bibliographie Wiens und Niederösterreichs abgefaßt hat. Wohin mag 
das Manuskript wohl gekommen sein, von dessen Drucklegung, wenn ich 
mich recht entsinne, sogar die Rede war! 1 ) 

Während des Vierteljahrhunderts seit 1886 habe ich nun neben 
meiner bis zum Jahre 1910 währenden amtlichen Tätigkeit auch in Bezug 
auf die Ausgestaltung meiner steiermärkischen Bibliographie nicht ge¬ 
ruht, und so nunmehr eine zweite vollständig umgearbeitete Auflage des 
Werkes, bis auf den heutigen Tag vervollständigt, zum Abschlüsse ge¬ 
bracht, die mehr als den doppelten Umfang der ersten Auflage erreicht. 
Diese Neuauflage wird unter dem Titel: „Die Literatur der Steiermark 
in Bezug auf Geschichte, Volks- und Landeskunde“ nun im Drucke 
erscheinen. 

Da die erste Auflage, welche ja vollständig vergriffen und selbst im 
Antiquarwege kaum mehr erhältlich ist, manchen der Leser dieser Zeit¬ 
schrift unbekannt oder doch nicht bei der Hand sein dürfte, so möge 
eine Gliederung des Inhaltes meiner Bibliographie und zwar unter Be¬ 
rücksichtigung der Neugestaltung hier im Umrisse angedeutet werden. 
Sie zerfällt zunächst in die drei Hauptgruppen : Geschichte, Landes(Heimats)- 
und Volkskunde. Die geschichtliche Gruppe besteht aus den Unterab¬ 
teilungen : Allgemeine Geschichte der Steiermark, Geschiche der einzelnen 
Landesteile und Zeiträume, Biographisches über die Regenten der Steier¬ 
mark und Erzherzog Johann, Geschichte des Adels und Genealogie, Bio¬ 
graphisches über andere für das Land bedeutende Personen, Geschichts- 

•) Man sagt uus, daß dieses Material aus Heften besteht, die sich im Besitze 
von Grassauers Witwe befinden. D. Red. 


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Schlossar 


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quellen und Archivwesen, Hilfswissenschaften der Geschichte, Kultur- u. 
Sittengeschichte, Rechtsgeschichte im weitesten Umfange, Wirtschafts¬ 
geschichte und Landesangelegenheiten, Geschichte des religiösen Lebens, 
des Handels und der Industrie sowie der Gewerbe, des Bergbaues, der 
Land- und Forstwirtschaft, Jagd etc., Geschichte der Kunst (mit Musik 
und Theater) sowie des Kunstgewerbes und des Unterrichtswesens. — 
Die Hauptgruppe der Landeskunde bietet die I^andesbeschreibung und 
politische Geographie sowie die Kartenwerke, Reisebeschreibungen- und 
Handbücher, Beschreibungen einzelner Teile des lindes, Heilquellen 
und Bäder im allgemeinen, die Statistik und die Ortsnamenkunde. — 
Die dritte volkskundliche Hauptabteilung enthält die ethnographischen 
Werke und Schriften im allgemeinen, Volkssitte und Volksglauben der 
deutschen und slowenischen Bewohner, deren Volkslied und Volksschau¬ 
spiel sowie die Sagen und Märchen des Volkes. Daran schließt sich 
ein Verzeichnis der Örtlichkeiten des Landes in alphabetischer Reihen¬ 
folge mit der Angabe der Spezialliteratur für jede derselben (von Ad¬ 
mont bis Zirbitzkogel). Ein Schlußabschnitt, in Unterabteilungen reich 
gegliedert, behandelt die Landeshauptstadt Graz und deren nächste Um¬ 
gebung. 

Man sieht daraus, daß nach vielen Richtungen hin bibliographisches 
Material geboten ist und daß dieses nicht nur für die Bewohner des 
Landes Steiermark und für den Benützer mit Rücksicht auf dieses Ge¬ 
biet brauchbar erscheint. Stehen doch so viele Länder in Bezug auf Ge¬ 
schichte, Volkskunde usw. mit dem steirischen Boden von Alters her im 
engsten Zusammenhänge. Ich möchte meine Arbeit überhaupt als einen 
Beitrag zur österreichischen Bibliographie angesehen wissen. Für die 
weitesten deutschen Kreise, insbesondere für die vergleichende For¬ 
schung dürften die volkskundlichen Gruppen, welche Volkslied und -Schau¬ 
spiel, Sage, Märchen, Sitten und Aberglauben des Volkes eingehend ver¬ 
zeichnen, von besonderem Werte erscheinen. Da viele seltene Druck¬ 
werke nach den Originalexemplaren, die in keinem Bücherlexikon und 
in keiner Bibliographie Vorkommen, aufgenommen sind, wie überhaupt 
die Nachschlagebehelfe in Bezug auf österreichische ältere Drucke wenig 
Auskünfte geben, so wird auch der Sammler, der wissenschaftliche Antiquar 
zahlreiche ihm unbekannte Stücke finden, insbesondere in Bezug auf 
Druckwerke, welche dem historischen, dem rechts- und religionsgeschicht¬ 
lichen Felde angehören. 

Diese Bibliographie der Steiermark, welche selbstverständlich mit 
dem unentbehrlichen alphabetischen Namens- und Sachregister versehen 
wird, soll daher allen bibliothekarischen und den übrigen angegebenen 
Kreisen auch außerhalb der engeren Landesgrenzen eine Übersicht der 
bis ins einzelne gehenden Literatur jedes Wissenschaftsgebietes ge¬ 
währen und ich darf wohl selbst auf die freundliche Förderung des 
Unternehmens an dieser Stelle hinweisen. Von derselben hängt der rasche 
Beginn des Druckes von Seite der Verlagsbuchhandlung in Graz ab. Einige 
Unterstützung von Seife hiefiir kompetenter Behörden und Körperschaften, 
welche ihre Bereitwilligkeit zur Förderung durch berufene Vertreter be¬ 
reits kundgetan haben, wurde bereits zugesichert: so vom k. k. Ministerium 


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Vereinsnachrichten 


130 


für Kultus und Unterricht, vom steiermärkischen Landesausschusse, von der 
Stadtgemeinde Graz. In Rücksicht auf bereits voraus subskribierte Exem¬ 
plare (im Preise von etwa 9—10 K für das Exemplar) dürfte es möglich 
sein, das vollendet ausgedruckte Buch zu Ende dieses Jahres noch vor¬ 
legen zu können. Alle weiteren Vorausbestellungen, soweit dieselben noch 
nicht erfolgt sind, bitte ich gütigst noch an mich gelangen zu lassen. 

Graz, im Juni 1911. 


VEREINSNACHRICHTEN. 

MONATS VERSAMMLUNG EN. 

Die März-Versammlung fiel aus. Am 27. April fanden sich 
zahlreiche Vereinsmitglieder zu einer Besichtigung der k. k. graphi¬ 
schen Lehr- und Versuchsanstalt zusammen, bei der Professor A. W. 
Unger und andere Herren des Institutes die belehrende Führung 
übernommen hatten. Der Mai brachte die Hauptversammlung (s. u. S. 
131 ff.). 


A USSOHÜSZSITZUNGEN. 


Ausschußsitzung vom 28. März d. J. Der Obmann legt den 
Entwurf eines Memorandums über das Zeitungsmuseum vor, das an 
das Ministerratspräsidium und an das Abgeordnetenhaus zu richten 
sei (s. o. S. 63). Angenommen, doch beschließt man, bei der bevor¬ 
stehenden Auflösung des Abgeordnetenhauses, mit der Überreichung 
noch zu warten. — Als Tag der ordentlichen Hauptversammlung 
wird der 17. Mai bestimmt; am darauffolgenden Tage soll ein 
Vereinsausflug nach Göttweig oder Herzogenburg unternommen 
werden, worüber die weiteren Veranlassungen dem Obmann über¬ 
lassen werden. — Der Schriftführer wird beauftragt, sich mit der 
Vorstehung der graphischen Lehr- und Versuchsanstalt wegen einer 
Besichtigung durch den Verein ins Einvernehmen zu setzen. — 
Der Redakteur der Zs. teilt mit, daß eine Neuauflage der Rang¬ 
liste bereits vorbereitet sei. Sie soll als Beilage für die Vereins- 
initglieder einem der nächsten Hefte der Zs- beigegeben werden. 


Ausschußsitzung vom 27. April unter Vorsitz Wolkans. Im Ein¬ 
lauf befindet sich die Erledigung des Gesuches des Ausschusses an 
das Ministerium um eine Subvention für ein Mitglied, das den Ver¬ 
ein auf dem Bibliothekartage in Hamburg vertreten sollte. Das Ge¬ 
such ist abgewiesen worden wegen Mangels verfügbarer Mittel- — 
Zunächst erfolgt nuh die Auslosung der fünf in diesem Jahre 
satzungsmäßig ausscheidenden Ausschußmitglieder. Das Les trifft 
die Ausschußmitglieder Grolig, Ilanni, Hinter, Kuntze, Wolkan. 
Die anwesenden Herren Wolkan und Hanni erklären eine Wieder¬ 
wahl anzunehmen, von den übrigen Herren soll der Schriftführer 
Bescheid einholen. 


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Vereinsnacbrichten 


131 


ORDENTLICHE HAUPTVERSAMMLUNG AM 17. MAI 1911 IM HÖR¬ 
SAAL 18 DER WIENER UNIVERSITÄT. 

Der Vorsitzende, Prof. Wolkan, eröffnet .um 6 Uhr 30 Minuten 
nachmittags die Versammlung. 

Anwesend 15 ordentliche Mitglieder, 49 auswärtige Mitglieder 
sind durch Vollmachten vertreten. Im Einlaufe befindet sich ein Be¬ 
grüßungstelegramm des Vereins deutscher Bibliothekare. 

Der erste Schriftführer Dr. Ebert verliest das Protokoll der 
vorjährigen ordentlichen Hauptversammlung (Zs. 1, 97 f.) und er¬ 
stattet dann den Bericht über die Vereinstätigkeit im abgelaufenen 
Vereinsjahre, d. i. seit dem 1. Juli 1910. 

Die Zeitschrift, führt der Redner aus, berichtet regelmäßig über 
Versammlungen und Ausschußsitzungen, so daß hier nur bekannte Tat¬ 
sachen zusammengefaßt werden können. Es ist das folgende hervor¬ 
zuheben. Die Mitgliederzahl beträgt gegenwärtig 202 gegen 195 im 
Vorjahre, eine Ziffer, die zwar keinen großen Zuwachs bedeutet, aber 
doch das Maximum seit Bestand des Vereines darstellt. Bedauerlicher¬ 
weise gehört von den österreichischen Berufsbibliothekaren noch immer 
eine gute Hälfte dem Vereine nicht an. Der Ausschuß entwickelte wie 
bisher seine Tätigkeit nach zwei Richtungen, im Interesse des Bibliotheks¬ 
beamtenstandes und im Interesse des Bibliothekswesens. Die auf dem 
ersten Gebiete stufenweise eingeleiteten Aktionen sind bekannt: Das 
Memorandum der Praktikanten, das eine Deputation derselben am 19. Jänner 
d. J. im Unterrichtsministerium überreichte, die dort erhaltenen Er¬ 
klärungen, die Mitteilungen, die dieselbe Deputation am 9. März im 
Parlamente erhielt, was alles den Interessenten alsbald bekannt¬ 
gegeben ward (s. diese Zs. 2, 62 ff.). Zur Aufklärung ist zu bemerken, 
daß die Wünsche des Memorandums vom Zeitavancement absahen, dessen 
Inslebentreten damals, im Jänner, ganz ungewiß gewesen ist und daß 
eben, als dasselbe greifbarere Formen anzunehmen schien, sich jene De¬ 
putation am 9. März ins Abgeordnetenhaus begab, wo sie die bekannten 
Erklärungen erhielt. Inzwischen ist allerdings das Haus aufgelöst worden 
und das Zeitavancement wieder eine Sache des bloßen Wunsches ge¬ 
worden. Die zweite Seite der Vereinstätigkeit ist die Pflege des Biblio¬ 
thekswesens. Für die Zeitschrift erfolgt weiter u. ein eigener Bericht 
des Redakteurs. Ferner aber gehören hieher die Vereinsvorträge und 
die übrigen Veranstaltungen, Besichtigungen, Exkursionen. Zahl der Vor¬ 
träge und Beteiligung der Mitglieder an ihnen ließ heuer zu wünschen 
übrig. Herrn Dr. Bielohlawek, der eigens aus Graz hieher reiste, um im 
Vereine zu sprechen (s. o. 1, 193 ff.) muß noch an dieser Stelle bestens 
gedankt werden. Regeren Zuspruches erfreuten sich dagegen die Ex¬ 
kursionen (s. o. S. 61 f., u. 133). Über den Verein hinaus griff der Aus¬ 
schuß in zwei bestimmten Fällen ein, so zugunsten der wertvollen Schlacken- 
werther Bibliothek (o. 1, S. 193. 2, S. 63). Da für diese Angelegen¬ 
heit Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Thronfolger 
Franz Ferdinand Interesse bezeigt hatte, wendete sich der Ausschuß 
mit einer Eingabe, die eine Darstellung der Sache gab, an Seine k. u. k. Hoheit 


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Vereinsnachr ichten 


und nahm gleichzeitig Gelegenheit, den abgeschlossenen ersten Jahrgang 
der Zs. zu unterbreiten. Die zweite Aktion, in Sachen eines Zeitungs¬ 
museums, ist o. 2, S. 63 erwähnt. — Der Ausschuß erledigte seine 
Geschäfte in sechs Sitzungen. Der zweite Schriftführer Dr. Tippmann 
legte sein Amt nieder und an seine Stelle ward das Ausschußmitglied 
Dr. v. Miik (Hofbibliothek) erwählt. — Der Verein erhält nach wie vor 
Subventionen vom Ministerium für Kultus und Unterricht und von der 
k. k. niederösterreichischen Statthalterei und es wird diesen hohen Be¬ 
hörden auch an dieser Stelle der Dank des Vereines ausgedrückt. 

Die Versammlung nimmt diesen Bericht genehmigend zur 
Kenntnis. 

Es folgt nun der Bericht des Kassiers Dr. Hrzan. 

Im Vereinsjahre 1910 wurden eingenommen: 

Mitgliederbeiträge. 

Subvention des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht 

» der k. k. niederösterreichischen Statthalterei . . 

Zinsen der Postsparkasse. 

Verkauf von 12 Exemplaren Weilen „Zur Wiener Theater¬ 
geschichte“ . •. 

Erträgnis aus den Mitteilungen. 

Kollekte für die Kosten einer Petition ans k. k. Ministerium 

für Kultus und Unterricht. 

Darlehen der Herren Prof. Dr. Wolkan, Kustos Dr. Mayer, 

Dr. Burger, Dr. Galvagni. 

K 2362 72 

Dagegen wurden ausgegeben: 


Mitteilungen, Kanzleikosten, Porti.K 1196-15 

Subvention an Braumüller für die Zeitschrift Jg. 1910 ...» 1200'— 

Saalmiete, Botengänge.» 67-— 

Autoren honorare.» 14285 

Reisekosten des Delegierten zum Bibliothekartage in Nürnberg » 149’36 

K 2755 36 

Es ergibt sich daher für das Jahr 1910 ein Gebarungs¬ 
defizit von .K 39264 

Der Vermögenstand des Vereines war am 1. Jänner 1911: 

Kassarest vom 1. Jänner 1910.K 517‘39 

Dagegen sind zu zahlen: 

Defizit aus der Gcbahrung 1910.K 392 64 

Schuld an Druckerei Kainz.» 241-^0 

Darlehen von den Herren Prof. Dr. Wolkan, Kustos Dr. Mayer, 

Dr. Burger, Dr. Galvagni.» 250‘ — 

Redaktionshonorar für die Mitteilungen, Heft 1909/4 . . » 75'— 

K 95924 


K 808 — 
» 800 — 

I» 150 — 

» 100 — 
» 8-50 

» 1722 

» 181- — 

» 48 — 

» 250 — 


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Amtliches 


133 


Es bestand daher am 1. Jänner 1911 ein Vermögens¬ 
defizit .K 44185 

(Defizit 1. Jänner 1910: K 620 - —). 

Die Versammlung erteilt auch diesem, von den Kassarevisoren 
geprüften, Bericht Entlastung und schreitet hierauf zu den Neu¬ 
wahlen für die satzungsmäßig ausscheidenden Ausschußmitglieder 
(s. o. S. 1301. Zuerst wird als Obmann Prof. Wolkan durch Akkla¬ 
mation wieder gewählt, ebenso erfahren in einem zweiten Wahl¬ 
gang (Skrutatoren Dr. Battisti und Dr. Criiwelll die ausscheiden¬ 
den Ausschußmitglieder eine Wiederwahl: Grolig und Hanni mit 
je 64, Kinter mit 63, Kuntze mit 49 Stimmen, Kassarevisoren sind 
wie im Vorjahre die Regierungsräte J. Himmelbaur und Josef 
Meyer. 

Als letzter Punkt., da keine freien Anträge vorliegen, steht auf 
der Tagesordnung ein Bericht des Redakteurs der Zeitschrift des 
österreichischen Vereines für Bibliothekswesen. 

Dieser Bericht rekapituliert kurz die Ziele der Zs., legt die leiten¬ 
den Hauptgesichtspunktc dar, führt aus, was bis jetzt erreicht erscheint. 
Die Zs. entwickelt sich in ihrer Eigenart ruhig weiter. Mit Befriedigung 
kann festgestellt werden, daß sie einträchtige Mitarbeit bei allen öster¬ 
reichischen Bibliothekaren ohne Unterschied findet, also auf ihrem Ge¬ 
biete für unser Vaterland wohl als einigender Mittelpunkt gelten kann; 
auch Ungarn erscheint hier unter voller Wahrung seiner selbständigen 
Stellung. Das Organ hat sich denn auch im In'ande, aber auch im Aus¬ 
lande, wo es überall bodenständige Korrespondenten hat, das Interesse 
des Fachpublikums gesichert. 

Der Obmann spricht dem Redakteur den Dank des Vereines 
aus, worauf dieser mit kurzen Worten erwidert. Schluß der Ver¬ 
sammlung um 7 Uhr. 

Im Anschlüsse an die Hauptversammlung fand am folgenden 
Tage unter Teilnahme von 23 Herren, unter ihnen Herr Dr. Leuze 
von der Stuttgarter Landesbibliothek, ein animierter Ausflug nach 
der Benediktinerabtei Göttweig statt, wo in erster Linie die schöne 
Stiftsbibliothek, dann aber auch das Stift selbst besichtigt wurde. 
Der Rückweg führte durch die alte Schulstadt Krems, wo Kustos 
Dr. Schnerich alle Teilnehmer durch sachgemäße Erklärung kirch¬ 
licher Baudenkmale sehr zu Danke verpflichtete. 


AMTLICHES. 

Durch einen Erlaß des k. k. Ministeriums für Kultus und 
Unterricht vom 28. Mai d. J. Z. 20.135 wird die Vorstehung der 
Wiener Universitätsbibliothek ermächtigt, der Sektion Steiermark 
der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte zur 

t 9 


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134 


Pcrsonalnachrichten 


Anlegung einer Sammlung alter Schulbücher die in der dortigen 
Bibliothek nach Abwicklung des Dublcttenaustausches erübrigenden 
Mittelschullebrbiieber aus der Zeit vor 1849 und Volks- und 
Bürgerschullehrbücher vor 1869 unentgeltlich abzutreten. Es handelt 
sich also um die Zeit, vor der großen Reorganisation unserer 
Gymnasien und Realschulen und vor der Schaffung unseres Reichs- 
volksschulgesetzes. — Ein Erlaß der k. k. niederösterreichischen 
Statthalterei vom 14. Juni d. J. Z. IX —1004/1 bewilligt eine 
allgemeine 10°/ 0 ige Erhöhung der Buchbindertarife, wie sie mit Er¬ 
laß vom 2. Jänner 1900 Z. 88 ex 1900 genehmigt, wurden. Besonders 
zu behandeln sind gewisse Bände von stärkerer Seitenzahl, größere 
Formate usw , für die zum Tarife eine Reihe von „Vergütungen“ 1 
bewilligt werden. 


PERSONALNACHRICHTEN. 

Se. Majestät haben dem mit dem Titel und Charakter eines Regierungs¬ 
rates bekleideten Kustos erster Klasse an der Hofbibliothek Dr. Heinrich 
von Lenk zu Burgheim und Gans heim aus Anlaß der von ihm 
erbetenen Versetzung in den dauernden Ruhestand den Titel eines Vize¬ 
direktors und dem mit dem Titel eines außerordentlichen Universitäts¬ 
professors bekleideten Privatdozenten an der tschechischen Universität in 
Prag, Kustos der dortigen Universitätsbibliothek Dr. Wenzel Tille den 
Titel und Charakter eines ordentlichen Universitätsprofessors zu verleihen 
geruht. — An der Wiener Hofbibliothek ward der Kustos zweiter Klasse 
Dr. Rudolf Beer zum Kustos erster Klasse ernannt, an der Reichsrats¬ 
bibliothek der Bibliotheksdirektor Dr. Joh. Lad. Merk las in die nächst¬ 
höhere Rangsklasse befördert. An der Universitätsbibliothek in Graz 
wurden der Skriptor Heinrich Kapferer zum Kustos, die Amanuenses 
Dr. Johann Schuko witz und tit. a. o. Universitäts-Professor Dr. Stephan 
Witasek zu Skriptoren, der Praktikant Karl Zhisman zum Amanuensis, 
an der Universitätsbibliothek in Krakau der Praktikant Dr. Marian 
Szyjkowski zum Amanuensis, an der Universitätsbibliothek in Lemberg 
der Amanuensis Dr. Sigismund Batoski zum Skriptor und der Prakti¬ 
kant, Privatdozent Dr. Johann H i r s c h 1 e r zum Amanuensis ernannt. — 
Der Direktor an der Reichsratsbibliothek Dr. Karl Renner und der 
Skriptor der Universitätsbibliothek in Prag Dr. Zdenfek Tobolka 
wurden zu Reichsratsabgeordneten gewählt. 


NEKROLOG. 

ANTON HITTMAIR 

Bibliothekar der k. k. Universitätsbibliothek in Innsbruck 

f 3. Juni 1911. 

„Vom Leben zu lassen, wo die Lust noch so groß ist, muß grau¬ 
sam wehtun.Mitten in den Bergen des Landes Tirol, die er so sehr 
geliebt bat, erreichte den schaffensfrohen Mann in der Vollkraft 


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Nekrolog 


135 


des Lebens der schnelle Tod. Vielleicht dachte Hittmair eben an die 
gioßen Aufgaben, die beim Neubau der Innsbrucker Universitäts¬ 
bibliothek, ihrer Übersiedlung usw. seiner harrten — wer weiß es; 
da — ein Fehltritt und blitzschnell, ehe noch das Bewußtwerden des 
Grausigen möglich war, war das reiche Leben vorbei. Ein schnelles, 
schönes Sterben in der Freiheit der Alpen. 

Anton Hittmair ist am 11. Juni 1858 in Mattighofen in Ober¬ 
österreich geboren, wo sein Vater damals Bezirksvorsteher war. Das 
Gymnasium besuchte er in Linz, wo er auch 1877 die Reifeprüfung 
ablegte. In Wien unter Heinzei und Erich Schmidt betrieb er 
germanistische Studien und promovierte 1881 zum Dr. philo- 
sophiae. Seine Dissertation: „Die Partikel be in der mittel- und 
neuhochdeutschen Verbalkomposition“ erschien 1882 in Wien bei 
Konegen. 

Am 8. Mai 1883 trat er als Volontär in die k. k. Universi¬ 
tätsbibliothek in Innsbruck, wo damals Ludwig von Iiörmann sein 
erster Vorstand war; am 5. Jänner 1884 kam er in gleicher Eigen¬ 
schaft an die Wiener Universitätsbibliothek und wurde am 7. Mai 
1884 vom k. k. Ministerium fiir Kultus und Unterricht bestätigt. 
Sein Vorstand war hier der verdienstvolle Bibliothekar Dr. Leithe. 
Bereits am 4. Juni 1884 wurde er zum Amanuensis an der Wiener 
Bibliothek ernannt. Es begann sofort für ihn eine sehr wichtige 
Arbeitszeit. Denn in den Monaten August und September fand die 
Übersiedlung der Universitätsbibliothek in die neuen Räume am 
Franzensring statt und Hittmair beteiligte sich lebhaft an den Vor- 
und Nacharbeiten, wofür ihm auch eine amtliche Belobung zuteil 
wurde. In der neueingerichteten Bibliothek wußte Hittmair sich gar 
bald das volle Vertrauen des damaligen Bibliothekars Dr. Grassauer 
zu erwerben, so daß er bald von ihm zur Leitung der Kanzleigeschäfte 
ausersehen wurde. Als an der Studienbibliothek in Salzburg eine 
Skriptorstelle zu besetzen war, bewarb sich Hittmair und wurde 
am 8. Februar 1890 zum Skriptor daselbst ernannt; am 11. März 
verließ er das ihm liebgewordene Wien zum Leidwesen seiner da¬ 
maligen Berufsgenossen. 

In Salzburg blieb Hittmair bis zum Jahre 1897, in dem er zum 
Kustos an der k. k. Universitätsbibliothek in Innsbruck ernannt 
wurde. Die Frucht seines Salzburger Aufenthaltes war die in den 
Jahren 1897—1889 erschienene Schrift: „Die Verfasser anonymer 
Salisburgensien“, die in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salz¬ 
burger Landeskunde, Bd. 37—38 erschienen ist und auch als Sonder¬ 
abdruck ausgegeben wurde. Nach dem Abgänge Ludwig v. Hörmanns 
wurde Hittmair am 6. Jänner 1903 zum Bibliothekar an der Inns¬ 
brucker Universitätsbibliothek ernannt. Über seine reiche Tätigkeit 
in dieser Stellung berichtet genau die im Jahrgang 1910, S. 1—124 
der Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg erschie¬ 
nene Geschichte der k. k. Universitätsbibliothek in Innsbruck. IIi<*r 
an leitender Stelle konnte er seinen rastlosen Fleiß, seine hervor- 


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136 


i 


Kleine Notizen 


ragende organisatorische Kraft, sein weitverzweigtes bibliothe¬ 
karisches Wissen zur schönsten Geltung bringen. 

Alle Fragen des Bibliothekswesens beschäftigten ihn, der in 
der Bibliothekstätigkeit aufging, auf das lebhafteste. In den Mt- 
teilungen des österreichischen Vereines für Bibliothekswesen er¬ 
schienen zahlreiche Artikel aus seiner Feder: über Pflichtexem¬ 
plare, Bibliotheksneubauten, Beschreibung der Ausschnitte, Ver¬ 
weisungstäfelchen usw. usw., die alle von hervorragender Sachkennt¬ 
nis und lebhaftestem Interesse zeigen. 

Hittmairs gerade, frische Art, die offen und liebenswürdig, 
ohne Falsch und Hinterhalt war, machte ihm alle, die mit ihm zu 
tun hatten, zu Freunden. Wie eine Schreckensbotschaft klang es 
daher, als die Nachricht kam, er sei während eines Pfingstausfluges 
abgestürzt und tot geblieben. Alle alten und jungen Freunde, deren 
er so viele hatte, werden ihm ein treues, warmes Andenken be¬ 
wahren. Für das Bibliothekswesen in Österreich bedeutet sein Tod 
einen schweren Schlag. Einen unersetzlichen Verlust für seine 
Frau und seine beiden hoffnungsvollen Söhne, die an seinem Grabe 
trauern. 

Wien. J. Himmelbau r. 


KLEINE NOTIZEN. 

Einer Zeitungsnotiz (Münchner Neueste Nachrichten 30. Juni 1911) 
entnehmen wir, daß der Münchner Antiquar Norbert Rosenthal, in Firma 
Ludwig Rosenthals Antiquariat, ein von Hans Bawmann aus Rothenburg 
an der Tauber in Salzburg im Jahre 1550 gedrucktes Bruchstück von 
Hans Sachsens Lobspruch der Stadt Salzburg (sonst hslich. bekannt, 
Dresdner Kgl. Bibliothek) glücklich aufgefunden habe. Aus dem Ein¬ 
bande eines alten Ingolstädter Druckes sei der größte Teil des in sehr 
großem Format gedruckten Flugblattes herausgelöst worden. Der Text 
des Druckes stimme mit der Hs. bis auf geringe Abweichungen. Damit 
sei der früheste sicher datierte Salzburger Druck nachgewiesen. — Wir 
können augenblicklich der Sache nicht mehr weiter nachgehen, verweisen 
nur im Vorbeigehen auf die Mitteilungen der Gesellschaft für Salz¬ 
burger Landeskunde 34, 227 ff., wo Haueis den Lobspruch nach der 
Hs. mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben hat; übrigens zitiert 
dieser auch Süß, Beiträge zur Geschichte der Topographie usw. in Salz¬ 
burg, der S. 2 ohne näheren Angaben das Jahr 1533 als das des ersten 
in Salzburg gedruckten Werkes nennt. 

Ein Freund deutschen Schrifttums hat 4000 Stück der jüngst er¬ 
schienenen Biographie Wilhelm Jordans von Maurice Reinhold von 
Stern gestiftet; die Exemplare sollen Schul-, Vereins- und öffentlichen 
Lesehallen und Büchereien jeder Art zur Verfügung gestellt werden. Ge¬ 
suche um Überlassung von Exemplaren sind an die Verlagsbuchhandlung 
Moritz Diesterweg in Frankfurt a. M., Hochstraße 29, zu richten. 


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Verlag von Wilhelm Braumflller ln Wien und Leipzig. 



Eine Darstellung ihres wissenschaftlichen Rirhens 

von 

Dr. Josef Schwerdfeger 

Professor am k. k. akademischen Gymnasium in Wien 

Festschrift 

aus Anlaß des sechzigjährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät 

des Kaisers Franz Joseph I. 

Herausgegeben von den historischen Vereinen Wiens. 

4 tt . X. 182 S. 1908. Broschiert 5 K — 4 M. 20 Pfg. 

„Reichspost“. 1. Februar 1909. 

Diese interessante Jubiläumspublikation der historischen Vereine 
WienB bietet in zusammenhängender Darstellung eine Würdigung 
der Wirksamkeit dieser Vereine und ihrer Leistungen auf dem Ge¬ 
biete der Geschichtswissenschaft. Die Chronik der Vereine wird nur 
in dem Maße herangezogen, als sie für die Betrachtung der wissen¬ 
schaftlichen Wirksamkeit der Vereine auf dem Gebiete der Wiener 
Stadtgeschichte, der niederösterreichischen Landeskunde, der Reichs¬ 
geschichte, der Hilfswissenschaften der Numismatik, Heraldik und 
Genealogie und der Grenzgebiete der Anthropologie und Volkskunde 
in Betracht kommt. Indem der Verfasser die bedeutendsten Aufsätze 
über diese Gebiete der Geschichte bespricht, gibt er ein anschau¬ 
liches Bild der reichen Tätigkeit der Wiener historischen Vereine, 
deren Leistungen sich mit denen der Vereine anderer Großstädte 
vollauf messen können, und rückt manche verdiente Forscherpersön¬ 
lichkeit und deren hauptsächlichste Verdienste und manche Männer 
der Wissenschaft wieder unserem geist'gen Auge näher. A. F. 


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Verlag von Wilhelm Braumüller ln Wien und Leipzig 


Geschichte Österreichs 

mit besonderer Rücksicht auf das Kulturleben 

■ ■■ ———— Von .. 

Dr. FRANZ MARTIN MATER 

Direktor der Landes-Oberrealschule in Qraz 

Dritte, neu bearbeitete Auflage. Zwei starke Großoktavbftnde in Original* 

Prachteinbänden. Preis 30 Kronen 

Die dritte Auflage des ausgezeichneten Geschichtswerkes ist abermals sorgfältig bearbeitet, 
vermehrt nnd bis zur neuesten Zeit fortgeführt worden. 

Die Geschichte Österreichs hat seit dem ersten Erscheinen des Mayerschen Werkes neue nnd 
umfangreiche Bearbeitungen erfahren, so in dem fünfbändigen Handbuche von Dr. Frans Krone* (Berlin 
1876—1879) und in dem Werke von Dr. Alphons Huber, das bis zum 6. Bande gediehen ist (Gotha 
1886—1896). Aber nicht jeder Geschichtsfreuud ist in der Lage, so umfangreiche Werke durchzuarbeiten 
and so wird immer wieder nach Mayers kürzerer Darstellung verlangt, die sich als ein vorzügliches, 
höchst brauchbares Handbuch für Studierende und den Geschichtsfreund überhaupt bewährte, wie der 
rasche Absau auch der zweiten Auflage neuerdings erwiesen hat. - Die Bearbeitung berücksichtigt 
selbstverständlich alle neuen Forschungsergebnisse, bewai.it aber die Eigenart, die den ersten Auflagen 
anhaitete and die darin bestand, daß das Werk neben der politischen Geschichte auch dem inneren 
Leben der Völker, wie es sich in seiner Wirtschaft, ln der sosialen Entwicklung, in Sitten, Gewohn¬ 
heiten und Denkungsart, in der Arbeit — also im Handwerk, in der Industrie, in Wissenschaft nnd 
Kunst — äußert, mehr Aufmerksamkeit schenkt, als bisher geschehen ist. Diesen kulturhistorischen 
Abschnitten ist auch in der dritten Auflage wieder große Sorgfalt zugewendet worden. — Das Werk 
bietet also allen Geschichufrennden eine übersichtliche Darstellung der Geschicke der österreichischen 
Völker, ihrer wechselseitigen Beziehungen, ihrer Verbindung miteinander nnd ihrer gemeinsamen Schick¬ 
aale, kur* eine Darstellung des Aufbaues des österreichischen Staates. Das Werk gibt ferner eine klare 
Übersicht der wichtigsten kulturhistorischen Momente, es verweist auf die wichtigsten Quellen und Hilfs- 
schriften und im Laufe der Erzählung aut einzelne Quellenstellen und neuere historische Arbeiten, ao 
daß auch Jene vollauf befriedigt werden, welche einzelne Teile der österreichischen Geschichte mittels 
der ursprünglichen Quellen genauer kennen lernen wollen. 

Friedridi Arnold Moyer. Aus den Popieren eiRes Wiener Verlegers 

1858-1897 

11 Bogen Oktav. Gebunden Preis 3 K 60 h — 3 M. 

Der Wiener Verleger ist Leopold Rosner, der, vor wenigen Jahren verstorben, nicht bloß älteren 
Literaturireunden als Anzengrubers erster Verleger bekannt ist, sondern sich Oberhaupt als originelle und 
energische Erscheinung unter den heimischen Buchhändlern heraushob. Autoren, die et zu glanzvollen 
Namen gebracht haben, hat er eingeführt, manche seiner geschmackvollen Bände und Bändchen wirkten 
sensationell, freilich hat er auch mehr als einmal vergebens Opfer gebracht. 

Der dramatische Verlag blieb sein Lieblingsgebiet, für das Repertoire der Wiener Bühnen durch 
Jahrzehnte findet man bei ihm ein planmäßig vereintes Material. Schon in jungen Jahren zur Bühne 
und zum Theaterleben hingezogen, darauf für einige Zeit selbst Schauspieler, fand er enge Beziehungen 
zum Theater, die auch nachher, als er wieder su seinem Ausgangspunkt, dem Buchhandel, zurückkehrts, 
vorhielten, sich vielmehr noch ausdehnten und die er auch schriftstellerisch mit Glöck und Verdienst so 
verwerten wußte. So besteht denn die Briefsaramlung aus 40 Jahren, die diese kleine, dem Andenken 
eines trefflichen und lieben Menschen gewidmete Publikation enthält, in erster Linie aus, bisher un- 
gedruckten, Theaterbriefen. Da führt uns Louis Arnsburg in das Burgtheater der achtziger Jahre, vor 
allem aber taucht das Wiener Volkstheater vor uns aut : Schilderungen der Grobecker streiten Carl, 
charakterisieren Nestroy * köstliche Jugendbriefe von Blasel aus den Sechzigerjahren werden jeden Leser 
ergötzen ; W. Knaack schreibt aus dem Quaitheater : Karl Treumann, Richard Genie sprechen von der 
Operette Glück und Ende ; wir hören von der Gailmeyer in Berlin usw. Aber auch speiiell reiche- 
deutsche, hochgefeierte Größen sind vertreten. Zahlreiche Streiflichter, wirtschaftliche und andere, fallen 
auf das Theater seit den Sechziger Jahren, die Misere der Provinz. Die Literatur geht nicht leer aus: 
Grillparzer/Anzengruber, geringere VolksdramAtiker wie Berla, schließlich Kümberger und Hieronymus 
Lorro. Durch die Erläuterungen und Nachweisungen des Herausgebers, die überall aut die ersten Queileu 
und auf eigene Materialien sich stützen und oft falsche Angaben richtig stellen, durch die Register und 
Bibliographie stellt das kleine Buch auch ein zuverlässiges Nachschlngcwerkchen dar. 

Aus dtn Stimmin der Presse: ,, . . . ein interessantes, durch die 46 Seiten Erläuterungen und den 
bibliographischen Anhang auch wissenschaftlich brauchbares Buch . . . *• Deutsche Liienuurzeitung. — 
. mit reichhaltigen, gewissenhaft auch die kleinsten Details berücksichtigenden Anmerkungen nnd 
Registern . . . die Wiener Theatergeschichte wird sie lür das Kapitel vom Volksdrama einmal mit großem 
Nutzen verwenden können . . . “ Horner iro Liter. Echo. — ,, . . . Unmöglich, die Fülle des Inter¬ 
essanten in den engen Raum eines Zeitungsartikels zu zwängen ... 41 Pötzl im Neuen Wr. Tagblatt. - 
. documents interessante sur l'histoire des lettres et du tbl&tre allemands ... 11 Journal des Dlbats. 


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I 



eits^ftri 



DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 


BIBLIOTHEKSWESEN 


REDIGIERT VON 

D£ FRIEDRICH ARNOLD MAYER 

OBER BIBLIOTHEKAR DER K. K. UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK IN WIEN 


NEUE FOLGE DER „M ITTEI LU N G E N“ DES VEREINES 

II. JAHRG. (GANZER REIHE XV.) 

HEFT 3 


INHALT: 


F. Men£ik, Zur Geschichte der Wiener Hofbibliothek I S. 137 — Zu unserer 
Rundfrage S. 143 — österreichische Rundschau: Die österreichischen Bibliotheken 
1909/10 S. 143. Aus Deutschösterreich von M. Grolig S. 144. Von der k. k. 
Studienbibliothek in Linz von K. Schiffmann S. 148. Prager Brief von J. Volf 
8. 150. Die Bibliotheken im österreichischen Staatsvoranschlag fOr 1912 S. 153 — 
Deutsches Reich: Berliner Brief von H. Hoeffler S. 154. Münchner Brief von 
O. Glauning S. 158 — Die Schweizerischen Bibliotheken im Jahre 1910 von 
H. Barth S. 165 — Rundschau der Fremde: Englischer Brief von L. C. Wharton 
S. 172. Italienischer Brief von O. Viola 8. 175. St. Petersburger Brief von 
E. Wolter S. 177 — Vereinsnachrichten S. 180 — Personalnachrichten S. 180 
— Nekrolog: Johann Mayrhofer S. 180 — Nach Schluß des Heftes S. 182 
(Vereinsnachrichten — Titelfrage — Eine Zeitungsbibliothek in Wien) — Zur 
Beachtung S. 184 — österreichische und ungarische Bibliographie des Bibliotheks¬ 
wesens 1910-11 III. 


WIEN UND LEIPZIG ’ 

WILHELM BRAUMÜLLER 

K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER 

1911 


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DIE GEEHRTEN MITARBEITER 

I 

erhalten unberechnet 10 Sonderabdriicke der in größerer Schrift ab¬ 
gedruckten Beiträge; eine größere Anzahl wird zum Selbstkosten¬ 
preis geliefert. Von den Beiträgen in kleinerer Schrift stellt der 
Verlag auf Wunsch |entweder das Heft oder auch Sonderabdrücke 
gegen Berechnung der Kosten zur Verfügung. Alle auf Sonder¬ 
abdrücke gehenden Wünsche mögen am Kopfe des Manuskriptes an¬ 
gegeben werden. Das Honorar beträgt 3 K für die Druckseite in 
größerer, 2 K für eine solche in kleinerer Schrift. Die Abrechnung 
findet immittelbar nach Erscheinen jedes Heftes statt, für Beträge 
unter 5 K nach Abschluß des Jahrganges. 

Zuschriften, Rezensionsexemplare, Sendungen aller Art sind an 
die Privatadresse des Redakteurs zu richten: Dr. Friedrich 
Arnold Mayer, Wien XIX/j, Springsiedelgasse 34. Im allgemeinen 
gelangen nur solche Werke zur Besprechung, die der Redaktion 
selbst Vorgelegen haben. 

Die geehrten Mitarbeiter sind dringend gebeten, die Blätter ihrer 
Manuskripte einseitig zu beschreiben, halbbrüchig oder mindestens 
mit breitem Rand. Autorkorrekturen werden den Autoren berechnet. 


Die nächste Nummer erscheint um die Jahreswende 1911. 
Redaktionsschluß Ende November. 


Der Abonnementspreis der „Zeltschr. f. Bibliothekswesen“ be¬ 
trägt pro Jahrgang (4 Hefte) 7 K 20 h — 6 M. Bestellungen 
flbernlmmt jede Buchhandlung. 


Alle Rechte Vorbehalten. 

Oberttoterr. Buchdruckerei- und Ver Ugv-OetellachAft, Lin*. 


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/ 





DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 


Bl BLIOTH EKS WESEN 

N. F. DER „MITTEILUNGEN“ DES VEREINES. 


II. JAHRG. (GANZER REIHE XV.) HEFT 3 OKTOBER 1911 


ZUR GESCHICHTE DER K. K. HOFBIBLIOTHEK. 

Von Ferd. Meniik in Wien. 

Die älteren Akten der Hofbibliothek sind sehr gering, und des¬ 
wegen dürfte jede Nachricht willkommen sein, die der künftige 
Historiograph gern auf nehmen wird. Wir bringen in nachstehendem 
einige kleine Nachrichten aus dem Harrachschen Archive, welche 
wohl für immer unbeachtet geblieben wären. 

Der erste Beitrag ist das Gesuch des wenig bekannten Poly¬ 
graphen Dominik Franz Calin de Marienberg, welcher nach dem Tode 
Lambecks sich um die Bibliothekar stelle bewarb. Er wendete sich an 
den damaligen Oberststallmeister Grafen Harrach (I), den Schwieger¬ 
sohn des Grafen von Lamberg, welcher als Obersthofmeister über die 
Besetzung des Amtes zu entscheiden hatte. Was ihm dieser am 8. Mai 
1680 geantwortet hat, ist uns nicht bekannt, er hat aber die Stelle 
7iicht erhalten. 

Zum Nachfolger wurde Daniel Nessel ernannt. Von diesem 
findet sich hier eine Gratulation (II) an den Grafen Harrach vor, 
die er bei seinem Antritte des Obersthofmeisteramtes, zu welchem er 
im Jahre 1699 gelangt war, vorbringt. Es ist nur ein schönredne¬ 
rischer Versuch und nur deshalb interessant, weil darin Nessel er¬ 
wähnt, daß er die Bibliothekar stelle dem Grafen von Lamberg zu ver¬ 
danken hat. 

Ein Jahr nach diesem Schreiben starb Daniel von Nessel (1700 
März) und damit öffnete sich den anderen Stellenjägem eine Aussicht. 
Wie schon bei Mosel erzählt wird, ist unter Nessel die Ordnung in der 
Hofbibliothek unterbrochen worden, weil er, da er seine ganze Tätig¬ 
keit auf die Beschreibung der griechischen Handschriften konzen¬ 
trieren mußte, wenig Muße gehabt hat, sich mit den eigentlichen 
Bibliotheksarbeiten zu beschäftigen. Somit mußte man Klagen über 
die Unordnung in diesem Institute hören. Am stärksten treten diese 
Beschwerden in einem Promemoria (III) hervor, welches eine un¬ 
bekannte Person dem Grafen Harrach unterbreitete; sie legte darin 
die Mittel zur besseren Einrichtung der kais. Bibliothek vor. Der 
Unbekannte war ursprünglich bei dem Hofkanzler Grafen Kinsky 
angestellt und hatte ihm hauptsächlich bei den Verhandlungen über 
die Nachfolge vn Spanien Dienste geleistet, wobei er die zu den Stiir 

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138 


Mcncik 


dien dieser Frage benötigten gedruckten Bücher beistellte und sich 
als ein gediegener Kenner der historischen Literatur verdient machte. 
Er hatte aber die Stelle nicht erhalten. Schon am 3. November 1700 
wurde die fertige Resolution über die Besetzung der Bibliothekar stelle 
dem Kaiser vorgelcgt. 1 ) Die Bibliothek wurde unterdessen vom Hof- 
ratssekretiir Grevenbrück verwaltet. 

Während der Zeit, als die kais. Bibliothek verwaltet wurde, hat 
sich unter andern Bewerbern Johann Jakob von Haacken bei dem 
GrafenHarrach angemeldet. SeinGesuch (IV), das mit biographischen 
Daten ausgefüllt ist, ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Zuerst 
erfährt man, daß schon damals eine Prüfung für die Bibliotheks¬ 
kandidaten bestanden hat, die Haacken mit gutem Erfolge ab¬ 
legte. Zweitens proponiert er hier eine Einrichtung, welche erst in 
neuester Zeit in vereinfachter Form eingeführt wurde, um den Ver¬ 
bleib der entlehnten Bücher jederzeit kontrollieren zu können. Aber 
trotz den von ihm selbst hervorgehobenen Eigenschaften hat dieser 
Petent die Stelle eines Bibliothekars im J. 1702 nicht erhalten. 

Erst im Jahre 170Jf erhielt die Hofbibliothek eine ausgezeichnete 
Arbeitskraft in Gentilotli. 

Aber Johann Benedikt Gentilotli von Engelsbrunn betrieb seine 
Entlassung von der kais. Bibliothek schon im Jahre 1710. Welche Ur¬ 
sachen ihn dazu bewogen haben, daß er damals seine Demission gab 
(V) und in den Dienst des Fürsten Franz Anton von Harrach, Erz¬ 
bischofs von Salzburg, übergehen wollte, wissen wir nicht. Wahr¬ 
scheinlich bestanden diese in den Geldschwjerigkeitcn, in welche der 
Hofstaat bei der damaligen kostspieligen Kriegsführung geraten war, 
und welche sich nur infolge des Dazwischentretens des Grafen von 
Seilern beheben ließen. Er wurde dem Hofinstitute bis zum Jahre 
1723 erhalten, und wie sich sein Bruder Johann Franz später äußerte, 
wurde er „nachmals in Ansehung seiner Erudition und Wissenschaft, 
dann des über die in gedacht k. Bibliothek in sehr großer Anzahl be¬ 
findlichen Codices manuscriptos mit ungemeiner Mühe und Arbeit 
zusammengetragenen Werkes von S. Kais. Majestät selbst als üditore 
di Rota Romana der deutschen Nation ernannt und darauf im Jahre 
1725 zum Fürsten und Bischöfen vom Trienter Domkapitell einhellig 
erwählt. Doch er starb bald nach seiner Wahl er . 

I. 

Hoch- und wollgebohmer Reichsgraf, Gnädiger Herr, Herr. 

Euer hochgräfl. Excellenz hiemit in Unterthänigkeit zu behel¬ 
ligen, habe ich keineswegs undterlassen können, was gestalten ich 
nemblichen aus Wien von gewisser Hand benachrichtigt worden, daß 
der kaiserliche Bibliothecarius den 4.ten dieses laufenden Monats mit 
Tod seie abgangen. Wann derohalben sein gehabte Stelle zweifelsohne 
alsobalten mit einem andern qualifizirten Subjecto ersetzt mueß wer¬ 
den, und ich solches officium bei Churbajrn albereit von 

*) Hofkonfeienzprotokolle im Harrachschen Archive. 


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Zur Geschichte der k. k. Hofbibliothek 


139 


14 Jahren schon versehen, als habe ich mich unterstanden, Euer hocli- 
gräfl. Excellenz als meinen allezeit gewestgnädigisten Herrn und 
sondergroßen Patron hiemit auf das gehorsambist und eifrigist zu 
bitten, die wollen ihnen in Gnaden beheben lassen durch dero hoch- 
vermögende Authorität und starkes Patrocinium bei Ihro kais. Maje¬ 
stät soviel intercedendo zu effectuiren, auf daß Sie in Ansehung 
meiner durch viel Jahr hero unterschiedlich — so woll historisch — 
und genealogisch als auch theatralisch — und andern mehr deroselben 
allerunterthänigst dedicirten Compositionen 1 ) ein, der ich, ohne 
Ruhm zu melden, mit Sprachen und andern Requisiten genugsamb 
versehen, und zu deme ein getreuester Vasall des durchleuchtigisten 
Hauses von Oesterreich geboren bin, solches Officium allergnädigist 
geruhen wolten vor Andern zu conferiren. Ihr kais. Majestät haben 
bishero nur einen geringen Schatten der vom Gott mir verliehenen 
wenigen (Diatriben) allbereit gesehen, versichere aber, sofern ich zu 
einem vorhabenden i n t e n t o solte gelangen, daß ich mit göttlicher 
Hilf solche manuscripta Volumina in wenig Jahren wolte 
verfertigen, von dergleichen Raritäten und curiosen Sachen (die Ve- 
tustät der Authorn ausgenomben) in der kaiserlichen Bibliothek ge¬ 
wiß keines zu finden ist. In weme aber der Inhalt derselben sollte be¬ 
stehen, können solches Euer hochgräfl. Excellenz aus hiebei kommen¬ 
den Titel gnädiglich ersehen. 

Recommendire mich demnach Euer hochgr. Excellenz auf das 
gehorsambist und verhoffe, deroselben hohen Gnaden dergestalten 
theilhaftig zu werden, daß ich mich bis auf den Tod werde dörfen 
nennen und schreiben Euer hochgräfl. Excellenz 

unterthänig-ghorsamb-schuldigister Diener 
Dominicus Franciscus Calin de Marienberg, 
eques auratus, comes Palatinus et historiographus Caesareus. 

Linz den 17. Aprilis 1680. 


II. 

Illustri88ime et Excellentissime domine S. R. J. comes, domine 
et Maecenas clementissime. Cum jam ab aliquot diebus adeo vehementi 
catarrho cum gravissimis sciaticae doloribus laborem, ut vix Museo meo 
ex mandato medici egredi liceat, adeoque subjectissimae devotionis 
meae partibus inter turbas congratu ntium in persona, invitissimus 
omnium, defungi nequeam, ideoque per literarios hosce internuncios 
devotissimi obsequii gaudia contestari et Vestrae Illustrissimae Excel- 
lentiae de nuper adepto summo ministerio et suprema aulae impera- 
toriae praefectura inter applausus publicos et apprecantium festivi- 
tates animitu8 congratulari volui. Faxit Deus ter Optimus Maximus, 
ut Vestra Illustrissima Excellentia hosoe supremos honores et excel- 
lentissu umregiminis aulici culmen (quo Eam Sac. Caes. Majestas 


*) Neben den Schriften in der Hofbibliothek finden sich in vielen Familien¬ 
bibliotheken seine genealogischen Arbeiten vor. 

10 * 


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Mencik 


140 

ob ingentia merita, rara talenta, fidelissima et diuturna servitia ae 
iteratas extraordinarias legationes felicissime obitas, ex merito conde- 
coravit), ad seram usque et canam senectutem in florenti et incon- 
cussa valetudine, robust is viribus et rebus voto fluentibus, cum tota 
Excellentissima familia feliciter obire et directorio aulico ad per- 
petuam immensorum meritorum gloriam Nominis Harrachiani im- 
mortalem famam praeesse possit. Ego vero, ceu indigna creatura Lam- 
bergiana, 1 ) me totum Vestrae Ulustrissimae Exoellentiae cum 
Augustissima mihi concredita Bibliotheca Caesarea, nec non pau- 
percula mea familia humillime commendo, et calidissimis precibus 
supplico, ut Ea nos potentissimo ipsius patrocinio, clementissima 
gratia et constantissima tutela complecti ac fovere in posterum (uti 
hactenus factum) et inter infimos quidem, sed fidelissimos tarnen et 
aeterno obligationis nexu devinctissimos clientes meam exiguam per- 
sonam tolerare ac numerare benignissime dignetur. Ita constantissime 
spero et emorior Vestrae Ulustrissimae Excellentiae 

liumillimus et aeternum devinctissimus clien6 

Daniel de Nessel 

S. C. M. consiliarius et bibliothecarius. 

Ex Museo d. 17 Febr. 1699. 

III. 

Unvorgrelfllcher Entwurf, wie Ihrer Kais. Majestät weltberühmte Biblio¬ 
thek durch extraordlnalre Mittel ohne Beschwerung der Kammer ln einen 
guten Stand zu bringen und dabei zu vermehren wäre. 

Ihrer kais. Majestät weltberühmte Bibliothek bestehet q u o a d 
1 i n g u a s erstlich in Büchern und Manuscriptis, welche in orien¬ 
talisch, dann zweitens in lateinisch, welsch, französisch und teutschen 
Sprachen ans Licht kommen, deren jene pro eruenda historia 
a n t i q u a, diese aber pro moderna und demjenigen, so a d r e- 
g i m e n sowohl in politicis als historicis et juridicis 
gehöret, dienlich fallen. Sie stehet zwar, dem Ansehen nach, in guter 
Ordnung, an ihr selber kann sie aber nicht genutzet werden, weil kein 
Cathalogus vorhanden, nach wessen Anweisung dies oder jenes 
Buch zu finden wäre, angesehen der abgelebte Bibliothecarius 
die vorige Ordnung, nach welcher die vorhandene Cathalogi von 
seinen Vorgehern eingerichtet gewesen, ganz umbgekehret, hingegen 
aber einen anderen abzufassen niemalen den Anfang gemachet, so gar 
daß er die Bücher, so nacher Hof, auch für Ihro hochfürstliche 
Durchlaucht den Erzherzogen gefordert worden, bei dem Grafen 
Kinsky suchen müssen. Wird solchemnach sowohl nach der Ord¬ 
nung als nach den Materien umb die Bibliothek abermahleins brauch¬ 
bar zu machen, einen Cathalogum abzufassen für allen Dingen die 
Nothdurft erfordern, welches wegen der orientalischen, propter 
materiarum diversitatem et difficilera vari- 

*) Johann Maximilian Graf von Lamberg, seit 1675 Obersthofmeister. Unter 
ihm wurde Nessel zum Bibliothekar ernannt. 


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Zur Geschichte der k. k. Hofbibliothek 


141 


amque »cripturarum antiquarum lectionem eine 
Person in zehn und mehr Jahren schwerlich zu Werk richten wird; der 
Zeit, welche auf die in großer Menge bestehenden modernen an^ewendet 
werden müßte, zugeschweigen, daß solchemnach, da nur einer hiezu ge¬ 
braucht werden solte, eines Menschen Leben kaum hinlänglich fallen 
wolte, mithin die Bibliothek eine gute Weile unbrauchbar liegen würde. 

Nachdeme nun die pro libris orientalibus geschickte 
Leute in der Menge oder nach der W T ahl sogleich schwerlich zu finden, 
erwogen dieselbe nicht anders als bei derlei Bibliothequen, alwo sie 
perlongampraxinetparticularestudiumadsimi- 
les linguas et manuscriptorum antiquorum 1 e c- 
turas formiret werden, mithin in loco, daraus sie ohn großen 
Vorteil nicht rücken wollen, accommodiret sind, auch diversitas 
religionis vielmal im Wege stehet, so kann noch eine gute Zeit 
verstreichen bis ein geschiktes Werkzeug hierzue sich hervorthue. 
Weil aber hingegen diejenige, so pro modernis dienen, leichter zu fin¬ 
den, Und die Bücher außer dem Stand, sich deren in occurren- 
t i i s (wie jüngst in materia successionis Hispaniae, da ich aus der 
Graf. Kinskyschen Bibliothek denen Herren Reichshofräthen von 
Andler und Heibel die benöthigte Bücher inspiciren lassen erfolget) 
bedienen zu können, beruehen oder auch das ganze Corpus und die von 
Zeit zu Zeit von Frankfurt einkommende Bücher ohne besondere Auf¬ 
sicht zu lassen allerdings undienlich, so könnten I. K. Majestät (die¬ 
sem in etwas zu begegnen), ein Subjectumprolibrismoder- 
n i 8 allergnädigist erkiesen mit Befehl, dieselbe in einen guten 
Stand zu setzen, einen Cathalogum darüber nach und nach abzufassen 
und auf die neu ankommenden Bücher, damit sie, wie bishero viel¬ 
fältig geschehen, nicht mangelhaft geliefert, nicht minder nochmalen 
mit wenigen Unkosten eingebunden und brauchbar gemachet würden, 
eine gute Absicht führen, wie solches bei allen wohl eingerichteten 
Bibliotheken sowohl in Deutschland, Spanien und Wälschland ge¬ 
halten wird, daß nemblich wo nicht mehr wenigstens zween Personen 
denenselben vorgesetzt sind, damit nicht nur einer dem andern zuHilfo 
stehe, sondern auch, uno deficiente nicht auch sogleich t o t a 
notitia rei bibliothecariae zu Grund gehe, auch die 
Bibliothek ohne alle Aufsicht bliebe, warbei auch dieses wohl zu mer¬ 
ken, daß derjenige, welcher in der Antiquitätsuntersuchung sich ein¬ 
mal vertiefet, darinnen sein völliges Vergnügen suchet, dahingegen 
ein anderer, der auf moderna et illa, quae sunt utili- 
tatis praesentis, sein Absehen führet, antiquiora wenig 
achtet, bei diesen gnugsambe Occupationes findet, mithin zween Sub- 
jecta, wann anders etwas rechtes gerichtet werden soll, nützlich auch 
notwendig anzusetzen wären. 

Nun geruehet I. K. Majestät in allergnädigisten Andenken, und 
ist Ihrer Exzellenzen von Harrach, 1 ) von Kaunitz, 2 ) von Bucelleni, 8 ) 

1 ) Graf Ferdinand Bonaventura von Harrach, seit 1699 Obersthofmeister. 

*) Graf Joh. Wilh. v. Kaunitz, geheimer Rat und Mitglied der geh. Conferenz. 

*) Julias Friedrich Graf Bucelleni, Hotkanzler. 


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142 


Mcncik — Zur Geschichte der k. k. Hofbibliothek 


auch dem H. Patri Wolf 1 ) nicht unbekannt, daß dem Herrn Grafen 
Kinsky 2 ) seel., die in seinem Ministerio vorgefallenen politisch, 
historisch- und Rechtsfragen bis neun Jahr her ausarbeiten müssen, 
warüber und wegen meiner Capacität in modernia ein genugsambea 
Zeugnus von demselben, nisi morte praeventus fuisaet, 
produciren könnte. Bei dieser Arbeit hab ich die Bibliothek unter 
Händen gehabt und zu deren Vermehr — mithin Herbeischafung der 
lateinisch, deutsch, spanisch, welsch- und französischen Sprachen in 
Druck neu herausgegangenen Büchern mit den Buchführern hin 
und wieder zu correspondiren gehabt, wodurch nebst meinen vorhin 
auf verschiedenen Universitäten, auch Reisen in Welschland und 
Frankreich geübten lucubrationibus plenariam noti- 
tiam rei literariae modernae nothwendig erwerben 
müessen, darurab mir dann: 

1. für vielen anderen leicht fallen wolte, die unterbrochene 
Correspondenz wiederumb von neuem in Gang ‘zu bringen, so dann 
auch die Bibliothek mit deme, was merkwürdiges herauskombt, zu 
completiren, warum es blos allein auf diejenige Bücher ankombt, 
welche seither des H. Grafen Kinsky seel. Tod an Tageslicht kommen, 
umb Willen alles, was vorhin bei ihren Lebzeiten zu bekommen ge¬ 
wesen, bereits vorhanden ist, und da mir die Notiz dieser Bibliothek 
für allen bekannt ist, könnte ich 

2. auch hierinnen umb so viel ehender für andern nützlich fallen. 

Nebst deme nimbt Ihr K. Majestät Bibliothek einen Zuwachs 

von denen Bücher, so in der Frankfurter Meß durch angesetzte 
Bücher-Commissarien järlich eingeschickt werden, und weil, wie 
leicht zu zeigen, die Bücher mehrentheils mangelhaft eingeschickt 
werden und diese Commissarien von einem hochpreus. Reichshofrat 
Dependenz führen, würde 

3. ich als der vorhin dabei Agent stabilirt bin, dem Werk desto 
besser abhelfen und nachschauen können. 

Zumahlen nun nicht allein die gleich berührtermaßen von Frank¬ 
furt von vielen Jahren her eingelieferte und in der Menge zum Ver¬ 
derben liegende uneingebundene Bücher, nicht weniger die neue, 
so außer Deutschland in Spanien. Welschland und Frankreich ge- 
drucket werden, und darumb für baares Geld zu bezahlen sind, nicht 
ohne Unkosten eingebunden und eingekauft werden können, hingegen 
aber die löbl. kais. Hofkammer die Mittel ungern hergeschossen, so 
getraute mir wegen meiner bei allen Oberinstanzen erworbenen Er¬ 
fahrung 

4. entweder extraordinaria oder doch solche media, welche der 
löbl. Kammer unbewußt, von Zeit zu Zeit in Vorschlag zu bringen, wo¬ 
mit diese Unkosten bestritten und die Bibliothek in einen guten und 
nutzbaren Stand zu setzen wäre, welches mit I. hochgräflichen Ex¬ 
zellenz des Herrn Obersten Hofmeister nachdrücklichen Assistenz 


l > Beichtvater des Kaisers und sein Biograph. 

*) Franz Ulrich Graf von Kinsky, Hotkanzler f 1699. 


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143 


•• 

Eine Rundfrage — Österreichische Rundschau 


bald zu Werk zu richten mir für anderen allerdings getraue, und lebe 
dabei dieser allerunterthänigsten Hofnung, I. K. Majestät werden 
mich hierzu entweder sub titulo Bibliothecarii oder aber 
per modum commissionis, wie solches immer beliebig fallen 
möchte, nicht nur aus Vorgesetzten Motiven, sondern auch darumb zu 
gebrauchen, ein allergnädigst Belieben tragen, weil mit Ihro kais. 
Majestät allergnädigsten Vorwissen und dieser Versicherung, daß, 
angesehen sowohl mein gewester Kammerrath der Johann Elias von 
Nueber, als ich bei dem Herrn Grafen Kinsky seel. in I. K. Majestät 
Diensten allein sind gebrauchet, auch darauf mit eidlicher Pflicht 
belegt worden, wir hingegen uns einer kais. Gnad und Beförderung 
zu trösten haben solten, und gleich wie nun jetzt gedachter Nueber, 
indeme er erstlich mit 1000 Gl., nachmalen aber mit dem Reichs¬ 
ritterstand und einer Assessoratstelle bei dem königl. Tribunal in 
Mähren in allerhöchsten kais. Gnaden angesehen worden, davon den 
Effect genossen, nicht weniger ich eines gleichmäßigen, indem 4 Jahr 
länger dann er gedienet, von I. kais. und kön. Clemenz mich zu ge¬ 
trosten haben werde. Und umb in der That zu bezeigen, daß nicht so 
sehr meinen besonderen Nutzen zu befördern, sondern nur den Ruhm 
geleisteter guter und ersprießlicher Bedienung zu erwerben suche, 
so will mich mit 500 fl. jährlicher Besoldung vergnügen lassen, dann 
solchemnach I. K. Majestät anheimb gestellet bleibt noch einen andern 
Bibliothecarium pro libris antiquis et orientalibus über kurz oder 

lang in die Bibliothek zu setzen. 

(Schluß folgt.) 


ZU UNSERER RUNDFRAGE 

bringen wir im nächsten oder zweitnächsten Hefte noch einige Nach¬ 
träge und wir schließen sie dann ab. Wenn die Unterrichtsverwaltung 
zu einer durchgreifenden Reform des inneren Dienstes bei den öster¬ 
reichischen Staatsbibliotheken schreiten sollte, für die wenigstens ein¬ 
leitende Schritte geschehen sind, so darf diese Zeitschrift mit ihren An¬ 
regungen ein gewisses Verdienst dabei wohl in Anspruch nehmen. Es 
dürfte sich einrichten lassen, daß bis dahin unser ganzes Material ge¬ 
sammelt und separat nochmals vorgelegt werden kann. 

ÖSTERREICHISCHE RUNDSCHAU. 

DIE ÖSTERREICHISCHEN BIBLIOTHEKEN IM VERWALTUNGS¬ 
JAHR 1909—10. 1 ) 

Graz, Universitätsbibliothek. 

1910. 

(Kalenderjahr.) 

Personalstand: 17 Beamte, 7 Diener. — Bücherzuwachs: 4000 Werke in 
7764 Bänden (Stücken), 0 Handschriften. Sonach Stand am 31. Dezember 

*) Nachtrag zu S. 8 ff. und S. 78. 


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Publikum. 
Presse und 
Bibliothekar. 


144 


Österreichische Rundschau 


1910: 153.762 Werke in 258.057 Stücken und 1940 Handschriften. Ge¬ 
schenke (im Zuwachs bereits mitgezählt): 2866 Werke in 4586 Bänden. 
— Einnahmen: K 30.731 07, davon durch die Matrikel-, fnskriptions- 
und Bibliothekstaxen: K 10.497-—; ferner Regiepauschale K 1000’—. 
Ausgaben: Für Bücheranschaffung K 27.58243, Buchbinder K 2831 - 22, 
Rest für Katalogisierungsrequisiten, Porto und Fracht etc. — Zahl der 
Lesetage: 241. Leserzahl: 36.145-—. Entlehnungen a) lokal< 10,986 Werke, 
14,496 Bände; b) nach auswärts 787 Werke, 1267 Bände; c) von aus¬ 
wärts 1205 Werke, 1851 Bände. Handschriften: 80 eigene in der Biblio¬ 
thek benützt, 30 von auswärts vermittelt, 8 nach auswärts verliehen. — 
Für den Parteienverkehr geöffnet: Wintersemester 8—1 und 3—7, 
Sommersemester 8—1 und 4 —7, August und September jeden Dienstag 
und Freitag 9—12. 


AUS DEUTSCHÖSTERREICH. (Erstes Halbjahr 1911.) 

(Deutsch-Böhmen, - Mähren, - Schlesien im Prager Brief.) 

Von dem Inhalt und Umfang der beruflichen Tätigkeit des 
Arztes und Richters, des Lehrers und des Ingenieurs hat auch der 
„Mann aus dem Volke“ eine den wirklichen Verhältnissen ziemlich 
nahekommende Vorstellung. Worin jedoch die Berufsarbeit des 
Bibliothekars besteht, darüber herrschen selbst in den Kreisen, von 
denen man eine zureichende Einsicht erwarten könnte, in denjenigen 
nämlich, die als Benutzer der Bibliotheken in einen unmittelbaren 
Kontakt mit deren Verwaltern treten, ganz absonderliche Vorstel¬ 
lungen und Anschauungen. Sie bewegen sich — die Gegensätze be¬ 
rühren sich — zwischen der Ansicht, daß der Bibliothekar, ein Poly¬ 
histor und Mezzofanti, jede Anfrage jedes Benützers aus dem Stegreif 
erschöpfend zu beantworten in der Lage sein müsse, und der An¬ 
schauung, daß das Amt eines Bibliothekars eine Sinekure, ein Ver¬ 
sorgungsposten für Halbinvaliden des Geistes oder Körpers sei. Nun, 
die Anforderungen, die heute an den Berufsbibliothekar gestellt 
werden, sind derartige, daß sie unzureichende Kräfte auf einem sol¬ 
chen Posten unmöglich machen, insbesondere seitdem der bibliothe 
karische Beruf ein selbständiger geworden und keine Nebenbeschäf¬ 
tigung mehr ist. — Allein, die Tradition aus vergangenen Tagen 
wirkt noch nach. Vom Bibliothekar weiß man so viel wie nichts im 
großen Publikum und die Quelle der Information der großen Menge, 
die Tagespresse, nimmt und gibt von seiner Tätigkeit keine Kenntnis; 
dieselbe Presse, die über Hinz und Kunz eingehend berichtet und sich 
über ihn ausführlich telegraphieren läßt und ihn uns am Schlüsse 
der Woche auch im Bilde vorführt. — Allerdings, die Bretter, die 
die Welt bedeuten sollen, sind nicht das Arbeitszimmer des Biblio¬ 
thekars und wenn dieser in langjähriger, mühseliger Arbeit durch 
wissenschaftliche Kataloge aller Art die seiner Obhut anvertrauten 
Bücher- und Handschriftenschätze der Benützung erschlossen hat, 
erfährt von dieser Arbeit, die oft ein Lebenswerk ist, die große öffent- 


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Aus DcutschÖstcrreich 


145 


lichkeit kein Wort; sie wäre übrigens genug oft außerstande, diese 
Arbeit zu werten. 

Ebensowenig wie der Zeitungsleser darüber nachdenkt, welche 
Menge an Arbeit es gekostet hat, das Zeitungsblatt zu schaffen, das er 
nach einer kurzen Weile achtlos zur Seite legt, ebensowenig denkt 
der Leser an einer Bibliothek darüber nach, welcher Aufwand an 
geistiger und auch physischer Arbeit notwendig war, um ihm den 
Weg zum Buche zu ebnen, von dem Augenblicke, da es in die Biblio¬ 
thek kam, bis zu dem Momente, da es auf dem Pulte des 
Lesers liegt. 

Bahnen, Banken, Fabriken, Gesellschaften und Vereinigungen Verwaltungs¬ 
veröffentlichen alljährlich gedruckte Berichte und geben dadurch auch berichte, 
weiteren und fernerstehenden Kreisen Kenntnis von ihrer Tätigkeit 
und Einblick in diese. Die österreichischen Bibliotheken haben dies 
bis vor kurzem nicht getan. Nur die Wiener Universitätsbibliothek 
(Zs. II, S. 51) veröffentlicht seit dem Jahre 1908 einen gedruckten, 
selbständig erscheinenden Jahresbericht, über andere Staatsbiblio¬ 
theken unterrichten die in der Zeitschrift des österr. Vereines für 
Bibliothekswesen publizierten offiziellen Berichte (280), l ) über die 
Volksbibliotheken besondere Referate in demselben Organe (II, Seite 
107, 113). Die Berichte über die Mittelschulbibliotheken sind in 
deren Programmen (8) verstreut. Die Wiener Arbeiterbibliotheken 
schildert Danneberg (436 und Zs. II, S. 111). Die von Freiherrn 
v. Weckbecker gehaltenen Vorträge über die 

und Bibliotheken liegen nun auch als Manuskriptdruck vor (159). 

Eine Übersicht über die eigene literarische Tätigkeit der öster¬ 
reichischen Bibliotheksbeamten, wie sie über die der deutschen Archiv¬ 
beamten veröffentlicht wird, fehlt noch. — Die Zahl der im Drucke 
veröffentlichten Arbeiten und Berichte über die Bewegung und Tätig¬ 
keit in den Bibliotheken Deutschösterreichs ist nicht allzu umfangreich, 
findet doch eine Reihe von Vorgängen und Ereignissen überhaupt 
keinen Chronisten und dringt kaum über den engsten Kreis der daran 
unmittelbar Beteiligten hinaus. 

Im äußeren Entwicklungsgänge der deutschösterreichischen Biblio- Etat, 
theken, der sich in den althergebrachten Bahnen weiterbewegt, ist 
keinerlei einschneidende Änderung zu verzeichnen, soweit es sachliche 
Momente betrifft. Die Dotation einzelner Institute hat eine mäßige 
Vermehrung erfahren (66), die es freilich noch lange nicht ermög¬ 
licht, in den Anschaffungen Schritt zu halten mit der literarischen 
Überproduktion; die Pflichtexemplare bedeuten in ihrer überwiegen¬ 
den Zahl nur eine quantitative, keine qualitative Bereicherung des 
Bücherschatzes. Über den Vermehrungsetat der aus den Mitteln von 
Stadt und Land sowie Korporationen erhaltenen Bibliotheken fehlen 
ebenso gesammelte Mitteilungen wie über die Mittel der staatlichen 
Amtsbibliotheken. 

*) Die in Klammem befindlichen Zahlen verweisen auf die vollständigen 
Titel in der „österreichischen und ungarischen Bibliographie des Bibliotheks¬ 
wesens 1910—11“ und die Zeitschrift selbst. 


Verwaltung von Museen 


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14Ü 


Österreichische Rundschau 


Einzelne Das von Gottlieb bearbeitete Einbandwerk der Hofbibliothek 

Bibliotheken, hat sowohl in dieser Zeitschrift (II, S. 117) als auch an anderen 

Stellen eine eingehende Würdigung erfahren. Auf die Plünderung 
des Institutes durch Napoleon I. ist wiederum hingewiesen worden 
(88). Ein Aquarell von Künstlerhand gibt von dem Prunksaal der 
Hofbibliothek ein besseres Bild als die meisten photographischen 
Aufnahmen, die wegen der Beleuchtungsverhältnisse selten gelingen 
(294). Regierungsrat von Lenk ist in den Ruhestand getreten, 
Kustos Doubrawa verstorben. Die Universität in Innsbruck wird 
einen Neubau erhalten, nachdem sie so lange in unzureichenden 
Räumen untergebracht war (75) ; auch die unter noch ungünstigeren 
äußeren Verhältnissen leidende Studienbibliothek in Linz soll in 
absehbarer Zeit ein eigenes Heim erhalten. (432, 433 und Zs. II, 
S. 79.) Für einen Neubau der Wiener Universitätsbibliothek liegt ein 
ausgezeichneter Entwurf von Wagner vor (440). 

Den Grundstock der Büchersammlung des Seminars für ost¬ 
europäische Geschichte an der Wiener Universität bildet die Biblio¬ 
thek Bilbassov (89, vgl. Zs. f. osteurop. Gesell. I, S. 313). 

Die Blindenbibliotheken erfreuen sich besonderer Fürsorge und 
werden stark benützt (90, Zs. II, S. 14). In dem der Stadt Wien 
geschenkten Wertheimsteinhause in Döbling wird eine Volksbiblio¬ 
thek errichtet werden. Der Wiener Stadtbibliothek ist der Nachlaß 
Ferd. Kürnbergers zum Geschenk gemacht worden; in ihren Besitz 
sind durch Kauf auch 69 Briefe Bauernfelds gelangt (Börsenblatt 
1911, Nr. 7). 

Privat- Die durch Inhalt und Umfang hervorragende Ernst August- 

bibiiothaken. Fideikommißbibliothek in Gmunden ist auch den Außenstehenden 

durch einen sorgfältig gearbeiteten Katalog (286) erschlossen worden. 1 ) 
Die Schloßbibliothek von Kreuzenstein (78) im Besitze des Grafen 
Wilczek ist erst in neuer Zeit gesammelt, jedoch beachtenswert durch 
die in ihr enthaltenen alten Drucke und Handschriften. Wolkan 
beschreibt ein halbes Hundert Handschriften der großen Bücher¬ 
sammlung im Wiener Minoritcnkloster (505). 

Personal. Die Praktikantenfrage ist wiederholt Gegenstand von Aktionen 

gewesen (Zs. II, S. 62). Die Bibliotheksdiener haben einen Verein 
gegründet, einzelne Diener sind zu Unterbeamten vorgerückt. (Für 
nichtösterreichische Leser sei bemerkt, daß dies keinerlei „mittlere“ 
Beamte, wie etwa in Deutschland, sondern nur eine besser besoldete 
Kategorie von Dienern sind.) Von großer Tragweite und einschnei¬ 
dender Bedeutung im staatlichen Bibliotheksdienst ist die Ernennung 
von Beamtinnen in leitender Stellung bei zwei Ministerialbiblio- 
theken (67). 

Durch einen jähen Tod ist der Bibliothekar der Universitäts¬ 
bibliothek in Innsbruck, Ilittmair (Zs. II, S. 134), den großen 
Aufgaben entzogen worden, die seiner harrten. Uber italienische 

*) Auf dieses Werk wie auf andere der in diesen Übersichten genannten 
Publikationen kommen wir noch zurück. D. Red. 


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Aus Deutschösterreich 



Bibliothekare in Innsbruck berichtet Zucchelli (287). Die aktuellen 
Personalnachrichten werden in der Zeitschrift (Zs. II, S. 65, 134) 
veröffentlicht. 

Die Arbeiten an dem systematischen sowie dem alphabetischen 
Schlagwort(-Sach-)Katalog der Wiener Universitätsbibliothek neh¬ 
men ihren rüstigen Fortgang (Zs. II, S. 14), ebenso die durch die 
Übersiedlung in der kaiserlichen Fideikommißbibliothek notwendig 
gewordenen Katalogarbeiten. Zu dem 1901—07 erschienenen Sach¬ 
katalog der Technikbibliothek in Wien beginnen Ergänzungshefte zu 
erscheinen, welche die seither zugewachsenen Bestände verzeichnen 
(438). Einen gedruckten Real- und Nominalkatalog hat die auch an 
Zeitschriften reiche Bibliothek der Exportakademie in Wien (294) 
veröffentlicht. (296), ebenso die mineralogische Abteilung des natur¬ 
historischen Hofmuseums in Wien (437), die Gartenbaugesellschaft 
in Wien (439) und das statistische Landesamt in Oraz (416). Ein¬ 
zelne Anstalten drucken auch periodisch erscheinende Zuwachsver¬ 
zeichnisse (292, 293), vierteljährlich die Wiener Handelskammer (435). 

Eine Reihe von Büchersammlungen aus Privatbesitz sind teils 
unter den Hammer gekommen, so die von Kainz (93) und Kaska 
(94), sowie die Autographensammlung Herz (211), teils durch Anti¬ 
quariate auf den Markt gebracht worden, wie die Bibliotheken von 
Ficker (92 a) und Oehlenberg (96). Eine Gesamtübersicht über 
die Antiquariatskataloge und Bücherauktionen des Jahres 1910 ent¬ 
hält der Jahresbericht von Grolig (221). Ein Buch aus dem Besitze 
Conrad Celtes’ befindet sich heute in der Wiener Universitäts¬ 
bibliothek (Zs. II, S. 4). In Wien starb der Bankier Karl Figdor, 
dessen Kunstsammlung auch reich an typographischen Seltenheiten 
war. Uber Exlibris liegen mehrere Monographien vor (361—65). 

Eine in diesem Umfange bisher noch nicht vorhandene Über¬ 
sicht über die polyglotte Fachliteratur des Bibliothekswesens Öster¬ 
reichs und Ungarns, für die ein ganzer Stab von Mitarbeitern tätig 
ist, gibt die Zeitschrift und verzeichnet sowohl die Arbeiten, die auf 
Österreich und Ungarn Bezug haben, als auch solche, die von öster¬ 
reichischen Verfassern stammen (397, 398). An dieser Stelle ist 
Bohattas Liechtensteinische Bibliographie (244) zu nennen, die so¬ 
wohl die gesamte Literatur über das Geschlecht der Liechtensteine 
als auch über das Fürstentum Liechtenstein verzeichnet. Derselbe 
Verfasser hat als willkommene Ergänzung seiner Bibliographie der 
Livres d’heures (2. Aufl. 1909) eine liturgische Bibliographie des 
15. Jahrhunderts veröffentlicht (279). Eine Zusammenstellung der 
österreichischen finanzwissenschaftlichen Literatur des Jahres 1910 
enthalten die Mitteilungen des Finanzministeriums (396). 

Das Erscheinen einer zweiten Auflage seiner Bibliographie der 
Steiermark stellt Schlossar in Aussicht (Zs. II, S. 127). Grolig hielt 
einen Vortrag über Bibliographie und Dokumentation der tech¬ 
nischen Literatur (Zs. II, S. 67). 

Auf die Mitarbeit Österreichs an dem internationalen Gesamt¬ 
katalog der Wiegendrucke weist Eichler hin (213), Kukula regt 


Kataloge. 


Biblio¬ 

graphien. 


Budidrudc. 


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•• 

148 Österreichische Rundschau 

einen Generalkatalog der österreichischen Inkunabelbestände an 
(215). Den gewichtigen Katalogen Bohattas über die liturgischen 
Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts in der herzoglichen Bibliothek 
in Schwarzau und die Inkunabeln der fürstlich Liechtensteinischen 
Fideikommißbibliothek sind keine weiteren Veröffentlichungen aus 
anderen Sammlungen gefolgt. Von dem bisher nur handschriftlich 
bekannten Lobspruch Hans Sachsens auf die Stadt Salzburg ist das 
Bruchstück eines 1550 in Salzburg hergestellten Druckes aufgefunden 
worden (Zs. II, S. 136 u. 148). 

Zeitungen. Die Errichtung eines Zeitungsmuseums in Wien ist von Wolkan 
Zensur, angeregt worden (389, Zs. II, S. 63). Die Zensur unter Josef II. 

(239, 524) und in den Jahren 1781 bis 1861 (240) hat eine ein¬ 
gehende Darstellung gefunden. 

Papier. Erwähnenswert sind die Forschungsergebnisse Wiesners über 

das älteste Hadernpapier (375, 376 und 509). 

Wien. M. G r o 1 i g. 


Von der k. k. Studienbibliothek in Lin*. 

Lebitsch’ Im Stifte Baumgartenberg trug ein Jahrzehnt vor der Aufhebung der 

Thesaurus. Zisterzienser P. Jos. Lebitsch sämtliche Urkunden seines Hauses in einen 

„Thesaurus“ zusammen, der damals im Lande wohl seinesgleichen nicht 
gehabt haben dürfte. Die kalligraphisch ausgeführten Urkundenkopien 
waren mit wundervollen Federzeichnungen der Siegel geschmückt. Im 
Jahre 1806 berichtete der Geschichtschreiber F. Kurz aus Baumgartenberg, 
wo er archivalischer Studien wegen weilte, seinem Prälaten nach 
St. Florian, daß u. a. leider auch der „Codex traditionum, den der 
P. Jos. Lebitsch geschrieben hat“, nicht mehr ganz vorhanden sei. „Eis 
fehlen“, schrieb er, „die ersten drei Hefte. Das vierte Heft fängt schon 
mit 1365 an“. 

Seit Kurz war von dem ganzen Werke nur der Registerband be¬ 
kannt, der sich seit der Aufhebung in der k. k. Studienbibliothek 
befindet, das übrige war anscheinend verschollen. Da tauchte vor kurzem 
plötzlich ein Teil des „Thesaurus“ auf, und zwar jener, der die Urkunden 
weltlicher Würdenträger enthält. Die Bibliothek war so glücklich, ihn 
erwerben zu können. Da er vollständig ist, so ergibt sich daraus, daß 
Kurz an der zitierten Briefstelle offenbar vom ersten Teile des „Thesaurus“ 
spricht, der die Urkunden der kirchlichen Würdenträger umfaßt hat. 
Ein dritter Teil enthielt die Privaturkunden. Vielleicht kommen auch 
diese fehlenden Bände noch zum Vorschein. — 

Anfänge der Vor kurzem hat der Münchner Antiquar Norbert Rosenthal den an- 
Budtdrudcer- geblich frühesten sicher datierten (1550) Salzburger Druck aufgefunden. 
kunR In Die Fürkauf-Ordnung des Erzbischofs Matthäus Lang aus dem Jahre 1533, 
Saliburg. die nach M. V. Süß, Beiträge zur Geschichte der Typographie und des 

Buchhandels im vormaligen Erzstifte nun Herzogtume Salzburg (Salzburg 


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Linz, Studicnbibliothrk 


149 


1845), S. 2, den Anspruch erheben könnte, der älteste datierte Salzburger 
Druck zu sein, ist nämlich anscheinend nicht nachzuweisen. *) 

Nun ist mir kürzlich in der k. k. Studienbibliothek in Linz ein 
Fund geglückt, der die Anfänge der Buchdruckerkunst in Salzburg er¬ 
heblich weiter hinaufrückt. Es ist ein 32x26 cm großes Papierblatt, 
das in schwarzen und roten Missaletypen ein Dankgebet, das Vaterunser, 
Ave Maria und das Glaubensbekenntnis, sämtliche in deutscher Sprache, 
sowie folgende Schlußschrift enthält: „Das vor geschriben gebet vater 
unser. Gegrusset pistu maria Ich glaub in got Ist also teutsch gehawen 
in ain merblstain zu Saltzpurk in der Kirchen [des hejyligen sant Rup¬ 
recht zu ainem exempel allen pfarrern des Ertzpistumb . . .n Kirchen 
sandt Ruprecht zu Saltzpurk das sy vnd all ir mit gesellen in . . . 

Nach dem Charakter der Typen gehört dieser Einblattdruck dem 
Anfänge des 16. Jahrhunderts an. Auf der Rückseite steht von gleich¬ 
zeitiger Hand: Ungellt puech anno des XXXIII Jar. Das Blatt hat also 
für ein Heft, das ein Verzeichnis des Ungeldes enthielt, als Umschlag 
gedient und ist jedenfalls vor dem Jahre 1533 hergestellt. Die Ent¬ 
stehungszeit läßt sich aber noch genauer ermitteln. Nach einer freundlichen 
Mitteilung des Herrn Philipp Strasser in Salzburg befindet sich nämlich 
in St. Zeno bei Reichenhall ein 3 m hoher, 1 m breiter, vorzüglich er¬ 
haltener Marmorstein, auf dem der gleiche Text wie auf dem Einblatt¬ 
druck und die Jahreszahl 1521 eingemeißelt ist. Diese Platte kann aber 
nicht wohl identisch mit der vom Erzbischof im Dom aufgestellten sein, 
da das auf ihr sichtbare Wappen (Fische und blühende Sonnenblumen) 
nach St. Zeno weist. Es ist vielmehr anzunehmen, daß der Propst von 
St. Zeno aus Eifer eine Kopie des Salzburger Originals hat anfertigen 
lassen, während dieses bei der Niederlegung des Rupertus-Münsters nach 
dem Brande vom Jahre 1598 wahrscheinlich dem Untergange geweiht 
wurde. 

Erzbischof Matthäus Lang trat die Regierung im Jahre 1519 an und 
die Kopie in St. Zeno ist 1521 angefertigt worden. Somit dürfen wir 
die Aufstellung des Originals mit Wahrscheinlichkeit in das Jahr 1520 
setzen. 

Die Anordnung eines Normaltextes der Haupfgebete der katholischen 
Christenheit ist wohl als kirchenbehördliche Reaktion gegen beginnende 
reformatorische Einflüsse zu betrachten. Wenn nun der Erzbischof ‘sie 
für wichtig genug hielt, sie, wie es auf dem Einblattdrucke heißt, den 
Seelsorgern des ganzen Bistums zur Darnachachtung in Marmor verewigen 
zu lassen, so darf man wohl annehmen, daß die Drucklegung des Textes, 
dessen weiteste Verbreitung doch sicherlich ein besonderer Wunsch des 
Erzbischofs war, im gleichen Jahre erfolgte, in dem der „Manneistein“ 
im Dom eingemauert wurde. 

Nach Süß berief Erzbischof Lang einen Drucker nach Salzburg 
zunächst aus praktischen Erwägungen: um durch ihn seine Verordnungen, 
Zirkularien, Kurrenden etc. herstellen zu lassen. Aus dieser Offizin ist 
ohne Zweifel auch der Linzer Einblattdruck hervorgegangen. Sie muß, 

l ) Vgl. dazu diese Zschr. o. S. 136. Red. 


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Biblio¬ 

graphien. 


Volks- 
erzieh ungs 
kongresse. 


150 


Österreichische Rundschau 


aus der ziemlich unbeholfenen Art des Erzeugnisses zu schließen, mtt 
sehr bescheidenen Mitteln gearbeitet haben. 

Aus meinen Ausführungen ergibt sich also mit größter Wahrschein¬ 
lichkeit, daß die Linzer Studienbibliothek den ältesten Salzburger Druck 
aus dem Jahre 1520 besitzt. Dr. K. Schiffmann. 


aus Böhmen. 

Prager Brief. 

V on der „Bibliografie ceske historie“, die vom Bibliothekar Prof. Dr. 
C. Zxbrt unter Mithilfe des Referenten herausgegeben wird, erschien 
der 2. Teil des 5. Bandes. Die 20 Druckbogen 9ind ganz der Biblio¬ 
graphie der Schriften des großen Pädagogen Johann Amos Co- 
menius gewidmet. Die Anordnung ist so getroffen, daß zuerst die 
Handschriften des betreffenden Werkes, dann die Originalausgaben 
und ihre späteren Neuauflagen, sodann chronologisch die Über¬ 
setzungen in fremde Sprachen und zuletzt die einschlägige Literatur 
verzeichnet ist. Manche Abschnitte wie z. B. Didactica magna, 
Janua linguarum, Mappa Moraviae, Orbis pictus, Prophezeiungen 
des Nik. Kotter, der Jul. Poniatowska und des Nik. Drabicius sind 
in erschöpfender Weise behandelt und berichtigen in vielfacher Hin¬ 
sicht die bisherige bibliographische Kenntnis der Schriften des 
Comenius. Ein praktisches bibliographisches Handbuch der all¬ 
jährlichen historischen Literatur bildet die vom Prof. Jos. Kazimour 
herausgegebene: Bibliografie ceske historie, die als Beilage des Cesky 
Casopis Historicky (Tschechische Historische Zeitschrift) erscheint. 
Kazimour hat sich zur Aufgabe gemacht, die ganze Literatur der 
böhmischen Geschichte in größtmöglichster Vollständigkeit unter 
steter Wahrung der kritischen Sichtung zu verzeichnen, und man 
muß gestehen, wenn ihm auch sehr viele Bohemica in der slavi- 
schen Literatur noch entgehen, daß er trotzdem seiner Aufgabe ge¬ 
wachsen ist. Die in der Musealzeitschrift Casopis Musea Kral. Ceskeho 
regelmäßig eingereihte Rubrik: Bohemica in Slavicis bildet eine will¬ 
kommene Ergänzung der Kazimour’schen Bibliographie. Hier mag 
auch der Prachtkatalog des Verlegers J. Otto: Seznam knih a 
casopisfi 1871—1911 (Bücher- und Zeitschriftenverzeichnis) angeführt 
werden, welcher bei Gelegenheit des 40jährigen Jubiläums dieses 
um die tschechische Literatur ungemein verdienten Mannes heraus- 
gegeben wurde. Sehr viele bibliothekswissenschaftliche Beiträge 
bringen in letzter Zeit die Kultumi Snahy, die vom Skriptor der 
Museumsbibliothek Ing. Fr. Khol redigiert werden. 

Von großer Bedeutung für die Entwicklung der tschechischen 
Bücherhallenbewegung sind die jährlich vom zentralen Volksbildungs¬ 
verein O. S. einberufenen Volkserziehungskongresse. Heuer fand ein 
solcher unter dem Patronate der kgl. Hauptstadt Prag statt, die hiemit 
ihr Verständnis für die soziale Bedeutung der Volkserziehung do¬ 
kumentierte. Der zwei Tage währende Kongreß beschäftigte sich 
eingehend und in verschiedenster Beleuchtung mit allen Fragen des 


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151 


Prager Brief 


Volkser zieh ungs wesens, dessen Erfolge in Haus und Leben Univ.-Prof. 
Dr. Fr. Pastrnek in seiner Eröffnungsrede kritisch charakterisierte. 
Referent sprach zum Thema: Die kommunale Politik und die Volks¬ 
bibliotheken, wobei er auf Grund statistischer Daten erörterte, wie 
sich die städtischen Verwaltungen zur Errichtung, respektive zur 
Erhaltung der Büchereien stellen. Er wies auf alle die Vorteile, 
welche der Stadtgemeinde aus guten Büchereien erwachsen und zeigte 
an einzelnen Beispielen, daß der auf sie verwendete Aufwand kein 
totes Kapital darstellt, sondern von lebendigem Nutzen ist. Dabei 
wendete er sich mit einem Appell an den Bund der tschechischen 
Städte, eine einheitliche Organisation der ganzen Bücherhallen¬ 
bewegung ins Leben zu rufen. Und schon heute kann man kon¬ 
statieren, daß das Vereinsorgan des Städtebundes: Vestnik Svazu 
ceskych mest, red. von Dr. V. Joachim, eine größere Aufmerk¬ 
samkeit den diesbezüglichen Fragen widmet und bei Anführung 
des Stadtbudgetes stets den für die Volksbibliothek oder Lesehalle 
entfallenden Etat verzeichnet, sodaß gegründete Hoffnung vorhanden 
ist, daß sich der Städtebund mit der Zeit den Anforderungen der 
Freunde des Volksbildungswesens nicht verschließen, sondern die 
ganze Organisation selbst in seine Hände nehmen wird. Sodann 
erörterte Referent die Notwendigkeit der Errichtung einer zentralen 
Bibliothekarstelle beim O. S., welche zugleich die Leitung der Biblio¬ 
thekskurse, die ein dringendes Gebot des Tages sind, übernehmen 
könnte. (Beide Referate erscheinen im Vereinsorgan: Ceskä Osvöta). 
Hierauf sprach der Vorsitzende der Büchereisektion Fr. Srämek 
von der Notwendigkeit eines Gesetzes betreffs der Errichtung von 
öffentlichen Büchereien und Lesehallen. Ein solches Gesetz hat der 
O. S. bereits ausgearbeitet und einzelnen Landtagsabgeordneten zur 
Disposition gestellt, die hilfreiche Unterstützung zugesagt haben. 
Jedoch die unglücklichen Verhältnisse, welche heute in Böhmen 
herrschen, verhinderten bisher die Erörterung dieser Gesetzes¬ 
vorlage. — Eine ähnliche Institution, wie sie der O. S. auf tschechi¬ 
scher Seite darstellt, soll auch auf deutscher Seite der Kulturverband 
werden. Seine im März tagende vertrauliche Versammlung hatte den 
Zweck, „alle jene Institutionen, die an der kulturellen Arbeit Deutsch¬ 
böhmens interessiert sind und von dieser Arbeit eine Hebung der 
Machtstellung erwarten, möglichst zu zentralisieren und dadurch 
wirksam auszugestalten“. Uber das Volksbücherei wesen in Böhmen 
und seine Reform sprach der hervorragende Kenner der Bücher¬ 
hallenbewegung Gymn.-Prof. Alfred Laßmann. Er erwähnte die 
Tätigkeit des Bundes der Deutschen in Böhmen und stellte ins¬ 
besondere die Forderung nach Anlage eines Verzeichnisses deutsch¬ 
böhmischer Büchereien und ihres Bestandes, einer statistischen Dar¬ 
legung der ausgeliehenen Bücher, der Herausgabe einer Anleitung 
zur Gründung von Volksbibliotheken, sowie der Errichtung von 
Bezirkswanderbibliotheken. Hiezu bemerke ich, daß das statistische 
Landesamt Böhmens eben jetzt damit umgeht, eine Statistik der 
Büchereien Böhmens für die Jahre 1905 —1910 zu veröffentlichen. 


Deuts eher 
Kultur¬ 
verband. 


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l.‘»2 Österreichische Rundschau 

Kampf gegen Der Kampf gegen die Schundliteratur findet immer größere Be- 
Sdiund- achtung und besseres Verständnis auch in den weitesten Volkskreisen 
IKeratur. und man kann mit hoher Bestimmtheit erklären, daß die Über¬ 
zeugung von der Gefährlichkeit dieser Literatur ganz allgemein 
ist und daß ihre Bekämpfung bereits gewisse Erfolge aufzuweisen 
hat, indem gewisse Verleger die Herausgabe von Detektiv-, Kriminal- 
und Blutromanen beschränkt, beziehungsweise eingestellt haben und 
indem zugleich der gesunde Volksinstinkt sich gegen diese Ver¬ 
giftung zu wehren beginnt- Freilich bleibt hier noch sehr viel zu 
tun und dies gilt namentlich von der Bekämpfung jener Porno¬ 
graphie, die auf eine ausschweifende Sexualität der Jugend rechnet 
und die zu ihren schlimmsten Geheimerziehern gehört. Gegen diese 
Spekulationsobjekte sind die strengsten polizeilichen und gesellschaft¬ 
lichen Maßregeln nicht scharf genug. Deshalb fand auch die Nach¬ 
richt des „Morgen“, daß bei der Wiener Polizeidirektion ein zentrales 
Kon trollamt zur Bekämpfung der Schundliteratur geschaffen wurde, 
in der ganzen Tagespresse Böhmens den lebhaftesten Widerhall. 
Den Herd aller Reformvorschläge in dieser Hinsicht bildet auf 
tschechischer Seite der „Osvetovy Svaz“, wie der von ihm ver¬ 
anstaltete 5. Volkserziehungskongreß klar zum Ausdrucke brachte. 
Der ernst durchdachte Vortrag des Prof. Dr. Peter Zenkl über die 
praktische Bekämpfung der Schundliteratur fand den uneingeschränkten 
Beifall aller Kongreßmitglieder und dürfte mit den Ergänzungen, 
die Zenkl in der Samostatnost hinzugefügt hatte, zur Basis der 
ganzen Offensive gegen die Schundliteratur in Böhmen werden. Seine 
Ausführungen berühren sich aufs engste mit den kritischen Be¬ 
merkungen des Red. F. V. Moravec, der in der Ceskä Osvöta und 
in den När. Listy mit feinem Verständnis und in erschöpfender 
Darstellung die Art und Weise der Bekämpfung skizziert, wobei 
er hauptsächlich auf den sittlichen Stand der Familie den Nach¬ 
druck legt (När. Listy 1911, Nr. 78). Auch der Zentralverein 
tschechischer Frauen tritt mit in die Schranken für die gute Sache, 
wie seine Enquete über die Schmutzliteratur beweist (När. Listy 1911, 
Nr. 66). Lebhafte Beachtung und Zustimmung fand auch in ganz 
Böhmen die klare Anschaulichkeit, mit der die Dresdener Hygienische 
Ausstellung den schädlichen Einfluß der den jugendlichen Organismus 
zersetzenden und zerfressenden Schmutzliteratur charakterisiert. Wie 
die Dinge also liegen, kann man sagen, daß man in Böhmen von 
theoretischen Erwägungen zur praktischen Organisation des Kampfes 
gegen die Schmutzliteratur übergegangen ist. 

Prag, 30. August 1911. Jos. Volf. 


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Ordentliche Ausgaben. Außerordentliche Ausgaben. 

ÄuderuDg 

Personale Dotation gegen'u»! Re*'* ko! '‘ 8n Summe Gegen 1911 


Staats Voranschlag für 1912 


153 


DIE BIBLIOTHEKEN IM ÖSTERREICHISCHEN STAATS 

VORANSCHLAG FÜR 1912. 


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Deutsches Reich 



Preußischer 

Etat. 


DEUTSCHES REICH. 

AUS NORDDEUTSCHLAND. 

Herliner Brief. 

Nach den bedeutenden Neuerungen, die das vergangene Ver¬ 
walt ungsja!ir gebracht hat, wie die Einführung der Bibliotheks- 
gebiihren 1 ) und eine beträchtliche Erhöhung des Anschaffungsfonds 
bei einzelnen Universitätsbibliotheken, war zu erwarten, daß der 
diesjährige Etat für <|ie Bibliotheken keine Extrazuschüsse vorsah. 
Nichtsdestoweniger kam es bei den Verhandlungen über die Biblio¬ 
theken im Abgeordnetenhause zur Sprache, daß auch mit den vor¬ 
jährigen Erhöhungen die Universitätsbibliotheken noch immer nicht 
in der Lage sind, den an sie gestellten Ansprüchen zu genügen, ein 
Zentrumsantrag, die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, zur 
Ausfüllung der in den Beständen der Universitätsbibliotheken vor¬ 
handenen Lücken in die Haushaltspläne der Jahre 1912 bis einschlie߬ 
lich 1916 außerordentliche Betrüge von je etwa 200.000 Mark einzu¬ 
stellen, wurde leider nicht zum Beschluß erhoben, da vergessen wurde, 
auf ihn zurückzukommen. Die einzige Neuerung bestand in der jetzt 
erfolgten Bewilligung von Stellen für weibliche Bibliothekssekretäre; 

Sekretarlnnen.es handelte sich, wie bereits früher*) erwähnt, um vorläufig neun 

Stellen, von denen drei für die Königliche, eine für die Berliner 
Universitätsbibliothek und die übrigen für fünf Universitätsbiblio¬ 
theken der Provinz bestimmt sind. Als Anfangsgehalt wurde 1650 Mk. 
festgesetzt, wozu noch der nach den Orten verschiedene Wohnungs¬ 
gehlzuschuß kommt, der für Berlin 800 Mk. beträgt, ln den Bestim¬ 
mungen, die dann das Ministerium in Betreff der Besetzung der 
Bibliothekssekretärstellen erließ, sind zwei Punkte von allgemeinerem 
Interesse. So wurde festgesetzt, daß der Bewerber, bezw. die Bewer¬ 
berin das 21. Lebensjahr vollendet haben muß. Allerdings dürfte 
bei dem derzeitigen, früher schon erwähnten Andrange zu den Sekre¬ 
tärinnenstellen wohl kaum vorerst eine Anwärterin mit diesem Mini¬ 
malalter zur Anstellung gelangen. Denn der andere Punkt von 
Interesse der genannten Bestimmungen vermehrt die Zahl der An¬ 
wärterinnen, die einstweilen ziffernmäßig noch nicht festgestellt ist, 
um ein ganz bedeutendes. Dieser Paragraph sieht nämlich für alle 
bereits drei Jahre (gerechnet bis 1. April 1911) im Bibliotheksdienst 
Beschäftigten von der Beibringung des Zeugnisses über die Diplom¬ 
prüfung ab; er verlangt nur, daß die Beschäftigung an einer öffent¬ 
lichen, unter fachmännischer Leitung stehenden Bibliothek Preußens 
stattgefunden hat, deren Direktor, bezw. Vorsteher ein Zeugnis 
über erfolgreiche Tätigkeit ausstellt. Hierdurch dürfte die Zahl der 
bereits anstellungsfähigen Bewerberinnen derartig wachsen, daß selbst 
unter der günstigen Voraussetzung, daß jährlich eine größere Anzahl 
von Sekretärinnenstcllen geschaffen werden, der Bedarf auf Jahre 
hinaus gedeckt ist. 


') [S. diese Zs. II 27.| 
') [O. II 28.] 


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Berliner Brief. 



Im allgemeinen ist von den einzelnen Bibliotheken wenig zu 
berichten. Größeres Interesse dürften nur die von Universitätsbiblio¬ 
theken bereits vorliegenden Jahresberichte beanspruchen, die einen 
Einblick gewähren über die Wirkungen, die die seit Jahresfrist ein¬ 
geführten Leihgebühren zur Folge gehabt haben. 

Von der Königlichen Bibliothek zu Berlin ist nur die Erwer¬ 
bung einer Anzahl Handschriften bei der 10. Versteigerung von 
Philipps-Handschriften zu erwähnen; neben 23 anderen Hand¬ 
schriften konnte die Bibliothek dort ihren Bestand auch um zwanzig 
deutsche vermehren. — Der von der Universitätsbibliothek bereits 
vorliegende Jahresbericht läßt deutlich erkennen, daß die Leih¬ 
gebühren die auf sie gesetzten Hoffnungen nicht nur erfüllt, sondern 
noch übertroffen haben. Es kamen 28.892 Mk. 50 Pf. ein und somit 
wurde der Voranschlag von 24.500 Mk. um ein nicht unbeträchtliches 
übertroffen. Die Gesamtzahl der Benutzer selbst hat sich noch ge¬ 
hoben, wobei freilich in Betracht zu ziehen ist, daß die Studierenden 
der Universität zu Zwangsbeiträgen, die sie gleichzeitig mit den Vor¬ 
lesungsgebühren bezahlen müssen, herangezogen werden. Die Zahl 
der sonstigen Benutzer ist begreiflicherweise zurückgegangen; sie 
belief sich im Sommersemester auf nur 530 gegen 780 im gleichen 
Zeitraum des Vorjahres und im Wintersemester auf nur 495 gegen 
642 1909. Dank der Gebühren betrug der zur Verfügung stehende 
Anschaffungsfonds 53.877 Mk. 60 Pf. (gegen 29.000 Mk. im Jahre 
1909), wovon 40.740 Mk. 95 Pf. für Kauf, der Rest für Binde¬ 
kosten verwandt wurde. Gesamtzuwachs 22.324 Bände gegen 17.642 
im Vorjahre. Auf Grund der Zählung vom 31. März 1899 und der 
seitdem durchgeführten Fortschreibung zählte am Schlüsse des Ver- 
waltungsjahreR 1910/11 die Universitätsbibliothek 237.841 Buch¬ 
binderbände, 228.924 Universitätsschriften, 42.266 Schulschriften. 
— Die Bibliotheken des Reichstages, des Herren- und des Abgeord¬ 
netenhauses erhielten durch einen Erlaß des Ministers des Innern 
vom 12. April 1911 die Aussicht auf einen jährlichen erheblichen 
Zuwachs; derselbe bestimmt nämlich, daß auch ihnen alle amtlichen 
Drucksachen, von denen die Königliche Bibliothek im abgelaufenen 
Etatsjahr zirka 5000 Bände erhielt, gratis abzuliefern sind. — Die 
Bibliothek des Reichskolonialamtes hat kürzlich ihren Zeitschriften¬ 
katalog drucken lassen, der ein erhöhtes Interesse dadurch gewinnt, 
daß er eine ganze Anzahl Zeitschriften enthält, die auf der Königlichen 
Bibliothek nicht vorhanden sind. 

Der Jahresbericht der Universitätsbibliothek Botin zeigt das 
gleiche Bild in Bezug auf die Wirkung der Bibliotheksgebühren, wie 
bei der Berliner Universitätsbibliothek. Die Einnahmen daraus über¬ 
trafen den Voranschlag um rund 1000 Mk. und beliefen sich auf 
19.060 Mk. Auch hier sank die. Zahl der nichtstudentischen Benutzer 
von 1238 auf 903. Trotzdem aber hat sich die Zahl der Bücherbestel¬ 
lungen erheblich vermehrt. Da der beträchtlich größere Anschaffungs¬ 
fonds zum großen Teil her halten mußte, um Lücken in den Bestän¬ 
den auszufüllen, so konnte einstweilen für Anschaffungen aus der 

11 * 


Einzelne 

Bibliotheken. 


Berlin. 


Provinz und 
Reich. 


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150 


Deutsches Reich 


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neuen Literatur nur wenig mehr wie früher verwandt werden. Doch 
zeigte sich bereits die Wirkung des erhöhten Anschaffungsfonds auch 
darin, daß die Zaltl der Bestellungen, die mit „nicht vorhanden“ be- 
schieden werden mußten, gegen das Vorjahr um zirka 10% zurück¬ 
ging. Insgesamt belief sich die Vermehrung auf 22.004 biblio¬ 
graphische Bünde gegen 10.410 im Vorjahre. 

Die Bremer Lesehalle hat bereits seit 1904 eine Lesegebühr 
erhoben und auch aus ihrem neuesten Jahresbericht läßt sich er¬ 
kennen, daß die Wirkung davon, die natürlich eine Verminderung der 
Benutzung nach sich zog, noch immer nicht ganz überwunden ist. 
Denn dio jetzige Benutzungsziffer in Bezug auf die Verleihung von 
Unterhaltungslektüre ist noch um 10% geringer als im letzten Jahre 
der unentgeltlichen Benutzungszeit. Dagegen hat sich allerdings die 
Ausleiheziffcr für die belehrende Literatur um zirka 90% gehoben. 

Die Königliche und Universitätsbibliothek zu Breslau hat 
15.700 Mk. Benutzungsgebühren vereinnahmt und also ebenfalls den 
Voranschlag beträchtlich überschritten. Verwandt wurden diese Ein¬ 
nahmen fast ausschließlich zur Ausfüllung der Lücken. Für die Be¬ 
gründung der Abteilung Slavica, wofür jährlich 4000 Mk. zur Ver¬ 
fügung stehen, wurden zirka 25% mehr verausgabt, da man sich 
einige Gelegenheiten, günstige Käufe zu machen, nicht entgehen 
lassen wollte. Trotz Rückganges der Benutzerzahl war die Benutzung 
selbst gestiegen. Mit dazu dürfte die neueste Verbesserung im Be¬ 
triebe daselbst beigetragen haben. Es gelangte nämlich ein beson¬ 
derer, aus den Berliner Zettel drucken zusammengestellter, die Er¬ 
scheinungen seit 1909 umfassender Katalog zur Benutzung des Publi¬ 
kums im Lesesaal zur Aufstellung. Anläßlich des Jubiläums des 
100jährigen Bestehens der Universität erschien aus der Feder des 
Direktors der Universitätsbibliothek, Milkau, eine ausführliche Ge¬ 
schichte der Bibliothek. 

Die Wilhelm-Auguste-Viktoria-Bücherei zu Dortmund hat kürz¬ 
lich ihren ersten gedruckten Katalog herausgegeben, der etwa ein 
Siebentel des ungefähr 80.000 Bände betragenden Bestandes verzeich¬ 
net. In systematischer Ordnung bringt er die wissenschaftlichen 
Werke, meist unter Weglassung der älteren Literatur, während die 
schöne Literatur, nur nach Sprachen getrennt, alphabetisch verzeich¬ 
net ist. Durch ein Verfasser- und Titelregister, sowie ein ausführ¬ 
liches Schlagwortverzeichnis wird seine Brauchbarkeit erhöht und hie¬ 
durch auch für weniger Gebildete benutzbar. 

Zum ersten Male läßt die künigl. öffentliche Bibliothek zu 
Dresden einen besonderen Jahresbericht, erscheinen, der bislang nur 
im Dresdener Journal und in einem für den Landtag bestimmten 
„Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der königlichen 
Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden“ ein schwer 
zugängliches Dasein führte. Im Anschluß an ihn erscheint eine 
bibliographische Beilage, die diesmal eine Fortsetzung zu Richters 
Literatur der Landes- und Volkskunde und Geschichte des König¬ 
reiches Sachsen bringt. Aus dem Jahresberichte geht hervor, daß 


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Berliner Brief 


157 


12.642 bibliographische Bände den Gesamtzuwachs des Verwaltungs¬ 
jahres 1910 darstellen und daß die Benutzung sich auf insgesamt 
54.000 Bände belief, von denen 36.000 nach Hause verliehen wurden, 
während der Rest, dazu noch 569 Hss., in dem Lesesaal verabreicht 
wurde. 

Obwohl die Stadt Frankfurt a. M. eine der besten Stadtbiblio¬ 
theken Deutschlands besitzt und sie jährlich mit 35.000 Mk. für 
Bücheranschaffungen dotiert, so hat sie doch noch eine offene Hand 
zur Unterstützung der beiden anderen großen öffentlichen Biblio¬ 
theken daselbst. Dies zeigte sich soeben wieder, indem sie ihren 
Zuschuß zur Senckenbergischen Bibliothek von 10.000 auf 15.000 Mk. 
erhöhte. 

Die Universitäts-Bibliothek Göttingen hatte im abgelaufenen 
Verwaltungsjahre mit Einschluß der Leihgebühren, die den Vor¬ 
anschlag um 481 Mk. übertrafen, 62.000 Mk. Vermehrungsetat, wovon 
beinahe zwei Drittel für Zeitschriften und Fortsetzungen verausgabt 
wurden. Der Zuwachs belief sich auf 11.172 Buchbinderbände, so 
daß der Gesamtbestand 572.251 Bände beträgt. Trotz Sinkens der 
Zahl der nicht der Universität angehörenden Benutzer von 911 auf 
738, hob sich doch die Benutzung um 4% gegen das Vorjahr. 

Halle. Die Gebühreneinnahme überstieg hier um 302 50 Mk. den 
Voranschlag von 12.500 Mk. Die Gesamtsumme, die zur Bücher¬ 
anschaffung zur Verfügung stand, belief sich auf 33.414T4 Mk, die 
in folgender Weise verwendet wurde: für neue Werke 8.969-75, 
Fortsetzungen 7.291*05, Zeitschriften 15.244-93, Antiquaria 1.623-91, 
Handschriften 11'50 Mk. Dazu kommen noch Bindekosten 5.58090 
Mark. Die Benutzung erfuhr eine erhebliche Zunahme. 68.515 Be¬ 
stellungen wurden abgegeben, von denen 9 6% mit dem Vermerk 
„nicht vorhanden“ versehen werden mußten. Uber die Zahl der Be¬ 
nutzer und besonders über ihre Zu-, bezw. Abnahme gegen das Vorjahr 
sind Angaben nicht gemacht, so daß sich hier leider die Einwirkung 
der Bibliotheksgebühren in dieser Beziehung nicht festlegen läßt. 

Die öffentliche Bücherhalle in Hamburg, die in vier in ver¬ 
schiedenen Stadtbezirken gelegenen Lokalen untergebracht ist, hat 
nach dem soeben erschienenen Jahresberichte einen Gesamtbestand 
von 94.660 Bänden und erfreut sich einer sehr starken Benutzung. 
Davon zeugt einmal die Benutzungsziffer, die die Verleihung von 
316.999 Bänden belehrender und 1,370.732 Bänden schöner Ifiteratur 
angibt; zweitens aber auch der Umstand, daß in einer Leihstelle in 
einem Monat 600 Bände so zerlesen wurden, daß sie durch neue er¬ 
setzt werden mußten. 

Kölns Handelshochschule bringt in einem Gesamtberichte über 
das erste Jahrzehnt ihres Bestehens auch interessante Daten über die 
Entwicklung ihrer Bibliothek, die es in der kurzen Zeit auf 45.000 
Bände gebracht hat und alle wichtigeren Werke der in ihr Gebiet 
gehörenden Literatur enthält. Trotz des nur 10.000 Mk. betragenden 
jährlichen Vermehrungsetats gelang es der Verwaltung, dies Ziel zu 
erreichen, denn zahlreiche Kölner Vereine ließen sich bereit finden, 


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158 


Deutsches Reich 


ihre Büchereien zu überweisen, und Stiftungen und sonstige Bücher¬ 
schenkungen trugen auch wesentlich mit zum Wachstum der Biblio¬ 
thek bei. 

Der Jahresbericht der königl. Universitätsbibliothek zu Königs¬ 
berg läßt ebenfalls eine erfreuliche Wirkung der Leihgebühren er¬ 
kennen. Auch hier war der finanzielle Ertrag ein größerer, als man 
ihn veranschlagt hatte, und lxdief sich auf 8730 Mk.; die Zahl der 
Entleiher sank allerdings auch hier herab (von 1741 auf 1593). Da¬ 
gegen wurde die Benutzung eine intensivere, indem 58.184 Bestel¬ 
lungen abgegeben wurden gegen 53.549 im Vorjahre. Der durch 
Leihgebühr und noch außerdem eingetretene Fondserhöhung von 
7000 Mk. auf 38.000 Mk. gestiegene AnschafTungsfonds wurde derart 
verwendet, daß zirka 24.000 Mk. für Fortsetzungen und Zeitschriften 
(1909: 20.000 Mk.) und zirka 14.000 Mk. für Novitäten und Anti- 
quaria (1909: 4400 Mk.) verausgabt wurden. Der Zuwachs der 
Bibliothek belief sich infolgedessen auf 17.630 bibliographische Bände 
gegen 13.800 im Vorjahre und dadurch wurde der Gesamtbücher¬ 
bestand auf 303.500 Bände gebracht Auch der Handschriftenbestand 
erfuhr eine wertvolle Bereicherung durch eine Schenkung von 
79 Bänden aus dem Nachlasse des Königsberger Kunsthistorikers 
Ernst August Hagen. Allerdings befindet sich der wertvollere Teil 
desselben im Besitze der Nationalgalerie zu Berlin, die aber auf 
Antrag der Bibliothek ihr einen Teil derselben, 125 Bände und 
77 Konvolute der Uagenschen Kolloktaneen, überwies. Auf diese Art 
ist der größte 'Feil des Uagenschen Handschriften-Nacblasses in 
Königsberg vereinigt. 

Aus /loslock verdient eine Biichorschonkung an die dortige Uni 
versitiitsbibliothek Erwähnung, die ein Sammler von Reformations 
Schriften gemacht hat. Trotz ihres verhältnismäßig geringen Um 
fanges von cirka 200 Bänden ist sie von hervorragendem Werte. Ent 
hält sie doch allein 80 Originaldrucke von Luthers Schriften, dar 
unter zahlreiche Erstausgaben und einige sonst nirgends vorhandene 
Drucke, ferner eine Reihe von Schriften von Bodenstein von Carl- 
stadt, von Erasmus von Rotterdam und anderer Zeitgenossen. 

Berlin, den 18. August 1911. H. H o e f f 1 e r. 


AUS SÖDDEUTSCHLAND. 

Münchner Brief. 

Pflldit- Veranlaßt durch die von der K. Hof- und Staatsbibliothek ge- 

uemplare. machten Wahrnehmungen hat das K. Bayerische Staatsministcrium 
öffentliche des Innern die zuständigen Behörden angewiesen, darauf zu sehen. 
Körper- daß die nach Art. 68 des Gesetzes vom 28. Juni 1865 bestehende 
sdiaften. Verpflichtung der öffentlichen Körperschaften, die von ihnen ver¬ 
legten Drucksachen in je 2 Pflichtexemplaren an die genannte 
Bibliothek einzuliefern, wirklich durchweg erfüllt wird. Außerdem 
wäre es erwünscht, daß diese Druckschriften auch den drei Landes- 


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Münchner Brief 


159 


Universitäten und der technischen Hochschule in München in ähn¬ 
licher Weise zur Verfügung gestellt werden, wie es die S. 34 dieser 
Zeitschrift erwähnte Verordnung für die amtlichen Drucksachen der 
K. Behörden vorschreibt (Verordnung N r. 4519 '8 vom 4. Februar 1911). 

Das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 111 vom 
15. Mai 1. J., S. 5920, bringt eine höchst merkwürdige Nach¬ 
richt. Es dementiert das Gerücht von der Gründung einer Reichs- 
bibliotkek in Leipzig, macht dabei die Mitteilung: „Bekannt ist, 
daß Pläne zu einer näheren Verbindung der Berliner und der 
Münchner Staatsbibliothek bestehen.“ In den Kreisen der Münchner 
Bibliothekare ist davon gar nichts bekannt und es liegt wohl nahe, 
an ein Mißverständnis des Leipziger Tagblattes zu denken, aus 
welchem das Börsenblatt seine Nachricht entnimmt. 

In der deutschen Literaturzeitung Nr. 18 vom 6. Mai 1. J., 
Sp. 1093—1100 gibt Rudolf Luginbühl eine Würdigung des Früh¬ 
drucks Nicolai De proeliis et occasu ducis Burgundie historia. Er 
legt dieser Schrift eine besondere Wichtigkeit für die Geschichte des 
Frühhumanismus in der Schweiz und in Süddeutschland bei. Ich 
erwähne diesen Aufsatz einmal, weil der Verfasser von dem Exem¬ 
plar der K. Hof- und Staatsbibliothek ausgeht, dann aber möchte 
ich als Bibliothekar gegen den Untertitel dieser Arbeit „Eine bisher 
unbekannt gebliebene Schrift“ Verwahrung einlegen. Der Ver¬ 
fasser gibt Sp. 1095—1097 eine Art von Fundbericht, aus dem ich 
die folgenden Sätze anziehe: „Es ist mir gelungen, in der K. Hof- 
und Staatsbibliothek in München noch eine neue lateinische Druck¬ 
schrift ausfindig zu machen, einen Wiegendruck, der der Zeit des 
Frühhumanismus, vermutlich dem Jahre 1478 angehört.“ „Bis jetzt 
habe ich bloß fünf Exemplare ausfindig machen können.“ „In 
Straßburg schien man keine Kenntnis von dem Vorhandensein des 
Buches zu haben, da eine Anfrage bei der dortigen Universitäts¬ 
und Landesbibliothek verneinend beantwortet wurde; erst als ich 
mich auf eine Mitteilung der Auskunftstelle in Berlin hin an das 
theologische Studienstift, das Kollegium Wilhelmitanum wandte, er¬ 
hielt ich das dort vorhandene Exemplar zugeschickt.“ Es ist 6ehr 
dankenswert, daß der Verfasser den einzelnen Exemplaren dieser 
Schrift mit Hilfe des Auskunftsbureaus der deutschen Bibliotheken 
naebgegangen ist, allein der Bericht erscheint mir insofern nicht 
glücklich stilisiert, als nicht zum rechten Ausdruck kommt, daß das 
Verdienst des Nachweises dem Auskunftsbureau und den einzelnen 
Bibliotheken zukommt. Die sämtlichen Anstalten, in denen die frag¬ 
liche Schrift sich wirklich findet — in Straßburg konnte die Uni¬ 
versitätsbibliothek von dem Exemplar des Wilhelmitanums natürlich 
nichts wissen — haben auf Anfrage ganz richtig Mitteilung von 
ihrem Besitze gemacht, der ganz ordnungsgemäß in ihren Katalogen 
eingereiht und ihnen daher nicht unbekannt war. Ich meine also, 
in solchen Fällen kann man doch nur von einer „bisher unbenützt 
gebliebenen“ Schrift sprechen, um so mehr als die historia Nicolai, 
wie der Verfasser selbst angibt, bei Hain, Proctor, Brunet, Graesse 


Relchs- 

blbliothsk. 


Ein ./intis- 

kanntcr“ 

Frühdruck. 


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160 


Deutsches Reich 


Neue Wldu- 
klnd-Hss. 


Paulinisdie 

Briefe. 

Freisinger Hs. 


verzeichnet steht. Alan möchte sonst wohl ziemlich häufig Anlaß 
haben, von neuen Entdeckungen in unseren Bibliotheken zu be¬ 
richten. Im nächsten Brief hoffe ich von der Wiederauffindung 
eines wirklich verschollenen Frühdruckes in deutscher Sprache Mit¬ 
teilung machen zu können. 

Nachdem vor etwa einem Jahre die K. Bibliothek in Berlin 
eine verschollene Handschrift von Widukinds Rerum gestarum 
Saxoricarura libri III erworben hatte (vgl. Neues Archiv der Gesell¬ 
schaft für ältere deutsche Geschichtskunde 35 [1910], S. 776—788), 
ist Holder-Egger abermals in der Lage „Uber eine zweite neue 
Widukind-Handschrift“ zu berichten (vgl. a. a. O. 36 [1911], S. 521 
— 537), die ihm von Oberbibliothekar Leidinger nachgewiesen 
wurde. Sie ist ein Teil eines Papier-Sammelbandes, den Konrad 
Peutinger in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts für sich hat 
anfertigen lassen. Später ist sie im Besitz des Augsburger Jesuiten¬ 
kollegs nachweisbar und kam 1903 mit dem Nachlaß Andreas 
Felix von Oefeles an die hiesige Hof- und Staatsbibliothek, wo 
sie als Clin. 4029 aufgestellt ist. Aus der Untersuchung Holder- 
Eggers geht hervor, daß der Widukindtext gegen Ende der Dreißiger¬ 
jahre des 16. Jahrhunderts geschrieben ist. Die Bedeutung dieses 
neuen Zeugen beruht darin, daß er eine Abschrift derselben ver¬ 
lorenen, sehr wichtigen Eberbacher Handschrift darstellt, die Alartin 
Frecht für seine Basler Erstausgabe des Widukind von 1532 be¬ 
nützte. Da der Schreiber ein Aiann von sehr bescheidener Kenntnis 
des Lateinischen war, der vor allem keiner Emendationen fähig 
sein konnte, sondern schrieb, was er zu lesen glaubte, so läßt sich 
aus gewissen Verlesungen der Vorlage schließen, daß diese dem 
XII. Jahrhundert angehört haben muß. Auch ist es möglich, mit 
Sicherheit festzu»tellen, wo Frecht von der Eberbacher Handschrift 
ahgewichen ist und, mit Hilfe der beiden Ableitungen, den Eber¬ 
bacher Text bis auf Kleinigkeiten genau wiederherzustellen und 
nicht nur den Wortlaut. Denn da der Peutingersche Schreiber die 
Namensformen wiedergibt, wie sie seine Vorlage hatte, so hat er sich 
wohl überhaupt genau an deren Orthographie gehalten. 

Die von Werminghoff in seiner Beschreibung des Clm. 28135 
(Festschrift für Heinrich Brunner. Weimar 1910, S. 39 — 55) er¬ 
wähnten, aber von ihm nicht weiter beachteten beiden Pergament¬ 
blätter, welche auf den Innenseiten der beiden Deckel aufgeklebt 
waren, wurden von Germain Alorin in der Revue Benedictine, 
April 1911, S. 221 — 227, einer näheren Untersuchung unterworfen. 
Er stellt fest, daß das zweite, rückwärtige Blatt, Teile eines Briefes 
des Papstes Innozenz I. an Victricius von Rouen aus dem IX. bis 
X. Jahrhundert enthält (Aligne 20, 474 f.), während das erste sich 
als ein Italafragment in Unciale des VI. Jahrhunderts erweist. 
Alorin gibt dann einen genauen Abdruck des Bibeltextes wie bei 
Lehmann und Scherer (vgl. S. 36 dieser Zeitschrift) und führt den 
Nachweis, daß dieses Blatt sich als Fol. 40 der ?on Ziegler und 
von Wölfflin herausgegebenen Handschrift der Paulinischen Briefe 


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Münchner Brief 


161 


(Clm. 6436) einfügt. Damit ist zugleich Freising als die bisher un¬ 
bekannte Heimat des Clm. 28135 erwiesen. Weitere Funde von 
Bruchstücken dieser Handschrift sind wohl nicht ausgeschlossen 
und Morin gibt mit Recht dem Wunsche Ausdruck, diese Freisinger 
Handschrift der Paulinischen Briefe möchte ebenso in einer Fak¬ 
simileausgabe vereinigt werden wie sie von der Weingarten-Konstanzer 
Italahandschrift der Propheten durch Paul Lehmann vorbereitet wird. 

Am 24.—28. April fand in London bei Sotheby die 15. Auktion 
der Bibliothek des verstorbenen Sir Thomas Philipps statt, der be- Chelten- 
deutendsten Bücher- und Handschriftensammlung, die je ein einzelner ham-Hss., 
Privatmann zusammenbrachte. Sie ist für Deutschland vor allem Dautsche Er- 
dadurch von Bedeutung, weil sie eine ganz außerordentliche Zahl Werbungen, 
deutscher und lateinischer Handschriften deutscher Herkunft ent¬ 
hielt und noch enthält; vgl. Emil Jacobs. Die von der Königlichen 
Bibliothek zu Berlin aus der Sammlung Philipps erworbenen Hand¬ 
schriften, im Zentralblatt für Bibliothekswesen 28 (1911', S. 23—39. 

In dem diesesmal zur Versteigerung gekommenen Teil von über 
1100 Handschriften waren Stücke aus ehemaligen Bibliotheken West- 
und Süddeutschlands recht zahlreich vertreten; es seien hier nur 
die Städte Köln, Trier, Mainz, Straßburg, Nürnberg, Regensburg 
genannt. Die ziemlich späte Ausgabe des Auktionskatalogs trug 
dazu bei, eine Verständigung über die Wünsche der einzelnen als 
Käufer auftretenden deutschen Bibliotheken zu erschweren und 
zustande kommen zu lassen. Ein kaufkräftiger Mitbieter für die 
deutschen Handschriften erstand ihnen vor allem in dem von Pro¬ 
fessor Priebsch geleiteten germanistischen Seminar der Londoner 
Universität; dagegen hielten sich die deutschen Antiquare in 
dankenswerter Weise sehr zurück. Im allgemeinen darf man mit 
dem Ergebnis der Auktion zufrieden sein. Die Preise waren nicht 
übermäßig hoch und so gelang es, die hauptsächlichsten Stücke nach 
langer Entfremdung wieder in deutschen Besitz zurückzubringen. 

Vor allem war die Königliche Bibliothek in Berlin durch glück¬ 
liche Umstände in der Lage, zahlreiche Erwerbungen zu machen, 

43 Handschriften, darunter 20 Deutsche. Dann waren auch die 
Universitätsbibliotheken in Straßburg und Bonn in der Lage, sich 
einzelne Stücke zu sichern. Vieles ging auch in den Besitz deutscher 
Antiquare über, besonders Jacques Rosenthal in München, dem ich 
für freundliche Mitteilungen sehr verbunden bin. Die K. Hof- 
und Staatsbibliothek in München hätte natürlich von dieser seltenen 
Gelegenheit zum weiteren Ausbau ihrer reichen Handschriften¬ 
schätze gerne recht reichlich Gebrauch gemacht. Da ihr aber bis¬ 
lang noch kein verständnisvoller und freigebiger Gönner und Freund 
erstanden ist, so mußte sie sich nach der kurzen Decke der eigenen 
etatmäßigen Mittel strecken. Doch gelang vor allem die Erwerbung 
des sehr wertvollen Liber fraternitatis Sancti Volfgangi Ecclesiae 
Ratisponensis (Nr. 869). Die Beschränktheit ihres Etats erlaubt 
es auch nicht, zu solchen Auktionen einen Beamten zu schicken, 
obwohl doch der Bibliothekar gerade bei solchen und anderen Ver- 


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Deutsches Reich 


kaufen seine Kenntnisse außerordentlich erweitern und seine Er¬ 
fahrung in hohem Maße bereichern kann. So häufig auch An¬ 
fragen über den Wert von Büchern und Handschriften an die 
Bibliothekare gelangen von Leuten, die in ihnen den Unparteiischen 
gegenüber dem durch geschäftliche Rücksichten befangenen Antiquar 
selien zu dürfen glauben, so wenig ist leider in den allermeisten 
Fällen dieses Zutrauen gerechtfertigt; die Bibliothekare müssen sich 
fast immer auf den guten Rat beschränken, aus den verschiedenen 
Angeboten mehrerer Antiquare das Mittel zu ziehen, da die Un¬ 
rast und die Anforderungen des Tages sie nur in besonders glück¬ 
lichen Fällen zur ruhigen und gedeihlichen Bearbeitung von Auktions¬ 
und Antiquariatskatalogen kommen lassen. Ich möchte diese Notiz 
von der Philippschen Auktion nicht schließen, ohne mich der von 
Jacobs in dem oben angezogenen Aufsatz geäußerten Hoffnung 
von ganzem Herzen anzuschließen, daß von der immer noch über 
20.000 Handschriften umfassenden Hälfte der Cheltenhamer Samm¬ 
lung für Deutschland „wenigstens das zurückgewonnen wird, was 
ihm und ihm allein gehört, die Handschriften deutscher Sprache 
und die Handschriften deutscher Bibliotheken, insonderheit deutscher 
Klöster. Je früher dieser Gewinn uns wird, um so billiger wird er 
sein: je später in unser Vaterland zurückwandert, was einst in un¬ 
günstigen Zeiten, sei es auf direktem, sei es auf indirektem Wege 
seine Bibliotheksheimat, verlassen hat, um so teurer wird es uns 
zu stehen kommen.“ Möge vor allem dann auch die Münchener 
Staatsbibliothek in den Stand gesetzt sein, die versprengten bayeri¬ 
schen Handschriften mit ihren Beständen wieder zu vereinigen. 
Kurze Mitteilungen über diese Auktion finden sich im Literari¬ 
schen Zentralblatt, Sp. 115, im Zentralblatt für Bibliothekswesen, 
S. 27ß f. und in der Zeitschrift für Bücherfreunde, Beiblatt, S. 96 f. 
München, In der ersten Hälfte des August wurde die seit längerer Zeit 

Hof- u. Staats-ßeabsichtigte Zählung der Bestände der K. Hof- und Staatsbiblio- 
blbllothek. thek ausgeführt. Das Ergebnis bestätigt im wesentlichen die bisher 
Zahlung, nur schätzungsweise gemachten Angaben. Es wurden 1,150.177 Bände 

festgestellt, unter denen sich fast 50.000 Handschriften und nahe¬ 
zu 9000 Inkunabeln befinden. Eine Reihe von Zeitungen berichtete 
hierüber. Leider ist dabei nur selten der tiefere Sinn dieser Zählung 
erkannt und auf die Bedeutung dieser wissenschaftlichen Anstalt 
als zweitgrößter und wertvollster Bibliothek des Deutschen Reiches 
hingewiesen worden. Auch hätte sich ganz ungesucht die Gelegen¬ 
heit gegeben, daran zu erinnern, daß, unbeschadet der Aufgabe des 
Staates, die Mittel der Bibliothek ihrer Bedeutung entsprechend 
zu bemessen und zuzuweisen, über diese Aufwendungen hinaus auch 
von privater Seite durch Geschenke und Stiftungen dazu bei¬ 
getragen werden kann und soll, der Anstalt ihren Platz unter den 
deutschen Bibliotheken zu erhalten. 

Süddeutsche Süddeutschland überhaupt: Paul Martell, Süddeutsche Univer- 

Bibllotheken. sitätsbibliotheken, im Archiv für Buchgewerbe. IV. Tübingen, Frei¬ 
burg i. Br., Straßburg. 48 (1911), S. 146—152. 


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Münchner Brief 


103 


Aschaffenburg. Paul Lehmann, Aus einem Aschaffenburger 
Evangeliar. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge¬ 
schichtskunde 3G (1911), S. 667 — 679 (Enthält die mannigfaltigen 
geschichtlichen Aufzeichnungen, die sich auf verschiedenen freien 
Stellen der Blätter eines bisher (Juni 1910) unter den Drucken der 
dortigen Stiftsbibliothek versteckten und daher noch unbekannten 
Evangeliars finden. Da die Handschrift der Schrift nach noch ins 
IX. Jahrhundert gehört, sind diese Nachrichten u. a. auch für die 
noch nicht klargestellte Vorgeschichte des um 974 gegründeten 
Kollegiatstiftes von S. Peter und Alexander von besonderem Wert. 
L. nimmt Gelegenheit, darauf hinzuweisen, daß jetzt das dortige 
alte Stiftungsarchiv dem Kgl. Stiftungsamte AschafFenburg unter¬ 
steht und zugänglich geworden ist <vgl. dagegen C. A. H. Burk¬ 
hardt, Hand- und Adreßbuch der Deutschen Archive. 2. Auflage. 
Leipzig, Grunow 1887, S. 83). 

Weißenburg i. B. Albrecht, Katechismusschätze in der Stadt¬ 
bibliothek zu W. i. B. Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte 
16 (1910, S. 72—79. 168 174.) Berichtet über reichhaltige Kate¬ 

chismusliteratur dieser Bibliothek und bespricht die seltensten und 
wertvollsten Stücke. Es sind bisher die folgenden: Parvus Cate- 
chismus Reverendi, Viri D. Martini Lutheri, diversis carminum 
generibus redditus. Autore Thoma Ruef Tyrolensi. Franc. Apud 
Haered. Chr. Egen. Anno 1566. — Ein new Kinderbüchlein für 
die Jugendt / Sampt einer kurtzen an Weisung wie man den Catechis- 
mum recht verstehen und beten sol. MDLXVIII. Am Schluß: Ge- 
truckt zu Franckfurt am Mayn / bei Martin Lechlcr / In Verlegung 
Simon Hüters. — Ein Christliche Hausslehre. Wie ein jeder Gott¬ 
seliger Hausvater / seine Kinder und Hausgesind / Christlich und Gott¬ 
selig zum Ewigen Leben unterweisen und auifziehen sol. Mit einer 
Vorrhede Wolffgang Waldners MDLXVIII. Am Schluß: Zu Erffordt 
truckts Georgius Baumann / zur Schweinsklauen / bei S. Paul. 

Hessen. Die Mitteilungen der Gr. Hessischen Zentralstelle für 
die Landesstatistik, Nr. 912, Mai 1. J., S. 148 und 149, bringen 
eine zahlenmäßige Zusammenstellung über die Arbeitsleistung der 
beiden großen Bibliotheken Hessens in den Jahren 1909—1911. Es 
ist daraus zu entnehmen, daß die Universitätsbibliothek in Gießen 
die stärkere Benützung am Ort, die Hofbibliothek in Darmstadt 
die lebhaftere Inanspruchnahme durch das ganze Land aufzuweisen 
hat. Es spricht sich darin wohl die richtige Erfüllung der den beiden 
Bibliotheken zugewiesenen, verschiedenen Aufgaben ganz glücklich aus. 

Unter den im Jahre 1908 von der Universitätsbibliothek in 
Gießen erworbenen Papyri hat Professor Dr. Glaue, dem wir bereits 
die Entdeckung der Gießener Fragmente der gotischen Bibel ver¬ 
danken, die Reste einer bisher unbekannten griechischen Übersetzung 
des samaritanischen Pentateuchs nachgewiesen („Nachrichten der 
k. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-histori- 
Bche Klasse 1911, S. 167—200 und 263—266“). Ein interessantes 
juristisches Stück derselben Sammlung hat Professor Eger-Basel 


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164 


Deutsches Reich — Münchner Brief 

untersucht und als ein vorzüglich erhaltenes Gesuch um prätorische 
Erbfolge, gerichtet an den praefectus Aegypti vom Jahre 249 n. Chr., 
festgestellt (lateinisch, mit griechischer Übersetzung, in der nur 
selten erscheinenden älteren lateinischen Kursive). 

. Unter* Der Verein der unteren Bibliotheksbeamten in Bayern, von 
beamten* dessen Gründung im vorigen Briefe, S. 347, berichtet wurde, hat 
Verein. an die beiden Kammern des Landtags eine „Denkschrift über die 

Lage der Diener in den Kgl. Bibliotheken Bayerns“ gerichtet. In 
einem einleitenden Rückblick auf die außerordentliche Entwicklung 
des Bibliothekswesens in den letzten Jahrzehnten wird auf das ge¬ 
steigerte Ansehen und die höhere Wertung hingewiesen, deren der 
Stand der akademisch gebildeten Bibliothekare sich jetzt erfreue, 
und diese Besserung seiner Lage „zum guten Teil“ seiner Organi¬ 
sation zugeschriebeu. Demgegenüber sei bei den unteren Bibliotheks¬ 
beamten nur eine Verschlechterung der Verhältnisse festzustellen: 
zu stärkerer körperlicher und geistiger Inanspruchnahme seien ver¬ 
längerte Dienststunden hinzugekommen, die früher vorhandene 
Möglichkeit durch Nebenverdienst das Gehalt zu ergänzen, dagegen, 
in Wegfall gekommen. Es folgt eine teilweise sehr eingehende Dar¬ 
stellung der dienstlichen Obliegenheiten an den verschiedenen Biblio¬ 
theken des Königreichs. Auf dieser Grundlage und mit Hinweisen 
auf Vergleichsmaterial aus Theorie und Praxis, auch anderer Berufe, 
gibt der Schlußteil die Begründung folgender Bitten: 1. Schaffung 
von Beförderungsmüglichkeiton in Klasse 22 der Gehaltsordnung, 

2. Beförderung der jetzigen Oberdiener in Klasse 21 der Gehalts¬ 
ordnung mit Verleihung des Titels „Oberbüeherwart oder Offiziant“ 

3. Verleihung des Titels „Bücherwart“ an alle Bibliotheksdiener, 
nach mehrjähriger zufriedenstellender Dienstzeit im Bibliothekswesen. 
Der lehrreichste Teil der Denkschrift ist die Zusammenstellung der 
verschiedenen Aufgaben um! Arbeiten, die an den einzelnen Biblio¬ 
theken den Dienern zugewiesen werden. Wie die Einstellung von 
Mittelbeamten die Notwendigkeit ergeben hat, deren Arbeitsgebiet 
von dem der akademisch gebildeten Bibliothekare klar und deutlich 
abzugrenzen, so wird man früher oder später auch daran gehen, 
die Tätigkeiten der mittleren und unteren Bibliotheksbeamten rein¬ 
lich zu scheiden. Wird dabei manches Mittelbeamten zugewiesen 
werden, was bisher des öfteren von Dienern besorgt worden ist, so 
bleiben für diese trotzdem noch genug Aufgaben der Art, daß deren 
gewissenhafte und restlose Erfüllung ihnen ein Anrecht’ gibt, die 
Gleichstellung mit den Beamten kategorien anzustreben, deren 
Leistungen den ihren gleich zu achten sind, sie aber keineswegs 
übertreffen. Eine Frage wird noch zu erwägen sein, ob man nicht 
für einzelne besonders tüchtige und strebsame Diener die Möglich¬ 
keit bestehen lassen sollte, auf Grund ausgezeichneter Leistungen 
und besonderer Verwendbarkeit die Stellung von Mittelbeamten zu 
erreichen. 

Die Denkschrift, die doch bestimmt ist, Uneingeweihte aufzu¬ 
klären, ist leider oft wenig glücklich in der Darstellung und dunkel 


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Die Schweizerischen Bibliotheken 


165 


im Ausdruck, so daß auch der Fachmann mitunter nur zweifelnd 
den Sinn herauszulösen vermag. Um so mehr wird es der wohlwollen¬ 
den Auslegung und Fürsprache der Bibliotheksvorstände bedürfen, 
um das erstrebte Ziel glücklich zu erreichen. 

München. Otto Glauning. 

* * 

* 

Die Deutsche Kommission für Bibliothekseinbände hat Vorschriften 
für Leder festgesetzt, die auch wir in dieser Zs., o. S. 89 ff., ver¬ 
öffentlicht haben. Weitere Festsetzungen der Kommission beziehen sich 
auf Pergament, Webstoffe, Bezug- und Vorsatzpapiere, Buchbinder- 
materialien und Buchbindertechnik. Diese hier abzudrucken, fehlt uns 
leider der Raum, wir verweisen auf das Z. f. B. 28, 357 ff. Die ge¬ 
samten Kommissionsbeschlüsse sind dann in Hamburg zu Beschlüssen 
des Vereines deutscher Bibliothekare erhoben worden (s. o. S. 81). 


DIE SCHWEIZERISCHEN BIBLIOTHEKEN 

IM JAHRE 1910. 

Auf Wunsch des Herrn Redaktors soll von nun an in dieser Zeit¬ 
schrift jährlich einmal über das schweizerische Bibliothekswesen be¬ 
richtet werden. Es ist dies keine leichte Aufgabe, denn vielgestaltig 
wie die ganze Verwaltung ist auch das schweizerische Bibliotheks¬ 
wesen. Dazu kommt, daß eine zusammenfassende Darstellung des¬ 
selben, welche den gegenwärtigen Stand zur Anschauung brächte und 
von der ausgehend über die Bewegungen und Fortschritte Rechen¬ 
schaft gegeben werden könnte, zur Zeit nicht existiert. Die umfang¬ 
reiche Statistik von Ernst Heitz, betitelt: Die öffentlichen Biblio¬ 
theken der Schweiz im Jahr 1868, erschienen in Basel 1872, ist 
längst veraltet. Eine knappe, aber in ihrer Gedrängtheit ausgezeich¬ 
nete Zusammenfassung des Standes zu Anfang des 20. Jahrhunderts 
gibt der erste Bibliothekar der Stadtbibliothek Zürich, Dr. Hermann 
Escher, in seinem Artikel Bibliothekswesen im 1. Bande von Reiches¬ 
bergs Handwörterbuch der schweizerischen Volkswirtschaft, auf 
16 Seiten. Eine neue eingehende schweizerische Bibliotheksstatistik 
wird von der Leitung der schweizerischen Landesbibliothek vor¬ 
bereitet. 

Der Bericht über die Bewegungen und Fortschritte des schwei¬ 
zerischen Bibliothekswesens im Jahre 1910, der im folgenden gegeben 
werden soll, beruht ausschließlich auf den Berichten der einzelnen 
Bibliotheken. Während eine Anzahl meist größerer Bibliotheken 
zum Teile recht eingehende Berichte veröffentlicht, begnügen sich 
andere mit knappen Angaben, und eine ganze Anzahl mittlerer und 
kleinerer Bibliotheken gibt gar keine Berichterstattung. Der Um¬ 
stand, daß die Berichte nicht nach einheitlichem Schema bearbeitet 
sind, erschwert eine Zusammenfassung und Vergleichung ungemein 
und der Referent ist sich wohl bewußt, daß diese erste Berichterstat- 


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Aarau. 




Bern. 



Die Schweizerischen Bibliotheken 


tung don Charakter eines Versuches trügt. Doch darf wohl gesagt 
werden, daß verschiedene Ungleichheiten ihre Erklärung in der Un¬ 
gleichheit des Quellenniaterials finden. Da sich einer systematischen 
Anordnung der schweizerischen Bibliotheken große Schwierigkeiten 
entgegenstellen und eine solche durch ausführliche Darlegungen 
über Geschichte und Entwicklung der einzelnen Bibliotheken begrün¬ 
det werden müßte, so werden sie im folgenden, soweit ihre Berichte 
vorliegen, alphabetisch nach ihrem Sitze vorgeführt. 

Für die aargauische Knntonsbihliothck in Aarau liegt ein Be¬ 
richt nicht vor, doch ist zu sagen, daß sie ganz zu Beginn des Jahre? 
1911 einen vierbändigen Katalog ihres Zuwachses, 1868 bis 1910, im 
Drucke abgeschlossen hat. Diese vier Bände stellen eine sehr sorg¬ 
fältige und gewissenhafte bibliographische Arbeit dar und machen 
außerdem dem Spürsinne und der Ausdauer des gegenwärtigen 
Bibliothekars Dr. 11 ans Herzog, der es verstanden hat, mit sehr be¬ 
scheidenen Mitteln die an und für sich schon bedeutenden Samm¬ 
lungen wesentlich zu vermehren und zu vervollständigen, alle Ehre. 

Die Universitätsbibliothek Basel beklagt an erster Stelle den 
Verlust, den sie durch den Tod von Professor Eduard Hagenbach- 
Bischoif erlitten hat. Seit 1883 gehörte Hagenbach der Bibliotheks- 
koinniission an und erwarb sich um die Ausgestaltung der naturwis¬ 
senschaftlichen Abteilung namhafte Verdienste. Für die Anschaf¬ 
fungen konnte im Berichtsjahre die für schweizerische Verhältnisse 
bedeutende Summe von 36.183 Fr. aufgewendet werden, was in der 
umfangreichen Liste der größeren Erwerbungen deutlicher zum Aus¬ 
druck gelangt. Für Einbände wurden 7309 Fr. ausgegeben. Der 
Zuwachs betrug 6239 Bände, 7122 Broschüren und 51 Blätter. Von 
den Bänden wurden 1937 gekauft und 1452 geschenkt. Von den 
Broschüren entstammt weitaus die größte Zahl, nämlich 5768 Stück, 
dem akademischen Schriftenaustausch. Die Arbeiten der Verwaltung 
erstreckten sich auf die Fortsetzung des begonnenen neuen Hand- 
schriftenkataloges, die Inventarisierung der noch in keinen Reper¬ 
torien vorzeichneten Amerbachschen und Zwingerschen Briefsamm- 
lungen, die Ordnung der Zeitungen des 19. Jahrhunderts und ver¬ 
schiedene kleinere Aufgaben. Im Lesesaal wurden benützt 28.721 
Bände, 33 Blätter und 1331 Manuskripte; die. Zahl der Lesesaal¬ 
besucher betrug 25.598. Nach Hause wurden abgegeben 22.031 Bande 
und 246 Blätter. Im Büchermagazin machte sich der Raummangel 
stark fühlbar und nötigte die Verwaltung zu zeitraubenden Umstel¬ 
lungen. Die reiche Donatorenliste schließt, den Bericht ab. 

Die im Jahre 1894 durch Beschluß der eigenössischen Räte ge¬ 
gründete schweizerische Landesbibliothek in Bern hat in den ersten 
anderthalb Dezennien ihres Bestehens eine Periode rapiden Wachs¬ 
tums durchgemacht, das auch im Berichtsjahre 1910 keine Vermin¬ 
derung erfahren hat. Das Zugangsverzeichnis weist 10.700 Nummern 
mit 13.800 Stücken auf, von denen 3900 Stücke gekauft, 9900 Stücke 
geschenkt wurden. Der Gesamtbestand der Bibliothek beträgt auf 
Ende 1910 zirka 205.000 Nummern mit rund 410.000 Stücken. D> c 


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Die Schweizerischen Bibliotheken 


167 


Donatorenliste enthält auf 28 Seiten 2150 Geschenkgeber. Benützt 
wurden im ganzen 24.500 Bände, davon 5400 im Lesesaal und 5600 
nach auswärts. Die Arbeiten der Bibliotheksverwaltung erstreckten 
sich im Berichtsjahre vorzugsweise auf die Kataloge. Da jede der 
acht Abteilungen der Bibliothek ihren besonderen Zettelkatalog hatte, 
existierten bis dahin acht nebeneinander laufende Serien von Katalog¬ 
zetteln, ein System, welches die Nachforschung nach einem gewünsch¬ 
ten Buche naturgemäß sehr erschwerte. Diese acht Zettelserien sollen 
nun zu einem Alphabete vereinigt werden und es konnte denn auch 
im Berichtsjahre die Zahl der Serien durch Vereinigung auf sechs 
vermindert werden. Ferner konnte im Berichtsjahre der Schlagwort¬ 
katalog durch Aufstellung im Lesesaale den Benützern zugänglicher 
gemacht werden. Er umfaßt zwar einstweilen nur die seit 1901 er¬ 
schienenen Werke, leistet aber auch in dieser Form den Benützern, 
deren Interesse sicli ja in der überwiegenden Mehrzahl auf die neueste 
Literatur konzentriert, wertvolle Dienste. Die schweizerischen Biblio¬ 
theken huldigen bekanntlich in weitem Umfange dem System des 
Katalogdruckes. So war es eigentlich gegeben, daß sich auch die 
schweizerische Landesbibliothek, die jüngste unter den wissenschaft¬ 
lichen Bibliotheken der Schweiz dieser Auffassung anschloß. Sie hat 
im Berichtsjahre den Katalog ihrer Abteilung A, Geschichte, Geo¬ 
graphie und Landeskunde, in zwei starken Bänden veröffentlicht. Sie 
stellen eine sehr sorgfältige und für den Bibliographen vielfach 
äußerst aufschlußreiche Arbeit dar. Vgl. meine Besprechung in der 
Neuen Zürcher Zeitung, 1910, Nr. 121, 3. Mai. Der Druck der Ab¬ 
teilung G, Recht und Volkswirtschaft, wird vorbereitet. 

Über die Stadt- und Hochschulbibliothelc in Bern wird erst im 
nächsten Berichte referiert werden können, da sie nur alle drei Jahre 
einen zusammenfassenden Bericht veröffentlicht. Dieses System der 
dreijährigen Berichterstattung hat seine entschiedenen Vorteile, indem 
dabei das Wesentliche der Entwicklung leichter in Erscheinung tritt, 
als bei einjährigen Berichten. 

Für die Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg i. S. stellt 
sich das Berichtsjahr dar als die Zeit der definitiven Installation in 
dem neuen, im Herbste 1909 bezogenen Bibliotheksgebäude. Die haupt¬ 
sächlichsten Angaben über den Bau und bemerkenswerte Mitteilungen 
über den Umzug finden sich in der Schrift des derzeitigen Direktors 
Max de Diesbach: La Bibliotheque cantonale et universitaire de 
Fribourg (Suisse). Frib. 1910. Die Arbeit der Verwaltung erstreckte 
sich im Berichtsjahre vorzugsweise auf die Aufstellung einer großen 
Zahl von Büchern, die im alten Gebäude wegen Raummangel nicht in 
die Bestände hatten eingereiht werden können. Hand in Hand mit 
dieser Arbeit ging die Erstellung von Standortskatalogen, die der 
Bibliothek bisher gefehlt hatten. Mit Genugtuung und Freude kon¬ 
statiert der Bericht, daß der Bezug des neuen Gebäudes auf die 
Schenkfreudigkeit sowohl als auf die Benutzung einen sehr gün¬ 
stigem Einfluß hatte. Neben größeren Büchergeschenken fehlten 
Geldgeschenke nicht und ermöglichten der Verwaltung die Anschaf- 


Frelburg. 


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1 GH 


Die Schweizerischen Bibliotheken 




Lausanne. 




fung einiger größerer Serien- und Bibliothekswerke. Die Zahl der 
nacii Ilause entliehenen Werke stieg von 7381 im Jahre 1909 auf 
12.941 im Jahre 1910. Als besonders erfreulich wird angemerkt, 
dqß die Benutzung durch nicht der Universität angehörige Personen 
sich verdoppelt habe. Der zweckmäßig und geschmackvoll eingerich¬ 
tete Lesesaal wurde vom Mai bis Dezember 1910 von 13.939 Per¬ 
sonen besucht; 4278 Bände wurden in den Lesesaal abgegeben. 

Die Bibliolhcque publique et universitaire in Genf beklagt den 
Verlust des Konservators ihrer Manuskripte, des um seiner ausge¬ 
dehnten Kenntnisse und seiner liebenswürdigen Dienstfertigkeit all¬ 
gemein geschätzten Herrn Leopold Micheli. In den 6*4 Jahren, da 
Herr Micheli die reichen handschriftlichen Schätze der Bibliothek 
verwaltete, wurde neben vielen anderen Arbeiten speziell die Kata¬ 
logisierung einer großen Zahl von Briefbänden durchgeführt und diese 
so der Benutzung erschlossen. Für Bücher wurden im Berichtsjahre 
Fr. 27.662 15 ausgegeben, und zwar Fr. 9894 55 für Novitäten, 
Fr. 5859 45 für Fortsetzungen und Fr. 11.908 15 für Zeitschriften. 
Die Vermehrungsziffer des Jahres 1910 stellt sich auf 3824 Bände, 
54G0 Broschüren, 11.934 Zeitschriftenfaszikel und 6362 Disser¬ 
tationen. In den Lesesaal wurden 42.862 Bände abgegeben, wobei 
zu bemerken ist, daß derselbe im Winter über die regelmäßige Öff¬ 
nungszeit von 9 bis 12 und l l /-> bis 6 Uhr hinaus abends von 8 bis 10 
und an den Sonntagnachmittagen von 2 bis 6 Uhr geöffnet ist und 
sich speziell in diesen Extrastunden sehr starken Zuspruches erfreut. 
Der Bezug nach Hause ist durch die Reglements beschränkt. Im 
Berichtsjahre wurde die 4. gedruckte Zugangsliste mit 661 Titeln 
publiziert. Die Versicherungssumme der Bibliothek wurde von der 
Direktion auf 3,373.000 Fr. erhöht. Eine große Donatorenliste mit 
Hervorhebung der wichtigsten Geschenke zeigt, daß das Institut sich 
des allgemeinen Wohlwollens erfreute. 

Die Bibliotheque cantonale et universitaire in Lausanne hat im 
Jahre 1910 Fr. 20.103‘95 für Bücher ausgegeben. Der Lesesaal wurde 
von 51.165 Personen besucht. Nach Hause wurden 10.565 Bände ver¬ 
liehen. Der Druck eines neuen Supplementbandes zum Katalog wird 
vorbereitet. Das neue Reglement der Bibliothek fand die Genehmi¬ 
gung der Vorgesetzten Behörde. Die einschneidendste Neuerung des¬ 
selben bildet die Bestimmung, daß Romane nur nocli in bestimmten 
Fällen, wohl nur zu wissenschaftlichen Zwecken verliehen, sonst nur 
im I^esesaale benützt werden dürfen. Es ist dies eine Maßregel, die 
sich allen wissenschaftlichen Bibliotheken, die die betreffende Literatur 
sammeln und der Zukunft übermitteln wollen, gebieterisch aufdrängt. 
Für das Lesebedürfnis breiter Volksschichten müssen anders organi¬ 
sierte Institute, die den Sammlungszweck nicht haben, eintreten. 

Die Bibliotheque de la ville in Neuchätel verzeichnet im Berichts¬ 
jahre 8369 Besucher des Lesesaales. Nach Hause wurden 6270 Bände 
abgegeben. Uber die Abgabe von Unterbaltungsliteratur wird eine 
besondere Statistik geführt; sie weist 3122 Leser mit 5435 Bänden 
auf. Die Bibliothek erfreute sich im Berichtsjahre eines großen Geld- 


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Die Schweizerischen Bibliotheken 


169 


geschenkes von Seite eines ihr wohlgesinnten Gönners; so konnte 
eine ganze Reihe umfangreicher Nachschiagswerke erworben werden. 
Das Zugangsverzeichnis weist 1239 Bände auf; der Posten für 
Büchereinkäufe stellt sich dank des erwähnten Geschenkes auf 
Fr. 12.561*15. Mit der Universitätsbibliothek wurden Verhandlun¬ 
gen in Bezug auf die Vereinheitlichung der Verwaltungen gepflogen. 
Die Arbeiten der Verwaltung erstreckten sich auf die Zettelkataloge 
der Periodica und der speziell Neuenburg betreffenden Schriften. 
Schließlich betont der Bericht die absolute Unzulänglichkeit der 
Räume, welche der Bibliothek sowohl für Verwaltung und Benützung 
als auch für die Aufstellung der Bücher zur Verfügung stehen. 

Die Stadtbibliothek St. Gallen (Vadiana) konstatiert ein Jahr 
ruhiger, ersprießlicher Entwicklung. Das neue, zugleich vornehm 
und praktisch eingerichtete Gebäude, das die Bibliothek im Jahre 
1907 beziehen durfte, hat sich allseitig auf das beste bewährt. Fremde 
Gelehrte, welche die reichen Handschriftenschätze der Bibliothek 
benützten, erfreuten sich der schönen Arbeitsgelegenheit im Lesesaale. 
Der Zuwachs beträgt 3142 Nummern; es wurden 6529 Bände nach 
Hause abgegeben; über die im Lesesaale benützten Bände wird eine 
besondere Statistik nicht geführt. Den stärksten Zuspruch fand die 
Unterhaltungsliteratur. Da die Stadtbibliothek nicht nur wissen¬ 
schaftliche Zwecke verfolgt, sondern auch ernsten Lesern mit einer 
Auswahl aus den besten Erscheinungen deutscher und ausländischer 
Belletristik dienen will, so kann sie trotz verschiedener bedauerlicher 
Schädigungen, die speziell in dieser Abteilung seitens der Benützer 
vorfielen, doch nicht daran denken, die schönwissenschaftliche Litera¬ 
tur in Zukunft nur noch zu Studienzwecken abzugeben. Die Arbeit, 
der Verwaltung erstreckte sich im Berichtsjahre vorzugsweise auf die 
Erstellung eines alphabetischen Zettelkataloges für die Gesamt¬ 
bestände der Bibliothek. Die Ausgaben für Anschaffungen und Ein¬ 
bände beliefen sich auf Fr. 8279. Eine Anzahl von Geschenken in 
bar und in natura wurde mit Dank entgegengenommen. 

Die Stadtbibliothek in Winterthur hat im Berichtsjahre einen 
schweren Verlust erlitten durch den Tod des langjährigen Präsi¬ 
denten des Bibliothekkonvents Dr. Ulrich Aeschlimann. Durch seine 
umfassende Belesenheit und durch sein feines Urteil leistete er der 
Bibliothek bei Bücheranschaffungen vortreffliche Dienste und zeich¬ 
nete sich durch vorbildliche Leitung der Geschäfte aus. Das Acces- 
sionsjournal weist 1321 Nummern auf. Unter den Geschenken ist 
besonders die Bibliothek des Musikkollegiums mit 445 Bänden zu 
nennen. Die Zahl der ausgeliehenen Bände betrug 9129, wovon 7615 
auf die Belletristik, 1514 auf die wissenschaftlichen Abteilungen ent¬ 
fielen. Die Arbeit am alphabetischen Zettelkatalog war eine der 
Hauptaufgaben der Verwaltung. Die Gesamtzahl der katalogisierten 
Bände betrug auf Schluß des Berichtsjahres 60.503. Ferner wurde 
begonnen, auf den Titelkopien Geburts- und Todesjahr der Verfasser 
auszusetzen, eine Arbeit, bei der man sich allerdings fragen kann, ob 
sie in den Bereich eines Bibliothekskataloges gehört und nicht eher 

12 


St. Gallen. 


Winterthur. 


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170 


Die Schweizerischen Bibliotheken 




den Bibliographien zuzuweisen ist. Der dritte Jahrgang des im 
Sommer 1910 im Drucke herausgegebenen Zuwachsverzeichnisses ent¬ 
hält 1195 Titel und 238 Rückweise. Auf Schluß des Berichtsjahres 
konnte ein Lesezimmer für wissenschaftliche periodische Literatur 
eröffnet werden, in dem zurzeit zirka 200 Zeitschriften aufliegem 
Auch die mit der Stadtbibliothek vereinigte naturwissenschaftliche 
Sammlung und die Münzsammlung weisen ansehnliche Vermehrung 
auf. Die Fragen betreffend Neubau eines Museums- und Bibliotheks- 
gebäudes gelangten im Berichtsjahre zu keinem definitiven Abschluß. 

Die Kantons-(Universitäts-)Bibliothek in Zürich verzeichnet im 
Berichtsjahre einen Zugang von 2219 Bänden; für Anschaffungen 
wurden Fr. 15.376*10 ausgegeben, für Einbände Fr. 611765. In 
den Lesesaal wurden abgegeben 18.451 Bände, nach Hause verliehen 
13.606 Bände. 

Der Zuwachs der Stadtbibliothek Zürich betrug im Berichts¬ 
jahre 8264 Nummern, nämlich 2557 Bände, 1313 Broschüren, 735 
Berichte, 345 Einzeldrucke, 1528 Porträts und Ansichten, 490 Karten, 
46 Handschriften und 1250 Münzen. Geschenkt wurden, um nur die 
Hauptposten zu nennen, 1517 Bände, 1158 Broschüren, 1148 Porträts 
und Ansichten und 1206 Münzen. Ein besonderes Verzeichnis orien¬ 
tiert über die wichtigeren Geschenke, unter denen die handschrift¬ 
liche Korrespondenz von Staatsrat Paulus Usteri (1768—1831), die 
Bibliothek von Pfarrer Ludwig Pestalozzi, 11 Stück ältere schwei¬ 
zerischer Wiedertäuferliteratur, eine große Zahl wertvoller Blätter 
mit schweizerischen Ansichten und die von Oberst U. Meister stam¬ 
mende Porträtsammlung besonders hervorragen. Für Bücherkäufe 
wurden Fr. 16.15143 ausgegeben, nämlich Fr. 7831*15 für Neu¬ 
anschaffungen, Fr. 4190'90 für Fortsetzungen und Fr. 412938 für 
Zeitschriften. Die Buchbinderarbeiten erforderten Fr. 4096‘29, das 
Total der Ausgaben belief sich auf Fr. 58.362. Die Arbeiten der 
Verwaltung erstreckten sich neben den laufenden Geschäften beson¬ 
ders auf die Neukatalogisierung der Handschriften, die Inventari¬ 
sierung und Ordnung der Ansichten und Porträts und der Münz¬ 
sammlung. In den Lesesaal wurden abgegeben 13.940 Bände, nach 
Hause verliehen 15.724 Bände. Von den gemeinsamen Zuwachs¬ 
verzeichnissen der zürcherischen Bibliotheken konnten im Berichts¬ 
jahre 7 Quartalhefte im Drucke ausgegeben und damit der Rückstand 
der letzten Jahre ausgeglichen werden; die 7 Hefte enthalten zu¬ 
sammen 16.838 Titel und Rückweise. Die Arbeiten am Zentral¬ 
zettelkatalog der zürcherischen Bibliotheken nahmen ihren programm¬ 
gemäßen Fortgang. 

Dem Jahresberichte ist beigegeben ein beleuchtender Bericht des 
ersten Bibliothekars Dr. Hermann Escher zu dem Anträge des Kon¬ 
ventes an die Stadtbibliothekgesellschaft, betreffend Verzicht auf die 
Verwaltung der Stadtbibliothek. Dieser Bericht enthält auf 25 Druck¬ 
seiten eine eingehende Darlegung der Bestrebungen zur Vereinigung 
der getrennten zürcherischen Bibliotheken, als „Zentralbibliothek 
Zürich, öffentliche Stiftung“. Von der im Jahre 1629 gegründeten, als 


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Die Schweizerischen Bibliotheken 


171 


universelle Bibliothek gedachten Stadtbibliothek Zürich hatten sich im 
Verlaufe des 18. Jahrhunderts die Naturwissenschaften und die 
Medizin, zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Jurisprudenz abgetrennt 
und um das Maß der Zersplitterung im zürcherischen Bibliotheks¬ 
wesen voll zu machen, war zu Beginn der Dreißigerjahre bei Errich¬ 
tung der Zürcher Hochschule für diese eine eigene Bibliothek ge¬ 
gründet worden. Damit war die Zersplitterung auf Jahrzehnte hinaus 
Tatsache. Im Jahre 1885 wurde der Gedanke einer Vereinigung 
dieser getrennten Bibliotheken zum ersten Male ausgesprochen und 
kam seither nicht mehr zur Ruhe. Von einem hochherzigen Gönner 
wurden im Jahre 1902 Fr. 200.000 für ein Zentralbibliotheksgebäudo 
geschenkt, eine Summe, die durch weitere Sammlungen verdoppelt 
werden konnte. Weitere Schenkungen stehen in sicherer Aussicht, 
so daß heute das Projekt der Zentralbibliothek Zürich in greifbare 
Nähe gerückt erscheint. Die Stadtbibliotheksgesellschaft hat denn 
auch dem Anträge des Konventes zugestimmt und auf den Moment, 
da die Zentralbibliothek ins Leben tritt, auf die Verwaltung der Stadt¬ 
bibliothek verzichtet. Der Referent hofft im kommenden Jahre von 
weiteren Fortschritten zu berichten. 

Die Bibliothek der eidgenössischen technischen Hochschule in 
Zürich verzeichnet im Jahre 1910 einen Zuwachs von 2208 Bänden, 
von denen 934 gekauft und 1274 geschenkt wurden. Es wurde für 
Bücher die Summe von Fr. 14.108 aufgewendet; die Buchbinder¬ 
kosten beliefen sich auf Fr. 4678. Der Totalbestand der Bibliothek 
beträgt auf 31. Dezember 1910 75.951 Bände. Das wichtigste Ereig¬ 
nis im Laufe des Berichtsjahres war die Eröffnung des Fachkataloges. 

Dieser schließt sich in seiner Anlage an die Einteilung der eidgenös¬ 
sischen technischen Hochschule an; er umfaßt 24 Bände und liegt in 
besonderem Raume zur Benützung auf. 

Das einigende Band im schweizerischen Bibliothekswesen bildet Bibliothekar- 
die Vereinigung schweizerischer Bibliothekare, die seit ihrer 1897 er- v , r , ln. 
folgten Gründung 11 Versammlungen abgehalten hat und zurzeit 
etwa 70 Mitglieder zählt. Sie ist bestrebt, organisatorische Fragen, 
die über den Wirkungskreis der einzelnen Bibliothek hinausreichen, 
an ihren Versammlungen zur Besprechung zu bringen und gemein¬ 
same Aufgaben zu lösen. Zurzeit beschäftigt sie sich mit der zweiten 
Auflage des von ihr im Jahre 1904 erstmalig herausgegebenen Zeit¬ 
schriftenverzeichnisses der schweizerischen Bibliotheken, 'das binnen 
Jahresfrist erscheinen wird, und mit der Aufnahme und Inventari¬ 
sierung des schweizerischen Inkunabelbesitzes für den Gesamtkatalog 
der Wiegendrucke. 

Zürich. Hans Barth. 



Kontinentale 

Erfahrungen. 


„ Library 
Association. 


Literatur. 



Rundschau der Fremde 


RUNDSCHAU DER FREMDE. 

ENGLISCHER BRIEF. 

Ich bin heuer in Berlin, Königsberg, Posen, Krakau und Leipzig 
gewesen, habe dort die Bibliotheken, ihre Organisation und Eigen¬ 
art gesehen und kann nun wohl die besonderen Verhältnisse und 
Bedürfnisse kontinentaler Bibliotheken, wie auch die Unterschiede 
von unseren Anstalten besser beurteilen. Etwas Wesentliches ist: es 
fehlt in allen mir bekannten Bibliotheken Deutschlands und Öster¬ 
reichs an zugänglichen Nominalkatalogen, wie sie in England fast 
überall aufliegen. Solche gibt es sogar in Anstalten wie der London 
Library; denn auch diese hat eine Reihe guter Nominal- und Real¬ 
kataloge und eben jetzt soll der Nominalkatalog von 1903 mit 
allen Nachträgen erscheinen. Als Kollege genoß ich freilich in 
Berlin und Königsberg ganz ungewöhnliche Begünstigungen und 
war überall liebenswürdig aufgenoinmen. 

Es bleibt aber als Tatsache, daß dieses kontinentale System so 
verschieden von dem unsrigen ist, daß man Zeit braucht, um sich 
daran zu gewöhnen und daß man, bei den kurzen Besuchen, die 
man hie und da drüben macht, unmöglich den Schätzen, die die 
freundlich entgegenkommenden Kollegen zu behüten haben, ge¬ 
recht werden kann. 

Man denkt, daß der Laie hier gar erst hilflos dastehen muß, 
ohne den rechten Nutzen ziehen zu können von den Kostbarkeiten 
dieser Sammlungen. Andererseits besteht in Preußen diebewunderungs¬ 
würdige Einrichtung des Auskunftsbureaus der deutschen Biblio¬ 
theken. Ich habe es auch benützt und kann uns Engländern nur 
auch etwas Derartiges wünschen. 

Ehe ich auf Bücher und Aufsätze eingehe, möchte ich noch 
das erste Jahresdiner der L. A. (nicht in Verbindung mit der 
Jahresversammlung) erwähnen, das am 17. März in London ab¬ 
gehalten wurde und trotz ungünstigen Umständen einen sehr schönen 
Verlauf nahm. Eine kleine Kompensation für die Stadt London, 
daß sie bei der Wahl des Ortes für die Jahresversammlung so lange 
hintan gesetzt worden ist. 

I. Fachzeitschriften, einzelnes Bibliographische. 

The Librarian. Vol 1, no 6, Jänner 1911. Die erste Nummer, 
die ich gesehen habe, ist auch die erste, die sich an einen größeren 
Kreis von Fachgenossen wendet. Sie macht einen recht guten Ein¬ 
druck. Die ersten Artikel behandeln die großen wissenschaftlichen 
Bibliotheken, die Provinzbibliotheken, die Entstehung der ver¬ 
schiedenen Buchhändlerkataloge. leb werde natürlich gelegentlich 
auf die Zs. noch zurückkommen müssen. — Dhar, Kiran Nath, 
A critical account of the literatu re of the Indian Matiny (Indischer 
Aufstand). Die englische Literatur mit einigen Hinweisen auf die 
französische und einheimisch-indische. Gut geordnet mit klarer 
Kritik. L. A. R. XIII. 5, p. 165 — 77. — Clarke, A. L., Abstracts 


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Englischer Brief 


173 


and extracts in general and Professional literature. Ein sorgfältiger 
Bericht über die Geschichte einer solchen überschau, wie sie die 
„Rundschau der Fremde“ dieser Zs. ähnlich bietet. Beschränkt sich 
hauptsächlich auf englische Arbeiten, aber die Bibliographie (pp. 
51—54) ist international und schließt eine Reihe von Jahresberichten 
sowie medizinische Referate jüngeren Datums ein. L. A. R. 
XIII. 2, p. 37—54. — The Library, April 1911, enthält Mr. R. 
Steele’s Hans Luft of Marburg. Ein Auszug eines Vortrages in der 
Bibliografical Society, der o. S. 37 - 38 erwähnt wurde. Am 
20. März 1911 hielt Mr. H. Thomas derselben Gesellschaft einen 
interessanten Vortrag über die Bibliographie des Amadis de Gaule, 
den er durch eine reiche Tabelle beleuchtete und worin er auch 
den deutschen Versionen gerecht wurde. Er wird in den Ver¬ 
öffentlichungen der Society erscheinen. — Hessels, J. H., The so 
called Gutenberg Documents. I. Gegen die Ansprüche Gutenbergs 
auf die Erfindung der Buchdruckerkunst mit beweglichen Typen. 
Library, April 1911. Sei der Kritik von Spezialisten überwiesen. 

II. Bibliothek s wesen. 

Tapley Soper, Exeter Public Library: an historical essay. Be¬ 
ginnt mit einer Geschichte der Entstehung des Royal Albert Me¬ 
morial College 1862, dem die Bibliothek angefügt wurde. Die erste 
Schenkung war kein Musealobjekt, sondern eine Büchersammlung. 
Am 6. Mai 1869 nahm der Stadtrat die Public Libraries Act an. 
Am 21. April 1870 wurde das ganze Institut der Stadt übergeben, 
am 3. April 1871 gingen die 7500 Bände der Public Select Library 
(einer Leihbibliothek) an die Free Library über. Zu ihren größten 
Wohltätern zählen: Mr. Kent Kingdon, Sir John Bowring und 
Miß E. Fisher. Dank Mr. Carnegies Freigebigkeit wird eine neue 
Bibliothek im engen Anschluß an das bestehende Gebäude errichtet. 
L. A. R. XIII. 2, p. 55—69. Ferner möchte ich auf meine eigene 
Besprechung (L. A. R. XIII. 2, p. 80 — 81) von L. J. Zivnys Bericht 
über die Bibliotheksbewegung in Böhmen hinweisen. Er ist als 
Supplement der Ucitelsky Prehled in Kuttenberg erschienen. — 

' Harte, W. J., The Public Library and the teachers of history. Dieser 
bei der Jahresversammlung in Exeter 1910 gehaltene Vortrag ist 
wert, hier wieder gelesen zu werden. L. A. R. XIII. p. 119—22. — 
Cannons, H. G. I., Bibliography of library economy. A classified 
index to the Professional periodical literature relating to library 
economy, printing, methods of Publishing, Copyright, bibliography 
etc. London, 1910. 8°. Behandelt nur die englische periodische 
Literatur und nicht einmal diese erschöpfend. S. Übersicht in 
L. A. R. XIII. 4, p. 141—42. — Willcock, M. P., The Analytic 
Library Catalogue. Ein beredtes Plaidoyer für inhaltlich charakteri¬ 
sierende Bemerkungen in den Katalogen.. Die Arbeit war für die 
Jahresversammlung in Exeter bestimmt. L. A. R. XIII. 3, p. 91—97. 
— Ich erwähne auch hier, daß Mr. Peddies Vorlesungen, die o. S. 38 
erwähnt wurden, jetzt um Material aus seinen National Bibliographie* 


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174 


Rundschau der Fremde 


und sonst vermehrt in Buchform erscheinen sollen. — Wilson, J. H., 
The library of printed books in Worcester Cat.hedral. Eine gute 
Geschichte der Bibliothek, mit besonderer Berücksichtigung der ge¬ 
druckten Bücher, unter diesen 35 Incunabeln. The Library, Jänner 
1911, p. 1 — 33. — Jones, R. T., Some aids to readers. Will eine 
detaillierte Anleitung geben, wie eine Bibliothek für die Leser und 
die Allgemeinheit am fruchtbringendsten wird. Library World, 
Februar 1911, p. 225—32. — Ich habe die Ankündigung eines be¬ 
merkenswerten kanadischen Buches erhalten, das ich aber noch 
nicht gesehen habe: The Public Library, its place in our educational 
System. Verfasser S. A. Hardy, Sekretär der Ontario Library-Asso¬ 
ciation, der repräsentativen bibliothekarischen Vereinigung in Kanada. 
Das Buch gibt einen historischen Überblick der ganzen Biblio¬ 
theksbewegung; eine Übersicht über die Bedürfnisse der Public 
Library, sowie über die speziell lokale Tätigkeit, über die Ontario 
Gesellschaft. 

III. Buchdruck, Papier, Einbände. 

Vor mir liegen die vorläufigen Bestimmungen der L. A. für Original¬ 
einbände, welche unter den Teilnehmern der Versammlung der Royal 
Society of Arts am 15. Februar verteilt wurden, als Mr. G. A. 
Stephen, jetzt Bibliothekar in Norwich, einen Vortrag über moderne 
Maschinenbuchbinderei hielt. Vortrag und Bestimmungen behandeln 
dasselbe Thema wie sein Buch. Sie fordern ein bestimmtes Minimum 
von Bünden und eine gute Qualität des Materials, wie etwa Folien 
in haltbaren Farben — nicht Kreide, die sich verwischt, wie man 
sie bei neueren Büchern finden kann. — Coutts, H. T., und Stephen, 
G. A., Manual of library bookbinding, practical and historical. 
London 1911. Ich verweise auf die Besprechung in L. A. R. XIII. 
3, p. 111 —12, wo die Terminologie erwähnt wird, die einen wichtigen 
Bestandteil des Werkes bildet. 

IV. Vermischtes. 

Der Vorrang gebührt hier, wegen der Verbindung mit den 
Untersuchungen des Internationalen Kongresses über dasselbe Thema, 
der Statistik über die Gehalte in städtischen Bibliotheken von Miss 
Olive Clark in Library Assistant, Juni 1911. — Es seien auch die 
Diskussionen über Beleuchtung in Bibliotheken erwähnt, bei den 
zwei gemeinsamen Sitzungen der Library Association und der lllu- 
minating Engineering Society, deren Bericht als Supplement zum 
L. A. R. für April 1911 herausgegeben wurde. — Ich verweise 
ferner auf einige Beiträge von mir selbst. L. A. R. XIII. 34, p. 86—88 
und 161—62. Der erste legt meine Gedanken über die richtige 
Politik unseres nationalen Vereines dar und betont einige Punkte, 
die ich in meinem Kongreßberichte (diese Zs. 1, pag. 77—79) 
erörtert habe. Ich empfehle diese Ausführungen der freundlichen 
Beachtung des Vereines, dessen Organ diese Zeitschrift ist, ebenso 
wie den anderen Vereinen auf dem Kontinent. Die anderen, etwas 


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175 


Englischer Brief — Italienischer Brief 


abgerissenen Bemerkungen enthalten Vorschläge über die Gast¬ 
freundschaft, die ausländischen Kollegen zu erweisen wäre und über 
die Art ihrer Durchführung. — Ich muß die in unser Fach ein¬ 
schlägigen Artikel in der Encyclopedia Britannica einer späteren 
Besprechung Vorbehalten, ebenso den Katalog von Lord Crawfords 
Sammlung in Haigh Hall. Beides verdient und erfordert längere 
und ausführliche Behandlung. 

Am Schlüsse sei noch der Verlust verzeichnet, den die Biblio¬ 
thekswelt unseres Landes durch den Tod von Edward Mc Knight, 
Bibliothekar von Chorley, erlitten hat. L. A. R. XIII. 4, p. 49. 

London, 5. August 1911. L. C. W har ton. 

(Aus dem Ms. des Verfs. übersetzt-) 


ITALIENISCHER BRIEF. 

Reformen in Sicht. 

Das gesamte Leben der Staatsbibliotheken macht jetzt eine 
Periode des Abwartens durch. Der energische Schritt, den der Minister 
des öffentlichen Unterrichts zugunsten der Bibliotheken in der letzten 
Zeit getan hatte und der durch das Gesetz gekrönt worden war, 
daß ein drittes Pflichtexemplar von jeder Druckschrift der größten 
Bibliothek einer jeden Provinz zufallen sollte, wurde unglücklicher¬ 
weise gehemmt und so fehlt der ganzen Aktion der Zusammen¬ 
hang, der so notwendig gewesen wäre, um das angestrebte Ziel zu 
erreichen. Gewiß würde die Ablieferung eines dritten Pflichtexem¬ 
plars ganz von selbst eine Kräftigung der bestehenden Bibliotheken 
bedeuten oder die Neugründung von Bibliotheken zur Folge haben 
in solchen Provinzen, die keine Sammlungen, die den Namen von 
Bibliotheken verdienen, besitzen; aber dennoch ist es klar, daß in 
beiden Fällen eine Kontrolle geschaffen werden müßte, die Sicher¬ 
heit dafür bietet, daß die neuen Bücherbestände in den nichtstaat¬ 
lichen Bibliotheken auch wirklich aufgestellt werden und nicht viel¬ 
leicht verloren gehen oder den Motten überlassen bleiben: sie 
müßten also auch tatsächlich dem Publikum zur Verfügung stehen. 
Und dazu sind eine Reihe von Vorkehrungen zu treffen, damit das 
neue Gesetz ergänzt und praktisch durchführbar gemacht werde. 
Das alles aber läßt schließen, daß wir ziemlich lange zu warten 
haben werden, um so mehr, als die Aufmerksamkeit des gegen¬ 
wärtigen Ministers ganz auf den Elementarunterricht konzentriert 
ist und er in Bezug auf die Bibliotheken nicht der Richtung seines 
Vorgängers folgt. 

Literatur. 

Unter den wichtigeren Spezialartikeln, die im ersten Semester 
des laufenden Jahres erschienen, seien die folgenden in der Biblio- 
filia erwähnt. Giovanni di Cocco schreibt im Jänner-Februarheft 


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176 


Rundschau der Fremde 


über die mit Miniaturen geschmückten Choralbücher von Monteoliveto 
Maggiore , die sich in der Kathedrale von Chiusi befinden und gibt 
dazu nützliche Bemerkungen über die Miniatoren geistlichen und 
weltlichen Standes, welche diese Handschriften schmückten, aus 
denen 10 Bilder mitgeteilt werden. Enrico Celani veröffentlicht im 
April- und Juniheft einen Artikel mit dem Titel: La Biblioteca 
Angelica, 1605—1870. Note ed appunti. Die Angelica ist die ehe¬ 
malige Bibliothek der Augustiner in Rom und jetzt Staatsbibliothek. 
Der Verfasser sucht mit der reichen Kenntnis, die er auf dem Ge¬ 
biete der Geschichte Roms besitzt, ein klares Bild der Anstalt, an 
der er selbst das Amt eines gelehrten und tätigen Beamten ausübt, 
zu entwerfen, obwohl die geschichtlichen Quellen der Angelica nur 
sehr dürftig sind. G. Castellani erzählt im Mai-Juniheft unter dem 
Titel: Note tipografiche fanesi. Giacomo Moscardi da Verona 
(1560—1572) die Übersiedlung Moscardis nach Fano und seine Tätig¬ 
keit als Buchdrucker in dieser Stadt. Er nennt 7 Drucke Moscardis 
aus Fano, von denen 4 bisher den Bibliographen unbekannt waren, 
einschließlich des Libro de la compagnia overo de la fraternitä. das 
zuerst 1518 in Venedig erschienen war. 

Notizen. 

In die Ambrosia na in Mailand gelangte eine wichtige arabische 
Handschrift, die zu einer Sammlung arabischer Handschriften ge¬ 
hört, welche im Vorjahre von einer Vereinigung von Maecenaten 
der Ambrosiana geschenkt wurden. Sie führt den Titel: Compen- 
dium des Zait ben Ali und enthält die älteste und bisher un¬ 
bekannte Sammlung mohammedanischer Gesetze. Das Buch wurde 
einige Jahre vor 740, dem Todesjahre seines Verfassers ge¬ 
schrieben. — Auf der Gewerbeausstellung in Turin wurde am 
8. Juni die Ausstellung von Druckwerken eröffnet. Sie zeigt eine 
Papiermühle und eine Druckerei des 15. Jahrhunderts in Tätigkeit, 
die beide einige alte Drucke neu reproduzieren, wie die Göttliche 
Komödie nach dem Drucke Foligno 1472, Gebetbücher u. dgl. Außer¬ 
dem findet sich hier eine photographische Ausstellung von Inkunabeln, 
die ungefähr 2000 Reproduktionen umfaßt und zu der die wichtigsten 
Bibliotheken Europas beigesteuert haben. — Am 26., 27. und 28 Oktober 
findet in Rom der neunte italienische Bibliographenkongreß statt; 
an der Spitze des Komitees steht Ferdinando Martini und es ist 
zu hoffen, daß die Versammlung sowohl durch die Persönlich¬ 
keiten, die hier erscheinen werden, wie durch ihr Programm un- 
gemein anziehend sich gestalten wird. 

Die neue Biblioteca nazionale centrale in Florenz. 

Der Neubau dieser Bibliothek wird sich in der Nähe der durch 
ihre Fresken und ihre Denkmäler berühmter Männer hervorragenden 
Kirche die Santa Croce erheben. Am 8. Mai wurde die feierliche 
Grundsteinlegung durch den König selbst vorgenoramen. Bei dieser 
Gelegenheit hielt der Syndaco von Florenz eine Rede, eine zweite 


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Italienischer Brief — St. Petersburger Brief 


177 


der Bibliothekar der Nazionale, Prof. Morpurgo, der in glänzender 
Form das Programm der Nazionale entwickelte, sobald sie einmal 
ganz ihre Tätigkeit wird aufnehmen können. Der Entwurf des Baues 
ist ein Werk des Architekten Bazzani und umfaßt mehrere Ab¬ 
teilungen, in deren Mitte das Kloster Brunelleschis unberührt er¬ 
halten bleiben wird. Der große Lesesaal, der eine Fläche von 
500 Quadratmeter bedeckt, wird fast die Höhe des ganzen Ge¬ 
bäudes einnehmen und sowohl Oberlicht wie Seitenlicht haben. Ein 
wenig kleiner, aber gleich hoch, bei gleich günstiger Beleuchtung ist 
der Katalogsaal. Eine besondere Abteilung der Bibliothek bildet 
der Dante- und Galileisaal, ein großer Saal ist für Kon¬ 
ferenzen bestimmt. Die neue Bibliothek wird über 60.000 Meter für 
Bücheraufstellungen zu verfügen haben, so daß nach Aufstellung 
der l l /j Millionen Bücher und kleiner Schriften, welche die Biblio¬ 
thek derzeit besitzt, noch ein genügender Raum für den Zuwachs 
künftiger Jahre sich ergibt. Alles Baumaterial ist feuerfest; Holz 
blieb ausgeschlossen; die Büchergestelle sind aus Eisen und ver¬ 
stellbar. Das Gebäude wird zwei Fronten besitzen, die architektoni¬ 
sche Motive der Renaissancezeit tragen und sich der architektoni¬ 
schen Linie des quadratischen Klosters Santa Croce harmonisch ein- 
ordnen. Der Zusammenhang der beiden Fronten, von denen die 
Hauptfront auf den Corso dei Tintori geht, wird durch eine große 
Rotunde markiert, den Ehrensaal auf dessen künstlerische Aus¬ 
gestaltung besonderes Gewicht gelegt werden soll. Das Gebäude 
wird zwei Reihen doppelflügliger Fenster besitzen und mit allegori¬ 
schen Figuren geschmückt sein. Wer sich für Einzelheiten des 
Baues interessiert, sei auf das Heft hingewiesen, das, mit Illustra¬ 
tionen versehen, anläßlich der Grundsteinlegung unter dem Titel 
erschien: „Giubileo di cultura“. 

Florenz, Marucelliana. O. Viola. 

(Aus dem Ms. des Verfs. übersetzt von R. Wolkan in Wien.) 


RUSSISCHE BIBLIOTHEKEN IM JAHRE 1910—11. 

St. Petersburger Brief. 


I. 

ERSTER BIBLIOTHEKARKONGRESS. 


Das Russische Bibliothekswesen, das nach Freiheit, Raum und 
Selbständigkeit der Arbeitsmethoden und Organisationsformen ringt, 
hat am 1.—7. Juni a. St. in St. Petersburg auf dem ersten Biblio¬ 
thekarkongreß seine intensivere Beleuchtung und vielseitige Be¬ 
sprechung erhalten. Zur Zeit liegen offizielle Berichte in dem Journal 
der Gesellschaft für Bibliothekswesen genannt „Bibliotekarj“, Jahr¬ 
gang II, Nr. 1—2, pro 1911, vor. Die hervorragendste Zeitschrift 
für Uuterrichtswesen und Kultur, Schule und Leben, L’ecole et 
la vie, School and Life, russisch Skola i ziznj, hat in den Nummern 


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Rundschau der Fremde 


21 bis 24 vom 23. Mai bis zum 13. Juni mehrfach Bericht er¬ 
stattet über Resultate und Resolutionen der Bibliothekartagung. Der 
Kongreß hat in zwei Sektionen a) der Akademischen (Universitäts¬ 
und Unterrichts-Bibliotheken), b) der Volks- und landschaftlichen 
wie städtischen Bildungsbibliotheken, eine große Reihe von Fragen 
aufgearbeitet und dementsprechende Resolutionen, sowie fromme 
Wünsche zutage gefördert. Die dritte geplante Abteilung für Privat- 
und Kommerzbibliotheken kam einfach nicht zustande. Nach dem 
Urteile der L’ecole et la vie Nr. 24 zeichnete sich die Bibliothekar¬ 
tagung durch eine unerhörte Zahl (respektive Mannigfaltigkeit) der 
dabei gefaßten Beschlüsse aus. Ein Teil dieser Resolutionen fußte 
auf Referaten und Memorialen, welche auf dem Kongresse zur Ver¬ 
lesung kamen. Der zweite umfangreichere Teil der Kongreßarbeiten 
war gewidmet den Fragen des Bibliothekswesens in Stadt und Land¬ 
schaft, sowie den Organisationsplänen in Bezug auf Bildungsbiblio¬ 
theken der städtischen und landschaftlichen Selbstverwaltung. Die 
hiebei zutage getretenen „Prinzipien und Grundlagen“ einer 
Organisation von Bibliotheken für Stadt und Land kamen in einem 
„Detailprogramm“ zum Ausdruck, das seiner Zeit, nach dem Ge¬ 
ständnisse der „Schule und Leben“ Nr. 24, auf ein halbes Jahr¬ 
hundert vorausgeeilt war. Die hiebei gefaßten Resolutionen sind 
nicht als Resultat einer zielbewußten Arbeit des kurzlebigen und 
vielköpfigen Kongresses (im ganzen nahmen 250 Personen teil) anzu¬ 
sehen, sondern als Propagandanormen für Verbreitung von Bildung und 
Unterricht. Überhaupt stehen die Resolutionen über die Organ- 
sation von Stadt- und Landschaftsbibliotheken vereinzelt da, sind 
angeweht vom Bureaukratismus und haben nicht den hohen theoreti¬ 
schen wie praktischen Wert wie die sontigen Beschlüsse der Biblio¬ 
thekartagung. Die Petersburger Gesellschaft für Bibliothekswesen 
hat dem Kongreß hiebei ein Elaborat „Normaljny plan postanovki 
biblioteenoj techniki w neboljsich bibliotekach“ ( Normalplan der 
Bibliothekstechnik für kleinere Bibliotheks-Institutionen) zur Ver¬ 
fügung gestellt, abgedruckt auf S. 149 219, Nr. 2, des „Biblio¬ 

thekar“ pro 1911. Im ganzen hatte der Kongreß zu bewältigen: 
1) 11 Vorträge allgemeinen Charakters; 2) 10 Referate in der 
Akademischen Sektion; 3) 36 Vorlesungen über Volks- und Bildungs¬ 
bibliotheken nach neun Unterabteilungen gruppiert, also im ganzen 
57 Vorträge bei 212 Teilnehmern. Versagt blieb der Zutritt den Ver¬ 
tretern der Presse, verboten den Juden aus dem Deraarkations- 
gebiet, trotz der Petition der „Bibliotheksgesellschaft“ für die Ver¬ 
treter zahlreicher (wieviel ?) jüdischer Bibliotheken (S. 224, Biblw. II, 2). 
Was die übrigen Nationalitäten Rußlands (mehr als 40) anlangt, 
so glänzten durch Abwesenheit die Vertreter finnischer und schwedi¬ 
scher Bibliotheken, Polen, Kleinrussen, Weißrussen und andere 
Slaven, Litauer, Letten, Kaukasier, Sibirier u. a. m. Besonders in* 
struktiv sind die Bibliotheken Finnlands in jedem Bezug, auch in 
der Organisation. Aus der Zahl der Vorträge ist die Mitteilung des 
ältesten Bibliothekars, Akademiker Salemann, hervorzuheben . „Über 


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St. Petersburger Brief 


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Baupläne zum Gebäude der Bibliothek der Akademie der Wissen¬ 
schaften.“ Da diese Institution in der Zukunft für die Organisation 
der freien Wissenschaft in Kußland eine wichtige Rolle zu spielen 
berufen ist, so kommen wir in unseren Jahresberichten darauf noch 
zurück. Was die Selbständigkeit des bibliothekarischen Berufs anbe¬ 
langt, so hat sich der Bibliothekaren tag hierüber in mehreren Vor¬ 
trägen geäußert, wobei freilich die Bibliothekswissenschaft höherer 
Ordnung im Stile Eichlers etwas zu kurz gekommen ist. Man ver¬ 
steht unter BW. (Bibliotekove denijei in Rußland nach dem Bei¬ 
spiele Gräsel8 zu sehr einseitig Bibliothekstechnik, zu wenig Biblio- 
logie, nationale Kultur und Literaturgeschichte. Den leidigen Zensur -, 
respektive Preßpolizei- und Gerichtsverhältnissen waren drei Referate 
von Drzewecki, Proskurjakova und Kamenecki gewidmet. In Bezug 
auf nichtrussische Literaturen machte der Kongreß in seiner Re¬ 
solution über Neuanschaffung und Komplettierung von Volks- und 
Bildungsbibliotheken, respektive Lesehallen, den Nichtrussen folgendes 
liberale Zugeständnis: Jede Bibliothek muß (in gemischten?) und 
nichtrussichen Ortschaften Bücher derjenigen Literatursprache an- 
schafFen, welche den Bildungsgang des betreffenden Volkes beein¬ 
flußt und bestimmt. Zur Frage der Errichung eines Lehrstuhles für 
Bibliothekswissenschaft und Bibliographie hielten Vorträge Voinic- 
Sjanozenski: „Bibliothekswesen als besondere Spezialität“ und 
E. Dobrzynski: „Memorial über die Mittel zur Verbesserung des 
Bibliothekswesens in den Akademischen (Universitäts- und Hoch- 
schul-)Bibliotheken“, wobei als Resolution figuriert: „Speziale Hoch¬ 
kurse über Bibliothekswissenschaft und Bibliographie sind vonnöten 
für Bibliothekare und ihre Gehilfen behufs praktischer wie theore¬ 
tischer Vorbereitung zu diesem Amte von Personen mit Hochschul¬ 
bildung.“ Die etwas gekünstelte Begründung lautet: Die Akademi¬ 
schen Bibliotheken sind zur Entwickelung von Bildung und Wissen¬ 
schaften notwendige Institute, welche infolge des in der zeitgenössi¬ 
schen Gesellschaft sich immer verstärkenden Wissensdurstes eine 
immer größere Bedeutung gewinnen und ihren Wirkungkreis immer 
mehr erweitern. Unklar ist, ob die Entwicklung der Wissenschaft¬ 
lichkeit der Akademiker (im Sinne von Studierender, junger Leute) 
vom Wissensdurst abhängt oder ob diese Institute geduldet werden, 
weil ohne Wissenschaft nichts weiter kommt. In Rußland ist in 


einer großen Zahl von Bibliotheken die unfreie, gebundene und 
feste Aufstellung der Bücher noch immer im Schwange, jedes Buch 
hat daher Kasten, Bücherregal und Ortsnummer. Herr P. Bogdanow, 
Sekretär der Gesellschaft und faktischer Redakteur des „Biblio¬ 
thekar“ hat in seinem Vortrag über Bücheraufstellung und Num- 
merat.ion die Thesen verteidigt: 1. Das unfreie System der Auf¬ 
stellung ist in neu zu organisierenden Bibliotheken nicht zuzulassen, 
2. von den Systemen freier Aufstellung (nicht an Kasten, Regal 
und Ort gefesselt) gibt der Kongreß der Aufstellung nach Bücher¬ 
formaten in chronologischer Ordnung den Vorzug, 3. bei mecha¬ 
nischer und dabei freier Aufstellung der Bücher ist es wünschens- 


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Vereins- und Personalnachrichten 


wert, die chronologischen und topographischen Inventen miteinander 
zu vereinigen. Ohne auf eine eingehende Darstellung dieses ersten 
Bibliothekarkongresses Rußlands zu reflektieren, hielten wir es für 
erlaubt, einleitungsweise die Hauptlinien heutiger russischer Biblio¬ 
thekswissenschaft zu zeichnen, um auf Spezialfragen bei Besprechung 
hervorragender Werke über Bibliothekswesen Rußlands zurück¬ 
zukommen. 

St. Petersburg. E. Wolter. 


VEREINSNACHRICHTEN. 

•• 

Dem Österreichischen Verein für Bibliothekswesen ist beigetreten: 
Dr. Josef Geba, Praktikant an der Bibliothek der k. k. technischen Hoch¬ 
schule in Graz. 

# 


PERSONALNACHRICHTEN. 

Se. Majestät der Kaiser hat den Kustos Dr. Ludwig Sprung zum 
Universitätsbibliothekar in Innsbruck ernannt, dem Kustos an der Studien¬ 
bibliothek in Klagenfurt Dr. Max Ortner den Titel und Charakter eines 
Regierungsrates verliehen und hat gestattet, daß der Kustos der Universitäts¬ 
bibliothek in Wien, Regierungsrat Dr. Salamon Frankfurter, das 
Offizierskreuz des griechischen Erlöserordens annehmen und tragen dürfe. 


NEKROLOG. 

Kustos Johann Mayrhofer f 

Am 17. August d. J. ist in Döbriach am Millstätter See der Kustos 
an der Bibliothek der k. k. technischen Hochschule in Wien, Johann 
Mayrhofer, gestorben. 

J. Mayrhofer war im J. 1845 zu Olang in Tirol geboren. Als Sohn 
mittelloser Eltern hatte er schon während seiner Gymnasialstudien in 
Hall reichlich die Not eines armen Studierenden zu verkosten gehabt. 
Noch ein Gymnasiast, mußte er im Jahre 1866 den Feldzug in Italien 
mitmachen und war so erst im Jahre 1870 zur Ablegung der Maturitäts¬ 
prüfung gelangt. Seine Universitätsstudien absolvierte J. Mayrhofer in 
Wien, wo er an der philosophischen Fakultät Vorlesungen über Mathematik 
und Physik hörte. Auch während dieser Studienzeit hatte Mayrhofer 
mehr als genug mit Entbehrungen aller Art zu kämpfen. Es gab Tage, 
ja Wochen, wie er selbst erzählte, wo er buchstäblich nur von Brot 
und Wasser lebte. 

Im Jahre 1875 beendete Mayrhofer die Universitätsstudien durch 
Ablegung der Lehramtsprüfung aus Mathematik und Physik und wurde 
Probekandidat am k. k. Akademischen Gymnasium in Wien. Das Probe¬ 
jahr ging vorüber, Mayrhofer konnte jedoch keine feste Anstellung 


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Nekrolog 


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finden. Die für Lehramtskandidaten damals höchst ungünstigen Verhält¬ 
nisse und wohl auch die schlichte, äußerst bescheidene Erscheinung des 
jungen Mannes mochten daran die Hauptschuld gewesen sein. Mayrhofer 
brachte sich daher als Privatlehrer durch und, da sein Prüfungszeugnis 
mittlerweile die Gültigkeit verloren hatte, legte er im Jahre 1885 zum 
zweitenmale die Lehramtsprüfung ab. Aber auch jetzt fand sich keine 
Anstellung für ihn. Mayrhofer blieb Privatlehrer. Zum Glücke erteilte 
er jedoch Unterricht in Häusern, die trotz ihrer Wohlhabenheit an dem 
ärmlichen Äußern des Mannes keinen Anstoß nahmen, ihn in ihre Kreise 
zogen und ihn wenigstens von den drückendsten materiellen Sorgen be¬ 
freiten (Familie Wittgenstein, Königswarter u. a.). 

Im Jahre 1886 wurde Mayrhofer als Volontär in die Bibliothek der 
k. k. technischen Hochschule in Wien aufgenommen. Sein Vorgesetzter 
war damals der Bibliothekar Friedrich Leithe, ein Landsmann des Ver¬ 
ewigten. Hier rückte Mayrhofer im Jahre 1889 zum Amanuensis, im 
Jahre 1898 zum Skriptor, im Jahre 1904 zum Titularkustos und im 
Jahre 1906 zum wirklichen Kustos vor. Während dieser ganzen 25 lahre 
hatte Mayrhofer eines der schwersten Bibliotheksgeschäfte, nämlich das 
Ausleihgeschäft, zu leiten gehabt. Viele Jahre hindurch mußte er wegen 
der geringen Zahl der Beamten tagtäglich volle 8 Stunden in der Biblio¬ 
thek verbringen und er tat es willig, weil ihm die Erfüllung seiner 
Pflichten über alles ging. Bei den Besuchern der Bibliothek erfreute sich 
Mayrhofer wegen seiner großen Güte und Zuvorkommenheit stets einer 
ganz besonderen Beliebtheit. Da er aus eigener Erfahrung wußte, wie 
sehr die Not so manchen armen Studierenden drückt, schaffte er oft 
selbst aus seinen bescheidenen Mitteln die gebräuchlichsten Lehrbücher 
an, um sie an dürftige Hörer der Hochschule zu verleihen. Für wohl¬ 
tätige Zwecke hielt auch sonst der edle Mann stets eine kleine Gabe 
bereit. 

Das stille Familienleben des Verstorbenen wurde leider nicht selten 
durch Krankheiten aller Art gestört. Der schwerste Schlag war es aber 
für Mayrhofer, als er vor einigen Jahren seinem einzigen hoffnungsvollen 
Sohne ins Grab nachschauen mußte. Seit einigen Jahren stellten sich 
auch bei dem Dahingeschiedenen mannigfache Leiden ein — wahr¬ 
scheinlich Folgen seiner entbehrungsreichen Jugendzeit. Zu Anfang dieses 
Jahres erkrankte Mayrhofer plötzlich an einer akuten Gelenkentzündung, 
die in Eiterung überging und gegen die weder die milde Luft Merans, 
noch das erfrischende Klima des Millstätter Sees Hilfe zu bringen ver¬ 
mochten. 

Mayrhofer starb, geduldig seine Schmerzen ertragend, im Hause 
seines Bruders, eines Landwirtes in Döbriach, und wurde ebendort be¬ 
graben Samstag den 19. August 1911. Im Andenken seiner Kollegen 
lebt er fort! 

Wien. Dr. F. 


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182 


Nachtrag 


NACH SCHLUSS DES HEFTES. 

Am 10. und am 26. Oktober fanden Ausschußsitzungen statt, über 
die wir ausführlich in der nächsten Nummer berichten. Wir teilen vor¬ 
läufig kurz mit: daß über Antrag Hrzans eine Deputation von Prakti¬ 
kanten ins Ministerium abgeordnet werden soll; daß vom V. D. B. ein 
Schreiben über die 1912 in Aussicht genommene gemeinsame Tagung 
in München eingelangt ist (s. darüber u.); daß neuerlich beim Ministerium 
und an anderen Stellen um Erhöhung der Subvention eingeschritten werden 
wird. Der Neudruck der Rangliste der staatlichen Bibliotheksbeamten 
wird vorläufig noch für einige Zeit aufgeschoben, da augenblicklich die 
Geldmittel fehlen. 

• * 

* 

Eine mit allerh. Ermächtigung erlassene Verfügung des Ministers 
für Kultus und Unterricht (s. Wiener Zeitung vom 24. Oktober 1911, Nicht¬ 
amtlicher Teil) regelt die Titelfrage der Beamten der Universitäts- und 
Studien- und der gleichgearteten wissenschaftlichen Bibliotheken. Danach 
führen die Vorstände der Universitätsbibliotheken (bisher „Universitäts¬ 
bibliothekare“) und der Vorstand der Bibliothek der k. k. technischen 
Hochschule in Wien (bisher „Bibliothekar“, 6. Rangsklasse), ebenso die 
Vorstände der k. k. Studienbibliotheken (bisher „Kustoden“, 7. Rang¬ 
klasse) die Amtsbezeichnung „Direktor“, die in der 7. Rangklasse stehenden 
Beamten der Universitäts- und anderen Bibliotheken, deren Direktoren 
in der 6. Rangsklasse stehen, die Amtsbezeichnung „Oberbibliothekar“, 
die in der 8. Rangsklasse stehenden Beamten heißen „Bibliothekar 1.Klasse“, 
die in der 9. Rangsklasse stehenden „Bibliothekar 2. Klasse.“ 

Wir kommen im nächsten Hefte auf diesen Erlaß, der seine Geschichte 
hat (s. vorläufig Mitteilungen 13, 198 ff., Zs. 1, 29 fi), noch zurück. 

* * 

* 

Zur Wiener Bibliotheksfrage geht uns folgender Artikel zu, den wir bei 
der Wichtigkeit und Dringlichkeit der Sache baldigst mitteilen möchten. 

Eine Zeitungsbibliothek ln Wien. 

Herr Regierungsrat Dr. Frankfurter hat in der „Neuen Freien Presse“ 
vom 8. Oktober 1911 das Problem der Wiener Universitätsbibliothek, 
das in dem Augenblicke auftauchte, als die Bibliothek in die Räume 
der Universität am Franzensring übersiedelte, aufs neue zur Sprache ge¬ 
bracht und so sei es auch mir, der ich mich gleichfalls seit geraumer 
Zeit mit derselben Frage eingehend beschäftigt habe, gestaltet, zu ihr 
Stellung zu nehmen. Daß die Bibliothek in ganz unglücklicher Weise in 
den Bau des Universitätsgebäudes eingezwängt wurde, war den Fach¬ 
kreisen von allem Anfang klar, ohne daß aber ihre Anschauung, eine 
Bibliothek brauche zu lebensfähiger Entwicklung ein eigenes Gebäude, 
imstande gewesen wäre, sich durchzusetzen. So blieb den wechselnden 
Leitern der Universitätsbibliothek nichts anderes übrig, als sich ins Un¬ 
vermeidliche zu fügen und mit den vorhandenen Räumlichkeiten so 
sparsam als möglich umzugehen. Das war natürlich in den ersten Jahren 


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Nachtrag 


183 


der Bibliothek keine allzu schwere Sache, aber trotzdem man sich der 
Hoffnung hingegeben hatte, mit den vorhandenen Räumlichkeiten ein 
Jahrhundert sein Auskommen zu finden, zeigte es sich schon nach 
20 Jahren, daß der Raum nahezu erschöpft sei und man begann nun 
damit, der Universität allmälig einen Raum nach dem anderen in der 
Höhe wie in der Tiefe abzufordern, bis sich endlich auch dieses Aus¬ 
kunftsmittel als unzureichend erwies und der Gedanke an eine Ent¬ 
lastung der Bibliothek greifbare Gestalt annahm. In diese Zeit fällt die 
Idee, einen Teil der Bibliothek nach Ottakring zu verlegen, den ich 
nach wie vor als den unglücklichsten betrachten muß. Ich bin mit 
meiner Ansicht zum Glück nicht allein geblieben, wie denn der Inter¬ 
nationale Kongreß der Bibliothekare, der im Vorjahre zu Brüssel statt¬ 
fand, es als einen seiner Leitsätze aufstellte, daß alte, einheitliche Biblio¬ 
theken möglichst zentralisiert bleiben müßten und nicht zerrissen 
werden dürften. 1 ) 

Doch will ich mich mit dieser Frage hier nicht weiter beschäftigen, 
da darüber die Akten bereits geschlossen sind und mein wohlmotiviertes 
Promemoria an den akademischen Senat unbeantwortet blieb. Das Be¬ 
wußtsein muß mir genügen, in dieser Angelegenheit meine Stimme als 
Fachmann, wenn auch in letzter Stunde, warnend erhoben zu haben. 

Nun hält auch Regierungsrat Dr. Frankfurter die Errichtung eines 
selbständigen ßibliotheksbaues für unerläßlich. Ich freue mich dieser Zu¬ 
stimmung um so mehr, als Regierungsrat Dr. Frankfurter, der als Ober¬ 
bibliothekar unserer Bibliothek bis auf weiteres zeitweilig zur außerordent¬ 
lichen Verwendung vom Unterrichtsministerium einberufen wutde, von 
den Absichten der Regierung besser unterrichtet sein dürfte, als ein 
anderer. Den Magazinsbau in Ottakring, der nun doch einmal beschlossene 
Sache ist, möchte Regierungsrat Dr. Frankfurter einer zu errichtenden 
Zeitungsbibliothek zuwenden. 

Ich weiß nicht, welcher Umstand die maßgebenden Kreise be¬ 
wogen haben kann, sich auf meinen Standpunkt zu stellen, den man 
noch im Vorjahre einfach ignorierte, auf den Standpunkt, daß das ent¬ 
fernte Ottakring mit seiner überwiegenden Arbeiterbevölkerung durch¬ 
aus nicht der richtige Ort für den Neubau einer Universitätsbibliothek 
oder doch wenigstens vor der Hand für einen bestimmten Teil der¬ 
selben sei; aber wiederum freut es mich, daß Regierungsrat Dr. Frank¬ 
furter damit nur als Verteidiger eines Planes öffentlich auftritt, der in 
der Ausschußsitzung des Österreichischen Vereins für Bibliothekswesen 
vom 28. März 1911 2 ) in einem ausführlichen demnächst in die Öffent¬ 
lichkeit tretenden Promemoria dargelegt wurde. Unser Promemoria geht 
von dem Gedanken aus, daß eine Zentralisierung der politischen und 
gewerblichen Zeitungen eine unbedingte Notwendigkeit ist und der Zu¬ 
sammenschluß der auf der Hof- und der Universitätsbibliothek vor¬ 
handenen Zeitungsbände einen schönen Grundstock für eine derartige 
Bibliothek abgeben könnte. Den maßgebenden Gedanken aber, der 

’) S. diese Zs. I, S. 169 und den Hinweis darauf S. 141, Anm. 3. Red-} 

*) S. die Ausschußberichte S. 130 und 63. Die irrige Mitteilung im Z. f. 
B. 28, 232 hat der Korrespondent selbst berichtigt.] 


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Nachtrag 


in uns das Projekt wachrief, das übrigens schon vor Jahren von Professor 
Geyer war angeregt worden, hat Regierungsrat Dr. Frankfurter allerdings 
nicht in Betracht gezogen. Er spricht von den Pflichtexemplaren, die 
im Ministerium des Inneren zusammenlaufen und die der neuen Zeitungs¬ 
bibliothek zugeführt werden könnten. Das wäre nun allerdings kein 
Vorteil, denn die Zeitungen, die dieses Ministerium als Pflichtexemplare 
erhält, sind dieselben, die ja bereits in der Hofbibliothek vorhanden 
sind; es würde also die Zeitungsbibliothek durch die Zuwendung der 
Zeitungen des Ministeriums des Innern ausschließlich Zeitungen erhalten, 
die sie bereits besitzt. Und damit wäre ihr in keiner Weise geholfen. 

Anders dagegen verhält es sich mit den Zeitungen, die im Ministerim 

•• 

des Äußeren zusammenlaufen und von ihnen ging unser Projekt aus. 
Das Ministerium des Äußeren verwendet für das Abonnement von 
Zeitungen jährlich 90.000 K, das heißt fast ebensoviel, als die k. k. Universitäts¬ 
bibliothek in Wien mit Zuziehung aller Bibliotheksgebühren und der 
Matrikelgelder einnimmt. Während sie mit ihren Einnahmen die ge¬ 
samten geistigen Bedürfnisse nicht nur Wiens sondern des ganzen 
Reiches, z. T. auch Ungarns bestreiten muß, gehen die ungeheuren 
Summen, welche das Ministerium des Äußeren ausgibt, der Gesamtheit 
vollständig verloren, da die von ihm abonnierten Zeitungen — und das 
war für uns das entscheidende Moment — nach gemachtem Gebrauch 
makuliert werden. Die neue Zeitungsbibliothek aber hätte die Ver¬ 
pflichtung, alle die Zeitungen, deren das Ministerium des Äußeren 
nicht mehr bedarf, zu sammeln, die fehlenden oder verbrauchten 
Nummern nachzukaufen und sie der Allgemeinheit zugänglich zu machen. 
Bedenkt man, daß in diesem Ministerium alle Zeitungen, die nur halb¬ 
wegs von Belang sind, aus europäischen wie aus außereuropäischen 
Staaten zusammenlaufen, so ergibt sich, daß eine solche Zeitungs¬ 
bibliothek wirklich von europäischer Bedeutung werden könnte und was 
die Hauptsache ist, fast ohne daß der Staat zu ihrer Erhaltung nennens¬ 
werte Summen beizutragen hätte. Zudem wäre so die ungeheure Summe, 
die das Abonnement der Zeitungen kostet, nutzbringend geworden und 
ginge nicht so spurlos verloren, wie jetzt, wo alle Zeitungen vernichtet 
oder verkauft werden. Rudolf Wolkan. 


ZUR BEACHTUNG. 

In der Zeit vom 29.—31. Mai 1912 soll laut Beschlusses des Ham¬ 
burger Bibliothekartages der V. D. B. gemeinsam mit dem österreichi¬ 
schen und Schweizer Vereine tagen. Als allgemeine Vortragsthemen werden 
vorgeschlagen: 1) Vorbildung der Beamten, 2) Mittlerer Dienst, 3) Gesamt¬ 
katalog, 4) Katalogisierungsordnung. Dem mit Schreiben des V. D. B. 
an den Obmann des österreichischen Vereines ausgesprochenen Wunsche, 
es möge hier ein Organisationskomitee eingesetzt werden, ist der Aus¬ 
schuß in seiner Sitzung am 26. Oktober nachgekommen: es ward ein 
dreigliedriges Komitee (Mayer-Wien UB., Miik-Wien HB., Tippmann- 
Wien Bibliothek der T.) mit Kooptationsrecht bestimmt, das zunächst 
die nötigen Erhebungen einleiten wird. 


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,j 




Verlag von Wilhelm Braumfiller ln Wien und Leipzig. 



1848—1908 

Eine Darstellung ihres wissenschaftlichen Mens 


von 

Dr. Josef Schwerdfeger 

Professor am k. k. akademischen Gymnasium in Wien 

Festschrift 

au b Anlaß des sechzigjährigen Regleningsjublläums Sr. Majestät 

des Kaisers Franz Joseph L 

Herausgegeben von den historischen Vereinen Wiens. 

4°. X. 182 S. 1908. Broschjert 5 K — 4 M. 20 Pfg. 

„Reichspost“. 1 . Februar 1909. 

Diese interessante Jubiläumspublikation der historischen Vereine 
Wiens bietet in zusammenhängender Darstellung eine Würdigung 
der Wirksamkeit dieser Vereine und ihrer Leistungen auf dem Ge¬ 
biete der Geschichtswissenschaft. Die Chronik der Vereine wird nur 
in dem Maße herangezogen, als sie für die Betrachtung der wissen* 
schaftlichen Wirksamkeit der Vereine auf dem Gebiete der Wiener 
Stadtgeschichte, der niederösterreichischen Landeskunde, der Reichs¬ 
geschichte, der Hilfswissenschaften der Numismatik, Heraldik und 
Genealogie und der Grenzgebiete der Anthropologie und Volkskunde 
in Betracht kommt. Indem der Verfasser die bedeutendsten Aufsätze 
über diese Gebiete der Geschichte bespricht, gibt er ein anschau¬ 
liches Bild der reichen Tätigkeit der Wiener historischen Vereine, 
deren Leistungen sich mit denen der Vereine anderer Großstädte 
vollauf messen können, und rückt manche verdiente Forscherpersön¬ 
lichkeit und deren hauptsächlichste Verdienste und manche Männer 
der Wissenschaft wieder unserem geistigen Auge näher. A. F. 


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Verlag von Wilhelm BraumflUer bi Wien and Leipzig 


Geschichte Österreichs 

mit besonderer Rücksicht aaf das Kulturleben 

Dr. FRANZ MARTIN MATER 

Direktor der Landes-Oberrealschule in Oraz 

Dritte, neu bearbeitete Auflage. Zwei starke Grofioktavbände hi Original- 

Prachteinbänden. Preis 30 Kronen 

Die dritte Auflage des ausgezeichneten Geschicbtswerkes Ist abermals sorgfiUtig bearbeitet, 
vermehrt und bis zur neuesten Zeit fortgeführt worden. 

Die Geschichte Österreichs hat seit dem ersten Erscheinen des Mayerschen Werkes neue und 
umfangreiche Bearbeitungen erfahren, so in dem fünfbändigeo Handbuche von Dr. Franc Krones (Berlin 
1876—1879) und in dem Werke von Dr. Alphons Huber, das bis zum 5. Bande gediehen ist (Gotha 
1885—1896). Aber nicht jeder Geschichtsfreuud ist in der Lage, so umfangreiche Werke durchzuarbeiten 
und so wird immer wieder nach Mayers kürzerer Darstellung verlangt, die sich als ein vorzügliches, 
höchst brauchbares Handbuch für Studierende und den Geschichtsfreund überhaupt bewährte, wie der 
rasche Absatz auch der zweiten Auflage neuerdings erwiesen hat. — Die Bearbeitung berücksichtigt 
selbstverständlich alle neuen Forschungsergebnisse, bewahrt aber die Eigenart, die den eisten Auflagen 
anhaitete und die darin bestand, daß das Werk neben der politischen Geschichte auch dem inneren 
Leben der Völker, wie es sich in seiner Wirtschaft, in der sozialen Entwicklung, in Sitten, Gewohn¬ 
heiten nnd Denkungsart, in der Arbeit — also im Handwerk, in der Industrie, in Wissenschaft und 
Kunst — äußert, mehr Aufmerksamkeit schenkt, als bisher geschehen ist. Diesen kulturhistorischen 
Abschnitten ist auch in der dritten Auflage wieder große Sorgfalt zugewendet worden. — Das Werk 
bietet also allen Geschichtsfreunden eine übersichtliche Darstellung der Geschicke der Österreichiichea 
Völker, ihrer wechselseitigen Beziehungen, ihrer Verbindung miteinander und ihrer gemeinsamen Schick¬ 
sale, kurz eine Darstellung des Aufbaues des Österreichischen Staates. Das Werk gibt ferner eine klare 
Obersicht der wichtigsten kulturhistorischen Momente, es verweist auf die wichtigsten Quellen und Hilfa- 
schrifteu und im Laufe der Erzählung auf einzelne Quellenstellen und neuere historische Arbeiten, so 
daß auch jene vollauf befriedigt werden, welche einzelne Teile der österreichischen Geschichte mittels 
der ursprünglichen Quellen geuauer kennen lernen wollen. 

Friedii Arnold Mayer, Aus den Papieren eines Wiener Verlegers 

1858-1897 

11 Bogen Oktav. Gebunden Preis 3 K 60 h = 3 M. 

Der Wiener Verleger ist Leopold Rosner, der, vor wenigen Jahren verstorben, nicht bloß Älteren 
Literaturireunden als Anzengrubers erster Verleger bekannt ist, souderu sich überhaupt als originelle und 
energische Erscheinung unter den heimischen Buchhändlern heraushob. Autoien, die es zu glanzvollen 
Namen gebracht haben, hat er eingeführt, manche seiner geschmackvollen Bände und Bändchen wirkten 
sensationell, freilich hat er auch mehr als einmal vergebens Opfer gebracht. 

Der dramatische Verlag blieb sein Liebiingsgebiet, für das Repertoire der Wiener Bühnen durch 
Jahrzehnte findet man bei ihm ein planmäßig vereintes Material. Schon in jungen Jahren zur Bühne 
und zum Theaterlehen hingezogen, darauf für einige Zeit selbst Schauspieler, fand er enge Beziehungen 
zum Theater, die auch nachher, als er wieder zu seinem Ausgangspunkt, dem Buchhandel, zurückkehrte, 
vorhielten, sich vielmehr noch ausdehnten und die er auch schriftstellerisch mit Glück und Verdienst tu 
verwerten wußte. So besteht denn die Briefsammlung aus 40 Jahren, die diese kleine, dem Andenken 
eines trefflichen und lieben Menschen gewidmete Publikation euthält, in erster Linie aus, bisher un- 
gedruckten, Theaterbriefen. Da führt uns Louis Arnsburg in das Burgtheater der achtziger Jahre, vor 
allem aber taucht das Wiener Volkstheater vor uns aut : Sch ldo/ungen der Grobecker streiten Carl, 
charakterisieren Nestroy ; köstliche Jagendbriefe von Blasel ans den Sechzigerjahren werden jeden Leser 
ergötzen ; W. Knaack schreibt aus dem Quaitheater : Karl Treumaon, Richard Gen<Sa sprechen von de 
Operette Glück und Ende ; wir hören von der Gallmeyer in Berlin usw. Aber auch speziell reichs- 
deutsche, hochgefeiertc Größen sind vertreten. Zahlreiche Streiflichter, wirtschaftliche und andere, fallen 
auf das Theater seit den Sechzigerjahren, die Misere der Provinz. Die Literatur geht nicht leer aus: 
Grillparzer, Anzengruber, geringere Volksdramatiker wie Berla, schließlich Rürnberger und Hieronymus 
Lorm. Durch dio Erläuterungen und Nachweisungen des Herausgebers, die überall auf die ersten Quellen 
nnd auf eigene Materialien sich stützen und oft falsche Angaben richtig stellen, durch die Register und 
Bibliographie stellt das kleine Buch anch ein zuverlässiges Nachschlagewerkchen dar. 

Aus den Stimmen der Presse: ,, . . . ein interessantes, durch die 46 Seiten Erläuterungen und den 
bibliographischen Anhang auch wissenschaftlich brauchbare* Buch ..." Deutsche Literaturzeitnng. — 
j, . . . mit reichhaltigen, gewissenhaft auch die kleinsten Details berücksichtigenden Anmerkungen und 
Registern . . . die Wiener Theatergeschichte wird sie für das Kapitel vom Volksdrama einmal mit großem 
Nutzen verwenden können ..." Horner im Liter. Echo. — ,, . . . Unmöglich, die Fülle des Inter¬ 
essanten in den engen Raum eines Zeitungsartikels zu swängen ... 41 Pöttl im Neuen Wr. Tagblatt.— 
». . • . documents intlrcssants sur Phi st oi re des lettres et du thlitxe aliemands ... 44 Journal des D^bats. 


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DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 

BIBLIOTHEKSWESEN 

* • 

REDIGIERT VON 

D5: FRIEDRICH ARNOLD MAYER 

OBERBIBLIOTHEKAR DER K. K. UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK IN WIEN 

NEUE FOLGE DER „MITTEILUNGEN- DES VEREINES 

II. JAHRG. (GANZER REIHE XV.) 

HEFT 4 


INHALT: 

F. Men£ik, Zur Geschichte der k. k. Hofbibliothek II S. 185 * österreichische 
Rundschau: Viennensia von Spectator S. 191. Grazer Brief von P. Micori 
S. 194. Die Inventarisierung der Wiegendrucke in der Steiermark von H.Schleimer 
S. 197. Aus Prag (Die Neubaufrage an der Universitätsbibliothek) von R. Kukula 
S. 199. Aus Trient S. 201. Standesfragen S. 201 — Deutsches Reich: Berliner 
Brief von R. Fick S. 202. Münchner Brief von O. G laun i ng S. 208 - Rundschau 
der Fremde: Französischer Brief von V.Chapot S.213. Schwedisches Bibliotheks¬ 
wesen 1906 — 10 von H. E. Lagerqvist S 217. Die amerikanischen Bibliotheken, 
Januar-Juni 1911 von W. W. Bishop S. 222 — Vclksbibliotheken: K. Poelchau, 
Die populären Bibliotheken des deutschen Sprachgebietes im Jahre 1911 S. 226 — 
Antiquariatskataloge und Bücherauktionen im Jahre 1911 von M Grolig S. 230 — 
Besprechungen S. 232 — Vereinsnachrichten S. 236 - Personalnachrichten S.236 — 
Eine Zeitungsbibliothek in Wien S. 237 — Bibliothekartag in München 1912 S. 238 — 
österreichische und ungarische Bibliographie des Bibliothekswesens 1010—11 III 

(Schluß). 

WIEN UND LEIPZIG 

WILHELM BRAUMÜLLER 

K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER 

1912 


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Abgegeben am 20*. Januar * 

MAT? 15 1912 


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DIE GEEHRTEN MITARBEITER 


erhalten unberechnet 10 Sonderabdriicke der in größerer Schrift ab¬ 
gedruckten Beiträge; eine größere Anzahl wird «um Selbstkosten¬ 
preis geliefert. Von den Beiträgen in kleinerer Schrift stellt der 
Verlag auf Wunsch entweder das lieft oder auch Sonderabdrücke 
gegen Berechnung der Kosten zur Verfügung. Alle auf Sonder¬ 
abdriicke gehenden Wünsche mögen am Kopfe des Manuskriptes an¬ 
gegeben werden. Das Honorar beträgt 3 K für die Druckseite in 
größerer, 2 R für eine solche in kleinerer Schrift Die Abrechnung 
findet unmittelbar nach Erscheinen jedes Heftes statt, für Beträge 
unter 5 K nach Abschluß des Jahrganges. 

Zuschriften, Rezensionsexemplare, Sendungen aller Art sind an 
die Privatadresse des Redakteurs zu richten: Dr. Friedrich 
Arnold Mayer, Wien XIXSpringsiedelgasse 34. Im allgemeinen 
gelangen nur ^solche Werke zur Besprechung, die der Redaktion 
selbst Vorgelegen haben. 

Die geehrten Mitarbeiter sind dringend gebeten, die Blätter ihrer 
Manuskripte einseitig zu beschreiben, halbbrüchig oder mindestens 
mit breitem Rand. Autorkorrekturen werden den Autoren berechnet. 


Nächste Nummer: März 1912. Register und Titel zum 2. Jahr¬ 
gang werde« »1t Ihr aasgegeben. Redaktkmssdilttß 10. Februar, 
Die Redaktion bittet um gütige Beachtung dieses Ten 


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Der Abonnementspreis der „Zeltschr. f. Bibliothekswesen“ be¬ 
trägt pro Jahrgang (4 Hefte) 7 K 20 h — 6 M. Bestellungen 
übernimmt jede Buchhandlung. 

Alle Rechte Vorbehalten. 

OWrtV<t«Tr. Biirhrlmckerpi- und Terlaga-Geoellorhaft, Lin*. 


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FT 


DES ÖSTERREICHISCHEN VEREINES FÜR 

Bl BLIOTH EKS WESEN 

N. F. DER „MITTEILUNGEN“ DES VEREINES. 


II. JAHRG. (GANZER REIHE XV.) HEFT 4 DEZEMBER 1011 


ZUR GESCHICHTE DER K. K. HOFBIBLIOTHEK. 

Von Ferd. Meniik in Wien-. 

(Schluß.) 1 ) 

IV. 

Hochgebohrner Reichsgraf, Gnädigster Herr. 

Euer hochgräfl. Excellenz wollen mir gnädigst erlauben, dero- 
selben hiedurch in geziemender Devotion untertänigsten Dank ab¬ 
zustatten vor die hochschätzbare Gnade, so Eur hocligr. Excellenz 
jüngsthin meiner Wenigkeit dahin angedeihen lassen, daß auf dero 
hohen Befehl ich nebst andern zu dem wegen der annoch vacant 
stehenden Bibliothecariatsstelle angeordneten Examine gnädigst mit 
bin berufen und admittiret. worden. Gleich wie nun Eur hochgr. Ex¬ 
cellenz von dem Verlauf desselben bereits so viele Nachricht erhalten, 
daß, wie ich von dem Canonico Romano, als gewesenen Examinatore 
vernehme, Eur hochgräfl. Excellenz von denen meinerseits dabei ab¬ 
gelegten Proben in hohen Gnaden vergnügt und zufrieden, auch wirk¬ 
lich izo bedacht sein, hievon fernerweitige Relation an I. kais. Maje¬ 
stät selbst zu erstatten, wozu jedoch nach Anzeige des jetztgedachten 
Herrn Canonici Romani Eur hochgr. Excellenz mehrer Particulari- 
täten zu genauerer Kenntnis meiner wenigen Person benöthigt wäre, 
also habe zufolge dessen nicht ermangeln wollen, hiervon und zwar 
von meiner Abkunft, studiis, Reisen und Affairen dasjenige in tief¬ 
ster Demuth hiedurch zu communiciren, was allenfalls zugleich auch, 
so es die Noth erforderte, von verschiedenen hier anwesenden EL 
Reichshofräthen und Gesandten, an die ich von vielen Jahren her be- 
kanndt zu sein die Ehre habe, könnte der Wahrheit zu Steuer mit 
mehrern münd- und schriftlich erläutert und bekräftigt werden, wel- 
chergestalt ich nemlich von honorablen Eltern gebürtig seie aus der 
des Heil. Rom. Reichsstadt Boxfingen (woselbst mein Vater praeses 
consistorialis), einem wohl cultivirten Orth, so in dem sogenannten 
Rieß oder Rhaetia gelegen, einer Gegend, welche einen teils an das 

Würtenberg und das 

aber oben an die Schweiz anstößt, von wannen ich dann 
zu Prosequirung meiner Studien zeitlich auf die daselbst angränzende 
Universität Tübingen, folglich aber, als die Franzosen in dasige 

») S. o. S. 137. 

13 


Markgrafthum Baden - Durlach, 


Herzogthum 
andern theils 


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Meniik 



Lande eingefallen, sofort auf die Sächsische Academien als Leipzig, 
Halle und Jena mich gewendet, und nachdem ich daselbst etliche 
Jahre hindurch in studiis humanioribus, philosophicis, politicis, juri- 
dicis etc. zugebracht, auch hievon einige specimina publica abgelegt, 
und so ferne l. # gradum magisterii in studiis philosophiae et lin- 
guarum, 2.° candidaturam ad licentiam juris selbst, als man es zn 
nennen pflegt, und mit denselben dann letzlich facultatem docendi 
unter dem Titul eines Professoris extraordinarii erhalten, hat sichs 
zugleich gefügt, daß bei solcher Gelegenheit verschiedene junge 
Herrn, fürstl., gräfl. und freiherrlichen Standes, so daselbst den 
studiis obgelegen, meiner Direction und Instruction anvertrauet wur¬ 
den, in deren Zahl sich selbiger Zeit auch befunden der alhier gegen¬ 
wärtige Herr Baron Metsch, kais. Reichshofrath, wie nicht weniger 
seines alhiesig-dermaligen Collegae Herrn Grafen von Wurmbrand 
jüngerer Herr Bruder. Nachdem ich nun solchergestalten et docendo 
et discendo mich genugsam in theoria geübt zu haben vermeint, hielte 
ich vor nöthig, auch so weiter damit die praxin selbst zu verbinden, 
und gieng daher in solcher Absicht von dannen nach Wetzlar an das 
kais. Kammergericht und so ferner, als ich einige Zeit daselbst sub- 
sistirt, nach Straßburg in Meinung, von dar in Gesellschaft zweier 
jungen Cavalliers, so von Sachsen her bei meiner Aufsicht annoch an¬ 
vertraut geblieben, eine Tour nach Frankreich zu thun, so jedoch 
wegen damalig-continuirenden Kriegslasten nicht zu bewerkstelligen 
vermocht, sondern anderseits die Reise nach denen Niederlanden, 
Holl- und Engclland fortsetzen müssen, woselbst ich dann die studia 
academica auf dasigen Universitäten von neuen reasumirt, mithin 
auch die Orientalische Sprachen, wozu schon einig fundament vorher 
in meinen ersten annis accademicis gelegt, mehr und mehr, weil sich 
da sonderliche Gelegenheit dazu gefunden, excolirt, nebst denenselben 
aber aus gleichem Trieb in alle und jede übrige studia, verstehe histo- 
rica, critica, theologica, ecclesiastica, medica, so viel davon einem 
philologo und antiquitatem cultori zu wissen nöthig, mich diffundirt, 
als wovon einige documenta in Druck gegeben habe und hierauf dann, 
nach sothanem absolvirten cursu, wiederum den Rückzug nach 
Teutschland angetreten, die meiste Chur- und fürstl. Höfe durch¬ 
gangen, und sofort endlich auch an den kön. Polnischen gelangt, deme 
liiernäch8t in gewissen mir commitirten Affairen (in dem damaligen 
98ten Jahr) in Campagne gegen Caminieck gefolgt, bald darauf aber, 
als noch dasselbe Jahr in Karlowitz der Friede tractirt wurde, und 
eben zu solcher Zeit die verwittibte Königin Sobieskin in Polen nach 
Italien und Rom aufgebrochen, mich bei Dero Suite dahin mehrer 
Sicherheit wegen accompagnirt, doch von dannen bald wieder zurück 
nach Wien gekehrt, umb die damahls bevorstehende solennia nuptialia 
Ihro beederseits Majestäten des Römischen Königs und Königin mit 
anzusehen. 1 ) Es hat es aber eben das Glück gefügt, daß ich unter 

• • — — — ■ ■ ■ ■ ß 

') Die Vermahlung K. Josef I. mit Amalie von Hannover hat am 24. Februar 1699 
Matt gefunden. 


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Zur Geschichte der k. k. Hofbibliothek 


187 


Veranstaltung die hiezu gemachten praeparatorien alhier anlangte, als 
bei welcher occasion ich besonders auch durch eine unvernichtliche 
Recommendation zur Erabellierung der beeden Triumphporten, so 
rum Stock am Eisen und der Wollzeile aufgeführt, mitemployrt wor¬ 
den bin, solchergestalten zwar, daß alle darauf gestandene poetische 
Picturen, Inscriptiones und Emblemata sowohl als zu selbiger Zeit ge¬ 
schlagene Medaillen von meiner wenigen Invention und Teder her¬ 
geflossen sind. Und wie ich bekandter maßen hiedurch bei dem kaiser- 
und königl.Hof hier mir einig gute Neigung und Zutritt erworben, also 
haben folglich auch umb solcher erlangten Connaissance willen einige 
hier subi6tirenden Qesandschaften nach der Handgelegcnheit daher 
genommen meine wenigen Dienste in den Correspondence und andere 
dergleichen publiquen affairen sich bis daher zu gebrauchen. 

Wenn dann in solcherlei Verrichtungen nunmehr in das dritte 
Jahr hier continuirt und dermaßen nebst andern dieser bereits er¬ 
wähnte Urtheil mir zugewachsen, daß ich dadurch beides in Kenntnis 
des Kais. Ilofes als der hohen Personen selbst, so dabei engagirt, 
glücklich kommen bin und dann bei diesen sämtlichen sowohl als ob¬ 
angeführten Geschäften mich jederzeit (doch ohne Vanität oder eitlen 
Ruhm zu sagen) wohl signalirt, so habe in Zuversicht dessen umb so 
viel weniger Bedenken getragen, bei der in vorigen Jahr entstandenen 
Vacantz der Kais. Bibliothecariatsstelle meine untertänigste Dienste 
mit dahin zu offeriren und zu förderst an Eur hochgr. Excellenz, von 
dero Direction sothane function dependirt, die gehorsamste adresse zu 
nehmen, in der ungezweifelten Hofnung, Eur hochgr. Excellenz wür¬ 
den kraft dero großmütigen Eifer vor das gemeine Beste von selbst 
nach getaner hohen Prüfung meiner hiezu habenden Capacität und, 
wie mir mein Gewissen dessen Zeugnis gibt, redlich und unsträflich 
geführter Conduite, auch der absonderlich hiezu gekommenen gnädig¬ 
sten Recommendation Ihr hochf. Eminenz des Herrn Cardinalen von 
Lamberg und Bischöfen zu Passau, meine wenig Person vor andern 
desfalls in gnädigste Consideration ziehen, umb hiedurch so wohl dero 
Gerechtigkeit und gute Studia allermeist liebende generösesten Ge- 
müthe selbst, als mithin fürnehmlich Ihr kais. Majestät allerhöch¬ 
sten Absichten vollkommene Vergnügung zu geben. 

Gleichwie nun dieses auch Eur hochgr. Excellenz, an dero hohen 
Ort durch das obbesagte veranlaßte Examen in dem Werk selbsten 
hochstrübmlichst bereits erwiesen, und ich dann nach dem geringen 
Maß meiner Studien gleichfalls dabei dasjenige durch göttliche Assi¬ 
stenz in der Tat praestirt, was ich in dem an Kais. Majestät in lateini¬ 
scher Sprach übergebenen allerunterthänigsten Memorial von mir pro- 
mittirt habe, also lebe ich der getrosten Zuversicht, (gleichwie auch 
hierumb in tiefster Unterthänigkeit implorire und bitte), Eur hoch- 
gräf. Excellenz werden gnädigst belieben meine in Gegenwart hoch¬ 
gelehrter Leuthe alhier aufrichtig gethane Probe sowohl als nebst der¬ 
selben die obig — nach Umbständen und geziemender Modestie ange¬ 
führte übrige Merita causae, durch welche sammtlich zu dieser An¬ 
wartung mich pleno jure legitimirt zu haben vermeine, an I. Kais. 

13 * 


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188 


Mencik 


Majestät in gütigst — und nachdrücklichsten Terminis dermaßen zu 
recommendiren und vortragen zu lassen, auf das die hierüber zu er¬ 
warten stehende allergnädigste Resolution bald hierauf erfolgen, und 
solche mithin mir und meinen wenigen studiis zur erwünschten Con- 
solation gedeihlich zufallen möge. 

Ich versichere in untertänigster Devotion dabei nicht nur das¬ 
jenige mit freuen Herzen sogleich vorgängig zu leisten, wohin I. Kais. 
Majestät allergnädigstes Wohlgefallen entweder en general oder be¬ 
sonders gerichtet, sondern werde auch so fort nach geschehener gnä¬ 
digsten Introduction zu sothaner Bedienung selbst mit Zuziehung des 
obgedachten Herrn Canonici Romani ein ausführlich Project über¬ 
haupt verstellig machen, nach welchem auf eine ganz neue geschickte 
Art die Bibliothek so rangirt und in Ordnung stehen kann, daß sie zu 
Nutz und Belustigung eines Jeden, so selbige zu sehen dahin kommt, 
annehmlich in die Augen fallen, und wer überdies der Bücher selbst 
sich bedienen und einige herausnehmen will, die abgehende alsofort 
so lang, bis sie wieder an der Stelle sind, mit durch Kunst von ge¬ 
wisser leichter Materie gleich formirten leeren Codicibus, so mit den 
Numern der abwesenden bezeichnet, ersetzt werden, und solcher¬ 
gestalt niemalen einiger Abgang, so widrigenfalls zur Verstellung des 
proportionirt-gefaßten ganzen Corporis gereichen würde, erscheinen 
solle. Übrigens aber in dem Hauptwerk der Administration und Ver¬ 
fertigung der benöthigten Catalogorum selbst werde allen ersinnlich- 
sten Fleiß, Treue und Sorgfalt denen darauf haftenden Pflichten ge¬ 
mäß derge9talten darzulegen so Tag als Nacht beflißen sein, daß, wie 
ich zu Gott hoffe, beides Ihrer Kais. Majestäten vor Dero allerhöchste 
Person, als auch Eur hochgr. Ecxellenz, dero dies Werk höchstens an¬ 
gelegen ist, von solchen meinen untertänigsten Dienstleistungen 
hiernächst vollkommene Satisfaction und Vergnügen gnädigst nehmen 
und haben sollen. 

Wie dann in Sonderheit gegen Eur hochgräfl. Excellenz ich vor 
erfolgende sothane Förderung nicht nur lebenslang mich zu allen 
untertänigstem Gehorsam und Veneration unendlich verbunden er¬ 
kennen, sondern diese Erkenntlichkeit auch sowohl mit fortgesetzten 
eifrigsten Gebet zu Gott vor Eur hochgräfl. Excellenz und dero ge- 
sammten hohen Hauses stets blühende Glückseeligkeit, als nicht 
weniger, wenn mein allergeringstes Vermögen dahin anreichen solte, 
mit reellen Zeugnissen, der mir zu Danknehmung obliegende 
untertänigsten Schuldigkeit darzuthuen eißerst bemühet leben 
werde, der ich in solchen devotesten Respect und Observance ersterbe 
als Euer hochgräfl. Excellenz 

ganz untertänigst treugehorsamster Diener und Knecht 

Johan Jakob von Haacken. 

Wien den 18 August 1702. 

V. 

Hoch würdigster Reichsfürst, Gnädigster Fürst und Herr. 

Euer hochf. Gnaden, wie ich nit zweiffle, werden durch meinen 
Bruder über die Beschaffenheit meiner Sachen in Untertänigkeit 

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Zur Geschichte der k. k. Hofbibliothek 189 


berichtet worden sein, so habe doch meine gehorsambste Schuldigkeit 
zu sein erachtet, Deroselben hiemit selbsten unterthänigste Informa¬ 
tion in möglichster Kürze abzustatten, und zwar erstlich, daß sobald 
ich die Einrichtung der Kais. Bibliothek zur Endschaft gebracht, wel¬ 
ches im verwichenen Novembri beschehen, I. K. Majestät umb meine 
Dimission mittelst des in Abschrift herbeikommenden Memorials 
allerunterthänigst belangt habe, worauf dieselbe durch Dero Obristen 
Hofmeister mir allergnädigst bedeuten lassen, wie daß Sie nit gern 
seheten, daß ich aus Dero Diensten treten wolte, und zugleich ge¬ 
dachten Obristhofmeister anbefohlen, derselbe soll auf alle Mittel und 
Weg gedenken, damit ich befriedigt werden und bleiben möchte. 
Dessen ungehindert würde ich zweifelsohne meine Entlassung er¬ 
halten haben und zwar umb so viel leichter, als sich verschiedene Prae- 
tendetes zu meinem Dienst hervorgetan, deren einer von zweien sehr 
ansehnlichen Ministris portirt wäre, sofern nicht der Obristhof¬ 
kanzler Baron von Seilern 1 ) ins Mittel getreten, aus dieser Sach eine 
Staatsgeschäfte gemacht und proprio motu in einer Conferenz heraus 
geredt und, wie ich von einem der gegenwärtig gewesten vernommen 
habe, nachdrücklich remonstrirt hatte, wie daß Ihrer Kai. Majestät 
allerhöchster Dienst erforderte, daß ich alhie erhalten würde, nit 
soviel, wie ich sicherlich glaube, in Ansehung meiner geringen Capa- 
cität, sondern weilen es sehr bedenklich fallen würde, wann man 
einen, deme ein solcher Schatz, wie die Kais. Bibliothek ist, in welcher 
viel geheime Schriften enthalten, anvertrauet gewesen, weglassen 
sollte. Damit aber Eur hochf. Gnaden auch wissen, was gedachten 
Hofkanzler veranlaßt habe, sich dieser Sachen solchergestalten anzu¬ 
nehmen, so solle Deroselben gehorsambst nit verhalten, was gestalten 
mit Occasion demselben ich gewisse Anliegenheiten meines Vater¬ 
lands vorgetragen und bereits aufgestanden, umb mich zu beurlauben, 
der Diseurs auf die oberösterr. Regierungsräthe gefallen, deren drei 
anderwertshin applicirt werden sollen, insonderheit der Triangi, wel¬ 
cher zu einem Kais. Historiographo 2 ) benennt worden; ä propos, 
sagte der Hofkanzler, ich vernehme, daß dieser ihr Collega in der 
Bibliothek werden solle, worauf ich geantwortet: Collega glaube ich 
schwerlich, aber vielleicht mein Successor, indeme von Ihro Majestät 
ich meine Dimission bereits begehrt habe. Der Hofkanzler replicirte, 
das höre ich wohl ungern, und ob es wohl mein Ernst seie? Worgegen 
ich gemeldet, daß ich nicht so vermessen seie mit meinem aller¬ 
gnädigsten Herrn zu scherzen. Nach diesem haben Ihre Excellenz 
mich entlassen, daraufhin aber zu meiner unaussprechlichen Bestür¬ 
zung aus eigenem Antrieb obberührtermaßen sowohl bei dem Obristen 
Hofmeister als Hofkaramerpraesidenten die Sachen dahin gerichtet, 
daß von dem ersten die Entlassung difficultirt, und von dem andern 

1 ) Johann Friedrich Freiherr (später Graf) von Seilern, Sekretär des Reichs¬ 
hofrates, dann Hofkanzler. 

*) Nach dem Tode des kais. Historikers Branchi wurde im J. 1700 Pratta 
zum Hofhistoriographen bestellt und ihm die Fortsetzung des angefangenen 
Werkes aufgetragen (Hofkonferenzprotokoll). Nach ihm wurde Triangi Historiograph. 


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190 


Mencik — Zur Geschichte der k. k. Hofbibliothek 




die Versicherung geben worden, daß ich nit allein wegen meines 
Hinterstands befriediget, sondern auch fürs künftig auf einem ge- 
wissen Fondo assignirt werden solle, zu welchem Ende der Hof¬ 
kammerrath Tinti mir zu einem Commissario, mit welchem ich meine 
praetensiones ausmachen solte, benennet worden. Nun ist bishero un¬ 
geachtet meines fleißigen Sollicitirens bei gedachten Hofkammerrath 
nichts anders geschehen, als daß er die jährliche Besoldung per 
2000 G. teils auf das Schlesische Salz teils auf das Quecksilber (deren 
beeden er die Administration führet) mündlich übernommen und ver¬ 
sichert hat, wegen der verfallenen aber und mir schuldigen 
7500 Gulden, wie auch wegen der jährlichen 1000 G, welche vor die 
Bibliotheknotturften gewidmet seind, eine Difficultät nach der andern 
erweckt, also daß man mich allem Ansehen nach mit der einzigen künf¬ 
tigen Versicherung einzuschlafen und die Bezahlung auf die lange 
Bank hinauszuschieben suchet, welches mein Verlangen wäre, darmit 
ich hierdurch Ursach gewinnen möchte, auf meine begehrte Entlas¬ 
sung zu verharren, warvon ich sicherlich nimmermehr abstehen 
würde. Die wahre Beschafenheit habe Euer hochf. Gnaden etwas 
weitläufiger hiemit in Unterthänigkeit überschreiben sollen, damit 
dieselbe hieraus gnädigst abnehmen mögen die Ursach, warumb ich 
mich zu der mir gnädigst bestimbten Zeit bei E. hochfürstl. Gnaden 
nit habe einfinden können, zu Dero höchstgepriesenen Aequanimitet 
das unterthänigste Vertrauen stellend, daß Sie wegen solcher ßaumb- 
seeligkeit mich in Ungnaden nit vermerken werden, indeme Eur 
hochf. Gnaden von selbsten höchstleicht ermessen werden, daß sich 
nit geziehmen wollen ohne vorgehende kais. Erlaubnis von hier weg¬ 
zugehen, durch welche ungebührliche Action ich mich auch Eur hoch- 
fürstl. Gnaden Gnad und Dienst würde unwürdig gemacht haben. 
Dieses kann Eur hochf. Gnaden ich vor Gott und mit meinem Ge¬ 
wissen bezeugen, daß ich derentwillen in eine solche Gemüthsunruhe 
und Bestürzung gerathen, daß ich mir weder zu ratlien noch zu helfen 
weiß und nichts anders wünschte, als daß mir Jemand das Mittel an 
die Hand geben möchte, wodurch ich mit guter Manier meine Dimis- 
sion erhalten könnte, dann was den obwohlen mit großer Mühe und 
Arbeit (ohne Ruhm zu melden) verdienten Rückstand anbetrifft, will 
ich solchen ganz gern und mit freudigen Herzen schwinden lassen, 
wann ich hierdurch mein Zweck, wohin meine Gedanken zielen, Eur 
hochf. Gnaden mich ohne Aufnahm mit Dero gnädigsten Willen zu 
sacrificiern, erreichen kann. Eur hochf. Gnaden könnten es durch 
Dero Herrn Bruders Excellenz bei Ihro Majestät oder Obristen Hof¬ 
meistern unmaßgeblich zu Wege richten, inmaßen Eur Hochf. Gnaden 
ich unterthänigst bitte, zu Dero fürstl. Hulden und Gnaden mich in 
tiefster Demuth empfehlend. 

Wien den 29. Jannuar 1710. 

Eur hochfürstl. Gnaden 
meines gnädigsten Fürsten und Herrn, Herrn 
untertänigster gehorsamster 
Johann Benedict Gentilotti von Englsbrunn. 


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Österreichische Rundschau — Viennensia 


191 


ÖSTERREICHISCHE RUNDSCHAU. 

VIENNENSIA. 

Welch’ eine bunte Gemeinde, 

An Gottes Tisch sitzen Freund und Feinde. 

Goethe: Westöstl. Divan. 

Die Qeechichte der Büchersammlungen im Bannkreis der Reichs- Auseinander, 
haupt- und Residenzstadt zeigt für jede einzelne Bibliothek eine nicht mtt- 
nach jeder Richtung vollständig individuelle Entwicklung und Or- elin d w . 
ganisation. Auch die anscheinend geplante Reform (Zs. II, 143) 
wird voraussichtlich keine Vereinheitlichung bringen, da sie sich 
nur auf die dem Kultusministerium unterstehenden Bibliotheken 
erstrecken dürfte. Die Kooperation der einzelnen Anstalten erschöpft 
sich in dem allen öffentlichen Bibliotheken Zialeithaniens gemein¬ 
samen Dubletten- und Leihverkehr. Der erstere wird in der Wiener 
Universitätsbibliothek konzentriert — ein privilegium onerosum —, 
der zweite zeigt zwischen den Wiener Bibliotheken untereinander 
relativ mäßige Umsatzziffern. Ungleich intensiver ist die Inanspruch¬ 
nahme der drei großen öffentlichen Bibliotheken der Metropole, der 
Hof-, der Universitäts- und der Technikbibliothek durch die in Wien 
seßhaften Benützer und die Provinz. Insbesondere werden in dieser 
Richtung an die zweite Anstalt durch die Bibliotheken außerhalb 
Wiens ganz außerordentliche Anforderungen gestellt. (7699 Entleh¬ 
nungen nach auswärts im Verwaltungsjahre 1908/9, 8369 im Jahre 
1909/10.‘) 

Die gemeinsamen Berührungspunkte der Bibliotheken sind also Allgwnalnes 
von so äußerlicher Art, daß sie für das innere Leben kaum sonder¬ 
lich in Betracht kommen. Gemeinsam sind allen Bibliotheken — 
von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen — nur zwei Dinge: 

Das im Verhältnis zu den gestellten Anforderungen Unzureichende 
der Dotation und der baulichen Unterbringung, mit deren Folge¬ 
erscheinung, dem Raummangel. Keine einzige Bibliothek besitzt ein 
eigenes Gebäude, außer der Hofbibliothek. 

Am empfindlichsten macht sich dieser Raummangel an der Raummano«l. 
Universitätsbibliothek geltend, die schon längst über ihren unmittel¬ 
baren Zweck hinaus zur Reichsbibliothek hinausgewachsen ist. Weder 
die Verlegung ihrer Speicher an die äußerste Peripherie der Stadt 
nach Ottakring 8 ), noch ein unterirdisches Magazin 8 ) kann als Lösung 
ihres Raumproblems angesehen werden. Die Errichtung eines eigenen 
Gebäudes allein kann sie bringen. Viel früher haben die Ereignisse 
eo dem einstigen Bibliotheksvorstand Leithe recht gegeben und Ge¬ 
nugtuung verschafft, als diejenigen erwartet haben mochten, die 
über seine Vorstellungen seinerzeit achtlos hinweggegangen sind. 

Quidquid delirant reges plectuntur Achivi, wobei die imdankbare 

') S. diese Zs. II, 51. 

*) S. diese Zs. I, 102. 

3 ) S. diese Zs. I, 104 — Neue Freie Presse 1910 Nr. 16.505. 


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Fragflehe 

Palliative. 


Einzelne 

Bibliotheken. 


Amts- 

bibflotheken. 


192 österreichische Rundschau 


Rolle der Achiver den heutigen Beamten und Benützem der Uni¬ 
versitätsbibliothek zufällt. 

Auch die Ausscheidung der Zeitungen aus den Beständen der 
Universitätsbibliothek und ihre Vereinigung mit einigen anderen 
Sammlungen böte noch kaum mehr als eine vorübergehende Ver- 
legenheiteauskunft 1 ) und an das Zustandekommen der von Wolkan*) 
vorgeschlagenen Zeitungsbibliothek ist in absehbarer Zeit nicht zu 
denken. 

Aus dem gräflich Harrach’schen Archiv macht Menöik einige recht 
interessante Mitteilungen zur älteren Geschichte der Hofbibliothek (Zs. II, 
137 ff.). — Über das Verwaltungsjahr 1910—11 hat die Universitäts¬ 
bibliothek eben einen gedruckten Jahresbericht veröffentlicht. — Der 
Raummangel, der in dem Gebäude der technischen Hochschule überhaupt 
herrscht, ermöglichte es nicht, die geplanten baulichen Veränderungen 
in der Bibliothek durchzuführen; sie mußten auf ganz geringfügige Ma߬ 
nahmen beschränkt werden. 

Eine gerade vor Jahresfrist erschienene kleine Mitteilung aus un¬ 
kundiger Feder wußte zu berichten, daß die Regierung plane, alle 
Amtsbibliotheken Österreichs nach einem einheitlichen Plan neu ein¬ 
zurichten und einen Generalkatalog aller dieser staatlichen Büchereien 
zusammenzustellen. Der Anfang sei mit der Einrichtung der Bibliothek 
des Obersten Rechnungshofes gemacht worden. Nachdem bereits in 
dieser Zeitschrift Grolig 8 ) festgestellt hat, daß zwischen seiner Arbeit im 
Obersten Rechnungshöfe und dem nur in der Phantasie des Bericht¬ 
erstatters vorhandenen Plan keinerlei Zusammenhang bestand, brauchte 
man nicht auf diese Sache zurückzukommen, wenn sie nicht — nach 
Jahresfrist — ihre Auferstehung gefeiert hätte. (Bll. f. d. ges. Sozial- 
wisssensch. 1911, S. 63). — Neu eingerichtet worden sind im Laufe 
der letzten Zeit die Amtsbibliotheken des k. k. Gewerbeförderungsamtes 
durch Piliwein und Wibiral, der k. k. Zentralkommission für Kunst und 
historische Denkmale durch Maluschka (Universitätsbibliothek), des k. k. Post¬ 
sparkassenamtes durch den Bibliothekar des Patentamtes Grolig. — Be¬ 
absichtigt ist die Einrichtung einer Rektoratsbibliothek der Universität 
durch Ebert (Universitätsbibliothek). — Von dem Umbau des Finanz¬ 
ministeriums werden auch Teile der Bibliotheksräume betroffen werden. 
In Aussicht genommen ist der Neubau eines Dienstgebäudes für das 
k. k. Patentamt und damit für seine Bibliothek. — Die Nothnagel-Biblio¬ 
thek der ersten medizinischen Klinik ist in deren Neubau im zweiten 
Stock oberhalb des Hörsaales zur Aufstellung gelangt. 4 ) — Das neue 
Physikalische Universitätsinstitut enthält im Parterre die mathematische 
Bibliothek. — Eine Amtsbibliothek ganz eigener Art ist die Bibliothek für 
Sicherheitswachen und Polizeiagenten, die der Belehrung und Unter¬ 
haltung der Polizeiorgane und deren Familien dienen soll. Es wird kein 

*) S. Neue Freie Presse Nr. 16.929. 

*) S. diese Zs. II, 182. 

*) S. diese Zs. II, 68. 

4 ) S. Neue Freie Presse 16. November 1911. 


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Viennensia 


193 


Lesesaal errichtet werden, sondern nur eine Leihbibliothek zur unent¬ 
geltlichen Benutzung. 

Dringen schon Nachrichten aus den öffentlichen Bibliotheken spärlich 
genug in die Öffentlichkeit, so erfahrt man von den Sammlungen • in 
Privatbesitz zumeist erst dann, wenn sie unter den Hammer kommen. 
Die besten Kenner auf diesem Gebiete: Antiquare und Buchhändler 
machen aus naheliegenden Ursachen über sie keine Mitteilungen. — Im 
Dorotheum gelangten im Oktober die Bibliothek Eugen Afc^y-Budapest, 
im November eine Büchersammlung zur Versteigerung, die aus 
dem Besitze des Fräulein Weiskappel stammte. — F. Unger gibt im 
Börsenblatt (Nr. 280) interessante Einblicke hinter die Kulissen dieser 
Bücherversteigerungen im Dorotheum. — Noch mag das sich seit Jahres¬ 
frist dauernd erhaltende Gerücht von dem in absehbarer Zeit bevorstehenden 
Übergang der kostbaren Rossiaxa in Lainz aus dem Besitz der Gesell¬ 
schaft Jesu in den der Bibliotheca Palatina oder — was beklagenswert 
wäre — in den eines amerikanischen Milliardärs verzeichnet werden. Die 
illuminierten Handschriften der Rossiana sind von Tietze beschrieben 
worden. — Dem Demolierungskrampen, der «eit einiger Zeit in der 
inneren Stadt eifrig an der Arbeit ist, wird im nächsten Jahre auch der 
Prunksaal der Fürstlich Liechtensteinischen Fideikommißbibliothek anheim¬ 
fallen, die sich oberhalb des Bösendorfersaales befindet. Die Bibliothek 
selbst wird voraussichtlich in das Palais in der Rossau übertragen werden. 
Die Bibliothek des militärmissenschaftlichen Kasinovereines ist mit diesem 
in das Palais am Schwaizenbergplatz übersiedelt. — Zu erwähnen sind 
die Mitteilungen aus der langjährigen Erfahrung des Chefs der Leih¬ 
bibliothek Last über die Lektüre der Frauen. (Neues Wiener Journal 
Nr. 6490). 

Im Rahmen der Vorträge der'freien Vereinigung für staatswissen¬ 
schaftliche Fortbildung hielt M. Garr Vorlesungen über das moderne 
Zeitungswesen (November), Gail macht Mitteilungen über die Wiener 
Zeitungskorrespondenzen in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. (Reichspost 
Nr. 566 ff.) — Das bevorstehende Aufhören des Erscheinens der Tages¬ 
zeitung Das Vaterland veranlaßte die meisten übrigen Wiener Tages¬ 
blätter zu Artikeln (z. B. Neue Freie Presse Nr. 16.967). Im Börsen¬ 
blatt wurde die Zeitschrift des österr. Vereines für Bibliothekswesen 
eingehend gewürdigt (Nr. 280). Über den Papierverbrauch handelt der 
Artikel von W. Winter: Das papierene Zeitalter (Vaterland Nr. 487). — 
K. Junker ist beauftragt worden, zu dem von Einsle bearbeiteten 
Catalogus librorum in Austria prohibitorum ein Supplement zu ver¬ 
fassen, welches die bis Ende des Jahres 1911 verbotenen Druckschriften 
verzeichnet (Oe.-U. Buchhändlerkorrespondenz Nr. 47). 

Aus einer Hand voll bunter Sternchen läßt sich kein Mosaik¬ 
bild schaffen und aus einigen wenigen Notizen kein abgerundetes 
Gesamtbild der Wiener Bibliotheken. Ein solches wird vielleicht der 
Bibliothekenführer bieten, den Ebert und Grolig vorbereiten. 

Spectator. 


(Wird fortgesetzt.) 


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Privat¬ 

bibliotheken. 


Presse. 



194 


Österreichische Rundschau 


Graz. 


AUS INNERÖSTERREICH. 

Grazer Brief. 

Einzelne Keine der staatlichen Bibliotheken im ehemaligen Inneröster- 

Bibllottieken. re ich, weder die Universitätsbibliothek und die Bibliothek der Tech¬ 
nischen Hochschule in Graz, noch die Studienbibliotheken in Klagen- 
furt, Laibach und Görz veröffentlichen gedruckte Jahresberichte, so 
daß wir auf die kurzen Daten angewiesen sind, die in der Abteilung 
„österreichische Rundschau“ in dieser Zeitschrift geboten werden. 
Von den anderen wissenschaftlichen Bibliotheken gibt nur die Steier¬ 
märkische Landesbibliothek in Graz seit 1893 jährlich ein gedrucktes 
Zuwachsverzeichnis heraus, deren letztes die Erwerbungen vom 1. Juli 
1909 bis 30. Juni 1910 verzeichnet. Dem Charakter der Bibliothek 
entsprechend, nehmen unter den erworbenen Büchern neben wissen¬ 
schaftlichen Werken und Styriacis solche schönliterarischen Inhaltes 
einen großen Raum ein. Aus dem Jahresbericht über das Jahr 1910, 
der im ,,99. Jahresbericht des Steiermärkischen Landesmuseuma 
Joanneum“ S. 50 ff. erschien, ergibt sich, daß der Bestand Ende 1910 
182.159 Bände betrug "mit einem Zuwachs von 5239 Bänden, unter 
denen sich die gerade für das Joanneum als Stiftung Erzherzog 
Johanns wertvolle Schenkung der Stainzer Schloßbibliothek durch 
den Grafen Albrecht Meran, den Enkel des Stifters, befindet. 

Sehr nützlich war es, daß man an der Grazer Universitätsbiblio¬ 
thek in den heurigen Ferienmonaten August und September zum 
ersten Male daran ging, die gesamten Bestände zu revidieren. Dadurch 
war es möglich, nicht nur allen Verstellungen wieder abzuhelfen, 
sondern auch die Irrtümer und Ungenauigkeiten, die sich im Laufe 
der Jahre in die Lokalrepertorien eingeschlichen hatten, zu beheben. 
Auch konnte eine vollständige Liste der fehlenden Werke angelegt 
werden. Eine entschiedene Verbesserung war es auch, daß die heurige 
Reinigung der Bücher mittels des Staubsaugeapparates geschah, wo¬ 
durch der Staub besser beseitigt und das die Bücher schädigende 
Ausklopfen vermieden wurde. — Eine wertvolle Bereicherung erfuhr* 
die Universitätsbibliothek durch die Schenkung des Innsbrucker Pri¬ 
vatdozenten Dr. Otlimar Schissei von Fleschenberg. Seine nunmehr 
in den Besitz der Bibliothek übergegangene Büchersammlung um¬ 
faßt 386 Werke in 515 Bänden, zu denen noch 14 Bände zu zählen 
sind, die eine Ergänzung bereits vorhandener Werke bilden. Der 
Materie nach sind es fast ausschließlich Werke philologischen In¬ 
haltes, darunter besonders zahlreiche germanistische. Unter diesen 
sind es wieder die Werke aus dem 18. Jahrhundert und aus dem An¬ 
fänge des 19., die ihrer Zahl und ihrem Werte nach genannt zu werden 
verdienen. 

Es dürfte nicht unangebracht sein, an dieser Stelle der Bücherei 
des kürzlich verstorbenen Grazer Universitätaprofessors Hofrates 
Dr. A. E. Schönbach Erwähnung zu tun. Sie umfaßt ungefähr 3000 
Werke, darunter zahlreiche Zeitschriften und sonstige vielbändige 
Werke, außerdem eine große Menge kleinerer, broschürter Schriften, 
wie Dissertationen, Sonderabdrücke usf. Da es natürlich für die Uni- 


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Grazer Brief 


1% 


versitätsbibliothek ein großer Gewinn wäre, die genannte Bücher- 
sammlung, die nur im ganzen abgegeben wird, zu erwerben und sie 
so auf irgendeine Weise der Grazer Universität zu erhalten, wird 
der Ankauf angestrebt, unter der Voraussetzung, daß die Regierung 
die hiezu nötigen Mittel bewilligt. 

Gelegentlich des XI. deutschen Archivtagea, der vom 4. bis 
7. September 1. J. in Verbindung mit der Hauptversammlung des 
Gesamtvereines der deutschen Geschichte- und Altertumsvereine in 
Graz abgehalten wurde, hatte die Universitätsbibliothek eine Ausstel¬ 
lung von Handschriften und alten Drucken veranstaltet, bei der 
Dr. Karl Bielohlawek die Führung übernommen hatte. Dabei sei 
erwähnt, daß ein vor einigen Jahren der Bibliothek von Julius Franz 
Pascha geschenkter Papyrus jüngst von dem englischen Koptologen 
W. E. Crum als Bruchstück einer koptischen Mönchslegende erkannt 
und beschrieben wurde. 

Von den Bibliotheken einzelner Behörden ist an erster Stelle die 
Bibliothek des Statistischen Landesamtes in Graz zu nennen, die als 
14. Heft der „Statistischen Mitteilungen über Steiermark“ ihren 
Katalog veröffentlichte. Wie aus der Vorrede ersichtlich ist, wurde 
die Bibliothek zusammen mit dem Statistischen Landesamte im Jahre 
1893 vom damaligen Universitätsprofeesor Dr. Ernst Mischler ins 
Leben gerufen. Heute umfaßt die Bibliothek ungefähr 700 Bände 
und es werden die Bibliotheksgeschäfte seit 1908 vom wissenschaft¬ 
lichen Hilfsarbeiter Ernst Spork geführt, der auch den Katalog unter 
Leitung des Direktors Mischler verfaßte. Die Bibliothek ist eine 
Fachbibliothek und dadurch ist die Auswahl der Werke gegeben. Sie 
enthält im Wesen statistische aber daneben auch volkswirtschaftliche, 
juristische und sonst einschlägige Werke und Gesetzessammlungen. 

Der Katalog ist streng fachlich in zahlreiche Untergruppen gegliedert. 

Zu erwähnen ist, daß die in den verschiedenen Zeitschriften erschie¬ 
nenen Abhandlungen im Kataloge selbständig angeführt sind. Ein 
Nachteil des Katalogs ist, daß die Werke innerhalb der Gruppen nach 
keinerlei Gesichtspunkt geordnet sind. 

Ebenfalls eine Fachbibliothek ist die des Steiermärkischen Oe - 
werbeförderungsinstitutes in Graz, die nach dem Jahresbericht des 
Institutes, der über das Jahr 1910 in der „Gewerblichen Rundschau“, 

4. Jahrg., Heft 2 bis 4, erschien, 8100 Werke mit etwa 8900 Bänden 
zählte. Die Bibliothek besitzt einen gedruckten Katalog vom Jahre 
1903, der durch alljährlich herausgegebene Zugangsverzeichnisse er¬ 
gänzt wird. 

Kataloge der Lehrerbibliotheken veröffentlichten in diesem Jahre Lehrer- 
folgende Mittelschulen: Das Staatsgymnasium in Marburg a. d. D. Nbllotheken. 
(eine Fortsetzung des Kataloges vom Jahre 1900), zusammengestellt 
von Prof. Dr. Julius Schorn, die Staatsrealschule in Marburg a. d. D. 

(eine Fortsetzung des Kataloges vom Jahre 1899), zusammengestellt 
von Prof. Dr. Robert Janeschitz, und das II. (slov.) Staatsgymnasium 
in Laibach (eine Fortsetzung des Kataloges vom Jahre 1910), zu- 
sammengeetellt von Prof. Dr. Ivan Tertnik. 


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Volks- und 
Vareins- 
blbllotheken. 


Amllkhas. 


Literatur. 


19« 


Österreichische Rundschau 


Keinen Vergleich mit anderen Ländern, vor allem mit Böhmen, 
gestatten unsere Volksbibliotheken. Der „Steiermärkische Volksbil¬ 
dungsverein“ hat zwar im Laufe der Jahre 80 Volksbibliotheken auf 
dem Lande gegründet und unterstützt zahlreiche Schülerbibliotheken, 
jedoch läßt das Interesse an dem Vereine von Jahr zu Jahr nach, 
wie auch die Mitgliederzahl des Vereines nicht auf der alten Höhe 
zu erhalten war. So finden wir bittere Worte der Klage im Organ 
des Vereines, im „Dorfboten“, Jahrgang 1911, Nr. 24 und 28. In 
Graz selbst unterhält der Verein „Volksbibliothek“ laut Jahresbericht 
von 1910 fünf Büchereien, die zum Teile mit Lesesälen ausgestattet 
sind und eine steigende Frequenz auf weisen. Ersprießliches auf 
diesem Gebiete leistet der Verein „Südmark“, 1 ) der in national be* 
drängten Orten des Unterlandes, daneben aber auch im geschlossenen 
deutschen Sprachgebiete Büchereien unterhält. Die erste Gründung 
fällt in das Jahr 1901 und der Rechenschaftsbericht des Vereines 
für das Jahr 1910 konnte bereits 212 Bibliotheken mit 147.365 Bän¬ 
den verzeichnen. Daneben besitzt der Verein Wanderbibliotheken, die 
an kleinere Orte versendet werden (seit 1902). 


Wichtig für die Grazer Universitätsbibliothek ist der Erlaß der 
steiermärkischen Statthalterei vom 18. Jänner 1911, Z. 1943/3, der 
auf Ersuchen der Bibliotheksdirektion erlassen wurde. Er verpflichtet 
die Bezirkshauptmannschaften und die k. k. Polizeidirektion in Graz, 
nach Ablauf eines jeden Vierteljahres ein Verzeichnis der im betref¬ 
fenden Amtsbereiche erschienenen periodischen und nichtperiodischen 
Druckschriften der Universitätsbibliothek zu übermitteln, wodurch 
eine Evidenzhaltung der als Pflichtexemplare in Betracht kommenden 
Druckerzeugnisse ermöglicht ist. 2 ) 

Was die bibliothekswissenschaftlichen Publikationen anlangt, sei 
an erster Stelle die Abhandlung von Viktor Thiel: „Zur Geschichte 
der ehemaligen Hofbibliothek in Graz“ in der „Zeitschrift des histo¬ 
rischen Vereines für Steiermark“, 9. Jahrgang, 1. bis 4. Heft, Seite 
156 bis 162, genannt. Die Gründung dieser Büchersammlung geht 
wahrscheinlich auf den in Graz seit 1564 residierenden Erzherzog 
Karl zurück und sie bestand als Bibliotheca aulica Graecensis bis zum 
Jahre 1758. Uber die vorhandenen Werke sind wir durch einen 
Katalog vom Jahre 1672 orientiert, dem ein weiterer im Jahre 1751 
folgte. Schon im nächsten Jahre und 175S wanderte ein großer Teil 
der Werke an die Wiener Hofbibliothek, während der Rest an das 
Stift Rein verkauft wurde. 


In den „Blättern zur Geschichte und Heimatkunde der Alpen¬ 
länder“, die als Beilage zum „Grazer Tagblatt“ erscheinen, ist im 
II. Jahrgang, Nr. 48, der erste Teil der Abhandlung „Geschichte des 
steirischen Mandlkalenders” von Dr. Leopold Bein abgedruckt Wir 
sehen den in Steiermark auf dem Lande allgemein verbreiteten 


*) Vgl. dazu o. S. 112. Red. 

*) Für Niederösterreich (UB. Wien) besteht ein entsprechender Erlaß der 
n.-ö. Statthalterei schon seit 1877 (14. 5., Z. 2470 Pr). Red. 


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Grazer Brief — Wiegendrucke in der Steiermark 


iy? 


Bauern- oder Mandlkalender als Glied einer Reihe, deren Anfänge 
wir schon im alten Griechenland zu suchen haben. 

Unter den Miscellanea di studi in onore di Attilio Hortis, Trieste, 

1910, die zum 25jährigen Bibliothekarsjubiläum Hortis dargebracht 
wurden, finden sich zwei bibliothekswissenschaftliche Abhandlungen: 

Ludovico Oberziner: „La libreria di un patrizio trentino del secolo 
XVI“ auf Seite 371 bis 412 und Antonio Brumati: ,,L’ ,Atlas Mayor* 
della Biblioteca Civica di Trieste“ auf Seite 665 bis 675. Im erst¬ 
genannten Aufsatze handelt es sich um dio Bibliothek des Huma¬ 
nisten Innocenzo a Prato (1550—1615), der als Konsul von Trient 
viel zur Einführung der Buchdruckerkunst in dieser Stadt beitrug 
und durch Gründung der Scuola Angelica auf die Jugendbildung ein¬ 
zuwirken bestrebt war. Nach einer Lebensbeschreibung des Gelehr¬ 
ten folgt die Anführung und Beschreibung der einzelnen Werke seiner 
Bibliothek. In diesem Zusammenhänge wichtiger ist der zweitge¬ 
nannte Aufsatz der „Miscellanea“. Der Verfasser bringt zuerst eine 
kurze Geschichte der „Biblioteca Civica“ in Triest und führt uns 
die großen Verdienste des Bibliothekars Hortis vor Augen. Dieser 
verstand es, die wertvolle Sammlung der Petrarchesca-Piccolominea, 
die Domenico de Rossetti 1839 der Stadt Triest geschenkt hat, zu 
vermehren, wie er auch eine große Zahl Autographen zu erwerben 
wußte. Vor allem aber wendete Hortis seine Sorgfalt der von ihm 
gegründeten „Raccolta di Storia patria“ zu, die einen Bestand von 
fast 8000 Werke umfaßt. So ist es zuförderst Hortis’ Verdienst, daß 
die Triester Stadtbibliothek heute ungefähr 100.000 Bände zählt. 

Der Verfasser wendet sich dann den wechselvollen Geschicken und 
der Beschreibung des Triester „Atlas Mayor Geographia Bla- 
viana“ zu. 

Am Schlüsse dieser Zeilen sei erwähnt, daß die Wiegendruck- 
Inventarisierung für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke, was üi e Wlegendru(ke. 
Steiermark anlangt, abgeschlossen ist. Darüber wird Dr. Hans 
Schleimer einen besonderen Bericht veröffentlichen. 

Graz. Paul M i c o r i. 


Triest 

Biblioteca 

Cluka. 


Steirische 


DIE INVENTARISIERUNG DER WIEGENDRUCKE IN DER 

STEIERMARK. 

Das große deutsche Unternehmen, einen Weltkatalog der Wiegen¬ 
drucke zu schaffen, hat in Österreich bisher zwar noch nicht die ver¬ 
diente Unterstützung gefunden, aber es ist begründete Hoffnung vorhanden, 
daß auch hier in kurzer Zeit die Inventarisierung der Drucke des 
15. Jahrhunderts offiziell in Angriff genommen werden wird. 

Inzwischen sind in den letzten Jahren durch private Arbeiten bereits 
einige erfreuliche Erfolge in dieser Hinsicht erzielt worden: die Stifts¬ 
bibliothek Herzogenburg in Nieder-Österreich hat ihre Wiegendrucke 
veröffentlicht 1 ), die Inkunabeln der Linzer Bibliotheken sind von Prof. 

l ) Vgl. Mitteilungen des Österr. Vereins für Bibiothekswesen. Jg. 12 (1908) 
S. 109—127. 


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198 


Österreichische Rundschau 


Fr. Reininger in St. Pölten aufgenommen worden 1 ) und Dr. H. Bohatta 
(Wien) hat die in den großen Privatbibliotheken Parma in Scbwarzau*) 
und Lichtenstein 8 ) in Wien befindlichen Wiegendrucke katalogisiert 

In jüngster Zeit ist auch die Inventarisierung der Wiegendrucke in 
den Bibliotheken der Steiermark — von einigen kleinen Büchersammlungen 
abgesehen — zum Abschluß gebracht worden. Dieses Verdienst kommt 
dem Ober-Bibliothekar der Grazer Universitäts-Bibliothek Dr. Ferd. Eicbler 
zu, der die von dem Mitgliede der Berliner Kommission Prof Dr. 
K. Haebler bei der im Jahre 1909 in Graz abgehaltenen 50. Versamm¬ 
lung deutscher Philologen und Schulmänner in der Sektion für Bibliotheks¬ 
wesen gegebene Anregung, das reiche Material an Wiegendrucken der 
österr. Bibliotheken für den Gesamtkatalog verwertbar zu machen, 4 ) sofort 
freudigst aufgegriffen und die Feststellung der Wiegendrucke in den 
steirischen Bibliotheken durch eigene Mitarbeit und durch Gewinnung 
von freiwilligen Mitarbeitern durchgeführt hat. 

Die Identifizierung wurde nach dem deutschen Muster auf Grund 
der Wiegendruck-Bibliographien von Hain, Copinger und Reichling in 
der Weise vorgenommen, daß die in diesen Werken zitierten Drucke 
mit den ihnen entsprechenden Nummern festgehalten wurden. Die bei 
Hain, Copinger, Reichling nicht verzeichneten Drucke und jene undatierten 
Drucke, bei denen nicht mit Sicherheit festgestellt werden konnte, ob 
ein Wiegendruck oder ein Frühdruck vorliege, wurden kurz charak¬ 
terisiert. 

Da die Steiermärk. Landesbibliothek 6 ) und die Stiftsbibliothek m 
Vorau 6 ) gedruckte Inkunabelverzeichnisse besitzen, die der deutschen 
Kommission zur Verfügung stehen, konnten sich die Arbeiten auf die 
übrigen steirischen Inkunabelsammlungen beschränken. 

Für die Stiffsbibliothek in Rein hat der dortige Bibliothekar P. Anton 
Weis in liebenswürdigster Weise die Inventarisierung durchgeführt. In 
Graz selbst hat Dr. F. Eichler die kleinen Bestände im Steierm. Landes¬ 
archiv und in der Bibliothek des Minoriten-Konventes festgestellt. Die 
Wiegendruck-Sammlung der Dominikaner in Graz, die den Zutritt 
zu ihrer Bibliothek in der entgegenkommendsten Weise gestattet 
haben, wird gegenwärtig durchgesehen. Ob die Grazer Franziskaner eben¬ 
falls Wiegendrucke besitzen, ließ sich bisher nicht ermitteln. Die 
in der Redemptoristen-Bibliothek in Mautern vorhandenen Wiegendrucke 
sind vom Bibliothekar P. Aug. Rösler bereitwilligst verzeichnet worden. 

*) Vgl. Mitteilungen des Österr. Vereins für Bibliothekswesen. Jg. 12 (1908) 
S. 1-17 und Jg. 13 (1909) S. 137—179. 

*) Bohatta, H., Katalog der liturgischen Drucke des XV. nnd XVI. Jahr¬ 
hunderts in der herzogl. Parma'schen Bibliothek in Schwaraau am Steinfeld, N.-ö. 
Wien, 1909. 

*) Bohatta, H., Katalog der Inkunabeln der Fürstlich Lichtenstein'schen 
Fideikommißbibliothek und der Hauslabsammlung. Wien, 1910. 

4 ) Vgl. Mitteilungen des österr. Vereins für Bibliothekswesen. Jg. 13 
(1909) S. 74-87/ 

*) Inkunabeln und Cimelien der Steiermärk. Landesbibliothek. Graz, 1895, 8°. 

e ) Lampel, Theod-, Die Inkunabeln und Frühdrucke bis sum Jahre 1520 der 
Bibliothek des Chorherrenstiftes Vorau. Wien, 1901, 8*. 


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199 


Wiegendrucke in dor Steiermark — Prag, Universitätsbibliothek 


Die Bestände der lc. k. Universitäts-Bibliothek in Graz und der Stiftsbiblio¬ 
theken zu Admont, St. Lambrecht und Seckau sind von dem Unterzeich¬ 
neten teils in außeramtlicher Tätigkeit, teils während eines 14 tägigen 
Urlaubes im verflossenen Sommer inventarisiert worden. 

Nach den bisherigen Feststellungen beträgt die Zahl der Wiegen¬ 
drucke in der Steiermark 2373. Davon entfallen auf die Universitäts- 
Bibliothek in Graz 1096, auf die Klosterbibliotheken in Admont 559, 
Voran 270, St. Lambrecht 200, Rein 168, Mautern 8, Seckau 6, auf die 
Steierm. Landesbibliothek 51, auf die Bibliothek des Minoriten-Konvents 
in Graz 13 und auf das Steierm. Landesarchiv 2 Drucke. Dazu dürften 
noch 20—30 Drucke aus der Bibliothek der Dominikaner in Graz 
kommen. 

Die Zahl der Unica, die bei Hain, Copinger und Reichling nicht 
angeführt sind, beläuft sich auf ungetähr 100. 

Den Bibliothekaren der steirischen Stiltsbibliotheken sei an dieser 
Stelle für die bereitwillige Förderung der Durchführung der Arbeiten 
der wärmste Dank ausgesprochen. 

Graz. l)r. Hans Schleimer. 


Aua Prag. 

Die Neubaufrage an der Universitätsbibliothek. 

Die Redaktion der Zeitschrift hat den Wunsch ausgedrückt, einen 
Bericht über den derzeitigen Stand der Neubaufrage an der Prager 
Universitätsbibliothek zu erhalten. Es ist da leider wenig Neues und 
wenig Tröstliches zu berichten. Augenblicklich ist bekanntlich für alle 
derartigen Baufragen, welche einen größeren Aufwand von Geldmitteln 
zu ihrer Durchführung beanspruchen, eine böse Zeit angebrochen. Das 
Finanzministerium steht derzeit allen Anforderungen, die darauf abzielen, 
eine solche wichtigere Frage der definitiven Lösung zuzuführen, von 
vornherein ablehnend gegenüber. Glücklicherweise ist im vorliegenden 
Falle der infolge dieser ablehnenden Haltung des maßgebendsten Faktors 
entstandene Schaden nicht allzu groß, so dringend auch gerade die 
Prager Bibliothek bei der Überfüllung der teilweise finsteren Aufstellungs¬ 
räume, bei der Unzulänglichkeit aller Lese- und Bureauräumlichkeiten 
und bei der Unmöglichkeit irgend welcher räumlichen Erweiterung ein 
neues Gebäude braucht. 

Derzeit bereitet eben noch die Lösung der Bauplatzfrage Schwierigkeiten, 
die sich nach der Lage der Dinge nicht sofort beheben lassen. Selbst¬ 
verständlich muß das neue Bibliotheksgebäude in die unmittelbare Nähe 
der neuen Kollegienhäuser der beiden Prager Universitäten zu stehen 
kommen. Die Baugründe filr diese Kollegienhäuser, welche am Moldau- 
kai zu beiden Seiten der Czech-Brücke, also in der Nähe des Rudolfinums 
liegen, sind längst im Besitze des Staates, doch ist es bis jetzt, natürlich 
ebenfalls infolge der Knappheit des Staatsbudgets und der Zurückhaltung 
des Finanzministeriums, trotz aller Bemühungen der beiden Universitäts¬ 
senate noch nicht zum Baubeginne gekommen. In der unmittelbaren 


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! 



Österreichische Rundschau 


Nähe dieser Baugründe befindet sich am Moldaukai, weiter gegen die 
Kaiser Franz Josef-Brücke zu, ein Teil des Prager Assanierungsgebietes, 
für welchen derzeit die Lagepläne für die Durchführung de* Assanierung 
noch nicht die behördliche Bewilligung erlangt haben. An dieser Stelle 
stehen jetzt außer dem weitläufigen Barmherzigenspital und der neu¬ 
restaurierten Agneskirche einzelne alte ganz vernachlässigte Gebäude, 
deren Expropiierung nach der Genehmigung des Lageplanes von Seiten 
der die ganze Prager Assanierungsaktion durchführenden Stadtgemeinde 
erfolgen soll. Hier am Moldauufer vor der Agneskirche soll nun der 
Baugrund für das neue Bibliotheksgebäude geschaffen werden. Der Platz 
wäre in jeder Beziehung zu diesem Zwecke geeignet, das Gebäude stünde 
auf einem nach allen Seiten offenen Platze, Licht und Luft würde in 
jeder Richtung freien Zutritt zu allen Räumlichkeiten haben. Leider ist 
aber bis jetzt trotz aller Verhandlungen mit der Stadtgemeinde keine 
absolute Sicherheit darüber zu erlangen gewesen, ob tatsächlich dieser 
Baugrund für den beabsichtigten Bibliotheksneubau wird zur Verfügung 
gestellt werden können. Es hängt da noch alles von der Genehmigung 
des Lageplanes der ganzen Gegend durch den böhm. Landesausschuß ab, 
welche bisher noch immer nicht definitiv erfolgt ist. 

Deshalb hat die Stadtgemeinde vor einiger Zeit der Regierung einen 
anderen Bauplatz für das Bibliotheksgebäude in Vorschlag gebracht, einen 
Bauplatz, der wohl einige Vorteile des eben besprochenen Platzes am 
Moldauufer vermissen läßt, aber sofort zu haben wäre. Dieser Baugrund 
liegt ebenfalls in der Nähe der Universitätsbaugründe, aber mehr im 
Inneren der Josefstadt, auf dem Platze vor der Geistkirche. Die Größe 
des Baugrundes würde genügen und das Bibliotheksgebäude stünde eben¬ 
falls nach allen Richtungen hin frei inmitten des Platzes. Allein die 
Breite der vier dasselbe flankierenden Straßen wäre eine geringe, das 
Gebäude würde zwischen hohen Mietsgebäuden wie in einem Schachte 
liegen und der Zutritt von Licht und Luft wäre sehr behindert. Selbst¬ 
verständlich besteht auf Seiten der Regierung wenig Geneigtheit, der 
Erwerbung dieses weniger geeigneten Bauplatzes näher zu treten, die 
Stadtgemeinde drängt aber auf baldige Entscheidung, nachdem dieselbe 
sofort an den Verkauf des ganzen Baublockes, in welchem dieser offerierte 
Bibliotheksbauplatz liegt, schreiten will. 

Es besteht also derzeit die große Schwierigkeit, daß ein weniger 
geeigneter, aber immerhin genügender Bauplatz für ein Bibliotheksgebäude 
in der Nähe der Baugründe für die neuen Kollegienhäuser der beiden 
Universitäten sofort zur Verfügung steht, während hinsichtlich der tat¬ 
sächlichen Möglichkeit der Überlassung des weit geeigneteren, seit 
Jahren für den Bibliotheksbau beanspruchten Bauplatzes am Moldaukai 
noch immer keine absolute Sicherheit besteht. So steht derzeit die An¬ 


gelegenheit und deshalb wurde oben gesagt, daß der infolge der augen¬ 
blicklich gegenüber der Frage der Erwerbung des Baugrundes für einen 
Bibliotheksneubau von Seiten des Finanzministeriums eingenommenen 
Haltung entstandene Schaden nicht allzugroß ist. Es muß eben erst die 


Vorfrage zur Entscheidung gelangen, welcher von den beiden Bauplätzen, 
die von der Stadtgemeinde für einen Bibliotheksneutiau zur Verfügung 


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Prag, Universitätsbibliothek — Trient — Standesfragen 




gestellt werden können, definitiv gewählt werden soll. Bis diese Ent¬ 
scheidung erfolgt sein wird, weht hoffentlich schon wieder ein anderer 
Wind im Finanzministerium und sieht sich dasselbe in der Lage, an die 
Erwerbung dieses Baugrundes zu schreiten. Freilich wird dann sofort 
zugegriffen werden müssen, denn in Prag und vor allem in der Nähe 
der Universitätsbaugründe, in welche der Bibliotheksbau doch gehört, 
wäre kein anderer irgendwie geeigneter Bibliotheksbauplatz mehr auf¬ 
zutreiben. 

Prag. Hofrat Dr. R. Kukula. 


Aus Trient 

Im Trentino vom 12. und 13. Dezember lesen wir einen ausführ¬ 
lichen Bericht über die Verhandlung gegen den Räuber des Dantekodex 

der Trientiner Seminarbliothek. Die Hs. war 1907 aus der Bibliothek 

% 

verschwunden und es war unser Kollege Oberziner, Stadtbibliothekar in 
Trient, der ihn in einem Antiquarkatalog der Florentiner Firma F. de 
Marinis & Co. entdeckte. Er machte alsogleich die Herren vom Seminar 
darauf aufmerksam, der Präfekt begab sich nach Florenz, der Kodex 
war aber derzeit in London. De Marinis ließ ihn zurückkommen und 
1909 nach Trient senden. Er trug nun einen anderen Einband und 
hatte auch einige andere kleine Attacken erfahren, die ihn unkenntlich 
machen sollten. Schließlich gelang es auch, den Dieb festzunehmen, einen 
ehemaligen, wegen seiner Aufführung entlassenen Diener des Seminars. 
Es stellte sich folgendes heraus. Der Dieb hatte den Kodex zuerst dem 
Brescianer Vizebibliothekar Soncini gezeigt, dieser bewertete ihn auf 
25 Lire, ein Brescianer Antiquar gab 50 Lire dafilr, de Marinis erwarb 
ihn um 500, verlangte selbst 10.000 dafür und die Gerichtssach¬ 
verständigen bewerteten ihn auf 12—15.000 Kl Der Dieb ward zu 
drei Jahren schweren Kerkers verurteilt. 


STANDESPRAGEN. 

Der Obmann des ö. V. f. B., Oberbibliothekar Prof. Dr. Wolkah, 
ist zum Obmann, der derzeitige Schriftführer, Dr. S. Schilder, in den 
Ausschuß des Verbandes der akademisch gebildeten Staatsbeamten ge¬ 
wählt worden. Die Zs. berichtet das mit Genugtuung. Dankbar muß man 
auch hervorheben, daß insbesondere Herr Prof. Wolkan seither und 
schon früher die energischesten Bemühungen nicht bloß im Interesse 
der Bibliotheksbeamten sondern überhaupt des ganzen Standes der 
Akademiker unter der Staatsbeamtenschaft entwickelt hat. Bekanntlich 
war es doch nicht zu verhindern, daß die ganze Gruppe der akademisch 
gebildeten Staatsbeamtenschaft, damit auch die ßibliotheksbeamten, nach 
dem vorliegenden und im ßudgetausschuß durchberatenen, jetzt aber 
vtieder vertagten Entwürfe am schlechtesten abschneiden, ungünstige 
Verhältnisse nur stabilisiert werden. Wo sind nun die Ansätze und 

14 


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202 


österreichische Rundschau — Standesfragen 


Wünsche unseres Tages vom 27. Februar 1910 (Zs. I, 29)? Endgültig 
entschieden ist ja hier nichts. Wollen wir immerhin noch hoffen! — 

Ober unsere Praktikantenfrage geben wir die folgenden Mitteilungen: 

Eine Abordnung der Praktikanten hat unter Führung des 
Herrn Professors Wolkan im November 1911 im Finanz- und im Unter¬ 
richtsministerium wegen der Beförderung in die 9. Rangsklasse vor¬ 
gesprochen. Hier wie dort erhielten sie die Versicherung tunlicher Be¬ 
rücksichtigung einschlägiger Eingaben der Vorstehungen. — Nach der Vor¬ 
lage über das Zeitavancement waren die Bibliothekspraktikanten in die Kate¬ 
gorie A, d. i. achtjährige Praktikantendienstzeit, dann Beförderung sogleich in 
die 9. Rangsklasse, eingereiht. Den Bemühungen des Herrn Professors Wol¬ 
kan ist es zu verdanken, daß diese Bestimmung im Staatsangestelltenaus- 
schusse gestrichen wurde und die Bibliothekspraktikanten genau so wie 
die übrigen Praktikanten mit vollständiger Hochschulbildung behandelt 
werden (drei Jahre Praktikant, vier Jahre in der 10. Rangsklasse, hierauf 
Beförderung in die 9. K’angsklasse). Nach der früher geplanten Be¬ 
stimmung wäre jeder Praktikant in acht Jahren um zirka 7000 K gegen¬ 
über den Beamten mit nur dreijähriger Praktikantendienstzeit und vier¬ 
jähriger Dienstzeit in der 10. Rangsklasse geschädigt worden. — — 

Nach all dem bleibt derzeit für die Bibliotheksbeamten des Staatsdienstes 
die einzige greifbare Errungenschaft der letzten Jahre die Regelung der 
Titelfrage. Es handelt sich hier allerdings um eine Äußerlichkeit, aber 
man braucht Titel nicht zu überschätzen und muß sie doch nicht ganz 
glcichgiltig finden, weder vom bureaukratischen noch vom sozialen Ge¬ 
sichtspunkt aus. Auf die Vorgeschichte der Sache ist bereits neulich 
hingewiesen worden (o. S. 182). In der Wiener Holbibliothek sind schon 
früher die antediluvianischen Titel immerhin durch modernere, analog 
denen der Beamten der Hofmuseen, ersetzt worden. Die meisten Kollegen 
dürften nun aber die gegenwärtige staatliche Regelung, die die Bezeichnung 
„Bibliothekar“ zur Grundlage nimmt, wirklich als die sachgemäße be¬ 
trachten und so wird man diesen kleinen ideellen Fortschritt gewiß mit 
Dank anerkennen. Allerdings möchten wir es nicht für ganz glücklich 
hallen, daß die 9. Rangklasse mit der 8., die im ganzen öffentlichen Dienst 
einen scharfen Einschnitt bi det, durch dieselbe Bezeichnung „Bibliothekar“ 
(7. „Oberbibliothekar“) zusammengekoppelt und nur durch den Zusatz: 
„erster“, beziehungsweise „zweiter Klasse“, der sozial gar nicht, im Amts¬ 
verkehr nur beschränkt anwendbar ist, unterschieden ward. 


DEUTSCHES REICH. 

AUS NORDDEUTSCHLAND. 

I 

Berliner Brief. 

\ 

Nantadt Ober Soll über norddeutsches Bibliothekswesen und seine Entwick¬ 
le Königliche ] un g geit Anfang 1911 referiert werden, so muß füglich Harnacka 
""iltothalc. i m Aprilheft der „Preußischen Jahrbücher“ erschienener Artikel 

über die Königliche Bibliothek den Beigen eröffnen. Den äußeren 


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Deutsches Reich — Berliner Brief 


203 


Anlaß bietet die im Dezember 1910 veranstaltete Zählung der Bücher 
der Königlichen Bibliothek, die einen Gesamtbestand von 1,401.956 
Bänden ergab; daran knüpfen sich Bemerkungen über den Anteil der 
einzelnen Fächer an dieser Gesamtsumme, über die Handschriften¬ 
abteilung, deren Stärke in den orientalischen Handschriften liegt, 
über die Verwaltung, das Personal und die gewaltige Benutzung, die 
mit 400.000 jährlich verliehenen und 300.000 im Lesesaal benutzten 
Bücher die der meisten Bibliotheken weit übertrifft 1 ) Aber natürlich 
sind es nicht diese statistischen Zusammenstellungen, die dem Artikel 
seine besondere Bedeutung verleihen; seine Tragweite liegt vielmehr 
in Harnacks Stellungnahme zu der Frage: Soll die Königliche 
Bibliothek Präsenzbibliothek werden? und zu dem Problem: Wo 
wird man Kaum finden, um die mit der wachsenden Bücherproduktion 
immer mehr anschwellenden Büchermassen unterzubringen ? 

Die Umwandlung der Königlichen Bibliothek in eine Präsenzbibliothek 
vermag Harnack nicht' zu befürworten. Er schließt sich mit seiner Ab¬ 
lehnung dem Urteil Mommsens an und erblickt wie dieser vom Stand¬ 
punkt des Gelehrten mit Recht einen Vorteil darin, bei einer wissen¬ 
schaftlichen Arbeit dauernd ein Buch zur Hand zu haben und immer 
wieder bis zu ihrem Abschluß nachschlagen zu können. Hinzu kommt, 
daß der Gelehrte, der zahlreiche Bücher aus der Bibliothek benutzen 
muß, nicht an die Bibliotheksstunden gebunden sein darf, sondern bis 
tief in die Nacht hinein mit ihnen arbeiten können muß. 

Es mag mir gestattet sein, hier von einem anderen Gesichtspunkte 
aus noch ein Argument gegen die Präsenzbibliothek geltend zu machen. 
Seitdem wir das Auskunftsbureau und den Leihverkehr mit seinen über¬ 
aus liberalen Bestimmungen besitzen, hat sich ein Austausch geistiger 
Güter entwickelt, wie er noch vor einem Jahrzehnt nicht für möglich ge¬ 
halten wäre. Ein Gymnasiallehrer, Arzt oder Geistlicher, der in einem 
kleinen schlesischen oder ostpreußischen Städtchen fern ab von den 
großen Bildungszentren die Studien seiner Universitätszeit fortsetzen 
möchte, kann sich nicht mehr darüber beklagen, daß er abgeschnitten 
ist von den „Quellen alles Lebens“. Die Schätze der Königlichen Biblio¬ 
thek stehen ihm ebenso gut zur Benutzung offen wie die der Breslauer, 
Göttinger, Königsberger usw. Universitätsbibliothek; findet er aber ein 
Buch, das er dringend zur Weiterführung einer Arbeit gebraucht, nicht 
in einer preußischen Bibliothek, so hat er in dem Auskunftsbureau ein 
Mittel, das Buch aus einer süddeutschen Bibliothek, aus München, Stra߬ 
burg, Stuttgart, oder aus Dresden, Hamburg, ja selbst Österreich zu 
erhalten. Alle diese Benutzungsmöglichkeiten, dies intensive In-Bewegung- 
Setzen bisher schlummernder, das Zum-Leben-Erwecken toter Bücher- 
massen, das wir der kraftvollen Initiative Althoffs verdanken, würden mit 
einem Schlage vernichtet sein, wenn die Königliche Bibliothek Präsenz¬ 
bibliothek würde. Denn scheidet die Königliche Bibliothek, der Grund- 

’) An der Wiener Universitätsbibliothek betrug im Jahre 1909/10 die Zahl 
der entlehnten Bände 53.413, die Zahl der in der Bibliothek benützten Bände 
459.188. Red. 

14* 


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204 


Deutsches Reich 


pfeiler des auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit aufgebauten Leihver¬ 
kehrs, aus dem Gebäude der deutschen Gesamtbibliothek aus, se fällt 
dies in sich zusammen. Die Entwicklung des deutschen Bibliothekswesens 
drängt vielmehr nach meinem Dafürhalten auf ein anderes Ziel, nämlich 
Präsenzbibliotheken, die jetzt als solche die Entleihung nach auswärts 
grundsätzlich ablehnen, umzuwandeln in Bibliotheken, die wenigstens 
solche Bücher, die sich nur in ihrem Besitz befinden und vom Aus- 
kunttsbureau in keiner anderen Bibliothek ermittelt werden können, der 
Entleihung zugänglich machen. 

Die Nachteile, die das Verleihen der Bücher im Gefolge hat, sind 
allerdings nicht zu verkennen; aber es kann nach Harnack Abhilfe ge¬ 
schaffen werden dadurch, daß die Berliner Universitätsbibliothek, die 
seit Einführung der Bibliotheksgebühren über große Mittel verfügt, sich 
zu einer zweiten großen Zentralbibliothek entwickelt. Etwa nach 10 Jahren 
— so rechnet Harnack —, wird man der Aufgabe, eine der beiden Biblio¬ 
theken oder wenigstens Teile derselben in eine Präsenzbibliothek uw- 
zugestalten, näher treten können. 

Von noch größerer Tragweite als diese Ausführungen über die Frage, 
ob Präsenz- oder Ausleihe-Bibliothek, ist Harnacks Ansicht über das An¬ 
schwellen der Bücherproduktion und über die Aufgaben, die sich daraus 
für die Bibliotheken ergeben. Mit den beherzigenswerten Worten, daß 
Bibliotheken keine Museen und Raritätenkabinette, daß Bücher nicht dazu 
da sind „konserviert“, sondern benutzt zu werden, hat Harnack wohl 
jedem Bibliothekar aus der Seele gesprochen. Wer aber mit Harnack in 
diesem Grundsatz ein bibliothekarisches Axiom erblickt, wird ihm auch 
zustimmen, wenn er eindringlich vor dem Idol der absoluten Vollständig¬ 
keit warnt: ,,Das Vortreffliche und Brauchbare muß er wie bisher in 
möglichster Vollständigkeit sammeln, aber von allem übrigen muß er 
Typen auswählen; denn nur als Gattung, nicht als Individuum hat ein 
großer Teil des Gedruckten für die Kulturgeschichte noch einen Wert.“ 
Für die Praxis ergibt sich nach Harnack die Konsequenz, die er gegen 
Ende seines Artikels in die Worte zusammenfaßt: „Man wird überall *n 
den großen Bibliotheken zu einem neuen System der Aufstellung kommen, 
man wird darauf verzichten, wie bisher alle Bücher räumlich an einem 
Ort zusammen zu halten; man wird auf Grund einer negativen Statistik 
alle die Bücher, die garnicht oder ganz selten gebraucht werden, in 
großen Magazinen, d. h. in feuerfesten Baracken unterbringen. Diese 
Baracken können 20—30 Kilometer von der Bibliothek entfernt sein und 
auf dem Lande liegen, wo der Grund und Boden billig ist. Durch einen 
Automobilverkehr — ein oder zweimal am Tage — werden sie mit def 
Bibliothek in Verbindung bleiben; der Betrieb wird leicht und billig 
sein.“ 1 } 

Auch für die Beurteilung einer anderen Frage, zu der ich jei*t 
übergehe, ist der Gesichtspunkt, daß die Bibliotheken in erster Lime 
die Aufgabe haben, das in ihnen angehäufte geistige Kapital siaa- 


’) Vgl. dagegen diese Zs. n, 183 mit Anm 
Anschauung vertreten wird. 


Red 


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Berliner Brief 


tragend nü verwerten, aber nicht der Ansammlung toter Bücher- 
maSsen zu dienen, von ausschlaggebender Bedeutung. Man wird die 
Frage einer zu schaffenden „Reiehsbibliothek“ anders beantworten, Rel*s- 
je nachdem man auf die Konservierung oder auf die Nutzbarmachung hlbllothek 
der Bücher den größeren Nachdruck legt. 

Im Juniheft des Zentralblattes für Bibliothekswesen bespricht Schwenke 
die Denkschrift eines sächsischen Verlegers, in der der Plan einer in 
Leipzig zü gründenden „Reichsbibliothek“ befürwortet wird. 1 ) Die neue 
Bibliothek soll die Erzeugnisse des deutschen Buchhandels itl möglichster 
Vollständigkeit sammeln, und Zwar soll dies Ziel erreicht werden durch 
freiwillige Abgabe der Verleger, soweit keine Pflichtlieferungen bestehen, 
und durch Überweisung eines der Pflichtexemplare seitens der Staaten, 
in denen der Pflichtexemplarzwang existiert. Die Bibliothek ist nicht als 
Präsenzbibliothek gedacht, vielmehr soll ihre Benützung hauptsächlich 
durch Ausleihen erfolgen; die Versendung nach auswärts hofft man auf 
dem Buchhändlerweg durch Kommissionäre und Sortimenter erfolgreich 
organisieren zu können. 

Die Schwächen des Plans liegen auf der Hand und sind von Schwenks 
zutreffend gekennzeichnet worden: sie liegen vor allem in der Freiwillig¬ 
keit der Leistung, die eine Vollständigkeit selbst bei den Neuerscheinun¬ 
gen niemals zuwege bringen kann, in der irrigen Annahme, daß die 
Staaten, die ein Anrecht auf Lieferung von Pflichtexemplaren haben, zu¬ 
gunsten der Reiehsbibliothek auf eines dieser Exemplare ohne Gegen¬ 
leistung verzichten werden und in der geringen Bürgschaft, die def in 
Aussicht genommene buchhändlerisehe Weg dem Benutzer in Bezug auf 
schnelle und sichere Besorgung bietet. 

Dennoch, meine ich, sollte man den Gedanken einer „Reichsbiblio 1 - 
thek“ freudig begrüßen. Man sollte den Plan der Gründung eines In¬ 
stituts, das die Aufgabe erhielte, die moderne deutsche Literatur in mög* 
lichzter Vollständigkeit zu sammeln, mit allen Mitteln fördern und eine 
neue Bibliothek, die im Verein mit unsern vielen herrlichen Landesbiblio»- 
theken, in deren reicher Mannigfaltigkeit ich einen entschiedenen Vorzug 
des deutschen Bibliothekswesens erblicke, unsere Aufgaben lösen hilft, im 
Kreise ihrer Schwestern willkommen heißen. Würde nicht gerade die 
Königliche Bibliothek dankbar sein müssen, wenn ihr die drückende 
Pflicht, unbedeutende und minderwertige, für die Wissenschaft jeden¬ 
falls gleichgültige Publikationen zu sammeln, abgenommen würde ? Wenn 
ihr auch auf dem Gebiet der deutschen Literatur die hohe Aufgabe lü¬ 
gewiesen würde, die Spreu vom Weizen zu sichten Und nur um Har- 
nacks Worte zu gebrauchen — das „Vortreffliche und Brauchbare“ äüs- 
zuwäblen ? Würden nicht auch die Universitätsbibliotheken erleichtert auf- 
atfflen, Wenn sie nicht mehr wie jetzt jedes minderwertige Druckerzeugnis, 
jeden Badeanzeiger, Kalender, jeden Bericht des Dorfoberhauptes von 
PesOmuokcl usw. aufzubewahren und zu katalogisieren brauchten1 Gewiß, die 
Universitätsbibliotheken sollen zugleich auch Landesbibliotheken sein, 

*) Vgl. diese Zs. II, 159; doch ist das Unternehmen in der Tat bereits in 
die Wege geleitet; Börsenblatt Nr. 881. Red. 


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206 


Deutsches Reich 


Besamt- 

katalog. 


aber darunter verstehe ich nicht, daß sie die Provinzliteratur in all ihren 
teilweise recht unerfreulichen Erscheinungen vollständig sammeln sollen, 
sondern daß sie ihre reichen Schätze an wissenschaftlicher Literatur in 
jeden, auch den entferntesten Winkel ihrer Provinz, wo immer ein Be¬ 
dürfnis nach geistiger Arbeit vorhanden ist, in liberalster Weise hinein¬ 
tragen und dadurch dem Lande nutzbar zu machen bemüht sind. 

Freilich müssen wir auch unsere moderne Literatur der Nachwelt 
aufbewahren, aber m. E. auf anderem Wege als es jetzt geschieht. Das 
Ideal wäre eine „Reichs-Pflichtexemplar-Sammelstelle“, der durch Reichs¬ 
gesetz alle Erzeugnisse des modernen deutschen Verlages und Buch¬ 
drucks in mindestens zwei Exemplaren zugehen müßten. Eine solche 
Sammelstelle würde am besten nicht räumlich, wohl aber organisatorisch 
der Königlichen Bibliothek angegliedert werden ; dieser müßte, ebenso 
wie den übrigen Landesbibliotheken, das Anrecht auf eins der ihnen 
bisher als Pflichtlieferung zugegangenen Exemplare gewahrt bleiben, 
andererseits die Freiheit eingeräumt werden, entbehrliche Bücher an die 
Sammelstelle abzugeben. Auf ganz billigem Gelände 1 ) in Form eines 
Riesenschuppens — der ja der architektonischen Schönheit nicht zu ent¬ 
behren brauchte — errichtet, würde die Sammelstelle ein Bücherdepot 
darstellen, das allen deutschen Bibliotheken gleichzeitig zu ihrer Ent¬ 
lastung wie zu gelegentlicher Ergänzung dienlich sein könnte. Die Bücher 
der Sammelstelle müßten in der denkbar einfachsten Weise magaziniert 
und katalogisiert werden. Man mache sich einmal klar, was für eine 
enorme Ersparnis an Verwaltungskosten — von der Raumfrage ganz ab¬ 
gesehen — dabei für die wissenschaftlichen Bibliotheken herausspringen 
würde: die ganze Arbeit des Einziehens der Pflichtexemplare, die dann 
nur einmal und an einer Stelle erledigt würde, wäre ihnen abgenommen, 
die Akzessions-, die Buchbinder-Journale und die Kataloge wären von 
dem Ballast der minderwertigen Literatur befreit. 

Wird sich dies Ideal verwirklichen lassen ? Wird der Widerstand 
des deutschen Buchhandels gegen ein Reichs-Pflichtexemplargesetz jemals 
zu überwinden sein ? Ich fürchte, nein. Deshalb sollte man den Plan der 
sächsischen Buchhändler, eine „Reichsbibliothek“ durch freiwillige Ab¬ 
gaben zu schaffen, nicht grundsätzlich bekämpfen; man sollte vielmehr 
versuchen, ihn so umzugestalten, daß die wissenschaftlichen Bibliotheken 
dabei ihre Rechnung finden, und durch entgegenkommendes Mitarbeiten 
an der Durchführung des Planes bestimmte Gegenleistungen, z. B. die 
organisatorische Angliederung an die Köntgliche Bibliothek und etwa 
eine Erhöhung der Anschaffungsfonds der Landesbibliotheken aus Reichs¬ 
mitteln zu erwirken suchen. 


An dieser Frage des Ausscheidens minderwertiger Pflichtexem¬ 
plare aus unseren wissenschaftlichen Bibliotheken ist auch der Ge¬ 
samtkatalog in erheblichem Maße interessiert. Einmal wegen der 
großen Kosten, die die Verzeichnung der wenig benutzten und minder-, 
wertigen Bücher schon jetzt, wo wir es nur mit dem handschrift¬ 
lichen Gesamtkatalog zu tun haben, verursacht Wir müssen ^romer 


l ) Althoff dachte bekanntlich an die Lüneburger Heide. 


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Berliner Brief 


207 


bedenken, daß, seitdem wir den Gesamtkatalog haben, zu den an sich 
nicht geringen Aufwendungen, die beispielsweise ein Band aus Meyers 
Groschenbibliothek, ein Reclam-Heftchen oder die verschiedenen Aus¬ 
gaben von Schulbüchern (Ausg. A, B, C, D, für Volksschulen, für 
Mädchenschulen, für untere, obere Klassen usw. usw.) bei ihrer Ein¬ 
tragung in die Kataloge der Einzelbibliothek notwendig macht, jetzt 
auch noch die Kosten ihrer Verzeichnung im Gesamtkatalog hinzu¬ 
kommen. Nun kann man, solange die Pflichtexemplare über ganz 
Deutschland zerstreut in den verschiedenen Bibliotheken aufbewahrt 
werden, geltend machen, daß eine Stelle da sein muß, die den Fundort 
der Pflichtexemplare, wenn einmal nach ihnen gefragt wird, nach¬ 
weist: das ist der Gesamtkatalog und das auf ihm basierende Aus¬ 
kunftsbureau. Werden indessen alle Pflichtexemplare des Deutschen 
Reichs an einer Stelle aufbewahrt, so ist dieser Grund für ihre Auf¬ 
nahme in den Gesamtkatalog hinfällig: wird beim Auskunftsbureau 
nach neueren deutschen Pflichtexemplaren gesucht, so ist die Ant¬ 
wort durch eine Anfrage bei der „Zentralsammelstelle“ — die natür¬ 
lich an das Auskunftsbureau angeschlossen sein müßte — sofort 
zur Hand. 

Wesentlich schwerer fällt diese Frage des Ausscheidens minder¬ 
wertiger Literatur für den Gesamtkatalog ins Gewicht, wenn wir an 
seine Drucklegung denken. Je wertvoller die in den Bibliotheken auf¬ 
bewahrten Bücherschätze sind, um so wertvoller ist auch der Gesamt¬ 
katalog; je mehr Ballast, je mehr für die Wissenschaft nutzlose 
Bücher die Bibliotheken enthalten, um so weniger läßt sich der Druck 
des Gesamtkatalogs rechtfertigen. Durch den Fortfall der Pflicht¬ 
exemplare werden die Kosten des Drucks des Gesamtkatalogs ganz 
erheblich vermindert, wird der Wert des Unternehmens gesteigert. 
Erst dann wird man die stolzen Worte Garnetts, die dieser auf den 
Katalog des Britischen Museums bezog: „Er gebe ein Verzeichnis der 
ganzen wirklich wertvollen Literatur aller Zeiten“, auch auf den 
Gesamtkatalog anwenden können, und, wie mir scheint, mit weit 
größerem Recht. 

Allerdings nur dann, wenn es sich um den deutschen Gesamt¬ 
katalog handelt. Wir sind ja nun glücklicherweise, seitdem das 
preußische Unternehmen einen so erfreulichen Fortgang nimmt — 
die Versendung der Katalogkapseln ist bis zum Abschnitt „Kol M - 
gediehen —, in der Lage, uns bei der Gesamtkatalogfrage nicht mehr 
auf theoretische Erörterungen beschränken zu müssen, sondern stehen 
auf dem sehr festen Boden der Tatsache, daß der handschriftliche 
preußische Gesamtkatalog in 7 Jahren fertig sein wird. Dann tritt 
die Frage an uns heran: Soll der Gesamtkatalog gedruckt werden?- 
Mein Ceterum censeo geht dahin: der Gesamtkatalog muß gedruckt 
werden und wird gedruckt werden; der Druck sollte aber wenn möglich 
nicht eher begonnen werden, als bis die reichen und wertvollen 
Bestände der großen mittel- und süddeutschen Bibliotheken dem 
handschriftlichen Zettelkatalog einverleibt sind. 


I 


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Man wird dem entgegenhalten, daß das nur schwer erreichbar, 
wenn nicht gar eine Utopie sei; ich weiß auch wohl, daß sehr gewich¬ 
tige Meinungen dahin gehen, der deutsche Gesamtkatalog sei nur 
durchführbar, wenn erst der preußische Gesamtkatalog fertig ge¬ 
druckt Vorlage. 1 ) Ich bin darüber anderer Ansicht, und stütze mich 
auf die Erfahrungen, die bei der Geschäftsstelle des Gesamtkatalogs 
mit der Vergleichung der Kataloge von Hannover und Leipzig ge¬ 
macht worden sind. Wie auch im letzten Jahresbericht der Berliner 
Königlichen Bibliothek hervorgehoben ist, verläuft die Arbeit für 
beide Teile außerordentlich befriedigend; das will, vom Standpunkt 
der beiden Bibliotheken gesprochen, besagen, daß ihre Kataloge durch 
die Vergleichung mit dem Gesamtkatalog und die Ausnutzung der 
hier geleisteten bibliographischen Arbeit einen Grad von Verbes¬ 
serung erfahren, der den Gedanken an das Aufgeben der Arbeit 
den Leitern der Bibliothek als eine Schädigung der Interessen ihres 
Instituts erscheinen läßt 

Daß nicht alle Bibliotheken im Besitz von Zettel- oder Blatt¬ 
katalogen sind, die sich bequem nach Berlin verschicken lassen, ist 
kein Gegengrund. Eine Notwendigkeit, die Vergleichung in Berlin 
vorzunehmen, liegt nicht vor. Wer seinen Bandkatalog nicht zerlegen 
und in kleinen Partien versenden will — obwohl die Menge der vor¬ 
zunehmenden Verbesserungen eine Zerlegung wahrscheinlich doch 
notwendig machen würde —, wird den Gesamtkatalog abschnittweise 
natürlich auch zugesandt erhalten können. Es kommt eben, bei der 
Verschiedenheit der Katalogverhältnisse, darauf an, durch Verein¬ 
barung zwischen der Einzelbibliothek und dem Gesamtkatalog den 
einfachsten, billigsten und schnellsten Weg zu finden, der geeignet 
int, das Mehr der betreffenden Bibliothek dem handschriftlichen 
Zettelkatalog zuzuführen und dadurch zu erreichen, daß der m 
druckende Gesamtkatalog die Bestände auch dieser Bibliothek mit 
umfaßt. Richard Fink. 


AUS sOddeutschland. 

Münchner Brief. 

Bcifln und Im Berliner Tagblatt Nr. 647 vom 26. Oktober 1911 bat Schweobt 
MQndran. einen Artikel »Von der Königlichen Bibliothek“ erscheinen lassen, 

der sich nach Harnacks Muster (vgl. „Aua Wissenschaft und Leben“ 1- 
Reden und Aufsätze, Neue Folge, Bd. 1, S. 127— 138) die Aufgab# 
gestellt hat, durch eine Darstellung des Betriebes und der Leistungen 
' dieser Bibliothek bei einem größeren Publikum ein lebhafteres, wenn 
möglich opferwilliges Interesse zu erwecken. In einer Zeit, wo die 
•taatliohen Mittel nicht mehr recht ausreichen wollen, wird eine 
solche werbende Tätigkeit im Sinne Bodes des ungeteilten Beifall* 
sicher sein dürfen, da sie einer durchaus sympathischen Auffassung 
der weiteren Pflichten eine» Sammlungaleiters entspringt. Nun hat 

') Vgl. Milkau, Zentralkataloge und Titddiuck«. 1898, S. 145. 


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Münchner Brief 


20» 


aber Schwenke, um die Vorzüge seiner Bibliothek umso stärker 
herausauheben, vor allem die Hof- und Staatsbibliothek in München 
zum Vergleich herangezogen und sie dabei in einem sehr un¬ 
günstigen Lichte erscheinen lassen. Auf das unkritische, aber umso 
zahlreichere Publikum des Berliner Tageblatts muß die Schwenkesche 
Darstellung den Eindruck machen, als ob es sich bei der K. Hof- 
nnd Staatsbibliothek um eine ehemals wohl bedeutende, jetzt aber 
durch Mangel an Mitteln und Leistungsfähigkeit stark herunter¬ 
gekommene Anstalt handle. Es ist wohl ohne weiteres verständlich, 
daß es für die K. Hof- und Staatsbibliothek nicht erfreulich ist, 
in dieser Weise als Folie zu dienen — vgl. dazu den Fall Schwenke- 
Segner, Bd. 1, S. 63 dieser Zeitschrift — und daß unter ihren Biblio¬ 
thekaren eine lebhafte und starke Mißstimmung entstand; denn 
falsche Vorstellungen, besonders wenn sie auf fachmännische Dar¬ 
stellung sich gründen, sind auf diesem Gebiet leichter hervorgerufen 
und fassen rascher Wurzel als es möglich ist, Bie wieder zu bannen. 
Einwandfrei sind die Ausführungen Schwenkes über die Bedeutung 
der Kgl. Bibliothek in Berlin durchaus nicht, selbst nicht in ihren 
zahlenmäßigen Grundlagen; es besteht an dieser Stelle nicht die 
Möglichkeit, genauer darauf einzugehen, in wie weit sie einem 
kritischen Zusehen stand au halten vermögen; ich beschränke mich 
hier darauf, kurz auf den Zweck einzugehen, zu dem auch der an¬ 
gesogene Aufsatz verfaßt war. Seit einiger Zeit ist bekannt, daß 
Unterhandlungen wegen der Begründung einer alles deutsche Schrift¬ 
tum möglichst vollständig umfassenden Reichsbibliothek schweben; 
Schwenke sucht nun als Fortsetzung zu seinem ablehnenden Artikel 
gegen diesen Plan im Zentralblatt für Bibliothekswesen, Band 28 
(1911), S. 263—266, jetzt auch vor einem größeren Publikum den 
Nachweis zu erbringen, nicht daß die K. Bibliothek in Berlin die 
gegebene Reichsbibliothek wäre, sondern daß sie praktisch schon 
seit langem eine solche sei. Dafür habe man im Reich nicht nur 
die Pflicht des platonischen gratiam habere, sondern des realeren 
grätias agere, am besten wohl in der Form eines Reichszuschuasee. 
Nun ist ja nach Schwenkes Zahlen die Benützung in Berlin mit 
274.000 (Lesesaal) -f- 244.000 (Entleihung) ■= über eine halbe Million 
Bände sehr stattlich. Neben dieser starken Benützung am Ort fällt 
die Versendung außerhalb Berlins mit 50.000 Bänden doch schon 
lehr ab; davon aber bleiben wieder 30.000 Bände innerhalb Preußens 
und auf das Reich treffen nur 8000 Bände, ein bares Sechzigstel 
des Berliner Ortsumsatzes. Ich kann nicht finden, daß man auf 
Grund solcher Leistungen mit Recht den Anspruch zu erheben 
vermag, als Reichsbibliothek zu gelten. Auch die K. Hof- und 
Staatsbibliothek in München versieht Uber die Grenzen Bayerns 
hinauB in Süddeutschland bis recht weit gegen Norden hinauf an 
ihrem Teil mit gleicher Liberalität wie ihre jüngere Schwester an 
der Spree die Funktionen einer Zentrale und manche Bibliothek 
weiß, daß von München aus sehr viel und zwar gerade auch mit 
schwer zu beschaffender älterer Literatur geholfen wird» auch wenn 


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210 


Deutsches Reich 


eine amtliche Statistik noch nicht vorliegt Nach den Nachrichten 
der letzten Tage scheint der Plan, die Reichsbibliothek in Leipzig 
zu gründen, die besten Aussichten auf Verwirklichung zu haben. 
Da das Unternehmen vor allem doch auch mit der Opferwilligkeit 
der deutschen Verleger rechnet, kommt wohl in erster Linie als 
Sitz dieser neuen Reichsanstalt Leipzig, der Mittelpunkt der Organi¬ 
sation des deutschen Buchhandels, in Betracht. Dieser Umstand 
wiegt wohl schwerer als die Entleihungsziffern der K. Bibliothek 
in Berlin, denn der Leihverkehr von Bibliothek zu Bibliothek wird 
vor allem mit Hilfe des Auskunftsbureaus der Deutschen Biblio¬ 
theken auszugestalten sein. 

Bibliothek*- Vom Wintersemester 1911V12 an werden auch an den bayeri- 
gebQhren. sehen Universitäten, an der Technischen und der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Benützungsgebühren von Mk. 2.50 für das Semester erhoben. 
Die Studenten bezahlen diese Abgabe ohne Ausnahme bei der Im¬ 
matrikulation oder der Erneuerung der Legitimationskarte, die 
Hörer und alle übrigen Benützer nur dann, wenn sie die Bibliothek, 
als Leser oder Entleiher, wirklich benützen. Wer die Gebühr an 
einer Bibliothek bezahlt hat, braucht sie an einer weiteren nicht 
nochmals zu entrichten. Frei von dieser Abgabe sind die bayeri¬ 
schen Behörden für amtliche Zwecke und die Dozenten und Be¬ 
amten der bayerischen Hochschulen. Nach den bisherigen Benützungs¬ 
ziffern erwartet die hiesige Universitätsbibliothek einen Ertrag von 
35—40.000 Mk., wodurch ihr Anschaffungs- und Bindeetat um das 
doppelte erhöht würde Die eine Hälfte dieser Summe soll für Ein¬ 
richtungen verwendet werden, die den Studenten zugute kommen, 
die andere Hälfte verstärkt den allgemeinen Anschaffungsfond (vgl. 
Ruepprecht in den Münchener Neuesten Nachrichten vom 19. Oktober 
1911, Nr. 490, Generalanzeiger.) 

Württemberg. Im Laufe des April ist an der K. Landesbibliothek in Stutt- 
General- gart in aller Stille eine gewaltige Arbeit zu Ende geführt worden, 
katalog der die mit ihren Vorbereitungen fast ein Jahrzehnt in Anspruch ge- 
Landes- nommen hat und in all diesen Jahren eine starke Belastung der 
blbllothek. bibliothekarischen Kräfte bedeutete: Es ist die Aufstellung eines 

neuen alphabetischen Generalkatalogs zur allgemeinen Benützung. 
Bis dahin stand den Benützern der Landesbibliothek nur ein Real¬ 
katalog über den gesamten Bestand zur Verfügung, der durch alpha¬ 
betische Kataloge der einzelnen Fächer ergänzt wurde. Jetzt sind 
diese Teilalphabete zu dem einen durchlaufenden Alphabet des 
neuen Generalkatalogs vereinigt worden. Nur einige Beschränkungen 
hat sich der neue Katalog gefallen lassen müssen; die Einträge sind 
möglichst kurz gehalten — z. B. wird bei größeren Sammelwerken 
wie Engelhorns Romanbibliothek der Inhalt im einzelnen nicht an¬ 
gegeben — und die Fachkataloge gewisser Gruppen, wie der Bibel¬ 
sammlung, der Deduktionen, der Familienpredigten u. a., wurden 
aus praktischen Gründen nicht aufgenommen. Da aber neben dem 
General katalog die sämtlichen Sachkataloge wie bisher zur Ver¬ 
fügung stehen, werden diese Beschränkungen wohl kaum sehr fühlbar 


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Münchner Brief 



werden und der neue Katalog seiner Bestimmung durchaus gerecht 
werden. Statt der sonst in Gebrauch stehenden schweren Katalog¬ 
bücher ist der neue Katalog in der Form eines Zettelkatalogs mit 
länglichen Blättern gehalten, die durch einen einfachen Mechanis¬ 
mus zu handlichen Bänden — bis jetzt gegen 1200 zu 380 Blatt — 
zusammengefaßt werden; das Auswechseln einzelner Blätter ge¬ 
schieht leicht und schnell durch öffnen des Verschlusses, der im 
übrigen sich als durchaus verlässig erwiesen hat. Eine „Kurze An¬ 
leitung zum Gebrauch des alphabetischen Generalkatalogs“ gibt 
Aufschluß über Verwendung des Katalogs im allgemeinen, über 
die Reihenfolge der Verfasser, sowie der ersten OrdnungsWörter 
und über die Reihenfolge der Titel, welche unter demselben Ver¬ 
fasser oder Ordnungswort stehen. Auf die einzelnen Bestimmungen 
dieser Anleitung einzugehen ist hier nicht der Ort; es sei nur noch 
bemerkt, daß sie zunächst dazu bestimmt sind, dem praktischen Ge¬ 
brauch des Katalogs, wie er jetzt ist, zu dienen ; das allinählige 
Anwachsen des Katalogs wird später auch einen weiteren Ausbau 
der Anleitung zur Folge haben. Der K. Landesbibliothek aber 
darf man schon jetzt Glück wünschen zu dieser schönen Leistung, 
deren Vorteile von den Benützern mit herzlichem Dank gegen den 
Vorstand der Bibliothek, Oberstudienrat Professor Dr. Steiff und 
den Leiter dieser Arbeit, Bibliothekar Professor Dr. Bonhöffer, den 
bekannten Epiktetforscher, mehr und mehr werden empfunden 
werden. 

Da die Bestimmungen über die Ablieferung der Freiexemplare 1 ), 
welche Einrichtung in Württemberg seit dem Preßgesetz von 1817 
besteht, im Laufe der Jahre mancherlei Wandlungen durchgemacht 
haben, hat Regierungsrat Neuschier in einer dankenswerten, juri¬ 
stischen Abhandlung, „Ablieferung von Freiexemplaren der in 
Württemberg gedruckten Druckschriften an die Kgl. Landesbiblio¬ 
thek“ eine übersichtliche Darstellung des derzeitigen Rechtszustandes 
veröffentlicht; vgl. Zeitschrift für die Freiwillige Gerichtsbarkeit 
und die Gemeindeverwaltung in Württemberg. 53 (1911), Nr. 4, 
S. 114—123. Ein Hauptunterschied z. B. gegenüber dem bayerischen 
Pflichtverlaggesetz besteht darin, daß der Drucker, und nicht der 
Verleger, zur Abgabe der Freiexemplare verpflichtet ist und daß 
somit auch Privatdrucke unter die gesetzlichen Bestimmungen fallen. 
Seit 1899 ist die Kgl. Landesbibliothek ermächtigt, für das ihr 
zu liefernde Exemplar einer Druckschrift, deren Ladenpreis sich 
auf mehr als 30 Mk. beläuft, dem zur Abgabe verpflichteten Buch¬ 
drucker auf Verlangen die Hälfte des überschießenden Betrags zu 
vergüten. 

Anschließend an diese Abhandlung hat A. Dru^kenmüller in 
einem kurzen Aufsatz „Die Freiexemplare der Landesbibliothek“ 
(a. a. O. Nr. 6, S. 186—188) darauf hingewiesen, daß schon lange 


*) Die« ist der gesetzliche Ausdruck; Pflichtexemplare sind die Drucksachen, 
welche aus preßpolizeilichen Gründen unentgeltlich an die Polizeibehörde abzu¬ 
liefern sind. 


Fralnem- 

plars. 


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212 


Deutsches Reich — Münchner Brief 


vor dem Preßgesetz von 1817 eine derartige Verpflichtung bestand. 
„Ein Reskript vom 16. Juli 1737 verordnete, daß die Buchhändler 
ein jährliches Verzeichnis der von ihnen veröffentlichten Neuig- 
keiten, die Buchdrucker aber ein Pflichtexemplar aller im Lande 
erscheinenden Bücher abzuliefern haben. Die Bibliothek, die auf 
dieee Weise bereichert werden sollte, war nicht die öffentliche, 
spätere Laudesbibliothek, die erst im Jahre 1765 gegründet wurde, 
sondern die Fürstliche Bibliothek.“ (Vgl. darüber A. Druckenmüller, 
Der Buchhandel in Stuttgart seit Erfindung der Buchdruckerkunst 
bis zur Gegenwart. Stuttgart 1908, S. 67 und 163 ff.) 
fishaitsr. Im Laufe des Sommers hat sich die württembergische Volksver- 

Rsuordnung. tretung mit einer Neuordnung der Bezüge der Staatsdiener, der Lehrer 

an höheren Schulen, usw. beschäftigt, die im August Gesetzeskraft 
erlangt hat. Durch diese neuen Bestimmungen sind auch die Gehaltsver¬ 
hältnisse der Beamten und Unterbeamten der Bibliotheken geändert 
worden; sie sind jetzt die folgenden: 1.) Oberbibliothekar: 4200— 
4700-5200—6700-6200—6700—7200 Mk. 2) Bibliothekar: 4000 
—4400-4800—6200—5600-6000 Mk. 3.) Hilfsbibliothekar: 2800 
-3200-3600-4000-4400—4700 Mk. 4.) Expeditoren: 8800- 
3100-3400-3700—4000-4300—4700 Mk. 5.) Bibliothekssekretäre: 
2600—8800—3000-3300—3700—4100 Mk. 6.) Hausmeister: 1300- 
1400-1500—1600—1700-1800—1900 Mk. 7.) Buchbinder: 1300- 
1400-1500-1600—1700-1800 1900 Mk. 8.) Heizer: 1300-1400 

-1500—1600-1700- 1800-1900—2000 Mk. 9.) Diener: 1300- 
1400-1600-1600-1700—1800 Mk. Dazu kommt Wohnungsgeld 
und zwar für 1.) von 600, für 2.) von 600, für 3.), 4.) und 5.) ton 
400, für 7.) und 9.) Von 280 Mk.; 6.) und 8.) haben freie Wohnung, 
Heizung und Beleuchtung. Die Vorrückung findet je nach 8 Jahren 
statt. 

Mit dieser neuen Regelung der Gehälter erreichen auch itt 
Württemberg die Universitätsbibliothekarc die Gleichstellung mit 
ihren Kollegen an der Landesbibliothek. Bedauerlich ist die man* 
gelnde Schätzung der Tätigkeit des Bibliothekars in leitehder Stöllej 
der in seinem Gehalt hinter den Rektoren der Vollanstalten Und 
den Regierungsräten mit 6200 - 7200 Mk. und 600 Mk. WohnüngÄ* 
geld erheblich zurüoksteht; gar nicht damit zu vergleichen ist der 
Gehalt des Direktors des Geh. Haus- und Staatsarchivs, der von 
6800—8400 Mk. und 800 Mk. Wobnüngsgeld steigt. So angenehm 
die Steigerung ihrer Gehälter gerade jetzt von den wütttembergischea 
Kollegen empfunden werden wird, so bleibt doch auch hier „em 
Erdenrest zu tragen peinlich“. — 

Weiteren Stoff, der für diesen Brief gesammelt war, muß i«*> 
mit Rücksicht auf den Raum für das nächste Mal zurtiokstellen. 

München. O. Glauning 


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Rundschau der Fremde — Französischer Brief 


5213 

RUNDSCHAU DER FREMDE. 

FRANZÖSISCHER BRIEF. 

Die Revue des Biblioth&ques, XXI (1911), p. 74—83, veröffent- BlbHothfeque 
licht den Bericht an das Unterrichtsministerium über die Biblio- National«, 
theque Nationale im Jahre 1910. Der Administrateur general 
M. Henry Marcel klagt immer wieder über die ungenügenden Mittel. 

Davon erfährt man nun auch schon in weiteren Kreisen, vgl. den 
Artikel im Temps vom 26. Sept. 1911. Das Personal hat seit 25 Jahren 
nahezu keine Erhöhung erfahren, ebenso sind die Räume seit 11 Jahren 
ungefähr dieselben geblieben und der Raummangel läßt zu verhängnis¬ 
vollen Hilfsmitteln greifen: so z. B. Aufstellung der Bücher in Doppel¬ 
reihen. Man müßte die Zeitschriften der Provinz, die viel Raum 
in Anspruch nehmen, anderswo unterbringen. Die Mangelhaftigkeit 
der technischen Einrichtungen verlangsamt die Bücherausgabe. 

Nachstehend der Tätigkeitsbericht der einzelnen Departements. 

A. Druckabteilung. In der Salle de travail 186.990 Leser, 

572.168 Bände; in der Salle publique 34.906 Leser, 52.327 Bände; 
in der Salle de geographie 2405 Leser, 29.20 Stücke. — Zuwachs. 

1. Pflichtexemplare: Bücher und Broschüren 5792 Seine, 10.220 De¬ 
partements; Zeitungen und andere Periodika ca. 160.000, beziehungs¬ 
weise 380.000; Musikalien 6507, beziehungsweise 200; Wahl¬ 
plakate 11.480 Departements. 2. Neuerwerbungen: Ausländische 
Werke 12.225, ältere Werke 87, ausländische Zeitschriften 72.000. 

3. Geschenke: Mehr als 6000 Bände. Unter den Spenden sind her¬ 
vorzuheben: von M. Em. Picot ungefähr 1000 rumänische Werke; 
von M. Georges Herelle, dem bekannten Übersetzer, 450 Bände mo¬ 
derner italienischer und spanischer Romane und Gedichte; von der 
Schola Cantorum 253 Partituren, Stücke und Broschüren. Während 
des Druckes des Catalogue general werden den Autoren, deren 
Adressen festzustellen sind, die Korrekturbogen zu eventueller Rich¬ 
tigstellung und Ergänzung ihrer Bibliographie mitgeteilt: auf diese 
Weise wurden zu den Bänden DO — DU von den Autoren 1510 
Stücke, die gefehlt hatten, zur Verfügung gestellt. Ebenso erhielt 
der Bibliothekar der Section des societes savantes von Seite dieser 
Vereinigungen eine Monge fehlender Bände und Hefte. — Unter den 
Neuerwerbungen seien hervorgehoben: die bisher unbekannte Pariser 
Ausgabe von Ciceros Epistolae ad familiäres (1477) und 750 Num¬ 
mern von Zeitungen aus der Revolutionszeit. 

Die geographische Abteilung erhielt 233 Stücke als Pflichtexem 
plare, 160 als Geschenk, 638 durch Kauf. Sie schreitet an die Her¬ 
ausgabe eines Katalogs ihrer ausländischen Periodika. 

Bereits erschienen sind 1909—10 folgende Publikationen: 
der Autorenkatalog 1 ), Bd. XLII—XLV (DR I PT —DUR); der 

*) Im verflossenen Mai wurde Im Unterrichtsministerium eine Kommission- 
eingesetzt zum Studium der verschiedenen Fragen, die sich an diesen Katalog 
knüpften. 


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214 


Rundschau der Fremde 


Katalog der Actes royaux, Bd. 1; Bd. 5 des autograpbierten Cata- 
logue meihodique der amerikanischen Geschichte; Katalog der ano¬ 
nymen Werke zur Geschichte Frankreichs, 2. Reihe, Bd. V; Katalog 
der Prozeß- und Gerichtsschriften (Factums), letztes Supplement 
und Register; Katalog der älteren Musik, bis zur Mitte des 18. Jahr¬ 
hunderts, zusammengestellt von J. Ecorcheville für die Societe de 
musique, Bd. I (A — AIR, Bd. II im Erscheinen); Katalog der 
Handbibliothek der Salle de travail. 

B. Handschriften-Abteilung. 42.133 Leser; 74.010 
benützte Hss.; verliehen 498; photographiert 1052. Uber die 
Neuerwerbungen der Jahre 1909—1910 hat der Conservator 
H. Omont in der Bibliotheque de l’Ecole des Chartes, LXXII 
(1911), p. 5—56 gehandelt. Abgesehen von den hebräischen, syri¬ 
schen, arabischen und persischen Hss. des 11.—16. Jahrhunderts 
wurde der lateinische und französische Bestand um 463 Vol. ver¬ 
mehrt. Besonders hervorzuheben sind: das Inventar der Bibliothek 
und der Kleinodien Ferdinands I. von Aragon, Königs von Neapel; 
Brantömes Testament (Autograph). Angekauft wurden u. a.: ein 
altes Exemplar der Akten des 3. Konstantinopolitanischen Konzils 
(686) aus dem 9. Jahrhundert; eine Abhandlung von Amalaire über 
die geistlichen Ämter (10. Jahrhundert); eine Hs. der Geschichte 
der Bretonen von Geoffroi de Monmouth (13. Jahrhundert); Jean 
de Mandevilles Reisen im hl. Land (14. Jahrhundert); ein Cartular 
des Hospitals zu Burgos (15. Jahrhundert); ein Verzeichnis der 
Privilegien der Universität zuToulouse (14. Jahrhundert); Statuten 
des Kapitels von St. Omer (merkwürdiger Einband des 15. Jahr¬ 
hunderts) ; Originalkonzepte zur Korrespondenz des Marschalls von 
Luxemburg mit Ludwig XIV. während des flandrischen Feldzugs 
(1693); eine umfangreiche Sammlung von Originalen zur Geschichte 
von Savoyen seit dem 16. Jahrhundert Aus den Geschenken: Hss. 
und Papiere von Leopold Delisle, hauptsächlich zur Geschichte der 
Normandie; eine Sammlung von Urkunden über Poitou, zusammen¬ 
gestellt von Benj. Fillon; Memoiren und Korrespondenz von La 
Reveillere-Lepeaux, 1888 gespendet, dem Publikum seit 1910 zu¬ 
gänglich; die Korrespondenz von Auguste Comte mit einem seiner 
Schüler; Manuskripte von Werken von Theodor de Banville und 
Anatole France; Papiere von Eugene Müntz. 1 ) 

Katalogpublikationen: Die chinesischen Bücher (von Maur. 
Courant); die tibetanischen Hss. (von Cordier), 7. Heft, 3. Teil; 
die indischen IIss. (von Ant. Cabaton), 3. Heft; die persischen Hss. 
(von Blochet), 2. Bd.; die arabischen, persischen und türkischen Hss. 
(von Blochet), Supplement bis 1910; die Sammlungen der Provinz 
(von Ph. Lauer), 2. und letzter Bd.; die Sammlung Baluze (von 

*) Außerdem hat M. Morel-Fatio in der Sitzung der Akademie des Irscrip- 
tions vom 17. Febr. 1911 bekanntgegeben, daß dieselbe Abteilung durch die 
Marquise Arconati-Visconti eine große Menge Mss. des 16. Jahrhunderts erhalten 
hatte, unter ihnen eine unveröffentlichte Geschichte Karl V. von Hugues Cousin 
du Jura, Quartiermeister des Kaisers. 


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Französischer Brief 


216 


Auvray und Poupardin); Generalregister über den alten (von La- 
broue) und den neuen (von Vidier) fond frangais. 

C. Stiche. Eine in Ausgestaltung befindliche Abteilung, trotz 
der Überlastung des photographischen Dienstes und des Mangels an 
einem Aufzug. Durch den Pflichtzwang laufen jetzt die Albums usw. 
regelmäßiger ein. Geschenke: Die Gesamtausgabe der Werke von 
Theophil Chauvel; Radierungen von Forain, Loir, E. Friant An¬ 
schaffungen: Die Gesamtausgabe der Werke von Wilette (2520 
Stücke). — In Vorbereitung der 2. Teil des Katalogs der Sammlung 
de Vinck (von A. Bruel) ; im Druck: Der Katalog der Porträts; 

7. Teil (von Laran). - 

Der 101. Bd. der Enqufctes et Documents relatifs ä l’enseignement Unlversltats- 
supörieur (Paris, Impr. nat., 1911) enthält die Berichte der Univerritäts- Bibliotheken, 
konseils für das Studienjahr 1909—10. Mehr als einer läßt sehr mit 
Unrecht jede Erwähnung der Bibliotheken vermissen, die anderen bringen 
ein paar kurze Nachrichten. 

Paris. Juridische Fakultät: ausgegeben 258.000 Bde., 4283 neu¬ 
erworben. Medizinische Fakultät: 122.000 Leser, 158.000 Bde. aus¬ 
gegeben. Philosophische Fakultät: 176.000 Leser, 221.000 Bde. Der 
Service d’information a^ronautique (gegründet von B. Zaharoff) wird eine 
möglichst vollständige Bibliothek umfassen, mit einer Zettelsammlung über 
die Arbeiten und die wichtigsten Versuche. — Aix-Marseille. 2575 zu¬ 
gewachsene vol., 5321 Dissertationen und Hochschul- und Akademie¬ 
schriften. Die Räumlichkeiten der Bibliothek zu Aix sind zu eng. — 

Besauf an. Auch hier Klagen über den Raummangel. Die ausländischen 
Dissertationen müssen unter das Dach verbannt werden. Der Zuwachs 
des Jahres nur gering, 680 vol.; die 6000 vol., die aus den geistlichen 
Bibliotheken herstammen, können nur einen geringen Ersatz vorstellen. 

— Bordeaux. Die Bibliothek wird demnächst in die Räume des botani¬ 
schen Institutes übersiedeln. — Caen. 16.000 Leser; 27.500 vol. aus¬ 
gegeben; drohender Raummangel. — Clermont- Ferrand. 31.000 Leser, 
leichter Rückgang; 77.000 vol. ausgegeben; Zuwachs 2154 vol. und 
Broschüren. Neuerung, daß wie an der Sorbonne, die Neuheiten während 
der ersten acht Tage in einem eigenen Saale aufliegen. — Grenoble. 

Zuwachs 2189 Bd.; 24.000 ausgegeben. Die Bibliothek soll durch Heran¬ 
ziehung des dritten Stockwerks vergrößert werden, die geologische und 
geographische Literatur in einem entfernten Annex untergebracht werden. 

— Poitiers. Der Universitätskonseil hat neue Depots beschlossen. — 

Rennes. Die Übersiedlung der Universitätsbibliothek in die Gebäude des 
ehemaligen Grand söminaire öpiscopal steht bevor; bei voller Wahrung 
ihrer Selbständigkeit wird sie der Stadtbibliothek angegliedert werden. 

— Toulouse. Der beklagenswerte große Brand im Oktober 1909 ist 
noch unvergessen, 50.000 Bde., und 96.000 Akademieschriften aus der 
Medizin und den exakten Wissenschaften fielen zum Opfer, auch ein 
Zettelkatalog dieser reichsten unter den Universitätsbibliotheken der 
Provinz. Man sucht den Schaden ein wenig zu ersetzen durch Zuweisung 
Von Dubletten aus anderen Beständen. Die juridische und die humanisti¬ 
sche Abteilung übersiedeln in die Räume des ehemaligen Grand slminaire 


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Rundschau der Fremde 


21(> 


Chantilly, episcopal.-Im Juli gelangte das Institut de France in den Besitz der 

vom Herzog d’Aumale seinen Testamentsvollstreckern hintertassenen Papiere, 
mit dem Recht, diejenigen zu vernichten, die es zur Auibewahrung für 
ungeeignet halten würde. Sie wurden im Museum Condd in Chantilly 
hinterlegt. Die Testamentsvollstrecker haben die Papiere inventarisieren 
und in 187 mit ihren Siegeln versehenen Kartons ordnen lassen; so sollen 
sie für 20 Jahre uneröffnet bleiben. Als Erbe der Papiere des Vicomte 
Spoelberch von Lovenjoul hat das Institut ein Lokal in Chantilly erworben, 
wohin Spoelberchs Bücher, Revuen, Zeitschriften und Manuskripte ge¬ 
schafft wurden. Der Bibliothekar, M. Eugfene Vicaire, hat die Bibliothek 
des Vicomte in kürzester Zeit wieder hergestellt; der Architekt hat so 
gut es ging das Interieur in Bruxelles Boulevard du Regent nachgebildet. 
Nach Beendigung der Inventaraufnahme und der Ordnung und Kata¬ 
logisierung soll die Sammlung nur den von der Spezialkommission des 
Institutes zugelassenen Forschern offen stehen. Spoelberch hatte sich haupt¬ 
sächlich mit den Ausgaben und Hss. von Balzac, Alfred de Vigny, Georges 
Sand, Merimee, Sainte-Beuve, Alfred de Müsset, Th. Gautier beschäftigt. 

Andere In der Revue politique et parlementaire vom 10. Juli 1911, p. 138—150, 

Bibliotheken, veröffentlicht der Bibliothekar der juridischen Fakultät in Paris, M. Jean 

Gautier, den Vortrag, den er an der Ecole des Hautes Etudes sociales 
über die rechts - und sozialwissenschaftlicken Bibliotheken in Paris ge¬ 
halten hat. Der letzteren gibt es wenige und nur schlecht dotierte, die 
erstgenannten sind zwar zahlreicher als man glauben würde, aber sie 
laufen zum großen Teil, was uns M. Gautier verschweigt, einander 
parallel; so sind im Palais de Justice sieben Bibliotheken, die eifer¬ 
süchtig nur den einzelnen Korporationen (Advokaten, Richtern usf.) ge¬ 
wahrt bleiben und keine Fühlung untereinander haben. — Mr. Georges 
Eugfene Bertin, der im Dezember 1910 in Tunis gestorben ist, hat der 
Bibliothek für Geschichte des französischen Protestantismus 100.000 Frcs. 
vermacht. — Die Bibliothbqne de la Soci/t/ gfologique de ftance hat 
soeben versuchsweise eine unentgeltliche Bücherausleihe gegen Kaution 
für ihre Mitglieder eingeführt. — M. Ernesi Vaughan, der Direktor des 
„Office des Quinze-Vingt“, hat ein neues Druckverfahren für Blinde er¬ 
funden. Da man die Fehler vor dem Drucke ausbessern kann, läßt sieb 
ein tadellos genauer Text herstellen und durch die unbegrenzte Re¬ 
produktionsmöglichkeit stellt sich der Preis bedeutend geringer als bei 
den klischierten oder handgeschriebenen Büchern. Zur Verwertung dieses 
Systems hat sich die „Sociötö philanthropique des impressioos pour 
aveugles“ gebildet. Ihr wichtigstes Ziel ist, den blinden Arbeitern zu 
einem möglichst geringen Preise die technischen Werke, die sie zu 
ihrem Handwerk brauchen, zu verschaffen. Ja, nach Maßgabe der Fonds 
sollen die Bücher auch unentgeltlich beigestellt werden. Die Gesellschaft 
legt es hauptsächlich darauf an, unentgeltliche Distriktsbibliotheken für 
Erziehung und Unterricht ins Leben zu rufen. In Lyon, Marseille, LiUe, 
Tours, Dijon und Arras hat man in uneigennütziger Hilfeleistung 
bereits Räume und Personal zur Verfügung gestellt. Ein Wörterbuch 
von 30.000 Worten nach Art des „Petit Larousse“ ist in Vorbereitung 
und wird 12 Quartbände umfassen. 


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Französischer Brief — Schwedisches Bibliothekswesen 


217 


Mehr und mehr wurzelt sich die Mode der Bibliotheksausstellun- Blbllotheks- 
gen ein. Die Bibliotheque Nationale hat 1910 anläßlich des 100. Ge- ausstellungen. 
burtstages Mussets eine solche veranstaltet. Dieses Jahr organisiert 
sie unter dem gleichen Gesichtspunkt eine andere zum 100jährigen 
Geburtstage Gautiers, Porträts und Autogramme des Gefeierten, 
Erstausgaben seiner Werke usw. — Mr. Loriquet, Conservateur der 
Bibliothek zu Rouen, hat im großen Lesesaal dieses Institutes eine 
historische Regionalausstellung veranstaltet: Hss., Inkunabeln, 
seltene und merkwürdige Bücher, Einbände, Urkunden, Siegel, Me¬ 
daillen und Münzen. — Diesen Sommer konnte man in einem kleinen 
Saal der Bibliotheque municipale des Travaux historiques de la Ville 
de Paris eine Ausstellung finden, die dem Paris des 17. Jahrhunderts 
gewidmet war. Aus dem Besitz von Sammlern, wie Blondei, Decaux, 

Hartmann, Perrot u. a., waren Wände und Vitrinen mit seltenen 
Bildern bedeckt und gefüllt, die uns die Stadt und ihre Umgebung 
zeigten, den Pont-Neuf, Mittelpunkt für das Volk, und das Marais, 
Mittelpunkt der eleganten Welt. Ferner den Louvre und die 
Tuilerien, das Karussel von 1662, das Rathaus und die Cite, die 
kleinen Handwerker, das Straßenleben zu den verschiedenen Tages¬ 
zeiten, die zeitgenössischen Begriffe von Hygiene, Paris bei 
Nacht usw. Vorträge und musikalische und literarische Darbietungen 
ergänzten die Ausstellung.- 

Soeben ist erschienen: H. Le Soudier, Bibliographie franqaise, Blblio- 
2. Reihe, alle 5 Jahre herauskommend, die seit 1. Jänner 1900 ver- graphisch«*, 
öffentlichten Werke. In einer einzigen alphabetischen Reihe bringt 
sie 1. Autorenindex, 2. Titelregister, 3. Sachregister nach Schlag 
Worten. (Einteilung gemäß den Beschlüssen des internat. Kon¬ 
gresses der Verleger zu Brüssel, 1897). Band II, 1905—1909, setzt, 
die erste Reihe fort, die bis zum 31. Dezember 1899 reicht; die all¬ 
wöchentliche Ergänzung dazu im Memorial de la Librairie hält die 
Publikation auf dem Laufenden, Paris 1911, 2 Bde., 1035 p. — Die 
Verhagshandlung J. B. Bailliere veröffentlicht eine Bibliographie des 
Sciences medicales 1911, mit alphabetischem Sachregister. Ein Ver¬ 
lagskatalog, dessen Titel aber durch die Bedeutung der Firma 
einigermaßen gerechtfertigt wird. — Es erübrigt noch den Catalogue 
des periodxques de la Bibliotheque de VAcademie de Medecine (Paris 
1911, begonnen durch den verstorbenen Laloy, fortgesetzt durch 
Wickersheimer) zu erwähnen. Mögen edle Spender sich zur Er¬ 
gänzung seiner Lücken angeregt fühlen. 

(Aus d. Ms. d. Verf.s Obers.) Dr. Viktor Chapot, Paris. 

SCHWEDISCHES BIBLIOTHEKSWESEN. 

1906-10. 

Stockholmer Brief. 

•• 

Uber schwedisches Bibliothekswesen sind die Leser dieser Zeitschrift Einleitendes 
durch die im Jahrgang 1907 vorgefuhrte, übersichtliche und sachver¬ 
ständige Darstellung des Herrn Dr. H. von Lenk sehr gut unterrichtet, 

15 


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218 


Rundschau der Fremde 


sowohl über die Geschichte, wie über die jetzige Organisation der schwedi¬ 
schen Bibliotheken. In dieser Hinsicht darf ich mich daher wohl diesem 
Aufsatze anschließen und die wichtigsten Eigentümlichkeiten des schwedi¬ 
schen Bibliothekswesens als bekannt voraussetzen. Meinen Bericht lasse 
ich ungefähr mit dem Jahre 1906 beginnen, und will versuchen, die 
wichtigsten Daten der seitherigen Entwicklung kurz hervorzuheben. Hier¬ 
bei beschränke ich mich für diesmal ausschließlich auf die drei großen 
Staatsbibliotheken, die Königl. Bibliothek in Stockholm und die Universi¬ 
tätsbibliotheken in Uppsala und Lund. Über die Stadt- und Volksbiblio¬ 
theken werde ich vielleicht ein kommendes Jahr etwas zu berichten haben, 
da zur Zeit ziemlich umfassende Organisationsprojekte der Regierung vor¬ 
liegen. Ob aber und wann ein Resultat erreicht wird, ist nicht zu sagen. 

Die letzten Jahre sind für die drei großen Staatsbibliotheken eine 
Zeit starken Fortschrittes gewesen, sowohl in der stetig wachsenden Be¬ 
nutzung seitens des Publikums, wie in der Förderung durch die 
Staatsbehörden. Alle drei Bibliotheken bekamen beträchtliche Ver¬ 
mehrung ihrer Jahresdotationen und ihrer Beamten, das Personal kann 
sich wesentlich aufgebesserter Gehälter erfreuen. Hierüber und über 
sonstige Neuerungen wird zunächst Bericht erstattet, schließlich wird 
unter „Statistisches“ eine Übersicht über den Zuwachs der Buchbestände 
und die Benutzung derselben gegeben. 

Etat. Nachdem die von den Bibliotheken für Einkäufe und Buchbinder 

disponierten Summen Jahr für Jahr sich immer mehr als vollständig un¬ 
zureichend erwiesen hatten, sah sich zuerst der Oberbibliothekar in 
Uppsala (zum Reichstage 1907) und dann das folgende Jahr der Direktor 
in Stockholm und der in Lund veranlaßt, um bedeutende Erhöhungen 
der Jahresdotationen zu ersuchen, und zwar für die Universitätsbiblio¬ 
theken von etwa 25.000 schwed. Kronen bis auf 60.000 und für die 
Königl. Bibliothek von 34.000 bis auf 55.000 Kronen jährlich. 1 ) Dieses 
wurde auch von Regierung und Reichstag bewilligt und die Etats für Einkäufe 
und Buchbinder sind also jetzt für die Universitätsbibliotheken 60.000 K, für 
die Königl. Bibliothek 55.000 K. Obgleich der Etat der Königl. Bibliothek 
etwas niedriger als der der Universitätsbibliotheken ist, muß er doch 
als relativ höher betrachtet werden, denn die Bibliotheken in Uppsala 
und Lund müssen gleichmäßig für den Bücherbedarf aller bei den Uni¬ 
versitäten repräsentierten Wissenschaften sorgen, die Königl. Bibliothek 
dagegen ist infolge der Existenz mehrerer bedeutender wissenschaft¬ 
licher Spezialbibliotheken in der Hauptstadt zum Beispiel von allen Ein¬ 
käufen aus den naturwissenschaftlichen und medizinischen Fächern be¬ 
freit. Betreffs der Dotation sind wohl also jetzt die drei größten Biblio¬ 
theken Schwedens den deutschen Bibliotheken von derselben Größe 
einigermaßen gleichgestellt. 

Kgl. Biblio- Die Königl. Bibliothek konnte auch mit der Abstellung eines anderen 
thek. Übelstandes schwerster Art den Anfang machen. Wegen der unzu- 
Katalog. reichenden Arbeitskräfte waren beträchtliche Teile des Bücherbestandes 

unkatalogisiert geblieben. Dies mit Hilfe des regulären Personals wieder 

*) Gemeint sind hier wie überall unten schwedische Kronen ä K 132 Ö. W. 


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Schwedisches Bibliothekswesen 


219 



einzuholen erwies sich als völlig unmöglich. Darum ersuchte der Direktor 
Dahlgren um Mittel zur Aufnahme von weiblichen Gehilfen, welche unter 
Aufsicht eines besonderen Beamten an der Katalogisierung der älteren 
Bestände arbeiten sollten. Die Staatsbehörden willigten ein und seit 1909 
hat daher die Königl. Bibliothek ein besonderes Personal (einen Vor¬ 
steher und 4 bis 5 Damen) zur Bearbeitung der älteren Sammlungen 
und zur vollständigen Revision des ganzen Katalogs. Die Arbeit begann 
mit der Katalogisierung und Revision des Faches der schwe dischen 
schönen Literatur, welche jetzt vollendet ist. Ganz unbedeutende Druck¬ 
schriften wie zum Beispiel kleinere Gelegenheitsgedichte zu Hochzeiten 
und Beerdigungen, Volkspoesie und dgl. werden nach einer einfacheren 
Methode nur registriert. Man hofft mit der Zeit von der schwedischen 
Abteilung der Bibliothek einen Katalog zu bekommen, der als Manuskript 
für eine möglichst vollständige schwedische Bibliographie dienen könnte. 
Auch erhält man durch nochmalige Kopierung der Zettel auf s. g. 
amerikanischen Cards (normal size) ein drittes Exemplar des Katalogs, 
(die beiden anderen sind für den Nominal- und Realkatalog) der dem 
Publikum zur Verfügung gestellt werden soll. 

Personal und Gehälter. 

Am 11. Oktober 1908 wurde von den Direktoren der Königl. Biblio¬ 
thek und den beiden Universitätsbibliotheken ein Schreiben an die Re¬ 
gierung eingereicht, worin Vorschläge zur Vermehrung des Personals 
und Erhöhung seiner Gehälter gemacht wurden. Diese Vorschläge wurden 
auch von Regierung und Reichstag genehmigt und zufolge dessen sind 
seit dem Anfänge des Jahres 1910 die Etats der Bibliotheken wie folgt. 
Es gibt drei Grade unter den Beamten: Der Direktor an der Königl. 
Bibliothek mit dem Titel Reichsbibliothekar (riksbibliotekarie), an den 
Universitätsbibliotheken Oberbibliothekar (öfverbibliotekarie) genannt. 
Erste Bibliothekare (forste bibliotekarier), in Stockholm und Uppsala 4, 
in Lund 3. Zweite Bibliothekare (andre bibliotekarier) in Stockholm 7, 
in Uppsala 6 und in Lund 5. Außerdem eine nicht bestimmte Anzahl 
von wissenschaftlich gebildeten außerordentlich Angestellten. In Stockholm 
hat man außer den oben genannten Gehilfen für die Katalogisierung 
noch weibliche Hilfsarbeiter. Die Vermehrung der Zahl des ordentlichen 
Personals war in Stockholm von 8 bis auf 12, in Uppsala von 7—11, in 
Lund von 6 bis auf 9. Der Gehalt des Reichsbibliothekars beträgt 9000 K 
(11.880 Kö. W.), der des Oberbibliothekars an einer Universitätsbibliothek 
7500 K. Die Ersten Bibliothekare bekommen in Stockholm 5800, in 
Uppsala und Lund 5400, dazu zwei Quinquennalzulagen von 500 K, die 
Zweiten Bibliothekare in Stockholm 4000, die in den Universitätsstädten 
3700 K und drei Quinquennalzulagen von ebenfalls 500 K. Die etwas 
höheren Gehälter in Stockholm sind durch die kostspieligeren Lebens¬ 
verhältnisse gerechtfertigt. Die außerordentlichen Beamten erhalten 1200 
bis 2000 K, die bei der Katalogisierungsabteilung der Königl. Bibliothek 
angestellten Damen 1200 K. Der Vorsteher des außerordentlichen Ka¬ 
talogisierungsgeschäftes ist einem Ersten Bibliothekar gleichgestellt. Die 
tägliche Dienstzeit beträgt 6 Stunden, für die außerordentlichen Be- 

15* 


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220 


Rundschau der Fremde 


amten 3 bis 5. Die ordentlichen Beamten haben das Recht auf einen 
jährlichen Urlaub von sechs Wochen. 

Neues Reglement für die Königl. Bibliothek. 

Die Königl. Bibliothek hat am 30. Dezember 1910 ein neues Re¬ 
glement („Instruktion för Kungl. Biblioteket“) erhalten, dessen wichtigste 
Punkte hier vielleicht interessieren können. 

§ 1 bestimmt die Königl. Bibliothek vor allem zu einer schwedi¬ 
schen Nationalbibliothek, die einheimische und die Schweden betreffende 
ausländische Literatur soll so vollständig wie nur möglich gesammelt 
und aufbewahrt werden. Darüber hinaus soll noch eine Sammlung des 
Wichtigsten aus der übrigen ausländischen Literatur gebildet werden. 
§ 3 gemäß ist die Wirksamkeit der Königl. Bibliothek auf 4 Abteilungen 
verteilt, eine jede mit einem Ersten Bibliothekar als Vorsteher: die 
schwedische Druckabteilung, die ausländische Druckabteilung, die 
Handschriftenabteilung und die Expedition für Lesesaal und Ausleihe. 
Die §§ 5 und 6 umschreiben die Tätigkeit des Reichsbibliothekars. Er 
hat in allen Fragen, die in der Bibliothek zur Abwicklung kommen, 
allein zu beschließen, doch soll er sich in wichtigeren Fällen mit den 
Ersten Bibliothekaren beraten, in Sachen, die nur eine der vier Haupt¬ 
abteilungen betreffen, mit deren Vorsteher. Als solche wichtige Fragen 
seien beispielsweise erwähnt: besonders kostspielige Einkäufe, Dienst¬ 
vergehen der Beamten, Anstellung von außerordentlichen Beamten und 
Dienern u. s. w. Der Reichsbibliothekar soll auch die Redaktion des ge¬ 
meinsamen Accessionskatalogs der schwedischen Bibliotheken über¬ 
wachen. Die §§ 7—10 geben Vorschriften für die übrigen Beamten. Die 
Ersten Bibliothekare sind wie bemerkt Vorsteher je einer der vier Haupt¬ 
abteilungen der Bibliothek. Die Zweiten Bibliothekare sollen wenn möglich 
abwechselnd in den verschiedenen Abteilungen der Bibliothek arbeiten, 
um dadurch allseitige Kenntnis der bibliothekarischen Tätigkeit zu ge¬ 
winnen. In der Expeditionsabteilung sind die jüngeren Zweiten Biblio¬ 
thekare und die außerordentlichen Beamten wöchentlich nach einem für 
den Monat festgestellten Schema beschäftigt. Der Reichsbibliothekar wird 
unmittelbar vom Könige ernannt (§ 23), die übrigen ordentlichen Be¬ 
amten ebenfalls nach dem Vorschläge des Reichsbibliothekars. Außer¬ 
ordentliche Beamten und Diener werden vom Reichsbibliothekar auf¬ 
genommen. Die Qualifikationen für den Eintritt als Beamter in die Königl. 
Bibliothek sind (§ 24): a) Absolviertes Studentenexamen 1 ) mit Prüfungs¬ 
zeugnissen über die deutsche, französische, englische und lateinische 
Sprache, b) Licentiatenexamen an einer der vier Fakultäten der Uni¬ 
versitäten oder philosophisches, nebst theologischem, juristischem oder 
medizinischem Kandidatenexamen, c) Absolvierung eines Probekursus in 
iler Königl. Bibliothek. 

In einem besonderen Regiemente desselben Datums werden Vor- 
.chriften für die Benutzung der Bibliothek gegeben. Die Ausleiheexpedition 

') Die Reifeprüfung am Schluß des Gymnasiums wird in Schweden Studenten¬ 
examen genannt. 


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Schwedisches Bibliothekswesen 


221 


ist an allen Wochentagen von 10 bis 4 Uhr geöffnet (der Lesesaal von 
10 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends). Bestellungen von Büchern müssen 
spätestens eine halbe Stunde vor Schluß erfolgen, werden aber sonst 
sofort erledigt. Der Expeditionsvorsteher kann aber größere Bestellungen 
und solche, die besondere Untersuchungen erfordern, auf einen folgen¬ 
den Tag verschieben. Entlehnungsberechtigt ist jedermann gegen Bürg¬ 
schaft einer in Stockholm wohnenden vertrauenswürdigen Person. Außer¬ 
halb Stockholm werden Bücher an Privatpersonen ohne besondere Er¬ 
laubnis nicht verliehen. Nicht verliehen werden Tafelwerke und sonstige 
kostbare Sachen, neuere skandinavische Belletristik, Schriften anstößigen 
Inhalts, Enzyklopädien, Lehrbücher u. s. w. Im Lesesaal ist so ziemlich 
alles zugänglich, Anstößiges und bloße Unterhaltungsliteratur ausgenommen. 

Notizen. 

Die Universitätsbibliothek in Lund konnte im Sommer 1907 ihr 
neues modernes Gebäude beziehen. Die Königl. Bibliothek erhielt während 
der zwei letztverflossenen Jahre zwei sehr wertvolle Gaben. Durch 
testamentarische Verfügung von dem Stockholmer Arzte Gustaf Berghman 
eine von ihm zusammengebrachte großartige Sammlung von Elzevier¬ 
drucken, nicht weniger als 2267 Volumina der in dem bekannten Kataloge 
von Willems aufgezählten Elzeviere, und außerdem noch ein Kapital von 
120.000 K, wovon der Jahreszins zur Vervollständigung der Elzeviersamm¬ 
lung sowie anderen Zwecken der Bibliothek dienen soll. Von Dr. Otto 
Smith etwa 300 zum Teil sehr wertvolle Inkunabeln, die aus der Samm¬ 
lung des Freiherm P. Hierta auf Främmestad in Vestergötland stammen. 
Die ganze Inkunabelnsammlung des Freiherrn Hierta wurde nämlich von 
Dr. Smith angekauft und ein bedeutender Teil derselben der Königl. 
Bibliothek freigebig überwiesen. 

Statistisches. 

Zum Schlüsse einige statistische Angaben über Zuwachs und Be¬ 
nützung der drei Bibliotheken während der letzten zwei Jahre. Gleich 
für alle drei Bibliotheken ist der auf Pflichtzwang der Druckereien ge¬ 
gründete Zuwachs der schwedischen Druckabteilung. Nur die Ankäufe 
s. g. ausländischer Suecana sind in der Königl. Bibliothek etwas zahl¬ 
reicher. Ein statistischer Bericht über die schwedische Abteilung wird 
daher nur von der Königl. Bibliothek gegeben, in den Jahresberichten 
der Universitätsbibliotheken auf diesen verwiesen. Was sonstige statisti¬ 
sche Angaben betrifft, so werden sie leider in den drei Bibliotheken 
nicht ganz nach derselben Methode, speziell was den Zuwachs betrifft, 
ausgearbeitet. Die unmittelbare Vergleichung wird hiedurch vereitelt und 
ich beschränke mich daher auf eine Übersicht des Wachstums der Königl. 
Bibliothek 1907—1910, gebe aber für die Benutzung einige Zahlen von 
allen drei Bibliotheken an. 

(Siehe Tabellen Seite 222V 


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Allgemeines. 


222 Rundschau der Fremde — Schwedisches Bibliothekswesen 


Zuwachs der König 1. Bibliothek. 


Jahr 

| Schwed. Abteilung | 

1 Ausländ. Abteilung. 

Hand¬ 

schriften 

Jahres¬ 
zuwachs der 
Bretterlänge 
in Metern 

Pflichtexem¬ 
plare der 
Druckereien 

Kauf 
und Ge¬ 
schenke 

Kauf 

Gesch. 

und 

Tausch 

1907 

26.639 

1305 

6113 

2361 

108 

17869 

1908 

31.575 

2428 

6380 

2449 

56 

21154 

1909 

36.906 

1484 

7281 

4442 

86 

275-24 i 

1910 

32.082 

1382 

7747 

2590 

51 

23409 

| 


Hierbei sind alle Broschüren, Hefte und lose Blätter, wovon besonders io 
der schwed. Abteilung jährlich eine Unmenge einkommen, gerechnet Die 
Zeitungen sind natürlich nur per Jahrgang gezählt und kommen auch nicht in 
der Summe des Meterzuwachses vor. Das Wachstum der Universitätsbibliotheken 
ist dank dem bedeutend größeren Austausche (besonders in Uppsala) nicht on- 
bedeutlich größer als das der Königl. Bibliothek. 


Benutzung. 


Königl. Bibliothek 


Uppsala 


Lund 


Anzahl d.aus- 
Jahr geliehenen 


Im Lesesaal 
benutzt 


Ausleihe 



21.420 

23.475 

25.272 


Lescsaal Ausleihe 


38.476 

59.670 

54.146 



16.805 

16.386 

17.835 


Anzahl d. 
ausgehob. 
Bände 

46.142 

46.729 
46.841 


Zu bemerken ist, daß der Lesesaal der Königl. Bibliothek vor 1910 zwilchen 
3 und 6 Uhr nachmittags geschlossen war, infolgedessen viele Bücher zweimal 
des Tages ausgehoben und gezählt wurden. Seitdem aber die Bibliothek den 
ganzen Tag geöffnet ist, finden sich die meisten Besucher nur einmal des Tage* 
ein und auch die von ihnen benutzten Bände werden nur einmal gerechnet. Da¬ 
her die scheinbare Verminderung der Benutzung des Lesesaals. Aus Lund liegt 
keine besondere Statistik über den Lesesaal vor, für beide Universitätsbiblio¬ 
theken fehlen zur Zeit noch Angaben für 1910. 

November 1911. H. E. Lagerqvist. 


DIE AMERIKANISCHEN BIBLIOTHEKEN, JANUAR—JUNI 1911. 

Brief aus Washington. 

Einem Wunsche des Redakteurs dieser Zeitschrift folgend, be¬ 
ginne ich in dieser Nummer eine Reihe von halbjährigen Berichten über 
die bedeutenderen Fragen unseres Berufes in den Vereinigten Staaten, 
Canada und Mexiko. Die Bibliotheken Mittel- und Südamerikas können 
nicht mitberücksichtigt werden, denn leider besteht — so höchst wünschens- 


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Amerikanische Bibliotheken 


223 


wert dies auch wäre — zwischen dem Süden und dem Norden Amerikas 
kein so enger Zusammenhang, da die Beziehungen auf geistigem und 
wirtschaftlichem Gebiet zwischen Europa und Südamerika stärker sind 
als zwischen Südamerika und den Vereinigten Staaten. Zwischen Canada 
und den Vereinigten Staaten dagegen gibt es in Bibliotheksangelegen¬ 
heiten eigentlich nur eine Scheingrenze. Die nächste Versammlung des 
Amerikanischen Bibliothekarvereins (A[merican] L[ibrary] A[ssociation]) 
wird in Ottawa, der Haupstadt Canadas, stattfinden und erst kürzlich 
bekleidete C. H. Gould, der hervorragende Bibliothekar der McGill 
University in Montreal, im Verein das Amt des Präsidenten. 

Das bemerkenswerteste und zugleich bedauerlichste Ereignis der 
ersten Hälfte des Jahres 1911 war die beinahe völlige Zerstörung der 
New Yorker Staatsbibliothek in Albany am 29. März durch Feuer, ein New York, 
schwerer Unglücksfall, der umso schmerzlicher berührt, da der prächtige 
Neubau der Bibliothek gerade vor seiner Vollendung steht. Die Brand¬ 
ursache liegt noch immer im Dunkeln. Der Fachmann mag eine Art 
wehmütiger Genugtuung darin Anden, wenn er sich erinnert, daß der 
Vorstand der Bibliothek zwar wiederholt seinen Befürchtungen Ausdruck 
gegeben, die Volksvertretung sie aber außer acht gelassen hatte (L[ibrary] 

Jfournal], April, 1911, S. 156; Mai, S. 246—249); ebenso wird es ihn in¬ 
teressieren zu hören, daß das Feuer heftig genug war, um viele tausende 
von Bänden in Asche zu verwandeln. Die Staatsbibliothek zählte über 
500.000 Bände und 300.000 kleinere Drucksachen, von denen nur 
10.000 gerettet wurden. Den Handschriften (24.500 an der Zahl), fast 
ausschließlich Quellen zur Geschichte des Staates New York, erging es 
besser — etwa 10% davon wurden gerettet. Ein erschöpfender Bericht 
über das verderbliche Feuer ist bis jetzt noch nicht veröffentlicht worden. 

Das L. J. enthält in der April- und Mainummer noch die vollständigsten 
Angaben. 

Ganz anderer Art war im Mai das andere große Ereignis des 
Jahres, die feierliche Eröffnung des neuen Gebäudes der New Yorker 
Public Library , die 13 Jahre nach Feststellung der Pläne vollendet 
wurde (L. J., Mai 1911; Outlook, Juni 3, 24, 1911; Century, Mai 1911; 
Architectural Record, September 1910). Im März und April wurden die 
Bestände der Astor- und der Lenox-Biblfothek in das neue Gebäude 
gebracht und am 23. Mai fand die feierliche Übergabe statt. Das Be¬ 
merkenswerteste an dem Gebäude ist wohl sein gewaltiger allgemeiner 
Lesesaal, seine Reihe von besonderen Lesesälen für einzelne Fächer (Ge¬ 
schichte, Naturwissenschaften, Kunst, Sozialwissenschaften usw.) und 
seine ausgedehnten Büchermagazine (Raum für 3,500.000 Bände). Mit 
seinen 40 Zweigstellen als Volksbüchereien und der großen Haupt¬ 
sammlung (etwa 1,000.000 Bände) für wissenschaftliche Benützer steht 
New York in Bezug auf Bibliothekseinrichtungen allen anderen amerikani¬ 
schen Städten weit voran. Die New-Yorker Public Library, die Brooklyner 
Public Library, die Bibliotheken der Columbia- und der New Yorker 
Universität, die Bibliotheken der verschiedenen wissenschaftlichen Ge¬ 
sellschaften usw. zählen jetzt insgesamt 5 Millionen Bände (vgl. Johnston, 

Library Resources of New York City, im L. J., Mai, 1911, S. 243—246). 


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Rundschau der Fremde 


KaMomlan. 

American 

Ubrary 

Association. 


Literatur. 




Die Sammlungen in dem neuen Hauptgebäude der New Yorker Public 
Library werden unter den amerikanischen Bibliotheken an Größe nur von 
der Kongreßbibliothek übertroffen. Gleichzeitig mit der Eröffnung des 
neuen Gebäudes kommt die Nachricht, daß die Bibliothek eine neue Fach' 
schule eingerichtet und mit ihrer Leitung Frl. M. W. Plummer betraut 
hat, die lange Jahre am Pratt Institute in gleicher Stellung tätig war. 

Auch die Bibliothek der Universität von Kalifornien bezog im Früh¬ 
jahr ihr schönes neues Heim. Ebendort, in Kalifornien, hielt zu Pasadena 
vom 18.—24. Mai der Amerikanische Bibliothekarverein seine 33. Jahres¬ 
versammlung. Die Sitzungsberichte sind als Nummer 4 des 5. Bandes 
des A. L. A. Bulletin erschienen (Juli 1911, herausgegeben von der A. L. A., 
Chicago 111., Washington Street 78 E) und füllen einen Band von 289 S. 
Diese Versammlung war nicht so zahlreich besucht als andere in den letzten 
Jahren, immerhin wurden 582 Teilnehmer gezählt. Der Festvortrag des 
Vorsitzenden, J. I. Wyer, jr., Direktor der New Yorker Staatsbibliothek, 
behandelte die Frage: „Was verdanken das Gemeinwesen den Bibliotheken“ 
(erschienen im L. J., Juni 1911). Im Mittelpunkt der Tagesordnung 
standen die Erörterungen über die Beziehungen zwischen den öffentlichen 
Gemeinwesen und ihren Bibliotheken ; wohl am interessantesten waren die 
Verhandlungen darüber, ob die Grundsätze, die für die Anstellung im staat¬ 
lichen und gemeindlichen Verwaltungsdienst gelten, auch auf die Bibliotheken 
auszudehnen seien, und ferner der Vortrag von Cedric Chivers über 
Einbandstoffe und -technik, ein sehr wertvoller Beitrag zu diesem Gegen¬ 
stände. Die verschiedenen Sektionen hielten wie üblich ihre besonderen 
Sitzungen ab. Der Verein wählte als Vorstand für 1911—1912 Frau 
H. L. Elmendorf, von der Public Library zu Buffalo, früher lange Zeit 
an der Spitze der Public Library von Milwaukee, die erste Frau, welche 
zur Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde. Der Verein hat in Chicago 
seine Geschäftsstelle, welcher ihr ständiger Sekretär, George B. Utley, 
vorsteht. 

Unter der neuerschienenen Fachliteratur nimmt die lange erwartete 
Neubearbeitung der „Decimal Classification“ von Melvil Dewey sicher 
den ersten Platz ein (Decimal Classification and relative Index 7th Edition. 
Forest Press, Lake Placid Club, New York, 1911. Besprochen von Bower- 
man im L. J., September 1911). Dieses Ordnungssystem ist in Amerika 
bei den meisten städtischen Bibliotheken und bei manchen der Universitäts¬ 
bibliotheken eingeführt. Seine Vorzüge und Nachteile sind zu gut be¬ 
kannt, um an dieser Stelle noch einer Besprechung zu bedürfen. Dtf 
erste Eindruck, den die neue Bearbeitung hervorruft, ist wohl der der 
Enttäuschung darüber, daß Veränderungen bei den Hauptartikeln gänzlich 
ausgeschlossen und daß gewisse Gebiete — wie z. B. Flugmaschinen 
oder Automobilwesen —, auf denen in jüngster Zeit große Fortschritte 
zu verzeichnen waren, nicht in höherem Grade ausgebaut wurden. — 
Die Kongreßbibliothek hat im Laufe des Jahres den vorläufigen Ent¬ 
wurf ihres Klassifikationsystems für die meisten Fächer veröffentlicht 
(Rechtswissenschaft, Theologie und Literatur sind die hauptsächlichsten 
Abteilungen, die noch im Rückstand sind). Diese Einteilung der Fächer, 
gänzlich für die Bedürfnisse der Nationalbibliothek zugeschnitten, ist von 


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Amerikanische Bibliotheken 


226 


mehreren amerikanischen Bibliotheken schon übernommen worden und 
ist überhaupt bestimmt, einen weitreichenden Einfluß zu gewinnen, be¬ 
sonders durch den Vertrieb der gedruckten Washingtoner Katalogkarten, 
die natürlich das sachliche Schlagwort ihrer Bibliothek tragen. Die Verzeich¬ 
nisse zu den einzelnen Fächern sind zunächst nur für sich ausgegeben wor¬ 
den. — Dr. E. C. Richardson, Bibliothekar der Universität von Princeton, hat 
als Ergänzungsband zu seinem Verzeichnis der Zeitschriftenliteratur über 
Religion von 1890—1899 einen Verfasserindex erscheinen lassen, der 
die gleichen Artikel umfaßt, die in dem früheren Werk nach sachlichen 
Gesichtspunkten geordnet waren (Periodical Articles on Religion 1890 to 
1899, compiled and edited by Emest Cushing Richardson. Author Index, 

New York, Charles Scribners Sons 1911). 

Über die sonstige Fachliteratur wird zuverlässig berichtet in den 
Übersichten und in den Mitteilungen über Katalogisierung und Biblio¬ 
graphie, die sich in den Zeitschriften „Library Journal“ und „Public 
Libraries“ finden. 

In den Vereinigten Staaten und in Canada gibt es in einzelnen 
Orten und Staaten eine große Anzahl von lokalen Bibliothekarvereinen. 

Das Land ist so weit und in manchen Strichen so kurz erst besiedelt, 
daß die dort arbeitenden Bibliothekare sich von dem Bewußtsein durch¬ 
drungen zeigen, daß es hier ein Neuland zu bebauen gilt und Veränderungen 
zu erwarten sind von einer Raschheit des Wechsels, wie er einem 
älteren Kulturland völlig fremd ist. Infolgedessen sind beratende Zu¬ 
sammenkünfte an der Tagesordnung, von denen viele nur Fragen ganz 
Örtlicher Bedeutung gewidmet sind oder ihren Grund in rein amerikani¬ 
schen Verhältnissen haben. Die Berichte dieser Versammlungen, fleißig 
erstattet in den Public Libraries und im Library Journal, dürften die 
Kollegen in Europa nur als ein Spiegel dieser Verhältnisse interessieren 
und des Geistes, der die beseelt, die bestrebt sind, ihnen Rechnung zu 
tragen. 

Wir freuen uns feststellen zu können, daß unser Stand in der Personalten, 
letzten Zeit nur wenig Verluste durch den Tod zu verzeichnen hatte. 

Der altehrwürdige Bostoner Bibliothekar, James Lyman Whitney, starb 
nach 40jähriger Tätigkeit an der dortigen Public Library. Im Februar 
verschied Sam Walter Foss, der liebenswürdige Bibliothekar von Somerville, 

Mass., wohl bekannt durch seine Vorträge und seine Dichtungen. George 
Hall Baker, vormals Bibliothekar der Universität von Columbia, und ' 

Senator James E. Stout, ein eifriger Freund und Arbeiter in der Volks¬ 
bibliotheksbewegung in Wisconsin, gehören auch zu den beklagenswerten 
Verlusten dieses Jahres. 

Die Hauptveränderungen in der ersten Hälfte des Jahres sind die 
Ernennung des Sekretärs der A. L. A., Chalmers Hadley, zum Biblio¬ 
thekar der Public Library zu Denver und die George B. Utleys zu 
seinem Nachfolger. W. P. Cutter vertauschte seine Stellung an der 
Forbes-Bibliothek in Northampton, Mass., mit der eines Bibliothekars der 
Engineering Societies of New York City; Purd B. Wright ging von Los 
Angeles an die Public Library von Kansas City, Mo., W. J. Fletcher zog 


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226 


Volksbibliotheken 


sich von seiner Stellung als Bibliothekar des Amherst College zurück, 
und fand einen Nachfolger in seinem Sohn. 

Library of Congreß. William Warner Bishop. 

(Aus dem Ms. des Verf.s v. O. G. in Manchen.) 

VOLKSBIBLIOTHEKEN. 

DIE POPULÄREN BIBLIOTHEKEN DES DEUTSCHEN SPRACH¬ 
GEBIETES IM JAHRE 1911 (PORTSETZUNG). 

Literaturobersicht. 

fiesamtQber- Die Literatur des letzten Sommers betrifft größtenteils wieder 
sldrtin. die in den beiden vorigen Berichten herausgehobenen Fragen. 

Doch liegen diesmal auch zwei Veröffentlichungen allgemeiner 
Natur vor. Der von C. Nörrenberg für das „Handwörterbuch 
der Staatswissenschaften“ 1 ) bearbeitete Titel „Volksbibliotheken 
und Lesehallen“ gibt einen kürzeren und doch umfassenden Ge¬ 
samtüberblick über das Volksbibliothekswesen der Erde. Die ein¬ 
zelnen Länder werden gesondert betrachtet. Besondere Berück¬ 
sichtigung finden die im einzelnen aufgewendeten pekuniären 
Leistungen, die mit ihrem Nutzeffekt in Entleihungsziffern tabel¬ 
larisch verarbeitet werden. Der Verfasser begnügt sich nicht damit, 
das Vorhandene darzustellen, sondern er weist auch auf bestehende 
Mängel hin und gibt einige Leitlinien für die Weiterentwicklung. 
Außerdem fordert er für Deutschland den Zusammenschluß der Fach¬ 
leute „zum Zwecke der gemeinsamen Förderung der Verwaltungs¬ 
praxis und Herstellung einer Liste der allseitig als gut anerkannten 
Bücher.“ Das neueste Material ist in diesem Artikel verarbeitet; in 
dem Abschnitt „Grundsätzliches“ begegnen wir öfter Hofmannschen 
Gedanken. Eine vollständige Bibliographie des Volksbibliothekswesens 
bildet den Abschluß. — Einen für weitere Kreise berechneten Über¬ 
blick über „Die deutsche Bücherhallenbewegung“ 2 ) gibt G. Fritz. 
Er verfolgt die Bewegung seit ihren ersten Anfängen, charak¬ 
terisiert die einzelnen Epochen und gibt ein Bild ihres heutigen 
Standes auf breitester Grundlage. Die finanziellen Träger des popu¬ 
lären Bibliothekswesens: Regierung, Städte, Vereine, das Großkapital, 
die katholischen und sozialdemokratischen Bildungsbestrebungen 
werden in ihrem Verhältnis zur ganzen Bewegung kurz besprochen, 
desgleichen ihre verschiedenen Preßorgane und der Stand der Ausbil¬ 
dungsfrage. Zum Schluß ein kurzer Vergleich mit Amerika. Der Ver¬ 
fasser glaubt nicht daran, daß die öffentliche Bibliothek bei uns jo 
eine derartig zentrale Rolle spielen wird, wie dort, da einerseits unser 
Schulwesen entwickelter ist, andererseits die Millionenstiftungen bei 
uns fehlen. 

*) Hrsg. von ). Conrad, L. Elster, W. Lexis, Edg. Loening. Jena. Gust. 
Fischer. Bd. 8 1911 S. 384—402. 

■) Tägliche Rundschau. Berlin. Nr. 129—132 vom 3. 6. 7. 8. Juni 1911. 


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I .iteraturübersicht 


227 


Das Gebiet der Bibliothekspolitik betritt Jaeschke in einem „Or¬ 
ganisation der Volksbibliotheken“ 1 ) betitelten Aufsatz. Er bedauert, 
daß die Yolksbibliotbeksfrage das allgemeine Interesse so wenig be¬ 
schäftige, obgleich sie doch eine nationale Frage sei, deren Folgen 
sich einmal zum Nutzen oder Schaden der Nation zeigen müssen. 
Deshalb stellt er die Forderung nach einer strafferen Organisation, 
die der grenzenlosen Zersplitterung unseres Volksbibliothekswesens 
abhelfen soll, und geht näher auf die in Deutschland bereits vorhan¬ 
denen lokalen Zentraletellen ein, nämlich die staatlichen Organi¬ 
sationen in Posen und Oberschlesien und die nebenamtlichen Be¬ 
ratungsstellen für Westfalen und den Regierungsbezirk Düsseldorf. 
Hauptamtliche, von Fachleuten besetzte Beratungsstellen und stärkere 
finanzielle Beteiligung der Regierung — nicht zum wenigsten zur 
Steigerung der Autorität der Stellen — sind seine Schlußforderungen. 

Über die von Jaeschke als vorbildlich hingestellte Organisation 
des Volksbibliothekswesens in der Provinz Posen liegen diesmal zwei 
Veröffentlichungen des Leiters derselben, Prof. Dr. Rudolf Focke, 
vor: ein Bericht über das Volksbibliothekswesen*) und ein kürzerer 
Aufsatz über die „Kaiser-Wilhelm-Bibliothek“. 8 ) Der Bericht gibt 
Nachricht über Organisation, Betriebsform, Kosten und Erfolge der 
Provinzial-Wanderbibliothek. Dieselbe ist der Stützpunkt des ganzen 
Bibliothekswesens der Provinz, die Zentral- und Auskunftsstelle aller 
ihr angeschlossenen Bibliotheken: nämlich Kreiswanderbibliotheken 
— d. h. wiederum administrative Zentralen- und größere Volksbiblio¬ 
theken. Sie hat außerdem die Aufgabe, die Volksbibliotheken der 
Provinz mit Lesestoff und Geldmitteln zu unterstützen, verlangt aber 
dafür Einfügung derselben in den einheitlichen Betrieb und Bericht¬ 
erstattung; auch übt sie eine ununterbrochene Aufsicht über die ihr 
angeschlossenen Bibliotheken aus. Der Bericht bringt außerdem 
statistische Tabellen über die Zahl der vorhandenen Ausgabestellen 
(727), der Leser (31.206), Entleihungen (386.827), sowie über den 
Stand der Leser und über die meistgelesenen Werke. Die Zahl der 
von ihr versendeten Bände dürfte in diesem Jahre zirka 24.000 be¬ 
tragen. — In dem Aufsatz über die Kaiser-Wilhelm-Bibliothek gibt 
Focke einen für weitere Kreise berechneten Überblick über die Ent¬ 
wicklung und den gegenwärtigen Stand der Bibliothek nebst der ihr 
angeschlossenen Provinzial-Wanderbibliothek. Wichtig für die Klä¬ 
rung der schwebenden Fragen des Volksbibliothekswesens ist es, daß 
der Verfasser aus der Praxis heraus dringend die Ausscheidung der 
belletristischen Bestände und Errichtung einer besonderen Volks¬ 
bibliothek für die Stadt Posen verlangt. — 

') Grenxboten, Jg. 70, Nr. 36 S. 447—455. 

*) Das staatlich organisierte Volksbibliothekswesen und die Zentralstelle 
für Volksunterhaltung in der Provinz Posen. Aus Anlaß der „Ostdeutschen 
Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft Posen 1911“ dargestellt. . . 
Mit einer Karte. Posen. Selbstverlag der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek 1911. 40 18 S. 

*) Zeitschrift für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik Jg. 1911 Nr. 9/10 
S. 360—362. 


Bibllotheks- 

poHtlk. 


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Verwaltung. 


228 


V olksbibliotheken 


Daß das Bedürfnis nach straffer Organisation des ländlichen 
Bibliothekswesens auch in Österreich empfunden wird, beweist ein 
in dieser Zeitschrift erschienener Aufsatz von Michael Hainisch. 1 ) So 
wenig der Titel dies vermuten läßt, geht der Artikel doch von öster¬ 
reichischen Verhältnissen aus und widmet ihnen einen großen TeiL 
— Eine ins Breite gehende Bibliothekspolitik betreibt auch der Verein 
der Siebenbürgisch-Sächsischen Hochschüler, über seine Wirksam¬ 
keit gibt uns F. W. Brepohl 1 ) einen kurzen Bericht. Der Verein 
verfolgt die Tendenz der Stärkung des Deutschtums. Die Kataloge 
werden von den Studierenden selbst geschrieben. Die Auswahl der 
Bücher erfolgt nach den Verzeichnissen der „Deutschen Dichter- 
gedächtnisstiftung“ und der „Gesellschaft für Verbreitung von Volks¬ 
bildung“. — Diesem Unternehmen an die Seite gestellt werden können 
die Bibliothekseinrichtungen der deutschen Vereine in Liv-Est- und 
Kurland, welche sich gleichfalls im Dienste der deutsch - nationalen 
Tendenz über die genannten drei Provinzen des Russischen Reiche« 
verbreiten. Es handelt sich größtenteils um Standbibliotheken, da¬ 
neben Wanderbibliotheken. 8 ) 

Aber auch die entgegengesetzte politische Tendenz kommt diesmal 
zum Worte. Ich meine das von Gustav Hennig herausgegebene „Jahr¬ 
buch für das Bibliothekswesen der Leipziger Arbeiterorganisationen“. 4 ) 
Dasselbe bringt einen historischen Bericht, zuerst nach längeren 
Perioden, dann nach einzelnen Jahren bis 1910, wobei Gesamtbericht 
und Berichte der einzelnen Bibliotheken nebeneinander herlaufen. 
Nicht alle von den 64 Bibliotheken haben berichtet. Es kann hier 
nicht auf die Einzelresultate des sehr zahlreichen statistischen Mate¬ 
rials eingegangen werden. Das Gauze erweckt den Eindruck einer 
lebhaft fortschreitenden Entwicklung. Wiederholt eingestreute Be¬ 
merkungen zeigen jedoch, daß man von jeder Selbstzufriedenheit weit 
entfernt ist. 

Auf dem Gebiete der BibliotheksVerwaltung (bibliothekarische 
Organisation) liegt diesmal eine wichtige Erscheinung vor. Es ist 
der dritte Aufsatz der Artikelserie von Walter Hofmann: „Die Or¬ 
ganisation des Ausleihdienstes in der modernen Bildungsbibliothek'. ) 
Die ganze Artikelserie geht darauf hinaus, den Hofmannschen For¬ 
derungen hinsichtlich der individualisierend-pädagogischen Ausleih¬ 
praxis, die den Lesern dieser Zeitschrift in der Hauptsache schon 
bekannt sind, 8 ) die theoretische Begründung zu geben. Es ergibt 


*) Amerikanische Reiseerfahrungen. Jg. 2, H. 2 S. 113—116. 

*) Die Wanderbibliotheken der Siebenbürgisch-Sachsischen Hochschüler. 
Blatter für Volksbibliotheken and Lesehallen Jg. 12 Nr. 9/10 S. 136—138. 

•) Zerstreute Nachlichten darüber in „Kalender der deutschen Vereine w 
Liv-, Est-, und Kurland auf das Jahr 1911“, 6. Jg. Riga, Jonck und Poliewsky 
und „6. Jahresbericht über die Tätigkeit des Deutschen Vereins in Livland 1910 . 
Riga F. W. Hacker 1911. 

4 ) Hrsg, unter Mitarbeit einer Anzahl Bibliothekare. 1. Jg. Leipzig Juli 191 1 
Kl. 8 # 68 S. 

•) Volksbildungsarchiv Bd. 2 H. 1/2 S. 29—132. 

•) s. Jg. 1, H. 3/4 S. 177 ff. 


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Literaturübersicht 


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sich daraus ein auf psychologisch-pädagogischer Grundlage beruhendes 
System des Ausleihwesens der populären Bildungsbibliothek. Der vor¬ 
liegende Aufsatz untersucht die verschiedenen Aufgaben des Ausleih¬ 
geschäftes in ihrem Verhältnis zu einander, d. h. 1. die Ver¬ 
mittlung zwischen den beiden ungeheuren Mannigfaltigkeiten Bücher¬ 
schatz und Leserschaft (Qualitätsprinzip), 2. das ökonomische 
Prinzip der Massenarbeit, 3. das juristische Prinzip (Leihfall, 
Quittung). In eingehender Analyse wird das Ausleihgeschäft in seine 
einzelnen Akte zerlegt, werden diese auf ihre Qualität und Beziehung 
zu den genannten Aufgaben unter Anwendung des Satzes von der 
Philosophie des Mittels geprüft und darauf in synthetischer Weise 
das allen diesen Aufgaben — unter Berücksichtigung ihres verschie¬ 
denen Wertes — am meisten gerecht werdende Ausleihverfähren 
aufgebaut. Der Aufsatz — der übrigens noch nicht abgeschlossen 
ist — stellt Theorie und Praxis in engste Beziehung zu einander 
und bespricht unter den genannten Gesichtspunkten auch die ver¬ 
schiedenen gebräuchlichen Ausleihsysteme. Es ist unmöglich, im 
Rahmen die'ser Arbeit nur einen Begriff von der Mannigfaltigkeit 
und Fülle der behandelten Einzelprobleme zu geben. Wer sich mit 
diesen Hofmannschen Aufsätzen beschäftigt, dem wird es klar, daß 
sich im populären Bibliothekswesen immer mehr ein spezialisiertes, 
vom wissenschaftlichen verschiedenes Fachkönnen herausbilden muß. 
Hieraus ergeben sich für die Ausbildungsfrage von neuem die For¬ 
derungen nach einer vertieften spezialisierten Fachausbildung des 
volksbibliothekarischen Hilfspersonales. Und in der Tat wird diese 
Forderung ausgesprochen. Bevor wir jedoch darauf zu sprechen kom¬ 
men, muß noch kurz auf einiges weitere Material aus dem Gebiete 
der Bibiiotheksvcrwaltung verwiesen werden, und zwar auf zwei Auf¬ 
sätze von Hugo Otto Zimmer: „Wie verwaltet man Bibliotheken?“ 
und „Der Indikator in den öffentlichen Bibliotheken“. 1 ) Gelegentlich 
der Besprechung der verwaltungstechnischen Einleitung zweier 
Musterkataloge gibt der Verfasser verschiedene praktische Vorschläge 
für die Verwaltung kleiner Bibliotheken und empfiehlt für den Borro- 
mäusverein zentrale Katalogisierung und Druck derselben. — Im 
zweiten Aufsatz werden verschiedene Arten von Indikatoren beschrie¬ 
ben. Der Verfasser empfiehlt jedoch statt derselben die systematische 
Buchkartenaufstellung, die in der Präseuzaufzeigung der Bücher den 
Indikator ersetzt, seine Nachteile aber — d. h. große Raumausdeh¬ 
nung nnd Verhinderung der persönlichen Vermittlung — vermeidet, 
dazu noch den Vorteil der großen Billigkeit und leichten Herstellung 
für sich hat. 

Die schon angedeutete Äußerung zur Personalausbildungsfrago 
hat Heidenhain zum Verfasser. 1 ) Er weist darauf hin, daß die durch 
Einführung der Diplomprüfung geschaffene Situation dem Volks¬ 
bibliothekswesen wenig günstig ist. Da sowohl eine Abwandlung des 

*) Bücherwelt Jg. 8 Nr. 8 S. 151—155 und Nr. 11 S. 205—207. 

•) „Die Ausbildung für den Dienst populärer Bibliotheken“. Volksbildungs¬ 
archiv Bd. 2 H. 1/2 S. 133—138. 


Personal- 

Ausbildung. 


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Voiksbibliotheken 


Prüfungszieles entsprechend den Zwecken der populären Bibliothek 
nicht vorgesehen ist, außerdem für die vorgeschriebene einjährige prak¬ 
tische Ausbildung nur zwei Bibliotheken populären Charakters zuge¬ 
lassen sind, wird den Anwärtern für das Volksbibliothekswesen eine 
rationelle Ausnutzung der vorgeschriebenen Ausbildungszeit unmög¬ 
lich gemacht. Dieselben werden, wie bisher, auf die mehr wissen¬ 
schaftliche Ziele verfolgenden beiden Berliner Bibliothekarinnen- 
schulen und auf eine sowohl über die vorschriftsmäßig verlangte, wie 
die tatsächlichen Bedürfnisse hinausgehende praktische Tätigkeit ver¬ 
wiesen und damit zum Verzicht auf eine tiefergehende Spezialausbil¬ 
dung veranlaßt, wenn sie nicht die vorgeschriebene Vorbereitungszeit 
überschreiten wollen. Zur Abhilfe schlägt Heidenhain zwei Wege vor: 
1. vermehrte Zulassung von populären Bibliotheken zur prak¬ 
tischen Ausbildung von Diplomanwärtern, 2. Entlastung der Lehr¬ 
kurse der Bibliothekarinnenschulen nach der Seite der allgemein¬ 
wissenschaftlichen Fächer und dafür Schaffung von geeigneten Lehr¬ 
büchern zur wissenschaftlichen Selbstausbildung neben der Praxis. 
Nur als eine ultima ratio, die den Verzicht auf mancherlei Vorteile 
in sich trägt, will der Verfasser die vollständige Trennung der Aus¬ 
bildung für die beiden Laufbahnen angesehen wissen. — Weitere 
interessante Diskussionen zu diesem Thema stehen für die nächste 
Zeit zu erwarten. 

Amtrika- Uber das amerikanische Bibliothekswesen ist außer dem bereits 

nistfies erwähnten Aufsatz von Ilainisch, der Canada betrifft und über die 
BlbUotheks- Funktionen der dortigen Bibliotheksinspektoren Näheres berichtet, 
wesen. noch ein Artikel von Hallier 1 ) zu erwähnen, welcher gelegentlich der 
Besprechung eines Buches von E. Bostwick eine umfassende Übersicht 
über die Bibliotheksverhältnisse in den Vereinigten Staaten gibt 
Neben dem allgemeinen öffentlichen Bibliothekswesen beginnen 
in letzter Zeit gewisse Abarten desselben eine immer größere Rolle 
zu spielen und eine Spezialliteratur hervorzubringen. So z. B. die 
Schiffsbibliotheken, vor allem aber die Kinderlesehallen im Anschluß 
an die letzten Gründungen in Berlin, Hamburg, Wiesbaden usw. Dar¬ 
auf im einzelnen einzugehen, würde dieses Mal jedoch zu weit führen. 

Oharlottenburg. Dr. Karl Poelchau. 


ANTIQUARIATSKATALOGE UND BOCHERAUKTIONEN 

IM JAHRE 1911. 

Den Schneeflocken gleich, die der Wind durcheinanderwirbelt, dahin 
und dorthin trägt, zu großen und kleinen Haufen zusammenbringt, um 
sie eine Weile später wieder auseinanderzutragen und mit ihnen das alte 
Spiel aufs neue zu wiederholen, ergeht es den Büchern. Nur wenigen 
ist es beschieden, in den Katakomben-Magazinen der großen öffentlichen 
Bibliotheken zur ewigen Ruhe einzugehen. Ruhelos müssen die anderen 

') „Amerikanische öffentliche Bibliotheken“, Blätter für Volksbibliotheken 
und Lesehallen Jg. 12 Nr. 5/6 S. 69—75, Nr. 7/8 S. 101—110, Nr. 9/10 S. 139—150. 


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Antiquariatskataloge und Bücherauktioneu 


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immer aufs neue ihre Ahasverwanderung aufnehmen, nachdem sie eine 
längere oder kürzere Spanne Zeit die einzigen zwei Raststationen, welche 
ihnen gegönnt sind, beim Antiquar oder Büchersammler gehalten haben. 

Daraus erklärt sich die Erscheinung, daß eine nach vielen Tausenden Typilc der 
zählende Menge von Büchern in allen Antiquariatskatalogen immer wieder- Kataloge, 
kehrt. Die großen öffentlichen Bibliotheken besitzen sie entweder be¬ 
reits oder legen auf ihre Erwerbung keinen Wert, bisweilen fehlen auch 
die Mittel dazu. — Wirklich wertvolle Büchersammlungen sind im Privat¬ 
besitz relativ selten. Das Material, aus dem sich also der Vorrat der 
Antiquare zusammensetzt, erfahrt daher keine allzu intensive Auffrischung 
und Regenerierung. Das naheliegende Bestreben, durch möglichst großen 
Umsatz das in diesen Büchermassen festgelegte Kapital wieder mobil 
zu machen, nötigt den Antiquar zur Veröffentlichung zahlreicher Kataloge 
und deren intensiven Verbreitung — sind doch die Zeiten längst vor¬ 
über, da die Sammler im Bücherlager des Antiquars selbst „herum¬ 
schmökerten“, um Entdeckungen zu machen. — Die Zahl der im Be- * 
richtsjahre veröffentlichten Kataloge ist daher gegenüber dem Vorjahre 
(vgl. diese Zs. I, 184) nicht geringer geworden. Dieser oder jener Buch¬ 
laden ist ja eingegangen und auch ein großes, altes Antiquariat — 

Völcker in Frankfurt a. M. — ist infolge des Ablebens seines Besitzers auf¬ 
gelöst worden. Dafür sind aber wieder eine Anzahl neuer aufgetan worden. 

Das „moderne“ Antiquariat wie das „Großantiquariat“ sind Er- DaS 6ro &' 
scheinungen, die nicht bloß als interessante sondern als ins Wirtschafts- antlquariat 
leben tief eingreifende Erscheinungen Beachtung heischen. Eine Dar¬ 
stellung der Entwicklung und des heutigen Standes des Großantiquariates 
aus sachkundiger Feder im Börsenblatt (Nr. 181 ff.) bot Anlaß zu einem 
Hinweis auf ganz absonderliche Zustände im Handel mit Büchern in 
Wien (Unger: Börsenblatt Nr. 196). 

Das ganze Jahr hindurch hat Tag für Tag die Post Kataloge ge- Ehutln« 
bracht: kleine, dünne Heftchen in bisweilen mehr als bescheidenem Kataloge. 
Gewände, starke Broschüren in einfacher aber gediegener Austattung und 
dazwischen dicke, prunkvolle Bände, mit kostspieligen Beilagen versehen. 

Nun stehen sie am Ende des Jahres auf dem Bücherbrett in langer, 
langer Reihe nebeneinander. Die Ökonomie des an dieser Stelle zur Ver¬ 
fügung stehenden Raumes ermöglicht es nicht, die ebenso für die Biblio¬ 
graphie wie für die Geschichte der Privatbibliotheken bedeutsame Katalog¬ 
literatur eingehend zu würdigen. Wir sehen daher für diesmal von einer 
Aufzählung der ihres Inhaltes oder Umfanges wegen bemerkenswerten 
Kataloge ab, es gibt sich dazu wohl noch Gelegenheit. Eine eingehende 
Analyse des englischen Antiquariatskataloges, der sich von dem kontinen- • 
talen, namentlich deutschen Katalog nicht unwesentlich unterscheidet, 
hat Unger gegeben (Börsenblatt Nr. 101 ff.). 

Österreich. Ein Teil der Sammlung Lanna-Prag wurde im April Auktionen, 
durch Gilhofer-Wien, die Bibliothek Nagy-Budapest im Oktober im 
Dorotheum, dort auch eine aus dem Besitze des Fräulein Weis- 
happel-Wien stammende Büchersammlung im November versteigert. 1 ) 

* • 

*) S. Börsenblatt Nr. 280 . 


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Ilücherauktionen 


Im Oktober fand auch bei Kubasta-Wien eine Auktion statt Deutsch¬ 
land. Stargardt- Berlin brachte die Bibliothek Kaska, Perl-Berlin 
im Februar, April, Mai und Oktober größere Sammlungen unter den 
Hammer. Die umfangreichen Kollektionen Warnecke, Geibel und 
Herz versteigerte im Mai und Dezember Boerner-Leipzig, im März war 
die Sammlung Elischer-Budapest vorausgegangen. Den ersten Teil der 
Autographensammlung Fischer von Roeslerstamm-Rom verauktionierten 
List und Francke-Leipzig im November. Eine Reihe von Bücherver- 
steigerungen veranstaltete Oswald Weigel-Leipzig. Die im Vorjahre be- 
begonnene Auflösung des Antiquariatslagers von Völcker-Frankfurt a. M. 
wurde im März, April und Juni zu Ende geführt. Noch ist die Ver¬ 
steigerung alter Drucke durch Carlebach-Heidelberg zu erwähnen. 
England. Die Huthsammlung gelangte durch Sotheby-London, die Biblio¬ 
thek Dent durch Hodgson-London, die Kollektion Mayor durch Catling- 
Cambridge unter den Hammer. Frankreich. Außer den zahlreichen Ver- 
* Steigerungen im Hotel Drouot sind zu erwähnen <\ie Auktionen Halphen 
(Champion-Paris), Montgermont (Morgand). Italien. Luzietti-Rom brachte 
eine Sammlung über das Risorgimento Italiano, Gozzini-Florenz die Biblio¬ 
thek Pozzolini zum Verkauf. Niederlande. Ganz außerordentlich um¬ 
fangreiche Sammlungen sind die durch Müller-Amsterdam versteigerten 
Kollektionen van den Corput und Dyserinck gewesen. Amerika. Gegen¬ 
über der Auktion Hoe-New York traten die anderen ganz zurück. 

Wien. M. Grolig. 


BESPRECHUNGEN. 

Rukopisy majorätnl knihovny hrabat z Nostitz a Rhienecka v Praze. 
Zprävu o nich podävä J. V. Simäk. V Praze, nikladem teskö Akademie, 
1910, XI, 165. — Auch in deutscher Ausgabe: Die Handschriften der 
Graf Nostitz’schen Majoratsbibliothek in Prag. Beschrieben von J. V. 
Simäk. Prag, Verlag der Böhmischen Akademie, 1910, IX, 170. 

Die Böhmische Akademie der Wissenschaften hat eine wichtige 
wissenschaftliche Unternehmung ins Leben gerufen, die ein Verzeichnis 
der in den Bibliotheken und Archiven der böhmischen Länder aufbe- 
wahrten Handschriften bringen soll, wobei zugleich auch alle handschrift¬ 
lichen Bohemica außerhalb der Grenzen Böhmens berücksichtigt werden 
sollen. Der Leiter dieser Unternehmung ist Univ.-Prof. Dr. Simäk, der 
die Handschriften der Gräfl. Nostitzschen Majoratsbibliothek in Prag 
arbeitet hat. Seiner Arbeit schickt er eine kurze Einleitung über die 
Schicksale der Bibliothek voraus (zumeist nach Hirsching, Versuch einer 
Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken 1789—90). Es möge mir an 
dieser Stelle erlaubt sein, auf einen Vorgänger Simäks aufmerksam *° 
machen, dessen er nicht erwähnt. Es war dies Dr. F. K. Hillardt, e ,n 
begabter und einsichtsvoller Kopf, der im Jahre 1840 vom Grafen Nostitz 
den Auftrag bekam, Ordnung in die Bibliothek zu bringen. Damals ergriff 
nämlich ganz Böhmen eine spontane Bewegung, die in der Gründung 


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Besprechungen — Simile 


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von Schüler- und Öffentlichkeitsbibliotheken ihren Ausdruck fand (vergl. 
hierüber meine Studie in der Üeski Osvöta 1911). Diese Bewegung 
ergriff selbst die Klöster und die adeligen Kreise, welche eine Übersicht, 
eventuell Durchsicht und Katalogisation des zumeist ungeordneten Biblio¬ 
theksbestandes anordneten. Diesem Zeitgeiste unterwarf sich auch Graf 
Nostiz und wählte Hillardt zum Ordner seiner Bibliothek. Da Simik 
seiner gar nicht gedenkt, scheint Hillardt zu einer schriftlichen Aufzeich¬ 
nung des Büchermaterials gar nicht gekommen zu sein, was ja begreiflich 
ist, wenn man bedenkt, daß man damals mehr Sinn für sensationelle 
Entdeckungen als für systematisches Arbeiten hatte. Auch Hillardt, dem 
übrigens eine bibliothekarische Vorschulung ganz und gar fehlte, fahndete 
nach solchen Entdeckungen: wie sein Freund Dr. Amerling meldete 
(Noviny, Beilage der Kvfcty 1840, Nr. 16, S. 63), fand Hillardt in der 
Bibliothek die Handschrift des berühmten Werkes Nie. Copernicus: Opus 
de revolutionibus coelestibus, das Joh. Am. Comenius im Jahre 1614 in 
Heidelberg erwarb. Die andere Entdeckung Hillardts betraf eine Urkunde 
aus dem Jahre 1392, die Johannes de Pomuk ausgestellt hat. Da diese 
letzte bei Simik nicht angeführt wird, scheint sie seither verloren ge¬ 
gangen zu sein, was nach Simik auch mit anderen seltenen Manuskripten 
geschah. Durch die jetzige Neuaufstellung und Katalogisation scheint die 
Gefahr von weiteren Verlusten beseitigt zu sein. Die 227 Handschriften, 
die 9ich jetzt in der Bibliothek befinden, haben einen mehr archivalischen 
Charakter, was insbesondere von den Briefschaften der beiden Oltonen 
von Nostitz gilt, die für die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges von 
der größten Wichtigkeit sind. Die meisten Handschriften gehören dem 
17. Jahrhundert an, wie die Übersichtstabelle bei Simik bekundet, und sind 
in überwiegender Mehrzahl in der deutschen Sprache abgefaßt. Die Kon¬ 
kordanz der alten und der neuen Signaturen wird manchen Forscher 
vor unnützem Zeitverlust bewahren. Die Beschreibung der Handschriften 
scheint allen wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen. Hie und da 
hat der Autor auch die Bemerkung eingeschaltet, ob das Manuskript 
gedruckt wurde oder nicht. Bei der Vielseitigkeit des Materials bleibt 
dies natürlich stets eine heikle Frage. Am besten zeigt dies Nr. 72: 
Complement bonus avisorum, wovon Simik behauptet, daß es in der 
Zlbrt’schen Bibliographie nicht verzeichnet ist, während es dort (IV, 
Nr. 8521) mit seinem ganzen und offenbar richtigerem Titel, als den 
Simik verzeichnet, angeführt ist. Es hat den richtigen Titel: Complement 
Bon’avisorum. Spezial Neue Avisen, welche der POSTILION des großen 
Löwens vom Geschlecht Juda hat gesehen (S. : gestehen) in seinem Flore 
Prophetico vnd empfangenen involucro, welches jhme die fümembste königin 
im himlischen Rath Gottes im Walde geben. Diese Bon' Avisa hat der 
Postillon vermöge seines Ampts publicirt den ersten May stylo veteri, 
anno Christiano M. DC. XXII. So spricht der Herr, Esai 46 . . ., 4®, 
S. 12. Es ist dies ein Werk des Phantasten Paul Felgenhauers, wie ich 
in einem Vortrage in der Kgl. Böhmischen Gesellschaft der Wiss. zeigte, 
nnd bängt eng zusammen mit seinen Arbeiten: Chronologia, Zeitspiegel, 
Öecisio prophetica belli Bohemici, Horologium Hussianum, Bon’ avisa, 
Flos propheticus, Leo rugiens, Tuba visitationis, Leo septentrionalis, der 

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Besprechungen 


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Löwe von Mitternacht etc., die sämtlich in den Jahren 1620—6 er¬ 
schienen sind. Der Schreiber der Handschrift Nr. 3 dürfte Nicolaus 
Stille de Wansaw sein. Schlesische Schreiber und schlesische Schriftsteller 
sind häufig vertreten, was sich dadurch erklärt, daß der gelehrte Graf 
Otto kgl. Hauptmann in den Fürstentümern Schweidnitz und Liegnitz 
war. Die vielen Folianten mit ungedrucktem Material für die Geschichte 
des dreißigjährigen Krieges dürften zu den wertvollsten Schätzen der Biblio¬ 
thek gehören und Simäk gehört das Verdienst, sie unter den Drucken 
der Bibliothek zerstreut entdeckt zu haben. 

Prag. Jos. Vo 1 f. 


Friedrich Adolf Ebert. Ein biographischer Versuch von Richard 
Bürger, Leipzig, 1910, Rudolf Haupt. (Sammlung bibliothtkswissen- 
schaftlicher Arbeiten . . . Hg. von Konrad Haebler. 31. Heft.) 1 Por¬ 
trät. — XII—136 S. 

Im ,Neuen Nekrolog der Deutschen’, 12. Jg., 1834, 2. Teil 
(Weimar, 1836), S. 990 wird am Schluß des Nekrologs auf Friedrich 
Adolf Ebert die Ansicht ausgesprochen, daß seine Verdienste um die 
Bibliographie • und um die Dresdener Bibliothek einer speziellen Aus¬ 
einandersetzung in einem selbständigen Werke’ bedürfen, ,was um so 
weniger ausbleiben darf, als es gerade von Bibliothekaren wenig be¬ 
lehrende und das Fach fördernde Biographien gibt’. Die Erfüllung 
dieses Wunsches hat viele Jahrzehnte auf sich warten lassen und wir 
müssen es daher dankbar begrüßen, daß sich der Wolfenbütteler Biblio¬ 
thekar Richard Bürger der Aufgabe unterzogen hat, dem in der Zeit 
von 1820—1834 .bedeutendsten Vertreter’ des deutschen Bibliotheks¬ 
wesens ein biographisches Denkmal zu setzen. Es ist eine auf sorgfältiger 
Verwertung gedruckter und ungedruckter Quellen ruhende, wohlab¬ 
gerundete, im Urteile vorsichtige Arbeit, die uns damit vorgelegt wird. 
Die die zweite Hälfte des Buches füllenden Briefe lassen uns manchen 
Blick in das Seelenleben, die Berufsauffassung und Tätigkeit Eberts 
tun, bieten aber auch hie und da ein Bild der damaligen Ge¬ 
sellschaft. 

Eberts eigentliche bibliothekarische Tätigkeit hat sich in Wolfen¬ 
büttel und hauptsächlich in Dresden abgespielt. An beiden Orten hat 
er den Bibliotheken, an denen er angestellt war, seine ganze Kraft ge¬ 
widmet, die letzten Dresdener Jahre freilich waren durch Kränklichkeit 
und Sorgen getrübt, sie sind Jahre des Stillstandes und der Mutlosig¬ 
keit’. Die Enge der Verhältnisse gestattete es ihm nicht, sich ent¬ 
sprechende Erholung zu verschaffen. ,Gleichwohl wäre ich zu retten, 
wenn mir ein Aufenthalt von einem oder zwey Monaten in Teplitz oder 
Marienbad möglich wäre’, so schreibt er am 2. Dezember 1833 an Karl 
August Böttiger, den vielgewandten Schriftsteller, mit dem er vor mehr 
als einem Jahrzehnt in Dresden in Fühlung gekommen war. Am 13. No¬ 
vember 1834 starb Ebert an den Folgen eines Falles von einer Biblio¬ 
theksleiter. 


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Bürger 


235 



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Uns ist Eberts Name heute last ausschließlich durch sein ,All¬ 
gemeines bibliographisches Lexikon’ (1. Band 1821, 2. Band 1830) ge¬ 
läufig, das in unseren Handbibliotheken zu stehen pflegt und in das wir 
gelegentlich noch Einsicht nehmen. Besonders zu bewerten ist aber 
Eberts Tätigkeit heute noch deshalb, weil er der damals in Deutsch¬ 
land noch keineswegs selbstverständlichen Auffassung von der Selbständig¬ 
keit des bibliothekarischen Berufes durch Wort und Tat kräftig vor¬ 
gearbeitet hat. Genau vor hundert Jahren (1811), in seinem zwanzigsten 
Lebensjahre, veröffentlichte Ebert, der sich damals noch auf der Vor¬ 
bereitungsstufe für den bibliothekarischen Beruf befand und auch erst 
im Jahre 1812 in Wittenberg Magister wurde, seine Schrift ,Über öffentliche 
Bibliotheken besonders deutsche Universitätsbibliotheken’. Zum ersten¬ 
mal tritt hier der Gedanke von der Selbständigkeit des bibliothekarischen 
Berufes auf. Stets sehen wir, wie in den folgenden Jahren sein Blick 
über die gewöhnliche Tagesarbeit hinausschweift zu höheren Aulgaben. 
Die Geschichte der Dresdener Bibliothek, die er schrieb, ließ ihn die 
Bedeutung einer Büchersammlung recht eigentlich erkennen. Im Hin¬ 
blick darauf muß es uns dann freilich etwas wundernehmen, daß er in 
Wolfenbüttel die alte Augusteische Bibliothek auflöste. 

Wolfenbüttel war nicht der Oit, an dem sich Ebert wohl fühlte. 
Klima und Gesellschaft sagten ihm nicht zu, die Bibliothek wurde 
zu wenig benutzt. In einem Brief an Böttiger spricht er sich darüber 
deutlich aus (S. 81). Es zog ihn wieder an seine frühere Arbeitsstätte 
nach Dresden zurück, wohin er denn auch am 1. April 1825 die Rück¬ 
reise antrat. Etwas hatte ihm allerdings Wolfenbüttel in reichem Maße 
geboten, die Möglichkeit, in das Handschriftenwesen tiefer einzudringen. 
Das Ergebnis zeigte sich auch in seinem Buche ,Zur Handschriften¬ 
kunde 4 (1825). 

In Dresden freilich sehnte sich der nervös reizbare Ebert manchmal 
wieder nach Wolfenbüttel zurück. Der Brief vom 27. Januar 1826, in 
dem er dies ausspricht, läßt uns auch einen Blick in das literarische 
Leben Dresdens tun. Dorothea Tieck erscheint als ,schreibendes 
Gänschen’. Die lärmende Art, mit der man Calderons Dame Kobold 
ablehnte, berührt uns heute etwas eigenartig (S. 114). 

Bürgers Buch, das bescheiden als biographischer Versuch’ auf- 
tritt, in der Tat aber ein schön abgerundetes Lebensbild bietet, muß 
namentlich den jüngeren Fachgenossen zum Lesen sehr empfohlen 
werden. Man muß dabei natürlich immer im Auge behalten, daß darin 
Dinge abgehandelt werden, die rund hundert Jahre zurückliegen und 
man darf nicht, um sich von Eberts Leistungen eine richtige Vor¬ 
stellung zu machen, etwa Löopold Delisle zum Vergleich ständig gegen¬ 
überstellen. 

Graz. Ferdinand Eichler. 





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Vereinsnachrichten Personalnachrichten 




VEREINSNACHRICHTEN. 

MONATSVERSAMMLUNG. 

Am 13. Dezember hielt der Professor an der k. k. Lehr- und 
Versuchsanstalt für Lederindustrie in Wien, Herr Bernhard Kohntfein, 
vor einer großen Zuhörerschaft aus Vereinsmitgliedern und Gästen, 
für die ein kleiner Hörsaal der Universität kaum Raum hatte, einen 
Vortrag über das Thema: „Wie sollen Büchereinbände beechaffen 
sein?“ Ein Auszug im nächsten Heft. 


AUSSCHÜSZSITZUN GEN. 

Zu dem Bericht der Zeitschrift (S. 182) über die Ausschuß' 
Sitzungen vom 10. und 26. Oktober d. J. ist nur noch nachzutragen : 
In der Sitzung vom 26. Oktober teilte Schilder mit, daß sich in 
Wien ein Verband der akademisch gebildeten Staatsbeamten Öster¬ 
reichs gebildet habe, zu dessen Präsidenten der Obmann unseres 
Vereines, Prof. Dr. R. Wolkan (s. o. S. 201), einstimmig gewählt 
wurde. Sein Antrag, sich dem Verbände anzuschließen, wurde an¬ 
genommen. Ebert legt seine Stelle als erster Schriftführer nieder; 
für ihn wird Schilder gewählt. 

PERSONALNACHRICHTEN. 

Der Kaiser hat den mit dem Titel eines außerordentlichen Universi¬ 
tätsprofessors bekleideten Privatdozenten, Kustos zweiter Klasse an der 
Holbibliothek in Wien, Dr. Robert Franz Arnold zum außerordent¬ 
lichen Professor an der Universität in Wien, den mit dem Titel und 
Charakter eines ordentlichen Universitätsprofessors bekleideten Privat¬ 
dozenten, Oberbibliothekar an der Universitätsbibliothek in Prag, Dr. Wenzel 
Tille zum ordentlichen Professor an der böhmischen Universität in 
Prag, den mit dem Titel und Charakter eines Oberbibliothekar« bekleideten 
Bibliothekar erster Klasse an der Bibliothek der Hochschule tür Boden¬ 
kultur in Wien Dr. Ignaz Stich zum Direktor dieser Bibliothek mit 
den systemmäßigen Bezügen der siebenten Rangsklasse der Staatsbeamten 
zu ernennen geruht. — An der Hofbibliothek wurden die Kuztosadjunkten 
Dr. Rudolf Sonnleithner und Dr. Ferdinand Scherberzu Kustoden 
zweiter Klasse und die Assistenten Dr. Josef B i c k und Dr. Franz Martin 
Haberditzl zu Kustosadjunkten, an der Universitätsbibliothek in Wien 
der mit dem Titel und Charakter eines Oberbibliothekars bekleidete 
Bibliothekar erster Klasse Dr. Karl Kaukusch zum Oberbibliolhekar, 
an der Bibliothek der technischen Hochschule in Wien wurden der Biblio¬ 
thekar erster Klasse Dr. Anton Schubert zum Oberbibliothekar, der 
Bibliothekar zweiter Klasse Dr. Luzius Hanni zum Bibliothekar erster 
Klasse, der Praktikant Dr. Robert Musil zum Bibliothekar zweiter 
Klasse ernannt. — Dem Landesarchivar und Bibliothekar i. R. Dr. Anton 
Mayer wurde vom (iemeinderat in Wien die große goldene Salvator¬ 
medaille verliehen. 


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Eine Zeitürigsbibliothek in Wien 


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Noch einmal: 

Eine Zeitungsbibliothek ln Wien. 

Mit Beziehung auf den o. S. 182 ff. veröffentlichten Artikel Professor 
Dr. Wolkans wünscht Regierungsrat Dr. Frankfurter hier mitgeteilt, daß 
sein im Literaturblatt der „Neuen Freien Presse“ am 8. Oktober 1911 
erschienener Artikel bereits am 12. Juli 1910 der Redaktion des ge¬ 
nannten Blattes überreicht worden ist, daß somit die meritorischen Aus¬ 
führungen seines Artikels über ein Jahr vor dem Erscheinen geschrieben 
worden sind. Daraus erkläre es sich, daß er nicht Bezug nehmen konnte 
auf Gedanken, Erwägungen und Beschlüsse, die erst dem Jahre 1911 an¬ 
gehören. Ferner möchte er feststellen, daß das Wesentliche seines Artikels 
nicht der Gedanke der Errichtung einer Zeitungsbibliothek überhaupt 
sei, dieser Gedanke, habe er ausdrücklich in dem Artikel selbst bemerkt, 
sei bereits mehrfach hier und anderwärts vertreten worden, das Wesent¬ 
lichste sei der Vorschlag, das nun einmal zu errichtende Gebäude in 
Ottakring für die so oft schon geforderte Zeitungsbibliothek zu be¬ 
stimmen. Sein Vorschlag, das in Ottakring zu errichtende Gebäude für 
die Zeitungsbibliothek und zwar den zunächst aufzuführenden Teil lediglich 
für die Aufnahme der Zeitungsbestände usw. der Universitäts-Bibliothek zu 
verwenden, die eigentlichen Bücherbestände jedoch in ihren jetzigen 
Räumen zu belassen und von jeder unorganischen Zerreißung abzusehen, 
sei tatsächlich von niemand anderem ausgesprochen worden; er sei 
auch nicht identisch mit dem in der Ausschußsitzung des ö. V. f. B. 
am 28. März 1911 gefaßten Beschlüsse, der lediglich neuerdings eine 
Aktion des Vereins betroffen hätte, die Schaffung einer Zeitungsbibliothek mit 
einem allerdings umfassenderen Programm anzuregen. Käme dagegen jener 
Vorschlag zur Ausführung, so würde die Zeitungsbibliothek, die ja nicht 
mit einem Schlage zu schaffen sei, wenigstens für die Zukunft vor¬ 
bereitet. Aus der Zeit der Abfassung des Artikels erkläre es sich, warum 
darin der weiterzielenden Anregung des Ausschußbeschlusses nicht ge¬ 
dacht werden konnte. Sie zu vertreten mußte ihrem Autor überlassen 
bleiben. Im übrigen handle es sich dabei um eine Erweiterung des Ge¬ 
dankens einer Zeitungsbibliothek, es sei aber mindestens verfrüht, daran 
zu gehen, ehe nicht auch nur der bescheidene Anfang gesichert sei. 

Sein Vorschlag empfehle sich, weil er nach keiner Richtung prä- 
judiziere, es müßten daher, wie die Dinge jetzt lägen, alle in Betracht 
kommenden Faktoren das ihrige zu seiner Verwirklichung beitragen. 
Aus zahlreichen ihm zugekommenen Zuschriften und Äußerungen aus 
Universitätskreisen und aus dem Publikum dürfe er schließen, daß diese 
Lösung, die sich auch aus praktisch-materiellen Gründen empfehle, sich 
allgemeinen Beifalls erfreuen werde, eine Lösung, zu der ein so hervor¬ 
ragender Fachmann wie Geheimrat Dr. Schwenke, gewiß eine Stimme, 
die vollste Beachtung verdiene, die Universitäts-Bibliothek beglückwünscht 
habe. (Vgl Z. f. B., 1911, S. 566.) 


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Bfbliotbekartatf hi IMncheti 


BIBLIOTHEKARTAG IN MÜNCHEN, 1912. 

Da» vom Ausschoß eingesetzte vorbereitende Komitee (s. o. S. 184) 
bat safort die Herren Doublier (Wien HB.), Grotg (Wien Patentamt) 
kooptiert, dann in weiterer Foige, zur Ausgestaltung eines größere» 
Organisationskomitees, die Direktoren Fechtner-Wien Technik, Himmd- 
baur-Wien UB., Kukula-Prag UB., Ortner-Klagenfart, Pewker-Graz UB., 
Sduffmann-Lioz, Vizedirektör Dona bäum-Wien HB., Eichier-Graz UB., 
ferner von der UB. Wien noch die Herren Crüwell, Frankfurter, Hrzan, 
Kokseber, Palamar. Als Obmann dieses größeren Komitee» fungiert der 
Vereinsobmamt Prof. Woikan, unter dessen Vorsitz am 20. Dezember 
die erste Sitzung stattfand. Nach einem kurzen Berichte Mayers für du 
vorbereitende Komitee ward im Sinne der von diesem gestellten An¬ 
träge beschossen, sowohl beim Unterrichtsministerium wie beim Oberst- 
kärmnereramte schleunigst um Reisesubventionen zum Münchener Tage 
einzuschreiten, dann, wenn wenigstens ein, baldigst zu erwartender, 
grundsätzlicher Bescheid da sei, diesen den Bibliotheken mitzateilen und 
unter einem anzufragen, welche Kollegen sich für München meldeten 
und welche von ihnen Vorträge in Aussicht stellen könnten. Drei Vor¬ 
träge sind bereits gesichert: Von Schiftmann „Über die österreichischen 
Studienbibliotheken und ihre Reform“, von Eichler „Über die Vor¬ 
bildung des Bibliothekars“, und em dritter „Über den mittleren Dienst“. 
Für alles weitere verweisen wir auf das erwähnte Rundschreiben, das 
sobald als möglich an die österreichischen Bibliotheken erlassen werden 
wird. Schon jetzt muß bemerkt werden, daß nach den erhabenen Aus¬ 
künften Fahrpreisermäßigungen nach und von München kaum zu erwarten 
sind. Es erübrigt hier nur noch die weiteren Funktionäre des Komitees 
zu nennen, wie es sich am 20. Dezember konstituiert bat: Himmelbawr 
erster, üönabaum zweiter Obmannstellvertreter, Mayer erster Schrift¬ 
führer, Doublier Kassier. Für den zweiten Schriftführer ward später 
Paiamar bestimmt. — Regierungsrat Himmelbaur, der bei der Sitzung 
nicht anwesend war, hat seither erklärt, die auf ihn gefallene WaM zum 
Ob man« »teil Vertreter nicht annehmen zu könne«. 



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NAMEN- UND SACHREGISTER 

zu Jahrgang 2. 1912 

der Zeitschrift des österreichischen Vereines !ür Bibliothekswesen. 


Aarhus 47, 49 
Aarau 166 
Albany 223 

American Library Association 224 
Amerika 222 
Amtsbibliotheken 192 
Antiquariatskataloze 230 
Aschaffenburz 163 
Auktionen 331 

Ausbildunz der Bibliothekare 4S, 
110, 229 
Bader, K. 5 
Barth, H. 165 
Basel 166 

Baumzartenberz: 148 
Bawmann H. 136 
Bayern 30, 158, 164, 208 
Beamte 5, 73, 143, 182, 201 
Berlin 26, 155 — kzl. Bibi. 28, 202 
Bern 166 

Bibliozraphie 1, 18, 37, 54, 67, 94, 105 
127, 147, 150 

Bibliothekarkonzreß, Russischer 177 
Bibliothekartaz in Hamburz 68, 79 — 
in München 238 

Bibliothekarschulen 45, 110, 229 
Bibliothekszebühren 27, 210 
Bibliotheksorzanisationen 5, 73, 87, 
175 

Bishop, W. W. 222 
Böhmen 14, 52, 150 
Bonn 155 
Bremen 29, 156 
Breslau 29, 156 
Brünn 8, 78 

Buchdruck 19, 40, 136, 147, 148 
Buchhandel 41, 59 
Bücher, K- 116 
Bücherauktionen 230 
Bürzer, Rieh. 234 


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Budapest 79 

Budzet: Österreich 153, Preußen 154 
s. a. Staatsvoranschlaz. 

Chapot, V. 91, 213 

Cheltenham-Handschriften 161 

Celtes, K. 4 

Collijn I. 56, 57 

Cotlarciuc N. 1 

Czernowitz 8 

Dänemark 47 

Dezimal-Klassifikation 224 

Dietrich, F. 60 

Dortmund 156 

Dresden 156 

Dubletten 64, 133 

Ebbinze Wubben, C. H. 95 

Ebert, Fr. Ad. 234 

Eichler, F. 54, 116, 234 

Einbände 117, s. a. Lederkommission 

Elberfeld 29 

Enzland 37, 172 

Erlanzen 35 

Fachzeitschriften 3, 19, 37, 172 
Fechtner, E. 180 
Fick, R. 79, 202 
Florenz 176 

Frankfurt a. M. 35, 157 
Frankfurter, S. 237 
Frankreich 54, 91, 213 
Freiburz 167 
Fritz, J. 4 
Fuechsel, H. 76 
Qalizien. 79, s. a. Polen 
Qehälter (Württemberz) 212 — 

Schweden 219 
Genf 168 

Qesamtkataloz 26 , 206 

Qießen 35 

Glauninz, O. 7, 30, 117, 158, 208 
Görz 9 


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Zeitschrift d. österr. Vereins f. Bibliothekswesen. II. 1912. 


240 

Goettingen 157 
Gottlieb, Th. 57, 59, 117 
Graz 8, 143, 194 
Grienberger, Th. v. 123 
Grolig, M. 60, 67, 68, 144, 192 
Günther, O. 55 
Haag 95 

Hainisch, M. 113 

Halle a. S. 157 

Hamburg 29, 79, 157 

Handschriften 18, 59, 69, 91, 160, 214 

Ha mack 202 

Helßig 81 

Hessen 163 

Himmelbaur, J. 136 

Hittmair, A. 134 

Hoeffler, H. 26, 154 • 

Hübl, A. 55, 57 
Inkunabeln 50, 55, 56, 197 
Innsbruck 9 

Institutsbibliotheken 116 
Instruktion, engl.-amerikan. 83, s. a. 

Katalogisierungsvorschriften 
Italien 43, 66, 175 
Jordan, W. 136 
Kaiser 83 

Katalogisierungsvorschriften 32, 83 

Klagenfurt 9 

Köln 157 

Königsberg 158 

Kopenhagen 47 

Krakau 9 

Kukula, R. 199 

Lagerquist, H. C. 217 

Laibach 10 

Lanna, Freih. v. 67 

Lausanne 168 

Lederkommission 80, 89, 165 
Lehrerbibliotheken 195 
Leipzig 55 
Lemberg 10 . 

Library Association 172 
Linköping 56 
Linz 12, 79. 148 
Löhr, M. 91 
Loubier 80 
Mailand 176 
Mayrhofer, J. 180 


Menöik, F. 137, 185 
Micori, P. 194 
Mitfcelbeamte 27 
Mittelschulbibliotheken 195 
München 30, 123, 158 — Staatsbibüo- 
thek 30 
Mtinzei 85 
Neuchätel 168 
Newyork 223 
Niederlande 95 
Nostiz, Graf 232 

Österreich, Bibliothekwesen 144, 153. 

194 — Verwaltungsberichte 8, 143 
Oesterwitz, H. 59 
Ontario 113 
Paalzow 81 
Papier 148, 174 

Paris, Nationalbibliothek 54, 92, 213 
Personalnachrichten 65, 134, 180, 236 
Pflichtexemplare 66, 158, 196, 211 
Poelchau, K. 107, 226 
Polen 67, s. a. Galizien 
Prag 150, 232 

Prag, Universitätsbibliothek 14, 199 
Praktikantenfrage 202 
Presse 193, s. a. Zeitung 
Reichsbibliothek 159, 205 
Reinhold, H. 73 
Rostock 158 
Ruepprecht, Chr. 51 
Rumänien 1 
Rußland 177 
Salzburg 136, 149 
St. Gallen 169 
St. Petersburg 177 
Schadenersatzansprüche 81 
Schiffmann, K. 79, 148 
Schiller, F. 59 
Simäk, J. V. 232 
Schleimer, H. 197 
I Schlossar, A. 127 
Schulbibliothek 26, 195 
Schulz 80 
Schundliteratur 25 
Schweden 217 
Schweiz 165 
Sekretärinnen 154 
Spectator 191 


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Namen- und Sachregister 


241 


Staatsvoranschlag, üsterr. für 1912, 
S. 153 

Standesfragen 201 
Starke, H. 59 
Steiermark 127, 197 
Stockholm 217 
Studienbibliotheken 8, 143 
Stuttgart 210 

Titel der österr. Bibliothekare 182, 
202 

Trient 201 
Triest 197 
Troppau 78 

Universitätsbibliotheken 117, 215, s. a. 

Verwaltungsberichte 
Unterbeamte 34, 65, 164 
Upsala 57 

Vereinsbibliotheken 16 
Vereinsnachrichten 61, 130, 180, 236 
Verlagsänderungen 60 
Verwaltungsberichte 8, 143 


Viola, O. 43, 175 
Volf, J. 26, 150 

Volksbibliotheken 17, 20, 22, 102, 107, 
113, 196, 226 
Wanderbibliotheken 25 
Weißenburg 59, 163 
Wharton, L. C. 37 

Wien 12, 191 — Hofbibliothek 59, 117, 
137, 185 — Universitätsbibliothek 
51, 191 — Minoritenkloster 69 — 
Zeitungsbibliothek 182 
Winterthur 169 
Wolfenbüttel 59 
Wolkan, R. 47, 52, 69, 182 
Wolter, E. 177 
Württemberg 210 
Zeitschriftenkataloge 30, 123 
Zürich 170 
Zeitungen 41, 193 

Zcitungsbibliothek in Wien 182, 237 


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ZEITSCHRIFT DES ÖSTERREICHISCHEN 
VEREINES FÜR BIBLIOTHEKSWESEN 

REDIGIERT VON DJ; FRIEDR. ARNOLD MAYER. 


ÖSTERREICHISCHE 
UND UNGARISCHE 

BIBLIOGRAPHIE 

DES BIBLIOTHEKSWESENS 

1910-1911 


WIEN UND LEIPZIG 

WILHELM BRAUMÜLLER 

K. U. K. HOF- UND UNIVERSITAT8BUCHHANDLER 

1912 




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INHALT. 


I. FACHZEITSCHRIFTEN NR. 1-6. 237. 393-95. 

II. NATIONALE, LOKALE U. PERSONALE BIBLIOGRAPHIE NR. 7-65. 
236-79. 396-410. 

A. Österreich 7—33, 238 -58, 396 410. 

B Ungarn 34—65, 259 -77. 

C. Bibliographien von österreichischen Verfassern 278-79. 

III. BIBLIOTHEKSWESEN NR. 66 -201. 280-365. 411-499. 

A. Österreich 66—103, 280—96, 411—40, Privatbibliotheken 92-99, 
Biographien 97—103. 

B. Ungarn 104 -116, 297 - 305, 441—42. 

C. Andere Länder 117 138, 306-12, 443-54. 


D. Allgemeines 139-160, 313—24, 455 61. 

E. Volksbibliotheken 161-201, 325 60, 462 98. 

F. Ex libris 361-65, 499. 

IV. SCHRIFTWESEN. HANDSCHRIFTENKUNDE NR. 202 - 211,366- 67. 
500-506. 

V. BUCHDRUCK. PAPIER. EINBANDE NR. 212-218, 368-76,507-09. 

VI. BUCHHANDEL NR. 219-227, 377-88, 510—23. 

VII. ZEITUNGSWESEN NR. 228-236, 389-92, 524-33. 


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ÖSTERREICHISCHE UND UNGARISCHE 

BIBLIOGRAPHIE 

DES BIBLIOTHEKSWESENS. 

1910 — 11 . 



VORBEMERKUNG. 

Zu den bisherigen Mitarbeitern ist Fräulein Bianca Pikier (Budapest) 
für die ungarische Literatur hinzugetreten. Damit können wir zu unserer 
O'nugtuung auch das reichhaltige ungarische Material vorlegen, so daß die 
'iteländerung unserer Bibliographie gerechtfertigt erscheint. Die ruthenische 
Literatur bearbeitet von diesem Hefte an Dr. Zeno Kuziela (Czernowitz). 


INHALT. 

I. FACHZEITSCHRIFTEN NR. 1—6. 

II. NATIONALE, LOKALE U. PERSONALE BIBLIOGRAPHIE NR 7-65. 

A. Österreich 7—33. 

B. Ungarn 34—65. 

III. BIBLIOTHEKSWESEN NR. 66-201. 

A. Österreich 66—103, Privatbibliotheken 92—96, Biographien 97—103. 

B. Ungarn 104—116. 

C. Andere Länder 117-138. 

D. Allgemeines 139—160. 

E. Volksbibliotheken 161—201. 

IY. SCHRIFTWESEN. HANDSCHRIFTENKUNDE NR. 202-211. 

Y. BUCHDRUCK. PAPIER EINBANDE NR. 212-216. 

YI. BUCHHANDEL NR. 219-227. 

VII. ZE1TUNGS WESEN NR. 228-236. 



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Österreichische und ungarische Bibliographie 


L FACHZEITSCHRIFTEN. 

BIBLIOFIL, Cesky. (Der tschechische Bibliophile.) Red. A. Macek. Prag. 

V. Preissig. 1. Jhg. 1910. (109 SJ U 

CONVORB1RI, literare. (Literarische Besprechungen.) Bucuresti. 1911. (Ent¬ 
hält in Nr. 1 S. 94—119 und Nr. 2 S. 231—40 Rezensionen und Bibliographie! 
der neu erschienenen rumänischen Werke.) [2 

IRODALOM, Az. Bibliogräfiai folyöirat. (Die Literatur. Bibliographische Zeit¬ 
schrift.) Budapest. Jg. 1: 1910, Jg. 2: 1911. 12 Hefte jährl. 4 K. [3 

KÖNYVSZEMLE, Magyar. A Magyar nemzeti muzeum Szäch6nyi orszägos 
könyvtäränak közlönye. (Ung.Revue f. Bibliothekswesen. Organ der Sz6ch6nyi- 
Bibliothek des Ung. Nationalmuseums. Red.: F. Kollänyi. Budapest Jg. 19: 
1911. 4 Hefte jährl. 6 K. [4 

PYSMO z ProSvity. Organ tovarystva „ProSvita“ u L’vovi. (Wychodyt raz 
u misjad.) RiCnyk IV. U L’vovi 1910. 12 Hefte. Lex. 8\ (IV, 352 S.) 3 K. (Anz. 
Dilo 1911. Nr. 48, 50: J. KrypJakevyC.) [5 

ZEITSCHRIFT des österr. Vereines für Bibliothekswesen. Red. v. Friedrich 
Arnold Mayer. Neue Folge der „Mitteilungen“ des Vereines. 1. Jhg. 1910. 
Heft 3 und 4. S. 113—200 und 15—28. 1 Portr. [6 

IL NATIONALE. LOKALE UND PERSONALE BIBLIOGRAPHIE. 

A. Österreich. 

Österreich. BIBLIOGRAPHIE, österreichische, des Bibliothekswesens. 
1909—10. III.—IV. Beil, zur Zschr. <L 0. Ver. f. Biblw. 1910. Heft 3/4. 
S. 15—28. [7 

VERZEICHNIS der Programm-Abhandlungen, die von Gymnasial- und Real¬ 
anstalten Deutschlands und von Gymnasien Österreichs im Jahre 1909 der 
buchhändlerischen „Zentralstelle“ zugestellt worden sind. Leipzig 1910. 
B. G. Teubner (30 S.) 60 Pf. (S.-A. aus: Statist. Jahrbuch d. höh. Schulen.) [8 

Polnisch. BARWINSKI, E.: Bibliograf« historyi polskiej. (Bibliographie der 
polnischen Geschichte.) „Kwartalnik historyczny." Bd. 24. Lemberg 1910. 
S. 694—701 und separat. [9 

BARWINSKI, E.: Bibliograf« historyi powszechnej. (Bibliographie der allge¬ 
meinen Geschichte.) „Kwartalnik historyczny“. Bd. 24. Lemberg 1910. S. 679 
bis 693 und separat. [10 

ESTREICHER, K.: Bibliograf« polska XIX. stulecia. Lata 1881—1900. (Pol¬ 
nische Bibliographie des XIX. Jhdts. 1881—1900.) Bd. III. L—Q. Krakau 
1910. 474 S. [11 

HAHN, W.: Bibliograf« filologii klasycznej i literatury humanistycznej w 
Polsce za lata 1905—1907. (Bibliographie der klassischen Philologie und 
humanistischen Literatur in Polen für 1905—1907.) S.-A. aus „Eos“, Jhg. XVI. 
Lemberg 1910. 26 S. [12 

KATALOG literatury naukowej polskiej wydawany przez Komisy$ biblio- 
graficzna Wydziafu matem.-przyr. Akademil Umi^JetnoSd w KrakowVe. 
(Katalog der polnischen wissenschaftlichen Literatur, hrsgb. von der biblio¬ 
graphischen Kommission der mathem.-naturwiss. Klasse der Akademie der 
Wissenschaften in Krakau.) Bd. X. 1910. Heft 12. Krakau 1910. [13 


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des Bibliothekswesens 


3 


LAPAREWICZ, A.: Bibliograf ja nanczania przedmiotöw matematyczno- 
fizycznych w zakresie Srednim. (Bibliographie des Unterrichts der mathe¬ 
matisch-physischen Gegenstände tm Bereiche der Mittelschule.) Warszawa 

1910. E. Wende i. Sp. (S. 95—133.) 20 Kop. (14 

&EMPICKI« S. Bibliografia historyi Jiteratury i krytyki literackiej polskiei 

(Bibliographie der polnischen Literaturgeschichte und der literarischen Kritik) 
für 1906. Lemberg 1909. S. 153 u. 4 Bl. [15 

PRZEWODNEK bibliograficzny. (Bibliographischer Wegweiser.) Herausgegeben 
von J. Czubek. Krakau. 1911. Nr. 1. 2. 3. [16 

Rumänisch. SCOALA Presa pedagogicä. Czernowitz 1911. Jhg. 2. S. 23 bis 
32, 62—63. (Eine Übersicht der pädagogischen Literatur der Gegenwart.) [17 
JUNIMEA literarä. (Literarhistorische Zeitschrift.) Czernowitz. 1911. Jhg. 8. 
Heft 1—2. S. 25—32. (Verzeichnet die neu erschienenen rumänischen Druck¬ 
schriften.) [17a 

Ruthenisch. BARVIN$KYJ, B.: Het’man Ivan Mazepa v vseivitnij literaturi 
i Stuci'. (J. M. in Weltliteratur und Kunst.) Ruslan. L’viv 1909. Nr. 140, 
289. [18 

CAJKIVSKYJ, M.: Matematyka. PokazCyk dlja samooSvity, 1. (Mathematik- 
(Literatur-)Verzeichnis für den Selbstunterricht.) L’viv 1910. (9 S.) [19 

DOROSENKO, V.: Ohljad novijSych rozvidok i vydan po istoril ukrainSkoi 
llteratury XVI—XVIII vv. (Übersicht über die neueren Abhandlungen und 
Publikationen auf dem Gebiete der ukrainischen Literaturgeschichte.) NaSa 
Skola. Lemberg 1911. Heft 1. S. 23—42. [20 

JACYMYRSKYJ, A.: Ohljad novijSych rozvidok 1 vydan po istoril starol 
ukrainSkoi llteratury. (Übersicht über die neueren Abhandlungen und Publi¬ 
kationen auf dem Gebiete der altukrainischen Literatur.) NaSa Skola 1910. 
Nr. 3. S. 40-61. [21 

INHALT der I—XCII Bände der Mitteilungen der Sevöenko-Gesellschaft der 
Wissenschaften in Lemberg. Jhg. I—XVIII. Mitt. d. Sevcenko-Ges. 1910. 
Bd. 93. (S. 1—15.) [22 

KREVECKYJ, J.: NaSa merruarystyka. 1900—1910. (Ruthen. Memoiren¬ 
literatur.) Nedllja 1911. Nr. 6. S. 4—5; Nr. 7. S. 5-6. [23 

KUZIELA, Z.: Bucovinica. Ohljad llteratury za 1909—yj rik. (B. Literatur¬ 
bericht für das Jahr 1909.) Kamenjarl 1910. Nr. 23. S. 8—10; Nr. 24. 
S. 7-8. [24 

LEVYCKYJ. J. E.: UkralnSka bibllografija Austro-UhorSöyny 1887—1900. T. I. 
1887—1889. U L’vovi 1909. (Anz. LIt. nauk. Vistnyk 1910. Nr. 5. S. 407 bis 
408: Krevedkyj). [25 

MUZEUM narodowe ruskie (Ruthenisches Nationalmuseum.) Na ziemi naszej 

1911. Nr. 5. S. 7. [26 

OHIJENKO, J.: Izdanija KljuCa Razumfcnija Joannikija Galjatovskago. (Aus¬ 
gaben d. Kljuö R. v. J.—ij. G.—ij.) Russkij FUolog. VSstnik 1910. Nr. 2. 
S. 263—307. SA. VarSava 1910. 8°. (45 S.) 45 Kop. (Anz. Mitt. d. SevC. 
Ges. 1910. Bd. 95. S. 219—220: Voznjak.) [27 

POKAZCYK do tt. LXXXVII—XCII Zapysok Naukovoho Tovgrystva im. Sev- 
öenka (Rik XVIII.) (Register zu Bd. 87—92 d. Mitt d. SevC.-Ges.) 1910. 
Bd. 93. S. 209—231. [28 

1 * 


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österreichische und ungarische Bibliographie 


UMANEC, S. J.: Ukrainskij muzej V. V. Tarnovskago v Cemigov6. (Ukrain. 
Tarnovskij-Museum in Tschernigow.) Istoriö. Vöstnik 1910. Aug. S. 614 
bis 624. (29 

V SPRAVI na§oi bibllografil. (ln Sachen unserer Bibliographie.) Qez. v. Biblio¬ 

grafien Komisijai Bjuro Naukovoho. Tov. im. SevCenka. UöyteF. Lemberg 
1911. Nr. 3-4. S. 61—62. 130 

V SFRAVI na§oT bibliografiL (In Sachen unserer (ruthen.) Bibliographie.) 
Gez. v. d. bibliogr. Kommission d. Sevöenko-Gesells. in Lemberg. Chronlka 
Nauk. Tov. im. Sevfenka 1910. — Py$mo z ProSvity 1910. Nr. 12. S. 338—340. 

ZALIZNJAK, M.: Ukrainska populjarna llteratura v 1909 rocl. (Ukrainische 
Volksliteratur i. J. 1909.) Literat.-naukov. Vistnyk 1910. Nr. 4. S. 93—106 
(Kalender); Nr. 6. S. 504—517 (Oalizische Publikationen); Nr. 11. S. 314 bis 
328 (idem.); Nr. 12. S. 588—594 (Publik, d. russ. Ukraine.) 132 

Segur-Cabanac, Graf, V.: Bibliographie des gräflichen Hauses S6gur. Wien 
1911. C. Konegen (XVI, 260 S., 9. Taf.) Rez.: Die Zeit 1911. 23. März, 
Nr. 68. S. 12. [33 

B. Ungarn. 

Ungarn. BIBLIOGRAPHIA, Tärsadalomgazdasägtani. (Bibliographie der 

Sozialökonomie.) Berlin: Intern. Inst. f. Sozialbibliographie. Jg. 5: 1910, 
Jg. 6: 1911. (Beilage z. Közgazdasägi Szemle.) 12 Hefte jährL [34 

IlVKÖNYVE, Magyar könyvkereskedcfk 20. 6vf. 1. Magyar könyv6szet 1909. 
2. Könyvkereskedelmi iizletcimtär. 3. Közhasznu iizleti tudnivalök (Jahrbuch 
d. ung. Buchhändler. Jg. 20. 1. Ung. Bibliographie f. d. J. 1909. 2. Buch¬ 
händler-Schematismus. 3. Gemeinnützige geschäftliche Mitteilungen. Red.* 

K. Steinhofer.) Budapest: Pallas 1910. (CXXXIII, 415 S.) [35 

FOLYÖIRAT, Hittudomänyi (Religionswissenschaftliche Zeitschrift. Hg. u.Red.: 
J. Kiss.) Budapest: Athenaeum Jg. 20: 1910, Jg. 21: 1911. (Kritische Biblio¬ 
graphie der religionswiss. Literatur in jedem Heft.) 4 Hefte jährl. 10 K. (36 
QOLDZIHER Ignäc irodadmi müveinek jegyz6ke. összeäll több tanitvänya. — 
Bibliographie des oeuvres de I. G. Par plusieurs de ses 616 ves. Budapest: 
Hornyänszky 1910 (62 S.) (Keleti könyvtär, 2. 1.) [37 

GYÖRY T: A magyar orvosi irodalom. 5. 6vf. 1909. (Die ung. medizinische 
Literatur.) Eger: Erseki lyceum ny. (IV, 104 S.) [38 

HELLEBRANT A: N6prajzi könyv6szet 1908-röI (Ethnographische Biblio¬ 
graphie i. J. 1908.) Ethnographia, 21. 1910. S. 62—63, 253, 312-315. [39 

HELLEBRANT Ä.: A magyar philologiai irodalom 1909-ben. (Die ung. philo¬ 
logische Literatur f. J. 1909.) Egydtemes Philologiai Közlöny, 34. 1910. 

S. 435—544. [40 

HELLEBRANT Ä.: Doktori dissertatiok 1909-ben. (Inaugural-Dissertationen 

zur Erlangung der Doktorwürde i. J. 1909.) Egyetemes Philologiai Közlöny, 
34. 1910. S. 159—60. [41 

HELLEBRANT A.: Paedagogigai repertorium. A magyar paiedagogiai irodalom 
1909-ben. (Pädagogisches Repertorium. Di» ung. päd. Literatur i. J. 1909.) 

Paedagogia 19. 1910. S. 366-464. [42 

HELLEBRANT Ä-: A magyar nyelvtudomänyi irodalom 1909-ben. (Die un¬ 
garische sprachwissenschaftliche Literatur i. J. 1909.) Magy. Nyelv, 6. 1910. 
S. 265—266. [43 


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des Bibliothekswesens 


5 


HORVATH L: A magyar bibliogräfiai trodalom az 1910. 6v 3. negyedäben. 
(Die ung. bibliographische Literatur im 3. Jahresviertel d. J. 1910.) Magy. 
Könyvszemle, 18. 1910. S. 377—379. [44 

KÖZLEMfiNYEK, Földrajzi. Kiadja a Magyar földrajzi tärsasäg. (Geographische 
Mitteilungen. Hg. v. d. Ung. geogr. Gesellschaft. Red.: J. Cholnoky.) 
Budapest. Bd. 38: 1910, Bd. 39: 1911. (Kritische Bibliographie der geogr. 
Literatur in jedem Haft.) 10 Hefte jährl. 10 K. [45 

KÖZLEMENYEK, Nyelvtudomänyi. (Sprachwissenschaftliche Mitteilungen. Im 
Aufträge der Sprachwissenschaftlichen Kommission der Ung. Akademie der 
Wissenschaften red. v. J. Szinnyei. (Budapest: Magy. tud. akad. Bd. 39: 
1909/10, Bd. 40: 1910/11. (Bibliographie d. sprachwiss. Literatur in jedem 
Heft.) 3 bis 4 Hefte jährl. 6 K. [46 

KUDORA K.: Jogi könyvtär. A jog- 6s ällamtudomänyi irodalom müszavak 
szerint rendezett könyv6szete, 1867—1910. (Juridische Bibliothek. Biblio¬ 
graphie der juridischen und staatswissenschaftlichen Literatur, nach Stich¬ 
worten geordnet.) Bp.: Grill 1910. (246 S.) 2 K. [47 

MANGOLD L.: Az 1909. 6vi hazai hadtört6nelmi irodalom repertoriuma. 
(Repertorium der vaterländischen kriegsgeschichtlichen Literatur i. J. 1909.) 
Hadtört. Közlem6nyek, 11. 1910. S. 300-306,490-498. 12.1911. S. 142- 48. [48 
MATOLCSY M.: Könyv- 6s irodalmi gyüjtem6ny magyarorszägi 
gy6gyszer6szeti munkäkröl, 1578—1909. (Bibliographie der ung. pharma- 
ceutischen Literatur, 1578—1909.) Budapest: Stephaneum 1910. (IV, 246 S.) 
3 K. [49 

MÜVIiSZET. (Kunst. Red.: K. Lyka.) Budapest: Singer & Wolfner. Jg. 9: 
1910, Jg. 10: 1911. (Bibliographie d. ung. Kunstliteratur in jedem Heft.) 
10 Hefte jährl. 18 K. [50 

MUNKÄLATAI A. M. t. akad6mia tagjainak 1910-ben. (Die Arbeiten der Mit¬ 
glieder der ung. Akademie der Wissenschaften i. J. 1910.) M. t. akad6miai 
almanach, 1911. S. 149—243. [51 

NYELVTUDOMÄNY. (Sprachwissenschaft. Im Aufträge der Sprachwissen¬ 
schaftlichen Kommission der Ung. Akademie der Wissenschaften red. v. O. 
Asböth.) Budapest: Magy tud. akari. Bd. 3: 1910. (Kritische Bibliographie 
der sprachwissenschaftlichen Literatur in jedem Heft.) 2 Hefte jährl. 6 K. [52 
PAEDAGOGIA, Magyar. A Magyar paedagogiai tärsasäg havi folyöirata. (Ung. 
Pädagogik. Monatsschrift der Ung. pädagogischen Gesellschaft. Unter Mit¬ 
wirkung v. E. Finäczy red. v. ö. Weszely.) Budapest: Franklin Jg. 19: 1910, 
Jg. 20: 1911. (Zeitschriftenschau d. ausländischen Zeitschriften in jedem 
Heft.) 10 Hefte jährl. 10 K. [53 

PROGRAMM-tfRTEKEZäSEK, Philologiai. 1909/10. (Philologische Schul- 

programmme. 1909/10.) Egyetemes Philologiai Közlöny, 35. 1911. S. 159 bis 
160. [54 

MAGYARORSZÄG. Rendeletek. Törv6nyek 1910. A magyarorszägi iskoläkbol 
1868—1910 december ho 31-ig kitiltott könyvek, tanitäsi eszközök, toväbbä 
azon szämoläsi eszközök jegyz6ke, melyekre n6zve a miniszteri enged61yez6s 
viszszavonatott. (Die für die ung. Schulen i. d. Jahren 1868—1910 verbotenen 
Bücher, Unterrichtsgegenstände, sowie Verzeichnis jener Rechenapparate, 
deren Bewilligung zurückgezogen wurde.) Orsz. Paed. Könyvt 6s Tanszer- 
muzeum Hiv. £rtesitöje, 5. 1911. S. 1—9. [55 


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6 


österreichische und ungarische Bibliographie 


SZABÖ E.: A bibliogräfia szüks6ge Magyarorszägon. (Die Notwendigkeit der 
Bibliographie in Ungarn.) Irodalom, 2. 1. 1911. S. 1—2. [56 

SZÄZAD, Huszadik. Tärsadalomtudomänyl 6s szociälpolitikai szemle. (Das 
zwanzigste Jahrhundert Soziologische und sozialpolitische Revue. Red.: 
O. Jäszi.) Budapest: Deutsch Jg. 10: 1910, Jg. 11: 1911. (Sehr reichhaltige 
Bücher- und Zeitschriftenschau in jedem Heft) 12 Hefte jährl. 16 K- [57 
SZÄZADOK- A Magyar tört6nelml tärsulat közlönye. (Jahrhunderte. Organ 
der Ung. historischen Gesellschaft Red.: S. Borovszky.) Budapest Jg. 44: 

1910, Jg. 45: 1911. (Bibliographie d. ung. geschichtswissenschaftlichen Li¬ 
teratur in Jedem Heft) 10 Hefte jährl. 12 K. [58 

SZEMLE, P6nzllgyi. Ällamp6nzügyi 6s p6nzint6zeti folyöirat. Kiadja a 
P6nzint6zetek orszägos egyesül6se. (Revue für Finanzwesen. Zeitschrift für 
Staatsfinanzwesen und Geldinstitutswesen. Hg. von d. Landesvereinigung d. 
Geldinstitute.) Budapest. Bd. 1: 1910/11. (Kritische Bibliographie der 
Finanz- und Kreditliteratur in ledern Heft.) In zwangslosen Heften jährL 
16 K. [59 

SZEMLE, Protestäns. A Magyar protestäns irodalmi tärsasäg folyöirata. (Prote¬ 
stantische Revue. Zeitschrift d. Ung. protestantischen literarischen Gesell¬ 
schaft. Red. F. Szöts. Budapest: Homyänszkv Jg. 22: 1910, Jg. 23: 1911. 
(Literarische Revue d. prot. Literatur in jedem Heft) 10 Hefte jährL 8 K. [60 
SZEMLE. Värosi. Közlem6nyek a vfirosi közigazgatäs 6s statisztika kör6böl. 
(Städtische Revue. Mitteilungen über Kommunalverwaltung und Kommunal- 
statistik. Red.: F. Harrer u. G. Thirring. Hg.: Statist. Amt d. Hauptstadt 
Budapest.) Budapest Jg. 3: 1910, Jg. 4: 1911. (Bibliographie d. KomtnnnaJ* 
Verwaltung und Kommunalstatistik in jedem Heft.) 12 Hefte jährl. 20 K. [61 
SZENTIVÄNYI G.: A magyar hadtört6nelmi irodalom repertoriuma. 1897 bis 
1909. (Repertorium der ung. kriegsgeschichtlichen Literatur i. d. J. 1897 bis 
1909.) Hadtört. Közlem6nyek, 11. 1910. S. 275—300, 469—490. 12. 1911. 
S. 136—142. 162 

TCNELLI S.: Adatok a drägasäg k6rd6s6nek bibliogrfifiäjähoz. Közgazd. 

Bibliogr. d. Teuerungsfrage.) Közgazd. Szemle, 45. 1911. S. 146—144. [63 

VARRÖ I.' Adatok a drägasäg k6rd6s6nek bibliogräfiäjähoz. (Beiträge zur 
Bibliographie der Teuerungsfrage.) Közgazd. Szemle, 43.1910. S. 290—300.164 
VITEZ A.: A magyar gazdasägi szakirodalom jelesebb term6keinek Jegyz6ke, 
1860—1910. (Verzeichnis der hervorragenderen Werke der ung. landwirt¬ 
schaftlichen Fachliteratur.) Kassa: Selbstverl. 1910. (63 S.) (Szakirod. 
Jegyz6kek sor. 12.) [65 

III. BIBLIOTHEKSWESEN. 

Vgl. auch IV. 

A. Österreich. 

Österreich. BIBLIOTHEKEN, Die, im österreichischen Staatsvoranschlag für 

1911. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 1910. S. 138—139. 166 

CR[ÜWELL, Q.1 (Frauen im österr. Staatsbibliotheksdtenst) Zentrbl. f. Biblw. 

28. 1911. S. 132—133. [67 

Böhmen. VOLF, J.: Prager Brief. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 1910. S. 131 bis 
137. [68 


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des Bibliothekswesens 


BIBLIOTHEKEN, Allgemein zugängliche, Lesehallen und Museen, ständig einge¬ 
richtete Theater und Bühnen im Königreiche Böhmen i. J. 1905. Mitteilungen 
des statistischen Landesamtes des Königreiches Böhmen. Bd. XIV, Heft 1. 
Prag 1910, gr. 8°. S. CCXV, 240. 2 Bll. Karten. (Rez.: Zentrbl. f. Biblw. 1911. 
S. 168 Hg.) [69 

WINKLER, W.: Aus den Ergebnissen der Museen- und Volksblbliotheken- 
Statistik in Böhmea Ein nationaler Mahnruf. Deutsche Arbeit 1910/11. 
S. 265—272. [70 

POCET knihoven v öesk^ch okresich. (Die Zahl der Bibliotheken in den 
böhm. Bezirken.) Ceskä Osvöta VII. 1911. S. 61—62. [71 

SJEZD öesktfch knihovniküv. (Kongreß der böhmischen Bibliothekare.) Ceskä 
Osvöta VII. 1911. S. 22—58. [72 

Galizien. ZDZIARSKI. s.: Nasze biblioteki i muzea w r. 1909. (Unsere 
Bibliotheken und Museen im J. 1909.) PrzegUd prowszeclmy. Krakau 1911. 
Bd. 109. S. 134—148. [73 

Heiligenkreuz. WOLKAN, R.: Zur Geschichte der Bibliothek in Heiligenkreuz. 
Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 1910. S. 122—125. [74 

Innsbruck. UNIVERSITÄTSNEUBAU, Der, in Innsbruck. Interessantes über 

den Bibliotheksbau. Allg. Tiroler Anzeiger 1911. Nr. 30. [75 

Krakau. KUTRZEBA, S.: Catalogus codicum manu scriptorum Musei prin- 
cipum Czartoryski Cracoviensis. Vol. II. Fase. 2 (Nr. 1093—1376. S. 97—192. 
Cracoviae 1910. Ex officina Czas. [76 

W SPRAWIE Biblioteki Jagieliofiskiej I. II. (Uber die Jagiellonische Bibliothek 
(I. II.) Gazeta wieezorna Nr. 18. 19. Lemberg 12. und 13. Jänner 1911. [77 

Kreuzenstein. STROBL, J.: Die Schloßbibliothek von Kreuzenstein. Zschr. 
d. 0. V. f. Biblw. 1910. S. 121—122. [78 

Lemberg. BIBLIOTEKA (der Sevöenko-Ges. in Lemberg. Jahresbericht f. d. 
J. 1909.) Chronlka nauk. Tov. im. Sevöenka u L’vovi 1910. Nr. 41. S. 58 
bis 63. [79 

SPRAVOZDANIE z biblToteky za öas vid 1. I. do 30. IV. 1910 r. (Bibliotheks¬ 
bericht f. d. Zeit v. 1. I. bis 30. IV. 1910.) Chronlka naukov. Tovar. hn. 

Sevöenka n L’vovi 1910. Nr. 42. S. 22—25. [80 

SPRAVOZDANJE z biblloteky za öas vkl 1. V. do. 31. VIII. 1910 r. (Bibliotheks¬ 
bericht f. d. Zeit v. 1. V. bis 31. VIII 1910.) Chronlka naukov. Tovar. im. 
Sevöenko u L’vovi 1910. Nr. 43. S. 12—15. [81 

ZALIZNJAK, M.: Spravozdanje z Muzeja za öas vid 1 slönja do 30 övitnja 
(Museumsbericht f. d. Zeit v. 1. I. bis 30. IV. 1910.) Chronik d. Sevöenko- 
Ges. in Lemberg 1910. Nr. 42. S. 26—27. [82 

ZALIZNJAK, M.: Spravozdanje z Muzeja za öas vid 1 maja do 31 seppnja 
1910 r. (Museumbericht (d. Sevöenko-Ges.) f. d. Zeit v. I. V. bis 31. VIII. 
1910.) Chronlka naukov. Tovar. im. Sevöenka u L’vovi. 1910. Nr, 43. 
S. 30. [83 

2UK, A.: Zvit biblloteky Tovarystva Proävita u L'vovi za 1910 r. (Bericht 
der [öffentl.] Bibliothek d. Ver. ProSvita in Lemberg f. d. J. 1910.) Pyämo 
z ProÄvity 1911. Nr. 1. S. 27—30. [84 

SVJENCICKYJ, J.: Nacional’nyj Muzej imeny mytrop. Andreja gr. Septyökoho 


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8 


Österreichische und ungarische Bibliographie 


u L’vovi. Spravozdanje za 1910 r. (Qra! A. SeptyckyJ-Nationalmuseum io 
Lemberg. Jahresber. f. 1910.) Dilo 1911. Nr. 29, S. 1—2. [85 

DEZIDERATY BiblToteky Naukovoho Tovarystva kn. SevCenka u L’vovL 
(Ukrain£ki vydanja v Rosii za rr. 1798—1883.) (Desiderata d. Bibliothek d. 
Sevöenko-Ges. in Lemberg. Ukrain. Publikationen in Rußland f. d. J. 1798 
bis 1883.) Chronika nauk. Tovar. im. Sevöenka u L’vovi. 1910. Nr. 43. 
S. 16—29. [86 

Schlackenwerth. CRIÜWELL, G.J (Piccolomini-Bibliothek in Schlacken¬ 
werth.) Zentrbl. f. Biblw. 28. 1911. S. 133—134. [87 

Wien. NAPOLEON und die Wiener Hofbibliothek. Fremdenblatt. Wien. 

3. Jänner 1911. Nr. 3. S. 15. [88 

[PAWLOWSKI. B.] Instytut dla history wschodniej Europy we Wiedniu. (Zur 
Kenntnis der Sammlungen des Instituts für osteuropäische Geschichte in 
Wien.) Lemberg. Gazeta wieczorna vom 16. Februar 1911. [89 

F[RANKL] L.: Benützung der Blindenbibliothek der k. k. Blindenerziehungs¬ 
anstalt in Wien. Börsenblatt f. d. d. Buchh. 1911. S. 1658. [90 

FEIGL H.: Wiener Brief. Beiblatt der Zeitschrift für Bücherfreunde. II. 1911. 
Jänner, Februar, März. [91 

Privatbibliotheken. 

BÜCHERAUKTION im Dorotheum in Wien. 30. März bis 1. April 1911. Nachlaß 
der Wiener Sammler C..., N ..R ... und des Prof. Dr. v. S... (600 Num¬ 
mern.) [92 

ANTIQU.-KATALOG Nr. 384 von Qust Fock, G. m. b. H. in Leipzig. (Welt¬ 
geschichte I. Teil.) Hierin Teile der Bibliothek J. v. Ficker, Innsbruck. 
208 S. (5834 Nummern.) [92a 

BIBLIOTHEK Josef Kainz. Versteigerung den 17. und 18. Jänner 1911. Kata¬ 
log Nr. 1598 von R. Lepke. Berlin. (1241 Nummern.) — (Erzielte Preise: 
Börsenbl. f. d. deutschen Buchh. Nr. 7, 10. Jänner 1911, S. 345; Nr. 17, 
21. Jänner 1911. S. 872.) [93 

BIBLIOTHECA Mexiana. Sammlung des Barons K a s k a. Versteigerung am 
30. und 31. Jänner 1911 durch J. A. Stargardt, Berlin. (721 Nummern.) [94 
ANTIQUARIATSKATALOQ 339 von O. Harrassowitz. (Leipzig.) 150 S. — 
3369 Nummern. Darin die Bibliothek Prof. J. K o 1 ä f. (Prag.) [94a 

AUKTION, 33., Gilhofer & Ranschburg, Wien. 3. und 4. April 1911. Sammlung 
Freiherr v. L a n n a - Prag. Manuskripte und Bücher. Wien 1911. Gilhofer & 
Ranschburg. lex 8°. (87 S. XV. Taf.) 5 K. [95 

ANTIQUARIATSKATALOG Nr. 64 (Iudaica) von J. Kauffmann, Frankfurt a. M. 
Darin die Bibliothek E. Oehlenberg -Wien.) [96 

Biographien. 

LEMAITRE, H.: Leopold Delisle. Zeitscbr. d. 0. V. f. Biblw. 1910. S. 113 
bis 121. [97 

Hrinöenko. B. (Bibliograph.) Kaljendar tov. ProSvita. L’viv 1911. S. 255. 
bis 258. — PySmo z ProSvity 1910, Nr. 5. S. 143—145. — Literat naukov. 
1910. Nr. 9. S. 448—69. — Mitteilungen d. Sevöenko-Ges. in Lemberg 
1910. Bd. 96, S. 146—149: V. DoroSenko. — Ukr. Chata 1910, Nr. 9. 
DTlo 1910. Nr. 99—101: JevSan. — Na mohylu B. H—a. Cernivcl 1910: 


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des Bibliothekswesens 


9 


Kuziela, Korduba, Si'movyö.-Ukr. Chata 1910. Nr. 5. S. 312—318: J. Lypa. — 
Russky filolog. Vöstnik 1910. Bd. 63. S. 371—376: Danilov. [98 

HrillÖenko. Istoriö. Vöstnik 1910, Juni, S. 1112—3. Russk. Vödom. 1910. 
Nr. 97. — Vöstnik Evropy 1910. Juni. S. 441—42. — Jefremov: Kropyvnyc'- 
kyj i Hrinöenko. Russkoe Bogatstvo 1910. August Abt II. S. 33—50. [99 

Jabomegg. JABORNEGG, Markus Freiherr v. (Nekrolog.) Carinthia, Jhg. 
100. (1910.) II. Mitt. d. nath. Landmus. Heft 3/4. S. 98—111. (1 Portr.) [100 

Kuziela. Z. Biographie und Verzeichnis seiner Werke. Chronlka nauk. Tovar. 
im. SevCenka u L’vovi. 1910. Nr. 41. S. 24—25. [101 

VOLF J. t Josef D. Kuchitlka, zakladatel Skolnl knihovny v Novöm Stra§ecl. 
(Josef D. Kuchinka, Gründer der Schulbibliothek in Neu-StraSeci.) Ceskä 
Osvöta VII. 1911. S. 31—32. [102 

S. J.: Kustos Ferdin. Tadra. Zschr. d. ö. V. f. Biblw, 1910. S. 196-199. [103 

B. Ungarn. 

Ungarn. MÄLNAI B.: Ujabb magyar könyvtäröpületek. (Neuere ungarische 
Bibliotheksbauten.) Nöpmüvelös, 6. 1911. S. 95—99. [104 

JlRTESITÖ Muzeumi 6s Könyvtäri. A Muzeumok 6s könyvtärak föfelügyelö- 
s6g6nek 6s Orszägos tanäcsänak hivatalos közlönye. (Berichte über 
Museen und Bibliotheken. Amtliches Organ des Ung. Oberinspektorats und 
des Landessenates der Museen und Bibliotheken. Red. J. Mihälik.) Budapest. 
Jg. 4: 1910, Jg. 5: 1911. 4 Hefte jährl. 10 K. [105 

Budapest. FÖVÄROSI KÖNYVTÄR. Közs6gi nyilvänos könyvtär 16tesit6se 
ügy6ben 1910 jun. 20-an tartott szakertekezlet jegyzökönyve. (Protokoll der 
Fachberatung über die Errichtung einer kommunalen öffentlichen Bibliothek 
in Budapest) Budapest: Kiliän 1910. (38 S.) (Föv. könyvtär közlem6nyei, 7.) 
1 K. [106 

GULYÄS P.: Az ui fövärosi közkönyvtär körül. (Um die neue hauptstädtische 
öffentliche Bibliothek.) Magy. Könyvszemle, 18. 1910. S. 352—358. [107 

SZABÖ E.: Az uj fövärosi közkönyvtär dolgäban. (In Sachen der neuen 
hauptstädtischen öffentlichen Bibliothek.) Magy. Könyvszemle, 18. 1910. 
S. 338—351. [108 

SZABÖ E.: A modern könyvtär6pit6s n6mely elv6röl tek. a föväros terveire. 
Elöadäs. (Uber einige Grundprinzipien des modernen Bibliothekbaues mit 
besonderer Rücksicht auf die Pläne der Hauptstadt. Vortr.) Budapest: Benkö 
1911. (18 S.) 1 K. [109 

SZ&KESFÖVÄROS. A közs6gi nyilvänos könyvtär r6szletes pälyäzati pro- 
grammja. (Ausführliche Konkurrenzbedingungen der kommunalen öffentlichen 
Bibliothek.) Budapest 1911. (21. S., 1 Plan.) — Dasselbe: A közs6gi 
nyilvänos könyvtär 6s közmüvelöd6si int6zet r6szletes pälyäzati programmja. 
2. n6mileg mödositott kiad. (Ausführliche Konkurrenzbedingungen der kom¬ 
munalen öffentlichen Bibliothek und Volksbildungsanstalt. 2. veränd. Aufl.) 
Budapest 1911. (21 S., 1 Plan.) [110 

CIMJEQYZliKE, Honv6d Ludovika Akad6mia tanäri nagy könyvtäränak. 
(Kätalog der Lehrerbibliothek d. kgl. ung. Honv6d Ludovika Akademie.) 
Budapest: Pallas 1910. (XVIII, 829 S.) [111 


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10 


österreichische und ungarische Bibliographie 


CIMJEGYZEKE, Orszägos meteorologiai 6s föWmägntssdgi intäzet Könyv- 
täräba, 1909. 6vben ajänd6k 6s v6tel utjän szerzett könyvek. (Verzeichnis 
der für die Bibliothek der königl. ung. Reichsanstalt für Meteorologie und 
Erdmagnetismus als Geschenk erhaltenen und durch Ankauf erworbenen 
Bücher.) Budapest: Heister & Közol 1910. (54 S.) [112 

FRANKLIN-TÄRSULA KÖNYVJEGYZEK: 23.1911. (23. Bücherverzeichnis der 
Franklin-Gesellschaft.) Budapest 1911. (216 S.) [113 


Sdtoraljaujhely. VISEQRÄDIJ.: Akegyesrendiek sätoraljaulhelyi häzikönyv- 
täränak ismertet6se. (Beschreibung der Hausbibliothek des Sfttoraliaufhelyer 
Piaristenordens.) Sätoräljaujhelyi röm. kath. fögimn. 6rtesitöje, 1909/1910. 
S. 3-40. [114 


Werschetz. MILLEKER B.: A verseci värosi muzeum 6s könyvtär. (Das 
Werschetzer städt Museum und die Bibliothek.) Muzeumi 6s Könyvt Ert. 

4. 1910. S. 244—246. [115 

MEGNYITÄSA MUZEUM, A Versezi värosi 6s könyvtär. Die Eröffnung des 
Werschetzer Museums und der Bibliothek.) Muzeumi 6s Könyvt Jßrt. 4. 1910. 

5. 246-247. [116 


C. Andere Länder. 

Bukarest. LITZICA, C.: Academia Romänä. Catalogul mannscriptelor gre- 
e?ti. Bucare?ti. Inst, de Arte grafice Carol GÖbl. 1909. pp. III—IV, 2, 
1—563, 14 fcs. (Ein systematischer Katalog der griechischen Handschriften 
in der Bibliothek der Rumänischen Akademie der Wissenschaften io 
Bukarest.) [117 

Charkow. OPIS knigam biblioteki Char’kovskago Statlstiöeskago Komiteta 
po istoril 1 staitistikö g. Char’kova i ego gubernii. (Bücherbeschreibnng d. 
Bibliothek d. Charkover stalist. Komitees aus dem Gebiete der Geschichte 
und Statistik d. Stadt u. d. Gouvern. Charkow.) Voenno-Istoriöeskij Vfestnik. 
Kiev 1910. NN. 1—2, 38—43. [118 

Chicago. EMLER, J.: Chicagskä vefefnä knihovna. (Die öffentliche Bibliothek 
in Chicago.) Ceskä Osvöta, VII. 1911. S. 76-77. [119 

England. WHARTON., L. C.: Englischer Brief. Zschr. d. 0. V. f. Biblw. 1910. 
S. 144—150. [120 

Europa. KÖNYVTÄRÜGY, A Nyilvänos, Europäban. (Das öffentliche Biblio¬ 
thekswesen in Europa: Österreich v. Blanka Pikier. Frankreich v. Albert 
Gärdonyi. Ungarn v. Käroly Horväth. Großbritannien v. Mätyäs StaindL 
Deutsches Reich v. Jenö Enyvväri. Italien v. Albert Gärdonyi. Rußland 
v. M[ätyäs] Stfaindl].) N6pmüvel6s, 6. 1911. K. 99—115. Tl21 

Freiburg. VOLF, J.: Kniini dary öeskYch exulantfi do äkolni knihovny ve 
Freiberce. (Buchspendungen der böhmischen Exulanten der Schulbibliothek 

in Freiburg.) Casopis Cesk6ho Musea 1910. St 452. [122 

Kiew. PETROV, N.: Kievskaja iskusstvennyja literatura XVII f XVIIII v., 
preimuöiestvenno dramatiöeskaja. (Kiewer dram. Literatur. 17 ü. 18. Jh.) 
Trudy Kievskoj Duchovnof Akademii. 1909, Nr. 5—11. 1910, Nr. 1—5, 9—11. 
(Anz. Mitteil. d. SevCenko-Ges. in Lemberg 1910. Bd. 95. S. 220—221.) [123 


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des Bibliothekswesens 


11 


Norddeutschland. HOEFFLER, H.: Berliner Brief. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 
1910. S. 141—144. [124 

Frankreich. MACAIGNE, L. E.: Französischer Brief. Zschr. d. ö. V. f. 
Biblw. 1910. S. 150—155. 125 

Italien. VIOLA, 0.: Italienischer Brief. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 1910. 
S. 155—158. [126 

Posen. KÖHALMI B.: A poseni könyvtfirtigy. Egy tanulmänyuti ällomäs. 
(Das Posener Bibliothekswesen. Station einer Studienreise.) Föv. Könyvt. 
Ert. 4. 1910. S. 269—280. [127 

Rapperswil. KARCZEWSKI, W.: (Ein Brief in der Angelegenheit der Ver¬ 
legung der polnischen Sammlungen aus Rapperswil in die Heimat.) Lemberg. 
Kurier lwowskt vom 8. Oktober 1911. [128 


PAWLOWSKI, B.: W sprawie zbioröw rapperswilskich sföw par? (Einige 
Worte über die Sammlungen zu Rapperswil.) Kurier lwowskl vom 14. Dez. 
1910. Nr. 579. [129 

WASILEWSKI, Z.: Rapperswyl oblegany. (Das belagerte Rapperswil.) Slowo 
Polskie Nr. 589, 591, 593. Lemberg 20.—22. Dez. 1910. [130 

CUBRYNOWICZ, B.: W obronie zagrozonego ideafu. (Verteidigung des be¬ 
drohten Ideals.) Tritt gegen die Verlegung der Bücherschfitze aus Rapperswil 
in die Heimat ein. Lemberg. Qazeta wieczorna vom 25. Dez. 1910. [131 


RUTOWSKI. T.: Sprawa Rapperswylu I. II. (In der Angelegenheit Rappers¬ 
wils.) Lemberg. Qazeta wieczorna vom 31. Dez. 1910 und 1. Jänner 1911. [132 
SPRAWA Rapperswylu. (Die Angelegenheit Rapperswils.) Stimmen von 
1. Bronislaw Gubrynowicz, 2. Franz Jaworsk». Lemberg. Qazeta wieczorna 
vom 1. Jänner 1911. [133 

BALZER, O.: Sprawa Rapperswylu. (Die Angelegenheit Rapperswils.) Lem¬ 
berg. Qazeta wieczorna vom 3. I. 1911. [134 

MILKOWSKI. S.: Sprawa Rapperswylu. Protest! (Die Angelegenheit Rappers¬ 
wils. Protestl) Slowo Polskie vom 3. Jänner 1911 Nr. 4. Lemberg. [135 
DYSKUSJA w sprawie Rapperswylu. (Stimmen in der Diskussion über Rappers¬ 
wil.) Lemberg. Slowo Polskie vom 5. Jänner 1911 Nr. 8. [136 

SZPOTA14SKI, S.: Sprawa Rapperswilska. (Die Angelegenheit von Rappers¬ 
wil.) Krakau. Krytyka 1911. Heft 2. S. 100—107. [137 

Schweden. P. CZERMINSKI, M. Soc. J.: Polonica w Szwecyi 1 Danii. 
(Polnische Handschr. und Drucke in den Bibliotheken Schwedens und Däne¬ 
marks.) Krakau. Przewodnik bibliograficzny 1910 Nr. 12, S. 277. 1911 Nr. 1, 
S. 28 f. ' [138 


D. Allgemeines. 

IQNOTUS: Alma mater. Nöpmüvelös, 6. 1911. S. 57—59. [139 

[PAWLOWSKI, B.] Z doli zapomnianych. (über das Los der Vergessenen 
[Bibliothek - B e a m t e n.]) Krakau. Czas 1910 vom 22. Dez. [140 

SZILY A.: Eine Zentralbibliothek für Blinde. Pester Lloyd. 1911. Nr. 45. 

S. 1—3. [141 

Wo kommen Unsere BÜCHER hin? Arbeiter-Zeitung. (Wien) 1911. 22. Jänner. 
Nr. 22. S. 5. [142 


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12 


österreichische und ungarische Bibliographie 


PAPfRNfK, O knihäch. Selsk6 listy XXVIII. 1910. Nr. 282. (Von den 
Büchern.) [143 

VYSKOCIL, 0- M.: Knihovny v kasärnäch. (Bibliotheken in den Kasernen.) 

Prazskä revue VII. 1911. S. 72—73. [144 

ÄLDÄSSY A.: A brüßzeli nemzetközi lev61täri 6s könyvtäri kongresszus. 1. 
(Der internationale Kongreß für Archiv- und Bibliothekswesen in Brüssel.) 
Magy. Könyvszemle, 18. 1910. S. 300—316. 19. 1911. S. 14—40. [145 

WHARTON, L. C.: K o n g r e ß für Bibliographie und Dokumentation. Kongreß 
für Archivare und Bibliothekare. Zschr. d. ö. V. d. Biblw. 1910. S. 159 
bis 174. [146 

BASCH I.: Könyvtär 6s közöns6g. (Bibliothek und Publikum.) N6pmüveles. 

6. 1911. S. 89—92. [147 

RUNDFRAGE, Eine. Mit Gutachten von H. v. Lenk, O. Doublier, K. Boysen, 
A. Keysser. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 1910. S. 125—130. [148 

CfTÄRNY pro Skolnl mlädei. (Lesehallen für die Schul jugend.) Ceskä 
Osv6ta VII. 1911. S. 61. [149 

DOBJÄN L.: N6pkönyvtärak. Mit olvastassunk gyermekeinkkel 6s az 
ifjusäggal. Erkölcsi neveles. (Volksbibliotheken. Was sollen unsere Kinder 
und die Jugend lesen? Ethische Erziehung.) Budapest: Franklin (37,2 S.) [150 
KUZIELA, Z.: CH’i znadinje studentSkych (Kru2kovych) bibllotek. (Ziel und 
Bedeutung der Schüler bibliotheken.) Moloda Ukrai'na 1910. Nr. 2. 
S. A.: Vydavnyctvo UkrainSkoho StudentSkoho Sojuza u L’vovi. L’viv 1910. 
Z druk. Ajchel’bergera. (9 S.) [151 

KÖHALMI B.: Könyvtär 6s szabadtanitäs. (Bibliothek und freier Unterricht) 
N6pmüvel6s, 6. 1911. S. 64—68. [152 

OZORAI F.: A nyilvänos könyvtär 6s az iskola. (Die öffentliche Bibliothek 
und die Schule.) N6pmüvel6s, 6. 1911. S. 68—73. [153 

VYKOUKAL Fr.: Seznam knih pro mläde2 Skole odrostlou. (Bücherverzeichnis 
für die schulfreie Jugend.) Ceskä Osv6ta VII. 1911. S. 45—56. [154 

STAINDL M.: A gyermekkönyvtärakröl. (Uber Kinderbibliottaeken.)N6p- 
müveI6s, 6. 1911. S. 74-79. [155 

MIGRAY J.: A szennyirodalom 6s gyögyszerei. (Die Schundliteratur 
und ihre Heilmittel.) N6pmüvel6s, 6, 1911. S. 92—95. 1156 

VYSTAVA zhoubn6 literatury. (Ausstellung der schädlichen Literatur.) Ceskä 
Osv6ta VII. 1911. S. 90. [157 

SZABÖ E.: Mit olvasnak 6s mit olvassanak. (Was man liest und was man 
lesen soll.) N6pmüvel6s, 6. 1911. S. 60—64. [158 

WECKBECKER, Freih. v. Wilh.: Museen und Bibliotheken. Unter Verwal¬ 
tung s technischen Gesichtspunkten. Wien 1910. Als Manuskript gedruckt 
Rez.: J. Strzygowski. Die Zeit Nr. 2992, 22. Jänner 1911. S. 29. [159 

DIENES L.: Centralizäciö a könyvtärügy ter6n. (Zentralisation im 
Bibliothekswesen.) N6pmüvel6s, 6. 1911. S. 84—89. [160 


E. Volksbibliothekea 


VOLKSBIBLIOTHEKEN, Amerika nische. 
Nr. 101. 12. April. S. 5. 


Arbeiter-Zeit 


g (Wien) 1911. 

[161 


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des Bibliothekswesens 


13 


VOLF, J.: Cesk6 knihovny lidov6 do r. 1848. (Böhmische Volksbiblio- 
theken bis zum Jahre 1848.) Ceskä Osvöta VII. 1911. S. 3—11, 37—43, 
69—76. [162 

HAPJAK, A.: CeSki prosvitni tovarystva. (Tschechische Volksbildungsvereine.) 

PySmo z ProSvity 1911. Nr. 1. S. 18—21. [163 

VOLKSBIBLIOTHEKENPFLEGE, Tschechische und deutsche. Börsenbl. f. d. 

deutsch. Buchh. 1911. 7. März. S. 2875—2876. [164 

PRACJA, Narodna, vsell Cornohuzach v rocl 1910. (Nationale Arbeit in Cor- 
nohuzy im J. 19ia) Narodnyi Holos. Cernivcl 1911. Nr. 8. S. 8—9. 
Nr. 9. S. 6—7. Nr. 15. S. 15—17. Nr. 18. S. 6-8. [165 

POELCHAU, K-: Die populären Bibliotheken des deutschen Sprachgebie¬ 
tes im Jahre 1910. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 1910. S. 174—183. [166 

CHARKOV. Biblioteka Hromad$ka. (Gemeindebibliothek.) Rada. Kiev 1910. 

Nr. 293. [167 

MYRHOROD. Biblioteka. ([Qemeinde-lBibliothek.) Rada. Kiev 1910. Nr.293. [168 
GULYÄS P.: Az olasz n6pkönyvtäri ügy fejlöd6se 6s ielen älläsa. (Entwick¬ 
lung und heutiger Stand des Italien ischen Volksbibliothekswesens.) 
Muzeumi 6s Könyvt. Ertesitö, 4. 1910. S. 203—212. 5. 1911. S. 15—22. [169 
2lVNtf, L. J.: Lidov6 knihovny v Italii. (Volksbibliotheken in Italien.) 

Ceskä Osv6ta VII. 1911. S. 78—80. [170 

HRYHOROVYC, M.: Kooperacija i proSvita. (Kooperation und Volks¬ 
aufklärung.) PySmo z ProSvity 1910. Nr. 2. S. 45—47. [171 

HERASYMOVYC, J.: Jak pracjuvaty v öytal’niach? (Wie soll man in den 
Lesehallen arbeiten?) TovaryS narodnyj iljustr. Kaljendar na r. 1911. 
Cernivci 1911. Z drnk. tov. Ruska Rada. S. 335—370. 1172 

ZAKOLOMYJ^KYJ, B.: Jak zakladaty öytal'njani domy po selach? (Wie 
sind Lesehalle ngebäude am Lande zu gründen?) Pys’mo z ProSvity 
1910. Nr. 2. S. 37—39. [173 

STAINDL M.: A dresden-plaueni n6pkönyvtärröl. (Über die Volksbibliothek 
Dresden-Plauen.) Föv. Könyvt. £rt. 4. 1910. S. 149—158. [174 

BERICHT über die Verhandlungen des IV. deutschen Volkshochschul¬ 
tages am 21„ 22., 23., 24. April 1910 in Wien. Berlin 1910. C. Heymann 
(82 S.) [175 

V SPRAVI vykonanja rezoljucil bospodarSko-ekonomiönoT i kooperatyvno- 
ekonomiönol sekcyl proSvitno-ekonomiönoho kongresu z dnja 1—2 ljutoho 
1909 r. (Zur Verwirklichung der Resolution d. Ökonom, u. kooperat. Sektion 
d. Volksbildung»- u. ökon. Kongresses.) Dilo. 1911. Nr. 40. [176 

SOMOGYI M.: Laboratoriumok a N6phäzäban. (Laboratorien im Volks¬ 
heim.) N6pmflvel6s, 6. 1911. S. 79-83. [177 

CAJKOV&KYJ, M.: Pro Svitljani obravy. (Über die Lichtbilder.) PySmo 
z ProSvity. 1910. Nr. 2. S. 41—44. Nr. 3. S. 85—88. [178 

TOVARYSTVO ukralnsk^ch vykladiv im Petra Mohyly. (P. M o h y 1 a- 
Verein d. volkstüml. Kurse.) DIlo. L’viv 1911. Nr. 26. [179 

KOLESSA, O und I. RakovSkyi: Ukralns’kyj narodnyj universytet DDarnist' 
Tovar. UkrainSkych Daukovych Vykladiv im. Petra Mohyly. (Ukrain. 
volkstümliche Kurse. Jahresbericht pro 1910.) Dilo. L’viv 1911. Nr. 18, 
19. [180 


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14 


österreichische und ungarische Bibliographie 


KRYPJAKEVYC, I.: Tov. ukramSkych naukovych vykladiv im. Petra 
Mohyly (1909—1910). (Verein f. ukrain. wissenschaftliche Vorträge.) PySmo 
z ProSvity. Lemberg 1911. Nr. 1. S. 12—15. (181 

ROBOTA, ProSvitna, u CuZycb. (Volksbildungstätigkeit bei den Polen.) 
PySmo z ProSvity 1910. Nr. 11. S. 300-306 (Krypjakevyö). Nr. 12. S. 335 
bis 338. [182 

LUBENE^, Iv.: Narodni biblioteky na PoltavSöyn! 1907—1908 Skil’noho roku. 
(Volksbibliotheken im Qouvern. P o 11 a v a im SchuU. 1907—1908.) Rada. 
Kiev 1909, Nr. 214. [183 

KATALOH kny2ok dlja narodn'oho öytannja. Sklala Vydavnyöa Komisija 
T—va Prosvita u Kylvi. (Bücherverzeichnis f. d. Volk. Zusamraengest. 
v. d. Verlagskommiss, d. Ver. Prosvita in Kiev.) Kyiv 1910. Vik. (48 S.) 
5 Kop. [ 184 

PROSVITY i ekonomiöna robota. (Volksbildungsverein „ProSvita“ u. d. 

ökonomische Tätigkeit.) Rada. Kiev 1910. Nr. 290. [185 

KRASNOPIL'SkYJ, T.: Na svjati manujlivSkoT Prosvity. (Gründungsfest d. 

Volksbildungsvereines ProSvita in Manujlivka.). Rada 1911. Nr. 295. [186 

KRYPJAKEVYC, I.: Instrukcija dlia ljustratoriv Cytalefi ProSvity prynjata 
organlzacyjnoju komisijeju tov. Prosvita dnja 31 hrudnja 1909. (Instruktion 
f. d. Revisoren der Lesehallen d. ProSvita-Vereines.) PySmo z Pros’vity 1910. 
Nr. 1. S. 4-6. [187 

PROJEKT statuta Tovarystva ProSvita. (Statutenprojekt d. Ver. Prosvita.) 

PySmo z Prosvity 1910. Nr. 5. S. 130—142. [188 

JAK perevodyt’ sja zahal’ni zbory öytal’ni ProSvity? (Wie sollen die 
Generalversammlungen der Lesehallen des Pr.-Vereines abgehalten werden?) 
PySmo z ProSvity 1910. Nr. 3, S. 73-82. Nr. 4, S. 115—119. Nr. 5, 
S. 147—152. Nr. 7, S. 193-196. [189 

HAPJAK, A.: Prohrama dljal’nosty fillj ProSvity. Na osnovi referativ I-oho 
ukralnSkoho proSvitno-ekonomiCnoho kongresu. (Tätigkeitsprogramm der 
Ortsgruppen des Prosvita-Vereines.) (PySmo z ProSvity. L’viv 1911, Nr. 1, 
S. 1—8. (Forts, folgt.) [190 

DIJAL’NIST’ öernoveökol filTT tov-a R u & k a B es I d a M v r. 1910. (Tätigkeits¬ 
bericht der Czernow. Ortsgruppe d. Ver. R. B. im J. 1910.) PySmo z ProS- 
vity 1911. Nr. 1. S. 15—18. [191 

[KUZIELA, Z.:] Cemovedka filrja Ruskcl Besldy. (D. B. Czernowitzer Orts¬ 
gruppe.) TovaryS narodnyj Ilj. kaljendar na r. 1911. Cernivci 1911. Z druk. 
tov. Ruska Rada. S. 423-425. [192 

KUZIELA, Z. u. Ju. Serbynjuk: Z proSvitnoho ruchu. Spravozdanje zdljal’nosty 
Cernove£koi filll Ruskoi Besldy za r. 1910. (Tätigkeitsbericht d.Czernowitzer 
Lokalausschusses d. R u s k a B e s i d a f. d. J. 1910.) Narodnyj Holos. Cer¬ 
nivci 1911. Nr. 2, S. 5—6. Nr. 3, S. 8—9. Nr. 5, S. 5—7. [193 

KUZIELA, Z.: Panove hromadol (Aufruf in Sachen des Volksbildungswesens, 
gez. vom Ausschuß d. Volksbildungsvereines Cernovecka filTJa RuSkol Besldy.) 
Cernivci (1910). Z druk. RuSkol Rady. f. (Illustr.) [194 

Z PROäviTNOHO RUCHU na BukovynI. Dijal’nist’ öernovec’kol fiin tov-a 
Ruäka Beslda v r. 1910. (Tätigkeitsbericht der Czernowitzer Gruppe der 
Volksbildungsvereines R. B. im J. 1910.) PySmo z ProSvity. Lemberg 
1911 Nr. 1. S. 15—18. [195 


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des Bibliothekswesens 


15 


2UK, A.: PerSa ukrainSka chliborobSka vystava v Stryju. (Erste ukrain. 
landwirtschaftliche Ausstellung in Stryi.) Kaljendar tov. ProSvity 1911. 
L’viv 1911. S. 169-180. [196 

J., A.: Volksbibliotheken und Verbrecherromane. Neue Tiroler Stim¬ 
men. 1911, Nr. 49. S. 1—3. [197 

STAVTE vzircevi öytal’njani domy! (Bauet Muster - Volksbibliotheks¬ 
häuser!) Kaljendar tov. Proövita 1911. L’viv 1911. S. 138—144. Mit 
2 Plänen von E. Nahimyi. [198 

LUKYC, V.: Jak mo2e öytal’nja pryjty do wlasnoho domu? (Wie gelangt 
eine Lesehalle in den Besitz eigenen Hauses?) Py§mo z ProSvity 1910. Nr. 1. 
S. 11—13. Mit 1 Abb. [199 

KUZ1ELA, Z.: Jak zakladaty i provadyty narodni bibli'oteky po selach. (Uber 
<lie Gründung und Leitung von Volksbibliotheken am flachen Land.) ProSvitni 
lystky. L’viv 1910, ö. 31. 8°. (32 S.) 10 h (Anz.: PySmo z ProSvity 1910, 
Nr. 6. S. !85. — Ibid. Nr. 7. S. 193. Moloda Ukraina 1910, Nr. 1. S. 45.) [200 

SAVYCKYJ, I.: Pro vandrivni (dvyfymi) biblioteky. (Uber die Wander- 
Bibliotheken.) PySmo z ProSvity Lemberg 1911. Nr. 1. S. 8—11. [201 


IY. SCHRIFTWESEN. HANDSCHRIFTENKUNDE. 

Budapest. CATALOGUS manuscriptorum Bibliothecae reg. scient. univer- 
sitatis Budensis. T. 2. P. 3. Catalogus collectioni9 Kaprinyanae et supple- 
menta. P. 4 Index alphabeticus et chronologicus cum tabula. Budapest: 
Egyetemi ny. 1910. (VI, 848, 280 S.) * [202 

ZAMBRA A.: Metastasio köziratok a Nemzeti muzeum könyvtäräbaiv 
(Mestasio Handschriften im Nationalmuseum.) Magy. Könyvszemle, 18. 1910. 
S. 329—337. [203 

Dziköw. VRTEL, S.: Spis dodatkowy rekopisöw biblioteki dzikowskiej. (Er¬ 
gänzung von Ad. Chmiel’s Verzeichnis der Handschriften der Gräfl. Tarnows- 
kischen Bibliothek in Dziköw.) „Przewodnik bibliograficzny“ 1911. Nr. 2, 
S. 52—55. Nr. 3, S. 84—85. [204 

Krakau. ARCHIVUM hr. Morstinöw w Krakowie. (Das Archiv der Grafen 
Morstin in Krakau.) Krakau „Przewodnik bibliograficzny“. 1911. Nr. 3, 
S. 83. [205 

Lemberg. ROMANSKI. st.: Wfachoblgarski rukopisi w lvowskata Univer- 
syteka biblioteka. (Altbulgarische Hss. in der Leraberger Universitäts- 
Bibliothek.) S. A. aus „Periodiczesko spisanie“. Sofia 1910. Nr. 71. [206 

Nestor-Gesellschaft. MASLÜV, S. J.: Opisanie rukopisej Istoriöeskago 

ObSzestva Nestora-Lötopisca. (Handschrifter.beschreibung der Nestor-Ges.) 
(Ctenija ObSC. Nestora Lötop. XXI. 1—2. Abt. IV. S. 3—50). [207 

Polen. MONUMENTA Poloniae palaeographica. Edidit Stanislaus Krzyia 
nowskl Fasciculius II. Tabula rum argumenta XXVIII—LXVIII. Cracoviae. 
1910. Sumptibus Academiae litterarum Cracovienisls. (16 S.) [208 

Teschen* ZYCH, W.: Rekopisy biblioteki „Czytelni ludowei“ w Cieszynie. 
(Die Handschriften der Czytelni ltrdowa [Volkslesehalle] in Teschen.) 
Krakau 1911. 12°. S. 19. S.—A. aus „Przewodnik bibliographiczny“. [209 


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16 


österreichische u. ungarische Bibliographie 


Wien. QOLLOB, E.: Die griechische Literatur in den Handschriften der Ros- 
siana in Wim. 1. TI. Wien 1910. A. Holder. (116 S.) (Sitzungsber. d. kais. 
Akademie d. Wissensch. in Wien. Phil.-hist. Kl. 164 Bd. III. Abhdl.) [210 

AUKTIONSKATALOG CIV von C. O. Bocrner in Leizpig. Autographen-Samm- 
lungen, Dr. C. Qeibel. Leipzig. Karl Herz von Hertenfried-Wien. Erste Ab¬ 


teilung. Versteigerung zu Leipzig bei C. Q. Boerner vom 3. bis 6. Mai 1911. 
(226 S.) [211 

V. BUCHDRUCK. PAPIER. EINBÄNDE. 

BIELOHLAWEK, K.: Die regii typi graeci. Zs. d. Oe. Ver. f. Biblw. 1910. 
S. 193—95. [212 

EICHLER, F.: Österreichs Mitarbeit an dem intern. Gesamtkatalog der 
Wiegendrucke. Zs. d. ö. Verf. f. Biblw. 1910. S. 138. [213 

GUTENBERG und die ältesten Drucke. österr.Ungar. Buchdruckerei-Ztg. 1911. 
S. 97—98. [214 

KUKULA, R.: Ein österreichischer Generalkatalog der Wiegndrucke. Beibl. 
d. Zs. f. Bücherfr. 1911. März. S. 432—34. [215 


MASLOV, S.: Bibliografiöeskija zamötkl o n£kotorych cerkovno-slavjansklch 
staropeöatnych fzdanijach. (Bibliograph. Notizen Qb. einige kirchen-siawische 
Altdrucke.) Russkij filolog. Vöstnik 1910. Bd. 64. S. 353—366 (m. 2. Abb.) [216 

MESTERN. Ausstellung alter Bucheinbände im Buchgewerbehaus io Leipzig 
(aus d. Sammlung Dr. K. Becher in Karlsbad.) Börsenbl. f. d. deutsch. Buch¬ 
handel. 26. Jän. 1911. S. 1086. — Vgl. Papier-Zeitung (Berlin). 36. Jg. 
1911. 12. Febr. S. 49. — Beibl. d. Zs. f. Bücherfr. 1911. März. S. 435-36. 
H. Wolff. [217 

POHL, J.: Egerer Buchdrucker im 16. Jhdt. Mittb. d. Ver. f. Qesch. d. Deutsch, 
in Böhmen. 49. Jg. 1910/1911. S. 193—204. — Auszug im Börsenbl. f. d. 
dtsch. Buchh. 13. Febr. 1911. S. 1845-46. [218 

VI. BUCHHANDEL 

BUCHHÄNDLER - KORRESPONDENZ, östereich. - ungarische. Organ des 
Vereines der österr.-ungar. Buchhändler. 52 Jg. Wien 1911. Verl. d. Vereines. 
4*. Ersch. wöch. 16 K jährl. [219 

CORVINA. A Magyar könyvkereskedök egyletänek közlönye. A Magyar 
Könyvdszet c. havi mellöklettel. (Organ d. Vereines d. ung. Buchhändler. 
Red.: J. Wiesner. Mit einer Monatsbeilage: Ungarische Bibliographie. Red.: 
K. Steinhofer.) Budapest. Jg. 34. 1911. 36 H. Jährl. 16 K. [220 

GROLIG, M.: Antiquariatskataloge und Bücherauktionen im Jahre 1910. Zs. d. 

Ost. Ver. f. Biblw. 1910. S. 183-87. [221 

HNATJUK, V.: Desjatyli'tje ukra'inSko-ruSkoT VydavnyöoT Spilky u L'vovi. 
(10 Jahre Tätigkeit d. ukrain. Veriagsvereines in Lemberg.) Literat, naukov. 
Vistnyk 1910. Nr. 2. S. 335—344. [222 

KATAL’OG knyharni Naukovoho Tovarystva imeny Sevöenka u L’vovi, Rynok 
ö. 10 (Katalog d. Buchhandlung d. Sevöenko-Ges. in Lemberg.) [Lemberg.] 
1910. (84 S.) (In 2 coli.) [223 


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Bibliographie des Bibliothekswesens 


17 


KATAL’OG Knyharni’ Naukovoho Tovarystva imeny Sevöenka u L’vovi Rynok 
C. 10. Dodatok I. (Kataloge d. Buchh. d. SevCenko-Ges. in Lemberg. I. Nach¬ 
trag.) [L’viv] 1910. S. 85—134, 38. 224] 

KATAL’OG knyharni I.iteraturno-Naukovoho Vistnyka, Kyiv, Velyka-Volo- 
dymyrSka, ö. 28. (Kat. d. Buchhandlg. d. Lit.-nauk. Vistnyk m Kiev.) Kyiv 
1910. Druk. I—oi Kyivs. DrukarSkoT Spilky. 8°. (72 S.) [225 

KOLPORTAGE-KALENDER, Österreichich-Ungarischer. 1911. Hrsg, vom Re¬ 
daktionskomitee des „Vereines der Kolportagebet reibenden Wien. 1911. Verl, 
d. Novitäten-Anzeigers f. d. Sortiments- und Kolportagebuchhandel. 16°. 

(104 S.) [226 

LUCaKIVSKYJ, K.: Dp istorii vydavnyctva ukrainSkych Skil’nych knyfok. 
Z. Verlagsgeschichte d. ukrain. Schulbüchei.) Na$a Skola 1910. 1. S. 24—38. 
SA. U L’vovi 1910. 8". (16 S.) [227 

NEUERSCHEINUNGEN vom Jänner bis Dezember 1910. Nachtrag zum Verlags- 
Katalog 1803 bis 1909 von A. H a r 11 e b e n’s Verlag (Inhaber Eugen Marx) 
in Wien. [1911.] 8 S. [227a 

VII. ZEITUNGSWESEN. ZEITSCHRIFTEN. 

B1RÖ L.: A saj'tö. (Die Presse.) Budapest: Politzer 1911. (42 S.) Modern 
könyvtär, 45. 40 h. [228 

d’ESTER. K.: Die Zeitungsforschung vor 1800. Reichspost (Wien) 1911. 

13. April Nr. 171. [229 

MANGOLD L.: Hazai hirlapok repertoriuma. 1907 jan. 1.—1907. jun. 30. (Reper¬ 
torium vaterländischer Zeitungen.) Szäzadok, 44. 1910. S. 164—71, 520—21, 
611—16, 693—700. [230 

SMÖLSKI. G.: O polskiem czasopiSmiennictwie najstarszej doby. (Die ältesten 
polnischen Zeitschriften.) Kiaköw 1910 Ksieg. Spölki Wyd. Pol. (34 S.) 
2 K. [231 

SRIBLJANSKYJ, M.: Ukra n$ka presa i hromadjanstvo. (Ukrainische Presse 
u. d. Gesellschaft.) UkraünSka Chata. Kiev 1910. S. 396—405. 1232 

SRIBLJANSKYJ, M.: 2ertvy hromad$koI bajdufosty. (Stanovy§Ce naSoi presy 
i pySmennykiv chudoZnykiv.) (Opfer gesellschaftl. Gleichgültigkeit. Die 
Stellung d. ruthen. Presse.) Zyttja j Mystectvo. Kyiv 1910. 8°. (28 S.) 
30 Kop. [233 

STANISZEWSKI Wladyslaw: Bibliograna „Gazety lwowskiej.“ (Bibliographie 
der „Lemberger Zeitung’ - .) sl. 1—16. Lemberg. „Przewodnik naukowy 
iliteracki“. 1911. Nr. 2. [234 

STEPHAN, J. E.: Die Zeitung. E. kulturgesch. Skizze. Öst-Ungair. Buch- 
händl.-Korresp. 1911. S. 12—14. [235 

ZEITSCHRIFT-JUBILÄUM. (61. Jg. d. „Wiener medizinischen Wochen¬ 
schrift“.) Börsenbl. f. d. d. Buchh. Nr. 6, 9. Jän. 1911. S. 274. [235a 

ZEITUNGSWESEN der Slowaken in Österreich. Börsenbl. f. d. dtsch. Buchh. 
1910. 30. Jän. S. 1264. [236 


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ÖSTERREICHISCHE UND UNGARISCHE 


BIBLIOGRAPHIE 

DES BIBLIOTHEKSWESENS. 

1910 - 11 . 

II. 


INHALT. 

1. FACHZEITSCHRIFTEN NR. 237. 

1L NATIONALE, LOKALE U. PERSONALE BIBLIOGRAPHIE NR. 238-79. 

A. Österreich 238 —58. 

B. Ungarn 259-77. 


C. Bibliographien von Österreich. Verfassern 278—79. 

lll. BIBLIOTHEKSWESEN NR. 280-365. 

A. Österreich 280— 96. 

B. Ungarn 297—305. 


C. Andere Länder 306—12. 

D. Allgemeines 313—24. 

E. Volksbibliotheken 325—60. 

F. Exlibris 361-65. 

IV. SCHRIFTWESEN. HANDSCHRIFTENKUNDE NR. 366-67. 

V. BUCHDRUCK. PAPIER. EINBANDE NR. 368-76. 

YI. BUCHHANDEL NR. 377-88. 

VII. ZEITUNGSWESEN NR. 389-92. 

I. FACHZEITSCHRIFTEN. 

ÄRTESrröJE, A Fövärosi Könyvtär. (Bulletin der Stadtbibliothek von Buda¬ 
pest.) Jg. 4: 1910, Jg. 5: 1911. 6 Hefte JährL [237 


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20 


Österreichische und ungarische Bibliographie 


II. NATIONALE. LOKALE UND PERSONALE BIBLIOGRAPHIE. 

A. Österreich. 

Österreich und Ungarn. BIBLIOGRAPHIE, Österreichische und Ungarische, 
des Bibliothekswesens. 1910—1911. 1. Beil, zur Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 2. 
1911. Heft 1. [23S 

Österreich. GNAU, H.: Die Zensur unter Josef II. Straßburg 1911, Singer 
(XVI, 313 S.). [239 

LOESCHE, G.: Biicherzensur. Bibel Verbreitung (in Österreich 1781—1861). 
Jahrbuch d. Ges. f. d. Gesell, d. Protest, in Österreich, 32. u. 33. Jg. 1911. 
S. 754—767. [240 

Alto Adige. EMMERT, B.: II Dipartimento delP Alto Adige del Regno Italico 
1810—1813). Aggiunte. Nuove Aggiunte al Saggio bibliografico. Archivio 
per l’Alto Adige con Ampezzo e Livinallongo. Ann. V. 1910 Fase. II. 

S. 224—240, u. Ann. VI. 1911 Fase. I. S. 22-44. [240a 

Ampezzo. EMMERT, B.: Üontributo alla bibliografia d’Ampezzo e del Cadore. 
Archivio per l’Alto Adige con Ampezzo e Livinallongo. Ann. V. 1910. Fase. 
3—4. S. 428—453. [241 

Bronzetti. EMMERT, B.: I fratelli Bronzetti (Saggio bibliografico). Como, 
R. üagliardi 1911, 8 S. [242 

Gazzoletti. EMMERT, B.: Antonia Gazzoletti (20 Marzo 1813—21 Agosto 
1866). Saggio bibliografico. Pro Cultura. Rivista bimestrale di studi tren- 
tini. Supplemento I. Trento 1910, S. 29—39. (243 

Liechtenstein. BOHATTA H.: Liechtensteinische Bibliographie. I. Das Ge¬ 
schlecht der österreichischen Liechtensteine. II. Das Fürstentum Liechtenstein. 
Buchs 11911( typ. J. Kuhn. (XI, 117 S.) S.-A. aus: Jahrbuch d. histor. 
Vereines f. d. Fürstentum Liechtenstein. Vaduz. 11. 1911. 1244 

Rumänisch. COTLARCIUC, N.: Kurze Übersicht über die rumänische Biblio- 
lrgie. Zschr. d. Ö. V. f. Biblw. 2. 1911. S. 1-^1. [245 

JI NIMEA literarä. Nr. 4—5. Czernowitz. April—Mai 1911, pp. 85—88. Führt 
unter dem Titel „Cär[i" |Bücherl neuerschienene Werke, Zeitungsartikel, 
Rezensionen und andere bibliographische Daten an. (246 

CONVORBIRI literare. Bukarest. Nr. 3. März 1911, pp. 337—358; Nr. 4. 
April 1911, pp. 455—480; Nr. 5. Mai 1911, pp. 587—591. (Enthalten Biicher- 
besprechungen und Anzeigen neuerschienener Werke.) [247 

Ruthenisch. HRINCENKO, Borys (Bibliograph): Rada 1911. Nr. 91. Sumni 
rokovyny (H. Sohobodnyj). — Na slavnom postu (Provinzial). — Pamjaty 
B. Hrincenka (S. Jefremov). — Dilo 1911. Nr. 10. [248 

KREVECKYJ, J.: NaSa memuarystyka. 1900—1910. (Ruthen. Memoirenliteratur.) 

Nedilja 1911. Nr. 8. S. 5—6. Nr. 13. S. 6—8. Nr. 14. S. 5—6. Nr. 15. S. 6. [249 
KÜZIELA, Z.: Bucovinica. Ohljad Uteratury za 1909—yj rik. (B. Literatur¬ 
bericht für das Jahr 1909.) Kamenjari 1910. Angez. in: Zapysky Nauk. Tovar. 
im. SevCenka 1911. Bd. 101. S. 188. (V. D[oro§enko].) [250 

S—KO, Z.: UkrainSka literatura v. Rossii 1910 roku. II. Rada 1910. Nr. 236. 
Angez. in: Zapysky naukov. Tovar. im. Sevöenka 1911. Bd. 101. S. 188. 

(V. D[oroSenko].) [251 


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des Bibliothekswesens 


21 


SRIBLJANSKYJ, M.: UkrainSke pySmenstvo roku 1908. (Ukrain. Literatur 
im J. 1908.) UkrainSka Chata 1909, Nr. 1. S. 18—24. [252 

SRIBLJANSKYJ, M.: Na velykim Sliachu. (Pro pySmenstvo naSe v r. 1909.) 
(Uber die ruthen. Literatur im J. 1909.) UkrainSka Chata 1910. Nr. 1. 
S. 51—58. [253 

VIDOZVA bibliografiönoi komisii. (Aufruf der bibliogr. Kommission und des 
bibliogr. Bureaus der Sevcenko-Gesellschaft in Lemberg.) Chronika Nau- 
koveho Tovar. im. Sevöenka 1910. Heft IV. Nr. 44. S. 18—20. [254 

Strauß. SPECHT, R.: Vollständiges Verzeichnis der im Drucke erschienenen 
Werke von Richard Strauß. Wien (1911) Universal-Edition (42 S.). 1255 

Trient. BOLLETTINO bibliografico Trentino (Giuguo—Dicembre 1910). Atti 
della I. R. Accademia di scienze, lettre ed arti degli Agiati in Rovereto. 
Ser. III, Vol. 16. Pasc. 3—4. Ann. 1910. Lugl.-Dic. S. 327—395. 1256 

EMMERT, B.: Saggio d’una bihliografia trentina del 1848, ’59, '66. Tridentum. 
Rivista mensile di studi scientifici. Ann. XII. 1910. Fase. 8°. S. 363—369. 
XIII. 1911. Pasc. II—III. S. 85—95. Fase. IV. S. 156—166. [257 

Tschechisch. TOBOLKA, Z. V.: Ceskä bibliografie (Tschechische Biblio¬ 
graphie). Svazek 7. Za rok 1908. Prag 1911. Selbstverl. (249 S.) [258 

B. Ungarn. 

Ungarn. BARCZA I.: A rr.agyar hankkärdes es vämpolitika irodalma. 
(Bibliographie der Bankfrage und Zollpolitik Ungarns.) Corvina, 34. 1911. 
S. 87—89, 93 - 96, 102 -105, 110-113, 118. [259 

DISSERTATIÖK. Doktori, 1910-ben. (Inaugural-Dissertationcn zur Erlangung 
der Doktorwürde i. J. 1910.) Egyetemes Philolögiai Közlöny, 35. 1911. 
S. 375—376. [260 

DRÄGASÄG, A. (Die Teuerung.) Budapest: Häziny. 1910. (4 Sp.). (Föv. könyv¬ 
tär. Aktuälis kerdesek irodalma, I. Literatur aktueller Fragen.) [261 

ERTESITÖJE, A Tärsadalmi Muzeum. (Bulletin des Sozialen Museums.) Buda¬ 
pest. Jg. 2: 1910, Jg. 3: 1911. (Zeitschriftenschau der praktischen Sozial¬ 
politik in jedem Heft.) 6 Hefte jährl. 6 K- [262 

FÖLDGÄZ, A. (Erdgas.) Budapest: Häziny. 1911. (3 Sp.). (Föv. könyvtär. 

Aktuälis kärdäsek irodalma, 8. Literatur aktueller Fragen.) [263 

GULYÄS P.: Az 1860. ävi üstökösjäräs irodalmähoz. (Zur Literatur der Ko¬ 
metenerscheinungen v. J. 1860.) Budapest: Ranschburg 1911. (88 S.) 

1 K 50 h. 1264 

JEGHIÄNY, A. (Der Eismangel.) 2.Aufl. Budapest: Häziny. 1910. (2 Sp.). (Föv. 

könyvtär. Aktuälis kärdäsek irodalma, 4. Literatur aktueller Fragen.) [265 
JEGYZfiKE, A magyar földtani irodalom jegyzeke, az 1910. evben. (Reper¬ 
torium der auf Ungarn bezügl. geologischen Literatur i. J. 1910.) Földtani 
Közl. 41. 1911. S. 115—130. [266 

lPARMÜVESZET, Magyar. (Ungarisches Kunstgewerbe. Red.: K. Gyömröi. 

Hrsg.: Ung. Gesellschaft für Kunstgewerbe.) Budapest, Jg. 13: 1910, Jg. 14: 
1911. (Kritische Bibliographie der kunstgewerblichen Literatur.) 10 Hefte 
jährl. 10 K. [267 

KOLERA, Az äzsiai. (Cholera asiatica.) Budapest: Häziny. 1910. (2 Sp.). (Föv. 
könyvtär. Aktuälis kördäsek irodalma, 6. Literatur aktueller Fragen.) [268 


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22 


österreichische und ungarische Bibliographie 


KÜNYVTÄRAK, Värosi nyilvänos. (Städtische öffentliche Bibliotheken.) Buda¬ 
pest: Häziny. 1910. (2 Sp.) (Föv. könyvtär. Aktuälis k6rd6sek irodalma, 
5. Literatur aktueller Fragen.) (269 

LENÄRD J.: Bibliographie des Buddhismus. L. J.: Dhammö. 1911. S. 294 
bis 332. [270 

LENÄRD J.: Buddhista-tärsasägok 6s ujsägok. (Buddhistische Qesellschaften 
und Zeitungen.) L. J.: Dhammö. 1911. S. 292—293. 1271 

LENÄRD J.: A Päli Tripitakam kiadöi 6s forditöi betilrend szerint. (Die Her¬ 
ausgeber und Übersetzer des Pali Tripitakam in alphabetischer Ordnung.) 
L. J.: Dhammö. 1911. S. 286—288. [272 

PENZVILAq, A.: Gazdasägpolitikai 6s penziigyi folyöirat.(DieFinanzwelt. Revue 
für Wirtschaftspolitik und Finanzwesen.) Budapest, ig. 1: 1911. (Biblio¬ 
graphie des gesamten Finanzwesens in jedem Heft.) 24 Hefte jährl. 24 K. [273 
REPERTÖRIUMA, A magyar geolögiai irodaloin, az 1909. dvben. (Repertorium 
der auf Ungarn beziigl. geologischen Literatur i. J. 1909. Földtani. Közl. 40. 
1910. S. 39—56. [274 

SZABÖ E.: Vezetö a munkäsmozgalom irodalmäban. (Führer durch die Litera¬ 
tur der Arbeiterbewegung.) Sz. E.: A töke 6s a munka harca. 1911. Seite 
109- 126. [275 

TEJHIÄNY. (Milchmangel.) Budapest: Häziny. 1910. (2 Sp.). Föv. könyvtär. 

Aktuälis k6rdesek irodalma, 7. Literatur aktueller Fragen.) [276 

TIFUSZ, A kiiit6ses. (Typhus exanthematicus.) Budapest: Häziny. 1910. (2 Sp.) 
(Föv. könyvtär. Aktuälis k6rd6sek irodalma, 3. Literatur aktueller 
Fragen.) [277 

C. Bibliographien von österreichischen Verfassern. 

BOHATTA, H.: Liechtensteinsche Bibliographie. Buchs (1911) typ. J. Kuhn 
(XI, 117 S.) (Vgl. Nr. 244.) [278 

BOHATTA, H.: Liturgische Bibliographie des XV. Jahrhunderts mit Ausnahme 
der Missale und Livres d'heurcs. Wien 1911. Gilhofcr & Ranschburg. lex 8°. 
(VIII, 72 S.) (In 300 Expl. gedr.) [279 

III. BIBLIOTHEKSWESEN. 

A. Österreich. 

Österreich. BIBLIOTHEKEN, Die, im Verwaltungsjahr 1909—10. Zschr. d. 

0. V. f. Biblw. 2. 1911. S. 8—14. [280 

VEREINSNACHRICHTEN, (des) Osterr. Vereines f. Bibliothekswesen. Zschr. 
d. O. V. f. Biblw. 2. 1911. S. 61—64. [281 

Böhmen. VOLF, J.: Prager Brief. Zschr. d. 0. V. f. Biblw. 2. 1911. S. H 
bis 26. 1282 

Brünn. NACHTRAG zum Katalog der Bibliothek der k. k. deutschen technischen 
Hochschule in Brünn. Brünn 1911. Typ. W. Burkart. (X, 430 S.) [283 

SCHOBER, K.: Die Bibliothek und die Manuskriptensammlung des deutschen 
Vereins f. d. Gesch. Mährens und Schlesiens. Zeitschrift dieses Vereines. 
15. Jg. 1911. S. 37—39. [284 

Celtes. FRITZ, J.: Aus der Bibliothek Conrad Celtes’. Zschr. d. 0. V. f. 
Biblw. 2. 1911. S. 4—5. [285 


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des Bibliothekswesens 


23 


Gmunden. (BUCK, H.): Katalog der kgl. Ernst August-Fideikommiß-Bibliothek 
in Gmunden. Abt. 1. Die Druckschriften. Bd. 1. Gmunden 1911. Typ. A. Hopfer 
in Burg (XX, 820 S.) [286 

Innsbruck. ZUCCHELLI, E.: Bibliotecari italiani a Innsbruck. Rivista Tri- 
dentina X. 1910, Nr. 4. (Dez.). S. 209—220. [287 

Lemberg. LIKARENKO, V.: Biblioteka Naukovoho tov. im. Sevöenka u 
L’vovi i na? obovjazok nacional’nyj. (Lyst z Halycyny.) (Bibliothek der Sev- 
Cenko-Gesellschaft in Lemberg und unsere nationale Pflicht, [Pflichtexemplare 
abzuliefern.]) Rada. Kiev 1909. Nr. 220. [288 

SPRAVOZDANJE z brblioteky za öas vid. 1. veresnja do 31. hrudnja 1910 r. 
(Bericht der Bibliothek [der Sevöenko-Gesellschaft der Wissenschaften] für 
die Zeit vom 1. Sept. bis 31. Dez. 1910.) Chronika Naukovoho Tovar. im. 
SevCenka 1910. Heft IV. Nr. 44. S. 21—24. [289 

TOVARYSTVO NAIJKOVE im. Sevcenka v 1910 r. (Sevcenko-Gesellschaft der 
Wissenschaften im J. 1910.) Dilo. Lemberg 1911. Nr. 122. (U. a. Angaben 
über die Bibliothek der Gesellschaft.) [290 

ZALIZNJAK, M.: Spravozdanje z Muzeja za öas vid 1-ho veresnja do 31-ho 
hrudnja 1910 r. (Bericht des Museums [der Sevöenko-Gesellschaft der Wis¬ 
senschaften in Lemberg] für die Zeit vom 1. Sept. bis 31. Dez. 1910.) Chronika 
Naukovoho Tovarystva im. SevCenka 1910. Heft IV. Nr. 44. S. 25—30. [291 

Rovereto. ELENCO dei doni (pervenuti alla Biblioteca della I. R. Accademia 
di scienze, lettre ed arti degli Agiati in Rovereto) dal 1° Luglio al 31 Di- 
cembre 1910. Atti della I. R. Accademia in Rovereto. Ser. III. Vol. 16, Fase. 
3— 4. Ann. 1910. Lugl.-Dic. S. LXXIII—LXXXI. 1292 

ELENCO dei donatori e dei doni fatti alla Biblioteca Civica di Rovereto dal 1° 
Gennaio al 31 Dkembre 1910. Rovereto (1911), Tip. Roverctana (10 S.). [293 

Wien. PFLÜGL, A., Edl. v.: iDer Prunksaal der] Hofbibliothek in Wien. 

Österreichs illustr. Zeitung. 20. Jg. 1911. S. 450. [294 

EXPORTAKADEMIE des k. k. österr. Handelsmuseums. Bibliothek, österr. ill. 

Zeitung. 20. Jg. 1911. S. 620. [295 

KATALOG der Bibliothek der Exportakademie des k. k. österr. Handelsmuscums 
inWien. II. Systematisches Verzeichnis; in: XII. Jahrbuch der Exportakademie 
1909/10. (347 S.) [296 

B. Ungarn. 

Ungarn. [ Janovi]ts [F.]: A közsögi nyilvänos könyvtär. (Die kommunale öffent¬ 
liche Bibliothek in Budapest.) Magy. Nyomdäszat, 23. 1910. S. 259—261. [297 
JELENTfiS a Magyar nemzeti muzeum Szöchenyi orsz. könyvtära nyomtat- 
vänyi osztälyänak ällapotäröl az 1910. ev. 4. negyedöben. (Bericht über die 
Abteilung für Drucksachen der Bibliothek Szechönyi des Ung. National¬ 
museums im 4. Jahresviertel d. J. 1910.) Magy. Könyvszemle, 19. 1911. 
S. 62—67. [298 

JFXENTES a Fövärosi könyvtär müködöseröl 1910-ben. (Bericht über die Stadt¬ 
bibliothek von Budapest i. J. 1910 v. E. Szabö.) Föv. Könyvt. Ert. 5. 1911. 
Sp. 5—20. [299 

JELENTßS a Fövärosi könyvtär müködösöröl 1910-ben. (Bericht über die Stadt¬ 
bibliothek von Budapest i. J. 1910 v. E. Szabö.) Budapest: Häziny. 1911. (8 S.) 
(S. Abdr. aus: Föv. Könyvt Ert.) [300 


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24 


österreichische und ungarische Bibliographie 


JELENTfiS az Erdelyi Nenizeti muzeum könyvtära 1910. 6vi ällapotäröl. (Be¬ 
richt über den Zustand der Bibliothek des Siebenbürger Nationalmuseunis 
i. J. 1910 v. P. Erdelyi.) Kolozsvar 1911. (22 S.) [301 

KÖNYVTÄRA, A budapcsti m. k. Tudomänyegyetem, 1908-ban. (Die kgl. ung. 

Universitätsbibi, im J. 19U8.) Magy. Könyvszemle, 19. 1911. S. 67—72. [302 
KÖNYVTÄRA, A Magy. tud. akademia, 1910-ben. (Die Bibliothek der ung. 
Akademie der Wissenschaften im Jahre 1910.) Akad6miai Ert. 1911. 
S. 221—224. [303 

SZERZEMßNYEI, A Eövärosi könyvtär, 1911 januär—februär haväban. (Zu¬ 
gangsverzeichnis der StadtbiMiothek. Jänner bis Februar 1911.) Föv. Könyvt. 
Ert. 5 1911. Sp. 19—102. [304 

TERVPÄLYÄZATA, A pozsonyi muzeum 6s könyvtärepület. (Konkurrenzpläne 
fiir das Preßburger Museum und für die Bibliothek.) Magy. Epitömüv6szet, 
8. 1910. Nr. 11. .S. 1—20. ===, [305 

C. Andere Länder. 

GÄRDONYI A.: London közsegi könyvtärai. (Die Kommunalbibliotheken von 
London.) Corvina, 34. 1911. S. 2—4, 8—9, 14—16, 20—22. [306 

QLAUNING, O.: Münchner Brief. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 2. 1911. S. 30—36. [307 
HOEFFLER. H.: Berliner Brief. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 2. 1911. S. 26—30. 1308 
KARÄCSÖN 1.: A konstantinäpolyf könvvtärak. (Die Bibliotheken von Kon- 
stantinopel.) Magy. Könyvszemle, 19. 1911. S. 1—9. [309 

MADSEN, V.: Dänisches Bibliothekswesen. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 2. 1911. 
S. 47—50. [310 

VIOLA, O.: Italienischer Brief. Zschr. d. ö. V. f. Biblw. 2. 1911. S. 43—47. [311 
WHARTON, L. C.: Englischer Brief. Zschr. d. Ö. V. f. Biblw. 2. 1911. 
S. 37—43. [312 

D. Allgemeines. 

BAUER, Vi.: Nävrh knihovnickych tiskopisü. (Entwurf von Bibliotheksdruck¬ 
sorten.) Ceskä Osv6ta, VII. 1911. S. 158—161. [313 

BURCKHARD, M.: Bibliothekskataloge. N. fr. Presse. 1911. 30. April. 
Nr. 16.770. [314 

CHAURAND DE MAILLY, A.‘ Alter Bücherschatz. Fremdenblatt Nr. 170. 

23. Juni 1911. S. 15. [315 

DOLENSKY, Ant.: Uprava zaiUych rytin. (Restaurierung verkommener Stiche.) 
Cesky biblioiil, I. 1910 (1911). S. 93-96. [316 

DOLENSKY, Ant.: Vereine piijfoväni knih. (öffentliches Bücherverleihen.) 

Kulturni Snahy. Beilage zur Zeitschrift Samostatnost, 1911. 6. April. [317 
MONL, J.: Kniha a näkaza. (Das Buch und die Seuche.) Knihkupecky 
Oznamovatel, XVIII, 1911. S. 1—2, 7—8. [318 

[JANOVI]TS [F.]: Szakkönyvtar es muzeum. (Fachbibliothek und Museum.) 

Magy. Nyomdäszat, 23. 1910. S. 113—114. [319 

L. O. G., O illustrovane knize. (Vom illustrierten Buche.) Cesky bibliofil. I. 

1910 (1911.) S. 96—100. [320 

MARES, T.: O püjdoväni knih. (Vom Bücherverleihen.) Knihk. oznamovatel, 
XVIII. 1911. S. 59. Vgl. Nr. 317. [321 


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des Bibliothekswesens 


25 


MOJZfö, Ant.: O vystave proti zhoubne literature v Dräztfanech. (Von der 
Ausstellung gegen Schundliteratur in Dresden.) Ceskä Osväta, VII. 1911. 
S. 133—138. [322 

RUNDFRAGE, Eine. Mit Beiträgen von K. Bader, O. Glauning. Zschr. d. Ö. 

V. f. Biblw. 2. 1911. S. 5—7. f323 

SEKANINA, Fr.: Literärni pseudonymy. (Literarische Pseudonyme.) Literärni 
rozhledy. IV. 1911. S. 17—18. (324 

% 

E. Volksbibliotheken. 

AMICUS: Pryborkane tovarystvo. (Lahmgelegter Verein [ProSvita-Verein in 
Cernyhiv].) Rada, 1911. Nr. 111. (325 

A[TAMANJUKl. M.: Iz Storozyneööyny. (Filija „Ruskoi Besidy“.) (Aus Storo- 
zynetz. Ortsgruppe des Vereines „Ruska Beslda“.) Narodnyj Holos, 1911. 
Nr. 1. S. 11. (326 

AUERHAN, J.: Lidovä knihovny v krälovstvi cesk6m r. 1905. Die 1. seS. XIV. 
sv. „Zpräv Zemskeho statistickeho üradu.“ (Volksbibliotheken im Königreich 
Böhmen im J. 1905.) Prag 1911. S. 12. [327 

BIBL10TEKA dlja molodi2y v Ceröy, rohatynSkoho povita. (Schillerbibliothek 
in Ceröe, Bez. Rohatyn.) PySmo z Proävity 1911. Nr. 2—3. S. 75. [328 

BIBL10TEKY Ukrainski v Zytomyri. (Ukrainische Bibliotheken zu Zytomir.» 

Dilo. Lemberg 1911. Nr. 123. [329 

BIBLIOTEKY, Sil’Ski bezplatni. (Unentgeltliche Bibliotheken am Lande.) Rada 
1911. Nr. 101. [330 

t/TÄRNA, Verejnä v Pardubicich. (Die öffentliche Lesehalle in Pardubic.) 
Ceskä Osvfita VII. 1911. S. 130. [331 

CfTÄRNY pro däti. (Lesehalle für Kinder.) Beseda ucitelskä XLII. 1910. 

Nr. 44. [332 

EZREY: Näpkönyvtär, näphäz. (Volksbibliothek, Volksheim.) Vällalkozök 
Lapja, 32. 1911. Nr. 5. S. 5. [333 

GRECIUC, V.: O centrald a cabinetelor noastre de lecturä. (Ein Zentral¬ 
verein unserer [d. h. rumänischer] Lesehallen. Scoala. Nr. 3. Czernowitz. 
März 1911. pp. 92—96. [334 

QULYÄS P.: N6pkönyvtäri cimjegyzäk. A n6pkönyvtärak 6s kisebb köz- 
könyvtärak räszäre ajänlhatö müvek magyaräzatos jegyzäke. Függ.: A 
Muzeumok es könyvtärak orszägos tanäcsa mintakönyvtärainak hivatalos jegy- 
zeke. (Katalog für Volksbibliotheken. Verzeichnis der für Volksbibliotheken 
und kleinere öffentliche Bibliotheken empfehlenswerten Werke. Mit erläu¬ 
ternden Bemerkungen. Anh.: Amtliches Verzeichnis der Musterbibliotheken 
des Lamdessenats für Museen und Bibliotheken.) Budapest: Muzeumok & 
könyvt. orsz. tanäcsa 1910. (596 S.) [335 

HAPJAK. A.: Dilovodstvo Filij i Cytalen „ProSvity“. (Die Geschäftsführung 
der Filialen und Lesehallen des ,,Pro£vita“-Vereines.) PySmo z Proävity 1911. 
Nr. 4. S. 108—111. [336 

HAPJAK. A.: Prohraroa dijal’nosty filij „Proä’vity“. Na osnovi refera*tiv I-oho 
Ukrains’koho proSvitno-ekonomiönoho kongresu. (Tätigkeitsprogramm der 
Filialen des ,,Proävita"-Vereines.) PySmo z ProSvity 1911. Nr. 2—3. S. 42 
bis 46. 1337 


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26 


österreichische und ungarische Bibliographie 


HATASA, A nepiskolai ifjusagi könyvtarak, es ällapota az 1907/08. iskolai ävben. 
(Die Jugendbibliotheken der Volksschulen und ihre Wirkung im Schuljahre 
1907/08.) Urätüa, 11. 1910. S. 147. [338 

HERASYMOVYC, J. und V. ZAKOSOVYC: Vidozva. (Aufruf.) Narodnyi Holos 
1911. Nr. 8. (U. a. Plan der Volkslesehalle in Luka.) (339 

KATALOG lidove knihovny v Treboni. (Katalog der Volksbibliothek in Wittin¬ 
gau.) (Inhalt: Jos. Volf: Aus- der Geschichte der öffentl. Bibliotheken in 
Böhmen. J. Veber: Geschichte der Volksbibliothek.) Wittingau 1911. 
113 S. [340 

KUZIELA, Z.: Narodni biblioteky v Finljandii. (Volksbibliotheken in Finnland.) 
PySmo z Prosvity 1911. Nr. 2—3. S. 69—70. [341 

KUZIELA, Z. und S. PROCKIV: Z miskoi filiji mista Cernivoi. (Aus der Czer- 
nowitzer Ortsgruppe des Vereines „Ruska Besida".) Narodnyj Holos 1911. 
Nr. 3. (Über die Gründung neuer Volksbibliotheken.) [342 

MOLDOVAN, D.: Bibliotecile pentru copii. (Kinderbibliotheken.) Scoala. 

Nr. 4—5. Czernowitz, April-Mai 1911. pp. 101—108. [343 

NAROD, Jakoi Ijektury bazaje? (Was für eine Lektüre verlangt das Volk?) 
PySmo z ProSvity 1911. Nr. 4. S. 99-103. [344 

NOSOVSKY, K.: Seznam knih pro mlädez skole odrostlou. (Bücherverzeichnis 
für die der Schule entwachsene Jugend.) Ceskä OsvSta VII. 1911. S. 108 
bis 111. 148—157. (Fortsetzung.) [345 

PROSVITA, Podil’Ska. (ProSvita-Verein in Podolen.) Rada 1911. Nr. 112. [346 
PROSVITJANYN, A. S.: Pro dijal’nist Muzyöno-dramatyönoi sekcii Manujliv- 
Skoi „Prosvity". (Tätigkeitsbericht der dramat. Sektion des ProSvita-Vereines 
in Manujliv.) Rada 1911. Nr. 112. [347 

ROBOTA, ProSvitna, T. S. L. na ruskij zemly. (Volksaufklärungsarbeit des 
[poln.] Vereines T[owarzystwo| Slzkoly] Lludowej] am ruthenischen Terri¬ 
torium.) PySmo z ProSmo z ProSvity 1911. Nr. 4. S. 115—119. 1348 

SMAL-STOCKYJ, S. und H. HERASYMOVYC. Na druhyj kurs vysSoi narodnoi 
oSvity. (Einladung zum 2. Volksschulkursc in Czernowitz.) Narodnyj Holos 
1911, Nr. 1, 3. Abgedr. in Dilo, Ruslan, Svoboda, Rada. (Darunter ein zwei- 
stünd. Vortrag d. Dr. Z. Kuziela über die Gründung und Verwaltung der 
Volksbibliotheken.) 

SUBERT, E.: 2äkovsk6 öitärny ve Sk. roce 1909—10. (Schülerbibliotheken 
im Schuljahre 1909/10.) Vestnik öeskvch professorü XVIII. 1911. S. 211 

bis 213. — Vgl. Närodni Politika 29. 1911 Nr. 169. [350 

SCHLOSZ, L.: Das Jugend- und Volksbibliothekswesen in Ungarn. Blätter f. 

Volksbibliotheken und Lesehallen. 12. Jg. 1911. S. 78—82. [351 

THON J.: Praha a lidove knihovny. (Prag und die Volksbibliotheken.) Ceskä 
OsvSta, VII. 1911. S. 101—102. ' [352 

VANCLfK F.: Vereint knihovny. (öffentliche Bibliotheken.) Ceskä Osvßta. VII. 

1911. S. 126—127. [353 

VENH2YN, M.: Zakin£enje II. kursu vyzSoi oSvity narodnoi imeny D-ra Stefana 
Smal’-Stockoho. (Schlußfeier des II. Volkshochschulkurses namens St. S. St.) 
Narodnyj Holos. Cernivci 1911. Nr. 14. S. 4. [354 

VISTY z „ProSvity“. (Nachrichten über die Tätigkeit des .,ProSvita“-Vereines.) 
PySmo z ProSvity 1911. Nr. 4. S. 121—125. [355 


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des Bibliothekswesens 


27 


VOLF, J.: Ceske knihovny lidov6 do r. 1848. (Böhmische Volksbibliotheken 
bis zum Jahre 1848.) Ceskä OsvSta VII. 1911. S. 102—108. 138—148. 

(Fortsetzung.) (356 

Z 2YTJA filij i Cytalen „ProSvity“. (A. d. Leben d. Ortsgruppen und Lesehallen 
des ,,Pro$vita“-Vereines.) PySmo z Prosvity 1911. N. 2—3. S. 84—92. (357 

ZALIZNJAK, M.: UkrainSka populjarna literatura v 1909 rocl. (Ukrainische 
Volksliteratur im J. 1909.) Literat.-naukov. Vistnyk 1910. N. 4, 6» 11, 12. 
Angez. in: Zapysky naukov. Tovar. im. Sevienka 1911. Bd. 101. § 188. 
(V. D[oroSenko].) [358 

ZAMORA, F.: Söo i jak referuvaty v öytal’njach? (Was und wie soll man vor¬ 
tragen in den [Volks-jLesehalleii?) Py$mo z ProSvity 1911. Nr. 2/3. 
S. 46-56. [359 


ZOLOClV (Zloczöw). Zvit z dijal'nosty Filii Tov. „ProSvita" za Cas vid 
l.siönja do31. hrudnia 1910-oho roku. (Tätigkeitsbericht der Zloczower Filiale 
des ProSvita-Vereines für das J. 1910.) PySmo z ProSvlty 1911. Nr. 4. S. 125 
bis 128. (Uber Volks- und Wanderbibliotheken.) [300 


F. Ex I i b r i s. 

BAYROS, F. v.: Ex libris. Wien 1911. R. Ludwig. (12 Taf. m. 3 S. Text.) [361 
JAHRBUCH (der) österr. Ex libris-Qesellschaft. 8. Wien 1911. Gesellscli. 

4°. (85 S., 12 Taf.) [362 

SCHOCK, J.: Die Ex libris des Stiftes Seitenstetten. Jahrb. d. österr. Ex¬ 
libris-Ges. 8. 1910. S. 8—16. [363 

WEITTENHILLER, M. v.: Heinr. Hönich. Seine Ex libris und und Besuchskarten. 

Jahrb. d. österr. Ex libris-Ges. 8. 1910. S. 33—48. [364 

WEITTENHILLER, M. v.: Ex libris der Bibliothek des fürsterzbisch. Seminars 
in Wien. Jahrb. d. österr. Ex libris-Ges. 8. 1910. S. 6—7. [365 


IV. SCHRIFTWESEN. HANDSCHRIFTENKUNDE. 

WEINBEROER, W.: Aus der Stiftsbibliothek Raigern (Petrarcahandschrift). 
Zeitschr. des deutschen Vereines f. d. Geschichte Mährens und Schlesiens. 
15. Jg. 1911. S. 363-64. [366 

ZUCCHEL.LI, E.: A proposito dei manoscritti di Clementino Vannetti (in der 
städt. Bibliothek in Rovercto). Rivista Tridentina, XI. 1911, Nr. 1. (März.) 
S. 28—33. [367 


Y. BUCHDRUCK. PAPIER. EINBÄNDE. 

BRADÄC, L.: NSkoIiv slov o vazbS. (Einige Worte vom Bucheinbände.) Cesky 
bibliofil. I. 1910. (1911.) S. 82—85. [368 

CHVÄLA, A.: NSkolik slov o kräsnfc upraven6 knize. (Einige Worte vom schön 
ausgestatteten Buche.) Cesky bibliofil. 1. 1910 (1911). S. 85—87. [369 

GULYÄS P.: A müv6szi könyvkötes evolueiöja. (Die Evolution des künst¬ 
lerischen Bucheinbandes.) Magy. Könyvszemle, 19. 1911. S. 41—52. [370 

REICH, D.: Donato Fezio. Uno stampatore trentino del Cinquecento. Tridentum. 
Rivista mensila di studi scientifici. Ann. XIII. 1911. Fase. II—Ilt, S, 135 
bis 140. [371 


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28 


österreichische und ungarische Bibliographie 


SlMEK, R.: Vystavka luxusnich vydänf. (Ausstellung von Luxusausgaben.) 

Knih. Ozrram. XVIII. 1911. S. 53. [372 

SCHOTTENLOHER, K.: Die liturgischen Druckdenkmäler in ihrer Blütezeit. 

Österr.-Ung. Buchd.-Zeitg. 1911. S. 198—199. [373 

SCHUBERT, A.: Ein Prachteinband von 1581 (der Studienbibliothek in Olmütz). 

Zeitschr. f. Bücherfr. 3. Jg. 1911/12. S. 63—64. [374 

WIESNER, J. R. v.: Zur Geschichte des Papiers. Osterr. Rundschau. 28. 1911. 

S. 443. [375 

WIESNER, J. R. v.: Uber die ältesten bis jetzt aufgefundenen Hadernpapiere 
Anz. d. kais. Ak. d. Wiss. Wien. 10. Mai 1911. — Papierzeitung. 1911. Nr. 51. 
S. 1870. [376 


VI. BUCHHANDEL 

BAUMGARTEN, P. M.: Seltene Bücher und ihre Preise. Die Kultur. 12. Jg. 1911. 
S. 213—222. [377 

HROMADA, Rädnä valnä „Spolku öeskych knihkupcü a nakladatelü. (Die 
ordentliche Hauptversammlung des „Vereines der böhm. Buchhändler und 
Verleger". Knihkupecky Oznamovatel XVIII. 1911. S. 93—95. [378 

K jubilejnlmu dni Jana Otty. (Zum Jubiläumstage Johann Ottos.) Knihkupecky 
Oznamovatel XVIII. 1911. S. 41—43. [379 

KATALOG dzicl polskich z dziedziny poezyi i nauki, wydany przez Ksiegarnin 
Leona Bodeka we Lwowie. (Katalog polnischer Werke der Poesie und der 
Wissenschaft, hrsg. v. d. F*ichh. L. Bodek in Lemberg.) Lemberg 1911. 
(2 Bl. 257 S.) [380 

KÖNYVKIADÄSAI, A Magy. tud. akademia, 1910-ben. (Die Verlagstätigkeit der 
ung. Akademie der Wissenschaften i. J. 1910.) Akademiai Ert. 1911. S. 208 
bis 211. 1381 

KRÄLOVEC, K.: Knihkupeckd gremium v minulosti. (Das Buchhändlergremium 
in der Vergangenheit.) Knihkupecky Oznamovatel XVIII. 1911. S. 69, 
80, 90. • [382 

LIBRARIUS, Lipskd uöiliSte knihkupeckc. (Die Leipziger Buchhändler-Lehr¬ 
anstalt.) Knihkupecky Oznamovatel XVIII. 1911. S. 27—28. [383 

— P. Konkuruje c. k. Skolni knihosklad naSim nakladatelüm knih? (Konkurriert 
der k. k. Schulbticherverlag unseren Verlegern der Schulbücher?) Knihku¬ 
pecky Oznamovatel XVIII. 1911. S. 31. [384 

SNAHV, Obrozujicf ve francouzskdm sortimentu. Z Börsenblatt preloSil Ant. B. 
Neubert. (Renaissance-Ströme im französischen Sortiment. A. d. Börsenblatt 
übersetzt von A. B. Neubert.) Knihkupecky Oznamovatel XVIII. 1911. S. 35 
bis 37. 47-48. 53—54. [385 

STUTZIG, L.: Souöasn6 pomfcry knihkupeckd v NSmecku. (Die jetzigen Ver¬ 
hältnisse des Buchhandels in Deutschland.) Knihkupecky Oznamovatel XVIII. 
1911. S. 35—36. [386 

STUTZIG, L.: F. Volckmar. Knihkupecky Oznamovatel XVIII. 1911. S. 64—65, 
69—70, 74. [387 

VILfMEK, Jos. R. senior (Nekrolog). Buchhändler. Knihkupecky Oznamovatel 
XVIII. 1911. S. 86. [388 


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des Bibliothekswesens 


29 


VII. ZEITUNGSWESEN. 

CR(ÜWELL, Q. A ): (Eine Zeitungsbibliothek in Wien.) Zentral«, f. Biblw. 

28. 1911. S. 231—233. [389 

GRECIUC, V.: Presa romänä in Bucovina. (Die Bukowiner rumänische 
Presse.) Calendarul Ligei culturale. 1911. Valenii de munte. Rumänien. [390 
CiUGITZ, G.: Leop. Al. Hofimann und die Wiener Zeitschrift. Deutsche Arbeit. 

1911. X. Jg. S. 533—538. [391 

RANSCHBURG, N.: Qyüjtem6nyes munkäk szerkesztöj£nek szerzöi joga. 
(Autorenrecht des Herausgebers eines Sammelwerkes.) Corvina, 34. 1911. 
S. 68—69, 75—76. [392 


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ÖSTERREICHISCHE UND UNGARISCHE 


BIBLIOGRAPHIE 

DES BIBLIOTHEKSWESENS. 

1910/11. 

III. 


INHALT. 

I. FACHZEITSCHRIFTEN NR. 393—95. 

II. NATIONALE, LOKALE U. PERSONALE BIBLIOGRAPHIE NR. 396 
BIS 410. 

Österreich 396—410. 

III. BIBLIOTHEKSWESEN NR. 411-499. 

A. Österreich 411 — 40. 

B. Ungarn 441—42. 


C. Andere Länder 443—54. 

D. Allgemeines 455-61. 

E. Volksbibliotheken 462-498. 

F. Exlibris 499. 

IV. SCHRIFTWESEN. HANDSCHRIFTENKUNDE NR. 500-506. 
Y. BUCHDRUCK. PAPIER. EINBANDE NR. 507-509. 

VI. BUCHHANDEL NR. 510-523. 

VII. ZEITUNGSWESEN NR. 524-533. 


I. FACHZEITSCHRIFTEN. 

Rumänisch. JUNIMEA literarä. Czernowitz. Nr. 6. Juni. p. 108 führt unter 
dem Titel ,Cärti‘ [Bücher] die neu erschienenen Werke an. Nr. 7—£(Pe$t- 
nummer für Jorga) enthäft auf S. 146—154 unter dem Titef „Scrierrfc lui 
Jorga* von Q. Tofan in systematischer Reihenfolge alle Schriften Jorgas 
dem Titel nach aufgezfihlt- [393 


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32 Österreichische und ungarische Bibliographie des Bibliotheksw. 


LUCEAFÄRUL. Red. C. Taslauanu. Sibiiu [Hermannstadtj 1911. Jg. X erstattet 
in Nr. 2, pp- 41 -43, Nr. 3, pp. 66—69, Nr. 4, pp. 92—95, Nr. 7, pp. 161 — 162. 
Nr. 8, pp. 189 192, Nr. 9, pp. 213-215, Nr. 10, pp. 269 -270, Nr. 13—14, 
pp. 319—323, Nr. 15—17, pp. 380-384 Bericht über literarische Neu¬ 
erscheinungen und zeigt unter dem Titel „Bibliografie' 1 in Nr. 7, p. 168. 
Nr. 9, p. 220, Nr. 11, p. 268. Nr. 13 14, p. 328, Nr. 15-17, p. 392, Nr. 18. 
p. 420 die neuen Bücher an. [394 

TÄSLÄUANU, O. C: Informatiuni literare $i culturale. Sibiiu 1910. W. Kraft 
[Literarische und kulturelle Informationen. Hermannstadt 1910. W. 
Kraft.) [395 

II. NATIONALE. LOKALE UND PERSONALE BIBLIOGRAPHIE. 

A. Österreich. 

Österreich. BIBLIOGRAPHIE der österreichischen finanzwissenschaftlichen 
Literatur für das Jahr 1910. Mitteilungen des k. k. Finanz-Ministeriums. 
17. Jg. 1911, S. 1-30. [3% 

BIBLIOGRAPHIE, österreichische und ungarische des Bibliothekswesens 
1910-11. II. - Beil. z. Zschr. d. ö. Ver. f. Biblw. 2. 1911. Heft 2. 'S. 19 
bis 29.) [397 

BIBLIOGRAPHIE, österreichische, des Bibliothekswesens, 1909- 10. Zschr. 
d. ö. Ver. f. Biblw. Beil.» Wien 1910 ([Ilj. 28.) Angez. in: Zapysky Nauk. 
Tov. im. Sevcenka 1911. Bd. 102. S. 222—223 (Z. Kuziela). [398 

ÜBERSICHT über die statistischen Arbeiten der Länder und über die von 
den statistischen Landesämtern herausgegebenen Werke. Statistisches 

Jahrbuch der autonomen Landesverw., 9. Jg. (1910) S. 97—101. [399 

Polnisch. BARWINSKI E.: Bibliografia historyi polskiej [Bibliographie der 
polnischen Geschichte] Kwawtalnik historyczny. Bd. 25, 1911, S. 131 
bis 143. [40«l 

KRCEK F.: Polonica. Archiv für slavische Philologie. Bd. 32, 1910. S. 475 
bis 563. [401 

KRZYSZTOFOWICZ K. i ROSENFELD E: Bibliografia historyi literatury 
i krytyki literackiej polskiej za rok 1907. [Bibliographie der polnischen 
Literaturgeschichte und der literarischen Kritik für 1907.] Lwöw 1911. 
(16 S.) [402 

Ruthenisch. BRYK, J.: Korotkyj ohljad ukra'inSkoi populjarnof literatury v 
Halyöyni- (Kurze Übersicht der ukrainischen populären Literatur in Galizien.' 
ProSv.- ekonom. kongres. L’viv 1910. S. 110—126. [403 

BUDJAK, J.: UkrainSka Skil’na literatura I. (Ukranische Schulliteratur.' 

UkrainSka Chata 1911. Nr. 15/6. S. 354—361. [404 

KNYHY, Novi ukrainski, i brosjury (Podaje bibliografiöne bjuro Naukovoho 
T—va imeny Sevöenka). I, II. (Neue ukrainische Bücher. Mitgeteilt vom 
bibliographischen Bureau der Sevöenko-Oesellschaft.) Literaturno-naukovyj 
Vistnyk 1911, Nr. 4, S. 189-192, Nr 7/8, S. 253 - 256. [405 

(Schluß folgt in Heft 4.1 


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ÖSTERREICHISCHE UND UNGARISCHE 

BIBLIOGRAPHIE 

DES BIBLIOTHEKSWESENS. 

1910 / 11 . 

III. (Schluß.) 


LEVYCKYJ, J.E.: UkrainSka bibliografija Avstro-UhorSöyny za roky 1887- 1900 
uloiyv na pidstavi avtopsii Iv. E. L (Ukrainische Bibliographie Österreich- 
Ungarns f. d. J. 1887-1900.) Tom II. (Roky 1890- 1891) (Materijaly do 
ukralnSkoi bibliografil vydaje bibl. komisija Nauk. Tov. im. Sevöenka T. II.» 
U L’vovi 1910. 8° ([IV], 262'. Angez. in LIterat.-nauk. Vistnyk 1911, VI, 
S. 534 (J. Krevedkyj). [406 

PUBLIKATIONEN, Neue, der [Sevöenko-] Gesellschaft. Chronik der Sevöenko- 
Gesellschaft 1910. Nr. 42, S. 32-34, Nr. 43, S 19-22, Nr. 44. S. 33-36. [407 

SEVCENKO, Z.: UkrainSka literatura v Rosii 1911 roku II- Vydannja za 
kviten, traveri i öervert (aprir— ijun). 'Ukrainische Literatur in Rußland im 
Jahre 1911. II. Publik, f. April-Juli.) Rada 1911, Nr. 162. [408 

ZBORY, Zaharni. Naukovoho Tovarystva imeny Sevöenka u Lvovi. '.General¬ 
versammlung der Sevöenko-Gesellschaft in Lemberg.) Dilo 1911, Nr. 127. 
(Darunter über die Arbeiten der bibliographischen Kommission.) [409 

Steiermark. SCHLOSSAR. A.: Die historisch-geographische Literatur der 
Steiermark. Zschr d. ö. Ver. f. Biblw. 2, 1911. S. 127—130. [410 

III. BIBLIOTHEKSWESEN. 

A. Österreich. 

Österreich. BIBLIOTHEKEN, Die österreichischen, im Verwaltungsjahr 
1909—10. Zschr. d. ö. Ver. f. Biblw. 2. 1911. S. 78 -79. [411 

BIBLIOTHEKEN, Die, im Verwaltungsjahr 1908—09. Zschr. d. ö. Ver. f. 
Biblw. 1910. 1/2. S. 31—44. Angez. in: Zapysky Nauk. Tov. im. SevCenka 
1911. Bd. 102. S. 222. (Z. Kuziela.) [412 

H[RZA]N: Die Bibliotheken im österreichischen Staatsvoranschlag für 1911 
(Zschr. d. ö. Ver. f. Biblw. 1910 Heft 3/4. S. 138—139.) Angez. in: Zapysky 
Nauk. Tov. im. Sevöenka 1911. Bd- 102. S. 224. (Z. Ktuziela].) [413 

KIESZKOWSKI. Rzeczy polskie w austryackich zbiorach [Polonica in öster¬ 
reichischen Sammlungen] Kraköw 1911. (14 S.) S.-A. aus Sprawozdania 
Komisyi historyi sztuki Bd. IX. Heft 1/2. [414 

VEREINSNACHRICHTEN d. ö. Ver. f. Biblw. Zschr. d. O. Ver. f. Biblw. 2. 

191L S. 130-133. [415 

3 


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34 österreichische und unga rische Bibliographie _ _ 

Qraz. KATALOG der Bibliothek des statistischen Landesamtea für Steier¬ 
mark. Graz 1911. Leuscher und Lubensky. (XIV, 186 S.) (■= Statistische 
Mitteilungen Ober Steiermark 24. Heft.) [416 

Hittrnair. HIMMELBAUR, J: Anton Hittmair (Nekrolog.) Zschr. dL 0. Ver. 

f. Biblw. 2. 1911. S. 134-136. [417 

Konoiop. R.-V.: Muzej ukrainSkoi starovyny v Konotopi. (Museum der 
ukrain. Altertümer in Konotop ) Rada 1911. Nr. 186. [418 

Kuziela. KUZ1ELA, Z.: (Biographie und Verzeichnis seiner Werke.) Chronik 
der Sevöenko-Qesellschaft 1910. Nr. 41. S. 27 - 29. [419 

Lemberg. BERICHT über den Stand der Bibliothek für die Zeit vom 
1. Jänner bis zum 30. April 1910. Chronik der Sevöenko-Qesellschaft in 
Lemberg 1910. Nr. 42. S. 25- 28. [420 

BERICHT über den Stand der Bibliothek für die Zeit vom 1. Mai bis zum 
31. August 1910. Chronik der Sevöenko-Qesellschaft d. W. in Lemberg 
1910. Nr. 43. S. 12-15. [421 

BERICHT über den Stand der Bibliothek für die Zeit vom 1. September 
bis zum 31. Dezember 1910. Chronik der Sevöenko-Qesellschaft 1910. 
Nr. 44. S. 22-25. [422 

DO naSoho hromadjanstva! (Aufruf des Museums der Sevöenko-Qesellschaft 
anläßlich der .Sevöenko-Abteilung*.) Rada 1911. Nr. 51. [423 

MUZEJ imeny T. Sevöenka. (Sevöenko-Museum.) Rusfan. Lemberg 1911 
Nr. 154. [424 

MUZEUM narodowe ruskie. [Das ruthenische Nationalmuseum in Lemberg 
Besitzt 2022 Druckwerke, 3408 Aktenstücke usw.] Lwöw. 1911 ,Nasz Kraj* 
Heft 5. [425 

STAND der Bibliothek [der Sevöenko-Qesellschaft in Lemberg.] Chronik der 
Sevöenko-Qesellschaft 1910. Nr. 41. S. 63 —69. [426 

SVJENClCKYJ, J.: Nacyonarnyj Muzej imeny Mytropolyta Andreja Septyö- 
koho u Lvovi (A. Septyökyj Nationalmuseum in Lemberg.) 'Bericht für das 
Jahr 1910 und 1911.) Dito 1911. Nr. 152. Rusfan 1911, Nr. 153. [427 

ZALIZNJAK, M.: Stand des Museums [der Sevöenko-Qesellschaft d. W. in 
Lemberg.] Chronik der Sevöenko-Qesellschaft 1910. Nr. 41. S. 70 - 72. [428 
ZALIZNJAK, M.: Bericht über den Stand des Museums für die Zeit vom 
1. Jänner bis fcum 30. April 1910. Chronik der Sevöenko-Qesellschaft in 
Lemberg 1910. Nr. 42. S. 29—30. [429 

ZALIZNJAK, M.: Bericht über den Stand des Museums für die Zeit vom 
1. Mai bis zum 31. August 1910. Chronik der Sevöenko-Qesellschaft 1910. 
Nr. 43. S. 16—17. [430 

ZALIZNJAK, M.: Bericht über den Stand des Museums für die Zeit vom 
1. September bis zum 31. Dezember 1910. Chronik der Sevöenko-Qesellschaft 
1910. Nr. 44. S. 26-31. [431 

Linz. LYCHDORFF: Der Neubau der k. k. Studienbibliothek. Tages-Post- 
Linz. 16. Juli 1911. __ [432 

WOLFSGRUBER, H.: Projekt für den Neubau der Linzer Studienbibliothek. 

iSchaubild) Unterhaltungsbeilage Linzer Tages-Post Nr. 29. 16. Juli 1911. [433 
Tarnovskij. DYREKTOR, Novyj, muzeju ukralnSkoi starovyny im. V. Tar- 
novskoho v Cernyhovl. (Der neue Direktor des ukrainischen Altertums¬ 
museums namens V. T-ij in C.‘> Rusfan. Lemberg 1911. Nr. 154. [434 


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des Bibliothekswesens 



Wien. BIBLIOTHEK der Wiener Handels- und Gewerbekammer. Bücher- 
Zuwachs. Nr. 39, 40. Wien 1911 Selbstverlag. <37 S., 29 S.) [435 

DANNEBERG, R.: Die Wiener Arbeiterbibliotheken. Bildungsarbeit 2. Nr. 5-6 
Beil. - Kampf. 1911. S. 320-326. [436 

HLAWATSCH, C.: Bibliothekskatalog des mineralogisch-naturhistorischen Hof¬ 
museums in Wien. Beil, zu: Annalen des Naturhistorischen Hofmuseums 
Bd. 24 (1910 und Bd. 25 (1911.) [437 

KATALOG, Systematischer, der Bibliothek der k. k. technischen Hochschule 
in Wien. Heft 7 Nachtr. 1. (53 S.); Heft 8. Nachtr. 1. '70 S.) (Wien 1911. 

A. Holzhausen) (=S. 163—286 der Gesamtausgabe.) [438 

VOLLBRACHT, A.: Bibliothekskatalog der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in 
Wien. Wien 1911. [439 

WAGNER, O.: Entwurf für den Neubau der Universitätsbibliothek in Wien. 
Österreichs Illustrierte Zeitung 1911. Heft 45. S. 1099. [440 

B. Ungarn. 

Blasendorf. MACOVEIU, Biblioteca centralä In Blaj. [Die Zentralbibliothek 
in Blasendorf.] Cultura. crestinä 1911 Nr. 12. S. 385 - 387. [441 

Topolovat GHEOA, S.: Catalogul bibliotecei din Topolovät. (Ungaria, comitatul 

Temisului.) Lugoj 1910. 60 S. [Katalog der Bibliothek in Topolovät.] [442 

C. Andere Länder. 

BAUMPELD, M.: Der Bibliothekspalast in New-York. öst.-ungar. Buchhändler- 
Correspondenz. 52. Jg. 1911 S. 374—376. [443 

B1BLIOTEKA v ukralnSkomu klubi. (Bibliothek des Ukrain. Klubs in Kievj 
Rada 1911. Nr. 79. [444 

CHAPOT, V: Französischer Brief. Zschr. d. 0. Ver. f. Biblw. 2. 1911. S. 91 bis 
95. . [445 

COLLIJN, I.: Bericht über polnische Büchersammlungen in schwedischen 
Bibliotheken. Cracovie. 1911. Extrait du Bulletin de 1’ Academie des Scien¬ 
ces de Cracovie I. II. CI. Mars. [446 

EBBINGE WUBBEN, C. H: Niederländisches Bibliothekswesen. Zschr. d. ö. 

Ver. f. Biblw. 2. 1911 S. 95-106. [447 

SOClETE Franklin. Franculke biblloteöne tovarystvo „Sociötö Franklin*. 
(Französischer Bibliotheksverein s. Fr.) PySmo z ProSvity 1911. Nr. 5. 
S. 152-154. [448 

MUZEJ, Rapersvitekyj. (Museum zu Raperswil.) DIlo 1911. Nr. 178. [449 

SZPOTANSKI, S. Sprawa Rapperswilska [Die Angelegenheit von R.] Kraköw 
1911. „Krytyka* Heft 3, S. 201-202, Heft 4 S. 254-256. [450 

SPRAWA Rapperswilska. Gfosy S. 2eromskiego, F. Kopery i W. Klyszew- 
skiego z wstepem S. Szpotafiskiego Kraköw. (1911) (S. 31.) [Die Angelegen¬ 
heit von Rapperswil. Stimmen von S. 2eromski, F. Kopera und L. Ktyszewski 
mit einer Einleitung von Szpotartski.J [451 

SPRAWA Rapperswilska [In der Angelegenheit Rapperswils] Kraköw 1911. 

»Krytyka* Bd. 13 Heft 5. [452 

SZYMANSKI, A.: Glos w sprawie Rapperswilskiej. [Eine Stimme in der An¬ 
gelegenheit von R.] Kraköw 1911. (9 S.) (Eröffnungsworte in einer Ver- 

3”' 


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36 Österreichische und ungarische Bibliographie 

Sammlung, die in besagter Angelegenheit am 1. April 1911 in der Aula der 
Jagellonischen Universität stattfand.) [453 

WSPRAW1E Muzeum w Rapperswilu [In der Angelegenheit des Museums 
zu R.] Kraköw 1911 .Czas“ Nr. 157. [454 

D. Allgemeines. 

BAUER, V.: Nävrh knihovnicktfch tiskopisü. [Entwurf zu Büchereidruck¬ 
sorten.] Ceskä Osvgta VII. 1911 S. 175-182. [455 

FICK, R.: Zwölfte Versammlung deutscher Bibliothekare in Hamburg. Zschr. 

d. ö. Ver. f. Biblw. 2. 1911. S. 79—89. [456 

JEFREMOV, S.: Encyklopedija knyfnoi spravy. [Encyklopädie des Biblio¬ 
thekswesens.] Rada 1911. Nr. 175. (Anläßlich des Werkes N. A. Rubakin. 
Sredi knlg. Izd. 2. Tom 1. Moskva 1911.) [457 

RUNDFRAOE, Eine, mit Beiträgen von H. Reinhold und H. Fuechsel. Zschr. 

d. 0. Ver. f. Biblw. 2. 1911 S. 73 -77. [458 

SCHILLER, F.: Von alten und neuen Büchern. Neue freie Presse. Wien 1911. 

10. Juni. [459 

SCHILLER, F.: Von Büchern, Büchersammlern, Büchernarren, Bücherfälschern 

und dergleichen. Illustrierter österreichischer Volkskalender für 1912. Wien 
M. Perles. [460 

SIMIONOV1CI, N.: Lectura noasträ. [Unsere Lectürel. Scoala. Czernowitz. 

11. Jg. 1911. Nr. 7-8 S. 168—171. [461 

E. Volksbibliotheken. 

A. V.: Tovarystvo .ProSvita“ u Lvovi v r. 1908- 1909. (ProSvita-Verein in 
Lemberg in den Jahren 1908-1909.) Rada 1911. Nr. 140, 147. [462 

BIBLlOTEKA tovarystva .Proävita“ u Lvovi. (Bibliothek desProSvita-Vereins 
in Lemberg.) DTIo 1911. Nr- 192. Abgedruckt in Rada 1911 Nr. 189. [463 

BÖRNER, W. und FRANKL, E.: Die Volksbücherei, ihre Gründung, Einrichtung 
und Führung. Wien 1911 H. Heller & Cie. [463a 

BUCAC: Zvit z dijarnosty filli [ProSvity] za rik adm. 1910 t. je za das vid 
29/1. 1910 r. do 11/IL 1911 r. (Tätigkeitsbericht für das Jahr 1910.) PySmo z 
ProSvity. Lviv 1911, Nr. 6-8. S. 219-221. [464 

H. F.: Citärny v PFimoFi, Dalmacii a Chorvatsko-Slavonsku. [Lesehallen in 
Istrien, Dalmatien und Kroatisch-Slavonien.] Ceskä Osvöta VII, 1911, 

S. 194. [465 

HAINISCH, M.: Die Volksbibliotheken der Kanadischen Provinz Ontario. 

Zschr. d. ö. Ver. f. Biblw. 2. 1911 S. 113 116. [466 

1Z proävitnoho ruchu v Cernivcjach. (Cytafnja tov. „Pomiö“ na Kali'fianclj 
(Lesehalle des Vereines „Pomiö* in Kaliczanka in Czernowitz.) Narodny} 
Holos 1911. Nr. 44. [467 

KALBA, V.: Jak zjednuvaty biße Cleniv dlja öytalert „ProSvity“? (Wie ge¬ 
winnt man mehr Mitglieder für die Lesehallen des „Proävlta-Verelns?*' 
ProSv.-ekonom. kongres. Lviv 1910. S. 189—192. [468 

KAMINKA STR[UMItOVA] [J ahresberichtderOrtsgruppe des Proävita-Vereines 
; für das Jahr 1910/11.] Pyämo z Proävity. Lviv 1911. Nr. 6—8, S. 221 
bis 223. 1469 

KAR-MELJUK : Poßka presa pro T. G. SevCenka. (Poln- Presse über T. 0. 
S-o.) Rada 1911. Nr. 80. [470 


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* 


des Bibliothekswesens 

KATALOQ SevöenkoskoJ vystavki v Moskvi po povodu pjatidesjatilätija so 
dnia ego smerti 1861 26'IL 1911. S priloieniem 4 snimkov s ego risunkov. 
(Katalog der §ev£enko-Ausstellung in Moskau.) Moskau 1911. (27 S, mit 
4 Tafeln.) Angez. in: Zapysky N. T. i. Sevöenka 1911. Bd. 103, S. 214—216 
(J. Kreveökyj.) [471 

KILKA SLIV v spravi vydavnyctva ölenSkych knyiok tov-a „ProSvita“. 
(Einige Worte über die Herausgabe von Mitgliedsbüchern des ProSvita- 

Vereins. — Der Verfasser schlägt vor, an ihrer Stelle öffentliche Biblio¬ 
theken zu gründen.) PySmo z ProSvity. Lviv 1911. Nr. 6—8, S. 184 
bis 189. [472 

KNIHOVNY Vefejnä. [öffentliche Bibliotheken] Ceskä Osvfcta VII, 1911. 

S. 185—188. [473 

KONGRES, PerSyJ ukralnSkyj proSvitno-ekonomiönyj, nladienyj Tovarystvom 
„Proävita* v soroklltje zasnovanja u Lvovi v dnjach 1. i 2. ljutoho 1909 
roku. Protokoly i referaty zredaguvaly Dr. Ivan Bryk i Dr. Mychajlo 
Kocjuba. (1. Ukrainischer Volksbildungs- und ökonomischer Kongreß, ver¬ 
anstaltet von dem .ProSvita-Verein* anläßlich des 40jährigen Jubiläums 
seines Bestehens am 1. und 2. Februar 1909. Protokolle und Referate redig 
von J. B. und M. K. Lviv, 1910. 8°. (XIV, [II], 655.) [474 

KRYPJAKEVYC, J.: Narodni biblloteky. (Volksbibliotheken.) ProSv.-ekonom. 

kongres. Lviv 1910. S. 201—208. [475 

MALYCKA, K.: Vydavnyctva dlja dltyj i molodTiy. (Kinder- und Jugend¬ 
literatur.) ProSvitno-ekon. kongres. Lviv 1910. S- 126—152. [476 

MOLDOVAN, D. Bibliotecile pentru copii. (Kinderbibliotheken.] Scoala. Czer- 
nowitz. Jg. II. 1911. Nr. 4-5. pp. 101-108. [477 

MORAVEC, F. V., Üstfedi Ceskäho knihovnicvf. [Zentralstelle der böhmischen 
Büchereien.] Ceskä Osväta VII, 1911. S. 192-193. [478 

MORAVEC. F. V., Ochrana mlädeie pFed zhoubnou literaturou. [Jugendschutz 
vor der schädlichen Literatur.] Närodni Listy, 1911. Nr. 78. (19/111.) [479 

N. V.: SevCenkovi rokovyny u Cechiv. (Sevöenko-Feier bei der» Cechen.) 

Rada 1911. Nr. 56. (Übersicht der Zeitungsartikel.) [480 

NAS, Hr.: Idim cho£ manivejamy. (Uber die Gründung von Schulbibliotheken 
ln der russischen Ukraine.) Svitlo 1911. VI. [481 

NOVAK A., Bol proti nemravrä literatuFe? (Kampf gegen die unzüchtige 
Literatur?) Närodni Listy 1911, Nr. 236. 27. August. [482 

POELCHAU, K.: Die populären Bibliotheken des „Deutschen Sprachgebietes in 
den Jahren 1910 und 1911. Zschr. d. ö. Ver. f. Biblw. 2. 1911. S. 107—13. 

[483 

PRESA, Rosij&ka, pro T. G. Sevienka. (Russische Presse über T. G. 
S-o.) Rada 1911. Nr. 56, 132. (Bibliogr. Übersicht.) [484 

RUBAKIN, N.: Pro biblloteky dlja zahal’nol oävity. Perekl. M. Zaliznjak. (Uber 
die Bibliotheken zur allg. Bildung. Übers, v. M. Z.) PySmo z ProSvity 1911. 
Nr. 5. S. 136—144. . . . . . [485 

S-KO, C.: Halyöko-ukralnSkyj viddil na odeäkij vystavei. (Galizisch-ukrainische 
Abteilung in der Ausstellung zu Odessa.) Rada 1911. Nr. 180. Abgedr. in 
Dilo. 191L Nr. 192. (U. A. Diagr. über Volksbibl.) [486 

SKVARKO, Z.: ProSvitna orgamzacyja öytalert i fillj „Proävlty“. (Die aufklär. 


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38 


österreichische und ungarische Bibliographie 


Organisation der Lesehallen und Filialen d. ,,Pro6vita“ ,, Vereines.) ProSv.- 
ekonom. kongres. L'viv 1910. S. 173—184. [487 

SOROCYNCI. Narodnja biblioteka öytal’nja. (Volksbibliothek und Lesehalle.) 

Rada 1911. Nr. 74. i486 

TRUS, I.: Iljustracyja populjamych vydavnyctv. (Illustrieren von populären 
Schriften.) ProSv.-ekonom. kongres. L’viv 1910. S. 185—189. [489 

TURKA n. Str. (Tätigkeitsbericht der Ortsgruppe d. ProSvita-Vereines f. d. J. 

1910. ) PySmo z Pro6vity 1911. Nr. 6—8. S. 223—224. [490 

UCAST' halydkych Ukrainciv v OdeSkij vystavci. ('Beteiligung der galizischen 

Ruthenen an der Ausstellung zu Odessa. Darunter Angaben Uber ruthen. 
Volksbibl. u. Lesehallen.) Rada 1911. Nr. 177. [491 

VISTY z „ProSvity“. (Uber die Tätigkeit des ,,Pro$vita“-Ver.) Dilo 1911. 

Nr. 146. [492 

VISTY z ProSvity. (Tätigkeit des ProSvita-Vereines im Monate Mai 1911.) 

PySmo z ProSvity 1911. Nr. 5. S. 154—160. [493 

VISTY z ProSvity. (Tätigkeit desProSvita-Vereines in den Monaten Juni-August.) 

PySmo z ProSvity. L’viv 1911. Nr. 6-8. S. 212—224. - [494 

VOLF J., Ceskö knihovny lidov6 do r. 1848. (Böhmische Volksbibliotheken bis 
zum Jahre 1848.) Ceskä Osvöta VII. 1911. S. 168—74. 235 - 40. [495 

VOZNJAK, M.: Jak naJkrasSe poSanuvaty pamjat Markijana SaSkevyöa? (Uber 
die Gründung von Kreis- und Wanderbibliotheken anläßlich des SaSkevyö- 
Jubiläunis.) PySmo z ProSvity. L’viv 1911, Nr. 6—8, S. 164—166. [496 

VOZNJAK, M.: PerSa ukrainSka öytal’nja u Halyöyni. (Erste ukrain. Lesehalle 
in Galizien.) PySmo z ProSvity. L’viv 1911. Nr. 6—8. S. 202—207. [497 

2UKOVCI. Narodnja biblioteka. (Volksbibliothek.) Rada 1911. Nr. 160. [498 

F. Ex 1 i b r i s. 

ETTINGER, P.: Polnische Exlibris (Ex-Libris XVIII. 1908. S. 41—52.) Angez. in: 
Zapysky Nauk.Tov. im. Sevöenka 1911. Bd. 102. S. 224. (Z. Kfuziela]). [499 

IY. SCHRIFTWESEN. HflNDSCHRIFTENKUNDE. 

BUBERL, P.: Die illuminierten Handschriften in Steiermark. 1. Teil. Leipzig 

1911. K. W. Hiersemann. gr. Fol. (VIII, 264 S., 25Taf.) (= Beschreib.-Verzn. 

d. illum. Hss. in Österreich. Bd. 4.) [500 

OSTASZEWSKI-BARANSKI, Dr.: Pierwsze spory o alfabet na Rusi czerwonej. 
(Erste Streitigkeiten über das Alphabet in Rot-Ruthenien.) Ru$. Lw6w 1911. 
Nr. 1. Angez.: Mitteil. d. Sevöenko-Ges. 1911. Bd. 102, S. 204. (J. K.) [501 

PAVLUCKIJ, H.: Ornament Peresopnickago evangelija. (Ornament des Evan- 
gelius von Peresopnycja.) Iskusstvo 1911. II. S. 83—92. Angez. in: Zapysky 
Nauk. Tov. im. Sevöenka 1911. Bd. 103. S. 213-214 (M. Voznjak). [502 
TIETZE, H.: Illuminierte Handschriften. „Fremdenblatt.“ Wien. Nr. 212. 

4. Aug. 1911. [503 

TIETZE, H.: Die illuminierten Handschriften der Rossiana in Wien-Lainz. 
Leipzig 1911. K. W. Hiersemann. gr. Fol. (XV, 208 S. 12. Taf.) (= Beschreib.- 
Verzeichnis d. illum. Hss. in Österreich. Bd. V.) [504 

WOLKAN, R.: Aus österreichischen Handschriftenkatalogen. I. Zschr. d. ö. Ver. 
f. Biblw. 2. 1911, S. 69—73. [505 


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des Bibliothekswesens 


39 


[VRTEL, S.]: Spis dodatkowy rqkopisöw Biblloteki dzikowskiej. (Ergänzendes 
Verzeichnis der Hss. der Bibliothek in Dziköw.) Kraköw 1911. „Przewodnik 
bibliograficzny“ H. 4, SS. 109-111; H. 5, SS. 133/135; H. 6, SS. 162 165 
(Vgl. Nr. 204.) [506 

V. BUCHDRUCK. PAPIER. EINBÄNDE. 

BESCHLÜSSE der Lederkommission des Vereins deutscher Bibliothekare vom 
14. und 15. Februar 1911. Zschr. d. ö. Ver. f. Biblw. 2. 1911, S. 89—91. [507 

CAPEK, T.: Padesät let Cesköho tisku v Americe. (Fünfzig Jahre des böh¬ 
mischen Druckes in Amerika.) New York 1911. (273 S.) [508 

WIESNER, J. v.: Über die ältesten bis jetzt aufgefundenen Hadernpapiere. 

Wien 1911. A. Holder. (III., 26 S.) (= Sitzgsber. d. k. Akademie d. Wiss. in 
Wien. Phil.-hist. Kl. 168. Bd. 5. Abhdlg.) [509 

YL BUCHHANDEL 

ANZEIGER Nr. 98 von Gilhofer & Ranschburg. Wien 1911. (430 Nrn.). [510 
BÜCHER-VERSTE1GERUNG, Wiener, den 16. Oktober 1911 ff. Wien 1911. 
C. Kubasta. (64 S.) [511 

CATALOQUL cärtilor pedagogice romäne$ti al libräriei archidiecesane: 

Sibiiu 1910. Tipografia archidiecesanä. (Katalog rumänischer Bücher der 

erzbisch. Buchhandlung. Hermannstadt 1910. Erzbisch. Typ. [512 

DOMANYCKYJ, V.: Ukraln$kyj vydavnyöyj ruch v Rosyl za ostannich pjat- 

najcjaf ITt. (Die ukrainische herausgeber. Bewegung in Rußland in den letzten 

15 Jahren.) ProSvitno-ekonom. kongres. L’viv 1910. S. 81—96. [513 

JUNKER K-: Zur Geschichte des Archivs der Korporation der Wiener Buch-, 

Kunst- und Musikalienhändler. Ost.-ung. Buchhändlerkorrespondenz. 52. Jg. 
1911. S. 475—76. 1514 

JUNKER, K.: Die Neuordnung des Archivs der Korporation der Wiener Buch-, 

Kunst- und Musikalienhändler, öst.-ung. Buchhändlerkorrespondenz. 52. Jg. 
1911. Nr. 34-36. 

KATALOG dziel polskich z dziedziny poezyi i nauki Ksiqgarni L. Bodeka. Lwöw. 
1911. (Buchhändler’Katalog über polnische Werke aus dem Gebiete der Poesie 
und der Wissenschaft des L. Bodek.) [516 

KATALOG ksiq4ek polskich Nr. 8 Antykwarm D. Qrunda we Lwowie. (Achter 
Katalog polnischer Bücher des Antiquariats von D. Grund in Lemberg.) 
Lwöw 1911. [517 

KATALOG wydawnictw „Zycia“. (Verlagskatalog des Vereines ,2ycie'). 

Kraköw 1911. [518 

RUCH antykwarsko-ksiqgarski, wydaje Leon Bodek. (Antiquarisch-buchhänd¬ 
lerische Bewegung, herg. von L. Bodek.) Lwöw 1910. [519 

SEZNAM knih, öasopisö, hudebnin a döl umöleckych, kteröz vlastnlm nakladem 
vydal J. Otto v Praze. (Katalog der Bücher, Zeitschriften und Kunstwerke 
des Verlages J. Otto). 1871—1911. V. Praze 1911. J. Otto 4* (UV, 252 S.) 

[520 

UNGER, F.: Wiener Zustände. Börsenbl. f. d. d. Buchh. 78. Jg. Nr. 196. 24. Aug. 
1911. [521 


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*0_ österreichische und ungarische Bibliographie 

VERZEICHNIS, Allg., d. Antlquariatslagers vovn C..Teufens Nachf., Wien 1911. 

B. Stern. Lieferg. 3. (32 S.) . [522 

VIK, Tor: Pro te 5Co moüna. (Uber die ukrain. Abteilungen in den russischen 
Buchhandlungen.) Rada 1911. Nr. 192. [523 

VII. ZEITUNGSWESEN. 

DIETHER, O.: Ober die österreichische Zensur unter Josef II. Preuß. Jahr¬ 
bücher. 1911. 5. S. 333—39. [524 

GRÜNER, F.: Die Wiener Presse des Vor- und Nachmarz. Schrifttum und 
Presse. 1911. 4. S. 1—2. [525 

JAHRE, Fünfzig, „Teplitz - Schönauer Anzeiger“. Jubilöumsfestnummer vom 
1. V. 1911. S. 1—4. [526 

JAHRE, Vierzig, „Leitmeritzer Zeitung". Zum 1. Juli 1911. Beil. z. „Leitmeritzer 
Zeitung“ Nr. 52. (Vgl. Lit. Beil. z. d. Mittg. der Ver. f. Gesch. d. Deutschen 
in Böhmen. L. Jg. 1911. S. 16—17.) [526a 

KNIHA, Pamötni, vydanä v upomlnku na Jana Rosick6ho öesko-americk6ho 
novinäFe a vlastence. (Gedenkbuch, herausgegeben zur Erinnerung an Johann 
Rosicky, böhmisch-amerikan. Journalist und Patriot.) Omaha 1911. (90 S.) 
■' [527 

RADZYKEVYC, V.: Pavlyn Svjencickyj, publicystyöna, naukova ta literaturna 
joho dijal’nisf. (P. S., seine publizistische, wissensch. u. liter. Tätigkeit.) 
Mitteilungen d. Sevöenko-Ges. 1911. Bd. 101. S. 109—129. Bd. 102. S. 127 bis 
147. Bd. 103. S. 113—190. 1528 

STANISZEWSKI, W.: Bibliografia „Gazety Lwowskiej". (Bibliographie der 
„Lemberger Zeitung“) als Beilage zu „Przewodnik naukowy i literacki“. 
Lw6w 1911. Nr. 4, 5, 6. S. 33-48, 49—64, 65—83. [529 

STULECIE Ga/ety Lwowskiej 1811—1911. Tom I. Cz1—2.: Historya Oazety 
Lwowskiej 1811—1911. pod red. W. Bruchnalskiego. (Ein Jahrhundert der 
„Lemberger Zeitung“ 1811—1911. Bd. I. 1—2.: Geschichte der „Lemberger 
Zeitung“. Sammelarbeit unter der Redaktion von W. Bruchnalski.) Lwöw 
1911. 4°. (VIII, 512, 101 S.) [530 

VOTRUBA, J. F.: „La Prensa“. (Argentinische Tageszeitung.) Union. Prag. 

14. Juli 1911. [531 

ZEITUNG, Eine tausendjährige, im Reiche der Mitte. „Reichspost.“ Wien. 

5. März 1911. [532 

ZEITUNQEN, die die Bibliothek (d. Seveenko-Gesells. in Lemberg) im J. 1909 
erhielt. Chronik d. Sevöenko-Ges. 1910. Nr. 41. S. 61—62. [533 


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Österreichische u. ungarische Bibliographie des Bibliothekswesens. 

Register 1910—11. 


Aldässy, A. 145 
Atamanjuk. M. 326 
Auerhan, J. 327 
Bodek, L 519 
Buberl, P. 500 
Bader, K. 323 
Balzer, 0. 134 
Barcza, 1. 259 
Barwifiski, E. 9, 10, 400 
BarvinSkyj, B. 18 
Basch, 1. 147 
Bauer, V. 313, 455 
Baumfeld, M. 443 
Baumgarten, P. M. 377 
Bayros, F. v. 361 
Bibliofil, Cesk* 1 

Bibliographia, Tärsadalomgazdasäg- 
tani 34 

Bibliographie- österreichische, des 
Bibliothekswesens 7 
Bielohlawek, K. 212 
Birö, L. 228 
Bodek, L. 380 
Böhmen 69. 70 
Börner, W. 463 a 
Bohatta, H. 244, 278 
Boysen, K. 148 
Bradäö, L. 368 
Bryk, J. 403 
Buöaö 464 

Buchhändler-Korrespondenz, österr.- 
ung. 219 
Buck, H. 286 
Budjak, J- 404 
Burckhard, M. 314 
CajkivSskyj, M. 19 
Cajkoväkyj, M. 178 
Chapot, V. 445 
Chaurand de Mailly, A. 315 
Chväla, A. 369 


Colljn, I. 446 
i Convorbiri, Literare 2 
I Corvina 220 
, Cotlarciuc, N. 245 
i Crüwell, Q. A. 67, 87, 389 
I Cubrynowicz, B. 131 
1 Czerminski, P. 138 
■ Danneberg, R. 436 
Dienes, L. 160 
Diethe r, O. 524 
Dobjän, L. 150 
Dolenskf, A. 316, 317 
Domanyökyj, V- 513 
i DoroSenko, V. 20 
Doublier, O. 148 
Ebbinge Wubben, C. H. 447 
Eichler, F. 213 
Emler, J. 119 

Emmert, B. 240a, 241-243- 257 
Ertesitö Muzeumi 105 
d’Ester, K. 229 
Estreicher, K. 11 
Ettinger, P. 499 

Evkönyve, Mag. könyvkereskedök 35 
Feigl, H. 91 
Fick, R. 456 
Ficker J. v. 92a 
Folyöirat, Hittudomänyi 36 
Frankl, E. 463 a 
Frankl, L. 90 
Fritz, J. 285 
Fuechsel, H. 458 
Gärdonyi, A. 306 
Qhega, S. 442 
Qilhofer 510 
Qoldziher, I. 37 
Gollob, E. 210 
Qlauning, O. 307, 323 
Qnau. H. 239 
1 Greciuc, V. 334, 390 


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4- österreichische u. ungarische Bibliographie d. Bibliotheksw. 


Grolig. M. 221 
Grund, D. 517 
Grüner, F. 525 
Gugitz, G. 391 

Gulyäs, P. 107, 169, 264, 335, 37t) 
Györy, T. 38. 

Hahn, W. 12 

Hainisch, M. 466 

Hapjak, A. 163, 190, 336, 337 

Hartleben, A. 227 a 

Hellebrant, A. 39-43 

HerasymovyC, J. 172, 339, 349 

Himmelbaur, J. 417 

Hlawatsch, C. 437 

Hnatjuk, V. 222 

Hoeffler, H. 124, 3o8 

Honl, J. 318 

Horvath, I. 44 

Hrincenko, B. 98, 99, 248 

Hryhorovyc, M. 171 

Hrzan 413 

lrodalom, Az 3 

Jabornegg, Freih. v. M. 100 

JacymyrSkyj, A. 21 

Janovits, F. 297, 319 

Jefremov, S. 457 

Junimea literarä 17a 

Junker, K. 514, 515 

Kainz, J. 93. 

Karba, V. 468 
Karäcson, I. 309 
Karczewski, W. 128 
Kar-Meljuk 470 
Kaska 94 

Katalog literatury naukowej polskiej 
13 

Keysser, A. 148 
Kieszkowski 414 
Köhalmi, B. 127, 152 
Könyvszemle, Magyar 4 
Közlemdnyek, Földrajzi 45 
Közlemdnyek, Nyelvtudomänyi 46 
Koläf, J. 94 a 
Kolessa, 0. ISO 
Kolportage-Kalender 226 
Krälovec, K. 382 
Krasnopil’Skyj. T. 186 
KrCek, F. 401 


Krecedkyj, J. 23, 249 
Krypjakevyi, 1. 181, 187, 475 
Krzysztofowicz. K. 402 
Kubasta, C. 511 
Kuchinka, O. D. 102 
Kudora, K. 47 
Kukula, R. 215 
Kutrzeba, S. 76 

Kuziela, Z. 24, 101, 151, 192, 193, 194, 
200, 250, 341, 342, 413, 419 
Lanna, Freih. v. 95 
Laparewicz, A. 14 
Lempicki, S. 15 
Lemaltre, H. 97 
. Ldnärd, J. 270 -272 
I Lenk, H. v. 148 
! Levydkyi, J. E. 25, 406 
| Likarenko, V. 288 
Litzica, C. 117 
Loesche, G. 240 
Lubened 183 
i Ludakivskyj, K. 227 
J Lukyd, V. 199 
Lychdorff 432 
Macaigne, L. E. 125 
Macoveiu 441 
Madsen, V. 310 
Mdlnai, B. 104 
Malydka, K. 476 
1 Mangold, L. 48, 230 
! MareS, T. 321 
Maslov, S. J. 207, 216 
Matolcsy, M. 49 
Mestern 217 
! Migray, J. 156 
i Milkowski, S. 135 
! Milleker, B. 115 

' Mitteilungen der Sevdenko-Qesell- 
schaft 22, 28 
' MojiiS, A. 322 
Moldovan, D. 343, 477 
Moravec, F. V. 478, 479 
j Müvdszet 50 

Munkälatai, a M. 7. akaddmia 51 

Muzeum nar. ruskie 26 

NaS, H. 481 

Nosovsk^, K. 345 

Noväk, A. 482 


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j 


Register 1910- 11 



Nyelvtudomäny 52 
Oehlenberg, E. 96 
Ohijenko, J. 27 
Ostaszewski-Baranski 501 
Otto, J. 379, 520 
Ozorai, F. 153 
Paedagogia, Magyar 53 
Pavluckij, H. 502 
Pawlowski, B. 89, 129, HO 
Petrov, N. 123 
Pflügl, A. Edl. v. 294 
Poelchau, K. 166, 483 
Pohl, J. 218 
ProCkiv, S. 342 

Programm-6rtekez6sek, Philologiai 54 

Prosvitjanyn, A. S. 347 

Przewodnik bibliograficzny 16 

PySmo z ProSvity 5 

RadzkevyC, V. 528 

RakovSkyi, 1. 180 

Ranschburg, N. 392 

Reich, D. 371 

Reinhold, H/.458 

Romanski, S. 206 

Rosenfeld, E. 402 

Rosicky, J. 527 

Rubakin, N. 485 

Rutowski, T. 132 

Savydkyj, I. 201 

Schiller, F. 459, 460 

Schlossar, A. 410 

Schloß, L. 351 

Schober, K. 284 

Schock, J. 363 

Schottenloher, K. 373 

Schubert, A. 374 

Scoala presa pedagogicä 17 

S6gur-Cabanac, Qraf. V. 33 

Sekanina, F. 324 

Serbynjuk, J. 193 

SevCenko, Z. 408 

Simek, R. 372 

Simionovici, N. 461 

Skvarko, Z. 487 

Smal-Stockyj, S. 349 

Smölski, Q. 231 

Somogyi, M. 177 

Specht, R. 255 


SribljanSkyj, M. 232, 233, 252, 253 
i Staatsvoranschiag 66 
! Staindl, M. 155, 174 
Staniszewski, W. 234, 529 
Stephan, J. E. 235 
I Strobl, J. 78 
Stutzig, L. 386, 387 
i Subert, E. 350 
SvjencTckyj, J. 85, 427 
Szab6, E. 56, 108, 109, 158, 275 
Szäzad, Huszadik 57 
Szäzadok 58 
i Szekesföväros 110 
Szemle, P6nzügyi 59 
Szemle, Protestes 60 

• 

I Szemle, Värosi 61 
j Szentivänyi, G. 62 
| Szily, A., 141 
Szpotanski, S. 137 
Szymanski, A. 453 
Tadra, F. 103 
Tarnovskij, V. 434 
Täsläuanu, O. C. 395 
Thon, J. 352 
Tietze, H. 503, 504 
Tobolka, Z Y. 258. 

Tonelli, S. 63. 

TruS, I. 489 
Umanec, S. J. 29 
Unger, F. 521 
Vancllk, F. 353 
Varr6, I. 64 
Veber, J. 340 
Venhfyn, M. 354 

Verzeichnis der Programm-Abhand¬ 
lungen 8 
Vik, T 523 
Vilimek, J. 388 
Viola, O. 126, 311 
Visegrädi, J. 114 
Vit6z, A. 65 

Volf, J. 68, 102, 122, 162, 282, 340 
366, 495. 

Vollbracht, A. 439 
Votruba, J. F. 531 
Voznjak, M. 496, 497 
Vrtel, S. 204, 506 
VYkoukal, F. 154 


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österr. u. ung- Bibliographie d. Bibliotheksw., Register 1910 11 


Vyskoöil, O. M. 144 
Wagner, O. 440 
Wasilewski, Z. 130 
Weckbecker, Freih. v. W. 159 
Weinberger, W. 366. 
Weittenhiller, M. v. 364, 365 
Wharton, L. C. 120, 146, 312 
Wiesner, J. R. v. 375, 376, 509 
Winkler, W. 70 
Wolfsgruber, H. 433 
Wolkan, R. 74, 505 
ZakolomyjSkyj, B. 173 


1 Zakosovyö, V. 339 
i Zaiiznjak, M. 32, 82, 83, 291, 358. 
428-31. 

Zambra, A. 203 
Zamora, F r 359 
Zdziarski, S. 73 

Zeitschrift des Österreichischen Ver¬ 
eines für Bibliothekswesen 6. 

! Zivn*, L. J. 170 
* Zucchelli, E. 287, 367 
2uk. A. 84, 196 
1 Zych, W. 209 


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Verlag von Wilhelm Braumflller in Wien und Leipzig. 



f Eine Darstellung ihres wissenschaftlichen Wirkens 

I von 

| Dr. Josef Schwerdfeger 

Professor am k. k. akademischen Gymnasium in Wien 

I % 

* 

wemmmemmmmm 

j Festschrift 

• aas Anlmft des sechzigjährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät 

• des Kaisers Franz Joseph 1. 

Herausgegeben von den historischen Vereinen Wiens. 

. 4*. X. 182 S. 1908. Broschiert 5 K — 4 M. 20 Pfg. 

t 

j „Reichspoet“. 1. Februar 1909. 

i 

J Diese interessante Jubiläumspublikation der historischen Vereine 
I Wiens bietet in zusammen hängender Darstellung eine Würdigung 
! der Wirksamkeit dieser Vereine und ihrer Leistungen auf dem Ge- 
, biete der Geschichtswissenschaft. Die Chronik der Vereine wird nur 
in dem Maße herangezogen, als sie für die Betrachtung der wissen¬ 
schaftlichen Wirksamkeit der Vereine auf dem Gebiete der Wiener 
Stadtgeschichte, der niederösterreichischen Landeskunde, der Reichs- 
l geschic.hte, der Hilfswissenschaften der Numismatik, Heraldik und 
j Genealogie.und der Grenzgebiete der Anthropologie und Volkskunde 
| in Betracht kommt. Indern der Verfasser die bedeutendsten Aufsätze - 
•’ über diese Gebiete der Geschichte bespricht, gibt er ein anschau¬ 
liches Bild der reichen Tätigkeit der Wiener historischen Vereine, 
l deren Leistungen sich mit denen der Vereine anderer Großstädte 
? vollauf menen können, und rückt manche verdiente Forscherpersön- 
; i liehkeit und deren hauptsächlichste Verdienste and manche Männer 
der Wissenschaft wieder unterem geist’gen Auge näher. A. F. 


I 


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Verlag von Herder zu Freiburg und Wien I. Wollzeile 33. 


Sueben ist erschien«*!» und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: 

Concilium Tridentinum 

Diariorum, Actorum, Epistularum, Tractatuum 

« Nova Collectio edidit Societas Goerresiana 

promoverulis inter Catfiolicos Germaoiae Lilerarum Siudiia 

Tomus II: Concilii Tridentinl Diariorum pars secunda: Massatelli Diaria V — VII. 
L. Pratani, H. Scripandi, L. Firmani, O. Panvinii, A. Guidi. P. G. de Mendoza 
N. Ps almac i Con m- ntaiii collcgit. edidit. illustiavit Sebastianus Merklc 
Cum tabula phototvpica. 4" (CI.XXVIII u. '»64) KK4.--; geh. in Halbfianz 
K 92.40. 

Tomus V: ConcIUi Trident ni Actorum pars altera: Acta post scssioncm tcitiam 
usque ad Concilium Bononiam translatum, collcgit, edidit, illustravit Stc. 
phanus Fhscs. 4°(LX u. 1080)K84. ; geb. K 92.40. Fiühersind erschienen; 

I: Concllll Tridentinl Diariorum pars prima: Hcrndis Severoli commentarius. Angeii MacsareUi 
Diaria I ad IV, collcgit. e«1 i«if. illustravit Sebastianus Merklr. Cum tabula phototypica 
civitatis Trider.tii ae saccub» XVI (CXXXII u. 932 K 72.— ; geh, K 79.68. 

IV: Concilii Tridentinl Actorum pnrs prima: Monumer.ia concilium praccrdt ntia, triuin prionun» 
sessiontun acta, collcgit, edidit, illustravit Stephanus Ehtes. ,CXL1V u. 620) K 57*60; geb. 
K 65.28. 

Die ganze Sammlung wird aus 12 Bünden bestehen und in vier Abteilungen zerfallen: 
Diaria (lld 1 - III»; Ada (Bd. IV—IX); Kfiiiular (Bd. X —XI) und Iractatus (Bd. XII . 

Dieses Monumental«« rk Ober das für die beginnende Neuzeit epoche¬ 
machende Konzil ist in der historischen und theologischen Abteilung größerer 
Bibliotheken nicht zu missen. 


Rudolph Ude, Abt. II. Lübeck VI 

---— Bibliothek - Einrichtungen. — 




— * 


• •: 


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